Der steinerne Weg zum eigenen Leben

  • Liebe Sonnenstrahl,

    hilfreiche Tips kann ich Dir leider keine geben, ich stecke im Moment ja in der gleichen Situation wie Du. Mir kommt das alles soooooooo bekannt vor...

    Fühl Dich einfach mal ganz doll von mir gedrückt, wenn Du magst!

    Irgendwie schaffen wir das!

    Ganz liebe Grüße

    cailin

  • Liebe Linde,

    Deine Worte haben mir sehr gut getan. Dadurch hat sich das Gefühl für mich bestärkt, nun einen guten Weg in die Zukunft eingeschlagen zu haben anstatt von mir selbst als "Schwächling" zu denken, weil ich den bisherigen Weg nicht mehr weitergehen möchte und kann.

    Weil ich was zu erledigen hatte, kam ich heute in die Stadt, in der mein Ex-Freund wohnt und in der wir viel unternommen und erlebt haben. Ich war an Orten, an denen ich glücklich war, wo ich das erste Mal in meinem Leben das Gefühl hatte, lebendig zu sein. Dann kamen mir wieder die Situationen in den Sinn, wo er mich so erniedrigt hat und ich mich dabei so hilflos gefühlt habe.

    Mir ist dann klar geworden, dass die Zeit mit meinem Ex-Freund zu den glücklichsten und zugleich (nach der Zeit mit meinem Alkoholikervater) zu den schlimmsten Zeiten in meinem Leben gehört. An manchen Plätzen sind mir heute die Tränen in die Augen gestiegen, vor Sehnsucht nach diesen Erlebnissen. Ich habe gemerkt, was mir wichtig im Leben ist, dass mir die Lebendigkeit im Leben so sehr fehlt, die Buntheit, die Wildheit, die Ausgelassenheit.

    Linde, Du hast recht. Jetzt spüre ich die Löcher, die da sind in meinem Leben. Der Eiter fliesst aus der Riesenbeule, die sich so lange angestaut hat und die Wunde muss jetzt heilen.

    Ja, ich bin auf dem Weg ....

    LG,

    Sonenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Zitat von Sonnenstrahl

    ...anstatt von mir selbst als "Schwächling" zu denken, weil ich den bisherigen Weg nicht mehr weitergehen möchte und kann.

    Ich habe gemerkt, was mir wichtig im Leben ist, dass mir die Lebendigkeit im Leben so sehr fehlt, die Buntheit, die Wildheit, die Ausgelassenheit.

    Liebe Sonnenstrahl,

    das kann ich so gut nachfühlen!! Wollte Dir die ganze Zeit schonmal schreiben, dass ich auch den Weg mit dem Krankschreiben genommen habe - von einer Arbeit weg, die mir zwar Geld beschert, mich aber ansonsten niedergedrückt und mir final gezeigt hat, welche Art von Umfeld mir wirklich nicht guttut und dass meine Empfindungen dahin gehend tatsächlich ernst genommen werden dürfen...
    Und es hat geklappt! Trotz RiesenschlechtemGewissen und Ängsten, dass das verboten ist en masse! Trotz zunächst keiner neuen Perspektive - es hat nicht lange gedauert, dann kam die neue. Das Loslassen hatte sich sowas von gelohnt!!!
    Liebe Sonnenstrahl, ich finde es toll und mutig und überhaupt nicht selbstverständlich, dass Du Dich für diesen Schritt entschieden hast! Du hast Dich für Dein Wohl entschieden und das wird ganz sicher Früchte tragen. Die Sehnsucht nach dem bunten Leben, wie Du es beschrieben hast, sehe ich als erstes Anzeichen dafür.

    Liebe Lavendelgrüße!

  • Liebe Lavandula,

    danke für Deine Nachricht. Es tut gut, zu hören, dass es sich echt lohnt, wenn man sich für sich selbst einsetzt und über Schuldgefühle und schlechtes Gewissen hinwegsetzt.

