Geduld und andere Grausamkeiten

  • hello Lobanshee,
    Da habe ich aber einen Ball ins Rollen gebracht-huch
    Deine 17 Monate Trockenheit gehen mir runter wie Oil.Ich freue mich mit
    Dir.Schoen zu hoeren,wenn ein Alkoholiker sein Leben nicht wegwirft!!
    Ich kenne die lockere Handhabe einzelner Zeitgenossen in den Entzieh
    ungsstationen der Kliniken.Im ersten Augenblick eines solchen Contactes
    sind die eigenen Eindruecke hoechst unterschiedlich.Einige von uns sind
    entsetzt,weil sie sich fuer noch nicht so tief gefallen einstufen,Andere
    hingegen fuehlen sich gleich freundschaftlich aufgenommen-Ist man doch
    einer von ihnen und nicht alleine.Wie dem auch sei,es tun mir jene leid
    die aus der Entgiftung heraus nichts weiter unternehmen und den Kranken
    kassenbeitrag als ewige Neuzugaenge in die Hoehe treiben!!!
    Ich stimme Dir indem zu,als das ich auch Respect vor den Gefahren eines
    Rueckfalles habe.Dieser Respect erhalte ich gross und present.Das heisst
    nicht,dass ich mir staendig darueber Gedanken mache was waere wenn
    oder wo waere mein persoenlicher Supergau,Wuesste ich es,so waere
    meine Trockenheit an bestimmte Bedingungen geknuepft.Das heisst,wenn
    bestimmte Bedingungen eintreten fang ich wieder an zu saufen?
    Nein-Nein.Ich habe bedingungslos kapituliert und nichts Anderes Punkt.
    Ich lebe im Jetzt und Hier.Eventualitaeten kann ich nicht essen und trinken
    macht mich allenfalls nervoes.Sie sind abstract und irrelevant.Im uebrigen
    gibt es Gesetzesmaessigkeiten,die man einfach so akzeptiert weil sie
    so sind.So wie 2=2 etc.Warum tun wir Alkoholiker uns in dieser Akzeptanz
    manchmal so schwer?Dabei schliesse ich mich nicht aus!!!.Wollen alles
    genau wissen und haben Sehnsucht nach Sicherheit.Aber nichts ist sicher
    auf dieser Welt-und wir sind ein Teil von ihr
    Lobanshee alles Gute

  • @ Mustasch
    Mir fehlt jetzt leider die Zeit, mich ausführlich zu äußern. Es können Dinge im Leben geschehen, die man nicht vorausssen kann, die aber trotzdem geschehen. Toll, dass man immer darauf vorbereitet ist, für alles und jedes einen Notfallplan hat, wie man reagiert, wenn es soweit ist. Meine Meinung, man kann nicht alles planen, man kann keine Gefühle voraus ahnen. Klar, man spielt in Gedanken alles Mögliche durch und versucht sich vorzustellen, wie man reagieren würde. Nur, Gedanken und Realität sind zwei verschieden Schuhe. Toll finde ich auch, heute schon zu wissen, was in 10, 20, 30 Jahren auf mich zukommt und was ich da dann machen werden. Die jetzt wieder knapp vier Jahre Trockenheit und Arbeit an mir selbst haben mich eines gelehrt, ich weiß nur, dass ich nichts weiß. Mir geht es gut und so soll es bleiben, von mir aus gerne auf ewig. Planen tu ich nichts, außer dass ich ein zufriedenes und glückliches Leben führen möchte, dafür arbeite ich hier und heute. Hellseherische Fähigkeiten besitze ich nicht, ich weiß nicht was kommt. Ich lasse alles auf mich zukommen und hoffe, für alles gewappnet zu sein. Gruß RonaldB

  • hello Robert B
    Das hoert sich interessant an,aber verrate mir doch bitte wer ist "man"
    Ich wuerde ihn auch gerne nach meiner Zukunft befragen wollen!
    Die Entwicklung von persoenlichen Vermeidungsstrategien ist richtig und
    wichtig.Sie haben auf jeden Fall gehoerigen Anteil an meiner bestehenden
    Trockenheit.
    lieber Robert wenn Du weisst,dass Du nichts weisst,dann weisst Du schon
    eine ganze Menge.Die Frage,die sich mir stellt,ist wie meinst Du diesen
    Spruch philosophisch oder psychologisch.Wenn Letzteres zutreffend sein
    sollte,dann klingt das ziemlich frustriert und bequem.
    Robert,ich finde es gut,dass Du einen Neuanfang beginnen konntest.
    Diesen Mut und die Kraft findet nicht jeder.
    Gruss

  • Hallo mustasch,

    ich habe gestern um die Hilfe der blauen Engel (Mods)
    gebeten, meinen irrtümlich bei Dir augeschriebenen realen Vornamen gegen meinen Nick auszutauschen, auch in Deiner Antwort an mich. Das liegt sicherlich daran, dass im geschützten Bereich des Forums die realen Vornamen verwendet werden und hier om Öffentlichen, wo jeder mitlesen kann, es vielleicht nicht ganz so gut kommt. Ab und an komme ich dann leider durcheinander. Es wäre daher lieb, wenn Du weiterhin meinen Nick nutzen könntest.

    Warum tun wir uns so schwer? Ich glaube, viel liegt in der Erziehung, waren doch früher die Alkoholiker die labilen, charakterschwachen Säufer, psychisch krank, lebensunfähig. Charakterschwach, damit hatte ich vor mir selbst auch zu kämpfen, manches verstehe ich heute noch nicht, z. B. dass ich irgendwann mein Gehirn ausschaltete, wenn ich am Wochenende zu tief ins Glas schaute und gar nicht mehr realisierte, was ich da tat. Ich wollte einfach alles aublenden, inkl. meiner Person. Dachte ich da noch an Familie und Sohn?
    Obwohl es in unserer Gesellschaft, zumindestens hier in Deutchland, mit der Akzeptanz dieser Krankheit schon viel besser geworden ist, gibt es doch noch etliche, die von Alkoholikern dieses Bild haben.

    Ein Leben ohne Alkohol? Auch das konnte ich mir früher nicht vorstellen. Hier greift sicherlich die Gewissheit, nicht mehr zu den "Normalen" zu gehören, für immer an einer chronischen Erkrankung zu leiden, die ja heftikste Tücken besitzt und sich im ungünstigsten Fall mit seinem Speichermedium zu falschen Bits und Bytes entscheidet und eben mal so 18 Jahre Trockenheit stoppt. Möchte ich mit mir selbst bekannt werden, mich in mich als Alkoholokerin verlieben und eine Gemeinschaft eingehen? Mich, einer Wackelkandidatin, krass gesagt: einer tickenden Zeitbombe?
    Ehrlich, darauf hätte ich keine Antwort!

