Pefektionismus erwünscht?

  • Gemessen an Leistung könnte bei mir persönlich ein großer Auslöser gewesen sein für diese kranke Beziehung, die ich über 8 Jahre geführt habe.

    Selber bereits als Kind an Leistungen gemessen zu werden wollte ich das niemals einem anderen Menschen antun.

    Für mich bedeutete das alle Dinge, die mich störten so abzutun, als wäre es mein angelernter Perfektionismus, den diese Dinge stört. Ich empfand mich als unfair und war der Meinung ich stelle zu hohe Erwartungen.

    Dummerweise nur habe ich die Normalität ausgeblendet. Es gibt Perfektionismus und es gibt alltägliche Notwendigkeiten, die verrichtet werden müssen. Ich für meinen Teil habe beides in die Schublade "Leistungsdenken" gepackt und nicht mehr neutral meine partnerschaftliche Situation betrachten können:

    Zuverlässigkeit - es wird später, ich komme nicht .... ect
    Teilung der gemeinsamen Arbeiten wie Haushalt
    Pflichtenerfüllung Stromstand ablesen,
    Ehrlichkeit - sprechen überfinanzielle Probleme oder Information, wenn über gemeinesame Konten eigennützig verfügt wird ect.
    Eine Grundordnung im Haushalt, benutztes wird abgeräumt, gewaschene Wäsche selber einsortiert oder verursachte Flecken aus Teppichen entfernt und Müll nicht erst nach Jahren entsorgt...
    Über Probleme sprechen und nicht flüchten oder sich durch Suchtmittel bedröhnen ....

    Alles das sind Dinge, die nichts mit Perfektionismus zu tun haben sondern mit Alltagsbewältigung. Ich jedoch empfand das Einfordern dieser alltäglichen Arbeiten als Intoleranz von meiner Seite. Warum eigentlich? Sind das nicht alles Dinge, die in einem sozialen miteinander notwendig sind?

    Kennt Ihr diese Gedanken oder die Selbstverurteilung, dem anderen ganz sicher Unrecht zu tun, bzw. einfach selber eine falsche Meinung zu haben?

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Ja liebe Dagmar, diese Gedanken kenne ich auch zur Genüge. Bei mir jedenfalls war es so, daß Ex die Leistungen sehr hoch anstellte, aber nur verbal.
    Er selbst hat der ganzen Familie immer eingeredet, ihr müßt noch besser werden und hat es selbst eigentlich schon lange nicht mehr vorgelebt. Er war nie pünktlich, hat es aber von den Kindern verlangt, er hatte kein Abitur, abgebrochen, aber von den Kindern verlangt.
    Über finanzielle Dinge hat er mir schon lange nicht mehr Bescheid gesasgt, obwohl gemeinsames Konto. Auf Fragen diesbezüglich nie Antworten, was wir gemeinsam hätten planen sollen. Er ist seinen Weg gegangen und wir nahmen alles so, wie er es gemacht hat. Zum Schluß chaotisch und ohne Ziel und Weg.
    Nun habe ich meine Ziele und ich ziehe sie durch. Ich sehe jetzt erst, wie er mich und die Kinder blockiert hat.
    Resümee: ich hatte keine falsche Meinung, nur eine andere Einstellung von Zusagen und Einhalten.
    liebe Grüße
    Renate

    Ein Nein aus tiefster Überzeugung ist besser und größer als ein Ja, das nur gesagt wird, um zu gefallen oder Schwierigkeiten zu vermeiden.

  • Hihi, guten Morgen, liebe Renate,
    das ist natürlich auch eine Feststellung: Zusagen und Einhalten :)

    Ist also quasi dann mein Gegenstück, Dein Ex, wobei ich immer bemüht war und bin vorzuleben. Da ich der Meinung bin, was Du nicht willst, das man Dir tut, das füg auch keinem andren zu. Im Gegenzug aber ich der fälschlichen Meinung war, das was ich biete, kommt auch zurück.

