Mache jetzt einen Neuanfang

  • Hallo Forum,

    nachdem ich mich nun knapp 2 Wochen im Vorstellungsbereich tummle, möchte ich mich nochmal öffentlich vorstellen (ich übernehme dazu Teile des Vorstellungsthreads - für die, die das schon gelesen haben).

    Ich bin 36 Jahre und seit ca. 6 Jahren Alkoholiker (wann ich die Grenze ziehen soll, weiß ich nicht). Ich bin verheiratet und habe zwei kleine Kinder. Beruflich bin ich selbständig.

    Warum bin ich hier? Ich habe in den letzten zwei Jahren mehrmals versucht, mit dem Saufen aufzuhören, das ging immer mal wieder für ein paar Wochen gut, insgesamt aber hat sich über die Jahre mein "Konsum", oder eher Missbrauch immer mehr gesteigert. Es ist ein Punkt erreicht, an dem ich mein Problem weder vor meiner Familie, noch beruflich weiter verheimlichen kann. Entweder ich tue jetzt etwas, oder mein Leben geht den Bach runter.

    Ich habe lange und immer wieder darüber nachgedacht, warum ich trinke und bin zu dem Schluss gekommen, dass es richtig angefangen hat, als ich mit dem Hausbau Angstzustände entwickelt habe. Schlaflosigkeit, massiver Stress, körperliche Syntome des Stress (hatte monatelang Lidzucken und ähnliches), Zukunftsängste. Mein Heilmittel - wenigstens für ein paar Stunden - war der Kasten Bier (naja, nicht der ganze, aber...)

    Getrunken habe ich vorher auch schon, allerdings beschränkte es sich da auf die Wochenenden, in der Disco und mit Freunden. Nun war es jeden Tag und alleine. Nach dem Bau hoffte ich, alles würde sich stabilisieren - aber es kamen andere Sachen und ich kam nicht mehr zur Ruhe. Mehrfache Abstinenzversuche liefen teilweise wirklich gut an, warum ich jeweils wieder angefangen habe, kann ich nicht sagen.

    Die letzten Wochen war es nun so, dass mein Pensum in Regionen vorstieß, wo ich am nächsten Morgen z.B. auf keinen Fall hätte in's Büro fahren können. Ich hatte am folgenden Vormittag Besprechungen, bei denen ich mich im Nachhinein fragte, wie ich die überstehen konnte, ohne dass mich einer fragte, was los sei. Hauptgrund auzuhören ist aber, dass ich mir schäbig vorkomme, meine Familie zu belügen. Nicht verbal, aber dadurch, dass ich ständig heimlich ein paar Halbe aus dem Keller hole und mit der nächsten Ladung schnell die leeren Flasch mitnehmen, damit es niemand merkt. Oder dass ich unter irgendwelchen Vorwänden in den nächsten Ort fahre, um noch schnell beim Getränkemarkt einen neuen Kasten zu holen.

    Auch dass ich seit einiger Zeit dazu übergegangen war, nach der letzten Halbe vorsorglich ein entsprechendes Medikament einzuschmeißen, um den Brummschädel zu vermeiden, stimmte nicht gerade fröhlich. Was nehme ich denn in einem halben Jahr für Dope um hochzukommen?

    Mir wurde von den netten Leuten hier gleich am Anfang klar gemacht, dass ich als erstes zum Arzt muss - hat mir zwar nicht gefallen, bin aber hin.

    War da insgesamt gut 2 Stunden, das volle Programm mit Blut, Urin, EKG usw., dann 45 Min. Gespräch mit der Ärztin. Am Anfang ging's etwas holprig, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, sie hatte das Thema aber gut im Griff und schob mich in die Richtung, in die sie mich haben wollte. Ja, nun - ich entgifte jetzt erst mal ambulant, weil ich bereits 10 Tage symptomfrei nicht trinke und mein Umfeld sozial stabil ist (sagt sie). Ich werde täglich bei ihr antanzen, jedes Mal wieder mit Blut usw. - für den Fall der Fälle hat sie mir Rezepte ausgestellt und eine Notfallnummer gegeben. Zur Suchtberatung geht's dann am Montag oder Dienstag....