    Die AA leben nach dem 24-Stundenprinzip, um nicht den Gedanken aufkommen zu lassen, nie wieder zu trinken, sondern immer von Tag zu Tag zu leben. Natürlich auch eine Variante. Ganz kurz, und zwar in der Entgiftung, kam das Thema auch auf und ich dachte, vielleicht kann ich ja mal ab und an ein Glas trinken, wenn ich in Rente bin. Das hat sich auch einer in meiner realen SHG so gedacht, trank nach 25 Jahren wieder, seine Frau war tot, er war allein und schnell wieder im Fluß, trank dann heftigst drei Jahre durch.

    Das alles habe ich mir abgeschminkt. Diese Eselsbrücken baue ich nicht. Nie wieder Ekelkopfschmerzen, nie wieder im Tran, nie wieder Zeit versaufen ist meine Gewissheit gegenüber dem Alkohol.

    RobertB schreibt, man kann nicht alles planen, sicherlich richtig, und gerade er ist wieder derjenige, der uns aufzeigt, wie unsicher das Leben ist. Ich könnte mir auch vorstellen, dass er sich denkt: " Na, so eine Selbstzufriedene, die wird es auch nochmal treffen!" Und ich wäre nicht böse darum, denn seine Trockenheit hat er bestimmt nicht aus Leichtfertigkeit aufs Spiel gesetzt. Fühle ich vielleicht zu viel Euphorie, da sich mein Leben komplett zum Besseren gewandelt hat und das ist erst 17 Monate jung? Auch das hinterfrage ich für mich natürlich.

    Aber ich kann es nur so nehmen, wie Du schreibst, Eventualitäten scheren mich hier und heute nicht. Trotzdem sollte man schon ruhig mal den aus der jetzigen Lebenssituation sogen. "Worst Case" gedanklich durchspielen. Dass es alles anders kommen kann, ist mir natürlich klar.

    Und bis es soweit ist, versuche ich so viele positive Speicherungen wie nur möglich aufzunehmen, um die schlechten abfangen zu können. Und die schlechten brauche ich, um mir immer wieder vor Augen zu führen, wie bescheiden es mir mal ging.

    Sei herzlich gegrüsst!

    LOBANSHEE :)

  • hi lobanshee,
    Es tut mir leid fuer Dein Ungemach.Ich habe mir nichts dabei gedacht,
    aber sie Dir sicher kommt nicht noch einmal vor!
    Dein Vergleich mit den "Bits und Bytes" hat schon was.Selbstzufriedenheit
    ist doch erstrebenswert und macht ausgeglichen und gelassen.Ein Gefuehlszustand,von dem viele Menschen nur tauemen koennen.Meine
    innere Zerissenheit resultierte ja gerade aus meinem Unvermoegen Koer-
    per und Seele in Einklang zu bringen.Ich hatte oft das Gefuehl,dass sich
    in mir diese Komponenten bekaempften.Ich fuehlte mich gereizt und
    ueberfordert.Schliesslich fuehrte ich meinen eigenen "Dreissig jaehrigen
    Krieg".Bis zur Kapitulation.Nur der Sieger war diesesmal nicht mein Feind
    sondern ich.Ich konnte Frieden schliessen mit mir selbst.Koerper und
    Seele fanden allmaehlich wieder zueinander und der Alkohol war auf dem
    Rueckmarsch.
    Ich kam zu Frieden mit mir selbst und brauche keine Alkoholangriffe
    zu fuerchten,solange ich mir meiner Situation bewusst bleibe.Mein Frieden
    basiert naemlich "nur"auf Waffenstillstandsbasis.Doch diese Option
    ergriff ich gerne-Hatte ich doch keine andere-
    17 Monate Trockenheit sind fuer manche von uns eine halbe Ewigkeit.
    Fuer Dich persoenlich allerdings ein Grund stolz zu sein und der Zukunft
    neugierig und aufgeschlossen entgegen zu sehen.
    Gruss

  • Ich nochmal! :)

    Zitat von mustasch

    ... Meine innere Zerissenheit resultierte ja gerade aus meinem Unvermoegen Koerper und Seele in Einklang zu bringen.Ich hatte oft das Gefuehl,dass sich in mir diese Komponenten bekaempften.Ich fuehlte mich gereizt und ueberfordert.

    Du hast den Geist vergessen. :)
    Körper, Geist und Seele! Three in one concept! Ist witzig, dass Du das ansprichst. Im Januar habe ich ein Einstiegsseminar zu diesem Thema gemacht. In zwei Wochen fängt der erste Kurs an, insgesamt sind es sechs, jeder schließt mit einem Schein ab! Nein, ich will mich nicht selbstständig machen, das tue ich in erster Linie nur für mich, zumindestens erstmal. Das Einstiegsseminar war einfach nur klasse und kleine Erfolge haben sich schon eingestellt, hmmm, auch schon ein großer. So viel bekommt plötzlich einen Sinn, wenn man die Zusammenhänge erkennt, das Zusammenspiel des Powermanagements!

    Darf ich Dich um etwas bitten?

    Du schriebst in Deinem ersten Beitrag:

    Könntest Du das näher beschreiben? Welches Fehlverhalten und warum "nasses Denken"?

    Zitat


    17 Monate Trockenheit sind fuer manche von uns eine halbe Ewigkeit.
    Fuer Dich persoenlich allerdings ein Grund stolz zu sein und der Zukunft
    neugierig und aufgeschlossen entgegen zu sehen.