    Das ist eben schon so lange, dass ich unter der Arbeit leide und ich habe bisher immer noch gezögert, weil ich meine Kunden so sehr mag und ich die Arbeit mit den Menschen liebe. Aber wenn ich jetzt sehe, dass sich kein Kollege oder Kollegin mal bei mir meldet und fragt, wie es mir geht, dann weiß ich Bescheid. Dann ist es die richtige Entscheidung, einen Weg für mich zu gehen, der mir auch gut tut.

    Meine Chefin hat sich bei mir gemeldet und etwas von einer anderen Stelle im Unternehmen erwähnt, die aber möglichst bald besetzt werden soll. Zuerst hat kurzzeitig dieser alte Mechanismus in mir gegriffen, so nach dem Motto. Naja, kannst ja mal schauen, vielleicht ist das was und Du musst Dich nicht bewerben und hast Dein auskommen. Aber ich habs diesmal gleich gemerkt. Die neue Stelle wäre noch viel weiter von dem entfernt, was ich gerne mache, nämlich mit Menschen arbeiten. Tja, Glück für mich. Ich habe meiner Chefin auch gleich gesagt, dass meine höchste Priorität ist, gesund zu werden.

    Du hast recht Lavandula. Für Freude und Glück ist es das Wert, dass ich mich endlich für MICH entscheide und den bequemen, unglücklichen Weg aufgebe.

    Ich habe heute Fotos angesehen, die mich erinnert haben. Da habe ich manche Träne vergossen, aber ich glaube, das ist gut, endlich die ganze Traurigkeit und Sehnsucht herauszuwaschen und loszulassen.

    Es tut so gut, hier im Forum zu sein und gemeinsam einen Teil unseres Lebens zu reflektieren und zu bewältigen.

    Schön, dass es euch alle gibt! :)

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Ist schon merkwürdig. Ich bin heute schon den ganzen Tag am Heulen. Es ist, als wenn alles mögliche plötzlich aufbricht und ich werde von Gefühlen übermannt. Da ist alles dabei, von Wehmut über Traurigkeit über Verlassenheitsgefühl und Sehnsucht.

    Seit ich von der Arbeit weg bin, habe ich das erste Mal seit langer Zeit wirklich Gelegenheit, über mein Leben zu reflektieren und was da so alles schief gelaufen ist. Ich sehe, wie sehr ich anderen Menschen hinterhergerannt bin, "Männchen gemacht" und mich angepasst habe, nur damit sie mich beachten und ein bisschen freundlich zu mir sind. Das war dann für mich wie ein Festtag.

    Ich habe mich selbst gar nicht gespürt, all meine Bedürfnisse nach Geborgenheit und Liebe und Akzeptiertsein.

    Da ist das Gefühl, wieder ganz am Anfang zu sein, was Angst macht, aber schon auch die Chance, es dieses Mal gut zu machen. Es für mich zu machen.

    Drum bin ich froh, dass ich heute gespürt habe, dass ich mich nicht mehr in diese Tretmühle begeben will, auch wenn es "einfach" sein sollte. Dieses Mal will ich meinen Weg gehen und nicht den, den andere Leute für mich gut finden.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Liebe Sonnenstrahl,

    all die Gefühle, die heute so schmerzhaft aus Dir herausbrechen, sind auch ein Teil der Lebendigkeit, nach der Du Dich sehnst. Auch wenn Dir das heute vielleicht merkwürdig vorkommt (tut es das wirklich?) und Du Dich übermannt fühlst, es ist gut so, Du bist auf dem richtigen Weg!!!

    Liebe Grüße

    cailin

  • Liebe Cailin,

    wahrscheinlich hast Du recht.

    Ich habe heute recht intensiv Leute beobachtet. Wir hatten eine Probe unseres Chores. Da habe ich dann gemerkt, welche Leute von innen heraus Lebensfreude ausstrahlen und authentisch sind und welche angespannt wirkten und eine Maske aufgesetzt hatten.

