Warum sich immer der mies fühlt, der gar nicht trinkt

  • Hallo,

    seit Freitag bin ich nun in diesem Forum und habe schon einiges gelesen, das mir bekannt vorkommt.

    Was mir auffällt, ist dass alle sich mies fühlen, die mit einem Alki zusammen gelebt haben. Selbst wenn der Kontakt nicht mehr besteht, nimmt man dieses miese Gefühl mit in sein Leben.

    Zum Glück wird es bei mir immer weniger, aber speziell wenn ich was ganz für mich alleine tue, beschleicht mich so ein ungutes Gefühl

    -ob ich das darf
    -ob ich das verdient habe
    -ob ich nicht Wichtigeres zu erledigen habe

    Früher bin ich regelmäßig krank geworden um ein perfektes Alibi zu haben, endlich mal nicht die Verantwortung für Gott weiß was tragen zu müssen. Dann sollte sich mal jemand um mich kümmern - wenn es auch keiner wirklich tat.

    Heute fange ich wesentlich früher an, mich zu pflegen - aber das kleine schlechte Gefühl ist immer noch nicht ganz weg.

    Ganz schlimm war dieses Gefühl, als ich den Kontakt zu meinen trinkenden Elternteilen / Stiefelternteilen abgebrochen habe.
    Ich hatte natürlich das Gefühl, ich würde sie im Stich lassen, obwohl ich mich nur gerettet habe vor dem Unterngang meines eigenen Lebens.

    Und selbst jetzt, wenn ich etwas nicht möchte, was jemand anderes von mir verlangt muss ich ganz genau nachdenken und ganz ganz bewußt entscheiden. NEIN, ich möchte nicht. Und das ist erlaubt!!

    Ganz liebe Grüße,
    LIZA

  • Hallo Liza,

    herzlich Willkommen hier im Forum bei uns Kindern schön das Du hier bist.

    Du hast niemanden im Stichgelassen nur weil du dich um dein Leben kümmerst es geht um dich und darum das es dir gut geht du bist für dein Leben verantwortlich nicht für das deiner Eltern es geht um Dich und du hast ein Recht auf ein eigenes Leben.

    Lieben Gruß
    Marina :lol:

  • Hallo Liza

    Ich kenne das was du da beschreibst auch sehr genau.
    Selbst wenn man sich lange Zeit damit auseinander gesetzt hat: es sitzt eben doch tief.
    Ich kenne das "schlechte Gewissen haben" und auch die Angst abgelehnt zu werden, wenn man jemand anderem etwas abschlägt. Da muss ich auch sehr bewusst auf mich aufpassen und mit mir reden.

    Liebe Grüsse

    Rina

  • Danke Euch beiden für Eure schnelle Antwort!

    Ja, das Gefühl abgelehnt zu werden kann man manchmal einfach nicht ertragen und dann kippt man seinen Standpunkt doch wieder.

    Ich habe mir fest vorgenommen, bei meiner Entscheidung zu bleiben. Schließlich habe ich schon eine Millionen Beweise dafür bekommen, wie gut es mir geht, wenn ich mein eigenes Leben gestalte und wie schlecht es mir geht, wenn ich jemandem seine Verantwortung einfach abnehme.

    Letztendlich helfe ich eher dadurch jemandem seine Verantwortung zu überlassen, als ihm alles abzunehmen, was unangenehm oder schwierig sein könnte.

    Das muss ich mir immer wieder sagen.
    Ich bin nicht der A... an der Geschichte, auch wenn ich dafür gehalten werde.

    Zum Glück gibt es da sehr viele Dinge, die ich gerne für mich und für meinen Mann tue. Wir haben eine sehr harmonische Beziehung und ich habe genügend Freiraum.

    Mein Gott bin ich froh, dass ich mein eigenes Leben schon vor zehn Jahren angefangen habe aufzubauen:
    Sport, soziale Kontakte, berufliche Position, Gesundheit und ständig Therapie, Therapie, Therapie.

    Euch allen einen schönen Abend.

    Liebe Grüße,
    LIZ

  • Hallo LIZ,

    Zitat

    Ich bin nicht der A... an der Geschichte, auch wenn ich dafür gehalten werde.

    Du bist für dich verantwortlich und dafür das es dir gut geht
    es ist völlig egal was andere Leute über dich denken
    das einzige was wirklich wichtig ist, ist das Du dir gefällst.

    Lieben Gruß
    Marina :lol:

  • Guten Morgen,

    danke für die Unterstützugn, Marina.

    Ich arbeite täglich daran, es auszuhalten und mich davon zu überzeugen, dass ich das Recht habe, zu tun was ICH möchte.

    Das Schlimme ist glaub ich, dass man den sehnlichen Wunsch hat, eine Familie zu haben und es gibt statt dessen nur einen "Sauhaufen" mit Erpressung und Desinteresse für die eigene Person.
    Dann lieber alleine!!

