Individualität in der Sucht

  • Hallo,

    das Thema halte ich auch nach wie vor für sehr aktuell. Das merke ich nun verstärkt in meiner Arbeit mit süchtigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die meisten meiner Klienten haben zwar eine stationäre Langzeittherapie hinter sich - und ein durchaus akzeptables Sucht-Know-how, allerdings machen sich meiner Meinung viele noch was vor. Da es bei uns ja nicht nur um Alkohol sondern in erster Linie auch um harte Drogen geht (Cannabis, Amphetamine, Kokain, Heroin), wird gerne von seiten der Klienten die Suchterkrankung als solche nur an der jeweiligen Droge festgemacht. Im Klartext: Viele Heroinabhängige gehen davon aus, dass sie ganz selbstverständlich kiffen oder trinken können, weil das ja nicht "ihre" Droge gewesen war. Alleine: Die Erfahrungen zeichnen halt ein anderes Bild.

    Im umgekehrten Fall geht es hier ja vielleicht auch dem einen oder anderen (vor allem natürlich den noch am Anfang stehenden) so, frei nach dem Motto "ich bin ja Alkoholiker, warum sollte ich aber zb. nicht mal einen Joint rauchen?". Auch hier sehe ich die Gefahr, dass "Individualität in der Suchterkrankung" wieder zum Reizwort wird...

    Sucht ist eine allgemeines Krankheitsbild (siehe ICD 10) mit individuellen Ausprägungen.

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Zitat von Frozen Tears

    Hallo Käferchen,
    in Sachen Coabhängigkeit ist ein direkter Vergleich zur Alkoholabhängigkeit nicht einfach so möglich. Es sind zwar beides Süchte , werden so bezeichnet. Aber auch der Alkoholismus oder die Sucht schlichthin wird als Krankheit bezeichnet und dennoch kann man sie nicht mit anderen Krankheiten auf eine Stufe stellen, was hier ja auch oft versucht wird.
    Mal als Beispiel: ich könnte nicht aus der Situation entkommen, der ich durch meinen alkoholabhängien Vater ausgeliefert war, weil ich noch ein Kind war. Ich wollte es gerne, war daher vielleicht auch garnicht coabhängig. Ich tat es sobald ich mich in der Lage fühlte, mit 17 zog ich aus. Erstmal weit weg.
    Meine mutter hätte 'theoretisch'ja schon weg können. Konnte aber nciht, weil sie coabhängig war und in ihrer eigenen Sucht gefangen war. Es war ihr ja auch garnicht mal bewußt, hatte also ihre eigene Krankheit noch nicht einmal erkannt und keinerlei Arbeit an sich selbst vorgenommen. Und auch mein Vater hatte lange Zeit seine Sucht nicht erkannt und zugegeben, wurde erst sehr sehr spät druch unseren Hausarzt darauf aufmerksam gemacht,der ihm sozusagen die Pistole an die Brust hielt.
    Weißt du, es wird hier in den Threads immer so dargestellt, als müßte es doch so einfach sein als Coabhängiger . man braucht doch einfach nur zu gehen. Wenns so einfach wäre, würde es sicher nicht als Sucht bezeichnet. Ich habe auch als Kind gedacht , dass beide meiner Eltern einfach so eine Willensschwäche hatten. Mein Vater hätte doch einfach nur aufhören können zu trinken. Dann wäre er nie besoffen und es gäbe keine Streit. Und meine Mutter- sie hätte doch einfach nur abhauen können, wenn es dann Streit gab. Dann gibts noch die dicke Freundin, die doch einfach nur 1000 Kalorien am Tag essen bräuchte, um abzunehmen und die Menschen auf der Erde, die einander alle nur lieben bräuchten damit es keinen Krieg mehr gäbe. Tja, wenn die Welt mal so einfach wäre.

    Liebe Frozen,

    hast mir aus dem Herzen geschrieben, wenn es so einfach wäre, Verhaltenänderungen umzusetzen, sähe unsere Welt anders aus.

    Im EKA-Bereich waren wir soweit zur Einsicht gekommen, dass ein Mensch etwa 1000 mal gleiche Verhaltenweisen einüben müsste, um alte Muster verändern zu können.

