Wie soll ich mich verhalten?

  • Hi,

    durch den Wind bin ich, in der Tat :oops: . Ich werde mal abwarten, was mir von dort berichtet wird. Ich muss halt die Ruhe bewahren. Ich will jetzt nicht auch für mich nach einer Therapie oder so etwas suchen, ich mache mir ja eigentlich nur große Sorgen um ihn.

    Das mit der Kindheitsbewältigung ist eine heikle Angelegenheit. Mein Mann ist wegen seiner Depressionen zur Therapie gegangen. Im Laufe dieser Therapie (2 Jahre) kamen seine Kindheitserinnerungen hoch, die er lange Zeit verdrängt hatte. Er erinnerte sich daran, und da fing das Drama eigentlich erst an. Es sind ganz schlimme Dinge geschehen, mit denen er vor allem Nachts nicht klar kommt. Er hat Albträume und sog. Flashbacks. In solchen Situationen hat er oft zur Flasche gegriffen, eben auch "vorbeugend".
    Wenn der Klinikaufenthalt daran nichts ändern kann, weiß ich auch nicht wirklich weiter. Aber daran mag ich im Moment nicht denken..
    Ich danke Euch, und vor allem Dir, Oiseau, für die Kommunikation. Ich werde sicherlich das Forum zum ausheulen benutzen.

    Liebe verwirrte Grüße, bokins

  • Liebe bokins!
    Aber ich denke, du machst dir auch Sorgen um Dich und um EUCH, oder verstehe ich das falsch? Eine Therapie muss es ja gar nicht sein, aber Verhaltensregeln oder -vorschläge, wenn du dich unsicher fühlst. Mit einer Therapie im eigentlichen Sinne hat das erst mal nichts zu tun. Nur etwas finden, damit du zurecht kommst!

    Ansonsten, liebe bokins, genießt die Tage vor der Kur ganz bewusst! Unternehmt noch was gemeinsam, das verbindet doch.

    Ihr werdet es ganz bestimmt schaffen. Ich denk an dich!

    Oiseau

  • Hallo, an alle, die mitlesen,

    heute will ich mal wieder in eigener Sache schreiben...

    Es geht soweit gut mit meinem Partner und mir. Er ist seit 3 Monaten trocken und gefestigt. Die Gedanken an die nasse Phase und die schrecklichen Momente ... ihr kennt sie alle ... treten in den Hintergrund und langsam entwickele ich wieder Vertrauen in ihn. Das tut gut. Dennoch bin ich nicht so ganz zufrieden. Vor allem sprechen wir immer noch viel zu wenig miteinander. Das Thema Alkohol umschifft er zwar nicht mehr, aber er fängt selten von sich aus davon an. Wenigstens reagiert er, wenn ich den Bereich anschneide und das ist ein Fortschritt zu früher. Aber: Andere Dinge in unserer Beziehung spricht er nicht an und redet auch nicht mit mir, wenn ich beginne. Ich kann sonst was anstellen, er bleibt stumm wie ein Fisch und das verletzt mich sehr. Ich habe gemerkt, dass in meinen früheren Beziehungen schon viel zu wenig geredet wurde. Auch bei ihm ist es wohl so gewesen. Ich sehe es inzwischen so, dass unsere Beziehung nur eine Chance hat, wenn wir uns über alles austauschen, nichts verschweigen und auch Wünsche, Bitten und Auffälliges äußern. Ich tue mein Möglichstes, aber er scheint jedes Mal zu verstummen. Dabei klage ich nie an. Ich sage ihm, wie es mir geht, was ich mir wünsche und erhoffe. Ich will ja auch gar nicht pausenlos Probleme wälzen, will auch nicht immer wieder auf den Alkohol zu sprechen kommen, aber in meinen Augen geht es nicht ohne Gespräche und ein sich Mitteilen. Wie soll ich denn wissen, wie es ihm geht, was er denkt und fühlt und hofft? Inzwischen hat sich bei mir ziemlich viel angehäuft, über das ich dringend reden möchte, aber er zeigt sich stumm und unzugänglich. Allerdings hat er mir gestern auf mein Drängen hin mal erzählt, was ihm an mir auffällt und das war für mich so wichtig, dass er es schon viel früher hätte sagen müssen. Ich habe ihm dann erzählt, warum ich so bin, so reagiere, und da flossen bei mir Tränen ohne Ende. (Ich habe selbst auch einiges aus der Kindheit aufzuarbeiten, eine Art Trauma. ) Wenn er immer so offen zu mir wäre, ginge es uns bestimmt viel besser.
    Seit Monaten schon fällt mir auch auf, dass er abends immer sehr schnell einschläft. Früher war da mal Begehren, jedenfalls zu Zeiten des Suffs. Jetzt ist es anders. Jetzt muss ich immer die Initiative ergreifen. Ich denke manchmal, vielleicht mag er mich nicht mehr so, wenn er nüchtern ist, und das tut mächtig weh. Ich habe eh wenig Selbstbewusstsein. :oops:
    Hat jemand von euch auch solche Erfahrungen gemacht? Wie seid ihr damit umgegangen? Ich würde gern mit ihm reden. Es ist so schwer.