    Danke für Deine lieben Worte und ich gebe es zu, ein bisschen stolz bin ich, aber es ist noch viel viel mehr. Sowas wie Neugeburt, unendlich schönes, dankbar, ein Geschenk Gottes - eher wohl ein Geschenk von mir zu mir? :)

    Liebe Grüße

    Lobanshee

  • hi Lobanshee,
    Unser Dialog entwickelt sich zu einem "Einzel"gespraech. und hat eine
    besondere Qualitaet!!Es macht mir Freude mich auszutauschen,daher
    sehe ich mich in der Wahl des Forums bestaetigt.
    Wenn ich irgend eine Komponente meines Lebens fuer meine Sauferei
    verantwortlich machen koennte,fiel in erster Linie mein "Geist" in den
    Focus.-War er es doch schliesslich,der mich meine Gefuehle,im Konku-
    renzkampf zwischen Verstand und Gefuehl,nicht leben liess.Kann ihn
    bis heute nicht so richtig leiden.-Oder tue ich ihm Unrecht?
    Ich beglueckwuensche Dich zu Deinem Seminar.Ich kann aus eigener
    Erfahrung bestaetigen,dass die Ausarbeitung und Ausrichtung solcher
    fuer alle Beteiligten aber insbesondere fuer Initiator Balsam fuers positive
    Ego ist.Die wichtige Anerkennung saugen wir Alkis auf wie ein Schwamm.
    Ausserdem konnte ich mich im Annehmen von Lob ueben,was mir vorher
    nicht moeglich war.
    Ich habe den Uebereifer meiner ersten trocken Jahre als nasses Verhalten
    beschrieben,weil ich mich immer mehr in mein Suchthilfehaueschen
    verkroch.Nichts Anderes war fuer mich mehr interessant.Uber den Drang
    Anderen helfen zu wollen,vergass ich meine eigene Befindlichkeit.
    Das war eine klassische 'Suchtverlagerung"Ich war zwar trocken aber im
    Denken nass wie in meiner Saufzeit.Fazit dieser Phase fuer mich war,
    erst dann Anderen,und somit mir selber,helfen zu koennen,wenn ich
    selber daran nicht zu Grunde gehe.Ich weiss,das hoert sich banal an,ist
    es auch-Nur die Gruende unserer Sucht sind ebenso kurios wie banal,
    so dass ein Normalo nur den Kopf schuetteln kann!-Aber wer und was ist
    normal?
    Gruss

  • Guten Abend, mustasch!

    (Irgendwann musst Du mir mal Deinen Nick erklären) :)

    Zitat von mustasch

    hi Lobanshee,
    Unser Dialog entwickelt sich zu einem "Einzel"gespraech. und hat eine
    besondere Qualitaet!

    Yes! Ist sowieso unglaublich. Da kommunizieren wir über eine riesige Entfernung miteinander in einer völlig anderen Tageszeit und trotzdem trifft man sich auf dieser Plattform. Das Internet ist schon faszinierend, für mich nicht mehr wegzudenken. Und ich habe mal eine webcam aufgesucht, die vom Edmonton International Airport. Ich bin total neidisch, Du hast Schnee und ich hier nicht, eigentlich fast nie! Schnee und Sonne, beides zusammen das Optimum. Dich wird es wahrscheinlich nerven, oder? Schick mal ne Kiste rüber! :)

    Warum bin ich jetzt wach? Keine Ahnung, es hat mich nichts erschreckt, ich hatte keinen schlechten Traum, bin einfach fit. Auch das ist selbst nach 17 Monaten noch ein tolles Gefühl. Die letzten fünf Jahre meiner Saufkarriere waren von Schlaflosigkeit geprägt, von schlechten Träumen gesät und um wieder einschlafen zu können, gab es dann in der letzten Phase was "Gutes" zwischendurch (kotz)! Ich darf gar nicht dran denken, aber ab und zu gönne ich mir diese Eindrücke doch!

    Zitat

    Wenn ich irgend eine Komponente meines Lebens fuer meine Sauferei verantwortlich machen koennte,fiel in erster Linie mein "Geist" in den Focus.-War er es doch schliesslich,der mich meine Gefuehle,im Konku
    renzkampf zwischen Verstand und Gefuehl,nicht leben liess.Kann ihn
    bis heute nicht so richtig leiden.-Oder tue ich ihm Unrecht?


    Das ist auch so ein riesen Thema. Natürlich habe ich mich das auch gefragt, halt stop, das stimmt so nicht, mir wurde diese Frage gestellt, wenn ich das hier so reflektiere. Komisch, das war mir noch nie aufgefallen! Die Ärzte in der Entgiftung und danach meine Familie wollten es wissen. Weißt Du, mir persönlich war das völlig egal. Das war und ist auch bis jetzt überhaupt keine Baustelle bei mir.
    Ich nehme aber mal Deine Sätze auf und kann sie uneingeschränkt auf mich beziehen. Gefühl = Seele, Verstand = Geist, Körper = fühlender Schmerz. Das alles konnte sich nicht wirklich entwickeln. Dazu war mein Leben zu rasant gefüllt mit sehr viel Verantwortung für andere, sehr viel notwendiger Selbstständigkeit in Beruf und Familie, gepaart mit vielen Schicksalsschlägen, aber auch mit vielen sehr positiven Erlebnissen. Mein Geist überchlug sich förmlich, stand nicht mehr still, Schwäche zeigen? Nein! Stark sein? Ja! Körperliche Beschwerden erkennen? Ja! Was dafür tun? Klar, mit Alk! Funktionieren war angesagt, ein andere Lösung hatte ich nicht. Ich wüsste auch heute keine in meinem ersten Leben. Irgendeine Krankheit wäre ausgebrochen. Depression? Rauschmittel? Medis? Suizidgedanken?Borderline?
    Wie so oft in meinem Leben: Auch hier hatte ich Glück im Unglück und suchte mir die Alkoholsucht aus. Und wie Du schon selbst geschrieben hast: Positiv ist, dass ich zur mir selbst finden konnte, dass ich da bin, wo ich jetzt stehe, in einem Leben, für das es sich lohnt, am Ball zu bleiben.
    Ab dem Zeitpunkt, wo ich in der Entgiftung lag, war ich mir zu keinem Zeitpunkt gram zu oder ertrank in Selbstmitleid, denn eines war völlig klar: Die Unmengen von Flascheninhalten hatte ich mir in den Hals geschüttet, niemand sonst!
    Unrecht würde ich meinem Geist tun, wollte ich ihn allein dafür verantwortlich machen, denn er wusste es nicht besser. Es gibt da nämlich etwas, was man "nicht angekommene Kindheitsgebote" nennt, Defizite in der Erziehung oder durch die Eltern gesagte Gebote, die meinen Geist nicht erreichten, als da wären bei mir

    - Du darfst Schwäche zeigen
    - Du darfst es Dir leicht machen
    - Du darfst an Dich denken
    - Du darfst Zeit für Dich nehmen

    Diese Gebote kamen bei mir genau entgegengesetzt an. Schon oft hatte ich mich gefragt, warum ich immer nur über Holpersteine oder Umwege zum Ziel komme, warum ich nie gesagt habe, dass ich fix und alle war, warum ich mir nie Zeit für mich nahm.
    Erst als ich durch Zufall in einem Wochenendseminar darauf stieß, habe ich begriffen, wie ich funktioniere und warum ich nur so reagieren konnte. Das gibt mir eine gewisse Sicherheit, wie ich nicht mehr sein darf, sondern genau das ausleben muss, was jetzt bei mir angekommen ist und das tut so guuuut! :)

    Zitat


    Das war eine klassische 'Suchtverlagerung"Ich war zwar trocken aber im
    Denken nass wie in meiner Saufzeit.Fazit dieser Phase fuer mich war,
    erst dann Anderen,und somit mir selber,helfen zu koennen,wenn ich
    selber daran nicht zu Grunde gehe.


