Wie soll ich mich verhalten?

  • Guten Abend in die Runde! Ich habe schon seit einigen Wochen fleißig hier im forum gelesen und bin froh, euch gefunden zu haben. Heute nun habe ich mich getraut, mich vorzustellen und kopiere euch mal hier hinein, was ich im Portal geschrieben habe.
    Vielleicht vorweg noch eine Info zu meinem Alter: 50+
    Meine Geschichte: Ich bin seit über 5 Jahren mit meinem Partner zusammen und weiß seit etwa vier Jahren, dass er alkoholabhängig ist, allerdings würde ich ihn einen "Quartalstrinker" nennen. Er trinkt, wenn er Probleme bei der Arbeit und mit sich selbst hat. Nachdem ich oft unschöne Momente erlebt habe, in denen er kaum noch sprechen geschweige denn gehen konnte und Gespräche lange Zeit nichts fruchteten, machte ich ihm des öfteren klar, dass es für uns nur eine Zukunft geben könne, wenn er sein Problem einsieht und ganz mit dem Trinken aufhört, also sich einer entsprechenden Arztbehandlung und Kur unterzieht. Er war einverstanden (hat zwar gedauert, aber er wusste, dass ich es ernst meinte). Diese Kur wird in ca. 2 Wochen beendet sein und soweit ich weiß, geht es ihm sehr gut und er entwickelt täglich mehr Strategien, mit seinem Leben ohne Alkohol fertig zu werden. Er ist richtig euphorisch und sehr optimistisch und will nur eines: Gesund mit mir alt werden und das Leben noch genießen. Auch ich wäre glücklich, wenn es ihm gelänge. Natürlich weiß ich, dass man vor Rückfällen nie gefeit ist, aber ich bin bereit, mich auf die Zukunft mit ihm erneut einzulassen.
    Nun meine eigentliche Frage: Wie sollte ich mich verhalten, wenn er zurück kommt? Ich bin sehr verunsichert. Ich werde ihn mit offenen Armen willkommen heißen und mich freuen, dass er zurück ist, aber bestimmt werde ich Fehler machen im Verhalten ihm gegenüber. Da ich hier schon einige Beiträge gelesen habe und weiß, dass viele alte Hasen unter euch sind, wäre ich für ein paar Tipps sehr dankbar.
    Viele Grüße,
    Oiseau

  • Hi Oiseau,

    hast Du Dich mal mit dem Begriff Co-Abhaengigkeit auseinandergesetzt?

    Was ich selbst weiss ist, dass wirklich trockene Alkoholiker haeufig ganz anders sein koennen als nasse, nicht nur weil sie nicht mehr trinken, nein, wenn sie tatsaechlich diesen Aufwachprozess komplett durchlaufen und auch ihre Verantwortung erkennen, dann kannst Du aufeinmal einen ganz anderen Menschen vor Dir haben.

    Haeufig bei uns Angehoerigen ist es so, dass wir gewohnt waren, unseren alkoholkranken Partner in Watte zu packen, einfach weil wir wieder Angst hatten vor einem Ausbruch und sein Trinkverhalten, wir wollten ihm nicht noch extra die Moeglichkeit geben zu trinken.

    Das einzige was ich Dir raten kann ist, dass Du vielleicht auch zu aktiven Treffen von Angehoerigen gehst, Dich auch mit Deiner Co-Abhaengigkeit und Deinem Verhalten in den letzten Jahren auseinandersetzt.

