Er ist trocken...und so unendlich fern.

  • Hi Holzpantoffel
    Herzlich willkommen hier im Forum. :wink:
    Wie müsste Dein Leben denn aussehen, dass Du zufrieden oder sogar glücklich bist?

    LG Skybird

    Lebendige Grüsse
    skybird

  • Hallo Holzpantoffel

    Zitat

    Ich kann einfach so schlecht (um nicht zu sagen gar nicht...) nachvollziehen, warum ein trockener Alkoholiker - zumindest/besonders in der Anfangsphase - sich so abschottet. Abschotten muss, um sein Leben wieder in die Hand nehmen zu können. Vielleicht denke ich zu egoistisch oder in die falsche Richtung, aber mir tut es z.B. gut, wenn in ganz grenzwertigen Situationen zumindest eine Vertrauensperson für mich da ist, in deren Arme ich mich fallen lassen kann

    .

    Ich kann Dir darauf nur als trockene Alkie antworten. Ich tat das auch, ich schottete mich monatelang innerlich ab. Hätte ich schon damals eine SHG gehabt, wäre das evtl. anders gelaufen.
    Mein damailiger Partner konnte mir beim Trockenwerden direkt nicht helfen. Denn er hat nicht meine Krankheit. Die Mitglieder einer SHG aber schon. Sie wissen genau, was in einem gerade trocken Werdenden gerade abläuft, weil sie alles selbst so erlebten. Meist reichen dort wenige Worte, und man wird sofort verstanden.
    Ein Angehöriger kann diesen Part nicht übernehmen und das soll und „muss“ er auch gar nicht.
    Und ist er CO, muß er sich eh um sich selbst kümmern, damit die Beziehung evtl. fortbestehen kann.
    Denn ein trockener Alkie wird wieder eigenständig, ein anderer Mensch, als den, den man kannte.
    Partner, besonders CO`s empfinden das als beinah bösartige Distanzierung, war ja früher alles anders… dabei ist da nicht böse gemeint. Und es gibt sich auch wieder… dauert aber seine Zeit.
    Und man lässt sich auch gern in die Arme der Gruppe fallen… wenn sie gut is, is einfach so, weil man sich dort auch sicher und geborgen fühlt.
    Ein Partner kann aber sehr wohl gut unterstützen, von weiteren Hilfsangeboten und aufdringlicher Anteilnahme sollte er aber besser Abstand nehmen, der trockene Alkie wird das ablehnen, so zumindest meine Erfahrung.
    Die Beziehung wird anders werden, vielleicht sehr viel besser, vielleicht scheitert sie aber auch, weiß man nie vorher…

    Zitat


    Ich stelle mir schon die Frage, ob ich nicht ohnehin zu anspruchsvoll, also zu fordernd bin für eine Beziehung mit einem (trockenen) Alkoholiker...bei meinem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Anteilnahme, Teilen...?! ich will ihn ja nicht noch mehr belasten.

    Das kommt darauf an, wie Dein Partner so persönlich ist, gelle ? :wink:
    Du weißt es noch nicht genau, und er selbst evtl. auch nicht, wenn die Saufzeit sehr lange war, man verliert nämlich sich selbst dabei zu einem großenm Teil. Dazu muß er erstmal Monate/Jahre trocken sein, denn die genannten Veränderungen kommen nicht alle Schlag auf Schlag, sondern viele erst mit der Zeit.

    Dann wird Dein Partner sehen, wieviel Nähe er möchte oder ob er lieber nicht so viel möchte.
    Wie Du damit dann umgehst, mußt Du dann für Dich allein entscheiden.
    Du solltest Deine Bedüfnisse nicht so von Deinem Partner abhängig machen, Du solltest sie Dir auch selbst erfüllen können…
    Wie nahe bist Du Dir denn selbst ??
    Sicherlich braucht auch jeder Mensch Nähe, aber wieviel und wann, ist halt unterschiedlich.
    Ich weiß nicht, ob das unbedingt mit einer Beziehung zu einem trocken Alkie zu tun hat ?
    Menschen sind unterschiedlich, manchmal passen sie halt auch nicht zueinander… manchmal aber auch doch…

    Zitat

    Ich brauch einfach Nähe und möchte gerne wissen, was der andere denkt und fühlt. Und wenn es nur die Mitteilung ist: Mir geht es schlecht, ich kann jetzt nicht. Freud und eben auch Leid teilen, gute und schlechte Zeiten... Ich äußere das auch ziemlich deutlich, was den anderen natürlich unter Druck setzen kann.

