Ist nasse Hoffnung nicht Augenwischerei

  • Hallo Ihr Lieben,
    ich glaube, bei mir im Kopf hat es gerade geklingelt, aber Ihr müsst mir sagen, ob ich da richtig denke. Drauf gekommen bin ich durch den Beitrag zu Mely "hoffentlich hört er nicht auf zu trinken".

    1)Hört ein Trinker - ohne ärztliche Hilfe auf - so können Delir, Krampfanfälle ect. auftreten.
    2)Trinkt ein Trinker weiter, so macht er Körper und Umfeld kaputt.
    3)Als Co-Abhängiger übe ich in beiden Fällen evtl. meine Co-Eigenschaften aus.

    Nur, bei Krankheitseinsicht und ärztlicher Hilfe, am besten wohl noch Therapie, ist es möglich, dass ich den Kranken nicht durch meine Co-Anteile vor der Realität verdecke, Ärzte und Therapeuten ohne meine Gegenwart an die Substanz des Betroffenen kommen und eventuell eine dauerhafte Lösung vermitteln.

    Auch sagt mein Klingeln, da werde ich bestimmt wieder von einigen zerrissen ;)
    Als Co muss ich ja quasi auch eine räumliche Trennung durchführen da ich
    a) bei Delir und Zusammenbrüchen nicht helfen kann sondern selber psychisch Schaden nehme
    b) ich bei einem Trinker co-abhängig bleibe und weiteren seelischen Schaden nehme
    und c) nur bei eben dieser Therapie- und Krankheitseinsicht kann eine Chance bestehen, aber auch nur dann, wenn ich als Co weit, weit weg bin vom Süchtigen, damit dieser seinen Weg findet - für sich und nicht für ein Paar.

    Ich weiß nicht, ob es bei mir richtig geklingelt hat. Wenn ja, dann ist es schon übel, dass es erst klingelt, wenn man/frau gegangen ist, beginnt Abstand zu finden und sich mit dem Ende arrangiert hat. Wenn also - wie beim Alkoholiker - der Suchtdruck und der Druck selber zu stark geworden ist.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Dagmar,

    meines Erachtens kann man die EIGENE Genesung auch ganz anders aufrollen, vollkommen unabhängig davon, ob der Partner aufhört zu trinken oder nicht. Dazu ist es aber zum einen erforderlich DEINE eigene Krankheit als solche anzuerkennen und zum anderen den Fokus vom trinkenden Angehörigen zu nehmen.

    Somit hast du dann selbst die Möglichkeit, dich um eine Therapie für DICH zu kümmern und an DEINER Sucht zu arbeiten. Ob du dann räumlich getrennt bist oder nicht, ist nicht unbedingt Ausschlag gebend. Es ist jedoch erforderlich an dir und für dich selbst zu arbeiten und u. U. professionelle Hilfe für DICH in Anspruch zu nehmen. Für meine Begriffe siehst du deine Co-Abhängigkeit immer noch viel zu sehr im Konsenz zu deinem Ex. Es ist aber DEINE Krankheit und damit hat dein Ex überhaupt nichts zu, außer dass er sie sichtbarer machte.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Lieber Peter,
    für mich gilt das was Du schreibst dass eine räumliche Trennung, zumindest in meinem Fall zuallererst mal nötig war um mein Leben zu schützen.

    Alles andere kommt dann, wenn mein Leben sicher sein sollte, was noch einige Zeit dauern wird. Das hindert mich nicht daran, nach meinem Tempo, auf meine Art und Weise das Thema für mich zu erarbeiten bzw. zu verarbeiten.

    Ich persönlich würde vermutlich bei Kontakt mit dem Suchtmittel meiner Sucht lange Zeit in Co-abhängige Muster zurückfallen. Diese nämlich, fallen mir persönlich erst jetzt nach der Trennung langsam auf. Wie gesagt: mein Weg, meine Art der Bewältigung und das innerhalb meines Zeitrahmens, den ich für meine Geschichte benötige - dazu gehört in meinem Fall auch Kontaktabbruch.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Zitat

    Es ist aber DEINE Krankheit und damit hat dein Ex überhaupt nichts zu, außer dass er sie sichtbarer machte.

