...das alte lied (leid)

  • hallo zusammen,

    ich lese schon seit längerer zeit hier in diesem forum und habe mich - obwohl und vielleicht weil meine geschichte vielen so gleicht - jetzt entschlossen, mich anzumelden. was ich bisher gelesen habe, hat mir unheimlich geholfen und ich habe mir manche beiträge sozusagen als "persönliches Mantra" abgespeichert, um sie mir immer wieder durchzulesen.

    ich bin 32 jahre alt. mein vater ist seit vielen jahren (ich würde jetzt mal behaupten etwa 15 jahre) alkoholiker. meine eltern leben seit dieser zeit getrennt. und obwohl meine mutter ebenfalls seit jahren regelmässig alkohol konsumiert, spielt der alkoholismus meines vaters für mich komischerweise eine größere rolle. richtig angefangen hat er, als das doppelleben mit seiner "zweiten familie", das bis er bis dato geführt, aufgeflogen war.

    er hat zahlreiche entzüge im krankenhaus hinter sich, seine längste abstinenz dauerte circa neun monate, liegt aber auch schon einige jahre zurück. aktuell ist er zum dritten mal in der reha, diesmal für 2 monate.

    ich muss dazu sagen, dass ich mich mit meinem vater recht gut verstehe, ich kann, wenn er nüchtern ist, klasse mit ihm reden. deswegen fällt es mir auch schwer, ihn komplett auf sich allein gestellt zu lassen. sprich: ich fahre zu ihm, ich räume auf, ich kaufe ein, ich gucke, ob und dass er isst.

    seit ich hier in diesem forum gelesen habe, lasse ich es. das war kurz vor weihnachten. ich habe freundlich, aber bestimmt, das gespräch beendet, wenn er mal angerufen hat und ich bin nicht mehr hingefahren. auch nicht an weihnachten.

    jetzt, in der reha, ist natürlich wieder alles in ordnung. ihm geht es gut, er hat zugenommen, freut sich auf zuhause und seinen garten (der seit jahren brach liegt).

    und ich weiss nicht, ob ihr es nachvollziehen könnt: aber ich werde mit jedem anruf wütender. klar freue ich mich, dass er wieder "oben" ist. aber ich weiss auch, dass er genau weiss, wem er was sagen muss, damit sie ihn in ruhe lassen.
    während seiner saufzeit hat er wieder so schlimme sachen gesagt, die mir weh getan haben, und davon wird nichts erwähnt. nichts. ich will keine entschuldigungen, ich weiss ja, dass das der "andere" vater ist, der mich im suff beschimpft und gemeine dinge sagt, aber ich will, dass er das weiss. es wird immer unter den teppich gekehrt. jedes mal.

    ich habe ihm angeboten, das mein bruder (5 jahre jünger als ich) und ich gemeinsam so eine art familiensprechstunde machen könnten (wir haben so etwas in den ganzen jahren nie gemacht) und hatte dazu extra mal seine therapeutin angerufen (die ich natürlich um diskretion gebeten habe). sie meinte aber, das müsse von ihm selbst kommen, er muss auf sie zukommen, von ihr aus wäre das aber okay und sie würde es machen. daraufhin habe ich ihm eine sms geschrieben: mensch, frag doch mal nach, wie sieht es mal aus mit so einer stunde. und wisst ihr was er mir vorgestern am telefon gesagt hat?
    "du ich hab nachgefragt, aber die bieten hier sowas leider nicht mehr an!"

    und weil man ihn ja mit samthandschuhen anfässt, habe ich ihn ganz freundlich, nachdem ich den hörer vor wut fast in meiner hand zerquetscht hätte, nach geschlagenen zehn minuten weiterem small talk damit konfrontiert: "du, ich hab aber mit deiner therapeutin gesprochen - äh - das kann aber nicht sein - äh - sie hat es mir aber anders gesagt." naja, er hat dann behauptet, er habe gesagt, die bieten das ja nicht mehr in DER form wie vor sechs jahren an. blablabla...

    kennt ihr das? man würde am liebsten in den hörer brüllen, stattdessen hört man sich ruhig sagen "gut, papa, also dann! bis bald, ne? tschüüs!" und wenn ich aufgelegt habe, werde ich plötzlich super müde und möchte mich am liebsten schlafen legen...

    aktuell, in der reha, sieht er seine krankheit als krankheit an und auch, dass er ein problem hat. sonst tut er das aber nicht. in den ganzen jahren sieht er nicht die notwendigkeit, dass ein alkoholiker keine alkoholhaltigen pralinen mehr essen darf oder dass das kleine bier zum fußball-gucken doch vielleicht zur rum-mit-cola-mische führen könnte. er sieht es als "urlaub" an. 8 wochen wird er bekocht, lernt ein paar nette leute kennen und kommt dann gesund und "trocken" mit super leberwerten wieder heim. (wenn ich schon den satz höre: "der arzt hat auch gesagt, dass die leber noch toll arbeitet und es da gar keine schäden gibt!" könnt ich schon wieder an die decke gehen) das hört sich für mich nämlich danach an: "juchu! ich kann dann ja wieder getrost weitersaufen!"