    Eigentlich solltest Du ihn ganz normal behandeln, wie einen normalen Menschen halt, entziehe ihn nicht von der Realitaet, nehm ihm nicht seine Verantwortung an und kontrolliere ihn nicht, ob er tatsaechlich Alkohol trinkt und die Kur ein Erfolg war.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo, Jenny,
    danke für deine liebe Antwort.
    Ja, mit Co-Abhängigkeit habe ich mich beschäftigt. In wieweit ich selbst co-abhängig bin, weiß ich nicht so genau. Ich weiß, dass ich meinen Partner im alltäglichen Leben nicht geschont habe, ich weiß auch, dass ich ihm niemals Alkohol beschafft habe. Seine Schwester hat das getan, dort war er dann auch oft, wenn er trinken "musste". Andrerseits war ich jedes Mal, wenn er bei seiner Schwester war, ziemlich fertig, fühlte mich verzweifelt und betrogen und sehr allein, so, wie wohl jeder Angehörige eines Alkoholikers es kennt. Was ich jetzt, in seiner kurbedingten Abwesenheit, lerne, ist, mir selbst Gutes zu tun, allein etwas zu unternehmen, nicht darauf zu vertrauen, dass andere mich begleiten. Das muss ich wieder lernen, und es ist ein mühsamer, nicht einfacher Prozess. Von daher denke ich, dass ich zumindest in diesem Bereich co-abhängig bin/war.
    Ich werde ihn bei seiner Rückkehr sicherlich ganz normal behandeln, ihn nicht ausfragen, drängen, mich in seine Angelegenheiten mischen und ich will versuchen, mein Misstrauen zu besiegen. Das wird sicherlich für mich das Schwierigste sein. Die Tatsache, dass er mich immerzu belogen hat und sich selbst und mir lange lange Zeit seine Sucht und seine Sauferei nicht eingestanden hat, verunsichert mich immer noch. Der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses ist wohl enorm schwierig. Und hier hoffe ich, erst einmal in diesem Forum Hilfe und Rat zu erfahren. Dass ich mich evtl. noch um eine Selbsthilfegruppe bemühen werde, ist ziemlich sicher. Z.Z. ist es zeitlich etwas schwierig, vor allem auch, weil ich so viel an mir selbst und meiner Selbstständigkeit arbeite. In psychologischer Behandlung bin ich auch, das hilft mir im Moment ganz gut.
    Aber vielleicht weiß jemand einen allgemeinen Tipp, wie ich als Angehörige das Misstrauen überwinden kann. Wem von euch Lesern ist das gelungen, und wie habt ihr es geschafft? Oder ist es gar nicht möglich, die Ängste und das Misstrauen abzulegen??
    Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Nachmittag.
    Oiseau :D

  • Hallo Oiseau,

    die Wunden sind tief und schwer, ob Du das jemals kannst liegt an Dir selbst und sicherlich auch wie sehr Dein Partner seine Alkoholismus ernst nimmt und daran arbeitet. Nur Du selbst kannst entscheiden, ob Du noch eine Beziehung mit ihm eingehen kannst und mit ihm leben kannst. Das wird sicherlich die Zeit nach seiner Kur zeigen.

    Wichtig fuer uns Angehoerige ist, dass wir uns auf uns selbst konzentrieren, uns einen Freundeskreis suchen, eigene Interessen suchen etwas unternehmen in dem wir uns unabhaengig von unserem kranken Partner machen.

    Mach genau das was Du jetzt auch gemacht hast, kuemmere Dich um Dich selbst.

    Vielleicht kann sich ja mal Gotti melden, wenn ich das richtig gelesen habe, hat sie dort Erfahrungen gesammelt und ist mit ihrem jetzt trockenen Partner noch zusammen.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Danke, Jenny, für deinen erfahrenen Rat. Ich finde es übrigens auch ganz ganz toll von dir, dass du deine eigenen Erfahrungen an uns Betroffene weitergibst, obwohl du nicht mehr mit einem Alkoholiker zusammen bist. Du könntest ja auch sagen: Ich habe es hinter mir und gut! Also, großes Lob auch von mir!
    Ja, ich merke selbst, dass ich für mich auf einem guten Weg bin. Ich aktiviere Freundschaften, rede auch mit allen Freundinnen über den Alkoholismus meines Partners, damit ich sie nicht mehr anlügen muss. Das tut gut. Und die Reaktionen sind durchwegs sehr wohlwollend, positiv, verständnisvoll... auch meinem Partner gegenüber. Alle wünschen ihm, dass er es schafft und keiner hat die Beziehung zu mir/uns deswegen abgebrochen, was ich zuerst befürchtet hatte. Im Gegenteil: Es ist erschreckend, wie viele Menschen mit Alkohol Erfahrungen haben, meistens kennen sie einen oder mehrere andere, die Alkoholprobleme haben. Manche machen sich gar um ihre eigenen Partner Sorgen (Er trinkt auch viel zu viel und es wird immer mehr und er kann eigentlich gar nicht mehr ohne..)
    Gottis Geschichte werde ich mir gleich mal durchlesen und sie evtl. mal kontaktieren.
    Ja, und wie du selbst es schreibst: Ich kann nur allein entscheiden, ob ich bereit bin, mit meinem Partner weiterhin eine Beziehung zu führen, oder ob es sinnlos ist... wenn er sich nicht wirklich ändert.
    Dass er sich im Moment total verändert anhört, ist mir aufgefallen. Er redet plötzlich über SICH selbst! Das hat er vorher nie getan! Und er hat wieder Perspektiven.
    Ich bin gespannt.
    Liebe Grüße,
    Oiseau

  • Hallo Oiseau,

    ich dank Dir fuer Dein Lob :oops:

    Ich finde es schoen zu hoeren, dass bei euch Dein Partner sich fuer eine Kur entschieden hat und sein Alkoholproblem erkannt hat.

