Wie habt ihr eure Co-Abhängigkeit erkannt?

  • Hallo Sommerkind,

    da hast Du Dir eine große Aufgabe vorgenommen. Als ich in das Forum kam, hatte meine Frau ein Problem, ich nicht. Von Coabhängigkeit und ihren Folgen hatte ich keine Ahnung.
    Es dauerte Monate bis ich annehmen konnte, dass ich genauso daran beteiligt war und ebenso meine kranken Anteile mit mir rum schleppte. Ich war zwar unfähig zu begreifen, fand aber in vielen Bereichen applaudierende Gleichgesinnte, die mich in meiner falschen Einstellung unbewusst unterstützten, da sie in ähnlichen Situationen oder noch blinder waren. Es hat mir geholfen hier zu lesen, mit Menschen darüber zu reden und später in Gruppen und zum Thera zu gehen, nur so war ich in der Lage die ganze Breite meiner verkorksten Seite zu begreifen. Hätte mich jemand hierhin getrieben, ich hätte es dankend abgelehnt.

    Wenn ich heute meine Mutter besuche, die mit all dem nichts am Hut hat, dann öffnet sie schon mal ein Fläschchen und fragt mich ob ich auch etwas trinke. Wenn ich ihr dann zum 187sten male erkläre dass ich Alkoholiker bin, dann sieht sie mich fragend an und sagt: wie, du bist doch gesund, da kannst du doch was trinken. Sie ist zwar 88 Jahre, aber voll helle, nur gibt es Dinge die nicht mehr in ihr Verständnis passen.

    Das mit Deiner Mutter etwas nicht stimmt ist Euch ja bewusst. Wenn Du jetzt noch einsiehst, dass Du auch Deinem Vater nicht helfen kannst, weil er es nur selbst kann, bist Du einen großen Schritt weiter.

    Ich wünsche Dir dabei viel Kraft.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Sommerkind,

    ich bin seit 16 Jahren mit diesem alkoholkranken Partner zugange, seit einem halben Jahr getrennt.
    Und ich bin nicht doof.
    Aber so richtig begriffen hab ich das Phänomen Co-Abhängigkeit auch noch nicht. Dass ich so lange Zeit mit einem Alkoholiker zusammen war, deutet ja wohl darauf hin, dass ich co-abhängig bin, manche Symptome treffen zu, andere wieder nicht so sehr.

    Aber mir ist das inzwischen auch wurscht. Ich hab begriffen, dass ich was für mich tun muss, um die Trennung durchziehen zu können und um nicht wieder in die gleiche Falle zu tappen. Außerdem sehe ich es sozusagen als Wachstumschance, an mir hier zu arbeiten.

    Warum dir wichtig ist, dass dein Vater sich auch als co-abhängig sieht, hab ich noch nicht so ganz verstanden.

    Vieles, was co-abhängiges Verhalten ausmacht, ist gesellschaftlich auch sehr anerkannt. Mitleid, Hilfsbereitschaft, Verantwortungsgefühl für andere. Das sind doch alles sehr positiv besetzte Eigenschaften. Dass man sich dann so sehr reinziehen lässt, dass man sein eigenes Leben total vernachlässigt, dann wirds natürlich irgendwie unnormal. Aber selbst dann erntet man teilweise noch Bewunderung.
    Da ist es nicht verwunderlich, wenn die Angehörigen ihr Verhalten als normal ansehen. Es ist ja auch -gesellschaftlich gesehen - irgendwie normal.

    Aber nochmal: Wieso ist das wichtig für dich?

    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo Sommerkind,

    ich habe auch Bücher gelesen, und mich erkannt und sie wieder zur Seite gelegt und weiter gemacht wie vorher.

    Für Angehörige ist es glaube ich noch schlimmer zu zuschauen wie ein Co-Abhängiger in sein verderben rennt als beim Alkoholiker da es dort sichtbarer ist.

    Ich wünsche dir das du den Schmerz der Nichthilfe aushalten kannst und dich nicht selbst verlierst.

    Lieben gruß
    Nicole

  • Hallo Sommerkind,

    ich versteh dich jetzt besser, wieso dir das so wichtig ist.

    Einen goldenen Tipp hab ich auch nicht.
    Ich denke schon, dass man mit Co-Abhängigen eigentlich eher über ihr Problem reden kann als mit Alkoholikern. Denk ich zumindest, so von mir ausgehend, weil die einfach nicht durch den Stoff so total vernebelt sind.

    Andererseits muss ich auch gestehen, dass eine Freundin von mir schon immer mal sagte:
    Hey, guck mal, du übernimmst doch alles für ihn.
    Du musst mal was für dich tun.

    Und die berühmte Frage: Wie geht es DIR, du redest ja nur von ihm.

    Das fällt mir jetzt grad so ein. Da war ich wohl genauso vernagelt wie ein Alkoholkranker.
    Ich hab gar nicht verstanden, was sie will.
    Wie es ihm geht, hatte doch ganz viel damit zu tun, wie es mir geht? Was will sie eigentlich?

    Nun, wie hat von außen viel besser sehen können, wo mein Problem lag.
    Sie hat mir auch mal einen Text über Co-Abhängigkeit gegeben und ich hab gar nicht verstanden, was sie mir sagen will.

