Kind lässt nicht mit sich reden

  • Hallo,
    ich habe ein Problem, zu dem ich hier viell. ein paar Tipps bekommen kann.
    Situation: Wir haben 3 Kinder + Haus. Mann ist nach 1. LZT wieder rückfällig geworden und macht nun, 2 1/2 Jahre nach LZT1 die zweite LZT. Danach wird er sich eine andere Whg. suchen. Seit 3 Jahren spricht Kind 1 (17) nicht mit ihm. Er wohnte nach der 1. LZT bei uns im Haus in der oberen Etage, war aber zum Essen oft hier, bis es dann wieder nicht mehr ging, da blieb er oben und benahm sich lauthals daneben.
    Kind 1 ist bewundernswert in seiner Konsequenz, aber ich denke, es hat viel mitgemacht, was es später im Leben und in eigenen Beziehungen spüren wird. Seht Ihr einen Weg, wie man/der Vater da einlenken könnte, so dass die beiden einander wenigstens respektieren? Natürlich nur, wenn er trocken bleibt, was Kind noch weniger glaubt als ich. Viell. hat einer von Euch sowas schon erlebt und kann seine Erfahrungen berichten.
    LG
    Gartenarbeit

  • Hallo Gartenarbeit,

    ich kann Dir etwas aus der Sicht eines Kindes sagen. Wenn man oft genug enttäuscht wurde, dann glaubt man nicht mehr, dann braucht man Beweise. Wie oft hat Dein Mann, Dein Kind enttäuscht? Sicherlich häufiger als Du weißt und Du Dir vielleicht auch eingestehen möchtest. Wenn Dein Kind nicht mit seinem Vater reden will, dann will es nicht.

    Ich habe zwar noch mit meiner Mutter gesprochen, doch wenn sie von ihrer Plänen sprach, ihren Vorsätzen trocken zu werden habe ich entweder sichtbar auf Durchzug geschaltet oder das Gespräch abgebrochen. Nach 7 offiziellen Entgiftungen, die ganzen unfreiwilligen wegen diverse Krankenhausaufenthalte nicht mitgezählt und 2 Langzeittherapien war mir nicht mehr nach Vertrauen und Glauben, da war mir nur noch nach Beweisen.

    Du schreibst selbst Du glaubst mehr an den Erfolg der 2. LZT als Dein Kind. Dein Kind hat offenkundig keinen Grund seinem Vater zu Vertrauen. Er bekam das Vertrauen Deines Kindes bei seiner Geburt geschenkt, er hat dieses Geschenk im Suff zurück gewiesen. Jetzt scheint es, als müsse er sich das erarbeiten und diesmal verdienen. Wann er das hat, entscheidet Dein Kind. Vertrauen gibt es nur einmal geschenkt.

    Sieht Dein Kind ihn überhaupt noch als Vater oder eher als Störer des Familienfriedens und -lebens. Hat Dein Kind sonst Probleme, die Dich darauf schließen lassen, dass nicht mit seinem Vater spricht, weil es nicht weiß wie es anfangen soll? Spricht es nicht mit ihm, weil es ihm „nur“ um sich selbst geht, weil es einfach nicht mehr will, oder auch weil es als „Bestrafung“ gedacht ist für alles was die gesamte Familie betroffen hat. Weißt Du das? Es wäre wichtig, das herauszufinden.

    Zitat

    Kind 1 ist bewundernswert in seiner Konsequenz,

    Na, ganz so sehr scheinst Du es ja doch nicht zu bewundern, wenn Du es ändern möchtest.
    Das mit 17 und seit drei Jahren, also seit es 14 ist. Entweder lässt es auf einen starken Willen schließen oder auf sehr tiefe Verletzungen. Bei ersterem lass ihm seinen Willen, es ist alt genug dies zu entscheiden und hat mit Sicherheit auch genug mitgemacht um das entscheiden zu können. Zweiteres nun das heilen auch keine Gespräche mit einem Vater dem es offensichtlich nicht vertraut. Das heilt höchstens die Zeit. Schön es trotz allem gelernt hat konsequent zu sein, ich hoffe, es ist nicht nur ein reiner Schutzmechanismus, sondern überzeugte Konsequenz.

    Zitat

    aber ich denke, es hat viel mitgemacht, was es später im Leben und in eigenen Beziehungen spüren wird.

    Das wird es wohl so oder so. Das Kind ist wohl schon lange in den Brunnen gefallen und bereits ertrunken. Das Zusammenleben mit einem nassen Alkoholiker, das tagtägliche hautnahe Erleben der Sucht geht nicht spurlos an Kindern vorbei. Das wirst Du auch nicht ändern, wenn Du erreichst, dass sie jetzt miteinander reden. Schon garnicht, wenn eine oder beide Parteien das unfreiwillig und Dir zu Gefallen tun. Auch hier kann nur die Zeit helfen und kompetente Unterstützung für Dein Kind.

    Zitat

    Seht Ihr einen Weg, wie man/der Vater da einlenken könnte, so dass die beiden einander wenigstens respektieren?

    Ab einem gewissen Punkt muss man sich Respekt verdienen. Natürlich sollte er voreinander da sein, einfach weil beide Menschen sind. Manchmal ist aber selbst das nicht mehr möglich. Es scheint so, dass das Vertrauen in den Vater noch lange nicht in Sicht ist, weil selbst er Respekt fehlt ohne den es nie Vertrauen geben wird. Ohne Vertraunen wird es kein vernünftiges Gespräch geben.

