Der Weg in (m)ein unabhängiges Leben

  • Eine neue Erkenntnis auf meinem Weg: im Zusammenspiel mit meinem Ex-Freund, einem Alkoholabhängigen, sind wir uns fast nie auf Erwachsenenebene begegnet, sondern wir haben aus dem Kindheits-Ich (Kuscheln + Klammern, Jammern + Fordern) und dem Eltern-Ich (Iss, sonst wird es kalt, putz Dir mal die Schuhe, was ziehst Du für ein Gesicht, Anschuldigen: Du hast; Du kannst; Du musst; Mach sofort; Fräuleinchen) heraus miteinander kommuniziert. Wir waren beide keine gesunden Erwachsenen, sondern aus Kind- und Elternperspektive fordernde Kranke mit beleidigter Leberwurst-Tendenz, wenn der andere nicht wollte.

    Ich habe bei meinem Ex-Freund zwar einen Partner gesucht. War selbst, aufgrund eigener Störung aber garnicht fähig, Partner zu sein. Das kann ich logischerweise auch erst sein, nachdem ich meinen kranken Anteil bearbeitet habe.

    Zudem hat mir eine Freundin neulich etwas Treffendes gesagt: „Es passiert, weil Du es zulässt.“ Dieser Satz begleitet mich seit Tagen durch den Alltag. Menschen gehen mit uns nicht gut um, weil wir es zulassen und Grenzen überschreiten lassen, anstelle von „Stopp“, „Es reicht“ oder „Das geht zu weit“ zu sagen. Menschen gehen immer so weit, wie man sie lässt – das gilt auch für mich.

    Freitagsgrüße vom Kopfmensch

  • Hallo Kopfmensch,

    diese Zusammenhänge so sehen zu können, ist ein wichtiger Schritt sie aufzulösen und rauszukommen aus der Eltern-Kind-Ebene.

    Bei mir wurden als Kind so oft Grenzen überschritten, da war ein Nein für mich irgendwann gar nicht mehr vorstellbar. Entsprechend waren dann meine späteren Beziehungen in irgendeiner Form davon geprägt.


    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Mir ist heute im Therapiegespräch umso mehr deutlich geworden, dass ich selbst in der kranken Co-Abhängigen/Alk-Beziehung aus dem Kindheits- und Eltern-Ich mit meinem Ex kommuniziert habe und dass ich in meiner Kindheit das gleiche an meinen Eltern (Mutter: Co/ Vater: Alk) beobachtet und als Muster gespeichert habe. „Gesunde“ Beziehungen, in denen Menschen sich auf Augenhöhe als Partner begegnen kenne ich nur wenige.

    Zudem habe ich in meinem bisherigen Leben als Co-Abhängige generell Menschen mit Problemen angezogen habe, die selbst aus der hilfsbedürftigen Kind-Perspektive gefunkt und damit meine Knöpfe gedrückt haben. Ich bin angesprungen wie damals als Kind, wo ich stellvertretend für meine Mutter stark war und innerhalb der Suchtfamilie geholfen und funktioniert habe. Das tue ich heute noch und muss immer wieder für mich überprüfen, ob meine Leistungen angemessen sind oder, ob ich mich schon wieder selbst völlig verausgabe.

    Laut Therapeut kann ein nasser Alkoholiker kein Partner sein, egal wie gut die Co-Abhängige funktioniert – denn sein Problem hat nichts mit ihr zu tun. Auch, wenn er seiner „Co-Partnerin“ das gern einredet. Das Spielchen ist also ein permanenter Wechsel aus Zuckerbrot (Kindheits-Ich) und Peitsche (Eltern-Ich) mit der krankhaften Hoffnung, dass irgendwie und irgendwann eine partnerschaftliches Miteinander (Erwachsenen-Ich) da ist – UNMÖGLICH!!!

    Jeder Mensch hat gesunde Anteile in sich und jeder entscheidet, ob er diese für sich stabilisiert, um eine gesunde Egogrundlage zu schaffen, die eine Chance auf eine ebenbürtige Partnerschaft bietet. Da gehe ich hin – egal wie lange mein Weg dauert...ich fühle das Potenzial. Dieses Gefühl hatte ich in meiner Ex-Beziehung nicht.

    Liebe Grüße und Kraft auf Eurem Weg - Kopfmensch

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