    Ich weiss selbst noch aus anderen Erfahrungsberichten, die ich ueber die Jahre gelesen habe, dass ein trockener Alkoholiker sehr anders sein kann, ja dass er seine Verantwortung wieder uebernimmt. Manche Co's kommen damit nicht klar, denn sie selbst sind noch in der Co-Abhaengigkeit verhaftet, wollen kontrollieren, betuetteln den schwachen Partner staerken, aber ein trockener Alkoholiker will das nicht mehr, er will alles selbst machen, er strahlt Selbstbewusstsein aus und will nicht vor der Realitaet geschuetzt werden.

    Ich finde es toll, dass Du so offen auch in deinem Freundes- und Bekanntenkreis darueber berichtest, denn mit Deiner Ehrlichkeit hilfst Du auch Menschen und bist Mensch zugleich und wie Du schon selbst erlebt hast, kommen dann Menschen aus den Loechern mit dem gleichen Problem.

    Ich wuensche Dir und Deinem Partner einen neuen Lebensabschnitt eine Zeit der Selbstverantwortung mit einem Schuss gutem Eigenegoismus.

    Alles Liebe Dir,

    Jenny

  • Hallo oiseau!

    Wenn es deinem partner ernst ist, so wirst du mit ihm eine andere beziehung führen,
    denn so wie früher, als ihr euch kennen lerntet wird es nicht mehr sein.
    So war es jedenfalls bei mir als ich von der thera nach hause kam. Ich war einer, der in der thera klares denken bekommen hat und wusste was ich für mich wollte, denn da, wo ich durch meinen suff gelandet war, wollte ich nicht mehr hin.
    Damit meine frau nicht auf der strecke blieb, besuchte sie mit mir eine SHG in der wir heute noch sind.
    Meine frau musste lernen mit mir nüchternen spriti umzugehen, denn mit dem besoffenen hatte sie genug erfahrung gesammelt.
    Sie musste lernen, manche dinge wieder abzugeben die ich wieder machen wollte.
    Es wurde für uns beide ein lernprozess der sich längere zeit hinzog.
    Es mussten viele dinge verarbeitet werden, die während meiner saufzeit geschehen waren.
    Das meine frau noch misstrauisch war ist ein ganz normaler vorgang, denn wie viel male habe ich sie und mich belogen.
    Meine frau musste genauso wie ich lernen, über ihre gefühle zu reden und sie auch ohne angst zu haben, das ich wieder anfangen würde zu saufen auszusprechen.
    Dabei hatte sie anfangs schwierigkeiten, aber so langsam öffnete sie sich mir gegenüber, denn ich sagte ihr, ich würde ihr schon sagen wenn es mir soviel wurde.
    Das sie fragte was mit mir los sei, wenn verhaltensweisen auftraten, die sie an meine nasse zeit erinnerten, hatte noch mit misstrauen zu tun. Sie wurde mal in der gruppe gefragt, was sie machen würde wenn ich wieder anfange zu saufen. Die antwort war, das sie mich dann verlasse, welches ich ganz OK fand.
    Wir lernten, uns gegenseitig zu respektieren und die grenzen die wir uns setzten auch einzuhalten.
    Es kamen in unserer beziehung einige rückschläge, ( nicht ins trinken) aber auch die wurden überwunden.
    Bei uns dauerte der prozess der gesundung ca.3jahre, bis ruhe und zufriedenheit einkehrte.
    Heute bekomme ich noch manchmal zu hören das ich ein schwieriger fall wäre,

    ich würde dir raten, in eine SHG zu gehen und dich dort mit betroffenen austauschen, so das du nicht ganz so hilflos dastehst.
    Sei auch mal froh über die positiven signale die dir dein partner sendet, denn wenn er es ernst meint, kann man gut daran arbeiten.
    Wichtig ist, das ihr euch gegeseitig eure freiräume lasst und diese auch einhaltet.

