Hallo,
ich bin Mitte 40 und Tochter eines schon vor ca. 20 Jahren verstorbenen Quartalstrinkers.
Ich habe schon früh, so mit 14, 15 massive psychische Probleme bekommen und mit Mitte 20 dann eine Therapie gemacht, die mir auch sehr geholfen hat.
Aber irgendwie "bin ich mir wieder abhanden gekommen" (anders kann ich es im Moment nicht ausdrücken) und auch meine Kindheit holt mich wieder ein.
Das fing schon im vorletzten Jahr mit einem an sich ganz banalen Erlebnis an, das mich wieder mit den körperlichen Mißhandlungen in meiner Kindheit konfrontierte. Es war übrigens meine Mutter, die mich am meisten geschlagen hat, nicht mein alkoholkranker Vater. Obwohl meine Mutter mit dem Erlebnis, das meine Erinnerungen wieder wachrief, nichts zu tun hatte, habe ich den Kontakt zu ihr noch mehr reduziert als ohnehin schon. Ich konnte ihre Gegenwart einfach nicht ertragen. Vor allem wollte ich nicht mehr bei ihr übernachten.
Im Dezember hatte meine Mutter dann einen Schlaganfall, sie ist mittlerweile in einem Pflegeheim. Meine Schwester, die in ihrer Nähe wohnt, hat sich zwar um alles gekümmert, aber so wie früher kann ich die Distanz natürlich nicht wahren. Ich habe Schuldgefühle, dass ich sie in letzter Zeit fast gar nicht besucht habe. Und auch ein schlechtes Gewissen meiner Schwester gegenüber. Obwohl das Verhältnis zwischen uns beiden mehr als zwiespältig ist. Für mich ist da ganz viel Unausgesprochenes zwischen uns, wie sie es empfindet, weiß ich nicht.
Demnächst werden wir wohl den Haushalt meiner Mutter auflösen müssen. Davor habe ich jetzt schon Angst, nicht wegen der Arbeit, sondern wegen der Konfrontation mit der Vergangenheit. Meine Mutter hat allein in einem eigenen Haus gewohnt und da sie soviel Platz hatte, wurde nie etwas weggeworfen.....
Ich überlege mir jetzt, ob ich wieder eine Therapie anfangen soll oder in eine EKA-Gruppe. Aber im Moment traue ich mich nicht...
Liebe Grüße
Faith