Wunderschönen guten morgen, Liebe Dagmar,
und auch allle andere
ich hatte dir schon gestern abend mit einem recht langen beitrag geantwortet (noch vor deinem bisher letzten statement) – aber leider will die technik oftmals nicht so wie ich und so war beim abschicken plötzlich alles weg. So versuche ich es heute morgen nochmals. Ab heute schreibe ich aber zunächst in WORD und kopiere es dann hierein – es war ja nicht das erste Mal, dass ein beitrag von mir verloren ging. Und das ist doch echt ärgerlich.
Mir geht es heute morgen richtig gut – auch wenn jeden abend vor dem einschlafen die angst bleibt, sie könnte in der nacht doch noch vor der tür stehen. Doch es ist nicht mehr die angst davor, dass ich wieder schwach werden könnte, sondern eher vor einem möglichen TamTam den sie veranstalten könnte (haus wach klingeln etc). ich bin mir sicher, dass ich nicht mehr die haustür öffnen werde und habe mir auch vorgenommen, dass, wenn sie tatsächlich wieder vor der haustür stehen wird, ich mich für sie hörbar auf den balkon (der ist direkt über der haustür) stellen werde und die polizei rufen werde. Denn immerhin wird sie dann mit einigen promillen mit dem auto unterwegs sein (sie wohnt 60 km von mir weg). In solch einem falle (und der kam schon ungezählte male vor) ist sie eine gefährdung für sich und andere.
Ich spüre auch, dass ich mehr und mehr platz in meinem kopf bekomme, den ich endlich dazu nutzen möchte, meinen anteil an der ganzen geschichte zu überprüfen, denn letztendlich interessiert es ja auf dauer nicht, was sie tat, tut oder noch tun wird. Das ist ihr leben – ich muss mich um mich kümmern, damit mir das nicht nochmals passiert.
Natürlich, und das spüre ich auch ganz deutlich, ist es nicht so angenehm mir meine anteile genauer anzuschauen. Aber die schuld für mein verhalten in ihrer persönlichkeit oder ihrer trinkerei zu suchen wäre ja tatsächlich völlig dumm (und auch ungerecht).
Als allererstes glaube ich, dass ich große schwierigkeiten habe grenzen zu setzen und diese auch „zu verteidigen“. Ich glaube immer, dass andere (jedenfalls in liebesbeziehungen) meine grenzen ebenso respektieren, wie ich deren. Wir sind ja keine kinder mehr, die ausprobieren müssen, wie weit sie gehen können. Aber manche sind wohl in diesem stadium stehen geblieben. Außerhalb meines privalebens habe ich dagegen gar keine probleme meine grenzen zu setzen – beruflich gelte ich eher als zielorientierte, klare und sehr strukturierte person. Welch ein unterschied!!!!
Schon im januar/februar diesen jahres war mir klar, dass da etwas völlig schräg läuft mit mir und habe mir eine therapeutin gesucht. Ich hatte das damals krisen-intervention genannt, wollte zunächst erstmal, dass ich es schaffe, die beziehung klar und tatsächlich zu beenden. (übrigens, da fällt mir ein buch ein: „Schluß mit dem Eiertanz“) und danach wollte ich mich tiefer mit mir beschäftigen. Leider, leider hatte die therapeutin wirklich null ahnung und ganz wenig einfühlungsvermögen in die problematiken einer gleichgeschlechtlichen beziehung und begann mir mehr und mehr von ihrer eigenen lebensthematik zu erzählen, so dass ich das abbrechen musste. Meine berufliche situation (arbeite 250 km von daheim entfernt und muss von mo.-do. pendeln) hat mir bisher nicht erlaubt, mir eine neue therapeutin zu suchen.
Auch das, denke ich, ist ein tragender faktor, dass ich diese ganze sch***e mitgemacht habe, seit 3,5 jahren dieser zwischenzustand, nicht wirklich wissen, wo mein zuhause ist. Stopp – stimmt nicht, ich weiß wo ich zuhause bin – dort wo ich lebe – aber die situation entfremdet mich mehr und mehr, auch in mir selbst. Diese pendlerei erlaubt mir nicht, wirklich zu planen, immer frage ich mich, ob es sich überhaupt lohnt, da ich so selten bzw. immer viel zu kurz in meiner wohnung bin. Auch soziale kontakte leiden natürlich darunter – zumal ich einen wirklich anstrengenden beruf ausübe, so dass ich am wochenende einfach nur noch malat bin. Eventuell habe ich mit und durch meine ex einen festen punkt in meinem leben gesucht, eine motivation meine eigene berufliche situation zu verändern!? Und komisch ist schon, jetzt wo mit ihr alles den bach runter gegangen ist, hat sich auch tatsächlich eine berufliche tür geöffnet, hatte vorletzten Freitag ein vorstellungsgespräch in der stadt in der ich lebe und aller voraussichtlich nach, werde ich ab august nicht mehr pendel müssen. (nur zu erklärung: ich bin freiberuflich tätig, da tun sich andere schwierigkeiten auf, als in einer festanstellung!)
Hier muss ich echt sagen, dass mich die beziehung auch aus einer art lethargie geholt hat und mich auch auf die dinge „zurückgeworfen“ hat, die ich dringlich verändern muss. Da zeigt sich auch wieder: nichts ist umsonst im leben, alles hat seinen sinn, auch wenn man diesen nicht immer und sofort erkennt.
So, hier werde ich jetzt mal enden, bin mir aber völlig sicher, dass ich heute noch zu einges zu schreiben habe.
Außerdem möchte ich hier auch einmal meinen ganz dicken dank an dieses forum und alle seine mitglieder ausdrücken. Ich hätte vorher wirklich nie gedacht, wie hilfreich es kann, sich in einem virtuellen forum auszutauschen. Die wenigen tage, die ich nun hier dabei bin, haben mir unglaublich viel gebracht – sei es, durch meinen eigenen kleinen thread, den ich wirklich mittlerweile wie einen guten freund oder freundin betrachte, an die ich mich immer wenden kann, wenn ich es brauche – oder auch durch das mitlesen bei anderen, deren lebens- leidens aber auch genesungsgeschichte zu verfolgen. Vielen dank!!
beano