Ich lese und schriebe hier schon seit langer Zeit. Anfangs habe ich einfach nur nach ein paar Informationen hier gesucht, doch bin ich auf viel mehr gestoßen als ich erwartet habe. Nämlich auf sehr viele Spiegelbilder meiner selbst. Zunächst gab es nur den Cobereich, wo ich mich nur teilweise wieder fand. Dann wurde der Bereich erwachsene Kinder von Alkoholikern abgetrennt udn plötzlich bekam ich unheimlich viele Aha-erlebnisse. Während für mich der Co-Partnerbereich in seinen Threads sehr ähnelt und viele Parallelen zu sehen sind , viele Geschichten auch ähnlich verlaufen, ( auch wie die meiner Eltern)finde ich im Co-Kinderbereich viel mehr unterschiedliche Facetten von Coabhängigkeit. Als Kind eines Alkoholikers und einer coabhängigen Mutter sehe ich, dass sich die Situation sehr unterschiedlich auf die Kinder auswirken kann. Wie ich schonmal in einem anderen Thread beschrieben habe hat sich die Kindheit bei mir und meinen Geschwistern auch sehr unterschiedlich entwickelt und auch im Austausch mit anderen Kindern hier merke ich dass sich sogar ganz gegensätzliche Tendenzen entwickeln können.
Sogar in mir selber sehe ich viel Widersprüche. So gab es beispielsweise in meinem Leben ganz gesunde Beziehungen. Auch Zeiten , wo ich vor Energie strotze , mich selbst verwirklichte und ich kann auch sagen, dass ich eher ein sehr unabhängier Mensch bin. Ich denke, dass es ein resultat ist , dass ich niemals so werden wollte wie meine Mutter, die es nie geschafft hat sich von meinem Vater zu trennen.
Ich habe mich in meiner Kindheit viel zurückgezogen, aus Selbstschutz, was ich heute immer noch brauche, habe dadurch auch viel Kreaitivtät entwickelt.
Dennoch gibt es auch die andere Seite. Gefühlsmäßige Beziehungsabhängigkeiten mit Kontrolle. Schuldgefühle, wechselnde Selbstwertgefühle, zu viel Verantwortung in der Kindheit.
Ängste. Für ein Kind finde ich es unverantwortlich in einer alkoholkranken Familie aufwachsen zu müssen. Man hat keine Wahl, ist der ganzen Sache vollkommen hilflos ausgeliefert und jeder Co-Partner sollte in erster Linie einmal an die Kinder denken.
Noch dazu habe ich im Moment eine Art Beziehung zu einem Alkoholiker, wenn auch diese etwas auf Entfernung abläuft. Wir wohnen nicht zusammen und jeder trägt Verantwortung für sich selbst. Wir treffen uns sporadisch, nur, wenn wir beide Lust darauf haben, andere würden es vielleicht nicht einmal Beziehung nennen. Warum diese 'Beziehung' überhaupt, frage ich mich selber, nachdem ich hier schon vieles gelesen habe und auch weiß, dass diese keine Zukunft hat und auch vielleicht nicht einmal den Namen verdient. Aber ich habe verstanden, dass ich für meine persönliche Entwicklung dieses Spiegelbild brauche. Wir haben viele Gemeinsamkeiten und schöne Momente , stoßen aber auch an unsere Grenzen. Ich merke, dass mir vieles noch nicht bewußt war und ich an vielem auch schon gearbeitet habe, doch einiges auch noch nie so wahrgenommen habe.
So wie ich hier in den Threads lese und mich weiter entwickle, so betrachte ich auch meine Beziehung und gewinne neue Erkenntnisse über mich und mein Leben. Mein Freund hat seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht, hat aber mittlerweile eingesehn dass er abhängig ist.
Nach drei Jahren hat er zum ersten Mal von sich aus geäußert, dass er Hilfe braucht, eine Therapie braucht. Ich habe ihn noch nie damit unter Druck gesetzt, sehe das mehr als seine eigene Baustelle an. Hin und wieder reden wir darüber, ich halte aber nicht viel davon das ganze ständig zu thematisieren, da ich meine, es muß von ihm kommen. Wenn er Hilfe will, wird er es schon äußern. Wenn dann aber Dinge passieren in seinem Leben , zum Beispiel, dass er ständig wichtige Dinge verliert, dann frag ich ihn schon, was er meint woher das wohl kommt. aber mehr als den Tipp alles wichitge eben zuhause zu lassen kann ich ihm nicht geben. Sein Alkoholproblem muß er selber angehen.
ich habe hier im Forum schnell begriffen, dass es um mich geht. Udn dass ich mcih an Diskussionen beteiligen kann udn Hilfe leisten kann, wo es um Leute geht, die dafür bereit sind.
Also zu mir:
Ich verstehe die beiden Komponenten Alkoholsucht und Coabhängikeit als zwei getrennte Dinge, die ja beide irgendwie auch in mir schlummern und ich hatte sie bisher noch nie so getrennt wahrnehmen können.
Ich spüre, dass es immer noch offene unverarbeitete Wunden gibt.
Ich spüre, dass es Anziehungskräfte und Ablehnung gibt.