    Es grüsst recht herzlich heinrich

    Der Mensch muss sich verändern wollen.
    Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes Wort zuviel und jede Anstrengung vergebens.

  • Hallo, Jenny,
    also das gehört auch zu einer Co-Abhängigkeit?! Dass man es unbewusst genießt, den alkoholabhängigen Partner zu betüdeln und in Watte zu packen?

    Also, ich bin ziemlich sicher, dass ich zumindest in dieser Hinsicht nicht co-abhängig bin, denn ich hasse es, wenn er blau ist oder einen Kater vom Tag davor hat und er deshalb nichts auf die Reihe bekommt!!! Ich will einen Partner, der mich auch einmal "mitreißt", der aktiv ist, der sich seines Lebens bewusst ist! Insofern freue ich mich auf einen veränderten Mann an meiner Seite! Auf Augenhöhe, versteht sich!

    Das, was ich aber noch lernen muss, ist, wenn er wirklich wieder nicht aus seiner Passivität herauskommt, aus welchen Gründen auch immer, dass ich dann halt ohne ihn losziehe und genau so viel Spaß habe. Ein schwerer Brocken für mich!

    Oder aber, wenn sich nicht wirklich was ändert, es schaffe, mich zu trennen...

    Danke für deine guten Wünsche! Das baut mich sehr auf.
    Viele Grüße,
    Oiseau :)

  • Hallo Oiseau,

    ich wuerde mal sagen nicht wenn der Partner blau ist, dass man ihn in Watte packt, sondern generell auch in seinen nuechternen Zeiten, dass man versucht ihn so weit von bestimmten Taetigkeiten zu verschonen ihn nicht zu stressen, damit wir ihm nicht die Gelegenheit fuer ein Ausrede zum Trinken geben.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo, Heinrich,

    dein Beitrag ist für mich sehr hilfreich. Vor allem deshalb, weil du sozusagen von der anderen Perspektive aus schreibst.

    Ich bin dankbar, dass mein Partner mir positive Signale sendet. Da hat sich anscheinend bereits eine Menge in ihm bewegt.

    Im Moment ist er dabei, sich Adressen von SHG geben zu lassen und Ratschläge, wie es nach seiner Kur weitergehen sollte. Ich habe ihm schon gesagt, dass ich es sehr sehr gut fände, wenn wir uns auch gemeinsam einer Gruppe anschließen könnten. Das, was du aus eigener Erfahrung darüber berichtest, klingt für mich vorstellbar. Offenheit im Umgang miteinander ist sicherlich wichtig, aber ich werde wohl erst nach und nach herausfühlen, wie genau diese Offenheit gestaltet wird. Ob ich Zweifel und Ängste äußern kann, oder ob ihn das nervt und ob er es mir dann auch sagt.

    Alles in allem ist es spannend, weil sich mit Sicherheit vieles ändern wird. Und ich HOFFE auch, dass dem so ist!

    Die größte Hürde wird sein, das Misstrauen zu überwinden und Vertrauen aufzubauen.

    Danke für deine Zeit!

    Viele gute Wünsche!
    Oiseau

  • Hallo Oiseau,

    ich kann dich gut verstehen, mir geht es ähnlich. Allerdings denke ich nicht an Trennung, denn ich glaube immer noch an eine Lösung.
    Als mein Mann seinen letzten Absturz hatte, schenkte ich ihm einen Tag (ich nenne den Tag immer den Tag der Reue) später ein Buch, das ein ehemaliger Trinker geschrieben hat. Er hat es an einem Tag gelesen, und war ziemlich beeindruckt. Da hat ihm jemand einen Spiegel vorgehalten, der trotzdem sein Verhalten verstehen kann. Vielleicht hilft das deinem Mann und dir, einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen. Mein Mann besucht seitdem eine SHG.

