JETZT helfen wir uns selbst !! ... Tipps, Erfahrungen etc.

  • Hallo Ihr Lieben,

    meinen 4000 Beitrag will ich mal unter ein Motto stellen, eigentlich sollte er heißen: „Ein Playdoyer für die Liebe / gegen die Abhängigkeit“
    Mh, ich philosophiere zwar recht gern darüber, aber bin andererseits auch eher der praktische Typ. Und im Grunde ist dieser neue Thread nix anderes, aber es geht nun eher um die Liebe zu sich selbst und um die Befreiung aus der eigenen, inneren Abhängigkeit.
    Vielleicht kann ich dazu beitragen, auch wenn ich Alkoholikerin bin, denn abhängig sind/ waren wir ja alle...

    Ich sehe hier, das einige im „Liebeskummer“ feststecken, obwohl es eher die Angst vor dem Neuen, die Angst vor Veränderung, vor einer Trennung, vor dem Alleinsein ist, das deutet dann aber auf Abhängigkeit zum Partner hin.
    Und daraus sollte man sich befreien, denn da kann ja nix Gutes bei rauskommen, selbst wenn der Partner trocken wird. Wir haben hier oft geschrieben, das BEIDE an sich arbeiten müssen, und auch im Falle der Trennung gilt das ja trotzdem, die CO-Abhängigkeit ist damit ja keinesfalls beendet.

    Ich habe dazu im net etwas recherchiert, in Büchern, die ich für seriös halte, eigene Erfahrungen sind auch dabei, und Beobachtungen aus dem Bekanntenkreis, und aus meiner Realen, denn auch dort sind viele Angehörige.

    Fang ich mal an:

    Bei Liebeskummer (ich nenn es jetzt einfach mal so) passiert in fast allen Fällen das gleiche:
    Das Selbstwertgefühl wird stark angeschlagen durch das Verlassenwerden. Man fühlt sich plötzlich nicht mehr „gut genug“, fühlt sich alleingelassen, versucht, es zu ignorieren, badet auch gern ne Weile in Selbstmitleid und die Zukunft erscheint düster, weil es meist gemeinsame Pläne gab.
    Man ist für eine Weile geschockt, tieftraurig und erstarrt und kapselt sich von der Umwelt ab. Das ist alles normales, menschliches Verhalten. Und bei jedem dauert es auch seine Zeit. Bei der CO-Abhängigkeit spielen noch andere Faktoren eine Rolle, das Helfersyndrom kann nicht mehr ausgelebt werden, man kann somit auch die Abhängigkeit nicht mehr ausleben und im „schlimmsten“ Fall wird schnell ein neuer Partner gesucht, der den alten „ersetzt“ und man frönt lustig weiter seiner Sucht, wissen wir alles…

    Was gibt es für praktische Ratschläge, um das alles zu überwinden ? Auch wenn die Trennung von einem selbst ausgeht…
    Solche Ratschläge würde ich gerne hier sammeln…

    Als erstes sollte der Kontakt zum EX völlig abgebrochen werden, denn jeder neue Kontakt wird wieder weh tun. Falls Kinder da sind, sollte er so eingeschränkt wie möglich sein.

    Dann ist ein Ratschlag, mit Sport zu beginnen, denn dabei werden automatisch Glückshormone ausgeschüttet, das geschieht ganz automatisch, man muß nix dafür tun. Hört sich zwar simpel an, aber ich kann das bestätigen und die Grübelei wird auch dabei eingeschränkt. :wink:

    Man sollte sich mit anderen Menschen treffen, den Hintern dazu hochbekommen, Freunde besuchen, neue Leute kennenlernen, gemeinsam ins Kino gehen, Veranstaltungen besuchen, Konzerte, Ausstellungen, einen Kurs an der Volkshochschule belegen, alles was einem gefallen könnte. Einfach am Leben wieder teilnehmen. Dabei auch Neues ausprobieren, vielleicht ist was für einen dabei ?

    Und Belohnungen dürfen auch nicht fehlen. Für alles, was man gut hinbekommen hat, "darf" man sich belohnen, auch wenn es erst nur Kleinigkeiten sind. Seit ewigen Zeiten wird mit Belohnung gearbeitet, weil es sich bewährt hat.

    Das kann ein schönes Bad mit einen schicken Badeöl und Kerzen sein, ein Buch, eine CD kaufen, die man schon lange haben wollte, wenn man die Kohle dafür hat. Oder irgendeinen kleinen Schnick-Schnack, woran man sich erfreuen kann, ein Mini-Wellness-Tag im nächsten Fun-Bad, ein Blumenstrauss für sich selbst, halt alles, was einem gut tut.
    Und nicht alle Belohungen müssen teuer sein, ein schöner Herbstspaziergang kann ebenso eine Belohnung sein, um den nächsten Teich oder Wald gehen, sich eine schöne Bank aussuchen und einfach dort die letzten Sonnenstrahlen genießen. Oder Pilze sammeln und sich ne leckere Mahlzeit daraus kochen. :D
    Überhaupt für sich selbst zu kochen, was man gerne mag. Oder sich eine bestimmte Süßigkeit kaufen, Schokolade enthält zum Beispiel auch Glücks-Hormone, wir essen sie schon nicht umsonst in Stressituationen. :wink: Alles ist erlaubt, natürlich in Maßen, sonst isses ja keine Belohnung mehr ! :roll::lol:

    Desweiteren könnte man Veränderungen an seinem Äußeren durchführen, aber nur FÜR SICH SELBST, wenn man das so möchte. Durch den Sport ergibt sich meist eine Gewichtsabnahme, für diejenigen, die wollen, die anderen müssen halt mehr essen :P ! Warum nicht mal eine neue Frisur ausprobieren ? Warum nich rosa Strähnchen ? Einen neuen Kleidungsstil ausprobieren ? Oder noch n paar Schuhe, wenn man sie doch braucht, diese ganz bestimmten da ! :mrgreen:
    Wollen wir uns doch nix vormachen, für Frauen spielt auch meist das Äußere eine Rolle, wenn wir uns auch äußerlich attraktiver finden, hat das meist auch Folgen auf unser Inneres.
    Is zwar schwachsinnig, aber trotzdem schminken sich seit Urzeiten Frauen. Warum, sach ich jetzt besser nich… :wink::lol:

    Ein weiterer Tipp wäre, sich ein Büchlein anzulegen, in dem man vorn reinschreibt, was einem schon besonders gut in seinem Leben gelungen ist, seine Erfolge im beruflichem wie im privaten auflistet. Und am besten schreibt man jeden Tag etwas hinzu, was einem an diesem Tag besonders gut gelungen ist. Wen konnte man zum Lachen bringen, wem hat man ein freundliches Lächeln geschenkt und bekam eins zurück ? Welche Aktivität konnte man für sich durchführen ? Was hat einem an diesem Tag Spaß gemacht ?
    Darauf kann man dann an schlechten Tagen zurückgreifen, darin nochmal nachlesen, und es wird einem wieder besser gehen.
    Man kann auch da reinschreiben, für welche Dinge man besonders dankbar ist, was man eigentlich alles hat, eine Familie, Kinder, ein Dach übern Kopp, was zu essen, vieles erscheint einem schon selbstverständlich, ist es aber nicht !

    Ich persönlich habe mich außerdem wieder der Meditation gewidmet, habe auch das wieder aus alten Zeiten rausgekramt, als Entspannungsmethode, um meine Denkmaschine auch mal abstellen zu können und es tut mir sehr gut.
    Auch sowas kann helfen, wieder zu sich selbst zu finden.

    Das alles jetzt bewirkt natürlich noch keine innerliche Änderung, aber ich denke, man sollte sich dafür beste Voraussetzungen schaffen und vieles ändert sich auch automatisch ein wenig mit äußerlichen Veränderungen.
    Durch Sport beispielsweise verschafft man sich selbst Erfolgserlebnisse. Ein verändertes Äußeres kann mehr Selbstbewußtsein geben, bei mir war das jedenfalls so, muß ich ganz ehrlich zugeben :oops: . Und unter Menschen zu sein kann nie schaden und es lenkt auch mal von unnützen Grübeleien ab. :wink:

    Vielleicht können wir hier noch weitere nützliche, praktische Tipps sammeln, um bessere Voraussetzungen für einen „Neustart“ zu schaffen, bzw. eine besseres Selbstbewußtsein für sich selbst aufzubauen ? Was dann nicht mehr auf Abhängigkeit von anderen beruht, sondern auf seiner eigenen Persönlichkeit.
    Innerlich muß man natürlich auch an sich arbeiten, aber vielleicht hilft auch „Äußerliches“ ?

    Vielleicht ist das jetzt aber auch zu naiv von mir gedacht, und ihr findet das einfach nur doof, dann bitte sagen, ansonsten hätte ich auch noch ein paar Glücks-Tipps auf Lager, die nicht auf Äußerlichkeiten beruhen, wo man mehr für tun muß, die aber auch erfolgversprechend sind.

    LG
    Lilly

  • Liebe Lilly,

    ein schoener Beitrag von Dir.

    Wichtig bei uns Co's ist vorallem, dass wir erkennen, dass wir krank sind. Dann muessen wir natuerlich auch den Willen haben gesund zu werden und dann offen sein fuer die neuen Denkweisen, die wir in unser Leben einladen wollen, um wieder gesund zu werden. Erfolgt dies nicht, haben wir auch keine Chance auf Gesundung. Ich hab schonmal in einem anderen Thread geschrieben, dass wir solange wir unser Leid naehren und wir nicht vollkommen akzeptieren, dass wir und auch unser Partner krank sind und wir uns nicht um uns selbst kuemmern, wir sozusgagen Sachen in unserem Leben ausblenden bzw. ignorieren. Tun wir das werden wir Co's im Selbstmitleid versinken, wir werden weiter unser Leiden vortragen und unser Unverstaendnis vortragen, warum alles denn in die Brueche gegangen ist. Leider ist fuer uns Co's es vielleicht noch etwas schwieriger als bei einer stofflichen Sucht, zu erkennen, dass wir krank sind, die Gesellschaft erkennt das auch nicht, wir wanken ja nicht durch die Gegend und es erscheint vielleicht nicht so offensichtlich fuer andere, dass wir ein Abhaengigkeitsproblem haben.

    Zu allererst sollte sich ein Angehoeriger wirklich und wahrhaftig erstmal hinsetzen und ueberlegen, warum er in diese Situation geraten ist, warum er glaubt, jemanden retten zu koennen oder zu muessen, der unsere Hilfe gar nicht will oder der nicht aufhoeren will seiner Sucht zu froehnen. Meditation ist da unheimlich hilfreich, dass mach ich auch regelmaessig, man schaltet einfach mal um sich herum die Dinge ab, die einem davon abhalten seine eigentlichen Probleme anzugehen, dass kann ganz banal Fernsehen sein oder andere Dinge. Wir verdraengen auch gerne unsere Gefuehle und ein paar ruhige Minuten mit uns selbst und das hinfuehlen wie es uns eigentlich geht, ist unheimlich hilfreich finde ich. Wichtig ist aber, dass man erkennt, dass man mit seinem bisherigen Gedankengut nicht weit gekommen ist und man sich oeffen sollte und hinhoeren sollte, wie andere, die ihre Abhaengigkeit durchbrochen haben, es geschafft haben. Sicherlich ist es nicht immer das was wir hoeren wollen, wir hoffen, wenn wir dann noch aktiv co-abhaengig sind, dass wir ein Ausnahmefall darstellen und wir doch ein Happy-End nach unserem Geschmack erhalten. Sind wir nicht offen, ignorieren wir ja wieder und dann geht es halt soweit, bis wir unsere Krankheit nicht mehr ignorieren koennen und hoffentlich unseren persoenlichen Tiefpunkt erreichen, so wie ein nasser Alkoholiker eben.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Ja liebe Jenny,

    Krankheitseinsicht und der Wunsch, zu „gesunden“ ist natürlich Grundvoraussetzung !
    Und dazu muß all das geschehen, was Du schreibst.