    jetzt an diesem osterwochenende ist er für zwei tage bei sich zuhause und hat sich heute dann auch nochmal wegen der familientherapie telefonisch gemeldet. er möchte nicht mit meinem bruder und mir zusammensitzen. er meinte: "alte kamellen aufwärmen ist für mich sehr gefährlich." ich bin darüber sehr ärgerlich muss ich sagen. denn alles, was ich wollte, ist vielleicht auch mal von der therapeutin in seinem beisein hören, was wir machen sollen, wenn er denn mal wieder rückfällig wird. klar, ich kann auch hier mal in eine selbsthilfegruppe gehen (war ich auch schon), aber ich wollte eben, dass ER es auch mal mitbekommt. dass ER sich damit auch mal beschäftigt.

    was meint ihr? ist das egoistisch von mir? bösartig? was ist mit den "alten kamellen" (die übrigens gerade mal einen monat alt sind) - soll man die wegstecken und nicht mehr darüber reden? wie regelt ihr das?


    lg
    marie-ann

  • hi marie-ann

    Zitat

    was meint ihr? ist das egoistisch von mir? bösartig? was ist mit den "alten kamellen" (die übrigens gerade mal einen monat alt sind) - soll man die wegstecken und nicht mehr darüber reden? wie regelt ihr das?


    nein, egoistisch is das keinesfalls! klar kann's sein, das dein vater das gar nimmi weiß, aber eigentlich glaub ich das nicht. ich denke ihm wird das in der therapie gerade so richtig bewußt.

    aber so schwer das etz für dich ist, wenn dein vater sagt es ist momentan zu schwer für ihn, dann versuch das zu akzeptieren. er steht gerade ganz am anfang und nur weil er ne langzeittherapie macht ist er noch lange nicht stabil. um solche ollen kamellen zu bearbeiten sollte er das erstmal sein, er muss sich etz erstmal auf sich konzentrieren.

    ich kann gut verstehn das du mit ihm darüber reden willst, wollte ich auch immer. meine mutter war ja scho mal auf langzeit wech, wir hatten damals so angehörigengespräche in der klinik. und wenn ich so zurück überlege, es war zwar interessant aber so richtig viel gebracht ham die mir net. aber ich denke das empfindet jeder anders!

    Zitat

    denn alles, was ich wollte, ist vielleicht auch mal von der therapeutin in seinem beisein hören, was wir machen sollen, wenn er denn mal wieder rückfällig wird.


    ihr könnt nix machen wenn er rückfällig wird - is leider so. nur er kann sich dann wieder hilfe suchen bzw. hilfe suchen bevor es überhaupt soweit kommt!

    du bist nicht verantwortlich für deinen vater! er ist erwachsen und kann für sich selber sorgen, das ist nicht deine aufgabe!
    konzentrier dich auf dich, auf dein leben - ganz egal ob dein vater etz trocken wird oder es doch nicht schaffen sollte!

    und das mit ner shg find ich etz keine dumme idee, austausch mit anderen betroffenen ist immer gut. kannst du aber natürlich auch hier haben oder beides parrallell - du wirst schon merken, was dir gut tut!

    liebe grüße

  • hallo summerdream,

    vielen dank für deine antwort!

    ich denke auch, dass mein vater noch lange lange nicht stabil ist. es ist ja auch schon seine dritte langzeittherapie in sechs jahren und er hatte ja zahlreiche zwischenzeitliche rückfälle, die dann im krankenhaus "kuriert" wurden.

    momentan wird mir durch diverse sprüche am telefon ("ich war letztens hier in der stadt allein essen und da hätte ich ja auch ein bierchen trinken können; das wäre ja nicht schlimm gewesen") nur eben klar, dass er die ganze sache wiedereinmal nicht ernst genug nimmt und deswegen hatte ich an so ein gespräch unter therapeutenaufsicht gedacht. aber gut, klar akzeptiere ich, dass er es nicht möchte.

    ich habe heute bei einem zweistündigen spaziergang mit meinem freund, der sich auch sehr mit meinem vater beschäftigt, gemerkt, dass mein dad mittlerweile sehr berechnend bei der ganzen sache geworden ist.

    entgiftungen im krankenhaus werden haargenau geplant, das heisst, er kommt bewusst zwei/drei tage vorher langsam mit seiner dosis runter, um ein bisschen vorzusorgen. er erzählt mir am telefon, das er genau weiss, welchen therapeuten er was sagen muss, damit sie ihn in ruhe lassen etc.

    dasselbe gilt auch für hilfe von uns (meinem bruder, meinem freund und mir) im garten/ am haus. muss dringend etwas erledigt werden, dann hält er sich für die tage zurück, hilft ein bisschen mit und wenn alles erledigt ist, legt er mit dem trinken erstmal richtig los.

    wie verhalte ich mich aber bei "temporären" trockenheitsphasen? ist es für ihn vielleicht besser, wenn er viel mehr auf sich gestellt wird, damit er merkt, dass man in allen facetten des lebens für sich allein sorgen muss? dass ich ihm nicht sachen einkaufe oder katzenfutter besorge (führerschein hat er schon lange nicht mehr) oder wir drei ihm in seinem garten helfen, dieses mega-chaos irgendwie in den griff zu bekommen?

    lg
    marie-ann

  • Hallo Marie-Ann,

    willkommen im Forum.