    Ich werde mal wieder zur Beratung gehen und mich aussprechen, denn alle Details möchte ich hier nicht schreiben.
    Ich finde aber dass es sehr schwer ist, nicht darüber nachzudenken, was während der eigenen Abwesenheit passiert. Aber: man könnte auch anwesend nichts daran ändern!!!

    Jedenfalls geht es mir ohne sämtliche Famlienangehörige am besten und ich kann viel mehr bei mir bleiben (wie traurig)...
    Denn manchmal reagiert man wieder nach dem alten Muster ohne es zu merken, wenn man einen vermeindlich "lockeren" Kontakt pflegt.

    Momentan bin ich einfach nur wütend darüber, dass jemand meint, mit mir solche Spielchen treiben zu können ohne das ich es merke. Das ist aber wohl das Krankheitsbild.

    Bei mir ist es ja so, dass ich zu den trinkenden Familienmitgliedern gar keinen Kontakt mehr habe. Nur noch zu Co's. Aber scheinbar reicht das, um sich mies zu fühlen, sobald man eigene Gedanken hat, die nicht darauf ausgerichtet sind demjenigen ein angenehmes Leben zu bereiten.

    Vielen Dank für Eure lieben Worte und liebe Grüße,
    LIZA

  • guten morgen liza!

    herzlich willkommen auch von mir...schön das DU da bist!

    mit einigen dingen kommst du ja so wie du dich liest schon recht gut zurecht.is doch schonmal nen guter anfang 8) ...ja nimm alles was sich dir an hilfe nur bietet in anspruch,es WIRD DIR helfen..

    nicht über nacht jedoch langsam und stetig wenn du an DIR dranbleibst.überlege mal wie lang es gedauert hat bis sich unsere krankheit so "präsentierte"....du hast zeit und das ist auch gut so.wenn es dir hier zu öffentlich ist um ins detail zu gehen gibt es hier ja auch den erweiterten zugang,welcher DIR alles ausklammert was das ganze www mitlesen kann.der tägliche,kontinuierliche austausch spiel nach meiner meinung ne riesen rolle auf dem weg unserer genesung....

    ich hoffe du findest unter anderem hier hilfe welche DIR zeigt wie wunderschön das leben SEIN KANN...auch wenn wir EKA´s sind :wink:

    liebe grüsse caro

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Hallo Caro,
    schön, dass Du mir schreibst. Danke für den Willkommensgruß.
    Ja, grundsätzlich geht es mir wohl schon sehr gut. Wenn da das miese Dauergefühl nicht wäre, mich gefälligst zu kümmern und zwar um denjenigen, dem es nicht gut geht.

    Ich kümmere mich zwar tapfer um mich, aber ich denke jeden Tag darüber nach, ob ich das denn wirklich machen kann und was ich mache, wenn die Vorwürfe kommen.

    Ich hab sososososo keinen Bock mehr auf dieses Gefühl und ich rede mir ständig ein, dass das Durchhalten der einzige Weg ist.

    Nachdem jetzt langsam die Zuversicht auf ein normales Verhältnis schwindet, bin ich aber sehr skeptisch, ob ich nicht den Kontakt vorerst ganz sein lassen möchte. Bis endlich klar ist, dass jeder für sich verantwortlich ist.

    Ich bin so sauer, und ich kann täglich die Vorwürfe "hören", die ich irgendwann gemacht bekomme...

    Nächste Woche gehe ich wieder zur Beratung und bis dahin will ich auf jeden Fall aushalten.

    Wie schaff ich es nur, mich nicht so fies zu fühlen????

    Alles was ich mir bisher aufgebaut habe genieße ich in vollen Zügen - nur manchmal denke ich, mir will das alles wieder jemand kaputt machen.
    DAS LASSE ICH NICHT ZU!! DANN BIN ICH LIEBER DER A... IN DER GESCHICHTE!

    Ganz liebe Grüße,
    LIZ

  • Hallo Liza,

    das Gefühl kenne ich auch nur zu gut, bei mir haben auch beide Elternteile getrunken, sie leben beide nicht mehr. Das wahr für mich auch sehr schlimm und meistens hatte ich ein schlechtes Gewissen wenn ich mal Spaß im Leben hatte. Nur jetzt frag ich mich warum ein schlechtes Gewissen haben. Warum aber ich unbewußt mein Leben beeinflußen lassen.
    Warum darf man kein Spaß im Leben haben ?
    Ich hab erst kurz vor dem Tod des Zweiten Elternteils angefangen mein Leben zu leben, heute würd ich sagen ich würd nicht mehr so lange warten.
    Lebe und genieße Dein Leben !
    Wünsche Dir alles Liebe
    Alex

  • Guten Morgen Alex,

    ja, da hast Du wohl recht. Ich bin gerade auf dem Weg nicht so lange zu warten und mir das schlechte Gewissen abzugewöhnen.
    Schließlich kann ja JEDER sein Leben selbst bestimmen und daraus machen was er möchte.
    UND ICH MÖCHTE EINE EIGENE FAMILIE UND EIN GLÜCKLICHES LEBEN.

