Meine Mutter, der Alkohol, die Schuldgefühle und ich...

  • Hallo Arnulf,

    herzlich willkommen bei uns EKA`s. Schuld-und Schamgefühle kennen hier alle, wir müssen akzeptieren lernen, dass unsere trinkenden Elternteile nicht von uns gerettet werden können, solange sie nicht den Willen und den ersten Schritt in ein suchtfreies Leben tun.

    Hast Du Bücher über die "Familienkrankheit Alkoholismus" gelesen? Das Buch mit dem selbigen Titel sowie "Um die Kindheit betrogen" schenkten mir Erleichterung, da ich mich und meine Verhaltensweisen besser verstehen konnte, sowie der Austausch hier im Forum.

    Schreibe und lese hier weiter und Du wirst einen für Dich passenden Umgang mit Deiner Mutter finden. Einen Weg den Du gehen kannst, schmerzfrei wird es nicht abgehen.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Hallo Arnulf,

    ich bin auch erst kurz hier und kann dir wohl noch keinen Rat geben, zumindestens keiner der wohl richtig wäre :-). Ich hätte es wohl nicht mal geschafft, sie wegzuschicken. Ich hätte sie wohl heimgefahren, so wie bei dem Absturz meiner Mutter vor zwei Wochen und bin dann abgehauen. Nach 5 Tage habe ich dann angerufen...Du bist nicht alleine, hier haben viele ähnliches erlebt.

    Ich hatte heute auch wieder ein Gespräch mit meiner nüchternen Mutter, ich möchte liebevoll mit ihr umgehen und sie schönen Tage mit ihr geniessen, wer weiß wie lange das noch geht. Wenn sie betrunken ist, werde ich sie meiden...Ich hoffe, ich kann parallel einiges für mich tun...

    Alles Liebe für dich!
    Esme

    LG Esme

  • Hallo Arnulf, herzlich Willkommen hier.

    Einerseits konsequent, andererseits Bauchweh... diese Mischung ist häufig hier im Umgang mit den alkoholkranken Eltern zu sehen. Lies dich durch die einzelnen Threads, dir wird vieles bekannt vorkommen.

    Du beschreibst dich als Spinner, hört sich bissel abwertend an, ist es das? Wenn einer ver-rückt ist, mit Bindestrich!, finde ich das gar nicht so schlecht... Ver-rückt im Sinne von: ich geh meinen eigenen Weg, auch wenn der anders ist, als der Norm-Weg. Schreib ruhig bissel mehr über dich.

    Bei deiner Vorstellung hast du immer wieder deine Lebensentscheidungen und Entwicklungsschritte in Bezug gesetzt zu deiner Mutter, und immer wieder so formuliert, daß sie das als Anlaß genommen hat, für ihre Erkrankung, Sucht usw. Das mag so sein, aber auch nicht. Andere Kinder ziehen auch aus, und die Eltern müssen nicht in die Psychiatrie. Es ist ihr Weg. Es ist ihre Entscheidung mit allerlei Lebensumständen so umzugehen, wie sie es eben tut. Das hat nichts mit dir zu tun, und du brauchst dir diese Schuhe nicht anzuziehen.

    Wenn sie nicht einsichtig ist in ihren Alkoholismus und von sich aus einen Entzug machen möchte, ist jeglicher Zwang von außen völlig sinnlos. Der Rückfall wäre vorprogrammiert.

    Du kannst hier nur für DICH etwas tun. Nicht für sie. Hier kannst du öfter mal lesen: die beste Hilfe für einen Alkoholiker ist Nicht-Hilfe. Das hört sich erst mal egoistisch und unmenschlich an. Aber andererseits ist es so, daß wenn sie ihren persönlichen Tiefpunkt erreicht, daß sie dann evtl. aus sich selber heraus etwas verändern möchte, für sich. Also ist Nicht-Eingreifen und Rückzug deinerseits vielleicht eine Chance für sie...

    Wie auch immer, du bist gerade mal 28, du studierst, dein Leben liegt vor dir. Merkst du was? Wo sind deine Prioritäten?

    Grüße, Linde


    P.S. was heißt denn bei dir untendrunter immer 'BA', interessiert mich...