    An diese Lebensfreude möchte ich herankommen, sie lernen zu spüren. Ich kenne Freude schon auch, aber ich hatte sie meist, wenn a) Menschen mich spüren haben lassen, dass ich akzeptiert und gemocht bin b) wenn ich eine gute Leistung erbracht hatte c) wenn ich anderen Menschen eine Freunde gemacht hatte und diese es zeigten.

    Aber meine eigene Lebensfreude? Mich meines Lebens freuen und auf jeden neuen Tag. Morgens mit Freunde aufwachen, statt mit Angst und Trauer oder Schmerzen? Das ist schon soooo lange her und war es damals authentisch. Klar, war ich auch schon einfach so glücklich - bei guter Musik, in der Natur oder einfach wenn ich mit Freunden zusammen bin. Aber diese Unbeschwertheit, das Loslassen können, das auch mal "Rumalbern" können. Das fehlt mir total als immer brave, angepasste, fleissige, ruhige, bescheidene Sonnenstrahl.

    Ich glaube, ich schließe derzeit den bisherigen Lebensabschnitt ab, ziehe eine Bilanz und trauere um die vielen Zeiten, in denen ich glücklich sein hätte können, in der Kindheit, in meiner Jugend, als junge Erwachsene. Es tut mir weh, diese Zeiten abhaken zu müssen, weil ich sie nicht mehr zurückholen, ändern kann. Aber ich kann meine Zukunft bestimmen und wenn es heisst, ganz von vorne anfangen zu müssen, mit kleinen Schritten erstmal vorfühlen, wo ich bin und ob der Weg zu gehen ist.

    An diesem Punkt habe ich mich bisher nie rangetraut, habe vorher immer wieder abgebrochen und den ausgetretenen, angepassten, bequemen Weg eingeschlagen. Jetzt bin ich vielleicht soweit, den Schmerz des Vergangenen auszuhalten, der hervorkam, als ich die Geschwüre aufgemacht habe, die all den Eiter der schlimmen Erlebnisse der Vergangeheit enthielten. Noch eitern die Geschwüre, aber irgendwann (hoffentlich) bald wird die Heilung einsetzen können.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Liebe Sonnenstrahl,

    ganzganz sicher kannst Du Deine Lebensfreude wiederfinden!
    Dieses viele Weinen und die Schmerzen kenn ich auch nur zu gut. Hier gibt es ja viele, die Dich verstehen und Anteil nehmen.
    Das genieße ich immer sehr.

    Liebe Lavendelgrüße.

  • Hallo Lavandula,

    danke für Deine lieben Worte. Du hast recht, die Gemeinschaft mit den Menschen hier baut auf, da jeder verstanden wird. Es fühlt sich gut an.

    Ich wollte, ich hätte im wirklichen Leben hier auch so eine Gemeinschaft. Heute Abend hat mich wieder niemand angerufen außer einem Marktforschungsinstitut. Aber mit dem wollte ich nicht sprechen :?

    Vorhin habe ich auf meinem Keyboard Weihnachtslieder gespielt und mir sind wieder die Tränen gelaufen. Da kommt die Sehnsucht hoch, mit Menschen die Weihnachtsvorbereitungen zu treffen, zusammen zu backen, den Baum zu schmücken und zu singen.

    Letztes Jahr war ich ja über Weihnachten in Urlaub, was ich sehr genossen habe. Dieses Jahr kommt mein Freund zu mir, aber ihm bedeutet Weihnachten leider nicht, was es mir bedeutet. Ich habe mir aber trotzdem vorgenommen, es mir so schön wie möglich zu machen - Plätzchen backen, Weihnachtslieder spielen, Singen und auch in die Kirche gehen.

    Heute habe ich meinen Bruder zu Weihnachten eingeladen, er hat sich aber noch nicht bei mir gemeldet. Ich bin gespannt.

    Euch allen einen schönen Abend!