    Dein Kind muss von sich aus und aus freien Stücken bereit sein mit seinem Vater zu reden. Da kannst Du nicht erzwingen oder beeinflussen. Das muss von Deinem Kind allein ausgehen, wie der Wille und die Umsetzung der Trockenheit allein von seinem Vater ausgehen muss.

    Warum möchtest Du überhaupt, dass die beiden wieder miteinander reden? Weil Du es für richtig für Dein Kind hältst oder weil Du diese Entfremdung nicht ertragen kannst?

    Wenn Du Deinem Kind helfen willst, schau nach Angehörigengruppen speziell für Kinder und Jugendliche und ermutige es dort hinzugehen. Das bringt mehr, als zwischen beiden vermitteln zu wollen. Selbst wenn Du es könntest, glaube ich nicht, dass Du die dafür notwendige Objektivität aufbringen könntest. Wie denn auch des geht um Dein Kind.

    Gruß
    Skye

  • Liebe Skye,
    vielen Dank für Deine so ausführliche Antwort. In vielem bestätigst Du mich in dem, was ich auch schon dazu dachte und fühlte.
    Ich habe bisher keine Versuche unternommen, irgendwas zwischen den beiden zu arrangieren. Das Kind will nicht und diesen Willen akzeptiere ich und misch mich nicht ein. Als Vater ist er allein zuständig, ich habe ihn ab und zu darauf hingewiesen, dass er mit meiner Unterstützung nicht rechnen darf. Es war mir von Anfang an klar, dass ich "befangen" bin und nichts ausrichten kann. Ich möchte auch nicht unbedingt, dass sie miteinander reden, aber ich finde, wenn er trocken bleiben sollte, und uns hier besucht, kann Kind wenigstens guten Tag sagen. Und akzeptieren, das Kind 2 und 3 ihren Vater sehen. Mehr will ich gar nicht. Ich finde es unangenehm, wenn solche unbearbeiteten Verletzungen in der Luft liegen. Aber das muss ich wohl ertragen, hab ja auch gehörige Anteile an den Zuständen. Kind lehnt jede Hilfe von außen ab. Habs mehrfach versucht und werds auch immer wieder ansprechen, ich kenn da einige Stellen, wo es reden könnte.
    Es ist nicht nur Schutz. Es ist wirklich konsequent. So weit bin ich nicht. Ich möchte noch was aufarbeiten mit dem Mann. Für mich - irgendwo kommt ja das lange Dulden her.
    Hab großen Dank, Du hast mir sehr geholfen.
    Liebe Grüße
    Gartenarbeit

  • Hallo Gartenarbeit!

    Es ist mit den Co-abhängigen Kindern genauso wie mit den Alkoholikern, oder wahrscheinlich mit allen Kranken. Helfen können sie sich nur selbst, wenn sie ihre Krankheit eingesehen haben.
    Meine Kinder hatten auch anfangs keine Probleme mit dem Trinken ihres Vaters. :roll: Sie haben aber beide aus verschiedenen Gründen therapeutische Hilfe in Anspruch genommen. Gründe, wo ich schon denke, dass sie im Ursprung mit dem Vater zu tun haben. Und mit mir. Mit meinem Verhalten.
    Aber! das musste von ihnen aus kommen. Ohne meine Einmischung.
    Hab Geduld mit deinen Kindern.
    Tu was für dich. Mach dich stark! Selbständig, unabhängig.
    Ich habe festgestellt, als ich anfing mich zu verändern, hat sich bei uns in der Familie sehr viel zum Guten verändert.

    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo, Gotti,
    mit dem großen Kind hab ich Geduld. Die Kleinen haben Papa lieb, wollten aber nicht, dass er nach der Therapie wieder hier wohnt. Das scheint sich gerade zu ändern. Das jüngste Kind möchte gern den Papa hier haben, aber gesund. Es weiß aber, obwohl erst knapp 10, dass das eher ein Wunsch ist. Es hat auch einige psych. Probleme, die wir gerade mittels einer Therapie angehen.
    Ja, ich tu was für mich. Ich habe festgestellt, dass Stärke, auch in körperlicher Hinsicht, mir sehr gut tut. Ich hab in der letzten Zeit fast jeden Tag Yoga gemacht und laufe wieder gerade und werde immer klarer im Kopf - ich spüre immer schneller diese Ausrast-Situationen und kann besser reagieren, auch wenn noch längst nicht alles supertoll ist. Zufriedenheit in kleinen, schönen Alltagsdingen fällt mir auch immer mehr auf.
    Unabhängig bin ich zumindest was äußere Dinge angeht.
    Wenn mein Mann aus der Therapie in eine andere Whg. geht, werden wir sehen, was wir noch gemeinsam haben. Denn vom Herzen her bin ich noch gar nicht unabhängig.
    Aber an erster Stelle stehen bei mir jetzt die Kinder. Ich werde sie auf keinen Fall mehr solchen unklaren Situationen aussetzen. Ich gebe uns Zeit, auch wenn mir das sehr schwer fällt.
    GLG
    Gartenarbeit

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