    Solange wir besetzt von unseren Erziehungsmustern sind, ist es schwer, sich so einfach von ihnen zu verabschieden. Jede/r der hier schreibt möchte doch sein authentisches Leben leben, ich glaube auch, dass es hier unterschiedliche Wege zu gehen gilt, ob Alkoholiker, Co-Abhängiger oder EKA.

    Das Forum hier schenkt mir Vertrautes, spätestens alle 14 Tage wird destruktiv gestritten darüber wie und wer richtig seinen Weg geht, anstatt dem anderen zuzuhören, und sich in verstehenden einfühlenden Worten auszutauschen.

    Jeder Mensch ist individuell und einzigartig.

    Zu einem authentischen Leben gehören Mut und Glauben. Den abhängigen Zustand zu verlassen erfordert Mut, jeder neue Entwicklungsschritt bedeutet, die früheren Verhältnisse mit ihren Scheinsicherheiten zu verlassen. Das macht Angst. Jeden Tag wird es darum gehen, neu geboren zu werden, die Wahrheit zu sagen, die eigene Wahrheit und zu ertragen, dass man in vielem ähnlich, aber auch in manchem anders ist als andere Menschen. Man darf und soll sich auf das eigene Denken und Fühlen verlassen.

    Gerade wir EKA`s haben dieses nicht zu Hause lernen dürfen, wird für uns ein lebenslanger Prozess bleiben.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Hallo Weitsicht,

    ich, als Alkoholikerin, habe da eine etwas andere Meinung zur Individualität der Suchterkrankung.

    Du schreibst:

    Zitat

    wenn es so einfach wäre, Verhaltenänderungen umzusetzen, sähe unsere Welt anders aus.

    Wenn Ich aber mein Verhalten nicht grundlegend ändere, schaffe ich nie den Weg in ein trockenes Leben.
    Dass es nicht einfach ist, dem kann ich allerdings zustimmen.

    Zitat

    Im EKA-Bereich waren wir soweit zur Einsicht gekommen, dass ein Mensch etwa 1000 mal gleiche Verhaltenweisen einüben müsste, um alte Muster verändern zu können.

    Aber, nur mit Üben allein ist es meiner Meinung nach nicht zu schaffen. Wenn ich die neuen Verhaltensmuster nicht sofort und bedingungslos umsetzen wollte, würde ich wahrscheinlich immer wieder rückfällig werden und das wäre für mich irgendwann tödlich.

    Also auf 1000-mal üben können zumindest wir Alkoholiker uns nicht einlassen.

    Ob bei Co-Abhängigen oder EKA’s die Sucht individueller betrachtet werden kann und ob es da verschiedene Wege aus der Abhängigkeit gibt, will ich nicht beurteilen.

    Gruß
    Alpenrose

  • Hallo Alpenrose,

    ich kann verstehen was Du schreibst, ich habe ja auch Suchtstrukturen in mir. Habe mich schon einigemale von der Nikotinabhängigkeit loslösen wollen, bin seit Oktober 2008 nikotinfrei. Hier sollte ich konsequent sein, auch diese Sucht kann tödlich enden.

    Mit 1000 mal üben, meinte ich, alte Verhaltensmuster zu verändern, die wir von unseren Eltern, Lehrer, Kirche vermittelt und in uns verinnerlicht haben.

    Ist das nasses Denken? Bin auf der Suche im Moment, was mit diesen Wörtern hier vermittelt werden soll. Weil ich davon überzeugt bin, dass wir EKA`s von unseren suchtkranken Elternteile, noch nasses Denken (wie Ängste, Misstrauen) in uns noch heute wirken. Denn wenn Eltern ihre Probleme nicht lösen können, geben sie diese unbewusst ihren Kindern weiter. Und nur durch merken dürfen, dass es nicht mein Denken und Fühlen, sondern das meiner Eltern, Lehrer usw. ist, kann ich authentisch nach meinem wahren Denken und Fühlen leben und handeln.

    Wir EKA`s sind leider oft von unseren Eltern und was sie uns an Ungesundem vorlebten, abhängig. Wir haben es verinnerlicht, da wir Eltern, Lehrer vertrauten und glaubten, das was sie uns vermittelt haben, gesundes und wahres Leben ist. Jetzt ist es unsere Aufgabe, zu hinterfragen ob diese Verhaltensweisen für uns heute noch Gültigkeit haben, von diesen Verhaltensmustern sollten wir uns befreien, hierbei müssen wir 1000 mal neue Verhaltensmuster einüben, dass es zu automatischen gesunden Verhaltensweisen kommen kann.

