Ist tagelanger Rückzug typisch, oder was soll das?

  • Hallo bingwu,

    Du schreibst etwas, was vielen sicherlich bekannt ist. Auch mein Ex hatte so merkwürdige Anwandlung, zog sich immer sehr zurück, kam nachmittags auf einen Kaffee vorbei und dann war er für Stunden, manchmal Tage nicht erreichbar.
    Dann wiederum war er der liebste, zuvorkommendste Mensch, der mir je begegnete. Sorry, aber einen Alkoholiker kannst Du nicht in zwei verschiedene Menschen aufteilen: Trocken lieb und nett, und betrunken *schlecht oder Unterweltsverhalten*. Es ist nunmal ein Teil dieser Erkrankung, daß sie sich immer wieder in ihre kranke, trinkende Welt zurückziehen, sich widersprüchlich verhalten.

    Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, daß ich froh bin, dieses auf und ab nicht mehr ertragen zu müssen, denn dies machte mich krank, mich immer von seinen Launen abhängig zu machen, mich immer wieder auf irgendeine *andere* Stimmung, die von hier auf jetzt kippen konnte, einzustellen. Nein!

    Willst Du wirklich an Deiner Seite einen Menschen haben, der mit Dir macht, wie und was ihm gefällt?

    Ich wünsche Dir, daß Du verstehen kannst, daß nur ein konsequentes Verhalten von Dir ihn in seine Grenzen verweisen kann. Du bist doch kein Spielball, den man beliebig hin und herwerfen kann, oder?


    Lieben Gruß

    Susanne

  • Hi bingwu,

    Zitat

    ist vermutlich eine Art vorsichtiges Weitertasten seinerseits, wie weit er gehen kann

    Das klingt nach Absicht seienrseits. Nein, ein Alkoholiker bewegt sich nunmal im Laufe der Zeit in der Suchtspirale immer weiter abwärts, nicht, weil er will, sondern weil die Sucht, der Drang nach mehr, ihn dazu zwingt.

    Du kannst nur für Dich Einhalt gebieten, und zwar wirklich nur für Dich!

    Ich dachte, durch mein Bleiben, durch meine Legitimation, hier bei mir trinken zu dürfen, hätte ich ihn retten können, aber es wurde nur noch schlimmer, sein Tiefpunkt war dadurch aber noch lange nicht erreicht, daß er beginnen konnte, sich selbst Hilfe für sich zu holen. Nein, erst, als ich ihn verlassen habe, konnte jeder für sich beginnen, für sich an seiner eigenen Erkrankung an Erkenntnis zu bekommen und lebenswichtige Schritte zu unternehmen.

    Was meinst Du, was wir tun können, um sie zu *retten*? Gibt es etwas, was in Deinen Augen ihn davon abhält, zu trinken, außer ihm die Hände zu entfernen, ihn zu fesseln und zu knebeln, daß er nicht mehr in die trinkende Umgebung geht, in der er weitertrinken kann? Es gibt nichts, außer ihm ganz klar zu vermitteln, was Du Dir wünscht!!!

    Lieben Gruß

    Susanne

  • Oh ja... das kenne ich. Bei mir war es noch viel schlimmer. Er fuhr nach Hause ins Ausland - wollte z.B. am Montag wieder da sein...kam nicht. Handy aus. Dienstag - Handy aus. Mittwoch auch. Das geschah als ich hochschwanger war, ale er beim Schwiegervater meines Bruders einen Termin hatte, als er mit jemandem der extra aus Deutschland 1000km fuhr verabredet war. Einfach weg. Und die Ausreden waren der Knaller. Einmal war er angeblich beim Zahnarzt der ihn ins Koma spritzte und er ist Tage später in Krankenhaus aufgewacht. Das zweite Mal hat angeblich seine Ex ihn von der Polizei abholen lassen und er war mehrere Tage im Gefängnis - das dritte mal hatte er einfach keine Lust auf Telefon. Echt wahnsinn. Und neulich ging er Sonntagmorgen aus dem Haus um Brötchen zu holen...und Montagmorgen war er verkatert wieder da...

    Unglaublich... ich hab das dann zum Anlaß genommen...was will ich mit einem solchen Partner? Wo bleibe ich? WEr ist für mich da wenn ich ihn brauche?

    Als er da im Ausland verschwunden war - das war die Hölle. Die Polizei meinte "der hat sich halt vom Acker gemacht"... Du hast keine Chance irgendwas zu machen. Und beim ersten Mal dachte ich er hat einen Unfall oder so...

    Ich hab das damals allerdings noch nicht mit Alkohol in Verbindung gebracht...ich hab ihm diese wilden Geschichten sogar abgenommen...

    Ey - wenn ich mir das überlege... :roll:

    Sei lieb gegrüßt

  • Hallo Bingwu!