    Selbsthilfegruppe gibt es lt. der Ärztin eine vor Ort, ich weiß aber nicht, ob ich da hin will. Das ist hier keine Großstadt, sondern nur so 25000 Einwohner, fühle mich unwohl wenn mich einer reingehen sieht.... Werde deshalb wohl 40 km weiter fahren. Das sehen wir aber dann bei der Suchtberatung.

    Ich war nach dem Termin ziemlich aufgewühlt, nach dem Gespräch bin ich ein paar Stunden rumgelaufen, ich weiß auch nicht.... Was habe ich mir da nur angetan? Wie blöd muss man sein, um sich selbst so rein zu reiten? F***k!

    Physisch geht's mir gut - außer dass ich ständig Appetit habe... Ist wohl so eine Art von Ersatzbefriedigung, was mir etwas Sorgen macht, denn eine Sucht durch eine andere zu ersetzen ist ja auch nicht gerade toll.

    So, das war's erst mal - ich hoffe, weiterhin Zuspruch und Hilfe hier zu finden, dank der teils auch deutlichen Worte im Vorstellungsbereich bin ich schon weiter, als ich je war. Ich weiß, ich habe gerade die ersten Tippelschritte gemacht, aber ich bin fest entschlossen, weiter zu kommen!

    Grüße

    Pauli.

  • Hallo Pauli,

    Ich freue mich, Dich endlich hier im offenen Bereich zu finden. Wir hatten ja im Vorstellungsbereich schon mal kurz das Vergnügen. Nun hast Du ihn also geschafft, den Weg zur Ärztin und den ersten Versuch, Dich dort zu offenbaren. Prima, das ist doch schon was.
    Wenn Du Dich jetzt noch dazu durchringen kannst, hier etwas ausführlicher zu schreiben, dann können wir uns ein Bild von Deiner Situation machen und entsprechend besser verstehen oder zielgerichtet von unseren eigenen Erfahrungen berichten. Wie sieht es zum Beispiel in Deinem familiären Umfeld aktuell aus? Weiß Deine Frau Bescheid? Hast Du beruflich viel um die Ohren in Deiner Selbstständigeit? Was machst Du in Deiner Freizeit - falls Du welche hast? Strebst Du eine Langzeittherapie an? usw.
    Am Anfang hilft es meist, sich erst mal den Kopf und das Herz frei zu schreiben.

    Ich schau wieder rein bei Dir
    Gruß Michael

  • Hallo lumho,

    meine Frau hat keine Vorstellung, in welchem Umfang ich getrunken habe. Sie hat recht viel um die Ohren, sie weiß zwar, dass ich Bier trinke (bzw. getrunken habe), anscheinend hat sie sich aber nie Gedanken gemacht, wieviel. Sie selbst trinkt nicht. Als wir am Wochenende im Getränkemarkt waren, war sie nur erstaunt, dass ich kein Bier mitnahm. Wie ich damit weiter umgehen soll, weiß ich momentan nicht.

    Beruflich gibt's immer Stressfaktoren - habe seit ein paar Wochen einen neuen Auftraggeber, d.h. neue Ansprechpartner, Stress mit der Einarbeitung, Termine - habe eine zeitlang schlecht geschlafen, jetzt wird's besser.

    Meine Freizeit verbringe ich jetzt wieder mehr damit, den Garten auf Vordermann zu bringen, ansonsten lese ich viel, ein wenig Vereinssachen - die meiste Zeit bin ich aber mit meiner Family zusammen. Richtige Hobbies habe ich keine - vor ein paar Jahren hatte ich ein Motorrad, ist aber jetzt finanziell nicht drin.

    Wie es Therapie-mäßig weitergeht werde ich morgen sehen, wenn ich zur Suchtberatung gehe und mich informieren lasse. Offen ist auch noch, wer das bezahlt, bin als Freiberufler nicht rentenversichert. Eine stationäre Therapie würde allerdings mich und meine Familie finanziell sehr stark belasten (weil dann ja für lange Zeit mein ganzes Einkommen wegfällt) - ich hoffe, es gibt eine andere Möglichkeit.

    Danke für Dein Interesse.

    Pauli.

  • Servus Pauli71,

    weise Entscheidung, die Du da getroffen hast. Weiter so!

