Probleme in der Firma - mit Trinken / ohne Trinken

  • Hallo,

    bin seit 13 Jahren angestellt in ein und derselben Firma. Während meiner "nassen" Zeit habe ich viele Fehler gemacht, menschlich gesehen, war aggressiv, habe rumgegiftet, dann kam Herbst 2006 Entzug, danach Therapiezeit, seitdem ging es mental ständig aufwärts und ich habe versucht, vieles "wieder gut zu machen". Ich habe damals zwar viel Mist gebaut, war aber andererseits auch "fügsam". Wenn es z. B. darum ging, irgendwelche Erledigungen zu machen, als Zuhörer zur Verfügung zu stehen oder als Verarschungsobjekt, das ging alles an mir vorbei.

    Inzwischen bin ich raus aus der Therapie, inzwischen aber wieder am Rande der Verzweiflung. Ich habe das Gefühl, immer noch "Abbitte" leisten zu müssen für die Zeit, als ich andere schlecht behandelt habe und lasse es mir fast immer gefallen, von anderen jetzt schlecht behandelt zu werden. Zum einen werde ich ignoriert, angeschrien, sage trotzdem, wenn ich um einen Gefallen gebeten werde, trotzdem ja und amen, hasse mich eigentlich dafür und weiß jetzt nicht, wie ich rauskomme aus dem Dilemma.

    Manchmal denke ich, dass es leichter war, als ich noch getrunken habe, da sind mir zumindest einige Leute in extremen Zeiten aus dem Weg gegangen und man traute sich nicht, mich wie auch immer anzusprechen.

    Muss ich denn jetzt für den Rest meines Lebens damit zurecht kommen, mies behandelt zu werden, ist ein Jobwechsel die einzige Chance? Oder ist das so in der heutigen Zeit allgemein? Ein dickes Fell zuzulegen, fiel mir schon immer schwer. Inzwischen bin ich aber nicht weit von einem Rückfall entfernt und das will ich auf jeden Fall vermeiden.

    Danke, wenn ihr mir eure Erfahrungen mitteilt.

  • Ich denke du schreibst dir schon die Antwort, du wolltest vieles wieder gut machen. Da musst du raus aus dieser Rolle, in der du dich aus schlechtem Gewissen selbst reingebracht hast.

    Ohne Alk ist es leichter :P

    Was erwartest du von den Menschen?

    lg Pia

  • Guten Morgen,

    das mit dem "wieder-gut-machen-wollen" ist im Prinzip schon eine gute und auch wichtige Geschichte. Man kann versuchen, mit den Menschen, denen man durch seinen Alkoholismus geschadet hat, seinen Frieden zu schließen (wie auch immer das für Dich aussehen kann, einfach entschuldigen, ein klärendes Gespräch, eine nette Geste usw.). Aber wie Feengesicht sagt - irgendwann muss gut sein mit der Büßer-Rolle!

    Wir haben als Alkoholiker viel Mist gebaut, das ist nun mal so. Aber wir haben das ja erkannt! Es ist eine Krankheit, kein böser Wille oder Boshaftigkeit den anderen gegenüber.

    Aber wenn Du mit Dir wieder im Reinen bist, dann lebe das auch nach außen hin! Versuche Dein Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu stärken!
    Jemand in der Opferrolle ist oft ein dankbares Opfer für Menschen, die eins suchen - also raus da!

    Du bist wieder aufgestanden, Du gehst Deinen Weg, also gehe ihn mit erhobenem Kopf! Das ist nicht arrogant oder überheblich, sondern einfach normal.

    ...wobei es mir auch ab und an immer noch sehr schwer fällt zu erkennen, was für mich normal ist. Aber das kommt im Laufe der Trockenheit jeden Tag ein Stückchen mehr zurück... :wink:

  • Hallo,

    dann bis Du schon seit 2006 trocken, wenn ich das richtig verstanden habe. Da gratuliere ich Dir erst mal :wink: und herzlich Willkommen hier.

    Abbitte leisten, weis nicht, spreche die Kollegen, doch einfach, mal an, dann weist Du wo Du dran bist :wink:

    Dein Selbstbewusstsein, scheint ganz schön, angekratzt zu sein, da musst Du dran arbeiten, denn nur so, wirst Du auch wieder zufriedener werden.

    Wenn man sich selber lieben kann, reflektiert, das auch nach aussen, ein freundliches Wort, ein Lächeln, dann vergeht, manchem Griesgram, einen dummen Spruch.

    Ansonsten, direkt nachfragen, wo der Schuh drückt, anstatt, den Schuh, direkt, anzuziehen, das wirkt, meist Wunder.

    MLG Mandy

  • Hallo F_a_d_T! :D

    Du bist seit 2 Jahren trocken, halllooooo?

    Du bist seit 13 Jahren in der Firma? Du hast Alkprobleme dort gehabt und wurdest nicht gekündigt?