    Hier komme ich natürlich auch wieder auf das Thema Co-Abhängigkeit zurück. Irgend wie ist man in einer Partnerschaft doch nie ganz UN-abhängig, egal ob mit oder ohne Alk-Problem, oder?

  • Hallo Oiseau,
    ich leide mit dir.
    Es stimmt, dass der Alkohol alle Sinne stimulieren kann, aber auch tötet.
    Mein Mann war am liebesbedürftigsten, wenn er schön zu war. Nur lief dann aber nichts. Ich habe in irgendeinem Thread hier gelesen: "...fühle mich wie eine Nutte..." War bei mir genauso, denn ich "war ja schuld, dass nichts lief" und hatte zu sorgen, dass was lief. (Wirst mich schon verstehen.)
    Da hatte ich ganz die Lust verloren, nur noch Ekel empfunden, und war froh, als er gar nichts mehr wollte. Bei uns war letztendlich wirklich alles zappenduster.
    Jetzt kommen wir uns langsam näher. Langsam! Bis auf kleine Ausnahmen kann ich nicht von einem "erfüllten S.....leben" reden. Aber gerade in den letzten Tagen fühle ich eine neue, warme Nähe zu meinem Mann.
    Nachdem er trocken wurde, dachte ich, dass jetzt alles wieder wie früher würde. Aber mit der Zeit habe ich gespürt, dass auch in dieser Sache noch viel Geduld nötig ist. Und es war trotzdem gut. Ich liebe es, neben ihm einzuschlafen, nur ein Küsschen und gut. Weisst du, ich bin einfach nur immer wieder glücklich, dass wir noch zusammen sind und uns noch lieb haben. Hat es doch noch vor 6 1/2 Monaten (!!!) überhaupt nicht so ausgeschaut.
    Ich glaube nicht, dass wir jetzt unattraktiver sind. Unsere Männer müssen nur mit der neuen Situation fertig werden. Vielleicht haben sie auch Ängste - nicht mehr so fit (!) zu sein ?? Ich werde mal versuchen, in einer ruhigen Minute darauf einzugehen, wenn wir alleine sind.
    Das MIteinanderreden fällt uns auch noch sehr schwer. Ich habe damit zu kämpfen, nicht aus Angst zu schweigen. Er hat mich eben immer mit gemeinen Worten niedergemacht. Zum Schweigen gebracht. Das steckt mir immer noch drin.
    Vorhin z.B.: er kommt um die Ecke und will mich - aus Spaß - anschreien, hört aber nach der ersten Silbe auf, sieht mein erschrockenes Gesicht. .."Jetzt hast du aber Angst gehabt" - Ich habe ihm vor ein paar Tagen erst erzählt, dass ich in seiner nassen Zeit viel Angst vor ihm hatte. Darüber hat er schon was nachgedacht.
    Nichtsdestotrotz wünsche ich dir einen schönen Abend und nicht so nachdenkliche Stunden, liebe Grüße, Gotti.
    P.S. Meinst du, bloss weil unsere Männer trocken sind ist unsere Co -Abhängigkeit vorbei? So schnell geht das auch wieder nicht. Hab Geduld, mit ihm und mit dir. (Fühl dich ganz fest gedrückt von mir!)
    Über Alk. reden wir auch, wenn ich hier zum Beispiel mal wieder mit einem Problem hängenbleibe. Er sieht sich aber in der glücklichen Lage, wirklich mit dem Thema Schluss gemacht zu haben. Die Geschichten der anderen in seiner SHG bestärken ihn jedesmal wieder.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • :roll: Da ist was durcheinander gekommen. Aber du verstehts bestimmt auch so. :oops:

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Gotti,

    danke, dass du mir so offen und lieb geantwortet hast. Das tat gut! :lol:
    Es tut mir leid, dass du in deiner Vergangenheit so viel durchmachen musstest! Ich kann mir das alles nur schwer vorstellen, kann es kaum glauben, wie viel du bereit warst zu ertragen! Da freut es mich besonders für dich, dass es dir und euch jetzt sooo gut geht!!! Du genießt das Leben, bist bereit auf deinen Mann wieder neu zuzugehen, auch, wenn er so seine Macken hat :roll: (nicht übel nehmen...) - weiß er eigentlich, welchen Schatz er an seiner Seite hat?