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Liebe Sonnenstrahl,

    das sind sehr schöne Weihnachtspläne, kenn ich, mach ich auch und finde es sehr schön.
    Als ich in den letzten Tagen kränklich war und so richtig knatschig, fühlte ich mich auch wieder oft allein. Habe lauter schöne, pflegende Dinge getan und mich wieder gesund gemacht :)

    Vergiss nicht, DU bist DEIN wichtigster Mensch :)

    LG,
    Lavandula

  • Hallo,

    wieso tappe ich eigentlich immer wieder in die gleiche "Falle". Habe mich gerade, von Schuldgefühlen geplagt, zum wöchentlichen Anruf bei meiner Mutter durchgerungen und es ist wie immer. Ich lege danach auf und fühle mich erstmal richtig schön schlecht.

    Ich erhoffe mir jedes Mal ein liebes Wort, ein Zeichen des Rückhaltes, der Liebe in meiner Situation. Und was kommt? Ein Monolog, was sie wieder in dieser und jener Zeitung oder Buch über den Niedergang unserer Gesellschaft gelesen hat und dass sie das ja schon lange gesagt hätte, dass es so kommen würde.

    Als ich etwas über meinen kommenden Klinikaufenthalt erzählt habe und das ich endlich ein Leben führen möchte, dass meinen eigenen Erwartungen entspricht und nicht mehr denen anderer Menschen, meinte sie, es wäre doch wohl schwierig, diesen Weg zu finden und ich bräuchte dann doch jemanden, der mir dabei hilft.

    Sie hat nichts verstanden, rein gar nichts!!! Jedes Mal, wenn ich ihr sage, dass meine Situation das Resultat meiner Kindheit ist, ist sie still.

    Sie gibt mir immer wieder das Gefühl, nicht mehr so viel Wert zu sein, wie bisher, als ich noch den für sie standesgemäßen Beruf hatte, auf den sie sich bei Bekannten in meinem Heimatort immer beziehen konnte.

    Die ganze letzte Woche war so ernüchternd. Menschen, die ich als Freunde betrachtet hatte, ziehen sich zurück oder melden sich erst gar nicht. Ich habe mir jahrelang den A******* aufgerissen, war immer freundlich, nett, hilfsbereit und jetzt? Da gibt es nur wenige Leute, von denen ich merke, dass sie mich nicht schief anschauen oder dafür verurteilen, dass ich den guten Job hinschmeisse. Ich soll mir doch alles "nicht so zu Herzen nehmen".

    Ich weiß nicht, was ich mehr bin - wütend oder traurig. Es wechselt manchmal minütlich. Es ist als wenn mein ganzes bisheriges Leben wie ein Kartenhaus zusammenkracht. Ich hätte mir so sehr gewünscht, weich zu fallen, in den Rückhalt einer Familie oder einen stabilen Freundeskreis.

    Gerade vorhin habe ich mich etwas eingelesen zum Thema "Depressionen" und mich da ganz schön wiedergefunden. Ich hätte diese Woche schon in die Klinik gehen können, habe aber dann doch abgelehnt, weil ich Weihnachten mit meinem Freund verbringen wollte. Meinen Bruder habe ich eingeladen und er wollte sich eigentlich melden, um Näheres zu besprechen. Ich kann ihn aber nicht mehr erreichen. Meiner Mutter ! hat er aber wohl gesagt, dass er Heiligabend nichct kommen wollte. Hallo? Erst sagt mir mein Bruder, er versteht sich auch nicht gut mit meiner Mutter und dann, als ich ihn einlade, meldet er sich nicht mehr?! Meine Mutter meinte, sie könnte kommen, wenn ich das wollte.

    Ich habe erstmal nichts gesagt. Wieso scheue ich trotz allem die Konfrontation? Ich überlege, ob ich ihr einfach mal einen Brief schreibe mit dem, was mich belastet. Ich habe nur Angst vor ihrer Reaktion. Sie gibt einem sogar ohne Worte zu verstehen, dass sie das missbilligt, was man gesagt hat.

    Ich bin einfach so unendlich kaputt und müde. Manchmal habe ich einfach keine Kraft mehr und ich hoffe nur, dass es irgendwann wieder nach oben geht.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo Sonnenstrahl!