    Mhhh, also ich will nicht alles wissen, was mein Partner so denkt. Seine Gedanken gehören ihm schließlich ganz allein, so wie mir meine :P . Will er sie mit mir teilen, gern, wenn nicht, dann nicht.
    Und möchte ich meine mit ihm teilen, werde ich das auch so tun.
    Ich lasse mich da aber keinesfalls unter Druck setzen, ich lass mich da nicht bedrängen, ich rede, wenn ich will und nicht dann, wenn es der andere gerade gern so möchte. :roll: Dann muß er halt warten...
    Miteinander reden ist andererseits sehr wichtig, was man so denkt und fühlt, aber das sollte wohl besser auf freiwilliger Basis geschehen, oder ? Aber ich möchte nicht JEDEN Gedanken teilen, einige gehören mir ganz allein und bleiben in mir. Wer damit nicht klar kommt, für den bin ich die falsche Partnerin.

    Und Holzpantoffel, am Anfang meiner Trockenheit hatte ich so viele Gedanken, die ich noch gar nicht teilen KONNTE, alles war noch verworren und ungewiss, Angst vor einem Rückfall kam dazu, ich brauchte Monate, um überhaupt reden zu KÖNNEN, was da alles in mir los ist.
    So wars zumindest bei mir, denn mein ganzes Leben veränderte sich komplett und das mußte ich zum Großen Teil erstmal mit mir selbst ausmachen. Danach begann ich zu reden, mit meinen Angehörigen, mit meinen Freunden. Als ICH soweit war.

    LG
    Lilly

  • Hallo Holzpantoffel,

    wenn Dein Partner in eine Gruppe geht / gehen möchte, ist das schonmal toll. Es gibt ja auch noch andere Gruppen, nicht nur die AA. Ich war bei denen auch mal, kam aber auch mit ihren Ritualen nicht zurecht, nix für mich, desweiteren fehlte mir dort der Austausch untereinander. Ich übergebe meine Krankheit auch nicht einer höheren Macht, ich will da schon selbst mit klarkommen, für mich ein Teil meiner Eigen-Verantwortlichkeit, damit gut umzugehen.

    Ich fand hier ins Forum und lernte sehr viel über meine Krankheit, Durch Lesen und durch ausreichend Austausch mit anderen Menschen hier. Ich brauche das so für mich, mir auch Feedback zu holen, ob das negativ ist oder positiv, ist dabei zweitrangig, denn ich will ja für mich persönlich weiterkommen. Dazu gehört für mich auch, mir Kritik anzuhören und mit Tipps zu holen, was ich noch besser machen könnte.
    Später fand ich eine reale Gruppe, wo ich auch die Mimik und Gestik der anderen erleben durfte, das gibt mir sehr viel, auch der persönliche Kontakt und gemeinsame Aktivitäten gibt es auch ausreichend. Auch dort wurde ich herzlich aufgenommen, genau so wie hier damals.
    Diese Gruppe gehört keiner Organisation an, ist eigenständig seit 28 Jahren und ziemlich erfolgreich, würde ich mal sagen. Und sie vertritt die gleichen Grundbausteine, an die wir uns hier halten, was auch wichtig für mich war.
    Das nur mal zu Gruppen … passt es in einer nicht, sollte man nicht gleich hinschmeissen, sondern erst einige Male hingehen, und passt es dann wirklich nicht, sich nach einer anderen umsehen.

