Hallo Dragonbaby,
auch ich lernte meinen - nun: Exfreund - kennen, als er scheinbar trocken und clean war... Vielleicht war es aber auch nur die Phase des langsamen Wiedereinstiegs nach seiner Entziehungskur im Herbst 2007...
Menschen, die abhängig sind, haben die Eigenschaft, sich voll ins Scheinwerferlicht zu setzen. Sie platzen in ein Leben rein und von da an bestimmen sie die Gedanken, die Handlungen und den Lebensstil. Wer einen Abhängigen kennenlernt, muss damit klar kommen, dass sein Leben vollkommen anders wird und oftmals aus dem Ruder läuft. Als ich meinen Exfreund kennenlernte zeigte er große Begeisterung für all meine Pläne und noch ehe wir intim wurden fragte er ob er dort und da mitkommen dürfte. Ich war natürlich begeistert über seine Begeisterung... Am Ende sah es aber so aus, dass ich von all meinen geplanten Sachen nur ca. 25% machte, der Rest fiel aus, weil der Mann mein ganzes Leben durcheinander gebracht hatte. Durch seine Trinkerei und Kifferei brachte er Turbulenzen in mein Leben, Verwirrungen, Schmerzen, es war einfach alles durcheinander. Drei große Bergtouren konnte ich nicht machen, obwohl für uns beide geplant (er wollte das ja!), auch ich am Ende zu wenig Kondition hatte, weil ich ständig mit seinen Faxen beschäftigt war.
Erst heute wird mir klar, dass eine Abhängigkeit und die damit verbundene verworrene Lebensweise ansteckend ist wie eine Viruskrankheit. Wer sich in den Dunstkreis begibt, gerät auch in den Strudel und ist nur mehr damit beschäftigt, sein Leben irgendwie in den Griff zu bekommen.
Heute, nachdem er sich seit 4 Wochen nicht mehr gemeldet hat und nicht einmal auf meine Aufforderung, endlich seine Sachen zu holen, reagiert, wird mir das Ausmaß der Verirrung und Verwirrung bewußt. Wieviel sinnlose Aktionen und vergeudete Lebenszeit das letzte Jahr brachte!
Liebe hin oder her: Ich kann nur jeder Frau, jedem Mann raten: Finger weg von Menschen, die abhängig sind! Helfen kann man diesen Menschen ohnehin nur, wenn sie bereit sind, sich selbst zu helfen und da sollte man sich auch raushalten...
Dieses Mitspielen bei einem Affentheater, dieses Hin und Her, Hüh und Hott, ich liebe dich, ich hasse dich, ich will ohne Drogen leben, ich bestehe darauf kiffen zu dürfen, dieses ewige chaotische Durcheinander von Wollen und Nichtwollen ist der Anfang vom Ende! Wer sich in diesen Wirbel begibt, darf sich nicht wundern, an steinige Klippen geworfen zu werden....
Ein Abhängiger glaubt es tatsächlich selbst, wenn er vom Trockenwerden spricht. Aber im Hintergrund steht die Sucht als ewige Bedrohung und nur wer wirklich bereit ist mit sich zu arbeiten wird diese besiegen.
Mein Exfreund wollte auch trocken werden, wir erlebten drei wundervolle Wochen, bis das Gespenst im Hintergrund wieder zuschlug. Am Ende bin nun ich der Feind, weil ich darauf bestand, einen Mann an meiner Seite zu haben, der klar ist im Kopf und nicht immer unter "Dampf" steht... Doch welche Wahl haben wir? Wenn wir uns dem Abhängigen und seiner Sucht unterordnen leben wir deshalb nicht mit einem geliebten Menschen in Ruhe und Frieden zusammen, sondern wir werden auch zu einem Opfer, das nicht mehr fähig ist, Entscheidungen zu treffen. Wir ordnen uns auch der Sucht unter und lassen unser Leben davon zerstören.
Ich sage Nein zur Sucht und verliere damit auch den Freund, weil dieser nicht ablassen will von seiner wahren Geliebten, der Sucht!
Dieser Tanz mit der Sucht ist ein Totentanz...!
Liebe Grüße
Nora