    Ein guter Trick um von sich abzulenken, aber kein guter, um an sich zu arbeiten. Da steckt so viel Wahrheit drin. Nur wenn ich funktioniere, nur wenn ich zufrieden stabil bin, kann ich anderen helfen und auch dann nur in einem gewissen Rahmen.

    Zitat


    Ich weiss,das hoert sich banal an,ist
    es auch-Nur die Gruende unserer Sucht sind ebenso kurios wie banal,


    Nix da mit "banal"! Das musste ich auch erst lernen.

    Zitat


    Aber wer und was ist normal?


    Ich bin mir sicher, dazu fällt mir auch noch was ein, mustasch, aber nun schlafe ich noch eine Runde zufrieden ein. In ein paar Stunden gehts zur Cebit!

    Eine gute Nacht für Dich!

    Lobanshee

  • Danke Lobanshee,
    Meine Beitraege verschwinden hier eigenartiger Weise ins Nirvana!!
    Als Wuestenfuchs bin ich immer noch nicht zum Schneewolf mutiert.
    Ich hasse den Winter und sehne mich nach waermeren Temperaturen.
    Dieses weisse Zeug raubt mir den letzten Nerv und nur Sachzwaenge
    bewegen mich zum Verweilen.
    Liebe Lobanshee,dann hast Du also auch das Abenteuer "Leben" fuer
    Dich entdeckt und bist auf der Reise zu Dir selbst.
    Damit mein Trip nicht zum Hoellentrip wird,habe ich,wie es jeder Reisende
    tun sollte,mich vorbereitet.Ge-und Verbote sehe ich nun mit anderen
    Augen.Wertete ich sie frueher doch eher als Bevormundungen und lehnte
    sie ab.Heute kann ich ebensolche als Gebrauchsanweisungen verstehen.
    Ihr Einsatz erleichtert den Zugang zu mir selbst und ich moechte sie
    Regelwerk nicht mehr missen.
    Pflichterfuellung in allen Ehren,aber erst mal bin ich dran!Sonst kann ich
    naemlich auch keine Pflicht erfuellen.Egoistisch?na klar aber positiver
    Egoismus.Ich trete mit meiner Selbstliebe keinem Menschen auf die
    Fuesse.Und ausserdem-keine Maschine laueft lange ohne Wartung.Sind
    wir weniger wert?
    Ich bin es wert zu leben und traue mich so zu sein,wie ich bin.
    mit dieser Einstellung kann ich jederzeit in den Spiegel gucken ohne
    schlechtes Gewissen.
    Hoffe Dein Cebit-Besuch war informativ oder vielleicht auch funny!
    Gruss

  • Schönen Tag, mustasch!

    Wieso verschwinden Deine Beiträge im Nirvana? Kann es sein, dass Du das Häkchen "immer eingeloggt" beim Anmelden nicht gesetzt hast?
    Wenn ich merke, dass meine Antwort länger wird, als gedacht, und das ist meistens der Fall, arbeite ich viel mit der Zwischenablage (Strg A = alles markiert, Strg C = alles in der Zwischenablage), so dass bei Verlust des Textes Du diesen mit Strg V wieder in den Editor schmeissen kannst. Oder aber ich lagere den Text kurzfristig in einen Texteditor aus, so wie ich es jetzt mache. Im rechten Monitor habe ich Deinen Text, im linken schreibe ich und füge ihn später ein! Sorry, wenn Du ein "alter Hase" auf dem Gebiet des PC bist. Dann vergiss diese Online-Hilfe von mir! :)

    Ich liebe beides, den Schnee und die Sonne, allerdings kann ich das auch gut sagen, weil ich weder von dem einen noch von dem anderen zu viel habe hier im Norden Deutschlands. :(

    "Abenteuer Leben", hat lange gebraucht, um das zu erkennen, genauer gesagt musste ich erst 49 Jahre alt werden. Selbst meine Kindheit war nicht so unbeschwert, wie mein jetziges Leben.
    Den "Sinn des Lebens" zu erforschen, ist mir zu mühsam, ich würde ihn mir sowieso eher biologisch vorstellen, vollkommen unromantisch. Dazu fällt mir nichts Prosaisches ein oder Philosophisches. Ich sehe eher ein junges Blatt, frisch und grün, trägt dazu bei, einen Baum in seiner vollen Blüte zu zeigen, bereichert die Jahreszeiten, um irgendwann zu Laub und Staub überzugehen.
    Der "Sinn meines Lebens" ist da schon etwas einfacher, ich bin halt da! :)
    Die Welt dreht sich weiter, wenn ich nicht mehr bin, aber ich bin halt da! Also muss ich mich mitdrehen. Gottseidank kann ich das nun mit klarem Blick und noch ganz guter Gesundheit selbst beeinflussen, wie schnell ich rotieren möchte. Ge- u. Verbote siehst Du als Regelwerk, natürlich sind sie das. Ich weiß nur nicht so genau, wo ich diese einordnen soll. Innerlich vermeide ich Formulierungen, wie "ich darf nicht" oder "ich muss etwas". Beides sind Unworte, die in meinem Leben zu oft vorkamen.
    Jetzt heisst es "ich brauche nicht" und "ich erlaube mir etwas" oder "ich möchte etwas"! Alles keine bewusste Handlung, sondern sie sitzt irgendwie perfekt, seitdem die Sucht der Meinung war, die Oberhand zu gewinnen. Sie hat zu oft gesagt: "Ich muss trinken"! Es war zu viel des "Müssens", ich hatte echt die Schnauze bis oben gestrichen voll!