    Zitat

    Es ist einfach so verletztend für mich, ich fühl mich zurückgewiesen...wohl auch sehr egoistisch.
    Ich weiß halt nicht, ob ich auf unbestimmte Zeit warten kann...warten auf Zuneigung, auf Offenheit, auf Gemeinsamkeit.
    Das Warten zehrt so.
    Immerhin bestätigt sich die Tatsache, dass ich' s nicht persönlich nehmen muss.
    Einfacher wird' s dadurch aber nur bedingt...
    Ich bin so hin- und hergerissen zwischen meinen Gefühlen und Bedürfnissen und dem Wunsch nach Verständnis und Unterstützung für den anderen.

    Holzpantoffel, dieser Bereich ist ja für CO-Abhängige und Angehörige, das sind Partner, Eltern oder erwachsene Kinder von Alkoholkranken Menschen. Sie suchen sich hier Hilfe.
    Weißt Du ungefähr, was CO-Abhängigkeit bedeutet ?
    Es ist eine Krankheit, eine Sucht, die bestimmten Regeln folgt, ein sehr umfangreiches und komplexes Gebiet. Es gibt hier diese CO-Grundbausteine, brauchst nur mal eben raufklicken
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…bhaenigkeit.php schau mal, ob Du Dich dain wiedererkennst ? Besonders in den Verhaltenssymtomen ?

    Es geht hier nicht darum, wie Du Deinen alkoholkranken Partner zum Reden bekommst oder ihm helfen kannst, sondern wie Du dafür sorgen kannst, das es DIR gut geht bei dem allem.
    Und Nein, Du mußt nichts persönlich nehmen, wenn er noch nicht reden kann. Er wird schon noch reden. Da mußt Du schon etwas Geduld mitbringen, denke ich…

    CO`s machen im übrigen oft den Partner zum Lebensmittelpunkt, weil sie oft ihr gesamtes Selbstwertgefühl daraus beziehen, oder / und sie frönen einem Helfersyndrom, ein Symtom ihrer CO-Abhängigkeit, was sich weit über den Partner hinaus erstrecken kann.
    Neigst Du zu sowas ?
    Warten auf Zuneigung ??
    Wieviel Zuneigung hast Du zu Dir selbst ? Hast Du Dich selbst ganz lieb ? Oder erwartest Du von einem Partner, das er Deine Bedürfnisse in dieser Richtung erfüllt ?


    LG
    Lilly

  • Liebe Holzpantoffel,

    Du kannst natuerlich mitteilen, dass Du ihn gerne auf dem Weg seiner Trockenheit unterstuetzt, aber wenn er da nicht auf Dich zukommt, muss Du machenlassen, Du kannst ihn ja nicht zwingen.

    Was mich eigentlich viel mehr nachdenklich macht, waren diese Worte:

    Zitat

    Ich war etwa 1 Jahr locker mit einem trockenen Alkoholiker liiert, der mich als feier- und trinkfreudige Frau kennen- und lieben gelernt hat

    Du bist also feier- und trinkfreudig, genau das was ein trockener oder auch nasser Alkoholiker nicht braucht. Generell ist es so, dass ein Alkoholiker, der wirklich ein trockenes Leben leben will sein Umfeld von trinkfreudigen Leuten "reinigt", einfach weil die Rueckfallgefahr viel zu hoch ist. Ich mein jetzt nicht damit, dass Du Schuld an seinem Rueckfall bist, aber ein Alkoholiker und ein trinkfreudiger Partner werden nicht zusammenpassen, dass geht irgendann mal ins Auge. Also solltest Du fuer Dich auch schauen, ob Du tatsaechlich auch mit einem trockenen Alkoholiker zusammensein kannst. Denn einen alkoholtrinkenden Partner, selbst wenn er nicht vor ihm trinkt, ist das letzte was ein trockener Alkoholiker braucht.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo Holzpantoffel,