    Diese "Fallen", in die man doch noch immer wieder tappt, können einen ganz schön zermürben, das kenne ich von mir selber nur zu gut. Es sind die uralten Muster, die man von Kindesbeinen an in der giftigen Familie eingeimpft bekommen hat, die da noch immer wirksam sind. Und es ist sehr schwer, sich aus diesen Mustern zu befreien, das braucht schon ein wenig Zeit. Ich glaube, man muss da auch etwas Geduld mit sich selber haben.

    Der schwierigste, aber auch wichtigste Schritt ist der, daß man die Hoffnung darauf, daß von den "Eltern" doch noch irgendeine positive Reaktion kommt, aufgibt. Verständnis, Mitgefühl, Einfühlungsvermögen, Liebe... Das sind Fremdworte in einer giftigen Familie. Sowas gab es nie, gibt es jetzt nicht und wird es auch in Zukunft nie geben, so schmerzhaft und traurig das auch ist. Giftige Eltern sind zu so etwas nicht in der Lage und man schadet sich letztlich nur selbst, wenn man immer weiter hofft, daß sie vielleicht doch irgendwann dazu in der Lage sein könnten. Bei mir gab es gerade kürzlich eine Diskussion mit den "Eltern" über meine berufliche Zukunft (etwas anderes wichtiges in meinem Leben existiert für die "Eltern" eh nicht), in der ich sie zum x-ten mal darüber aufgeklärt habe, daß ich momentan gar nichts sagen kann und will, weil ich Depressionen habe. Die Antwort kannte ich schon: "Du hast keine Depressionen. Und wenn das irgendein Arzt behauptet, dann spinnt der." Ja klar, danke auch...

    Von einer Konfrontation würde ich Dir ehrlich gesagt zum jetzigen Zeitpunkt noch abraten. So lange Du noch die Hoffnung hast, bei Deiner Mutter Verständnis oder Einsicht zu erreichen, gibst Du ihr auf dem Weg nur wieder Macht über Dich. Sie hat dann durch ihre Reaktion wieder perfekte Kontrolle über Deine Gefühle: Reagiert sie gar nicht, wirst Du Dich schlecht fühlen, reagiert sie missbilligend, wirst Du Dich auch schlecht fühlen und die Chance, daß sie verständnisvoll reagiert, existiert im Grunde eigentlich nicht. Das heisst aber nicht, daß Du keinen Brief schreiben sollst. Schreib ihn einfach, das alleine hilft schon sehr. Nur abschicken solltest Du ihn erst, wenn Dir die Reaktion Deiner Mutter auf diesen Brief völlig schnurzpiepegal ist. Ich hab da auch so ein paar Zettel in der Schublade liegen...

    Tja, und was die "Freunde" betrifft... Da bin ich momentan genau in der gleichen Situation wie Du. Alle lösen sich langsam aber sicher immer mehr in Luft auf. Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll, mag eigentlich gar nicht glauben, daß ich mich so lange mit solchen emotionalen Krüppeln umgeben habe. Mir konnten sie stundenlang die Ohren mit all ihren Problemen volljammern, aber jetzt, wo ich sie mal bräuchte, da verschwinden sie alle. Vielleicht sucht man sich ja auch seine Freunde irgendwie nach dem selben Muster aus, das man von der giftigen Familie her kennt: Aus mitgefühlsfreien Eltern folgen mitgefühlsfreie Freunde? Ich weiß es nicht.