    Ich habe solche Verletzungen, wie du sie beschreibst, nie erlebt. Erstens kenne ich meinen Lebensgefährten noch nicht so lange, erst 5 1/2 Jahre, zweitens hat er mich nie bedrängt, beschimpft, niedergemacht, mich für seinen Alkoholismus verantwortlich gemacht. Nie! (Ich glaube, das hätte ich auch gar nicht mitgemacht!!!) Aber es ist wohl schon so, dass der Alkpegel seine Sinne stimuliert hat. Ich habe es noch nicht geschafft mit ihm mal zu reden. Vielleicht ist es ja auch eine allgemeine Erscheinung, die mit seinem Alter zu tun hat?! Keine Ahnung! Aber wir Frauen verändern uns ja auch immens in den Wechseljahren. Jedenfalls habe ich bis jetzt noch gewartet, dass er mal auf mich zugeht, aber umsonst. Folge: Ich heule in mein Kopfkissen, kann nicht einschlafen und bin am nächsten Morgen neben der Spur. :roll: Mein Selbstwertgefühl ist nicht sehr groß und das alles zieht mich noch weiter runter. Ich weiß, ich muss lernen, mich von dem Urteil anderer Menschen, auch dem meines Partners und meiner Kinder, unabhängig zu machen, aber das ist mir noch nie gelungen.. Auch nicht im Beruf...

    Wie schaffst denn du es, mit deinem Mann ein Gespräch über EUCH zu beginnen? Sprichst du ihn direkt drauf an? Wartest du, bis er geantwortet hat, reagiert hat? Pochst du auf eine Reaktion? Geschieht es dir auch, dass er gar nicht reagiert?

    Ich finde dieses Schweigen so bedrohlich. (Habe vermutlich irgend welche anderen Erinnerungen, die es für mich so erscheinen lassen, auch, wenn es gar nicht so ist.)

    Heute war ein so schöner Tag!!! Haben im Garten gewerkelt und danach dort gesessen und gegessen, gelesen, die Vögel beobachtet.

    In einer Woche geht der Urlaub los. (Wir fahren um Pfingsten herum gern in den Süden, aber im Sommer meistens in den Norden.) Herrlich!! Bis dahin hoffe ich, dass wir einen Schritt weiter gekommen sind.

    Liebe Grüße,

    Oiseau.

  • Hallo, alle,

    ich beziehe mich noch mal auf mein posting vom 2.5. Gibt es irgend jemanden, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat wie ich/wir? Was kann man tun? Ist ja recht still hier bei mir im Thread geworden. Ich wäre so froh, noch ein paar Meinungen zu lesen. Denn, auch, wenn wir es vielleicht vergleichsweise gut haben, sind wir lange nicht "über den Berg" und einiges entwickelt sich im Moment nicht so gut. Das ist zumindest mein Gefühl, denn ich merke, dass ich zuweilen recht nachdenklich und traurig bin.

    Danke fürs Lesen und einen angenehmen Frühlings-Sonntag-Abend.

    Oiseau.