    Dein "Ertrinken" wird sicher nicht so schnell vor sich gehen. Du hälst dich bestimmt noch länger auf dem Wasser. "Frau" redet sich ja sehr viel ein, beschönigt, verdrängt, vergisst, ...
    Bei mir war es schon gefährlich, ich war am Untergehen. Weil ich körperlich sehr schwach geworden war. Weil meine Seele kaputt war.
    Ich wollte auch nicht mehr schwimmen.
    Jetzt sitze ich in einem Boot. Mit einigen Löchern, aber immerhin auf dem Wasser. Und bin am Rudern, vorwärts, und Löcher stopfen.
    Ich habe Platz in meinem Boot, für meinen Mann. Aber nur, wenn er mit in meine Richtung paddelt.
    :wink: Das mal so bildlich ausgedrückt.

    Ich wünsche dir alles Gute, pass auf, dass du nicht ertrinkst.
    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Zitat

    BLEIBEN und, auf eine Art, MITTRAGEN (so wie es früher gewesen wäre) ist echt gar keine Option? Sind wir, irgendwie, nicht auch total zeitgeistig unterwegs, wenn wir "gehen" als einzige Option sehen?

    Hallo Bingwu,

    deine Frage hab ich mir auch schon gestellt.
    Und ich glaube tatsächlich, dass es unser "Zeitgeist" ist, dass wir uns als Frauen so wichtig sind, dass wir uns nicht gnadenlos einer Beziehung unterordnen. Ich sehe das als Folge der Emanzipation, als Fortschritt!!
    Ich vermute, früher haben die Frauen eben einfach still gelitten. Und in anderen Gesellschaften ist es ja immer noch so.

    Wie wichtig einem die Beziehung ist, muss jede für sich selbst entscheiden. Es mag ja Situationen geben, in denen das Zusammenbleiben für die Frau tatsächlich eine Option ist, weil für sie die Beziehung eben so wichtig ist oder weil sie nicht so stark leidet, weil vielleicht auch das Trinkverhalten des alkoholkranken Partners nicht so belastend ist wie bei anderen.
    Jede hat auch eine andere Grenze. Bei mir war die Grenze: Aggressionen gegen MICH. Da hörts bei mir auf. Da trage ich brav mit und am Ende bekomme ich eins auf die Mütze!

    "Mittragen" hört sich schön an und ich glaube, ich hätte auch gerne mitgetragen. Aber dann muss er doch auch ein bisschen tragen.
    Wenn er z.B. an seiner Trockenheit arbeiten würde in Offenheit und Ehrlichkeit, dann wäre ich wohl auch bereit, den einen oder anderen Rückfall wegzustecken. Aber diese Heimlichtuerei, diese Aggressivität, diese Unberechenbarkeit - das konnte ich einfach nicht mehr.

    Aber jede muss das selbst entscheiden.
    Vielleicht ist es möglich, wenn man sich stark von dem Problem innerlich löst. Wenn man es z.b. nicht mehr persönlich nimmt, wenn er verschwindet. Aber ein gemeinsames Familienleben wird dann natürlich sehr schwierig, man muss immer mit Ausfällen rechnen.
    Aber vergiss nicht, dass die Krankheit fortschreitend ist. Du musst damit rechnen, dass es härter wird. (Ohne Unken zu wollen).

    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo Bingwu,

    auch ich habe mir überlegt ob ich zu schnell aufgebe. Letzendlich habe ich nicht aufgegeben - sodnern er hat die Entscheidung getroffen. Soe wie es nach der letzten Nacht aussieht wegen einer anderen Frau. Die Kumpels von ihm waren mit seinem Auto unterwegs - sie haben einen festgenommen - er wußte bis vor ein paar Minuten nichts davon. Als ich ihn anrief und sagte die Polizei wäre hiergewesen gab er mir seinen Aufenthaltsort nicht und meinte "jaja...nachts um vier war die Poliztei da"...

    Ich hab ihn dann auf die Wache geschickt. Da kann er jetzt seinen Kumpel auslösen. Er ist das personifizierte schlechte Gewissen. Ich erwische mich mal wieder beim Kontrollwahn...wo hat er übernachtet...wert ist sie... aber letzendlich ist es doch egal. Ich hatte mir gewünscht daß er geht und er hat es getan. Wir streiten uns nicht - ich muß seine Launen nicht mehr wegstecken...also was will ich... eigentlich ist doch jetzt alles besser...

    Dorry daß ich Dich jetzt mit meinem Krempel belabere...