    Liebe Grüße

    cailin

  • Hallo Sonnenstrahl,

    Cailin hat völlig recht mit ihrer Beschreibung des Konzeptes der giftigen Familie - das habe ich auch so erlebt.
    Meine Eltern ließen sich mitten in meinem Abi scheiden und redeten ja sowieso weder miteinander noch mit mir.
    Die Alk.Mutter hat mich danach Jahre lang immer enger an sich gebunden - durch emotionale Erpressung, gegen die ich mich in vielen kleinen Schritten gewehrt habe.
    Das Wertemuster der Eltern spielt für Dich insofern nur eine Rolle als dass Du für Dich aussortieren könntest, was Dir wichtig ist.
    Deine Mutter hat nur die Macht über Dich, die Du ihr gibst. Wie anders fühlt es sich an, sich selbst liebevoll zu pflegen! Schau auf Dich und Du erntest des Lohn dafür. Steh zu Deinen Entscheidungen, und lerne, DEINE Seele zu pflegen - die Giftfamilie wird sie doch immer nur wieder strapazieren und für sich in Anspruch nehmen wollen!
    Du gibst Deiner Mutter Energie durch die Aufmerksamkeit - genau das möchte sie.
    Es ist schwierig aber wie alles mögliche andere auch lernbar!
    Glaub an Dich!
    Es wird sich sicher ein neuer, schönerer Beruf für Dich finden! Oder der gleiche an einer anderen, für Dich passenderen Stelle.

    Gib nicht auf!
    Lavandula

  • Liebe Cailin, liebe Lavandula,

    vielen Dank für eure ehrlichen und aufmunternden Worte. Ich muss es wohl so langsam begreifen, dass es diese heile und liebevolle Familie nie geben wird.

    Heute habe ich zur Abwechslung wieder mal ein schönes Erlebnis gehabt. Ich habe zu Weihnachten wie jedes Jahr wieder Karten and Freunde und Bekannte verschickt und dieses Mal aber auch von meiner Situation erzählt und wie es in mir aussieht.

    Daraufhin haben sich heute gleich zwei Freundinnen gemeldet, die sehr weit weg von mir wohnen und mit denen ich nicht so oft Kontakt habe. Aber ihre lieben Worte und ihre ehrlich gemeinte Unterstützung haben mir unheimlich gut getan.

    Die eine Freundin weiß über alles Bescheid, was meine Familie und den ganzen Schlamassel betrifft und sie ist immer sehr ehrlich und offen zu mir gewesen, was ich an ihr enorm schätze. Sie hat mir dringend geraten, Abstand zu meiner Familie zu halten. Mich hat es so berührt, als sie gesagt hat, dass sie mich als solchen wertvollem, offenen und lieben Menschen kennengelernt und schätzen gelernt hat und dass es doch vollkommen egal ist, welchen Beruf ich ausübe. Wo meine Mutter sich gleich aufgeregt hat, als ich vor einiger Zeit mal erwähnt habe, dass es doch besser ist, im Supermarkt an der Kasse zu arbeiten, wenn man sich dort wohlfühlt, als im Büro zu sein und jeden Tag zu leiden, hat meine Freundin genau das heute gesagt, dass es wichtig ist, mich wohlzufühlen und alles andere ist nebensächlich.

    Ja, es tut gut, das zu hören. Einmal nicht bewertet zu werden, sondern nur zu sein. Ich hoffe, ich kriege das noch geregelt, vor allem das Loslassen der Familie und der Vergangenheit.

    Trotz der tollen Telefonate fühlte ich mich heute schon den ganzen Tag nur dumpf, habe Kopfschmerzen und war viel auf der Couch und am Fernseher.

    Morgen Abend kommt mein Freund. Wir wollen übers Wochenende wegfahren. Habe etwas gemischte Gefühle, ob ich das emotional und kräftemäßig packe, aber vielleicht bekomme ich meine Depressionen dazu, auch mal ein verlängertes Wochenende zu machen und mich in Ruhe zu lassen.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo Sonnenstrahl,

    es gibt diese Theorien, die sagen, dass alles, was wir im aussen erleben, zuerst von uns so gedacht wurde. Manches kurzfristig, anderes längerfristig. Ich finde dieses Konzept sehr gut, da es mir die Freiheit der schöpferischen Tätigkeit lässt. Sicher bin ich mal schlecht gelaunt, hatte auch schon längere Zeit Depressionen - aber die Aussicht, dass ich mein Leben selbst in der Hand habe und es mir durch Ändern der Denkgewohnheiten gestalten kann, ist sehr tröstlich - und noch dazu einfach wahr.
    Denn es liegt an mir, wie ich die Dinge auffasse und ob ich meine negativen Denkmuster zugunsten schöner, wohltuender aufgeben möchte.
    Diese Art der neuen Lebensführung erfordert etwas Übung, aber sie zeitigt unglaubliche Ergebnisse. Es gibt sehr viele Bücher darüber, einige davon habe ich gelesen und bin dankbar, diese Dinge gezeigt bekommen zu haben.
    Die Verantwortlichkeit des eigenen Handelns steht hier ganz im Vordergrund. Was möchte ich? Jetzt, heute, morgen, bald, später.
    Wir sind nicht Sklaven unserer Denkgewohnheiten, wir können sie ändern.