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Zitat

    Aber hierbei hat mir Euer Forum, die Erfahrungsberichte anderer Betroffener und die warme Art des Umgangs in diesem und den anderen Threads wirklich sehr geholfen. Das Gefühl nicht allein zu sein, das Wissen dass es trotzdem weitergeht und dass die Schuldgefühle die meine letzten Entscheidungen natürlich mit sich gebracht haben falsch sind. Ihr habt mir wirklich schon sehr geholfen.

    Meine Mutter war grad hier weil sie sich ausgeschlossen hat. Auch dank dieses Forums konnte ich meine Gefühle zum ersten mal konstruktiv äußern und mich dabei nicht in die Rolle des Sündenbocks drängen lassen.

    Hallo Arnulf,

    das hört sich doch klasse an was Du hier schreibst, freut mich, dass Du Dich hier aufgehoben und verstanden fühlst.

    Wie hat denn Deine Mutter auf Euer Gespräch reagiert, konnte sie Deine Sichtweisen verstehen? Gut finde ich, dass Du Dich nicht mehr in die Rolle des Sündenbocks drängen hast lassen. Nur so hat Deine Mutter eine Chance selbst an sich zu arbeiten und ihre Verhaltensmuster zu ändern.

    Irgendetwas zwingt sie ja zum Alkohol zu greifen, aber das ist ihre Aufgabe damit bewusster umzugehen und sich Hilfe von aussen zu holen, nicht Deine.


    Alles Liebe Weitsicht

  • Hallo Arnulf,

    du hörst dich gut an und ich finde es Klasse das du mit deiner Mutter geredet hast.

    Das wichtigste in deiner Situation ist das du auf Dich aufpasst und ich glaube das tust du jetzt ? oder.

    Es ist noch ein langer Weg und es werden noch viele Probleme kommen aber ich denke du bist auf einem Guten Weg.

    Lieben Gruß
    Marina

  • Hallo Arnulf,
    ich kann Dich sehr gut verstehen.
    Wie viele habe ich das gleiche durchgemacht nur haben bei mir beide Elternteile getrunken.
    Leider sind beide an ihrer Sucht gestorben, erst mein Vater und knapp drei Jahre später meine Stiefmutter.
    Wie Deine Mutter sich im Alkoholzusatnd verhält kenne ich bei meinen Eltern auch so.
    Seit meiner Kindheit tranken meine Eltern und immer hab ich gehofft das sie es mal aufhören und wir ein normales Leben führen können aber leider hat sich mein Wunsch nie erfüllt.
    Die Magenschmerzen , ja die kenne ich auch noch nur zu gut.
    Du kannst keine Nacht mehr schlafen weil Du Angst hast das was passieren könnte und es plagen dich die Magenschmerzen. Dein Kopf ist nicht frei und du kannst dich nicht richtig konzentrieren weil deine Gedanken ständig um Deine Mutter kreisen.
    Was macht sie? wie geht es Ihr? hat sie was getrunken und wenn ja wieviel ? Kommt sie klar oder muss ich zu ihr ?
    Genau das habe ich auch durchgemacht und mir ging es echt schlecht.
    Auch ich habe mal meine Eltern im betrunkenen Zustand vor die Türe gesetzt. Ich habe erst bemerkt das beide getrunken hatten da waren sie schon in meiner Wohnung und als ich gehört hatte das meine Stiefmutter Bierflaschen in ihrer tasche mitgebracht hatte war das echt zuviel für mich . Ich habe sie gebeten wieder zu fahren weil ich das bei mir nicht duldete. Mein Vater hat sich geschämt und ist ruhig gegangen meine Stiefmutter ist ausgeflippt und hat mir ihren Schal ( den ich ihr geschenkt hatte ) draussen in den Blumenkübel geworfen.
    Nun ja was ich damit sagen will, ich habe mich nicht schlecht gefühlt als ich das getan habe, ich habe beiden damit gezeigt das ich so ein Verhalten bei mir nicht möchte dafür haben sie ihre eigenen vier Wände.
    Mit den Schuldgefühlen habe ich mich auch sehr schwer getan, bei meinem Vater hatte ich nicht so schlimme Schuldgefühle aber bei meiner Stiefmutter. Ich musste den Kontakt zu ihr abbrechen das hat mich alles zu fertig gemacht . Ich bin selber zu diesem Zeitpunkt Mutter geworden und da musste ich mich entscheiden. Ein halbes Jahr vor ihrem Tod habe ich den Kontakt abgebrochen und 2 Monate vorm Tod hab ich ein letztes mal mit ihr telefoniert und sie angefleht sich helfen zu lassen sonst würde es beim Kontaktbruch bleiben.
    Während des Kontaktabbruchs bin ich in eine Therapie gegangen und gehe heute noch ( das ist alles noch nicht so lange her )
    Die Therapie brauchte ich um sie loslassen zu können. Ich konnte ihr leider nicht helfen, sie hatte sich für den Alkohol entschieden statt für die Familie.
    Sie ist jetzt drei Monate tot und ich weiß das ich nichts hätte machen können weil bei ihr die Einsicht fehlte.
    Wenn der Suchtkranke nicht will da ist man quasi machtlos.
    Auch wenn Deine Mutter immer für Dich da war musst Du ihren Alkoholzusatnd nicht einfach hinnehmen. Das macht Dich sonst immer mehr fertig, denk an Dein Leben.
    Ich wünsche Dir viel Kraft,
    alles Liebe Alex