    Gruß, bokins

  • Hallo Oiseau, da bin ich schon.
    Ich bin heute auch ein bisschen gestresst, und wollte mir hier Hilfe holen.
    Also, das kann man hier nämlich sehr gut :!:
    Zur Zeit bin ich auch fleißig am Schreiben, denn mir brennt viel auf der Seele. Mein Mann, jetzt vier Monate :!::!: Trocken :!::!: macht mir viel zu schaffen.
    Anfangs dachte ich: Juchhu, endlich tut er was gegen das Saufen - aber dann fingen die anderen Probleme an. Die anderen Schreiber vor mir haben schon einiges erzählt, was ich auch mitgemacht habe.
    Für die guten Ratschläge von Heinrich bin ich sehr dankbar.
    Wichtig ist, selbst an sich zu arbeiten, denn dein Mann tut es ja auch an sich. Es ist jetzt eine ganz andere Beziehung die wir führen.
    Er reagiert im Moment auch auf Probleme sehr gereizt, will sich überhaupt mit nichts auseinandersetzen.
    Heute z.B. - deshalb bin ich nervös - will er nicht zu seiner SHG gehen, er fühlt sich zu müde von der Nachtschicht. Warum hat er nicht am Tag ein bisschen ausgeruht?
    Sorgen, die Kinder betreffend, werden auch nicht ausdiskutiert: Nerv mich nicht !
    Und dann gibt es wieder Stunden, in denen er sowas von lieb und nett ist, mit mir lacht und Witze macht, dass ich einfach platt bin. Weil ich das überhaupt nicht mehr gewohnt bin.
    Also, du siehst, bei uns ist immer noch "Achterbahn".
    Wenn ich Heinrich ( oder Klaro ) zitiere, dann müssen wir aber noch lange Geduld haben, bis sich alles einrenkt.
    Auf jeden Fall suche ich mir auch Hilfe von außen. Die SHG, die ich besuche, trifft sich nur einmal im Monat. Das reicht nicht zum Aufarbeiten.
    Das wars erst mal fürs erste. Will dich nicht volllabern,
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Ach, ich bin es nochmal.

    Ich habe auch ein großes Problem mit dem Misstrauen. Man ist einfach zu oft belogen worden. Also ist es doch ganz selbstverständlich, misstrauisch zu sein. Ich habe zu meinem Mann einmal gesagt, dass meine größte Rivalin der Alkohol sei, ich habe die vollen Bierflaschen im Kasten gezählt, und am nächsten Tag nochmal. Es fehlten oft welche... und mein Mann hat immer beteuert nichts zu trinken. seine Fahne hat er mit alkoholfreiem Bier erklärt. Ich habe die Schränke nach Flaschen abgesucht, und kam mir immer ganz gemein vor. Aber die Angst trieb mich an. Und die Angst treibt mich auch heute noch an, obwohl mein Mann nun schon seit 4 Wochen nichts mehr trinkt.
    Das Misstrauen wird wohl erst mit der Zeit vergehen. Und die lange Zeit, die ein Alkoholiker benötigt, mit seiner Krankheit zurecht zu kommen, die sollten wir uns geben, um unser Misstrauen wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Ich lass es einfach zu, misstrauisch zu sein, er kann mich gern mit der Zeit von etwas anderem überzeugen. Wichtig ist, das ich ihm signalisiere, bereit für neue Wege zu sein, und mein Vertrauen zu geben, wenn er es sich wieder verdient hat. Ich denke, unsere Männer sind doch bereits auf dem Weg...wir müssen nur durchhalten.
    Gruß, bokins

  • Hi Oiseau! Also, bei mir wird meine Mutter gerade trocken - oder macht eine Trinkpause... Weiß ich nicht so genau... ich war anfangs auch sehr euphorisch, stelle jetzt aber fest, dass es wirklcih so ist, wie Heinrich und gotti geschrieben haben. Sie ist scheinbar tatsächlich eine andere. Es interessiert sie überhaupt nichts mehr, was mich oder die Kinder betrifft, sie reitet total einen Egotrip und hat eigentlich keinen Nerv für andere. Ich kann nur sagen: BIESTIG ohne Ende. So ähnlich scheint das ja bei Gottis Mann auch zu sein... :wink: Ich komem momentan mit ihr überhaupt nicht klar. Das Problem ist natürlich auch: ICH habe mich ja auch verändert durch die Arbeit hier im Forum. Aber aus meiner Sicht kann ich nur sagen, dass sie ihr Leben scheinbar völlig neu sehen lernen muss, und das macht sie fix und fertig. Ich hoffe, das hört sich für dich nicht zu negativ an! LG tini

    Kleine Schritte sind besser als gar keine!