    Jeder Mensch ist einzigartig und individuell.

    Habe ich bei meinen Kindern feststellen dürfen.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Hallo Weitsicht,

    als Mensch sehe ich mich schon auch als individuell und einzigartig, in manchen Dingen sogar recht ausgeprägt.

    Nur was die Alkoholsucht betrifft, denke ich, gibt es keine Unterschiede.

    Ich denke, es gibt verschiedene Stadien auf dem Weg in den totalen Abgrund, doch irgendwann endet wahrscheinlich jeder dort, man muss nur lange genug trinken,
    oder eben den Absprung rechtzeitig schaffen.

    Manche sehen sich zwar als “Edel-Alkoholiker“ :roll:, so wie auch ich eine gewisse Zeit von mir gedacht habe wenn ich gehört/gelesen habe, von welchen Alkoholmengen teilweise die Rede war, doch irgendwann wäre ich bestimmt auch auf diesem Level gewesen.

    Was das sog. “nasse“ Denken/Verhalten betrifft, glaube ich, man kann davon sprechen, wenn ich zwar nicht mehr trinke, aber meine Verhaltensweise der in meiner Saufzeit ähnlich ist.
    Ich kenne den Ausdruck aber nur im Zusammenhang mit Alkoholikern.

    Lieben Gruß
    Alpenrose

  • Mir persönlich erscheint es so zu sein, dass die Hintergründe, Personen und Chroniken alle sehr individuell (weil ja überall ein anderer Mensch dahinter steckt mit einem anderen Umfeld) zu sein, während die Sucht - egal welche - mit unterschiedlichen Zeiträumen eine jede Phase durchläuft.

    Suchtmittel (Mensch oder Droge) kennenlernen
    Suchtmittel schätzen lernen
    Suchtmittelspezifische Gefahr verkennen und konsumieren müssen (kranke Partnerschaft oder Suchtmittel)
    ... im und vom Suchtmittel gefangen ....

    Hilfe suchen und Chance zur Gesundung durch Abstand vom Suchtmittel bzw. der Distanzierung und der Besinnung auf die ureigene Person und deren Bedürfnisse und Wünsche.

    oder aber in der Sucht stecken bleiben und vermutlich ein trauriges, grausames Endes haben....

    ...oder sehe ich da etwas falsch....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Dagmar ,
    ich glaube dass man da die Parallelen zwischen Coabhängigkeit und Alkoholsucht nicht so umittelbar vergleichen kann.
    Zum einen liegt die Ursache der Coabhängigkeit meist schon recht weit zurück , oft in der Kindheit.
    Sie ist mit Trennung von Partner auch noch nicht geheilt.
    Der alkoholabhängige Partner ist eher als Auslöser einer schon vorhandenen Abhängigkeit zu sehen.
    Der Verlauf einer stofflichen Sucht ist sicher anders.
    Da könnte man wohl eher Nikotin und Alkohol oder ALkohol und andere Drogen vergleichen. Bei diesen Drogen besteht die Gemeinsamkeit, dass man eine immer größere Menge benötigt, sich der Körper dran gewöhnt und man diese Sucht nur mit absoluter Abstinenz überwinden kann.
    Ich denke, dass es bei der Coabhängigkeit anders ist. Da geht es mehr darum selbständig zu werden udn alte Verhaltensmuster zu überwinden. So etwas kann wie man hier im Forum lesen kann mit oder ohne süchtigem Partner geschehen. Die Sucht des Partners ist hier ja nicht der entscheidende Punkt, sondern das sich einreden des Gebrauchtwerdens, so in etwa.
    Ich denke, dass der Verlauf von Coabhängigkeit wesentlich individueller ist als der von stofflichen Süchten.
    Auch die Auswirkungen der elterlichen Sucht auf ein Kind ist wesentlich individueller habe ich hier im Forum beobachten können. Es gibt Gemeinsamkeiten, aber dennoch auch wieder gravierende Unterschiede. Auch bei meinen Geschwistern hatte ja die Sucht meiner Eltern unterschiedliche Auswirkungen gehabt. Die eine zum Beispiel sind dadurch stark suchtgefährdet oder werden sogar süchtig. Die anderen genau gerade deswegen nicht, rühren garkeinen Alkohol an.