    Und da stellst Du Dein Licht unter den Scheffel? Du hast etwas für andere fast schier Unmögliche geschafft, bist trocken und immer noch in der Firma! Das heißt für mich, dass Du dort gebraucht wirst, dass Du Deine Arbeit gut erledigst!

    Und Du hälst den Kopf nicht aufrecht? Du hinterfragst Dich?

    Nun steh aber schnell auf und beiß um Dich, hau rein und drauf! Das kannst Du, denn Du kannst verdammt stolz auf Dich sein!

    Überlege doch mal, wer Dich da fertigmacht? Weißt Du nicht, ob derjenige vielleicht sogar Neid empfindet, weil er vielleicht auch so ne Suchtleiche im Keller hat? Ich glaube ganz fest daran, dass einige, denen ich tagtäglich begegne, auch ein Suchtproblem vor sich hertragen. Alkohol oder ähnliches ist ein Volksproblem! Mir hat man es auch nicht angesehen im bildlichen Sinne formuliert. Warum solltest Du es an anderen erkennen?

    So nun mach hin, die Zeit ist zu schade für solche Gedanken und Probleme!
    Mach Dir ne Anschiss-Liste von den Leuten, die Dich draufhaben und kehre es um: Hab Du sie drauf!
    Und dann wünsche ich Dir sehr viel Ruhe und gute Formulierungen, ohne bissig zu werden!

    Ich habe mal gelesen, man solle sich Menschen, die einem Böses wollen, nackt vorstellen! Das klappt, denn man merkt, auch der andere kackt genau die gleiche Scheiße! (Verzeih mir die Formulierung!)

    Und bleib auf dem Trocknen, lieber Fisch! Ansonsten klappt dieser Plan nämlich nicht!

    Ich hoffe ja nicht, F_a_d_T, dass Du Dir irgendwie eine Rechtfertigung zum Rückfall suchst, ohne es vielleicht zu bemerken! Achte jetzt sehr auf Dich und hinterfrage Dich ganz ehrlich!
    Die Trockenheit fängt bei der eigenen Ehrlichkeit an!

    Sei stolz auf Deine zwei Jahre!

    Lobanshee

  • Hey du,

    sei stolz auf dich! Du hast da mehr geschafft als andere in ihrem ganzen Leben. Vergiß das bloß nie! Bleibe bei dir, bleibe der der du jetzt bist, was auch immer geschieht.
    Deine Kollegen wissen von deiner Therapie, wie ich gelesen habe? Kannst du es ihnen nicht in Ruhe erklären? Die meisten Menschen haben doch überhaupt keine Ahnung, da brauchen die evtl. mal eine klare Ansage. Ich habe das Glück ein sehr verständnisvolles und interessiertes Umfeld zu haben. Solltest du auf diesem Weg nicht weiter kommen, vergiß es, laß es nicht an dich ran. Sag nicht immer ja und amen. Die nutzen dich nur aus. Das hat meiner Meinung nach auch gar nichts mit dem Alkohol zu tun. Sie suchen einfach nur ein Opfer, sei keins.
    Willst du wirklich wegen so ein paar unwichtigen Zeitgenossen dein Leben aufs Spiel setzen. Nein! Sei selbstbewußt und geh deinen Weg. Du kannst das!

    LG Rasko

  • Hallo Rasko und alle anderen, die mir auf meinen Beitrag geschrieben haben

    Nein, meine Kollegen wissen nichts von meiner Alkoholsucht und/oder meiner Therapie. In den letzten Jahren war beruflich viel Trubel, viele Geschäftsführer-Wechsel, ich glaube, ich war schon bekannt dafür, ab und an mal zu tief ins Glas zu schauen, aber meine Abwesenheit habe ich mit einer Therapie wegen psychosomatischen Beschwerden erklärt. Mit einigen Kollegen klappt es auch wieder ganz gut und da bin ich auch sehr froh drüber.

    Summa summarum fällt es mir trotz der langen Abstinenz schwer, stolz auf mich zu sein, ich komme aus einer Familie mit 6 Geschwistern, einer sehr anspruchsvollen Mutter, der man es nicht recht machen konnte, kenne mein Problem, komme da aber nicht rüber, fällt eben schwer.

    Ich glaube, dass sich die Leute daran gewöhnt haben, wie es früher üblich war, mich als "Sündenbock" zu haben. Kurz vor meinem Entzug habe ich mich in einen Kollegen verguckt, der das ausgenutzt hat, war immer nur nett zu mir, wenn er was für seine Belange brauchte, viel Lästereien a la, hey die wird ja rot, ist wohl auf Männer aus (mit 45 Jahren Single) einigen in der Firma habe ich das bis heute nicht verziehen (es waren fast 2 Jahre Demütigungen, Lästereien, die ich ohne der während der Zeit dauernden Therapie wohl nicht überstanden hättte, meine Therapeutin meinte, ich wäre zu nachtragend, aber es war zu schmerzhaft ...), habe mir viel viel zu lange zu viel gefallen lassen.