    Natürlich gibt es auch bei mir manchmal solche Stimmungen, mich zu etwas aufzuraffen, wie z. B. ein gemütlicher Abend gegen die reale SHG, aber während diese Stimmung kurzfristig wie so ein kleines Teufelchen aufblitzt, meldet sich "Verstand" zu Wort und seufzt: "Es hilft nix, hin und gut!" Mittlerweile warte ich schon auf diesen Gedanken, er bringt mich zum Lachen. Diese reale SHG hinterfrage ich gar nicht: "Muss es sein, brauche ich es wirklich?" Ich kann es nicht beurteilen, ich glaube da den "alten Hasen", den Menschen, die in ihren Biografien davon berichten, meinem SHG-Leiter, der seit 25 Jahren trocken ist und sagt, dass er es an den Teilnehmern bemerken kann, wenn ein Rückfall droht: "Sie werden stiller, erzählen weniger, kommen unregelmässig bis hin zu gar nicht mehr, melden sich irgendwann ab und meinen, alles soweit überstanden zu haben!" Und dann dauert es nicht mehr lange, bis sie sich wieder melden. Dieses möchte ich vermeiden, daher nehme ich es in mein zugegebenerweise kleines Regelwerk mit auf! Ansonsten fühle ich mich frei wie ein Vogel, der so oft freiwillig seinen Käfig aufgesucht hat, weil er mit der Freiheit nichts anzufangen wusste.

    Pflichterfüllung: Ich bin ja nicht so stolz darauf, dass ich nun schon 50 Jahre alt bin, aber in punkto Pflichterfüllung gibt es kein besseres Alter. Gerne nochmal 40 sein, aber nur mit dem Wissen und der Erfahrung, die ich jetzt habe. Schule, Familie, Beruf, Eltern: alles geschafft und alles läuft in geordneten Bahnen. Pflichterfüllung im weitesten Sinne habe ich nicht mehr, wenn ich vom Geldverdienen absehe. Da ich aber gottseidank sehr gerne arbeite, sehe ich auch dieses nicht als Pflicht an. Tja, und die 50? Ich nehme sie an, denn der Umkehrschluss, nicht 50 werden zu wollen, würde bedeuten, vorher abzutreten. Gut, hatte ich ja schon ein bisschen versucht, nur mehr unbewusst! :) Jetzt möchte ich alles, nur nicht abtreten!

    Und wer oder was ist normal? Ein friedvolles erfülltes kinderreiches Familienleben ohne finanzielle Sorgen, ohne familiäre Probleme, mit Haus, Auto und Urlaubsreisen, ein gefüllter Kühlschrank, Wärme, ein Kaninchen oder ein Hund! Friede Freude Eierkuchen!

    Wer hat das wohl heute noch? Dabei frage ich mich gerade, gibt es eigentlich fröhliche Alkoholiker? Menschen, die sich zu Grunde saufen, ohne ihre eigene Misere nicht zu sehen, zu jeder Tages- u. Nachtzeit Alk zu trinken, vielleicht fröhlich im Tran, aber fröhlich im Verwahrlosen?

    Die normalen "Nicht suchtbehafteten Menschen" (wobei hier die Dunkelziffer sicherlich uferlos ist) leben die besser? Erreichen diese irgendwann die Möglichkeit, Luft zu holen und auf ihr Leben zu schauen mit der ihnen gebotenen Ernsthaftigkeit, weil sie es, wie wir, tun werden bzw. dürfen, um zufrieden ohne Alkohol zu leben? Wenn ich mein Umfeld betrachte und entweder innerhalb meiner Familie/Verwandtschaft/Kollegen oder allen anderen Menschen sehe, um welche Probleme diese wirklich hadern, sich streiten, sich ärgern, dann denke ich manchmal, es kann nicht wahr sein! So ein Scheiß, das würde mich heute überhaupt nicht mehr aus dem Stuhl ziehen, dafür würde ich gar nicht mehr aufstehen.

    Wirkliche Probleme, wirkliche Lebensprobleme, die habe ich während meiner Entgiftungszeit kennengelernt. Menschen mit einem unterirdisch schlechten sozialen Umfeld und einer z. t. aussichtslosen Zukunftsperspektive, dass ich oft gedacht habe, ich würde in der Situation gar nicht ans Aufhören denken wollen. Aber auch von denen geben einige nicht auf und ziehen sich wieder gerade.

    Und diese Einsicht hilft in so vielen Fällen, wie jetzt am Freitag mein Zahnarztbesuch! Ich hasse Zahnärzte und musste auch echt Schmerzen ertragen. Ich habe es ertragen, denn trotzdem ist es so schön, sich selbst auf die Schulter zu klopfen mit der Gewissheit, doch schon so viel Schlimmeres er u. gelebt zu haben, und zu denken:

    "Da kriegen wir diese Kleinigkeit doch auch noch gebacken!" :)

    Herzlichst

    Lobanshee

  • Lobanshee,ich gruesse Dich,
    Nichts ist selbstverstaendlich auf dieser Welt.Viele von uns koennen nicht-
    oder nicht richtig lesen und schreiben und leben staendig in der Angst
    "enddeckt" zu werden.Sie wirken auf ihre Mitmenschen sonderbar,passen
    sie doch so gar nicht in unser Schema.Ich habe erst seit gut 18 Monaten
    Computercontact.Jahrzehnte lang verweigerte ich mich dieser Entwicklung
    So muss ich mir alles PC-Wissen muehsam aneignen.Daher bedanke ich
    fuer Deine PC-Hilfe!!
    Den beschriebenen Sinn des Lebens sehe ich wie Du rein biologisch.
    Jede andere Interpretation ist der Versuch,die Einzigartigkeit des Menschen hervorzuheben.Wir sind alle nur ein Teil des Ganzen.
    Schoen auch Deine Beschreibung,wie sich ein Rueckfall ankuendigen
    koennte-Naemlich wenn ich versuche wieder mein eigenes Sueppchen zu
    kochen in die ich mir nicht hinein spucken lassen will.Ich mache die Tuere
    zu,damit Andere nicht sehen koennen was ich mir da zusammenbraue,
    weil ich genau weiss,dass es hochgiftig fuer mich ist.
    Wirklich ist ein schoenes reales Wort,mit dem ich etwas anfangen kann
    im Gegensatz zu "eigentlich"was ich hasse.
    Vergleiche spielen fuer uns Alkis eine besondere Rolle.Wir setzen Sie als
    "Pegelstand" fuer alles Moegliche ein,um so festzustellen wo wir stehen.
    Welche anderen Parameter haetten wir sonst?
    einen lieben Gruss

  • Hello today, mustasch!