  • Liebe Oiseau,

    ich kenn das auch. Mein Mann ist nun fort, und in den letzten zwei Wochen gab es kaum etwas, über das wir geredet haben. Mir brannte mancherlei unter den Nägeln, aber ich habe mich immer zurückgenommen. Ich glaube, dass unsere Männer, ob nun vor einer Therapie oder danach, sehr viel mit sich selbst zu tun haben. Selbst wenn ich meine Probleme direkt ansprach, erhielt ich höchstens ein "ja, das ist nicht schön" oder so ähnlich. Konstruktiv wurde in unserer Beziehung seit einiger Zeit nicht mehr geredet. Ich habe mal geschrieben, dass ich meinen Mann zu jeder Zeit anspreche, und er mir auch zuhört und mit mir spricht, aber das stimmte in letzter Zeit nur bedingt. Vielleicht hatte er auch einfach nur die Nase voll vom Reden. Jetzt ist er weg, und ich hoffe, die Zeit tut uns beiden gut tut.
    Dass das "Liebesleben" unter der Situation Schaden genommen hat, kann ich nur bestätigen. Es ist schon lange nicht mehr so wie es früher einmal war. Und ich gebe auch daran dem Alkohol die Schuld. Mit Alkohol war man "enthemmt", ohne (nach langer Zeit) befangen, gar beschämt. Wir mussten uns auch neu kennenlernen, obwohl wir uns so lange kennen und auch sehr lieben. Aber unsere Liebe hat eine andere Dimension angenommen. Ich habe manchmal das Gefühl, als schwebe sie über allem. Uns kann nichts auseinander bringen, nicht mal Stillstand im "Eheleben". Ich habe mich damit arrangiert, es kommen wieder andere Zeiten, und es ist mir auch nicht so wichtig. Mir reicht es, das Gefühle vermittelt zu bekommen, dass man begehrenswert ist, hätte man denn grundsätzlich Lust darauf.
    Wir sind halt schon ein "altes Ehepaar"....
    Aber ich kann Dich schon verstehen, der Frust keimt auf, und man sucht die Schuld bei sich. Nicht attraktiv genug, andere sind viel hübscher ....Aber das stimmt nicht. Unsere Männer (na ja, ich kann ja nur von meinem reden) haben einfach momentan andere Sorgen. Der Absprung vom Alkohol bedeutet auch in vielerlei Hinsicht Änderungen im Leben. Sie nehmen viele Dinge nun bewusster wahr, und je nachdem, wie lange die Gedanken sich um den Alk drehten, dauert es umso länger, wieder festen Grund unter den Füssen zu spüren und die Eindrücke richtig zu verarbeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der bloße Verzicht und eine hinterher absolvierte Therapie das Leben wieder komplett in die richtige Bahn lenkt. Da steckt viel mehr Kopfarbeit hinter als wir ahnen.
    Nimm es nicht so persönlich, wenn ihr im Moment nicht so engen Kontakt habt wie Du dir das wünschen würdest, es hat bestimmt nichts mit Dir zu tun. Wir können nur geduldig sein, und werden irgendwann sicherlich dafür belohnt.

    Lieben (einsamen) Gruß, bokins

  • Liebe bokins,

    deine Erfahrungen machen mir Mut und trösten mich ein bisschen, denn ich sehe, dass mein Problem wohl gar nicht so selten ist. Das, was du über eure Beziehung schreibst, rührt mich sehr, weil so viel tiefes Gefühl dahinter steckt. Schön!

    Weißt du, vielleicht habe ich so blöde Bedenken, weil mein Partner und ich uns ja noch nicht so lange kennen. Aus meiner früheren, langjährigen Ehe weiß ich, dass sich das "Eheleben" natürlich verändert. Nach vielen Jahren! Aber wir kennen uns erst relativ kurze Zeit, da ist mir die "Abkühlung" irgend wie zu früh. Wahrscheinlich habe ich deshalb ein bisschen Angst. Und die Befürchtung, dass wieder alles zu Ende ist....

    Ansonsten ist er ja wirklich total lieb, verträglich, liebevoll, zärtlich und aufmerksam. Ich weiß ja gar nicht, worüber ich mich eigentlich beklage :oops: Geduld ist wohl wieder mal das Stichwort, oder? Ich weiß.
    Danke für deine mitfühlenden Worte. Das tat sooo gut!

    Wir hatten heute im übrigen einen wunderschönen Sonntag mit einem richtig gemütlichen Ausflug und einem sonnigen Spaziergang. Da kann die neue Woche ruhig beginnen...

    Liebe Grüße an alle,

    Oiseau

  • Hallo an alle,

    ich bin immer noch mit bokins' Thema beschäftigt.
    Wir haben nämlich im August eine Einladung zu einem Geburtstag bei Freunden. Sie wollen in einer anderen Stadt feiern und laden dort zu einem Kneipen-, Bierkeller- und Stadtbummel und begleitender Feier ein - mit Übernachtung. Wir haben schon vor längerer Zeit zugesagt. Diese Freunde, die selbst sehr gern "guten Wein" trinken und ER meines Erachtens ein Alkoholproblem hat, (würde er niiiiie zugeben, denn Wein gehört für ihn zum Lebensgefühl dazu!!!) wissen von der Alkoholkrankheit meines Partners nichts.
    Gestern sprach ich meinen Partner darauf an. Er meint, er wolle auf jeden Fall zu dem Geburtstag fahren, denn es mache ihm überhaupt nichts aus, wenn die anderen trinken. Im Gegenteil, wir könnten dann mal beobachten, wie die anderen sich so langsam verändern, das Lallen anfangen und torkeln. Naja, ich finde das gar nicht gut, dass er sich dem allen aussetzen will, aber er sagt, ich könne ihm vertrauen. Er sei schon oft genug, in seinen trockenen Phasen, in solchen Situationen gewesen und hatte kein Problem damit. Schwierig wird es für ihn angeblich nur, wenn er Stress hat (so, wie im Beruf neulich noch) und er dann nicht mehr klar denken kann. Außerdem ist er kein Alkoholiker, der meistens mit anderen soff, sondern allein, versteckt, ohne, dass es andere sahen. Ich weiß wirklich nicht, ob ich ihm trauen kann nach allem, was bei bokins so an Zuschriften kamen. Über den Alkoholismus will er jedenfalls die Freunde während der Feier aufklären. Ob das reicht? Wir sehen uns nicht oft, sie wohnen in einer anderen Stadt.
    Eigentlich habe ich das Gefühl, wir sollten sogar die Freundschaft abbrechen, auf jeden Fall aber dann, wenn sie die Angelegenheit ins Lächerliche ziehen würden. Klar! Nur, bisher war mir diese Freundschaft eigentlich wichtig. Haben alle hier ihren Freundeskreis ändern müssen? Welche Freunde habt ihr abgeschrieben? Welche habt ihr behalten? Ich bin im Moment wirklich verwirrt.