  • Zitat

    Zum einen liegt die Ursache der Coabhängigkeit meist schon recht weit zurück , oft in der Kindheit.


    Die Defizite des Alkoholikers im Umgang mit bestimmten Situationen, in denen er in der nassen Phase Alkohol konsumiert, sind auch in der Vergangenheit begründet. Kein Unterschied.

    Zitat

    Sie ist mit Trennung von Partner auch noch nicht geheilt.


    Nur nichts trinken reicht nicht. Auch kein Unterschied.

    Zitat

    Der alkoholabhängige Partner ist eher als Auslöser einer schon vorhandenen Abhängigkeit zu sehen.


    Der Alkoholiker trinkt, um seine Defizite zu betäuben. Auch hier sind die "Ursachen" schon vorhanden. Auch kein Unterschied.

    Zitat

    Bei diesen Drogen besteht die Gemeinsamkeit, dass man eine immer größere Menge benötigt, sich der Körper dran gewöhnt und man diese Sucht nur mit absoluter Abstinenz überwinden kann.


    Die Menge der Substanz ist kein Indiz für Sucht. Eine Steigerung ist oft zu beobachten, aber nicht zwingend notwendig. Die Gewöhnung ist auch beim Coabhängigen gegeben, die Toleranzgrenzen verschieben sich. Auch kein Unterschied.

    Zitat

    Da geht es mehr darum selbständig zu werden udn alte Verhaltensmuster zu überwinden.


    Nichts anderes lernt der Alkoholiker, während er trocken wird und bleibt. Ein lebenslanger Prozess. Auch kein Unterschied.

    Zitat

    Die Sucht des Partners ist hier ja nicht der entscheidende Punkt, sondern das sich einreden des Gebrauchtwerdens, so in etwa.


    Auch beim Alkoholiker ist die psychische Abhängigkeit schwerwiegender als die physische Abhängigkeit. Kein Unterschied.

    Aber wozu schreibe ich das, soll doch einfach jeder denken, was er/sie will. Wer will, findet Wege - wer nicht will, findet Gründe. War schon immer so.
    :)
    Lg
    Spedi

  • Hallo Spedi,


    ich sage Dir einfach mal Danke! Würde mich freuen, wenn Du diesen Gedanken immer wieder hier anführst... :lol:

    Zitat

    Wer will, findet Wege - wer nicht will, findet Gründe. War schon immer so.


    Lieben Gruß

    S.Käferchen

  • Guten Morgen Spedi,

    Dein Austausch mit Frozen Tears war für mich bereichernd. Konnte für mich einiges rausziehen. Danke Dir dafür.

    Dein letzter Satz empfinde ich eher so, dass Du Dich nicht verstanden fühlst, mit dem was Du hier vermitteln möchtest.

    Wer will findet Menschen, die ihn/sie zu seiner/ihrer Selbstliebe begleiten, wer nicht kann, bleibt in und mit seinem Schmerz zurück.

    Wünsche mir, dass bei letzterem keine Kinder, in seinem/ihren Umfeld sind.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Servus Weitsicht,

    Zitat

    Dein letzter Satz empfinde ich eher so, dass Du Dich nicht verstanden fühlst, mit dem was Du hier vermitteln möchtest.

    Weit gefehlt! Ich hab das vor längerer Zeit schon mal erläutert: Ich weiss, dass ich keinen Alkoholiker trocken legen kann und keinen Coabhängigen aus seiner Sucht befreien kann. Es ist also im Prinzip egal, was ich hier schreibe, und ob ich hier schreibe. Derjenige, der gesunden will, wird für sich die passenden Wege finden. Und wer das nicht will, der lässt sich auch nicht von geschriebenem beeinflussen...

    Bei der großen amerikanischen SHG heisst das wohl sinngemäss, anzunehmen (i.S.v.: hinnehmen, akzeptieren), dass der Einzelne machtlos ist.

    Darüber hinaus will ich nichts vermitteln. Ich schreibe hier zwar an Euch, aber für mich. :)

    Einleuchtend?