    Ich denke aber da liegt ganz viel begraben in Erwartungen, die nicht erfüllt werden können. Das muss noch nicht einmal böses zutun sein. Wer es nicht gelernt hat wie man/frau Wäsche aufhängt (also nicht drei feuchte Kleidungsstücke übereinander) der kriegt es später auch nicht hin wenn kein Interesse daran besteht es sinnvoll zu tätigen.

    Da treffen wir dann auf den Bereich, was bringt jemand von den Eltern mit - da es eben einfach als Kind leichter ist zu lernen.

    Und wir treffen natürlich wieder auf den Punkt Vertrauen, Kontoführung, ect. der dann auch wieder ein wunder sein dürfte. Nicht jedem fällt es leicht mit Geld umzugehen, ist keine Schande, wenn man/frau es weiß und dazu stehen kann, dann kann man das über Budgets ect. lernen. Wer aber den Wunsch hat perfekt dazustehen ( - ups, ich erwarte von mir Perfektionsmus, der andere möchte perfekt dastehen - da haben wir eine nach außen getragene Überdosis Perfektionismus, die in sich zusammenbricht) der kann sich nicht helfen lassen.

    Und da sind wir ja schon wieder bei den Unterschieden: Du oder ich wir lassen uns helfen, sei es dadurch, dass wir uns hier in die Kniekehlen treten ;) andere Menschen meinen zuweilen Probleme vertuschen zu müssen weil sie dadurch angreifbar sind.

    ... ganz gemein würde ich nun gerne abschließend gegenfragen: Nutzt derjenige, der selber Fehler nicht eingestehen kann die Tatsache aus um das Wissen von Fehlern/Problemen/Mankos der Mitmenschen aus? Sind das die Schuldzuweisungen, die viele von uns beim Scheitern einer Beziehung vorgeworfen bekommen. Das trifft Süchtige wie auch Co-Abhängige oder Kinder von Alkoholikern! Das ist nicht auf eine Gruppierung gemünzt sondern auf die Art von Person, die zu Mankos steht, sich Hilfe vom anderen erhofft (Hilfsbedürftigkeit, Angst ect.) und sich quasi so auf einem Servierbrett anbietet....

    Erschreckend, was da so alles auf den Tisch kommt. Noch nicht einmal nur was Suchtbeziehungen betrifft sondern die Möglichkeit mit dem Wissen um Menschen zu manipulieren, zu spielen und sie unter Druck zu setzen.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Dagmar

    dieses Problem hatten wir seit Jahren. Jedesmal wenn er Urlaub hatte oder krank oder arbeitslos war blieb er morgens lange im Bett. Wenn ich von meinen Putzjobs nach Hause kam fing er langsam an ein bißchen was zu arbeiten. Ist mir irgendwann der Kragen geplatzt weil ich der Meinung war solang ich auf Arbeit bin kann er den Haushalt machen gabs Ärger. Hat ers dann doch gemacht war er allerdings der Meinung er hat mir einen Riesengefallen getan! Ich hab oft an meinem Verstand gezweifelt ob jetzt ich oder er bloß blöd ist.

    Schöne Grüße julchen148

  • Na Julchen, aber er machte wenigstens anstalten. Dennoch ist das nicht das, was ich mir unter einer Partnerschaft vorstelle.

    Ich denke,jeder kann mal "Null Bock" haben, kein Thema. Aber irgendwie müsste es doch möglich sein, dass alles gemeinsam mal hinzukriegen, ohne dass einer die Hauptlast trägt.

    Problem ist aber weniger die Dummheit, liebes Julchen, sondern in meinem Fall war es vielmehr die Tatsache, dass das was für mich Notwendigkeit ist für einen anderen egal ist, uninteressant und "wurscht".

    Als es das letzte Mal richtig knallte sagte ich ich schäme mich wenn Besuch kommt es es meiner Meinung nach asozial aussähe. Wie ich auf so einen Quatsch komme, er kenne asoziale Wohnungen, unsere gehöre nicht dazu.....