    Zitat

    während seiner saufzeit hat er wieder so schlimme sachen gesagt, die mir weh getan haben, und davon wird nichts erwähnt. nichts. ich will keine entschuldigungen, ich weiss ja, dass das der "andere" vater ist, der mich im suff beschimpft und gemeine dinge sagt, aber ich will, dass er das weiss. es wird immer unter den teppich gekehrt. jedes mal.

    Wenn Du ehrlich bist, willst Du eine Entschuldigung von ihm. Es würde Dich sonst nicht so mitnehmen, dass anschließend nie wieder die Rede davon ist. Ich denke mal, dass Dein Vater durchaus weiß, dass er Dich des Öfteren verletzt hat. Ich kann mir auch vorstellen, dass er sich deshalb nicht gut fühlt und versucht das zu verdrängen. Was ist bei einem nassen Alkoholiker nicht Verdrängung? Mir fällt da gerade nichts ein. Das hört dann nicht einfach mal so auf „nur“ weil er zwei Monate nichts getrunken hat. Das braucht auch seine Zeit.

    Suff ist keine Entschuldigung dafür, dass man andere Menschen verletzt. Hast Du ihm in den Situationen, wo der Dich verletzt hat, dass denn auch mal wortwörtlich gesagt? Ganz einfach nur der Satz, was Du gesagt hast, hat mich verletzt. Ohne Vorwürfe oder Gegenanschuldigungen, das hat im Suff ohnehin keinen Sinn und führt auch nirgendwo hin. Sondern einfach nur wenn Du so was sagst (was auch immer) verletzt Du mich? Nicht einfach voraussetzen, dass er das weiß, sondern sagen. Dann bekommt so was eine ganz andere Qualität und landet auch so schnell nicht unterm Teppich. Du wirst zwar in dem Moment höchstwahrscheinlich keine Entschuldigung bekommen, aber er kann es auch nicht mehr so leicht verdrängen und abtun. Zudem erleichtert es in dem Moment einfach und hilft Dir auch dadurch. Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Mit Erwartungen ist das so eine Sache, meistens erfüllen sie sich nicht und man wird enttäuscht. Sagen was man will, auch auf die Gefahr hin eine Ablehnung zu bekommen, ist die bessere Lösung, da weiß jeder woran er ist.

    Zitat

    und weil man ihn ja mit samthandschuhen anfässt, habe ich ihn ganz freundlich, nachdem ich den hörer vor wut fast in meiner hand zerquetscht hätte, nach geschlagenen zehn minuten weiterem small talk damit konfrontiert: "du, ich hab aber mit deiner therapeutin gesprochen - äh - das kann aber nicht sein - äh - sie hat es mir aber anders gesagt." naja, er hat dann behauptet, er habe gesagt, die bieten das ja nicht mehr in DER form wie vor sechs jahren an. blablabla...

    Jemanden in die Ecke zu drängen hat noch nie dazu geführt, dass man wirklich bekommt, was man will. Besten- oder schlimmstenfalls, das ist Ansichtssache, stimmt Dein Vater zu, ist mit dem Herzen jedoch nicht dabei und dann bringt das alles nichts. Die in meinen Augen bessere Lösung wäre hier ein offenes Wort gewesen, z. B. zu sagen: Ich würde mir eine Familiensprechstunde wünschen, Deine Therapeutin ist einverstanden das mit uns zu machen, ich habe mit ihr gesprochen, wärst Du mit dabei? Das ist mit offenen Karten gespielt, da weiß jeder woran er ist. Da kann man ganz anders drauf reagieren. Du wärst nicht wütend geworden, weil Du ihn beim lügen ertappt hast und er hätte sich nicht in die Ecke gedrängt gefühlt. Ihr hättet eine bessere Basis für so was in der Zukunft gehabt, so nährt ihr nur Euer gegenseitiges Misstrauen.

    Zitat

    denn alles, was ich wollte, ist vielleicht auch mal von der therapeutin in seinem beisein hören, was wir machen sollen, wenn er denn mal wieder rückfällig wird.

    Ihr könnt da gar nichts machen. Ihr könnt ihn dann saufen lassen, mal ganz deutlich gesagt. Wenn er rückfällig wird, wird er rückfällig. Er ist der einzige, der etwas gegen seine Krankheit unternehmen kann, wenn er nicht will, geht auch nichts. Was Du in dem Fall tun kannst, ist seine Sauferei nicht dadurch zu unterstützen, dass Du aufräumst, einkaufst und ihn betüddelst.

    Ich kann verstehen, dass die Vergangenheit Dich misstrauisch hat werden lassen, aber warte doch erstmal ab. Wer sagt denn, dass jetzt nicht gewillt ist trocken zu werden und zu bleiben. Wenn er wieder trinkt, kannst Du immer noch überlegen, wie Du mit der Situation umgehen willst.

    Zitat

    was ist mit den "alten kamellen" (die übrigens gerade mal einen monat alt sind) - soll man die wegstecken und nicht mehr darüber reden?

    Zum einen s. o. wenn die Gegebenheit da ist, sofort etwas sagen, nicht schlucken und gären lassen, Mund auf, dann ist man es los. Dann gibt’s auch keine alten Kamellen.