  • Hallo Gotti,
    nett, dass du dich bei mir gemeldet hast.
    Ich denke, wenn ein Alkoholiker aufhört zu trinken, ändert er ja nicht automatisch seine Persönlichkeit. Heißt im Klartext: Seine Eigenarten, seine Art, Probleme anzugehen, seine Stimmungen und so weiter, auch sein Beruf (meiner arbeitet auch Schicht), sein Umfeld - all das bleibt ja. Also kann ich mir schon vorstellen, dass er sich oft schwer tut, da er ja jetzt dasselbe Leben ohne die vermeintliche "Krücke" Alkohol meistern muss. Für uns Cos bedeutet das wohl, Geduld Geduld Geduld. Ich weiß noch nicht, was auf mich bzw. uns zukommt, aber Geduld werde ich ganz bestimmt brauchen. Mit ihm und mit mir selbst. Womit wir dann auch wieder beim verloren gegangenen Vertrauen wären.
    Wie ich z.B. damit umgehen soll, falls er, wie dein Mann, plötzlich sagt: Ich gehe heut nicht zur SHG, weiß ich nicht.
    Eigentlich wäre die Antwort: Es ist SEINE Angelegenheit. Oder liege ich damit falsch?
    Aber mich würde es schon wieder an die alten Zeiten erinnern, in denen er weit davon entfernt war sein Alkoholproblem zuzugeben.
    Hast du dann auch solche Gedanken?
    Übrigens finde ich eine SHG einmal im Monat auch definitiv zu wenig.
    Gut, dass es dieses Forum gibt!!!
    Gern kannst du mir mehr über dich schreiben und ich wünsche euch, dass ihr euch zusammen rauft. Hab einfach GEDULD! 4 Monate ohne ist doch toll!
    Ich grüße dich und wünsche dir eine entspannte gute Nacht!
    Oiseau

  • Hallo, tini,
    es tut mir leid, dass deine Mutter sich so verändert hat. Wie du schreibst, muss sie ihr Leben neu ordnen und anders angehen als bisher. Das ist ganz bestimmt sehr sehr schwer. Als Angehörige müssen wir dem Alkoholabhängigen gegenüber, wenn er sich bemüht trocken zu werden, sehr geduldig sein und ihm Zeit geben. Deine Mutter hat einfach so viel mit sich selbst zu tun, dass sie eben nicht für dich und ihre Enkel da sein kann. Das meint sie bestimmt nicht böse, aber sie kann nicht anders.
    Gib ihr Zeit!
    Das ist vermutlich besonders schwer, wenn es sich um die eigene Mutter handelt, denn Mütter sollten ja eigentlich immer für ihre Kinder da sein. Aber manchmal geht das eben nicht.
    Ich wünsche dir viel Kraft und Gelassenheit für die nächste Zeit.
    Oiseau

  • Hallo, bokins,
    vier Wochen und auch länger hat es mein Partner schon des öfteren geschafft nichts zu trinken und ich habe ihm jedes Mal vertraut. Seit einiger Zeit habe ich das Vertrauen verloren, denn er hat mir nie erzählt, wenn er wieder anfing, wenn er es nicht geschafft hat trocken zu bleiben. Ich habe es dann zufällig (an der Fahne, an der verwaschenen Sprache, am Wanken etc.) gemerkt und er hat es dennoch geleugnet!
    Daher bin ich eben noch sehr skeptisch. Denn, wie gesagt, er hat ja schon oft länger durchgehalten.
    Nur dieses Mal hat er eben die Kur gemacht und klingt am Telefon völlig anders, positiv, munter, neugierig, wach, lebendig.
    Ich will mich nicht ganz dem Glauben hingeben, dass nun alles gut sei, denn das Gefühl abzustürzen, wenn es dann doch nicht geklappt hat, war für mich jedes Mal schrecklich und ich will es einfach nicht noch mal so durchleben. Also handle ich wohl aus Selbstschutz und bin lieber vorsichtig.
    Wie man gut mit diesem Misstrauen lebt weiß ich allerdings nicht. Wie fühlst du dich dabei, wenn du misstrauisch bist? Weiß dein Man, dass du es bist? Wie geht er damit um? Versteht er es?
    Ich werde auf alle Fälle lange brauchen, das Vertrauen zwischen uns wieder herzustellen.
    Aber ich denke auch, dass wir die Chance auf einen Neuanfang haben und uns vielleicht auch noch mal ganz neu kennen lernen.
    Ich wünsche euch, dass ihr es schafft! Ganz viel Glück!
    Gute Nacht!
    Oiseau