    Gestern haben wir Freunde besucht, die letztes Jahr ein Baby bekommen haben und je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige um so klarer wird, dass ich nur Mama werden kann, wenn ich in der Lage bin, mich um mein eigenes Leben zu kümmern und nicht um das von anderen...

    DANKE und ganz liebe Grüße,
    Löwenherz

  • Hallo Liz,

    ich finde es immer wieder erstaunlich zu lesen, dass wir "gerne" krank werden um uns eine Pause zu erlauben...Ich kenne das von mir auch, Pause haben - neee, irgendwann habe ich dann Migräne, Rücken etc. und bin Couchpotato aber einfach mal so??? Schön dass Du auf einem guten Weg bist, dieser total Abbruch mit der Familie, den möchte ich nicht aber auf das ewig schlechte Gewissen anderen gegenüber, kann ich gut verzichten...

    Alles Gute dir!

    Löwenherz , als ich Mutter wurde (vor zehn Jahren) hat sich vieles an mir verändert, der Focus lag nur noch auf Mann und Kind und weniger auf meine Mutter mit ihrem Alk. Das war also durchweg positiv für mich, dass einzigste was dann kam, war die Verlustangst um die Kids aber das haben auch viele Eltern...

    LG Esme

    LG Esme

  • Hallo Esme,
    ja, das mit dem krank werden ist wirklich so ein "Notaus" Schalter. Früher wurde ich krank um Aufmerksamkeit von meiner Mutter zu bekommen - hat nicht wirklich geklappt.
    In den letzten Jahren wurde ich dann krank um mich mal ausruhen zu dürfen.
    Mittlerweile schaue ich mir das bei anderen ab, die keine Alkoholikerfamilie haben und da ist es ganz normal sich Zeit zu nehmen für persönliche Interessen
    oder einfach mal zum Ausruhen!

    Ja, dieses ewige Verantwortungsgefühl kann nur Stück für Stück zurückgeschraubt werden oder in eins für sich selbst umgewandelt werden.

    Ich bin froh, hier Unterstützung von meinem Mann zu haben und mir bei anderen was abgucken zu können.

    Ich wünsche Dir, dass Du es Dir auch einfach "herausnimmst", es ist absolut erlaubt!!!
    (...anderen kann man das immer leichter sagen, für mich selbst muss ich üben, üben und nochmals üben!)
    Ganz liebe Grüße,
    LIZ

  • Oh, Esme. Das hört sich gut an: den Focus auf die eigene Familie mit Mann und Kind. Das wünsche ich mir
    so sehr.

    Ich arbeite stark darauf hin. Dieses Jahr legen wir den "Grundstein" und ich bin jetzt schon glücklich, wenn ich daran denke!!!

    Meine Schwester ist alt genug, sich um sich zu kümmern und wird wohl akzeptieren müssen, dass ich den Schritt zu einer eigenen Familie schon beschlossen habe!

    Danke für Deine Worte, ich bin froh zu hören dass man sich es trauen kann, eine eigene Familie zu gründen und sich dann automatisch Dinge verändern.

    Ich arbeite natürlich vorher noch viel daran, mich auf mich und meinen Mann zu konzentrieren.

    Einen schönen Tag und liebe Grüße, Löwenherz

  • Liebes Löwenherz,

    mach das unbedingt. Du klingst schon sehr weit finde ich...Du wirst sehen, wir Mütter geben uns besonders viel Mühe, dass unsere Kinder nicht so eine bescheidene Kindheit haben, wie wir. Ich hole auch viel nach, gehe gerne ins Kino, habe mir selber einen Gameboy gekauft und spiele gegen meinen Sohn, krabbel auf der Erde rum und baue Burgen und renne in den Wald und plane Abenteuer mit ihnen. Jeder Kindergeburtstag eine herausforderung, Du glaubst nicht wieviel Spaß es macht, auch dadurch die eigene Kindheit etwas nachzuholen...

    Alles Gute Dir!
    Esme

    LG Esme

  • Hallo Esme,
    ganz lieben Dank für Deine Worte!

    Genau so hab ich mir das auch schon vorgestellt. Mir geht es jetzt schon so, dass Kinder aus der Familie von meinem Mann sich freuen, mit mir zu spielen weil ich dann sehr kindlich bin...

    Oh, ich freu mich so darauf meinen Kindern ALLES zu geben und bin unwahrscheinlich froh, eine liebe Schwiegermutter in der Nähe zu haben, die mir mit Rat und Tat zur Seite steht.
    Sicher ist es so, dass man sich gut ins Kind versetzen kann...

    ICH DANKE DIR DAFÜR DASS DU MIR MUT MACHST.
    LG, Löwenherz.

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