    Ich denke aber auch, daß das bei vielen hier schon geschehen ist, die CO-Abhängigkeit erkannt wurde und der Wunsch nach Gesundung vorhanden.
    Dazu gehört natürlich sehr viel mehr als diese Äußerlichkeiten, wie ich sie beschrieb.
    Es muß auch ein neues Selbstwertgefühl aufgebaut werden, leider ist da ja nicht sehr viel im akuten Stadium der Abhängigkeit…
    Und dabei könnten vielleicht auch so Äußerlichkeiten helfen, dachte ich :oops: ?
    Natürlich muß parallel auch innerlich gearbeitet werden, aber vielleicht wären für Erfolge auch kleine Belohungen okay ? Um seinen Weg weiter zufrieden gehen zu können ?

    Und Meditation ist beispielsweise eine gute Sache, um wirklich mal abzuschalten in der heute von Medien aller Art überfluteten Welt. Und in sich reinzufühlen, wie Du so richtig schreibst. Es ist nicht schwer zu erlernen, wenn man es denn will, und es gibt verschiedene Methoden, für jeden is was dabei. Und man kann es mit gewisser Übung sogar überall anwenden, fällt nich mal auf… hihi… :lol:
    „öööhm, was hast Du grad gesagt ? Ich war mit meinen Gedanken eben mal gaaanz woanders… 8) “ hähä, in echt hatte man natürlich möglichst gar keine :mrgreen: … nee, nur Spaß :wink: … anfangs gehört Ruhe dazu und die auch einzufordern ist wichtig, weil man regelmäßig üben muß, also auch wieder im Grunde ne Übung, eigene Bedürfnisse zu definieren und einzufordern, wenn man es so recht bedenkt… :D
    Und danach fühlt man sich erfrischt und kann sich ruhig wieder den alltäglichen Anforderungen stellen. So isses jedenfalls bei mir…

    LG
    Lilly

  • Hi Lilly,

    Belohnungen sind gut und wichtig, haben wir uns doch selbst vergessen und unsere Beduerfnisse unterdrueckt.

    Wenn tatsaechlich der Durchbruch gekommen ist und wir tatsaechlich erkannt haben, dass wir krank sind und uns oeffnen fuer eine neue Gedankenstruktur, dann haben wir die Moeglichkeit. Leider faellt mir bei vielen ein, dass sie wissen, dass es Co-Abhaengigkeit gibt und sie es auch sind, aber man ist noch nicht offen fuer die neue Gedankenstruktur, da ist noch viel Co in einem der sich vorbeizuschummeln glaubt. Wer natuerlich immer noch bei seinem nassen Alkoholiker bleibt und anfaengt fuer sich etwas zu tun, ist das gut, die Frage ist dann aber, inwieweit, ich dass Etwas-Tun fuer mich als Ablenkung auf meine eigentliche Situation benutze. Ich kann natuerlich das wachsene Unheil immer wieder zurueckschneiden, so wie Unkraut, aber wenn ich es nicht an der Wurzel packe, waechste es immer mehr nach und ich muss immer mehr und schneller zurueckschneiden.

    Ich habe damals auch erkannt, dass es nicht gesund ist, was ich mache, ja ich hab mich als co-abhaengig bezeichnet, ich habe alle Ausreden der Welt benutzt mich vor dem Wurzelziehen meines Problems zu druecken, denn ich hab ja nicht komplett erkannt bzw. akzeptiert, dass ich wirklich krank war und ich wollte immer noch an ein Happy-End nach meiner Vorstellung glauben.

    Was also machen wir nun mit der "Wurzelbehandlung", wie gehen wir das an? Meditieren fand ich gut, es reicht auch, sich einfach mal in sein Zimmer zu setzen, Telefon und Handy auszuschalten und mal fuer eine halbe Stunde seine Gefuehle hochkommen zu lassen und wirklich mal tief in sich hineinfuehlen was eigentlich los ist, sehr heilsam und wirksam, denn da hab ich erstmal gemerkt, wieviele Gefuehle und Probleme ich durch meinen Alltag, wie Arbeit, Freunde treffen, Fernseheschauen unterdruecke und wo eigentlich noch der Schuh drueckt, man muss natuerlich ehrlich mit sich sein und offen fuer das Neue, ist man das nicht geht das Hamsterrad und die "Wurzelbehandlung" immer weiter, solange bis es so schmerzt, dass wir kapitulieren.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Was uns CO`s und Alkies noch verbindet, ist ein meist nicht sehr ausgeprägtes, gesundes Selbstbewußtsein, darum denke ich, wir können auch da zusammenarbeiten. Auch Alkies mußten/müssen da im Trockenwerdungsprozess dran arbeiten, es mühsam wieder aufbauen, wenn es noch Fragmente gab oder ganz von vorn anfangen, sozusagen.

    Zitat

    Was also machen wir nun mit der "Wurzelbehandlung", wie gehen wir das an? Meditieren fand ich gut, es reicht auch, sich einfach mal in sein Zimmer zu setzen, Telefon und Handy auszuschalten und mal fuer eine halbe Stunde seine Gefuehle hochkommen zu lassen und wirklich mal tief in sich hineinfuehlen was eigentlich los ist, sehr heilsam und wirksam

    SEHR GUTE IDEE :D mache ich heute auch noch oft so, immer mal wieder… oder bespreche auch meine Gefühle mit mir vertrauten Menschen, die in der Lage sind, mir Klartext zu sagen, um deren Sichtweise dazu zu hören, um mich nicht selbst auf Holzwege zu begeben. Hilft mir auch oft weiter, alles nochmal aus einem anderen Licht zu betrachten, ich bin da völlig offen, entscheide aber am Ende für mich selbst. Und ich wähle da sicher nicht immer den einfachen Weg. So funzen im Grunde ja auch SHG. Zuhören, annehmen und Erfahrungen anderer auf sich umzumünzen und anzuwenden. Denn die sind gewisse Wege schon gegangen, warum sollte ich das also nicht für mich nutzen ?? Täte ich es nicht, wär ich ja schön blöd, muß nich jeden Bolzen erst selbst schießen. :roll:

    Nochmal ein ganz simples Beispiel von mir, was ich vergangenen Sonnabend erlebte:
    Meine Reale veranstaltete einen Preisskat. Und ich wurde auch etwas geschubst, dran teilzunehmen, ich dachte erst, mh… weeß nich :? … obwohl ich für mein Leben gern Skat spiele… also ließ ich mich schubsen und ging da hin. Wir hatten einen wunderschönen Nachmittag miteinander, mit viel Lachen und Spaß :D und ich spürte schon, es geht hier nicht um den Preisskat ! Und schon gar nicht um die Preise !