  • Hallo Arnulf,

    ich hoffe das Deine Mutter die Entziehungskur macht und das sie es ernst meint.
    Einem Alkoholiker muss schon klar sein was er seinem nächsten damit antut wenn er sich nicht helfen läßt.
    Ja, mich hat es schon härter getroffen aber ich muss sagen, wie traurig auch alles war bin ich heute doch froh das alles vorbei ist. Weil sich keiner von beiden wirklich helfen lassen wollte und das war am schlimmsten für mich.

    Als ich wußte das ich schwanger war, hab ich mir teils schon Gedanken gemacht. Meine Stiefmutter lebte da noch, ich musste merken das sie sich nicht wirklich viel dafür interessierte. Sie fragte zwar wie es mir ging aber sie hatte nie den Wunsch geäußert mich mal sehen zu wollen als ich schwanger war.
    Auch als meine Tochter geboren wurde und ich sie anrief war von Freude nicht viel zu spüren, ich hatte das Gefühl das sie Angst hatte durch das Kind in Vergessenheit zu geraten.
    Immer wenn ich ihr sagte hör mit dem trinken auf , da fragte sie mich warum und wofür.
    Ich hatte sie zweimal mit meiner Tochter besucht und für mich dann entschieden solange sie trinkt komme ich nicht mehr mit Kind.
    Sie wollte das Kind auf dem Arm nehmen und war betrunken und das ging nicht. Meine Tochter war zu diesem Zeitpunkt 7 Monate.
    Ich habe mich aber auch aus diesem Grund gegen sie entschieden, weil ich für ein neues Leben verantwortlich bin. Ich konnte es nicht mehr zulassen das sich meine Gedanken ständig um einen erwachsenen uneinsichtigen Menschen richten während ich das Leben eines Säuglings in der Hand habe.
    Beides hätte ich nie geschafft.
    Oft war es so schlimm, da rief sie mich an , heulte wieder und erzählte wie schlimm es ihr ging, ich versuchte sie zu beruhigen und schlug ihr vor vorbei zukommen aber das wollte sie nicht . Dieses ständige hin und her.
    Eine Seite schreit und weint die Mutter und andere Seite schreit und weint dein Baby.
    Wer sich davon selber helfen könnte aber nicht will , weiß man.
    Meine Stiefmutter hätte immer eine Chance gehabt nur hat sie diese selbst in der Hand gehabt aber nicht genutzt.
    Meinen Kind kann nur ich die Chance zum Leben geben.
    Es ist traurig wenn man sich entscheiden muss aber es ging nicht anders.
    Heute bin ich froh meiner Tochter das alles ersparen zu können und ich erlebe mit ihr ein Stück meiner verlorenen Kindheit wieder.

    Du hast fast richtig getippt : ) Sie ist 1 1/2 Jahre.
    Ich wünsche Dir/Euch das Du Dich nicht so entscheiden musst wie ich es musste, das Deine Mutter zur Einsicht kommt.

    Alles liebe und Kraft wünscht Dir
    Alex

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!