    Hallo Ette,

    verstehe ich dich richtig: die Co-Abhängigkeit war schon vor der Partnerschaft da und wurde in der Partnerschaft erst sichtbar?

    Mit deinem Beitrag hast du bei mir ein Dominosteinchen angetippt, aber ich kriege es noch nicht richtig klar... Ich bin ein erw. Kind. und frage mich, ob der völlige Kontaktabbruch sein MUSS, oder ob ich nicht meine Problematik unabhängig davon, ob Kontakt besteht oder nicht, für mich selber ausheilen kann.

    Nachdenkliche Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Zitat von Linde66

    Hallo Ette,

    verstehe ich dich richtig: die Co-Abhängigkeit war schon vor der Partnerschaft da und wurde in der Partnerschaft erst sichtbar?

    Mit deinem Beitrag hast du bei mir ein Dominosteinchen angetippt, aber ich kriege es noch nicht richtig klar... Ich bin ein erw. Kind. und frage mich, ob der völlige Kontaktabbruch sein MUSS, oder ob ich nicht meine Problematik unabhängig davon, ob Kontakt besteht oder nicht, für mich selber ausheilen kann.

    Nachdenkliche Grüße, Linde

    Hallo Linde,

    ja, so habe ich jedenfalls bei mir festgestellt und ich denke, dass ich hier kein Einzelfall bin. Inzwischen habe ich auch wieder regelmäßig Kontakt mit meinem Freund, aber jeder von uns muss an seinem eigenen Weg arbeiten.

    Ich habe auch festgestellt, dass ich ähnliche Strukturen in jeder meiner Partnerschaften gelebt habe, nur wurde es dort nicht co-abhängig genannt, weil meine damaligen Partner nicht tranken. Mein Verhalten war aber dasselbe. Mich um alles kümmern, sagen, wo es lang geht, das Heft in der Hand haben. Immer war ich so eine Art Personaleinheit von Mutter und Ehefrau für meine Partner. Die Tatsache, dass mein letzter Partner trank, hat dann meine Strukturen natürlich verstärkt, sodass ich letztendlich tätig werden musste. Für mich.... und ich habe dabei eine Menge über mich gelernt. Von daher kann ich keinen Groll gegen "meinen Alki" formulieren. Er hat seine Krankheit und ich hab meine. Vielleicht haben sie sich gegenseitig potenziert, auf jeden Fall aber meine sehr deutlich werden lassen.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ihr beiden!

    Danke für die Rückmeldungen.

    Zitat

    Von daher kann ich keinen Groll gegen "meinen Alki" formulieren. Er hat seine Krankheit und ich hab meine. Vielleicht haben sie sich gegenseitig potenziert, auf jeden Fall aber meine sehr deutlich werden lassen.

    Ich bin Single, "mein Alki" ist meine Mutter. Deswegen bin ich überwiegend im Erw. Kind - Bereich des Forums unterwegs. Was du schreibst Ette, hat mir geholfen etwas zu klären. Ich merke gerade, wie ich zunehmend gelassener werde! Und wie sich mein Focus wieder auf MICH richtet. Schönes Gefühl.

    Es hat sowas von: "danke Alki, daß ich an dieser Situation lernen konnte, daß ich co-abhängiges Verhalten zeige." Das DANKE meine ich nicht ironisch, sondern wirklich so: Ich lebte die Co-Abhängigkeit ja nicht nur der Mutter gegenüber, sondern jahrelang unbewußt in meinen Beziehungen. Durch die angesprochene Potenzierung hat es endlich bei mir Klick gemacht und ich hab das Grundmuster erkannt. Der erste Schritt ist gemacht, daß ich zukünftige Beziehungen ohne Co. leben kann.

    Es ist nicht einfach, sich mit den ganzen Mustern auseinanderzusetzen, manchmal sehr schmerzhaft sogar. Aber ich begreife es als Chance zu wachsen.

    Hey Zukunftsmusik, ich freu mich riesig, dich wieder zu lesen! Dachte schon, du hast dich ganz zurückgezogen. Die Kraft ist da, genau wie die Musik, wir müssen sie bloß rauslassen... :D

    So, ich geh mal wieder "rüber",

    liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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