    Worum es wirklich ging, war was ganz anderes und einer der Initiatoren erklärte mir danach, warum sie das tun:

    Es geht darum, in einer Gemeinschaft seinen Platz zu haben, dort gerne gesehen zu werden und angenommen zu werden, wie man nun mal ist. Und dort pünktlich zu erscheinen, sich an die Regeln zu halten, halt wieder verlässlich zu sein und zu sehen, das man das kann.
    Das ist für Alkies beispielsweise wichtig.

    Es ging darum, miteinander was vorzubereiten, Brötchen zu schmieren und dabei ganz ungezwungen auch über Dinge zu reden, die nicht unmittelbar mit unserer Krankheit zu tun haben.
    Schöne Erlebnisse zu erzählen, auch mal traurige und seine Gefühle dazu sagen zu dürfen, ohne das jemand „komisch“ schaut, das gibt’s da nämlich nicht.

    Es ging darum, zu sehen, das man sehr viel Spaß haben kann, miteinander aus Herzenslust lachen und rumalbern kann, und das alles ohne Alkohol, es sind ja auch einige dabei, die noch nicht so lange trocken sind…

    Es ging darum, den Mut zu haben, ein Spiel gegen 2 andere zu machen, von seinem Blatt überzeugt zu sein, denn so funzt dat Spiel nun mal :wink: . SO baut man auch „spielerisch“ wieder Selbstbewußtsein auf.

    Es ging darum, auch ein Spiel zu verlieren, sich zu ärgern, damit fertig zu werden und weiter mitzuspielen und erneut ein Spiel zu wagen.

    Und am Ende bekam JEDER einen schönen Preis, auch die Loser des Tages. :lol:
    Also kann ich jedem nur raten, auch an sowas mal teilzunehmen, wenn möglich.
    Auch Angehörige waren zu einem großen Teil dabei und ich denke, auch sie arbeiteten so in gewisser Weise an sich.

    Ich geh da jedenfalls nächsten Monat wieder hin :mrgreen: mir hat es sehr viel Spaß gemacht, hoffentlich wird’s keine Suchtverlagerung :shock: … aber is ja nur im Winter, im Frühjahr müssen wir uns dann halt „runterspielen“ :wink::lol: aber wir stehen uns dann gegenseitg dabei zur Seite… :mrgreen:

    LG
    Lilly

  • Hi Lilly,

    ja da hast Du Recht. Auch als Co muss man sich wieder zurueck in der Gesellschaft einfinden. Viele von uns wie auch von den trockenen Alkoholikern, sind ja zum Teil vereinsamt oder hatten einen nicht so heilsamen Freundeskreis. Also gilt es dort auch wieder dran zu arbeiten. Sport ist gut, man knuepft auch Kontakte mit anderen Menschen, vielleicht kommt es auch zum Wiederbeleben eines alten Hobbies, was man aufgrund seines von Sucht gepraegten Lebens vernachlaessigt hat. Auch muessen wir wieder lernen auf unsere Gefuehle zu hoeren, das ist so wichtig finde ich. In geselliger Runde lachen ohne an seinen nassen Alki oder an den naechsten Schluck Alkohol zu denken, das muss wieder erlernt werden.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Das mit der Veranstaltung des Preisskats ist ein sehr gutes Beispiel. Vor allen Dingen zeigt es - in diesem Fall - dass es am Ende nur Gewinner gibt.

    Ich selber sehe es mittlerweile so, dass jeder Verlierer ein Gewinner und jeder (geglaubte) Gewinner ein Verlierer sein kann. Verloren/Gewonnen im ersten Moment - auf lange Sicht eventuell sieht das anders aus. Weg aus dem Schwarz/Weiß-Denken sondern Dinge geschehen lassen, sich damit arangieren um dann in die gewünschte Zielrichtung zu arbeiten! Ohne brachiale Gewalt - ohne Druck - mit eigener Geschwindigkeit.

    Für mich selber war der Grundsatz mit der Frage entscheidend: was will ich für mich und was bin ich nicht bereit zu leben?!

    Dann kam die Suche nach einem neuen Domiziel - meinem neuen Heim, gestaltet nach meinen kleinen finanziellen Möglichkeiten und Wünschen.

    Belohnen - backen - kochen - dekorieren - gestalten - Unkraut hacken - Holz holen - Asche entleeren (zwar kein Sport, aber körperliche Aktionen)

    Helle Farben (auch wenn ich mich grau fühle, so stecken mich die Farben an) und meine Lieblingsdüfte, damit mein Kummer verduftet :)

    Mich über jeden Menschen freuen, den ich neu kennenlerne. Meinen Optiker, den netten Schornsteinfeger von heute morgen oder den netten Nachbarn, der mir beim Schrank-Aufbau geholfen hat und dem ich jetzt zeige wie er seine Homepage selber basteln kann.

    Bei mir persönlich war neben dem direkten persönlichen Kontaktabbruch ebenfalls wichtig das einzige gemeinsame Kontaktpersönchen zu meiden, da hier eine Triangelkommunikation aufgebaut wurde, die mir nicht gut tat.

    Zeit Zeit Zeit denn nur sie heilt Wunden bzw. lässt langsam die Kräfte und Neutralität zurück kommen. Nein Ladies :) das heisst keinesfalls abwarten und verharren, es bedeutet für mich sich selber die Zeit zu geben mit der geänderten Situation klar zu kommen und sich in ihr wohl zu fühlen.

    In meinem persönlichen Fall war noch wichtig realistisch alle Hilfsmöglichkeiten überdenken.

    Selbsthilfegruppe gibt es in der Nähe keine
    aber Psychotherapeutin
    Rechtsanwalt/Polizei sind zuweilen Gesprächspartner, die objektiv in Gewaltsituationen gute Ansprechpartner sind. Vertuschen ist ebenso wenig angesagt wie mein persönliches Gefühl "so etwas hat nicht zu sein, dass man/frau dem anderen die Polizei auf den Hals hetzt". Da, wo Grenzen verletzt oder strafbare Handlungen vorliegen ist es für das eigene Ego in meinem Fall wichtig gewesen diese Grenzen durch neutrale Institutionen vertreten zu wissen.