    Grundsätzlich bin ich schon der Meinung, dass über so etwas gesprochen werden sollte. Wobei es da sicherlich auf beiden Seiten Dinge gibt, die gesagt werden wollen. Jedoch nur, wenn alle Beteiligten, also auch Dein Vater, das wollen. Dein Vater möchte das im Moment nicht und das musst Du akzeptieren, zwingen kannst Du ihn nicht. Wenn einer nicht will, hat das ganze keinen Sinn. Vielleicht kannst Du in ein paar Monaten nochmal einen Anlauf nehmen.

    Das zu akzeptieren ist sicherlich nicht einfach. Du hast die ganze Zeit getan und gemacht, bist dafür noch beschimpft worden, jetzt ist er nüchtern, da kommt schnell das Gefühl hoch, jetzt bin ich auch mal dran, ich kenne das. Doch Du hast aus eigenem Antrieb getan, gemacht, ertragen und ausgehalten, es hat keiner von Dir verlangt, Du musstest nicht, es war Deine eigene Entscheidung.

    Das heißt jedoch nicht, dass Du solange auf eine Klärung warten musst. Du kannst auch ohne Gespräch mit Deinen Vater etwas für Dich tun. Da ist der Weg in eine SHG schon mal eine sehr gute Idee wie ich finde. Dein Vater ist für sich selbst verantwortlich und Du für Dich. Kümmere Dich um die Leichen in Deinem Keller (z. B. Kontrollbedürfnis), seine sind seine Aufgabe.

    Zitat

    dasselbe gilt auch für hilfe von uns (meinem bruder, meinem freund und mir) im garten/ am haus. muss dringend etwas erledigt werden, dann hält er sich für die tage zurück, hilft ein bisschen mit und wenn alles erledigt ist, legt er mit dem trinken erstmal richtig los.

    Zitat

    ist es für ihn vielleicht besser, wenn er viel mehr auf sich gestellt wird, damit er merkt, dass man in allen facetten des lebens für sich allein sorgen muss? dass ich ihm nicht sachen einkaufe oder katzenfutter besorge (führerschein hat er schon lange nicht mehr) oder wir drei ihm in seinem garten helfen, dieses mega-chaos irgendwie in den griff zu bekommen?

    Ich würde ihm gar nicht helfen. Im zu helfen ist ja noch eine Belohnung für’s trinken. Er hat im Suff alles verlottern lassen, also soll er sich auch darum kümmern, dass es wieder in Ordnung kommt.

    Er hat sich selbst in diese Lage gebracht, also muss er auch zusehen, wie er damit klarkommt.

    Wenn er ständig von vorn bis hinten betüddelt wird, warum sollte er dann überhaupt aufhören zu trinken? Er hat doch überhaupt keine Nachteile. Was Du beschreibst ist ja das reinste Alkoholikerparadies. Er kann trinken und trotzdem wird alles geregelt.

    Verwende Deine Energie für Dein Leben. Dein Vater ist erwachsen, kein hilfloses Kind, wenn er will kann er, kann er nicht, dann will er nicht.

    Gruß
    Skye

  • hallo skye,

    vielen dank für deine antwort!

    ich wollte meinen vater auch nicht in die ecke drängen mit dem vorschlag zu einem gemeinsamen gespräch mit der therapeutin. es gab bisher seit seinem absturz auch keine gelegenheit für mich, ihm zu sagen, was mich verletzt hat. er hat bis zum letzten augenblick gesoffen und war nie nüchtern, er ist da mit dem zug mit 2,8 promille angekommen.

    das war aber auch die ganzen jahre über so und deswegen hatte ich jetzt aktuell das bedürfnis, mit ihm unter aufsicht zu sprechen. ich dachte, dass es gut wäre für ihn, wenn wir alle einmal zusammensitzen würden, jetzt, wo er dort leute um sich hat mit denselben problemen, um gewisse situationen einmal zu erörtern. ich habe das auch eher als hand-ausstrecken gesehen und nicht als vorwürfe-machen... wenn man ihn mal auf dinge hingewiesen hat, die im suff gesagt wurden, hat er immer nur gesagt: ach das, vergiss das einfach wieder, okay? ich habe das gefühl, dass er seine situation wieder einmal runterspielt. zum einen ist er da unter alkoholikern, zum anderen hat er aber offiziell kein richtiges problem. aussagen wie "ich hätte ja neulich ein bier beim essen trinken können, das hätte ja nichts ausgemacht." sind für mich das beste beispiel dafür.

    du hast recht. ich hätte das mit der familientherapie aber einfach anders angehen und formulieren sollen. ich habe vielleicht innerlich auf eine lüge gelauert und mich deswegen dumm gestellt und gefragt, was er denn da jetzt rausbekommen konnte, ob so etwas angeboten wird. ich hätte ihm erzählen sollen, dass ich mit der therapeutin schon telefoniert hatte. ich handle oftmals noch viel zu schnell, was das betrifft.

    was mich daran aktuell so wütend macht ist jedoch, dass es seine ständige entschuldigung ist. seine sauferei. es ist ja fast schon wie eine behinderung, die dann greift, wenn er anderen weh getan und bockmist gebaut hat. "ich hab dir weh getan? das habe ich gesagt? vergiss es einfach."

    marie-ann

  • hi marie-ann

    Zitat

    "ich hab dir weh getan? das habe ich gesagt? vergiss es einfach."