    Eine Kleinigkeit am Rande: sprich mit Deinem engsten Umfeld (=Familie/Frau) offen über Dein Problem - das nimmt Dir schon mal den Druck, hier irgendwas (auch von den kommenden Aktionen?!) verheimlichen/beschönigen/lange erklären zu müssen und lässt Dir statt dessen den Freiraum, Dich mit Dir und Deinem neuen Leben zu beschäftigen.

    Geh den geraden Weg weiter, er lohnt sich! :wink:

    LG
    Spedi

  • Hallo Pauli71,

    wir beide kennen uns ja auch schon aus dem Vorstellungsthread!
    Kannst dich sicherlich noch an mich erinnern :wink:

    Ob deine Frau nun von dem Umfang des Alkoholmissbrauchs weiß, kannst du mit einem Offenen Gespräch herausfinden! Ich nehme an ,sie weiß mehr wie du selbst weißt :wink:

    Das mit der Selbstständigkeit war auch immer mein Problem oder bessser gesagt ein vorgeschobener Grund nichts gegen meine Krankheit tun zu können! Nur irgendwann war ich zu krank um überhaupt selbständig sein zu können!

    Nun warte mal deine Suchtberatung morgen ab und du siehst weiter!
    Berichte uns dann mal , wie es war! Es gibt ja auch noch mehr Möglichkeiten als eine stationäre Therapie!

    Step by Step

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo....,

    vielen Dank für die freundliche Aufnahme. Vor dem Gespräch mit meiner Frau graut's mir ehrlich gesagt schon ziemlich - nicht weil ich mich schäme, sondern weil ich ihr damit nochmal was auflade. Der einzige Grunde, warum ich damit bis jetzt noch nicht zu ihr gegangen bin, ist dass ich sie nicht auch noch mit diesem Problem belasten will. Wird aber auf die Dauer nicht anders gehen.....

    Heut früh war ich wieder beim Arzt, die Blutwerte sind soweit in Ordnung, Leber ist unauffällig - allerdings habe ich wohl ein Problem mit der Schilddrüse. Ich konnte nicht mit der Ärztin selber reden, aber vielleicht weiß jemand von Euch, ob das mit dem Alk zu tun haben kann??

    Heute abend dann Gespräch in der Beratungsstelle - bin schon gespannt.

    Gruß
    Pauli.

  • Servus Pauli71,

    bleib mit der Schilddrüse ruhig mal beim Arzt - hier im Forum ist die falsche Plattform für sowas, das soll ein Fachmann/-frau beurteilen.

    Schieb das Gespräch mit Deiner Frau nicht auf die lange Bank. Natürlich ist das ein blödes Gefühl, seinem nächsten Menschen zu "beichten", dass er/sie nur die Nr.2 hinter dem Alkohol war - aber es muss sein.

    Warum reite ich darauf so rum? Ganz einfach, die Zeit des Alkoholmissbrauchs verändert auch bei sehr vielen Alkoholikern die Psyche. Im Umkehr: beim Trockenwerden verändern wir uns erneut. Manche stärker, andere weniger stark. In jedem Fall muss der Partner aber Bescheid wissen, soll er/sie adäquat auf uns "reagieren" können.

    Punkt zwei, und der ist mir wichtiger: wir haben (alleine durch unsere Sauferei) so viel gelogen (uns selbst & Andere), dass irgendwann mal Schluss sein muss. Und wann passt es besser als beim Aufhören? Es macht mir bewusst, dass ich einen neuen Lebensabschnitt beginne. Ich fange von vorne an, eventuell auch bei meiner Beziehung, je nach dem, wie weit die (schon) gelitten hat. Auf jeden Fall fange ich für mich neu an, und zwar ohne die Altlasten "da wäre noch was, was ich Dir sagen sollte..."...

    Mach hin, Du hast so schön "gerade" angefangen, lass Dich jetzt nicht vom inneren Schweinehund überrumpeln...

    LG
    Spedi

  • Hi Spedi,

    Dein Posting hat mich richtig gepackt ;) Was Du über die Lügerei gegenüber anderen aber auch mir selber schreibst, kann ich nur unterstreichen. Trotzdem wird's ein Gang nach Canossa.... vor allem, weil es bedeutet, das Image vom "alles-unter-Kontrolle-hab-Macher" einzureißen. Aber vielleicht ist das sowieso das beste, was ich tun kann...