    ich finde es nicht halbherzig. Es liegt an der eigenen Entscheidung und diese ist völlig frei und offen. Wenn ich mich bewusst dafür entscheide mit einem trockenen Alkoholiker zusammen leben zu wollen, würde ich nichts trinken, was eine weitere Einschränkung bedeutet. Es würde dann auch nicht mehr passen. Meine Entscheidung geht in eine andere Richtung. Ich will in Zunkunft weder mit einem nassen noch mit einem trockenen Alkoholiker leben, sondern mit einem "normalen Mann", der wie ich mal ein Gläschen abends beim Essen trinken mag oder auch mal einen Schnaps nach einem deftigen Essen, ohne davon abhängig zu sein. Es darf sein, muss aber nicht. Wenn Jemand aufhört zu rauchen, wird mit Sicherheit eine nicht rauchende Person vorgezogen, um nicht wieder in Versuchung zu geraten. Halbherzig sind meiner Meinung nach nur faule Kompromisse, hinter denen man nicht wirklich steht.


    Lieben Gruß Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Halllo Holzpantoffel,
    ich lese hier schon einige Zeit und bin hier super lieb aufgenommen worden. Ich bin Co-Abhänigig und lese deine Geschichte von beginnan. Beim lesen am Anfang hatte ich schon das Gefühl dein Freund ist noch nicht wirklich trocken. Es liest sich so wie bei mir, nur weiß ich sicher das bei meinem die Einsicht einfach fehlt. Ich finde es toll wie du das klar für dich erkennst,da? Du dich auf dein Leben kozentrieren mußt. Ich bin gerade dabei das mühsam zu lernen, kann aber so gut nachfühlen wie das mit der Hoffnung ist. Ich wünsche dir alles Gute und weiterhin viel Kraft
    Lieben Gruß
    Nancy

  • Lieber Holzpantoffel,
    ich für mich musste feststellen, dass ich in meiner ersten Trennungs-/Trauerzeit nur den anderen nicht loslassen konnte und meinte der Schmerz "bringt mich um".

    Durch NULL-Kontakt bzw. Agressionshandlungen seinerseits bekam ich immer mehr Abstand. Immer mehr Dinge bekamen plötzlich einen Zusammenhang, den ich in meiner Trauerzeit nicht sehen konnte.

    So vieles gesagte war ein Lügengerüst, welches mit der Zeit, meinem Abstand und der Wiederkehr des Realitätssinnes zusammenbrach. Vertrauen? Ich wüsste nicht, ob ich das könnte - für mich stellt sich die Frage jedoch nicht, dass es bereits schon lange eine Nachfolgerin für mich gibt und keinerlei Krankheitseinsicht vorhanden ist.

    Die Frage ist wohl jene: wenn ein co-abhängiger Partner zu sich selber beginnt zu finden, ob er/sie noch in der Lage wäre in eine früher kranke Beziehung zurückzukehren?

    Würde sich ein gesundender Co-Abhängiger überhaupt belasten wollen mit dem Trockenwerdungsprozess des Alkoholikers? Ich für meinen Teil habe noch so viel mit mir und meiner Entwicklung zu tun, mich würde das zurückwerfen....

    Davon einmal abgesehen benötigt vielleicht auch der Alkoholabhängige Abstand um sich selber "hallo" zu sagen. Mechanismen, Wohnorte und Lokalitäten aus der alten "Suchtzeit" könn(t)en schnell allen Erfolg zu nichte machen....

    Die Hoffnung, lieber Holzpantoffel, muss ja auch nicht sterben. Man/Frau sollte wohl nie die Hoffnung aufgeben dass ein Mensch gesundet. Es ist nur die Frage, in wie weit das mit unserem persönlichen Glück zusammenhängt.

    Ich darf für den anderen die Gesundung wünschen. Das aber, sollte keine Verbindung zu meinem Leben haben - zu meinem persönlichen Glück.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • hallo holzpantoffel,

    ich habe meinem freundeskreis klipp und klar gesagt das mein ex absolut kein gesprächsthema ist. egal ob sie was gehört haben oder ihn gesehen haben. es tut mir noch zu weh. sie sind mit dem krankheitsbild nicht vertraut, daher können sie vieles nicht nachvollziehen. müssen sie auch nicht. das wird jedenfalls akzeptiert und das ist gut so. lg pandora

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