    kommt mir bekannt vor, bei meiner mutter hieß es immer "ich hab das doch niiiiiiiiiiiiiiie gesagt, das bildest du dir nur ein" :roll:
    ja klar und ich bin mutter theresa :wink:
    auf ne entschuldigung warte ich nicht mehr und ich bezweifle auch das die jemals erfolgen wird. mir bringt es nix wenn ich meine mutter an die vergangenheit erinnere, ändern läßt sich die sowieso nicht mehr.

    bei dir dreht sich sehr viel um deinen vater, das familiengespräch für ihn vorgeschlagen, einkaufen und und und - wo bleibst denn du? was ist mit deinen bedürfnissen und wünschen???

    dein wohlergehen, dein glück ist nicht von ihm oder überhaupt von sonstjemanden abhängig - sondern ganz allein von dir!
    glaub mir das hat ne gute weile gedauert bis das so richtig bei mir angekommen ist, aber es ist so.

    setz dein leben an erste stelle, ganz egal ob dein vater etz trocken wird oder nicht, das ist ganz allein seine aufgabe!

    dein vater ist grad erst in der langzeit, was er davon für das weitere leben mitnimmt, wird sich erst danach herausstellen und das liegt ganz allein an ihm. ich kann verstehn das dich solche sätze wie mit dem essen gehn verunsichern, aber momentan läßt sich da noch gar nix sagen. ich könnte mir gut vorstellen, das sich manche seiner ansichten noch ändern, muss aber nicht sein. und wie du schon sagst, er weiß ja inzwischen was die leute hören wollen - is bei meiner mutter net viel anders. aus dem grund geb ich da auch gar nix mehr drauf 8) die einzige person die sich dann ärgert bin ich und das muss wirklich net sein.

    liebe grüße

  • hallo summerdream,

    ach, es tut so gut zu hören, dass es bei anderen fast genauso abläuft!

    du hast recht: ich werde was für mich tun und ich werde auch nichts mehr darauf geben, was er im suff sagt. ändert sowieso nichts an der situation.
    ich frage mich wirklich, warum ich so viele jahre gebraucht habe, die situation so zu sehen.

    ich habe das gefühl, ich stand jahrelang hinter dem spiegel und konnte nichts sehen. und allein durch das lesen im forum und den austausch hier, konnte ich einfach ein paar schritte herumgehen und stehe jetzt direkt vor dem spiegel. weisst du, was ich meine? :roll:


    lg
    marie-ann

  • hallo zusammen,

    tja und so kann sich das blatt auch wieder wenden...
    mein temporäres hoch, dass ich sachen für mich machen muss, schwindet zwischendurch immens.

    ich werde mal kurz 2008 reflektieren: nachdem mein vater also 12 wochen in reha war, war er ganze 2 wochen trocken, dann ging alles wieder von vorn los. ich hatte wenig bis keinen kontakt, hab ihn auch nicht mehr angerufen. im november dann - mein bruder hatte weiterhin kontakt zu ihm - sagte er mir, er sei gerade trocken. ich habe die gunst der stunde genutzt und bin hingefahren, da ich ihm sagen wollte, dass er opa wird. er war seit 8 wochen trocken, ich seit 8 wochen schwanger: was für ein zufall. als ich ihm sagte: "ich habe eine überraschung für dich, du wirst opa!" antwortete er: "na, mal schauen, ob ich das noch mit erlebe!"
    gut, ich muss zugeben, ich hätte mir eine andere antwort gewünscht, aber ich hatte zumindest das gefühl, jetzt freut er sich, jetzt arbeitet er an seinem zustand. wenige tage später hat er wieder angefangen zu trinken.
    weihnachten fiel ins wasser (wie fast jedes jahr) und jetzt habe ich auch seit ewigkeiten nichts mehr von ihm gehört, in diesem jahr noch gar nichts.
    das ist ein doofes gefühl. ich traue mich nicht anzurufen, er meldet sich nur noch bei meinem bruder, denn der macht noch ab und an was für ihn, besorgt etwas oder fährt mit ihm und der katze zum tierarzt. ich kann das nicht mehr. und fühl mich nicht gut dabei. ich würde das schwangerschaftsereignis so gern mit ihm teilen - wisst ihr was ich meine?

    lg
    marie-ann

  • hallo marie ann!

    lang nicht mehr geschrieben,lächel..umso schöner das DU dich jetzt wieder meldest!

    kar möchtest du dieses ganz besondere ereigniss(herzlichen glückwunsch übrigens) mit deinem vater teilen...doch NICHTS auf der welt kann einen alkoholiker von seinem tun abbringen,leider...

    teile deine freude mit den menschen die dir nahe stehen und die sich uneingeschränkt mit DIR freuen "können"...

    alles gute für DICH...und dein ungeborenes...