    Liebe Grüße,

    Osieau.

  • Liebe Oiseau,

    du hast die Antoworten in meinem Threat gelesen, und anders als Du, muss ich sicherlich über mein Trinkverhalten auch nachdenken...
    Mein Mann hat auch immer nur alleine getrunken, nie in Gesellschaft. Betrunken habe nur ich ihn erlebt. Andere die ihn kennen würden mir das gar nicht glauben!! Daher dachte ich auch, es ist kein Problem, sich in einer trinkenden Runde (kein Besäufniss!) aufzuhalten, da er dort nie getrunken hat. Aber die Tücken der Sucht gehen ihren eigenen Weg. So musste ich bei mir lesen. Ich glaube, wir müssen da doch verdammt vorsichtig sein, und das Spiel mit dem Feuer meiden. Andererseits fällt es mir schwer, Verabredungen abzusagen, die mein Mann befürwortet. Ich bin doch dann die Spaßbremse. Kann es sein, dass unsere Männer es nicht ernst genug nehmen, weil sie noch nicht tief genug gesackt waren?? Und wir als CO eben auch diese Abgründe noch nicht so drastisch miterlebt haben? Ich mache mir da so meine Gedanken.
    Lieben Gruß, bokins

  • Liebe Oiseau,

    ich bin nun kein trockener Alkoholiker, sondern nur inaktive Co. Aber stell Dir doch mal vor, Dein Mann sitzt den Abend da und muss sich immer wieder wehren nichts zu trinken.

    Ich hab sowas mitbekommen, als mein Ex mal wieder versucht hat vom Alk wegzukommen, da waren wir bei Freunden auf nem Spieleabend, sein bester Freund wusste vom Alkoholproblem meines Ex, er hat sich darueber auch immer aufgeregt, dass er soviel trinkt und dieser Freund hat an dem Abend gesagt, komm nur ein Glas Wein, Jesus hat doch auch Wein getrunken, Du musst ja nur eins trinken und dann ist gut. :shock:

    Mir sind die Augen aus dem Kopf gefallen, ich hab diesen Spieleabend verlassen, mein Ex hat zum Wein gegriffen und es hat in einem Totalbesaeufnis seinerseits geendet. Sein bester Kumpel konnte es nicht verstehen, scheinbar hat er die Tragweite von Alkoholismus tatsaechlich nicht erkannt. Du wirst Dich ganz schoen wundern wieviele Menschen sowas nicht erkennen. Da wird dann drueber gewitzelt und es nicht ernst genommen. Ich an eurer Stelle wuerde mich nicht solchen Sachen aussetzen und mit dem Feuer spielen. Ich als Co wuerde dort nicht hingehen, wenn Dein Mann will, soll er machen, aber warum solltest Du den Boden naehren, der euch nur Leid gebracht hat in der Vergangenheit?