Mir wurden die ganzen Mechanismen des Alkohols so klar, wie teuflisch diese Krankheit ist, wie unnütz sie überhaupt keine Probleme löst , sondern im Gegenteil nur neue schafft. Ich sehe aber auch die Macht des Alkohols, wie er den Menschen verändert, wie er ihm das Gefühl gibt so stark zu sein und so frei, Probleme vergessen läßt und neue Wege jenseits von Moral und Schuldvorstellungen eröffnet, die man sich sonst nicht wagt zu gehen udn ebenso scheinbar auch Verantwortung abstreifen läßt, die man normalerweise zu tragen hat. Doch letztlich stellt sich das Ganze nur als eine Illusion heruas. Ebenso die Coabhängigkeit, die versucht einen Menschen nach seinen Vorstellungen verändern zu können. Die Wut, die dabei hochkommt , wenn man bemerkt, dass man doch nur mit dem Kopf gegen die Wand läuft. Alles ein ewiger Schrei nach Liebe. Liebe, die man aber nicht erzwingen kann. Liebe, die etwas freiwilliges ist. Kein Tauschgeschäft. Liebe, die im Alkohol ertränkt wird. Gute als aus schlechte Gefühle werden einfach betäubt, so dass man meint mächtig zu sein und eben gefühlsunabhängig.
Ich habe verstanden, wie diese beiden Komponenten gut funktionierend ineinander greifen können, so dass sich ein perfekt funktionierendes Abhängigkeitspaar bilden kann, oder eben auch verinnerlicht in einer Person das erwachsene Coabhängige Kind.
Coabhängigkeit bei Partnern durchschaue ich schnell, begreife die Mechanismen. Alkohol auch. Aber diese in uns Kindern verinnerlichten Widersprüche machen mir mehr Sorgen. Manchmal kommt es mir vor, wie teufelchen und Engelchen und je nachdem was da gerade überwiegt zeigt es sich nach außen.
So verabscheue ich auf der einen Seite den Alkohol so sehr, finde ihn manchmal ekelig. Doch habe ich mich auch schon dabie erwischt, wie ich diesen sonst so abartigen Geruch manchmal als so etwas mir vertrautes wahrnehme, mich so heimisch fühle. Vater an der Seite rieche und inahlliere wie ein Herrenparfum.
Das ist krank, finde ich. Aber in mir vorhanden.
Ich habe ja auch gelernt , dass ein Alkoholiker auch siene beiden Seiten hat, ein liebenswerter Mensch sein kann und aber auch den Teufel in sich trägt. Ich weiß sehr wohl, dass ich mir daher eine Distanz bewahren muß.
Das finde ich sehr nützlich, das es sich in meiner Kindheit doch so geprägt hat. Menschen ohne Alkoholproblem würde ich viel näher an mich heranlassen und da dann womöglich meine Beziehungsabhängikeit viel stärker leben, weil ich sie vielelicht idealisiere?
Ich weiß, wie schlimm sich die Alkoholsucht entwickelt, welche Gesichter sie mehr und mehr annimmt. Ich weiß, dass da irgendwo Grenzen gesetzt werden MÜSSEN. Doch ebenso ist mir bewußt, dass es besonders bei dem Alkoholkranken Süchtigen ein sehr langer Weg sein kann udn sich sein Bewußtsein auch sehr langsam dahin entwicklen kann, dass man keinen oder nur wenig Einfluß darauf hat.
Ich glaube, man kann jemanden nur ein wenig in die Richtung schubsen.
kleine Impulse geben zum Nachdenken. Aber tun muß er alles selebr, seinen Weg gehen auch.
Wo bleibe ich? Was sind meine ziele. Auch mein Weg ist ein langer. Vieles hat sich bei mir schon wie aus einem vertüdelten Wollknäuel entworren.
Manchmal fehlt mir der Weg, wie ich mit meinen Erkenntnissen umgehen kann. So wird mir mehr und mehr bewußt wie verletzt meine Seele wurde. Wenn es mir bewußt wird, gedanklich, dann spüre ich teilweise auch Schmerzen oder eher ein Druckgefühl.
Ich spüre auch wie sehr sich hinter diesem Gefühl beispielsweise Ängste aus der Kindheit verbergen.
ich versuche Schritt für Schritt an diesen Gefühlen zu arbeiten, merke aber auch, dass ich mir dabei nicht zuviel zutrauen darf.
Eins nach dem anderen.
Keiner kommt hier ins Forum und findet in ein paar Tagen sein Patentrezept. Also auch das muß man lernen : Geduld, nichts überstürzen, sich Zeit nehmen. Auch wenn man anderen Kommentare in die Threads schreibst sollte man das berücksichtigen, meine ich. Veränderungnen kommen nicht von heute auf morgen und schon garnicht mit Druck, sondern mit Einsicht. Wir müssen alle erstmal lernen klare Gedanken und Ziele zu formulieren. Vielleicht eines der schwersten Dinge hier.
Mein Ziel ist es mehr und mehr mein verinnerlichtes Coabhängikeitswirrwarr zu erkennen und zu entwirren. Und ich hoffe dabei weiterhin auf Eure Unterstützung.