    In diesem Sinne
    Dagmar

  • Hiho,

    mir ist doch auch noch gerade etwas eingefallen. Dagmar Du hast das Tempo angesprochen, wie jeder sein Leben aus der Co-Abhaengigkeit versucht zu finden.

    Jeder hat sein eigenes Tempo und jeder hat auch ein Recht auf sein eigenes Tempo. Haeufig hat aber das Tempo auch mit aktivem Handeln und dem Erkennen seiner Co-Abhaengigkeit zu tun. Sprich, wer seine Sucht nicht loslaesst, braucht halt laenger oder schafft es auch nie. Gerade wenn man in eine SHG geht, dann sollte man darueber nachdenken, dass man sich neuen Gedankengut oeffnen sollte, fuer sich selbst. Wie schnell das geht ist wieder individuell. Fakt ist aber, dass man relativ schnell Handeln kann, aber der Wille ist ja entscheidend, nichts anderes.

    Nun hatten wir ja gerade das Thema Tempo hier schon recht haeufig, gerade wenn es bei jemanden etwas laenger dauert, gerade wenn einige von uns dann nachhaken, nachfragen nach dem Grund der sagen wir mal "Verzoegerung", mit dem Tempo eines jenigen hab ich auch kein Problem, aber mit den Ausreden bzw. Entschuldigungen, die haeufig an dieses Tempo rangehaengt werden. Es ist kein Problem fuer mich wenn derjenige z.B. sagt, dass er es derzeit nicht schafft sich zu loesen, er nach wie vor krank ist und der Wille nicht da ist, meines Erachtens kann man daran naemlich eher erkennen, dass derjenige sich bewusst geworden ist, dass er leidet und fuer sein Leid verantwortlich ist, aber wenn jemand mit Gruenden kommt, um es zu ummanteln schrillen bei mir die Arlarmglocken, denn aus eigener Erfahrung heraus, hat derjenige noch nicht wirklich erkannt was eigentlich Sache ist. Dranbleiben ist wichtig und auch erkennen, dass die SHG nicht jemanden rausekeln oder schlecht behandeln will, sondern, dass lediglich unterstuetzt werden soll, dass man aus seinem Co-Gedankengut herauskommt.

    Wollte ich nochmal unbedingt loswerden. :wink:

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Ich glaube Jenny, da verstehen wir uns schon richtig, denn ich denke es geht nicht darum innerhalb welcher Zeit was geschafft wird sondern darum, dass ein Schritt dem nächsten folgt. Einfach, dass Aktionen und eine Bewegung zu entdecken sind.

    Ich meinte damit auch nicht Trick 17 :) Im Sinne von "Juhu, ich weiß was los ist - und das reicht nun mal" ;) Mir ist aufgefallen, dass eben jeder einen anderen Weg der Bewältigung hat und ein solcher Weg auch leicht missverstanden werden kann. Wie aber jeder Kopf und jedes Gehirn Informationen anders einordnet, umsetzt und für die Zukunft transformiert, so ist es halt auch mit den einzelnen, verschiedenen Wegen.

    Fachliteratur ist ganz sicher auch ein Weg. Aber auch hier, kann ich mit "Wenn Frauen zuviel lieben" ect. viel weniger anfangen als mit Fachbüchern aus dem Bereich der Suchthilfe. Div. Material von Pia Melody habe ich gelesen, fand aber mehr Nachvollziehbarkeit bspw. in "Giftige Beziehunge" Buch liegt gerade ein Stockwerk höher, kann also den Verfasser im Moment nicht benennen. Auch hier gilt einfach, was den einen anspricht, ist für den anderen vielleicht nicht so passend, selbst dann - wenn am Ende selbiges Ergebnis stehen kann.

    Co-Abhängigkeit oder Alkoholsucht sind sich nicht so unähnlich. Meiner (nur meiner!) Meinung nach, müssen die Suchtmittel erstmal aus dem Leben verschwinden um erstmal auf die NULL-Linie zu kommen. Warum gibt es bei vielen Therapien eine Kontaktsperre? Das hat wohl seinen Grund ....

    So, nun ist das aber wieder "ketzerisch" gegenüber jenen, die ihre Beziehung nicht aufgeben wollen, können oder möchten. Auch kann mein Gedankengang falsch sein. Aber auch hier ist wieder jeder in seinem Tempo - sprich Handelsweise an Äußerlichkeiten gebunden.
    Natürlich können genau diese Äußerlichkeiten auch wieder das Tempo verlangsamen - bewußt und als Verzögerer eingesetzt....

    Mein größtes Problem war die Selbsteinschätzung / Selbstwahrnehmung, an welcher ich beständig gezweifelt habe. Dadurch also leicht in Entscheidungen (die Zeit benötigen) zurückgeworfen zu werden. Hier spielen ja die Knöpfe mit, die vor Jahren angelegt wurden. Mechanismen, die vielleicht mal zum Überleben benötigt wurden, die aber nun genau das selbständige Leben nun verhindern...

    Grundsätzlich habe ich schon den Eindruck wir sind derselben Meinung. Nur ist Euer beider Stand, lilly und Jenny, einfach ein paar Etappen weiter als der meinige.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Zitat Lilly 12

    Was uns CO`s und Alkies noch verbindet, ist ein meist nicht sehr ausgeprägtes, gesundes Selbstbewußtsein, darum denke ich, wir können auch da zusammenarbeiten. Auch Alkies mußten/müssen da im Trockenwerdungsprozess dran arbeiten, es mühsam wieder aufbauen, wenn es noch Fragmente gab oder ganz von vorn anfangen, sozusagen.

    Hallo zusammen,

    hier können wir EKA`s uns auch anschliessen. Selbstwert und Selbstliebe zu entdecken, hatte kein grosser Stellenwert in unseren Familien.

    Sich angenommen und gesehen werden in meinem tiefen Wesen, kam nicht von meiner Eltern-Seite, bei mir an. Vertrauen haben in die Eltern wurde oft enttäuscht. Schliesslich wurden Rollen verdreht, ich übernahm zu früh Verantwortung für alle Familienmitglieder. Co-Abhängiger kann man garnicht erzogen werden als in einer Suchtfamilie.

