Zitat
Ein Satz noch, der mir auffiel:
Zitat:Mittlerweile weiss ich, dass ich von meiner Mutter verinnerlichte Suchtstrukturen übernommen habe.
Du weisst das? Ich will das auf keinen Fall bestreiten, es würde mich nur interessieren, wieso Du das weisst! Ist das jetzt eine vorgefertigte Meinung oder verhälst Du Dich so, erkennst Du das an Dir?
Liebe Lobanshee,
meine Mutter hat mir das vorgelebt. Süchte gehörten selbstverständlich zum Leben dazu. Hatte sie Ängste oder Einschlafschwierigkeiten griff sie zu Tabletten und Alkohol. Bei Konflikten wurde Halt in Zigaretten und Alkohol gesucht, Streitereien endeten nicht so, dass nach Lösungen gesucht wurde die allen weiter geholfen hätten, nein, lieber gingen sich beteiligte Personen aus dem Wege.
Feste wurden nicht mehr mit den Eltern von meiner Mutter gefeiert, da sie meist bei viel Alkoholgenuss, in Streitigkeiten endeten. Diese Lösung ist zwar traurig, war aber besser als laut werdende und sich in die Haare kriegende Erwachsene. Ich mag heute noch keine Feste feiern, da mich betrunkene Verwandte anekeln und ich mich für diese schäme.
Ich hatte als Kind davor Angst, wenn sich meine Eltern, Onkel und Tanten bei Alkoholeinwirkungen gestritten haben, sie wurden immer lauter, diese Angst spüre ich jetzt noch hochkommen, wenn ich hier davon schreibe. Unser Körper vergisst nichts. Ich habe als Kind mich mit Süssigkeiten getröstet, wenn mein Mutter, wegen ihren Sorgen und Alkoholgenuss, nicht für uns Kinder da sein konnte. Mit 15 Jahren haben Zigaretten die Süssigkeiten abgelöst und wenn ich mich heute von dem Nikotin verabschieden möchte, ist meine Suchtverlagerung wieder Essen im Vordergrund (Süssigkeiten).
Nikotin kann ich ausweichen, dem Essen weniger, ich weiss, dass die Süchte etwas zwanghaftes an sich haben, das ich vom Kopf her nicht nur kontrollieren kann. Deswegen weiss ich, dass es verinnerlichte Suchtstrukturen von meiner Mutter sind, die ich übernommen habe, sie hatte es mir sehr früh vorgelebt, zu Suchtmitteln zu greifen. Abhängig von Menschen besonders von ihrem Vater war sie auch geblieben, eine eigene erwachsene Identität konnte meine Mutter nicht entwickeln. Leider lebte sie mir auch hier kein gutes Frauenbild vor.
So, wie finde ich jetzt zu mir und meiner erwachsenen Identität Lobanshee,
Betrachte ich meine Mutter auf Augenhöhe sehe ich viele Ängste bei ihr, ich sollte diese bei ihr lassen und sie heute nicht mehr für sie übernehmen und ausleben wollen. Ja sie hatte ihr trauriges und abhängiges Leben und ich habe mein Leben, wir brauchen nicht die gleichen Auffassungen vom Leben zu haben, ich stehe zu meiner Meinung und Werten und handele für mich selbstverantwortlich.
Es ist die Verleugnung des eigenen Leidens in ihrer Kindheit, die meine Mutter süchtig werden liess. (sie war selbst EKA verherrlichte ihren Vater, über dessen Tod hinaus) Ich schaue hin, rede mit ihr (in Briefen und Selbstgesprächen) darüber und hoffe einiges nicht mehr an meine Tochter und meinen Sohn weiterzugeben, um die "Familienkrankheit Alkoholismus" und ihre Folgeschäden (Ängste, Depressionen, Süchte) zum stoppen zu bringen.Was Eltern an eigenen Problemen nicht lösen können, geben sie an ihre Kinder weiter. Ist schon hilfreich, sich zwei Generationen vorher, wie sie gelebt haben, sich genauer anzusehen. Hier konnte ich feststellen, dass viel Unsinniges weitergegeben und vorgelebt wurde. Hinterfragen, wie ich Kinder liebevoll begleiten kann, ist hier angebracht.
Ich denke das kranke Familiensystem ist leider der Nährboden für alle Süchte. Symtome zu kurieren schenken Erleichterung, leider keine Heilung.
Alles Liebe Weitsicht