    liebe grüsse caro

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Hallo marie -ann

    habe gerade Deinen Beitrag gelesen u. möchte Dir mal ganz spontan antworten.
    Ich selbst bin trockene Alkoholikerin(trocken seit Mai2006) u. Mutter von 2 Kindern.
    Ich weiss,dass ich in der Schwangerschaft besonders sensibel war.Einfach vom Gefühl her möchte man gerne um sich herum -gerade in DER Zeit -Frieden,Harmonie mit seinen Nächsten.Ich hatte derzeit Ärger mit meinen Eltern(hatte nichts mit Alkohol zu tun)u. es tat mir weh,das meine Schwangerschaft so garnicht ihre Anteilnahmehervorrief.Mit zunehmenden Bauchumfang hatte es sich etwas gebessert.
    Ich denke,Du selbst musst Dir gestehen,dass bei Deinem Vater der Alkohol an 1.Stelle nach wie vor steht-Ob Du schwanger bist o. nicht--eine Änderung wirst Du nicht erreichen,"nur" weil Du schwanger bist--hast Du vielleicht im Geheimen gehofft.Überlege Dir gut,ob Du Dein Kind später einen betrunkenen Opa "präsentieren"willst.Ich an Deiner Stelle würde mich NICHT melden.Sein Zustand ist unverändert--Deiner hat sich geändert.
    Wenn es ihn interessieren wird,meldet ER sich.
    Liebe Grüsse
    u.alles Gute für Dich u."et"
    Backmaus

  • Hallo caro und Backmaus,

    vielen dank für eure spontanen antworten!

    es stimmt, ich bin total sensibel gerade. das erste trimester war - wie bei vielen - nicht sehr angenehm und es ging mir nicht gut. ich habe tatsächlich insgeheim gehofft, dass der kontakt zu meinem vater mit meiner schwangerschaft besser wird. ich fand ja die antwort "na, mal schauen, ob ich das noch mit erlebe!" schon so heftig. ich hatte den eindruck, es dreht sich wieder mal alles um ihn. nicht, dass bei MIR was schiefgehen könnte in der schwangerschaft, nein, nur dass ER dann hoffentlich noch am leben wäre!
    ich möchte das baby auf keinem fall einem betrunkenen opa präsentieren. wie ich die situation einschätze, geht das ganze ereignis der geburt sowieso völlig an ihm vorbei. und das finde ich dann ja noch schlimmer, wenn ich darüber nachdenke! ich komm damit nicht klar.

    was denkt man denn in solchen momenten als alkoholiker, wenn die tochter schwanger ist und einem freudestrahlend das ultraschallbild hinlegt? wenn man opa wird? freut man sich ein bisschen? geht es einem am a**** vorbei? ich mache mir auch vorwürfe, dass er deswegen wieder angefangen hat zu trinken! vorher war er 8 wochen trocken. ich will das so gern nachvollziehen können! ist es gemein von mir wenn ich denke, das mein vater egoistisch ist?!

    lg

  • Wie meinst Du das?
    Meinst Du,er trinkt ,weil Du ihm von Deiner Schwangerschaft erzählt hast?
    Zieh' Dir den Schuh bloss nicht an.Gründe zum Trinken findet ein Alkoholiker immer-NEIN--Du bist es nicht!!
    ..logischerweise müsste er ja einen Grund haben trocken zu bleiben,um sein Enkel kennenlernen zu können.
    Logisches Denken u. Suchtverhalten lassen sich nicht vereinbaren!!
    L.G.
    Backmaus

  • ja genau, so meinte ich das. in der vergangenheit hat er mir öfters mal die schuld daran gegeben, dass er wieder mit dem trinken angefangen hätte, weil ich a. irgendwas gesagt oder b. irgendwas gemacht habe. dann hat er gesagt: das habe den saufdruck vergrößert...

  • Toll
    und sowas kannst Du jetzt garnicht gebrauchen.Umgib dich mit Menschen ,die sich aufrichtig mit Dir freuen u. Dich nicht 'runterziehen.So eine Schuldzuweisung ist ja wohl das allerletzte!
    Ich weiss,beim Alkoholiker sind immer die anderen schuld--ich hatte auch immer viele "Gründe".


    P.S.--bin kurz weg
    L.G.

    Backmaus

  • ja, das mache ich. ich habe auch keinen kontakt mehr zu ihm, seit ich ihm im november sagte, dass ich schwanger bin. einmal hat er noch nachgefragt, wie es mir geht und seitdem ruft er hier nicht mehr an.

    darf ich dich was fragen? was war der auslöser, dass du aufgehört hast zu trinken? war es ein bestimmtes plötzliches ereignis oder kam es eher langsam? ich habe nämlich schon einige dinge "probiert", die ich in selbsthilfegruppen von anderen gehört habe. das war zum einen, dass ich meinem vater gesagt habe, er sei asozial geworden (ist er auch, er hat kaum kontakte zur außenwelt) und jetzt aktuell habe ich gedacht, ich könnte wegen des babys was sagen. so von wegen: wenn du nicht aufhörst, wirst du es nicht kennenlernen. oder ist das blödsinnig?

  • hi marie-ann

    schön das du dich wieder meldest, auch wenn die umstände leider nicht so dolle san :(

    Zitat

    ich will das so gern nachvollziehen können!


    dann musste wohl alkoholikerin "werden" :shock:

    hört sich wahrscheinlich doof an, aber als nicht-alkoholiker nen alkoholiker verstehn, in ihn reinversetzen - das geht einfach nicht. sucht is sucht und kaum erklärbar, für nen außenstehenden wie uns sowieso unmöglich.

    auf mich machts den anschein als hätt dein vater nie vorgehabt trocken zu werden. es war einfach nur ne trinkpause, dafür da dir die welt schönzureden, genauso aber auch sich selbst.
    ich könnt grad ehrlich gesagt kotzen, weil du dir gedanken machst, das er wegen deiner schwangerschaft wieder trinkt :twisted:

    wenn er trinken will, dann wird er das und er wird auch immer einen grund für finden! um vor dir sein trinken zu rechtfertigen, in erster linie aber vor sich selbst. der grund kann noch so läppisch sein und für uns nicht nachvollziehbar - womit wir wieder beim thema sucht & logik wären :wink:

    du bist nicht schuld an seinem trinken, das is ein schuh den er sich anziehn darf!