    LG,
    Lavandula

  • hallo sonnenstrahl,
    deine worte beschreiben genau, wie es auch mir geht, nur kann ich mich nicht so ausdrücken. ich fühle es einfach nur.
    mir hat es beim lesen oft die tränen in die augen getrieben, weil ich mich oft wieder erkannt habe und mit dir mitfühle. nicht betroffene können es einfach nicht so verstehen und denen kann ich mich auch nicht so erklären. ich weiß nicht wer ich bin, was ich will, was mir gefällt oder wen ich wirklich mag. es hat auch nie einer gefragt, warum sollte ich mich es dann selber fragen? ich bemühe mich auch gerade um eine reha, wie du schon gelesen hast. mir erscheint es als rettungsanker auf den ich zu steuere und mich bis dahin nur über wasser halte immer mit blick darauf.
    ich denke, die auszeit wird dir guttun.
    wir waren anfang november an der nordsee, nix los da, aber ne andere umgebung, anderer tagesablauf und nur mein freund und ich. keine anrufe von meiner mutter, keine gedanken daran. selbst schon die fahrt dahin war gut, in bewegung sein, die vorbereitungen und ablenkung, wenigstens für kurze zeit.
    ich wünsche dir freude am kurztripp :D
    lg kata

  • Zitat von Sonnenstrahl


    Menschen, die ich als Freunde betrachtet hatte, ziehen sich zurück oder melden sich erst gar nicht. Ich habe mir jahrelang den A******* aufgerissen, war immer freundlich, nett, hilfsbereit und jetzt? Da gibt es nur wenige Leute, von denen ich merke, dass sie mich nicht schief anschauen oder dafür verurteilen, dass ich den guten Job hinschmeisse. Ich soll mir doch alles "nicht so zu Herzen nehmen".

    Liebe Sonnenstrahl,

    ich mag Dich. Du bist "ne Gute". Und ich finde Du meisterst das alles ganz toll. Was Deine sogenannten Freunde Dir gerade spiegeln, ist die Veränderung bei Dir. Es tut sich was. Du erkennst, was Dir gut tut und wer Dir gut tut. Du lernst zu unterscheiden. Und Mensch Sonnenstrahl: Das ist ein weiterer Schritt nach vorne!!!

    Ich hoffe, Du hattest ein schönes Wochenende mit Deinem Freund?

    Alles Liebe
    Smilla

  • Hallo ihr Lieben,

    gestern Abend sind mein Freund und ich von unserem langen Wochenende in Dresden Wochenende zurückgekommen. Es war superkalt und wir liefen herum wie die Eskimos, haben aber trotzdem viel gesehen.

    Das grüne Gewölbe hat mich fasziniert. All die schönen Kannen, Figuren, Bilder, Schmuck, usw. Super! Auch die Semperoper haben wir besichtigt. Es war schon toll, im grossen Saal zu sitzen und zum riesigen Kronleuchter hinaufzuschauen. Die Fremdenführerin hat die Geschichte der Oper so toll rübergebracht, dass man richtig gefühlt hat, dass sie die Materie liebt. Sowas würde mir auch Spaß machen, eine Gruppe zu führen und Interessantes rüberbringen.