    Noch einen schönen Tag.

    Pauli.

  • Hallo Pauli71

    Pauli71

    Zitat

    weil es bedeutet, das Image vom "alles-unter-Kontrolle-hab-Macher" einzureißen

    das sehe ich für mich nun anders :wink:

    ich war geanu an dieser Stelle auch und habe es mal von einer anderen Sichtweise betrachtet!

    Denn weil ich alles "unter kontrolle haben "wollte, habe ich für mich erkannt das ich gegen den Alkohol machtlos bin ,aber parallel ohne ihn trinken zu müssen, mit Ihm leben kann , somit er auch keinen keinen tödlichen Schaden zufügt oder mich unkontrollierbar macht!

    Sind meine verworrenen Gedanken dazu ! :)


    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Servus Hartmut,

    ich kann schon verstehen, was Pauli da reitet: nach außen hin hat er sich ja sicher auch eine Fassade aufgebaut, so, wie ihn andere sehen sollen.

    Ob sie das auch so sehen, wie sie sollten, sei dahingestellt (oh Gott, das ist schon fast valentinesk! - Drei mal abgeschnitten und immer noch zu kurz).

    Also, Pauli, ran an das Thema und Nägel mit Köpfen gemacht. Das schließt dann auch noch nebenbei eines der berühmten kleinen Hintertürchen, wie wir uns ganz gerne offenlassen (wenn's nicht klappt, weiss ja keiner was davon und ich muss mich nicht rechtfertigen...).

    Vollzugsmeldung morgen? :wink:

    LG
    Spedi

  • So Leute,

    ich war jetzt bei der Suchtberatung. Wie Ihr Euch denken könnte, war ich anfänglich ein bisschen gehemmt, aber der Berater war ganz ok und wir sind recht gut in's Gespräch gekommen. Hab' ihm nochmal meine Geschichte erzählt und die Ergebnisse der Ärztin mit ihm besprochen. Dann hat er mir erklärt, wie das nun weitergehen muss. Er erklärte mir die zwei grundsätzlichen Möglichkeiten der Therapie: stationär und ambulant und hat mir mir einen entsprechenden Beurteilungsbogen durchgearbeitet. Wir kamen überein, dass eine ambulante Behandlung bei mir grds. in Frage kommt, es folgen aber erst noch Gespräche mit einem richtigen Therapeuten. Ich hab' einen Haufen Material bekommen und muss nun klären, ob meine Krankenkasse das bezahlt - sonst wird's für mich teuer. Außerdem hat er mich auf ein paar SHGs hingewiesen, da gehe ich diese Woche noch hin. Im Gespräch hat er auch nochmal betont, dass es nicht anders geht, als dass ich meine Familie einweihe - vor allem deshalb weil die engere Familie mit in die Therapie eingebunden werden sollte.

    Auf der einen Seite bin ich jetzt erleichtert, weil ich eine Perspektive habe, bzw. weiß, welche Schritte nun folgen werden - auf der anderen Seite muss ich wirklich mit meiner Frau reden. Allein schon bei dem Gedanken wird mir flau :-|

    Naja, jetzt grabe ich erst noch den Garten um und warte bis sie heim kommt. Wenn Ihr morgen nichts von mir hört, schickt einen Suchtrupp los ;)

    Gruß
    Pauli.

  • Hallo Pauli71

    Servus Spedi!
    danke das du mir mit deinem Posten ,mein noch vorhandendes Hintertürchen auch geschlossen hast :wink:

    Also Pauli71
    Nägel mit Köpfen machen bei deiner Frau!

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat

    Naja, jetzt grabe ich erst noch den Garten um...

    6 feet under...so long...

    Gell, wer Würmer hat ist nie alleine :P

    Spedi

  • Hallo Hartmut,

    ich verstehe schon, dass ich persönlich es für die Zukunft so sehen kann oder sollte. Was die Vergangenheit angeht, ist der unangenehme Effekt jedoch, dass meine Umgebung erkennt, dass ich vor allem in letzter Zeit total die Kontrolle verloren habe. Ich weiß nicht, wie es Euch geht - aber ich mache mir dabei schon Sorgen, wie die Leute (und das sind keine Trinker, sondern ganz "normale" Menschen, die ich weiter um mich haben will) in Zukunft mit mir umgehen, wenn sie das realisieren.