    :roll: Sowas hätte ich mir selbst gar nicht zugetraut.

    Also, ich geh nochmal von mir aus. Wenn sie mir das damals ganz in Ruhe lang und breit erklärt hätte, was sie mir sagen will, was ihre Sorgen sind, was genau Co-Abhängigkeit in meinem Fall bedeuten könnte. Vielleicht hätte ich mir ein paar Gedanken mehr dazu gemacht. Vielleicht, vielleicht auch nicht.
    Jedenfalls sehe ich es schon so, dass du es vielleicht einfach ganz in Ruhe und gelassen nochmal versuchen könntest, es zu erklären.
    Oder das mit dem Buch probieren.
    Aber du musst drauf gefasst sein, dass er es nicht annehmen kann.

    Ich war jetzt auch zweimal bei einer Suchtberatung, die war auch sehr hilfreich im Hinblick auf Co-Abhängigkeit.
    Vielleicht könntest du ihn da hin schicken. Auch wenn er denkt, er geht für seine Frau, vielleicht klären die ihn da ein bisschen auf und er ist einfach sensibilisierter für "Hilfe durch Nichthilfe".

    Und vielleicht kannst du ihm einfach indirekt helfen, indem du was mit ihm machst, was ihm gut tut. Mit ihm alleine was unternehmen oder ein neues Thema mit ihm teilen. Dich einfach für IHN interessieren, sein Leben, was nur ihn betrifft. Dass du ihm vor Augen führst, dass es noch mehr gibt als die Probleme deiner Mutter.

    Aber du wirst nicht das ganze Problem einfach so auflösen können.
    Und vergiss dich selbst nicht.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Und vergiss dich selbst nicht.

    Hörst du? Sehr wichtig!

    Denn für dich ist das bestimmt auch sehr schwer, dich da abzugrenzen.
    Aber wenn du dich auf den Weg machst und deinem Vater davon erzählst, vielleicht färbt das ein bisschen ab und gibt ihm Denkanstöße.

    Alles Liebe
    Doro

  • Hhm, hab grad mal gelesen, was du so im EKA-Bereich schreibst.

    Und irgendwie hab ich da gedacht:
    Vielleicht solltest du wirklich deinen Vater erstmal lassen und bei dir anfangen.
    Da haste genug zu tun.

    Nochmal liebe Grüße
    Doro

  • Zitat von Nicole


    ich habe auch Bücher gelesen, und mich erkannt und sie wieder zur Seite gelegt und weiter gemacht wie vorher.

    Hallo Sommerkind,

    ich habe ein Buch das hier forciert wird einem Bruder gegeben, der selbst Co+Alkoholiker ist, dessen Frau Alkoholikerin+Co. ist. Jeder von beiden benutzte die Argumente des Buches mit mir unverständlicher Unwürde um die eigenen Krankkheitsanteile zu rechtfertigen. Der Schuss ging nach voll hinten los, trotzdem würde ich es immer wieder genauso machen und immer wieder Material mit positiven Aussagen irgendwo rum liegen lassen.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo,

    wenn ich den Satz da so sehe von mir, stimmt er nicht so....das lesen hat was bewegt nur konnt ich noch nicht hinschauen...es hat noch gedauert....

    Lieben Gruß
    Nicole

  • Hallo zusammen,
    ist ein Angehöriger auch automatisch ein Co-Abhängiger? Unhabhängig davon, ob seinen alkoholabhängigen unterstützt abstinent zu werden oder vertuscht?

  • Hallo Krüger,

    nein, ein Angehöriger ist nicht automatisch coabhängig aber daran zu erkranken ist sehr hoch.

    Lieben Gruß
    Nicole

  • Hallo Sommerkind,
    ich habe mein ganzes Leben irgendwie mit dem Stoff zu tun gehabt. Alle haben gesoffen oder saufen noch, von der Mama bis zur Ehefrau.
    - die wichtigste Erkenntnis ist für mich, dass sich Menschen nicht ändern lassen und nur jeder einen Menschen ändern kann,-sich selbst!
    Was immer Du deinem Vater oder wem auch immer vor Augenführst, gleich mit welchem Mittel, mit welche intensität.Er wird die Welt nicht mit Deinen Augen sehen,vielleicht auch nicht sehen wollen.
    -lese viel, denk über Dich und Dein Verhalten nach.Versuche soviel wie möglich zu reflecktieren, bei allem was Dir geschied und was Du zu lässt.
    LG Innocent

  • Hallo Sommerkind,
    ich bin überzeugt davon das es ein Band von dem Vater zur Tochter und von der Mutter zum Sohn gibt.Etwas was man nicht erklären kann, aber denoch so real ist wie ein Band das man greifen kann.Das lesen der Beiträge hier, von Büchern und Gesprächen, die Du hoffentlich auch führen kannst. Wirst Du dich automatisch verändern weil Du lernst was der Alk aus Menschen macht.Leider nicht nur aus denen die Trinken.
    Wenn Du und Dein Vater diese Verbindung haben, wird Dir es für Dich auch einen Weg geben,dass er sich ein wenig offener mit dir darüber unterhält.
    Kleine Schritte, versuch es mit kleinen Schritten!

    Alles liebe innocent

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