    LG
    Spedi

  • Hallo Spedi,

    Deine Antwort lass ich mal in mir wirken, lässt mich nachdenklich sein.

    Danke für Deine Ehrlichkeit.

    Liebe Grüsse Weitsicht

  • Hallo an alle,
    logg mich mal kurz ein.
    Und solange jemand Gründe sucht,
    (Partner, Arbeit, Gesellschaft, Wetter, Hinz und Kunz), bleibt er in seiner Sucht haften, egal wie die heißt.
    Sinngemäß hat das Spedi zwar schon geschrieben, ich will es MIR aber noch mal mit eigenen Worten unter die Nase halten.
    Mir fällt auf, dass die Verantwortung in unserer Wohlstandsgesellschaft überhaupt gerne in fremde Hände abgegeben wird.
    An den Onkel Doktor, den Herrn Pfarrer, die Politiker(Ja, wir kleinen können ja eh nichts machen), die Lehrer, den Versicherungen, usw usf. Aber das ist ein anderes Thema
    LG Thelma

  • Weißt Du, liebe Frozen Tears,
    was Du beschreibst nenne ich diese individuellen Wege in die Sucht, Kind zu sein von Alkoholikern oder Partner Alkoholiker. Denn es gibt ja auch die Theorie, dass Coabhängige Partner sich eben genau wie ein Kind durch die Sucht des Partners zu coabhängigem Verhalten entwickeln. Individuell also ob Helfersyndrom oder als Überlebensmechanismus in der Entwicklung.

    Aber ich sehe dennoch die Wege in der Sucht als identisch an. Auch die Steigerung des Suchtmittels: sogar gerade die. Ich kann hier nur von mir sprechen, wäre mir das passiert was in den Jahren lief, so wäre ich am Anfang der Beziehung lautstark mit einer prächtigen Szene und erhobenen Hauptes abmarschiert.

    Mein Suchtmittel hat jedoch über die Jahre gewirkt und meine Sucht wurde so stark, dass ich meine Droge nicht ablegte. Mein Partner war meine Droge und er hatte seine. Meine Leidensfähigkeit wurde größer wie sein Konsum. Ich sehe das als gleich.

    Die Trennung: er wurde aggressiv - ich traurig. Was ist da anders als der Ausdruck - Gefühle sind beides.

    Der Weg danach: bei mir fundiert sich ein komplett neues Leben, ich merke wieder wie ich morgens singe, mal aus einem Gefühl heraus lachen kann. Ich habe meine Droge abgesetzt, war (hier) in Therapie und lebe meinen Entzug.

    Er hat eine Nachfolgerin für mich gewählt um sein Suchtmittel zu hehalten, es scheint so, als ob er seinen Umzug erneut nicht auf die Reihe gebracht hat und ob der Arbeitsplatz noch erhalten ist, dass mag in den Sternen stehen.

    Hier sind wir immer noch gleich in der Sucht - nur unterschiedlich in dem Punkt wo jetzt jeder seinen eigenen Weg geht. Er konsumiert, ich konsumiere nicht mehr.

    Ich versuche zu verarbeiten und neu zu starten, er führt das alte Spiel weiter.

    Nun, da das mit der abgegeben Verantwortung bei mir nie so war hat das in meinem Leben noch keine Rolle gespielt, aber wohl doch in dem Punkt, da ich bereit war Verantwortung für Dinge zu übernehmen wie die Mietzahlung, die gar nicht meiner Verantwortung obliegen müssen....

    Ich kannte zwei Junkies vom Arbeitsplatz her: eigentlich war der Weg der beiden selbiger wie der meines alkoholkranken Exfreundes. Eine der drei Personen ist den Weg von Entzug und Therapie gegangen, der Alkoliker ist laut meinem Stand nicht krank und der andere Junkie hat meiner Kenntniss nach seine x-te Therapie begonnen.

    Letzteres ist der Punkt, an dem sich die Wege trennen und wieder individuell werden.

    Ebenso indivieduell wie der Anfang der Sucht.

    Das dazwischen empfinde ich als gleich, da setzte ich mich auf selbigen Suchtdruck wie der Alkoholiker oder den Junkie. Ist nur alles besser vertuscht, weil sozial gewollt.....

    Lieben Gruß von Dagmar

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