    Vergleiche zu ziehen, musste ich lernen, da mir aufgrund meines Berufes im IT-Bereich zu oft vorgeworfen wurde, ich würde mich zu fachmännisch bzw. technisch ausdrücken. Erst als ich anfing, Vorgänge anhand von Vergleichen rüberzubringen, wurde ich verstanden, naja, nicht immer, aber immer öfter! :)

    Hat man damit erstmal angefangen, lässt sich das auf viele Bereiche auslagern.

    Parameter? Den Ausdruck kenne ich natürlich aus der Informatik, Was sagt mir Wikipedia dazu? Parameter = charakterisierende Eigenschaft!

    was für Parameter würde ich mir geben wollen?

    - loyal (auf alle Fälle)
    - bodenständig (nicht nach den Sternen greifend)
    - analysierend (Beruf?)
    - kritikfähig (wird oft angezweifelt, ich weiß es besser!)
    - zu 150% merkfähig (Daten, Zahlen, Vorgänge, Gespräche) - das nervt viele ! Trotzdem werde ich mit Fragen nur so bombadiert :)
    - entscheide mich für meine innere Zufriedenheit auch zu momentan unbequemen Situationen oder finanziellen Nachteilen
    - neugierig (Fort- u. Weiterbildung)
    - temperamentvoll (kann auch Nachteile haben)
    - engagiert (kann auch nachteilig sein)
    - aufgeräumt (bloss nicht zu viel in der Wohnung haben)
    - organisiert (weil dann vieles leichter geht und mir mehr Zeit für wichtige Dinge im Leben zur Verfügung steht)
    - Vertrauen zu mir selbst (Lernprozess, ich arbeite noch dran)
    - Selbstzweifel (ja, aber ganz gesund, denke ich mal, keine Selbstzerfleischung)
    - denke und sehe ganzheitlich (betrachte alles in der Zurück-, Jetzt- u. Späterpersektive)
    - konzentriert (alles, was ich tue, muss Sinn machen)
    - humorvoll (auf alle Fälle!)
    - emotional (oft mehr oben, als unten)
    - ehrlich (bringe alles auf den Punkt, gradlinig und sehr oft zu deutlich)

    Loyalität und Analyse, beides Parameter, die mich am meisten beeinflussen. Aufgrund meiner Kapitualtion gegenüber dem Alkohol zog ich mir, wie ich Dir schon schrieb, Wissen auf wie ein Schwamm, Suchtsymposium, Ärztekongresse, Seminare, Biografien, SHG.
    Theorie und Wissen, ich würde mal sagen, nicht ganz so schlecht für 17 Monate Trockenheit!

    Und nun eine kleine Begebenheit, die ebenso zu "Theorie und Wissen" wie auch zum Thread "Zufriedenheit" passt. Ich habe sie im Bekanntenkreis erlebt, schreibe diese in Stichworten ohne großartige Situationsbeschreibung. Ich bin mir sicher, Du kommst zurecht damit! :)

    Er, trockener Langzeit-Alkoholiker, Rentenalter, gut situiert (wie es so heißt), geschmackvoll gekleidet, graues Haar, sympathische Ausstrahlung, abgeklärt (mein Eindruck), still, aber kluge Gedanken, Leben ohne Höhen und Tiefen, läuft alles perfekt, auch die Zufriedenheit in der Trockenheit!
    Entschließt sich zu einer kostspieligen Behandlung, Kostenrechnung per Post, unverständliche Rechnung, großer Schock, Druckaufbau, innere Schuldzuweisung (hatte er was übersehen? Davon war nie die Rede gewesen), neue Rechnung, Eigenanteil Mittelklassewagen! Fassunglosigkeit, "Ich halte es nicht aus, ich halte es nicht aus," aus der Haustür raus, über die Straße zum Kiosk, Flachmann gekauft, sofort reingezogen, einen zum Mitnehmen, bitte!
    Drei Tage und sechs Flachmänner später: "Das schaffe ich alleine!" Vierter Tag morgens: Ab in die Entgiftung!

    Und Stille herrschte zwischen uns. Authentischer Bericht, ich konnte mich wiederfinden, hatte ich im letzten Jahr fast das selbe erlebt, Auch ich erhielt in meinem neuen Leben, in meiner sicheren Umgebung einen Brief, der mich in einen Schockzustand versetzte, wo ich dachte: "Jetzt kommt der Suchtteufel!" Gottseidank wurde ich von zwei ganz lieben Forenmitgliedern aufgefangen mit guten Worten und Mut zusprechend.Und der Suchtteufel kam nicht, war alles noch zu frisch, bestimmt.

    Zwischen seiner und meiner Geschichte gibt es für mich zwei wichtige Erkenntnisse: Die trügerische Sicherheit und die innerliche Schuldzuweisung (etwas übersehen, überschätzt oder unbedacht eingeleitet zu haben), und äußerer Angriff in der sicheren Lebensumgebung (seitdem mache ich donnerstags keinen Brief mehr auf, wirklich!).

    So viel zu Theorie und Wissen, sagte ich, vielleicht ein bisschen zerknirscht, sicherlich im Gesicht abzulesen! Und er sagte: Nein, Lobanshee, jeder Tag und jedes Jahr in der Trockenheit zählt und baut Vertrauen auf. Wenn ich diese Zeit nicht gehabt hätte, hätte ich nie die ERkenntnis am 4. Tag so sicher haben können, dass ich sofort in die Entgiftung muss. Ich war keine Krisen mehr gewohnt, meine Zufriedenheit wurde schon ewig nicht mehr auf die Probe gestellt. Nimm jede dankend an und sehe sie als Training, auch wenn sie noch so hart ist. Nichts ist so trügerisch, wie die absolute Sicherheit über sich selbst!

    Ich wollte gestern noch im Thread "Zufriedenheit" schreiben, aber Du warst schon dagewesen.

    Du schriebst:

    Passt doch perfekt, oder?