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Liebe Jenny,

    du hast sicher Recht mit dem, was du schreibst. Vor allem befürchte ich in der Tat, dass die Freunde kein Verständnis aufbringen werden, so nach dem Motto: Ein Gläschen nur, komm, sei kein Spielverderber. Oder gar: Du darfst wohl nicht? Stehst wohl unter dem Pantoffel...
    Davor habe ich Angst. Aber mein Partner sagt, falls solche Bemerkungen kämen, könne er schon deutlich werden und er ist ja nicht auf den Mund gefallen. Trinken wird er mit Sicherheit nichts, er will nicht, das ist klar.
    Aber dennoch: Ich selbst kann nicht einschätzen, wie schwer es für ihn wäre, die Trinkerei, selbst wenn sie nicht schlimm wäre, auszuhalten. Er behauptet: Überhaupt nicht schlimm.
    Ich weiß, wenige Leute kennen die Tragweite des Alkoholismus. Ich habe sie ja auch nicht gekannt, bevor ich damit konfrontiert wurde.
    Was mich auch noch so stört ist, dass dieser Freund, bei dem wir eingeladen sind, uns am Telefon sagte, er wünsche sich nur einen guten Rotwein, sonst nichts, als Geschenk.
    Ach, es ist alles nicht so einfach. Wir werden noch mal ein bisschen nachdenken und vielleicht muss ja auch ICH für uns beide entscheiden nicht hinzufahren.
    Danke einstweilen für deine Gedanken und Erfahrungen.

    Liebe bokins,

    ich habe auch schon gedacht, dass unsere Männer zwar genauso Alkis sind wie alle hier Beschriebenen, aber vielleicht doch noch nicht in allem dazu stehen. Daher habe ich ja auch immer noch Zweifel, ob er es wirklich auf Dauer schafft. So lange es keinen Stress gibt, sicher. Aber - wehe, wenn er allein loszieht oder wenn es wieder Stress gibt. Ich weiß es nicht.
    Gute Nacht, ihr alle! Toll, dass es euch gibt!
    Oiseau

  • Liebe Oiseau,

    Du hast natuerlich einen ziemlich harten Weg auch vor Dir, wie lebt man mit einem trockenen Alkoholiker zusammen und hat dazu auch noch seine Co-Abhaengigkeit unter Kontrolle. Das ist eine Lebensaufgabe. Ich gebe ehrlich zu, ich koennte das nicht, ich koennte so nicht leben, aber das ist ja meine Sache. Ich freue mich auf jeden Fall, dass Dein Mann den Weg der Trockenheit gewaehlt hat.

    Weisst Du es gibt doch dieses Suchtgedaechtnis. Kannst Du Dich vielleicht an irgendwas erinnern, wenn DU einen bestimmten Geruch riechst und Du an Deine Kindheit erinnert wirst???? Oder die weihnachtlichen Gerueche, ich mein jetzt nicht Gluehwein, die rufen bei uns ja auch Gedanken hervor. So ungefaehr muss es bei einem Alkoholiker sein. Irgendwas ist dort was ihn an sein Beduerfnis an Alkohol erinnert und schon faellt es ihm schwerer und er kaempft wahrscheinlich noch Tage spaeter mit sich selbst, so wie hier einige trockene Alkoholiker geschrieben haben.

    Dieses Suchtgedaechtnis ist wohl immer vorhanden, ich kann nur wieder auf meine heroinsuechtige Freundin hinweisen, die seit Jahren clean ist. Sie sagt, manchmal in Stresssituationen kommt der Gedanke an das Heroin an das Gefuehl was es Dir gegeben hat, es sind meistens nur Sekunden und sie ist heute noch erschrocken darueber und sie ist sehr froh, dass sie zu ihren Leuten, die in diesem Drogensumpf waren, gar keinen Kontakt mehr hat. Ich denke auf jeden Fall unterschaetzt das Dein Mann, sicherlich kannst Du jetzt nicht immer das Ruder in die Hand nehmen und fuer ihn entscheiden, ob er dahingeht oder nicht, aber Du kannst fuer Dich entscheiden, ob Du wirklich auf so eine Party gehen moechtest mit diesen Gegebenheiten, denn sei mal ehrlich wuerdest Du Deinen Mann nicht eventuell den ganzen Abend beobachten und vielleicht Dein Co-Verhalten da wieder mehr ausleben?

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Liebe Jenny, Du scheinst echt eine totale Expertin in Coabhängigkeit zu sein. Stimmt was Du da sagst, ich würde meinen Freund den ganzen Abend beobachten. Wäre aber nie auf die Idee gekommen das das Coabhängig ist...krass! Vielleicht ist es gut das ich nicht mit Ihm weggehe.

    An Alle: Heute in der Shg hatten wir auch das Thema Feiern und andere Leute die Ihr Bier erwarten. Ich äußerte dazu das ich von vornherein klarstellen würde das es keinen Alkohol gibt! Da sagte die "Leiterin" - das soll man gar nicht, schließlich müßten die Alkoholiker lernen damit klarzukommen, auch woanders. Nachdem was ich aber hier im Forum gelesen habe bin ich da wirklich anderer Ansicht und finde das total schlimm das dies von unserer "Leiterin" so dargestellt wird. Gerade im ersten Jahr...muß man doch soviel lernen...anders umzugehen mit vielem. Ich würde das nicht riskieren wollen...Mein Freund meint dazu das ich da viel zu radikal bin...Ich weiß nicht! Ich sehe das nur als Konsequent an. Alkohol wird oft total unterschätzt.