    Denn man fühlt sich für alles schuldig und versucht, nur nichts nach aussen dringen zu lassen, schützt die Eltern, entwickelt dadurch Schamgefühle, vieles ist nur peinlich.

    Die Schuld- und Schamgefühle zu überwinden, sind
    Voraussetzung, dass Selbstwert und Selbstliebe entstehen und gefühlt werden können.

    Und jetzt soll man das alles anders machen, als wir es in unserer Kindheit gelernt und tief verinnerlicht haben.

    Mich haben meine Kinder immer zum Aufarbeiten gebracht, da ich ihnen eine andere, freudigere Kindheit schenken wollte.

    Sowie meine Lebensängste auch diesen verdanke ich bewussteres Hinsehen, und anderen Umgang mit mir selbst. Denn nur wenn es Müttern gut geht, geht es auch den Kindern gut.

    Wie jeder einzelne aufarbeitet um aus seiner Abhängigkeit herauszukommen, ist sehr individuell, und ich bin mir sicher, dass es noch darauf ankommt, in was ich mich als Kind geflüchtet oder gerettet habe, in Wissen = Kopfmenschen, oder ins Helfen, Da-Sein, für andere = Gefühlsmenschen.

    Kopf- sowie Gefühlsmenschen brauchen unterschiedliche Impulse von aussen, um zu ihrem wahren Selbst zu finden, und danach zu handeln.

    Lilly auf jeden Fall stimmt dieser Satz, "nur die wahre Liebe", befreit uns aus Abhängigkeiten.

    Liebe Grüsse Weitsicht

  • Hallo Weitsicht,

    natürlich gilt das alles auch für EKS`s, sorry, hatte ich garnich so bedacht :oops:

    Denn in der Kindheit liegt ja meist die Wurzel für CO-Abhängigkeit.
    Oft ist ein Elternteil suchterkrankt und man „muß“ nicht-kindgerechte Aufgaben übernehmen, weil sie der Betroffen nicht mehr erledigen kann. Und der Angehörige ist oft so involviert, das er sich nicht mehr ausreichend um die Kinder kümmern kann, sie verwahrlosen dann sozusagen seelisch :( . Das alles kann oder führt zwangsweise zur CO-Abhängigkeit.

    Es wird um Liebe gebettelt, und man tut ALLES dafür, um ein Zipfelchen davon zu bekommen. Und Anerkennung bekommt man oft über Hilfeleistung und Kinder lernen auch sowas schnell, der Kreislauf der Abhängigkeiten beginnt.
    Ein scheinbares Selbstbewußtsein wird aufgebaut, was aber durch die Instabilität brüchig bleibt, weil es nicht „echt“ ist. Um es wieder in vermeintliche Stabilität zu bringen, wird immer wieder ins Helfersyndrom abgeglitten, weil man „gerlent“ hat… :?
    Kinder können aber diesen Kreislauf noch nicht durchbrechen und je länger sie drin verharren, desto schwieriger wird es.
    Darum sind ja auch die Mütter verantwortlich, sie dürfen das nicht zulassen !
    Aber es ist auch schwer, weil sie selbst so tief involviert sind, und die eigene CO-Abhängigkeit ignorieren, manchmal nicht mal das Wort jemals gehört haben. Tja…

    Also muß man später selbst was dagegen unternehmen, ansonsten wird das alte Verhaltensmuster auf den späteren Partner einfach übertragen, CO`s und Suchterkrankte, bzw. hilfsbedürftige Personen ziehen sich nämlich an wie Magneten, is so. Da geschieht schon nix zufällig… :wink:

    Zitat

    Selbstwert und Selbstliebe zu entdecken, hatte kein grosser Stellenwert in unseren Familien.

    Ich denke, das ist bei CO`s genauso gewesen wie bei Alkies.
    Die Kinder werden zu wenig in ihren Fähigkeiten gefördert, zu wenig gelobt, bekommen somit keine Erfolgserlebnisse vermittelt, worauf Selbstvertrauen aufbaut.
    Sie können so auch kein Urvertrauen entwickeln, das Dinge einfach gut werden. Weil sie es nicht erlebten.
    Um Liebe und Zuwendung muß gekämpft werden, was schlimm ist. Man denkt, so müsse das nun immer sein, man wird nur geliebt, wenn man etwas dafür leistet.
    Stimmt aber gar nicht, Liebe sollte grundlos sein, und man wird immer nur für sich selbst geliebt, man muß nichts dafür tun.
    Und auch wenn ein Kind Mist gebaut hat, gibt’s natürlich ne Strafe dafür, aber es muß sich trotzdem dabei geliebt fühlen und verstehen, das die Strafe nur dem entsprechenden Verhalten gilt, sie aber trotzdem nicht weniger lieb gehabt werden.

    Vieles ist aber im Kreislauf der Sucht nicht mehr möglich, denn eins kommt zum anderen und die Kinder sind immer die Haupt-Leidtragenden. Manchmal müssen sie sogar als Partnerersatz fungieren. :(

    Naja, ich könnt jetzt noch endlos hier weiterschreiben…
    Aber ich wollte Dir, liebe Weitsicht, nur sagen, das ich nicht weitsichtig genug war :oops: natürlich seid ihr EKS`s auch von dem allen betroffen und müßt auch an Euch arbeiten, um dem ganzen Mist irgendwie ein Ende bereiten zu können.

    LG
    Lilly

  • Liebe Lilly,

    ich bin nachsichtig, hast Du gut beschrieben, wie eine gesunde Kindheit aussehen sollte. *lächel*

    Noch eine Frage habe ich an Dich:

    Wie hast Du "Schuld- und Schamgefühle " verarbeitet? Ich vermute hier auch Rettung.

    Bekam bisher wenig Antworten auf diese Frage.

    Liebe Grüsse Weitsicht

  • Hallo,

    ich finde diesen Thread absolut klasse und ich bin sicher, daß viele hier was rausziehen können! Ich denke, daß neben dem Analysieren, Therapieren usw. die "Äußerlichkeiten" ganz wichtig sind. Denn sie wirken ja auf uns zurück! Ich mag zum Beispiel Rituale.