    Kennt ihr das auch, wenn ihr nach langer Lethargie plötzlich wieder Leben spürt. Als wenn ihr aus einem langen Traum aufwacht. Ich hätte Bäume ausreissen können und meinem Bauch ging es auch besser. Zum Teil waren die Schmerzen ganz weg. Es war auch eine sehr schöne Zeit mit meinem Freund zusammenzusein. Wir waren noch nie so lange am Stück, praktisch 24 Stunden am Tag, zusammen und haben uns weder gestritten noch war es in irgendeiner Weise unharmonisch. Allerdings fällt es mir immer noch schwer, meine Bedürnisse zu äußern. Als ich nach einer Besichtigung müde war und gerne ins Cafe wollte und mein Freund nicht, entwickelt ich Kreislaufstörungen, um das notwendige "Argument" für den Cafebesuch zu haben. Hmmm.

    Als wir dann über einen mittelalterlichen Weihnachtsmarkt gelaufen sind und dort mittelalterliche Musik gespielt wurde, hätte ich am liebsten getanzt. Ich fühlte mich einfach glücklich und unbeschwert.

    Als es gestern wieder in die Heimat ging, sank das gute Gefühl schlagartig wieder ab und heute stehe ich wieder einigermassen "neben der Kappe". Aber zumindest weiß ich, dass ich mich gut fühlen kann. Es ist nur nicht abrufbar, wann ich es brauche.

    Jetzt gilt es, Weihnachten zu planen. Mein Freund kommt am Heiligabend und ersten Feiertag. Wir wollen zusammen Baum schmücken, Kochen und es uns gut gehen lassen. Am zweiten Feiertag ist er dann bei seinem Onkel und seiner Tante eingeladen. Er hat nicht gefragt, ob ich mitkommen möchte und ich will mich nicht aufdrängen. Es gibt außerdem Essen, das ich überhaupt nicht vertrage. Naja, ich denke das passt schon so, wie wir es geplant haben.

    Aber was mache ich am Samstag/Sonntag? Mein Bruder hat sich nicht mehr gemeldet und ich will ihm nicht dauernd nachlaufen. Entweder, er will Zeit mit mir verbringen, oder nicht. Meine Mutter alleine bei mir ... ist denke ich, auch nicht unbedingt gut. Sie hat sich heute Mittag bei mir gemeldet, als ich gerade loswollte. Bis heute Abend "muss" ich eine Entscheidung getroffen haben. Wie wir ja hier an dieser Stelle schon diskutiert haben, kann ich meine Mutter mit logischen Argumenten nicht kommen. Auf der anderen Seite ist eine konstruktive Auseinandersetzung überfällig. Die Kiste des Nichtgesagten ist zum Bersten voll.

    Wisst ihr, was ich mir heute Morgen gedacht habe. Ich kämpfe darum, einfach ein normales Leben führen zu können und muss mich dafür ständig rechtfertigen. Ist das nicht verkehrte Welt?

    Allerdings habe ich gestern überraschend Unterstützung von meiner Tante bekommen. Sie hat mich angerufen und mir frohe Weihnachten gewünscht. Dann hat sie mich gefragt, wie lange es wohl noch so mit meiner Mutter weitergeht mit der ganzen Arbeitssucht und so. Meine Mutter hat ihr gegenüber wohl auch nur Ausflüchte gebraucht und alles abgetan. Es wurde ja alles immer unter den Tisch gekehrt.

    Mit mir nicht mehr! Ich habe ihr erzählt, wie es momentan steht, mit mir und meiner Familie und dass ich keinen Zugang zu meiner Mutter habe. Sie hat mir beigepflichtet, dass ich meine Leben leben muss. Das tat gut, fühlte sich befreiend an.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Liebe Sonnenstrahl,

    dass es einem so gut geht nach diesen künstlerischen, kulturellen etc. Erlebnissen, ist immer wieder faszinierend. Es ist die Seelennahrung von z.B. Musik oder Malerei, die mir auch immer wieder viel gibt :)

    Dass Du Dich gut fühlen kannst, ist doch ein sehr schönes und auch lange ersehntes Erlebnis, oder? Meine Erfahrung ist, dass das immer öfter kommt, je mehr man sich um sein Wohlbefinden kümmert und sich täglich beginnt zu fragen, was jetzt das richtige und das beste ist.

    LG,
    Lavandula

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