    Ja, aber ich habe es mir für morgen vorgenommen, wenn ein Wunsch mal wieder in überheblicher Stimme an mich herangetragen wird, mindestens einmal nein zu sagen bzw. anzugeben, dass ich in einem gewissen Ton nicht mit mir sprechen lasse.

    Danke für eure Antworten, euer Mutmachen, hat mir viel gebracht.

    Werde euch mitteilen, wie es gelaufen ist.

    VG, Fisch-auf-dem-Trockenen


    Zitat von Rasko

    Hey du,

    sei stolz auf dich! Du hast da mehr geschafft als andere in ihrem ganzen
    Leben. Vergiß das bloß nie! Bleibe bei dir, bleibe der der du jetzt bist, was auch immer geschieht.
    Deine Kollegen wissen von deiner Therapie, wie ich gelesen habe? Kannst du es ihnen nicht in Ruhe erklären? Die meisten Menschen haben doch überhaupt keine Ahnung, da brauchen die evtl. mal eine klare Ansage. Ich habe das Glück ein sehr verständnisvolles und interessiertes Umfeld zu haben. Solltest du auf diesem Weg nicht weiter kommen, vergiß es, laß es nicht an dich ran. Sag nicht immer ja und amen. Die nutzen dich nur aus. Das hat meiner Meinung nach auch gar nichts mit dem Alkohol zu tun. Sie suchen einfach nur ein Opfer, sei keins.
    Willst du wirklich wegen so ein paar unwichtigen Zeitgenossen dein Leben aufs Spiel setzen. Nein! Sei selbstbewußt und geh deinen Weg. Du kannst das!

    LG Rasko

  • Hallo Fisch,

    Zitat von Fisch-auf-dem-Trockenen

    Mit einigen Kollegen klappt es auch wieder ganz gut und da bin ich auch sehr froh drüber.

    Würden sie anders reagieren, wenn sie es wüßten? Würde Dir diese Rücksichtnahme etwas bringen?
    Du schreibst, die Leute hätten sich daran gewöhnt, Dich als Sündenbock zu sehen. Dann ist es egal, ob Sucht oder nicht. Irgendwann hättest Du Dich wehren müssen.
    Nur jetzt kommt etwas hinzu, was es Dir meiner Meinung nach einfacher machen sollte.

    Oder anders gesagt, so geht es mir persönlich: Ich bin stolz auf mich und das für mich selbst, klammheimlich still und leise! Und wenn ich andere sehe, die sich aufregen wegen irgendeinem Mist, dann lächle ich innerlich und freue mich, weil ich weiß, dass ich stark bin und für mich bin! Das bedeutet nicht, dass ich egoistisch geworden bin, aber ich ziehe mehr als früher Nutznieß aus manchen Dingen. Und ich lasse es nicht mehr zu, dass man an mir Launen ablassen kann. Daher strahle ich mehr Selbstbewußtsein aus und reagiere so, wie ich tatsächlich bin. Und wenn ich dann hochgehe, wie eine Bombe, dann ist es nicht meine Schuld, sondern die Schuld des anderen!

    Sei Dir selbst am meisten wert, dann klappts auch mit den anderen!

    Tja, und die Mutter? Das ist ein Problem, welches ich gut kenne, nur diese Baustelle ist ebenso zu behandeln, wie die Arbeit. Das gleiche Ei vom gleichen Huhn, nämlich von Dir! :D

    Lobanshee

  • Hallo Fischerl auf dem Trockenen!

    Danke für deinen Beitrag in meinem Thread! Hatte ja bis vor einem 1/2 Jahr keine Ahnung von der Krankheit Alkoholismus und ... Folgen.
    Du kannst einfach nur stolz auf dich sein, dass du es geschafft hast ohne Alkohol zu leben. Habe viel gelesen und gelernt, dass Aussagen eines Suchtkranken nicht ernst genommen werden dürfen. Hast auch sicher viele Menschen verletzt, möchtest Abbitte leisten, aber ich als "Verletzte" eines alkoholkranken Menschen sage dir: "ich hätte alle Verletzungen verziehen wenn mein EX die Einsicht seiner Krankheit erkannt hätte und alle Versuche unternommen hätte, "trocken zu werden und zu bleiben"; - darum bewundere dich selbst und sei stolz auf Dich - du hast es geschafft!
    Bin auch als Co krank geworden und arbeite bzw. kämpfe für meine Gesundung!
    Liebes Fischerl >> bleib` wie du bist, habe dich in meinem Beitrag als ganz "Liebe" kennengelernt, versuche ebenso zu lernen wie ich >> deine freundliche Art beizubehalten und den "anderen" Grenzen zu setzen! Es gehören immer zwei dazu - der eine der verletzt - der andere der es zuläßt.
    Lass es nicht mehr zu !!
    G.L.G.
    Aura

    LOSLASSEN

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