    Grüße Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Liebe Oiseau,

    ich bin ein bisschen zwiegespalten, wenn ich die Meinungen der anderen so lese. Sicher, wir sind CO-Abhängig, und wenn wir auf eine Feier gehen, laufen wir Gefahr, unseren Partner zu beobachten. Aber dass darf doch nicht der Grund sein, nicht hinzugehen! Damit hätten wir ja ein zweites Problem, dass wir bewältigen, indem wir es umgehen. Jenny schreibt sie könne nicht so leben. Gut. Wir leben aber so. Und ich zumindest liebe meinen Mann sehr, und geniesse auch das Leben an seiner Seite. Ich weigere mich einfach, meine CO-Abhängigkeit so in den Vordergrund zu stellen, dass ich irgendwann Angst habe das Haus zu verlassen, weil mein Mann dann entweder alleine zu Hause ist (Alarm: Rückfall!) oder wir gemeinsam eine Veranstaltung besuchen (Alarm: Co-Anhängige beobachtet ständig!). Wir müssen mit der Realität einen Kompromiss schliessen, und seht Euch doch um: Alkohol ist Realität. Die Leute wünschen sich zum Geburtstag eine "gute Flasche Wein", ich bekommen zu Weihnachten von meinen Kunden eine "gute flasche Wein" geschenkt, heute las ich in der Zeitung, dass 9 Mio Menschen Alkohol in gefährlichem Masse zu sich nehmen... in 2007 20.000 Jugendliche durch Komasaufen bewusstlos wurden. Ja, Alkohol wird unterschätzt, das muss in das Bewusstsein der Freunde und Bekannten dringen, und nicht die Tatsache das unsere Männer doch bedauernswerte Geschöpfe sind, die nicht mehr auf eine Feier dürfen, und keinen Spaß mehr im Leben haben. Man steht schnell als Moralapostel in einer Ecke, aber ich habe erlebt, dass ich schon den einen oder anderen auf den eigenen Alkoholkonsum aufmerksam gemacht habe, indem ich (ich habe früher gerne Alkohol getrunken) bewusst auf Alkohol verzichte und dies auch betone. Die Spreu der Freunde wird sich vom Weizen trennen. Aber trotzdem, wir kommen im alltäglichen Leben einfach nicht umhin auch mit Alkohol zu leben. Oiseau, ich würde eurem Freund auf keinen Fall Wein schenken. Ihr kennt ihn doch gut, lasst Euch etwas bewusst anderes einfallen. Vielleicht denkt er darüber nach. Falls ihr denn nun hingehen werdet...

    Lieben Gruß und einen sonnigen Tag, bokins

  • Hi Bokins,
    Hi Oiseau,

    klar koennt ihr nicht alles Situationen vermeiden in denen Alkohol getrunken wird, aber man kann Situtationen meiden in denen der Alkohol klar im Vordergrund einer Sache steht. Wenn ihr mit Freunden essengeht, dann ist es was anderes, als wenn ihr bewusst auf eine Feier geht wo ihr wisst, dass nach einiger Zeit die Leute sowieso torkelnd durch den Raum wandern, dann ist da noch die Frage, warum ihr das tut? Weil es Spass macht ganz sicherlich nicht, sondern wahrscheinlich eher aus Gewohnheit und Pflichtbewusstsein. Wenn es nun also aus Pflichtbewusstsein her waere, dann ist fuer mich irgendwo noch der Scham da, dass mein Partner diese Erkrankung hat und ich als Co noch nicht wirklich offen mit dem Thema umgehen kann.

    Es ist verdammt schwer fuer Euch und Eure Partner. Ihr habt bereits schon einige Warnung von trockenen Alkoholikern hier erhalten, lieber fern von solchen Veranstaltungen zu bleiben, zumindestens am Anfang der "Trockenzeit", aber keiner kann euch diese Entscheidung abnehmen.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo Oiseau, hallo Jenny,

    Logisch, dass wir keine Veranstaltung besuchen, wo sich die Leute zum Hauptzweck die Birne zuschütten!! Ich hoffe, dass das aus meinen vorherigen Antworten/Meinungen auch klar hervorging!! Ich schrieb ja, auf ein Schützenfest würde ich nie gehen. Aber das war auch nie unser Ding. Das ist es ja was ich meinte, unsere Männer tranken doch immer nur zu Hause, alleine !! Daher wehrte ich mich dagegen, sämtliche Veranstaltungen nunmehr meiden zu müssen. Und ich wollte bei Dir, Oiseau und auch bei Gotti keine Missverständnisse bezüglich der Besuche von "gesellschaftlichen Verpflichtungen" stehen lassen.