    Liebe Grüße

    Lobanshee

  • liebe Lobanshee,
    Nun,hatte der sieser "trockene"Alkoholiker einen Rueck-oder Vorfall?
    Du beschreibst diesen Mann als ruhig und ausgeglichen-ohne Hoehen
    und Tiefen,eben flach.Ich habe den Verdacht,dass dieser Betroffene
    sich aus Angst in sein Kartenhaueschen zurueck gezogen hatte,in der
    Hoffnung dort sein Leben heil ueberstehen zu koennen.Ich moechte
    dem Betroffenen zu seiner Handlungsweise nach dieser Attacke gratulier-
    en.Er hat Erlerntes und Erfahrenes positiv umsetzen koennen.
    Negativkritik ist Fehl am Platze,allenfalls die Aufforderung zur Aufarbeitung
    vorangegangener Ereignisse und des eigenen Verhaltens.
    Loyalilitaet in welchem Masse und wem gegenueber?Diese Frage sei er-
    laubt insbesondere im Hinblick auf die Erfordernis,das eigene Ich nicht
    als wertlos oder minderwertig,schnoeden Sachzwaengen unterzuordnen.
    Im Erleben meiner eigenen Wertigkeit wird mir Respect und Wertschaetzung meiner Mitmenschen zuteil.Ich habe nach meiner Sauferei
    als trockener Alkoholiker mein Leben in Ordnung gebracht ohne Wenn
    und Aber.Daher stehe ich der menschlichen Gemeinschaft als verlaess
    licher Partner zur Verfuegung.Nicht mehr-aber auch nicht weniger.
    Loyalitaet schliesst Incorectheit und Co-Abhaengigkeit nicht aus,deshalb
    bin ich damit vorsichtig.
    Analyse ist auch wieder so eine Sache!!Selbstverstaendlich versuche auch
    ich den Sachen auf den Grund zu gehen-merke aber ganz schnell wie
    leicht ich an meine Grenzen stosse.Wissenschaftliche Bestrebungen
    unser Suchtverhalten zu erklaeren fuehren oft ins Leere.Ich habe im
    Glauben etwas gefunden,was mir eine genaue,wissenschaftliche Erklaerung meiner selbst erspart.Es half mir nichts,ich kam sowieso
    nicht weiter und drehte im Kreis.
    Aber bitte Lobanshee-ich moechte nicht missionarisch sein.Dies sind nur
    meine eigenen Erfahrungen.
    meine Guete-was faellt mir da noch alles ein!!!,aber jetzt ist hier erst mal
    Ende.
    power is nothing,without controll-in diesem Sinne wuensche ich Dir noch
    einen schoenen Tag.
    Gruss

  • Hallo mustasch,

    heute ist hier in Deutschland Schlimmes passiert. Ein 17jähriger Schüler hat das Leben von 17 Menschen, darunter 9 Schüler, ausgelöscht Wie entsetzlich nur.

    Zitat von mustasch


    Loyalilitaet in welchem Masse und wem gegenueber?


    Wem gegenüber und in welchem Maß? Du kannst Fragen fragen! :)
    Dazu könnte ich jetzt so viel schreiben, es würde den Rahmen sprengen.
    Aber kurz und knapp: Mir selbst gegenüber, meiner sich jetzt entwickelnden Persönlichkeit gegenüber, meiner von mir sehr hoch angesiedelten Wertevorstellung, meinem Sohn und seinem Leben gegenüber, meiner Arbeit und meinem Team gegenüber, meinen Freunden gegenüber. Alles mit verschiedenen Prioritäten und Wertestufen auf einer Richterskala eingeteilt.

    Zitat von mustasch


    Loyalitaet schliesst Incorectheit und Co-Abhaengigkeit nicht aus,deshalb
    bin ich damit vorsichtig.


    Nur weil es das nicht ausschließt, muss das nicht automatisch auch gelebt werden. Natürlich gibt es gerade in der Geschichte viel falsch verstandene Loyalität, aber diese habe ich bisher, auch in den nassen Tagen, nicht ausgelebt.
    Aber mich würde schon interessieren, warum Du in einem Satz Loyalität und Co-Abhängigkeit benennst. Stehen sie für Dich in einer Beziehiung und wenn ja, in welcher denn?
    Das Wort "Co-Abhängigkeit" habe ich das erste Mal hier im Forum gehört. Alles, was Abhängigkeit bedeutet, war bei mir bis zur Entgiftung perfekt verdrängt worden. Hier im Forum ergibt er auch für mich einen Sinn, bekommt eine Bedeutung zu einer Krankheit. Aber diesen Begriff auch manchmal dazu zu gebrauchen, Hilfe in Frage zu stellen, ist mir nicht so verständlich. Hier im Forum wurde darüber auch schon ziemlich emotional diskutiert! :)

    Zitat


    Analyse ist auch wieder so eine Sache!!Selbstverstaendlich versuche auch
    ich den Sachen auf den Grund zu gehen-merke aber ganz schnell wie
    leicht ich an meine Grenzen stosse.Wissenschaftliche Bestrebungen
    unser Suchtverhalten zu erklaeren fuehren oft ins Leere.


    Ich mache im Prinzip auch nichts anderes, aber dafür habe ich mir so eine Art "Berechtigungssystem" gebastelt. Ich lasse erst los, wenn ich 100% überzeugt bin, es zu dürfen. Ist gar nicht kompliziert, ich sehe, ob alle mir zugänglichen Lösungsmöglichkeiten ausgeschöpft wurden, ob ich mir die größtmögliche Mühe zur Lösungsfindung gemacht habe. Das kann schnell oder ein bisschen länger dauern. Größere Dinge kann ich auch mal ruhen lassen, um den richtigen Zeitpunkt meiner Zugänglichkeit abzufangen.
    Die wissenschaftliche Erklärung ist für mich eine sehr hilfreiche Art gewesen, auch den medizinischen Vorgang der Alkoholsucht zu begreifen. Für mich ist das greif- und vorstellbar. Ich kann nun vor mir nichts verschleiern oder schönreden.
    Denn es gibt nichts "schönzureden", jedenfalls nicht mehr!

    Zitat


    Ich habe im Glauben etwas gefunden, was mir eine genaue,wissenschaftliche Erklaerung meiner selbst erspart. Es half mir nichts,ich kam sowieso nicht weiter und drehte im Kreis.
    Aber bitte Lobanshee-ich moechte nicht missionarisch sein.Dies sind nur
    meine eigenen Erfahrungen.