    Nun gut, verwahrlost war sie weiß Gott nicht - aber auch nicht liebevoll gerichtet, geräumt oder versorgt. Da spürte man einfach die unterschiedlichen Wertigkeiten.

    Deshalb liebe ich mein Heim hier :)

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Dagmar

    das sagte mein Mann auch immer daß unserer Wohnung nicht unaufgeräumt oder schmutzig ist.
    Wenn er was anderes gesagt hätte hätte er ja was tun müssen.
    Wenn ich mal ein gutes Buch lese dann ist es mir auch egal wenns mal durcheinander ist. Dann mach ichs halt am nächsten Tag. Aber ihm wars halt am nächsten Tag auch egal.

    Schöne Grüße
    julchen148

  • Weißt Du Julchen, ich denke, mir geht es so wie vielen: ich bin keine perfekte Hausfrau, aber ich kriege alles ganz gut auf die Reihe. Ich denke aber einfach, wenn zwei anfassen, dann geht es schneller, weil ja auch zwei Dreck machen und zwei arbeiten (im Regelfall).

    Ich habe mich so genervt wenn Flaschen stehen blieben bis zur Vergasung, das nämlich ist für mich asozial. Aschenbecher gehören für mich geleert, weil sonst diese noch mehr stinken als der ursächliche Rauch.

    Ich denke, dass ist schon o.k. so, wenn er so lebt - ich selber möchte es eben nicht. Somit haben wir einfach nicht gepasst (unabhängig vom Alk). Wobei sich das halt auch über die Jahre schleichend verschlechtert hat. Anfänglich ging es noch mit Hängen und Würgen, wurde dann immer weniger und nun....
    Nun stehe ich oft in meiner Wohnung und bin glücklich keine Flaschen mehr zu sehen. Meine Bügelwäsche immer an selbiger Stelle abzulegen, wenn mal mein Ich mit dem ÜBER-ICH nicht selbiger Meinung ist, was den Bügeltermin betrifft.

    Alle diese tausend Dinge machten mich wahnsinnig und ich habe ganz klar seine Grenzen übertreten: wenn er so leben will, dann darf er das - es wäre mein Recht gewesen zu gehen (wäre ich nicht so feige gewesen!) Statt dessen habe ich gemault, denn ich wollte ihn ja so haben, wie ich mir einbildete dass er sei.... War weit gefehlt, von mir Nötigung, Nerverei und ganz sicher für ihn ein Grund (was mir aber schon damals egal war) wegen dem zänkischen Weib etwas zu trinken um abzuspannen.

    Genau so, aber liebes Julchen, kommt eine Isolierung zu Stande: ich empfand das Zuhause als asozial und hielt mich zurück wenn Besuch kam, lieber also keinen .... somit Isolierung .... Nun gut, ich hatte gute Freunde und habe letztendlich eben alles selber gemacht, aber genau so beginnt eine Leidensgeschichte.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Liebe Dagmar,
    bei mir war es umgekehrt. Ich versuchte immer, alles auf die Reihe zu bekommen. Alles perfekt zu machen. Zusammen geräumt zu haben. Doch Ex ließ alles liegen, machte das Haus zu einer Lagerstätte für alles. Es wurde bei ihm immer ärger, er konnte nichts wegwerfen und wa andere weggaben, konnte er gebrauchen. Ich bin auch daran verzweifelt. Mit der Zeit wurde ich dann auch so. Mir war es egal, wenn meine Sachen liegen blieben. Es war ein ewiger verdammter Kreislauf. Heute habe ich das Haus und auch rundherum zusammen geräumt, schön dekoriert, man spürt, daß man sich hier wohl fühlt. Die Besucher werden wieder mehr und ein jeder sagt, wie toll es hier aussieht. Ich bin stolz darauf, wieder mein Urgefühl zurückbekommen zu haben. Und er? Er jammert, wies bei ihm aussieht. Doch das tut mir nichts mehr, denn ich habe gesehen, man schafft alles, wenn man will oder bei ihm natürlich, kann. Doch dafür ist er selbst zuständig.
    Liebe Grüße
    Renate

    Ein Nein aus tiefster Überzeugung ist besser und größer als ein Ja, das nur gesagt wird, um zu gefallen oder Schwierigkeiten zu vermeiden.