    Ich habe im Wohnzimmer einen hohlen Baumstamm. Jedes mal, wenn ich was gut hingekriegt habe, egal was, und wenn es noch so winzig und unscheinbar ist, schreibe ich es kurz auf so einen weißen Zettel vom Notizzettelblock. Und diese Zettel versenke ich im Baumstamm.

    Und "Zwischen den Jahren", ihr wisst was ich meine?, da nehme ich mir besonders viel Zeit für mich. Lese mein aktuelles Tagebuch komplettement durch. Dann lese ich quer rüber, was vor 2, 3, 5 ... Jahren war in den alten Tagebüchern. Und die Krönung ist, daß ich meinen Baumstamm umkippe und die Zettel raushole. Eine richtige kleine Zeremonie. Wolldecke auf dem Boden, Kerze an, Katze im Schoß, Teetasse daneben... Und dann lese ich alle die kleinen Zettel und bin einfach nur glücklich und stolz und überrascht und gerührt...

    Es hat was von Wertschätzung für mich selber. Ich mache mich damit unabhängig von Außenbestätigung. Und wieder ist ein Schritt gemacht Richtung un-abhängiges Leben.

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo,

    Das ist eine super Idee. Man vergisst sonst oft die kleinen Dinge, die wichtig waren.
    Die Wertschätzung ist einer der Schlüssel für ein zufriedenes Leben, denn nur wenn wir und selber mögen, köönen wir das gleiche auch anderen entgegenbringen.

    Ich habe ein neues Buch angefangen, habe es aufgeschlagen und es sprang mir sofort entgegen.

    xxx

    Das trifft absolut auf mich zu und ich finde das super auf den Punkt gebracht.

    LG

    vergissmeinnicht :wink:

    edit summerdream: bitte nicht aus büchern etc zitieren - thx

  • Zitat

    Noch eine Frage habe ich an Dich:
    Wie hast Du "Schuld- und Schamgefühle " verarbeitet? Ich vermute hier auch Rettung.

    Hallo liebe Weitsicht,
    Tja, wie habe ich das gemacht ?

    Mit hat dabei sehr geholfen, wirklich zu verstehen, das ich krank bin. Ich wußte natürlich, das Alkoholismus eine Krankheit ist, aber ich mußte sie erst völlig für mich annehmen, ihre Mechanismen erkennen und verstehen und damit wurde mir auch klar, das an dieser Krankheit niemand schuld ist. Ebensowenig wie an anderen chronischen Krankheiten, sie können jeden treffen, und mich hat es nun eimal auch getroffen. Ich habe das aber nie als „Strafe“ empfunden, sondern so annehmen können und ich wollte ab dann das beste draus machen.

    Schuldgefühle empfand ich am stärksten meinem damaligen Partner gegenüber, meine Tochter war schon beinah 5 Jahre aus dem Haus und bekam die letzen schlimmsten Jahre von daher nicht so mit. Wir sprachen aber später oft miteinander darüber, denn sie fragte mich auch, ob sie nun ein CO-Kind sei ? Ich stellte ihr ein paar dementsprechende Fragen, kann das wohl aber glücklicherweise ausschließen, obwohl ihr Trennungen von Partnern sehr schwer fielen, darum machte ich mir auch selbst Sorgen. Aber Trennungen sind andererseits auch IMMER schwer und ihre Freunde waren auch keine Alkies. Und ich bin auch sensibilisiert für das Thema CO-Abhängigkeit durch Euch hier und schaute natürlich gezielt bei ihr nach entsprechenden Mechanismen, die ich aber nicht fand.

    Meinen damaligen Partner fragte ich danach, ob er mir denn verzeihen könne, was ich in meiner nassen Zeit angerichtet hatte ? Er sagte dazu nur: An dem Tag, wo Du trocken wurdest, habe ich Dir schon alles verziehen. Darüber habe ich mich sehr gefreut und er spach auch nie wieder peinliche Vorfälle an. Das tat ich dann später von mir aus, als ich mich nicht mehr schämte.
    Er und meine Tochter haben sehr schnell begriffen, das ich krank bin, denn sie hatten Beide Gespräche mit den Ärzten damals bei meiner Entgiftung. Und was n Arzt sagt, gilt immer n bisi mehr, als was man selbst sagt, oder so ähnlich… :wink:

    Auch Freunde und Bekannte verziehen mir meine besoffene Anrufe und das auf mich kein Verlass mehr war, denn sie konnten sehr schnell akzeptieren, das ich eine Krankheit habe. Meine engsten Freunde haben sich auch etwas über Alkoholismus informiert, mir zuliebe, aber von sich aus, auch deshalb verstanden sie recht schnell.
    Es bestand also kein Grund mehr zur Scham, sie machten es mir allerdings auch leicht, indem mir nie Vorwürfe gemacht wurden, geredet haben wir aber über einiges noch. Auch dieses miteinander-reden half mir, keine Scham mehr zu empfinden.

    Also könnte die „Rettung“ sein, viel miteinander zu reden, seine Gefühle zu benennen, zu erklären, was passiert ist und wie die Suchtmechanismen funktionieren, Außenstehende wissen das oft nicht. Und halt auch erklären, das CO-Abhängigkeit ebenso eine Sucht ist, somit eine Krankheit, nur eben keine stoffliche Sucht. Und niemand ist daran schuld !!

    Habe ich Deine Frage ausreichend beantwortet, liebe Weitsicht ?
    Wenn nicht, frag mich einfach,w as Du noch wissen möchtest.

    LG
    Lilly

  • Hallo Lilliy,

    danke für Deine ausführliche Antwort.

    Ich denke egal welche Abhängigkeit, sie löst die Gefühle Schuld und Scham aus.

    Und wenn diese heftig sich bemerkbar machen, sollte ich versuchen, die Auslöser zu finden.

    Mit Schuld und Scham fängt ja unsere Schöpfungsgeschichte mit Eva und Adam an. Auch hier sollen durch einen falsch vermittelten Gott, für mich ist das so, Abhängigkeiten und Ängste beim Menschen bewusst gesteuert werden.