    Gruß
    Pauli.

  • Armer Pauli,

    Da kriegst Du ja richtig deutliche Worte um die Ohren;
    das gefällt mir - nicht um Dich nieder zu machen, sondern weil da mit dem

    Zitat

    "alles-unter-Kontrolle-hab-Macher"

    ehrlich und "auf gleicher Ebene" der Gedankenaustausch stattfindet, der Dir helfen kann, von Beginn an auf dem richtigen Weg zu bleiben.

    Ich war seit frühester Jugend auch so ein Alles-Können- und Alles-Machen-Woller. Und ich bin es eigentlich auch immer noch, aber jetzt nur noch für mich, für mein Selbstwertgefühl. Aber das nur am Rande.
    Was ich damit sagen will?
    Es gibt überhaupt keinen Grund, Dich als Versager zu fühlen, wenn Du Deiner Frau und Deinem nächsten Umfeld offenbarst, dass Du selbst alkoholkrank bist. Und da Du es selbst für Dich festgestellt und Dich auf den Weg in eine trockene Zukunft begeben hast, kannst Du dabei sogar noch stolz auf Dich sein - gut für´s Image!
    Du solltest ihnen auch sagen, dass es in der nächsten Zeit schon mal zu Gefühlsschwankungen kommen kann, von denen Du aber noch nicht weißt, wie sie sich denn äußern könnten. Und Du solltest sagen, dass Du Dir professionelle Hilfe und Unterstützung von trockenen Alkoholikern holst, um alles über diese Krankheit zu erfahren.
    Mit weiteren Erläuterungen müssen sie halt warten, bis Du selber Bescheid weißt (das kann etwas dauern)
    Damit lädtst Du nach meiner Meinung Deiner Frau nichts neues auf, wie Du befürchtest, sondern Du zeigst ihr, dass Du ehrlich zu ihr bist - und Dein Problem alleine angehen musst. Sie kann Dir sowieso auf dem Weg in die Trockenheit nicht helfen.
    Und bezüglich Deiner wirtschaftlichen Situation gibt es ja keine Alternative. Wenn Du nichts tust, sondern weiter trinkst, wird früher oder später alles zusammenbrechen - für Dich wie auch für Deine Familie. Wenn Du eine Therapie machst, ist der Zeitraum der finanziellen Mehrbelastung absehbar - und die Aussicht auf weitere Erfolge in der Zukunft sehr gut!

    Also auch von mir der Tipp: Mach et - aber sofort und mit der gleichen Konsequenz wie Du bisher Deinen Job gemacht hast.
    Und die militärische Zeitvorgabe von Spedi:

    Zitat

    Vollzugsmeldung morgen

    kannst Du getrost vergessen:

    Nämlich: "Nach dem Beratungsgespräch und der anschließenden Aussprache im engsten Familienkreis (mit Deiner Frau) nehmen wir Deinen ausführlichen Bericht bis 00:30 Uhr entgegen" :shock::roll::wink:

    Bleib auf Deinem Weg, es lohnt sich!
    Gruß Michael

  • Hallo Pauli71,

    wichtig war bei mir am Anfang das ich offen und ehrlich mit meiner Krankheit umgegangen bin! Ich habe es den Menschen als erstes gesteckt, die mit in meinem näheren Umfeld waren!
    Der größte Teil wussten es ja schon und unterstützen mich heute noch!

    Ein geringer Teil wollten mich nicht verstehen , weil sie selbst ihr eigenes Trinkverhalten überprüfen mussten :wink:
    Dabei habe ich auch gemerkt das dieses noch durch Mundpropaganda sehr gut weiter getragen wurde!
    Dazu solltest du nicht den Fehler machen dich an Orten oder Veranstaltungen aufzuhalten wo vordergründig Alkohol getrunken wird! Ich ziehe das heute nach 10 monaten immer noch durch und verspüre auch keinen Verzicht!

    der Austausch gerade hier im Forum ist aber meine größte Stütze gewesen , denn hier sind Leute die ihre Zeit opfern und es vor machen wie ich glücklich und zufrieden Trocken leben lernen kann!

    Step by Step ins neue Leben!