  • Hallo oiseau,

    mein Mann hat ca. 15 Jahre gebraucht, um zu erkennen, dass er Alkoholiker ist. Du kannst dir vorstellen, wieviele Höhen und Tiefen wir durchlebt haben. Oft hat er monatelang nichts getrunken, um, mit der Gewissheit, es geht ja auch ohne wieder weitertrinken zu können. Jetzt hat das ganze eine andere Dimension angenommen. Er will mir nichts mehr beweisen, er hat für sich eingesehen, das er Alkoholiker ist. Das beruhigt mich einerseits, andererseits ist man natürlich plötzlich mit einigen Veränderungen konfrontiert worden. Mein Misstrauen lässt sich nicht so einfach wegscheuchen, dafür bin ich zu oft belogen worden, aber ich will für meinen Mann dasein, denn er macht jetzt sicherlich eine schwere Zeit durch.Er weiß, dass ich im nicht mehr vertraue im Punkto Alkohol, aber das hat er sich selbst zuzuschreiben, daran muß er jetzt arbeiten. Ich muss mich nun auch nicht ausgerechnet jetzt selbstverwirklichen, einen neuen Freundeskreis suchen, neue Hobbys etc, ich kann auch damit leben, dass er manchmal zickig ist, ich weiß, dass er jetzt meine Unterstützung braucht, und die bekommt er so gut ich kann. Wir müssen viel Geduld aufbringen, wenn wir wissen das es uns das wert ist.

    Lieben Gruß, Bokins

  • Liebe bokins,
    dass du in 15 Jahren sehr viel mitgemacht hast kann ich mir vorstellen. Umso beachtlicher finde ich es, dass du dennoch bereit bist deinen Mann nun zu unterstützen. Aber: Wie unterstützt du ihn denn? Wie hilfst du ihm bei seinen Bemühungen trocken zu werden/bleiben?
    Hier im Forum schreiben doch die meisten, man solle sich allein auf sich selbst konzentrieren und den Partner allein machen lassen. Wo verläuft die Grenze zwischen Co-Abhängigkeit und Unabhängigkeit?
    Vielleicht kannst du mir mal an einem oder zwei Beispielen aufzeigen, wie deine Unterstützung konkret aussieht.
    Viel Glück weiterhin und vielen Dank für deine Ratschläge.
    Oiseau

  • Ich muss natürlich dazu sagen, dass wir eigentlich eine sehr harmonische Ehe führen. Eigentlich.., wäre da nicht der Alkohol.
    Ich habe hier auch viel gelesen, und bin der Ansicht, das viele Co-Abhängige in der Beziehung zu ihrem Partner schon sehr auf Distanz gegangen sind. Dann bleibt nichts anderes, als dass du dich auf dich konzentrieren musst, der Partner bleibt vielleicht auf der Strecke. Mein Mann ist ja nie böse geworden unter Alkoholeinfluss, ich habe in diesem Sinne nie schlimme Erlebnisse gehabt. Meine Unterstützung sieht so aus, dass ich seit der Erkenntnis meines Mannes Alkoholiker zu sein auch nichts mehr getrunken habe. Ich biete ihm jede Möglichkeit des Gesprächs, dränge ihn aber nicht dazu. Man merkt, wenn er reden will. Ich sehe mich nicht als CO-Abhängig, weil ich mein Leben lebe, eben mit ihm. Wenn er Saufdruck bekommt kann er es mir sagen, ich versuche ihn dann abzulenken(Spaziergang, Gespräch). Ich packe ihn auch nicht in Watte, er ist ja nicht entmundigt. Er ist für sich selbst verantwortlich, und das versuche ich ihm zu vermitteln. Aber trotzdem werde ich ihn unterstützen, wenn er mir das Signal gibt.
    Es ist nicht einfach und sicherlich oft eine Gradwanderung, aber ich gebe nicht so schnell auf und lasse mir auch nicht einreden, dass ich mich von ihm befreien muss! Er hat ein Problem und ich versuche es gemeinsam mit ihm zu lösen. Ob es uns gelingen wird steht natürlich auf einem anderen Blatt.
    Lieben Gruß, Bokins

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