    Ist oft eine Machtfrage, die auch leider in Partnerschaften ausgelebt wird. Das Patriarchat hat seine Spuren hinterlassen, Frauen hatten sich Männern unterzuordnen. Ist noch nicht lange her, dass sich hier etwas verändert hat, dank der Frauenbewegung.

    Bis es sich wirklich in den Köpfen und Herzen von Frauen und Männern ändert, braucht es noch Zeit.

    Und dass Menschen ihre Unvollkommenheit verdecken und verstecken möchten, ist sicherlich der wesentlichste Anteil von Sucht.

    Um nicht missverstanden zu werden, ich bin eine spirituelle Frau, und ich habe für mich entdeckt, dass Gott=bedingungslose Liebe ist, aus der ich Kraft schöpfen kann.

    Meditationen helfen mir im Moment, um von meiner Nikotinabhängigkeit loszukommen. Diese löst bei mir auch Schuldgefühle aus, schäme mich auch dafür. Kann mich über den 8 Tag ohne Nikotin freuen.

    Liebe Lilliy, was macht uns stark und unabhängig?

    Auch in "sogenannten" gesunden Partnerschaften gilt die Aussage "Ich brauche Dich, weil ich Dich liebe."

    Innerlich starke Menschen, die mit ihren wahren Gefühlen in Kontakt sind, ihr Denken und Verhalten hinterfragen können, entwickeln keine Sucht, davon bin ich überzeugt.

    Das Schreiben hier (Reden) ist das erstemal, dass ich über die Folgen und Auswirkungen wegen der Suchtabhängigkeit meiner Mutter, und dem tatenlosen Zusehen und nicht Handeln meines Vaters, so ausführlich berichte. Glaube auch, dass das meine Rettung sein kann, wenn ich dran bleibe.

    Liebe Grüsse Weitsicht

  • Hallo Weitsicht,

    Zitat

    Auch in "sogenannten" gesunden Partnerschaften gilt die Aussage "Ich brauche Dich, weil ich Dich liebe."

    Mh, also wenn ich so was hören würde, würden bei mir sofort die Alarmglocken schrillen.
    Man sollte einen Partner nicht „brauchen“, meiner Meinung sollte er immer nur eine schöne Bereicherung sein.
    Brauchen tu ich eigentlich nur mich selbst.
    Überhaupt werde ich sofort hellhörig, wenn jemand sagt „Ich liebe Dich, weil….“ außer es käme danach „…Du so bist, wie Du bist“
    DAS wäre das einzige, was ich gelten lassen würde. :wink:

    Dieses „ich brauche Dich“ suggeriert ja auch dem anderen, nie wieder gehen zu „dürfen“, ohne schlechtes Gewissen zu haben. Auch so werden immer wieder Partnerschaften aufrecht erhalten, die längst keine mehr sind. Und heimlich wird evtl. fremdgegangen, weil sich der Partner doch schrecklich eingeengt fühlt ? :(

    Außerdem signalisiert man ja damit dem andere, ich bin ohne Dich hilflos… im bösesten Fall könnte er das schlimm ausnutzen, und auch im günstigen Fall wird er sich so immer überlegen fühlen.
    Weißt Du, was Menschen tun, WENN sie sich überlegen fühlen ?
    Sie geben sich meist damit nicht zufrieden, sondern werden das immer mehr ausbauen wollen, weil der Mensch von Natur aus immer meeehr will. :wink:

    Nöööö, brauchen tu ich niemanden, aber es ist schön, einen lieben Partner an seiner Seite zu haben, weil vieles zu zweit sehr viel schöner ist.
    Wie sagt man so schön ? Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt.
    Dazu bin ich gerne bereit, auch Kompromisse einzugehen, aber wie weit die gehen, bestimme ICH ! In Abhängigkeit werde ich mich nicht begeben, auch nicht durch ein „ich brauche Dich“. So klein muss ich mich nicht machen, ich bin auch allein jemand. :P

    In meiner Sucht war ich garnix mehr. Weil ich es nicht mehr sein konnte.
    Jetzt aber schon lange wieder, ich bedeute mir wieder etwas, bzw. ganz schön viel, ich bin mir selbst wieder wichtig und auch wertvoll und für einige Dinge mir sicher heut auch einfach zu schade. Ich mag mich ganz gern so, wie ich bin und komm ganz gut mit mir selbst klar. :D
    Mag sich jetzt etwas arrogant anhören :oops: aber ich musste auch erst meinen Weg gehen, um dahin zu gelangen.

    So mal meine Meinung dazu… wie immer nur meine persönliche… :wink:

    LG an Dich
    Lilly

  • @all

    Zitat von Weitsicht

    Auch in "sogenannten" gesunden Partnerschaften gilt die Aussage "Ich brauche Dich, weil ich Dich liebe."


    hiervon möchte ich mich nachdrücklich und ganz deutlich distanzieren. :shock:

    Das kann jetzt daran liegen, dass ich keine gesunde Partnerschaft führe. Keine Ahnung.

    Das kann aber auch daran liegen, dass sich mir einfach die Nackenhaare aufstellen, wenn ich so etwas lese. :?

    Ich will's einfach auf den Punkt bringen: ich liebe meine Frau, aber ich brauche sie nicht. Ich brauche sie nicht, ich gebrauche sie nicht, ich missbrauche sie nicht.
    Und das war's dann auch schon. :wink:

    LG
    Spedi

  • sorry Weitsicht, ich hatte das etwas falsch verstanden, bzw. verdreht. :oops:

    Aber jemanden zu brauchen, weil ich ihn liebe ?
    Das ergibt für mich auch wieder keinen Sinn... :?
    Warum ihn nicht einfach lieben, weil man ihn liebt ? Ohne weitere "Gründe".
    Warum braucht man denn jemanden, wenn man ihn liebt ?

    Bitte um Erklärung für die kleine dumme Lilly ! :oops::lol:

    LG
    Lilly

  • Ich las neulich irgendwo "Liebe sollte grundlos" sein.
    Diesen Satz sollte man sich mal genau überlegen und versuchen zu verstehen.
    Denn erst wenn es so ist, ist es wirkliche Liebe.
    Keine Gründe, kein wenn und aber, keine gegenseitige Abhängigkeit im Namen der Liebe... einfach nur so. :wink:

    LG
    Lilly

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