    Ich hätte mir auch gewünscht daß er zur Vernunft kommt - ich weiß nicht wann ich ihn vor die Türe gesetzt hätte - vermutlich hätte ich es noch eine ganze WEile ertragen. Nun kann ich sagen "Die Türe ist zu"

    Ich habe nichts unrechtes getan... er war es - wobei er mir ganz klar gesagt hat "Du wolltest es so... hättest Du dieses und jenes getan"... klar...nie ist er schuld - immer die anderen

    Einen schönen Sonntag für Dich... ich werde jetzt die Kleine aus dem Bett holen und mich irgendwohin verkrümeln

  • Tagelanger Rückzug - das war mir auch nichts unbekanntes. Hatte mich mit der zeit sogar dran gewöhnt und war froh meiné ruhe zu haben. so, als ob er es eingesehen hatte, dass ich distanz brauche vor ihm. er sicher auch von mir. wir hatten eine eingefahrene ehe.
    einmal bin ich ihm hinterher, und habe ihn auc erwischt mit ner naderen. selbst das hatte ich noch hingenommen- er war ja schließlich betrunken und wußte nciht was er tat. zwischendruch imemr wieder der leibe nette ehemann,der mich angeblich ja sooo liebt. pingpongball, das ist schon der richtige ausdruck. das war ich für ihn, ein spielzeug. und so hätte eres immer noch gerne. wenn man noch so starke gefühle hat dann wünscht man es sich so sehr dem partner zu helfen udn glaubt an eine bessere ukunft, oder darna, dass er wierder so ist, wie er früher mal war. aber die zeit geht nicht rückwärts. man muß der realität ins auge blicken und vorwärts schauen, abwägeb, was diese beziehung einem wirllich noch zu bieten hat. das ist sehr schmerzhaft zuzugeben,d ass d anciht mehr viel ist. aber wenn man vom partner verlangt zuzugeben , dass er alkoholabhängig ist und daraus konsequenten ziehn soll, aufhören soll zu trinken,dann muß man es selber auch tun. zugeben , wie sehr man shcon in diesem abhängigekitschaos drin steckt und schon so unzufrieden ist und dennoch keinen schlußpunkt setzen kann. wieso sich quälen. wieso denken, dass man den anderen heilen kann. das können nciht mal die ärzte. was wäre, wenndie krankheit krebs hieße oder schweinegrippe oder sonst wie. wir könne auch keinen krebs heilen. warum maßen wir coabhänigge es uns an, dass wir die alkoholkrankheit besiegen können? weil wir uns was vormachen, udn das ist teil unserer krankheit. wir sehendie realität genauso wenig, sehen nur was wir uns wünschen un ddrehn uns dabie ständig im kreis. und der zustand der alkoholkrnaken wird immer schlimmer, krasser, wie bei jedem abhängigen. wieweit wollen wir das miterleben. ich bin gegenagen, als ich es nciht mehr ausgehalten habe. viel zu spät denke ich nun. aber es ging nicht früher, weil ich meinen tiefpunkt genauso brauchte. viele meiner freunde ahben mir gesagt, dass ich den doch verlassen sollte , mich gefragt , was ich mir in der beziehung noch vorstelle. aber ich habe uaf niemanden gehört. die ahben mich genervt. aber sie hatten recht, sie haben die realität gesehen und nciht die welt durch rosaroten scheiben.

  • Liebe Paddy,
    ich schließe mich Dir an!!!

    So traurig ein Rückzug des Partners war, so war es doch so, dass in dem Moment ich mir selber gehörte. Das, und anderes, machte mir klar, dass ich auch während der Beziehung schon alleine war. Was änderte da also noch die - offizielle - Trennung?

    Weißt Du Paddy, ich dachte früher "aufhören" geht doch, wenn auch nicht einfach, aber es muss gehen. Ich verstand nichts von der Sucht, ich verstand nichts vom Stoffwechsel, nichts von der Wesensveränderung und absolut nichts vom Abstumpfen der Gefühle.

    Durch unsere Eigenschaft sehr gut mit uns PingPong spielen zu lassen bieten wir dem anderen natürlich auch die Möglichkeit des Aufschlages. Gerade so, als würden wir selber darauf warten weil wir gar nicht zur Ruhe kommen können - es nicht kennen.

    Gerade aber die tagelangen Ausreisser brachten Trauer und Ruhe - eine Verzweiflung - aber auch gleichzeitig das Wissen wenn ich diese Dinge wie den Teilabbruch des alten Hauses alleine durchstehe, dann auch den Rest dessen was ich an Verantwortung tragen muss. Dann aber für mich alleine!!!

    Festgefahren in einer Suchtbeziehung dreht man/frau sich tatsächlich im Hamsterrad ... nie sah ich es so klar wie heute. Manchmal denke ich, dass was da vor noch einem Jahr lief kann nicht sein.... ich habe so reagiert??? Warum ????

    Lieben Gruß von Dagmar

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