    Zitat

    so von wegen: wenn du nicht aufhörst, wirst du es nicht kennenlernen. oder ist das blödsinnig?


    wenn du das dann auch in die tat umsetzt, sollte er nicht aufhören is das in meinen augen nicht blödsinnig sondern vernünftig. sagst du es nur um in zur einsicht zu bringen, ziehst es dann aber nicht durch, dann isses blödsinnig. wenn du etwas "androhst" dann nur wenn du weißt du kannst das dann auch durchziehn.

    liebe grüße -Dani-

  • hallo summerdream,

    Zitat

    dann musste wohl alkoholikerin "werden" Geschockt

    das ist wohl die einzige möglichkeit...

    mein vater hat auch nie wirklich die absicht gehabt, trocken zu werden. er war in den vielen jahren seiner sucht schon etliche male im krankenhaus sowie in der reha (ich glaube 4 bis 5 mal), seine längste trockenheitsphase ging glaub ich 9 monate. er lässt sich entgiften, sobald der körper zuviel bekommen hat und er eine "schlimme grippe" oder die berühmten "magen/darm probleme" bekommt. das kann mal nach tagen, mal nach monaten des exzesses sein.

    das mit dem baby und keinen kontakt werde ich auch machen, ich habe hoffnung, dass es ihm die augen öffnet, wenn das kleine da ist und er es nicht sehen darf.

    ich habe wie gesagt noch einen "kleinen" bruder, der nach wie vor immer wieder versucht, den kontakt zu halten und regelmässig bei ihm anruft, vorbei fährt und dabei auch in kauf nimmt, dass mein vater stockbesoffen ist.
    ich merke, dass er mit ach und krach eine art "beziehung" erhalten möchte. da er auch labile momente hat und sich das ganze auch physisch bermerkbar macht, mache ich mir sorgen, das er eines tages wieder zusammenbricht. ich habe ihn schon darauf angesprochen und er meinte, er könne selbst entscheiden, wann das mass voll sei.
    ursprünglich war seit kurz vor weihnachten aber geplant, dass wir definitiv an einem strang ziehen und uns BEIDE nicht mehr bei meinem vater melden. gar nicht mehr. damit er eben auch von beiden seiten merkt: ups, die melden sich beide gar nicht mehr - vielleicht sollte ich mich ändern, beziehungsweise kurzfristig mal wieder trocken werden.
    jetzt habe ich ein bisschen von erzählungen her den eindruck, ich bin die blöde und er ist der gute, weil er sich meldet und ich nicht. als mich mein vater im vergangenen jahr nach unserem letzten gespeäch noch einmal halbtrunken anrief und fragte, ob es mir schon besser ginge, habe ich erfahren, dass mein bruder ihm gesagt hat, er solle mich mal anrufen. er hat es also auch wieder nur auf anrat getan, was mich noch mehr verletzt hat.

    lg

  • Hallo Marie-ann

    Was der Auslöser gewesen ist,warum ich aufgehört habe?Es gab keinen.Mir ging es nach ein paar Tagen Alkoholkonsum mal wieder ganz schlecht(Katerstimmung mit allem was dazu gehört) und habe mitten in der Nacht beschlossen:das war's jetzt.Habe am nächsten Tag Kontakt mit einer SHG aufgenommen(telef.)u. habe versprochen,beim nächsten Treffen dabei zu sein u.bis dahin keinen Alkohol mehr zu trinken.
    Ich war bis dahin jahrelang Quartalstrinkerin.
    Aber wie gesagt,der Alkoholiker muss es selbst wollen-und nicht für andere.
    L.G.
    Backmaus

  • hallo backmaus,

    das ist interessant, dass es bei dir keinen wirklichen grund gab. ich habe wie gesagt schon von vielen gehört, dass es wirklich einen bestimmten auslöser gab. dass zum beispiel der enkel gesagt hat: "iih, opa du stinkst nach schnaps!" oder solche sachen. abr jeder ist da verschieden, das ist mir auch klar.
    bei meinem vater ist es wie gesagt so, dass er sich immer mal wieder zwischendurch selbst entgiftet oder - wenn es ganz heftig ist - ins krankenhaus geht. aber auch dann plant er akribisch seinen entzug, indem er zuerst die dosis selbst etwas runterschraubt, damit er nicht mit zuviel promille dort ankommt. und auch wenn er mal trocken ist, behält er sein umfeld aber bei, trifft sich sonntags zum frühschoppen mit seinen kumpels, die gegen mittag dann schon vollkommen abgefüllt sind.
    ich wünschte einfach, er würde es wirklich selbst wollen, aber auch nach 15 jahren ist dies leider nicht der fall.

    lg

  • Hallo Marie-Ann,

    herzlichen Glückwunsch erstmal. Schön, dass Du wieder hergefunden hast, schade, dass Du so lange gewartet hast bis es Dir wieder schlecht geht. Wenn Du möchtest, dass es Dir auf Dauer besser geht, solltest Du dauerhaft etwas für Dich tun und nicht nur dann, wenn es gerade mal wieder nicht mehr geht.

    Irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass etwas von dem was Dir im März hier geschrieben wurde wirklich angekommen ist.

    Wenn man den Kontakt zu einem Alkoholiker abbricht, sollte der Grund sein, dass man damit eine Besserung für sich selbst erreichen will. Das der Alkoholiker dadurch wach werden könnte, ist nur ein Nebeneffekt.

    Zitat

    ursprünglich war seit kurz vor weihnachten aber geplant, dass wir definitiv an einem strang ziehen und uns BEIDE nicht mehr bei meinem vater melden. gar nicht mehr. damit er eben auch von beiden seiten merkt: ups, die melden sich beide gar nicht mehr - vielleicht sollte ich mich ändern, beziehungsweise kurzfristig mal wieder trocken werden.

    Zitat

    jetzt habe ich ein bisschen von erzählungen her den eindruck, ich bin die blöde und er ist der gute, weil er sich meldet und ich nicht

    Ich werde das Gefühl nicht los, dass Du den Kontakt zu Deinem Vater hauptsächlich deshalb abgebrochen hast, weil Du hoffst das er dadurch aufhört zu trinken. So funktioniert das nicht. Weder für ihn noch für Dich. Er hört dann auf zu saufen wann er möchte oder auch nicht und nicht weil Du oder Dein Bruder nicht mehr da ist. Du bist nicht von Deinem Tun, dem Nutzen für Dich überzeugt und willst immer noch die gute Tochter sein, die ihrem Vater helfen will. Da sehe ich nicht, dass Du etwas davon hast. Wenn es Dir wirklich nur um Dich ginge, würde es Dir nicht so viel ausmachen, dass Dein Bruder nicht mitzieht und er vielleicht höher in der fragwürdigen Gunst Deines Vaters steht. Fragwürdig deshalb, weil Dein Vater trinkt und nicht trocken und damit klar ist.

    Was Dein Bruder macht, ist seine Sache, denn es ist sein Leben und er muss damit klarkommen, nicht Du. Ich kann verstehen, dass Du Dir Sorgen um ihn machst, aber er ist für sich selbst verantwortlich, genauso wie Dein Vater.

    Ganz offen gesagt, Dein Vater hat jedes Recht sich tot zu saufen und Dein Bruder jedes, händchenhaltend daneben zu sitzen. Es ist ihr Leben, nicht Deines. Du hast jedes Recht mit Deinem Leben zu machen was Du willst.

    Zitat

    das mit dem baby und keinen kontakt werde ich auch machen, ich habe hoffnung, dass es ihm die augen öffnet, wenn das kleine da ist und er es nicht sehen darf.

    Das geht ganz offensichtlich in die gleiche Richtung, Du willst Deinen Vater dazu bringen trocken zu werden. Dein Ziel sollte sein, Dein Kind vor Deinem trinkenden Vater zu schützen und nicht für den Versuch zu benutzen, Deinen Vater trocken zu zwingen.


    Zitat

    gut, ich muss zugeben, ich hätte mir eine andere antwort gewünscht, aber ich hatte zumindest das gefühl, jetzt freut er sich, jetzt arbeitet er an seinem zustand. wenige tage später hat er wieder angefangen zu trinken.

    Zitat

    als mich mein vater im vergangenen jahr nach unserem letzten gespeäch noch einmal halbtrunken anrief und fragte, ob es mir schon besser ginge, habe ich erfahren, dass mein bruder ihm gesagthat, er solle mich mal anrufen. er hat es also auch wieder nur auf anrat getan, was mich noch mehr verletzt hat.

    Zitat

    was denkt man denn in solchen momenten als alkoholiker, wenn die tochter schwanger ist und einem freudestrahlend das ultraschallbild hinlegt? wenn man opa wird? freut man sich ein bisschen? geht es einem am a**** vorbei?

    Das kann Dir keiner sagen, wie Summer schon sagte, da musst Du dann selbst Alkoholiker werden. Jetzt mal ganz deutlich. Alkohol ist das wichtigste im Leben Deines Vaters, alles aber auch wirklich alles kommt irgendwo danach. Ihn interessieren schon seine eigenen Kinder nicht sonderlich, glaubst Du ernsthaft, dass ein Enkelkind da interessiert, zudem eines das noch unterwegs und noch nicht da, also sichtbar ist, dass es wichtiger sein könnte als Alkohol? Marie-Ann mach Dir bitte nichts vor. Du oder was Du sagst oder tust ist auch nicht der Grund warum er trinkt, er trinkt „ganz einfach“, weil er es will.

    Zitat

    ist es gemein von mir wenn ich denke, das mein vater egoistisch ist?!

    Gemein, nein warum sollte das gemein sein? Ich frage mich allerdings, ob das Verhalten Deines Vaters Egoismus ist, ich denke mal es ist Sucht. Sucht hat ihre eigenen Gesetze, sie kennt keine Logik und keine gesunden Menschenverstand.

    Marie-Ann hör auf zu überlegen was gut für Deinen Vater ist und fang damit an zu überlegen, was gut für Dich ist. Hör auf Dir Gedanken zu machen, was er ändern und tun muss, mach Dir Gedanken, was Du bei Dir ändern solltest.

    Gruß
    Skye

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