  • Unterschrieben, liebe Renate ;)

    Mit Erschrecken war mir im letzten Jahr aufgefallen, dass ich nachlässiger wurde. Erst dachte ich: klasse, endlich mal setzt Du Dich nicht mehr unter Druck.
    Dann aber stellte ich mir die Frage ist es eigener Wille oder ist es nicht mehr können, egal sein und ein "Quasi anpassen an schlechte Gewohnheiten".

    Ich stelle fest es war beides.

    Jetzt aber treffe ich eine solche Entscheidung bewußt. Lasse ich etwas liegen (wie das Bügeln die letzten Tage) so weiß ich das doch immer und es gibt nur Aufschub bis zu einem gewissen Zeitpunkt.

    Hintergrund: als Teeanger habe ich unangenehme Dinge verschoben bis zum Umfallen oder es zu spät war. Mit 18 oder so habe ich dann das Gegenteil gemacht und mir anerzogen: je schlimmer etwas ist, desto schneller erledigen (deshalb wohl auch keine Geduld). Ich war also von einem Extrem ins andere Gefallen als ich erwachsen wurde. Jetzt kann ich mir vielleicht das Mittel erarbeiten.

    Lieben Gruß von Dagmar


    dennoch sehr erschreckend, wie man sich selber verändert ....

  • rg schrieb

    Zitat


    bei mir war es umgekehrt. Ich versuchte immer, alles auf die Reihe zu bekommen. Alles perfekt zu machen. Zusammen geräumt zu haben. Doch Ex ließ alles liegen, machte das Haus zu einer Lagerstätte für alles. Es wurde bei ihm immer ärger, er konnte nichts wegwerfen und wa andere weggaben, konnte er gebrauchen. Ich bin auch daran verzweifelt.

    mir wars genau so, hatte ich noch ne halbe stunde mir die mühe gemacht den eingangsbereich zu dekorieren, ging mein ex gnadenlos durchs haus und verwüstete alles was schön war. ich hab mich so geärgert. ich glaube heute das er das mit sicherheit bewust gemacht hat um mich vertig zu machen.


    Zitat

    Mit der Zeit wurde ich dann auch so. Mir war es egal, wenn meine Sachen liegen blieben. Es war ein ewiger verdammter Kreislauf.

    witzig wars bei uns, als ich damit aufhörte und nichts mehr aufräumte, denn es hatte keinen sinn, ist er gekommen und hat sich sogar aufm boden gelegt um unterm schrank das chaos zu sehen. dann fing er an mich deshalb schlecht zu machen.

    Zitat

    Heute habe ich das Haus und auch rundherum zusammen geräumt, schön dekoriert, man spürt, daß man sich hier wohl fühlt. Die Besucher werden wieder mehr und ein jeder sagt, wie toll es hier aussieht. Ich bin stolz darauf, wieder mein Urgefühl zurückbekommen zu haben.

    ich hab heute meine ordnung um mich herum und keiner kann mir das nehmen. und hab ich chaos ist mir das auch egal, ist ja mein chaos. so leb ich wie es mir gefällt. bin keinem was schuldig.

    Zitat

    Und er? Er jammert, wies bei ihm aussieht. Doch das tut mir nichts mehr, denn ich habe gesehen, man schafft alles, wenn man will oder bei ihm natürlich, kann. Doch dafür ist er selbst zuständig

    bei meinem ex liegt der müll buchstäblich in den ecken und na ja weiter will ich nichts sagen. hab die kinder auch schon mit nach hause genommen, weil bei ihm zu dreckig war.es ist sein ding.

    grüssle melina

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