    Ich fasse es überhaupt nicht als missionarich auf, ganz und gar nicht. Ich habe auch keinerlei Zweifel daran, dass Du Deine Erfahrungen hier einbringst.
    Falls Du im religiösen Glauben Ruhe und Kraft gefunden hast, so freut es mich sehr für Dich. Eher religiös bin ich nicht, aber mit diesem Thema bin ich bisher noch nicht berührt worden. Ich bin aber überzeugt, dass der Glaube ein starkes Instrument ist, zu sich selbst zu finden.
    Meine Vorstellungskraft, auch in den Bereich hineinzuschnuppern und wenn es nur der Horizonterweiterung dient, gibt das her!

    Jetzt in meinem neuen Leben kann ich mir alles vorstellen. Wie schön ist das nur!

    mustasch, ich habe langsam ein schlechtes Gewissen. Ich belege Dich hier mit Beschlag und scheinar mag hier keiner unseren einsamen Dialog zu unterbrechen, um sich zu beteiligen.
    Ich hingegen freue mich über diesen Austausch sehr. Trotzdem werde ich einen eigenen Thread hier eröffnen, damit Du auch mal wieder Luft holen kannst!

    Sei herzlich gegrüßt

    Lobanshee

  • hello Lobanshee;
    Von Zeit zu Zeit ueberkommt mich ein geistiges Austauschbeduerfnis.
    Von daher ist das schon okidoki!!
    Ich sehe eine wechselseitige Beziehung zwischen Loyalitaet und Co-
    Abhaengigkeit,weil m.E. die Basiskomponenten wie z.B. Treue,wohl-
    wollende Einstellung zu einer Sache oder Person,sowie im weiteren
    Verlauf auch die eigene Bereitschaft mal eine 7 als eine 8 durchgehen
    zu lassen,in uebersteigerter Form zur Co-Abhaengigkeit fuehrt.
    Loyaltitaet macht fuer uns Betroffene Sinn,wenn es in massen und
    kontrolliert geschieht.Selbstverstaendlich ist auch meine Familie in
    meinem Leben<nach mir>die Nummer 1.-Aber wie erwaehnt,nach mir.
    Ich habe in meinem Leben die absolute Prioritaet!!
    Nur wenn es mir gut geht,kann es meiner Familie gutgehen.Hatte lange
    gedauert,bis ich das gefressen hatte.
    Gruss

  • Zitat von mustasch

    Selbstverstaendlich ist auch meine Familie in
    meinem Leben<nach mir>die Nummer 1.-Aber wie erwaehnt,nach mir.
    Ich habe in meinem Leben die absolute Prioritaet!!
    Nur wenn es mir gut geht,kann es meiner Familie gutgehen.Hatte lange
    gedauert,bis ich das gefressen hatte.
    Gruss


    Kommt mir sehr bekannt vor, mustasch!

    Gitarrist, Sänger, Alkoholiker. Ich habe seine Biografie gelesen. Sein Kind kletterte aus dem Fenster im 62. Stockwerk, während er einen kurzen Moment abgelenkt war. Das Buch war erschreckend ehrlich.

    Er wurde in einem Interview gefragt, ob seine Familie die Prio 1 hätte.
    Er: Das habe ich mir versaut, meiner Familie diese Prio zu geben. Sie sind nunmehr die Nr. 2 in meinem Leben, die Prio 1 habe ich mir gegeben. Denn nur, wenn ich trocken bleibe, funktioniert auch die Prio 2!

    Das habe ich mir selbst an die Fahne geschrieben!

    Herzlich

    Lobanshee

  • Hallo mustasch!

    Danke für Dein großes Lob in meinem Thread! :oops::oops:

    Edit Karsten - bitte keine anderen Internetseiten zitieren

    :) :)

    Dürfen wir selbstverliebt sein? :) (Hauptsache, überhaupt verliebt, wäre mal ne Variante, lol)

    Da ist schon ein bisschen Wahres dran! Wenn ich an das Gespräch mit meinem Sohn bzgl. eines eventuellen Supergaus denke, dann wurde mir da eines um so mehr klar:

    Ich darf mich nicht abhängig machen von Personen, denen "ich zu Liebe" mit dem Alk aufhöre. So viel kann passieren, so viel unbekanntes Schlimmes, wie z. B. der Amoklauf hier in Deutschland. Und mein Sohn hätte mittendrin sein können.

    Nein, ich denke, ein bisschen selbstverliebt ist okay, so lange der Egoismus nicht überhand nimmt.

    Wie ich mich sehe? Überglücklich, auch wenn mein Spiegelbild gerade morgens mir ab und an was anderes sagen will. :)
    Ich strecke ihm die Zunge raus, eine verliebte Beziehung dazu habe ich aufgegeben, aber mir gefällt, was ich sehe!

    Herzlich

    Lobanshee

  • Danke Lobanshee,
    Wieso lol?
    Liebe hoert sich doch melodischer an als Hass oder?
    Und ausserdem-habe ein Entscheidung getroffen heute!Fuer mich immer
    ein gutes Gefuehl ein klares Concept zu haben an dem ich mich
    orientieren kann.Verschafft mir gediegene Sicherheit.Mir geht es gut
    und ich freue mich einmal mehr meinen Verstand nicht ganz weggesoffen
    zu haben
    Frueher haette ich vermutlich die ganze Welt umarmen wollen-heute bleib
    ich lieber auf dem Teppich.Den kann ich naemlich sauber halten,was
    mir bei der Welt ncht gelaenge.
    Wenigstens etwas! oder doch alles?
    Gruss

  • Hallo mustasch,
    das Gefühl die ganze Welt umarmen zu können, habe ich noch gut in
    Erinnerung. Aus meiner nassen Zeit. Heute sind meine Ziele auch
    eher bescheidener gesteckt: Erwartungshaltung runter!
    Damit kann ich gut leben.

    Das mit dem klaren Concept hört sich gut an. Ich glaube auch das
    Transparenz in den Gefühlen und Handlungen eine gute Sache ist.
    Früher baute ich mir wahnsinnige Lebenskontruktionen
    auf und verstrickte mich immer weiter darin, bis ich mich beinahe
    selbst darunter begraben hätte. Seit ich trocken bin, hat sich einiges
    bei mir geändert, das Leben ist wieder überschaubarer geworden.
    Allerdings hat sich über die Jahre des Verharrens einiges an Ballast
    bei mir angesammelt, den ich nun versuche Stück für Stück
    abzuwerfen.
    Ich hoffe das gelingt mir noch in diesem Leben.

    LG
    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

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