    Wir gehen ein Stück mit!

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Forum,

    wie Ihr seht, bin ich immer noch da - gerade noch so...

    Nachdem ich mir wie angekündigt gestern meine Grube geschaufelt habe und die Kinder im Bett waren, habe ich mir ein Herz gefasst und habe mit meiner Holden geredet. Zuerst habe ich sie gefragt, was sie denkt, wieviel ich so im Durchschnitt trinke. Sie tippte dann auf ein, zwei Halbe am Abend, "so wie jeder halt". Als ich ihr erklärte, dass es eher so 7, 8 oder 9 waren, war sie ziemlich fassungslos. Sie konnte es nicht glauben, weil das Stereotyp des Alkoholiker an sich (wie es in ihrer Vorstellung besteht) rein optisch nicht auf mich passt. Im Laufe des Gesprächs versteifte sie sich darauf, dass das alles nur Stress sei und ich das in den Griff kriegen kann. Als ich dann erzählte, dass ich beim Arzt und der Beratung war und eine Therapie machen will, war sie erst ganz still und hat nur den Kopf geschüttelt. Sie meinte, da gingen doch nur Asoziale und Säufer hin und was ich denn da will. Sie würde da auf keinen Fall mitgehen...

    Naja, ihr seht schon, in welche Richtung das ganze lief. Sie blockt das Thema ziemlich ab und meint, ich übertreibe oder überreagiere.

    Vielleicht wird's besser, wenn sie sich eine Weile damit auseinandergesetzt hat. Heute Nacht habe ich auf alle Fälle kaum geschlafen und heute bin ich entsprechend drauf. Körperlich und geistig bin ich recht down.... hoffentlich geht der Tag bald 'rum

    Morgen bin ich beim Arzt und lasse meine Schilddrüse untersuchen - den Termin mit dem Therapeuten habe ich am Freitag, mal sehen, was der zu der ganzen Geschichte meint....


    Gruß
    Pauli

  • Servus Pauli,

    gut gemacht, in mehreren Punkten!
    Zum einen kannst Du ab sofort völlig unbefangen mit Deiner Frau "darüber" reden. Morgens, mittags, abends, nachts - wann Du willst, ohne "den rechten Moment" abwarten zu müssen.

    Zum Zweiten: richtig, gib ihr Zeit, das eben Erfahrene erst mal für sich zu verdauen. Sorry, aber wie würdest Du darauf reagieren wenn Du Deine Frau fragst ob sie gelegentlich flirtet und sie Dir gesteht, sie arbeite heimlich als Prostituierte... (ich weiss, der Vergleich hinkt stark...)

    Zum Dritten: Du raubst ihr gleich mal die Illusion vom "Alkoholiker light", vom "halbschwanger", vom "Du doch nicht" oder sonstigem Mist, der gerne zur Abschwächung unserer Krankheit erzählt wird. Wir sind krank, nicht asozial oder willensschwach.
    Wenn Du noch eines "drauflegen" willst: Deine Frau ist wohl der irrigen Meinung, jeder Alkoholiker müsse zwangsläufig auch arbeits- und obdachlos sein. Du kannst ihr gerne sagen, das das nicht zwingend ist, aber bei einer unbehandelten Alkoholkrankheit eine sehr häufig vorkommende Folgeerscheinung ist, die oft als eine letzte Stufe vor dem zwangsläufigen Tod kommt. Ob sie mit dem "dran glauben" lieber warten möchte, bis es bei Dir auch so weit ist? Keine Angst, Zeit in Verbindung mit Suff machen vieles möglich....

    Ich find's klasse, wie Du geradlinig einen Weg in die Trockenheit anstrebst. Bleib dabei, es lohnt sich!

    Viel Kraft weiterhin,

    LG
    Spedi

  • Hi Spedi,

    danke für den Zuspruch - ist trotzdem nicht so toll, heute ist echt ein sch*** Tag, bringe nichts zusammen. Mir graut schon, wenn ich heimkomme, wie sie mich dann wohl ansieht....

    Wenigstens sind die Kids noch zu klein, um das alles zu verstehen.

    Gruß
    Pauli.

    PS: Heute trinke ich übrigens seit zwei Wochen nichts mehr - immerhin ein Anfang :)

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