    Also Oiseau, wenn die Feier nicht erfahrungsgemäß in einem Besäufniss endet, sondern ein "geselliger" Abend werden kann, wo man als "Nichttrinker" nicht auffällt, warum solltet ihr nicht gehen? Das ist meine Meinung. Wenn die Freunde es Euch wert sind, werden Sie die Krankheit auch akzeptieren und sich dementsprechend verhalten.

    Lieben Gruß, bokins

  • Hallo bokins,

    antworte ich mal hier in diesem Thread:

    Zitat

    Das ist es ja was ich meinte, unsere Männer tranken doch immer nur zu Hause, alleine !! Daher wehrte ich mich dagegen, sämtliche Veranstaltungen nunmehr meiden zu müssen.

    Ich habe auch nur zu Hause gesoffen, bei Veranstaltungen fiel ich NIE auf, auch sehr selten auf Partys, ich hab danach zu Hause weitergesoffen oder halt meist NUR DORT !!
    Ich frage mich gerade, ob Du nicht verstehen kannst oder willst ?
    Wir müssen erstmal ALLEN Gefahren aus dem Weg gehen ! RISIKOMINIMIERUNG, GRUNDBAUSTEINE, sach ma, denkst Du, wir denken uns sowas zu unserem Vergnügen aus oder um jemanden den Spaß zu verderben ?

    1 Jahr mit dem Hintern zuhause bleiben, SO ist unser RAT hier, um in dieser Zeit sein Leben zu überdenken, vieles zu ändern, ein Bekanntenkreis, in dem getrunken wird, KANN einfach nicht mehr dazu gehören, er gibt uns außerdem normalerweise später nix mehr, is nich mehr unsere Welt.
    Geht es darum, nicht ertragen zu können, sich mal auf sich selbst zu besinnen ? Und hiermit meine ich den Alkie SOWIE den CO !
    Angst, irgendwas zu verpassen, den Anschluss an die "Gesellschaft" zu verlieren ?
    Die Welt dreht sich auch ohne uns mal ne Weile weiter, ganz sicher....

    Zitat

    Also Oiseau, wenn die Feier nicht erfahrungsgemäß in einem Besäufniss endet, sondern ein "geselliger" Abend werden kann, wo man als "Nichttrinker" nicht auffällt, warum solltet ihr nicht gehen? Das ist meine Meinung. Wenn die Freunde es Euch wert sind, werden Sie die Krankheit auch akzeptieren und sich dementsprechend verhalten.

    Wenn es ein geselliger Abend ist, spricht nichts dagegen ! Wenn dort allerdings Alkohol konsumiert wird, spricht ALLES dagegen !
    Und Du schreibst es schon selbst:
    Freunde werden darauf Rücksicht nehmen und an diesem Abend auf Alk verzichten, wenn man offen über seine Krankheit mit ihnen redet und ihnen alles erklärt.
    "Freunde", die allerdings selbst ein Alk-Problem haben, und sei es nur das, zu denken, nur mit Alk im Blut kann man lustig und "gesellig" sein, sind allerdings keine Freunde.
    Die sind es eh nich mehr lange... so sicher wie dat Amem inner Kirche.
    Die wollen von Euch gar nicht den Spiegel vorgehalten bekommen, wie schön ein Leben ohne Alk sein kann, denn dann müßten sie über sich selbst nachdenken.

    bokins, das sind im übrigen alles Erfahrungswerte von mir selbst. Die sammelten sich aber auch erst im Laufe der Zeit, weil ich meinen Weg in die Trockenheit die ersten Jahre allein ging, ohne SHG oder Thera.
    Ihr könnt unseren Rat annehmen oder es sein lassen.
    Aber wir werden hier NIEMALS als Alkies zu Feierlichkeiten raten, wo Alk gesoffen wird !
    Es sind unsere Erfahrungen, viele bitter durch Rückfälle bezahlt !!
    Anfangs weiß man aber vieles selbst noch nicht besser, darum kommt es zu so Aussagen Eurer Männer "Ich kann das, mir macht das alles nix"
    Hier fehlt einfach noch die Erfahrung, dann sollte man aber besser Rat von denen annehmen, die schon länger erfolgreich trocken sind.

    LG
    Lilly

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!