Beiträge von Kopfmensch

    Hallo Geschwister,

    ich habe eine 2 Jahre jüngere Schwester, zu der ich ein sehr schwieriges Verhältnis habe. Sie ist davon überzeugt, dass meine Mutter (war 25 J. mit meinem Vater, Alkoholiker, verheiratet) mich ihr vorgezogen hat. Das ist alles so kompliziert und 1.000 Worte würden nicht ausreichen, um die Situation klar darzustellen. Aktuell ist, dass unsere Mutter an Lungenkrebs erkrankt ist und sich ihr Zustand zunehmend verschlechtert. Sie liegt bei ihr in der Nähe im KH. Ich wohne ca. 700 km weit weg.

    Eben rief sie mich an, ob ich nicht mal eben zu unserer Mutter nach Hause fahren könne, um ihr ein paar Sachen zu bringen. Nein - habe ich gesagt. Das geht nicht. Da springt sie immer voll ins Drama und sagt, sie könne jeden Moment sterben. Das sagt sie nun seit fast einem Jahr, um eine Reaktion von mir zu erhalten -> Manipulation.

    Mein Therapeut sagt, ich solle auf meine Grenzen hören und klar sagen, was geht und was nicht. Ich habe ihr also Geld angeboten, damit sie ihr etwas Neues zum Anziehen kaufen kann. Das wollte sie nicht. Mehr geht meinerseits nicht. Wir haben in unserer Familie nicht gelernt Nein zu sagen. Nein war ein Tabuwort. Wenn doch mal Nein gesagt wurde, haben andere Familienmitglieder solange an mir rummanipuliert, bis ich Ja mit Widerwillen gesagt habe. Es gibt nix Klareres als Ja und Nein.
    Kopfmensch

    Hallo EKAs,

    da ich im gestrigen Gespräch mit einer Freundin gemerkt habe, dass ich sie mit meinen speziellen Themen überfordere, habe ich entschlossen, mich damit an dieses Forum zu wenden.

    Zum Thema Schuldgefühle. Ich habe eine zwei Jahre jüngere Schwester, die ihre Krankheiten gerne dazu benutzt, um bei anderen auf den Arm zu kommen und Mitleid zu erzwingen - erinnert mich sehr stark an meinen Vater (Alkoholiker) früher. Ein Beispiel: Ich erhielt gestern morgen von ihr einen Anruf. Sie klang bedrückt. Und fing gleich mit Jammern an. Hätte die ganze Nacht nicht geschlafen usw. Ihr ging es schlecht. Ich bin nicht darauf eingestiegen und sie machte mir Vorwürfe, das sei kein Witz. Daraufhin habe ich entgegnet, dass ich mich nicht zum Mitleid nötigen lasse. Damit sei keinem geholfen. Sie hat aufgelegt und mir später eine bitterböse Email geschrieben inkl. es sei schwer mich lieb zu haben, wenn ich immer so kalt bin.

    Ich habe ihre Spielchen mitlerweile durchschaut, werde dennoch jedes Mal wütend. Habe in einem Buch gelesen, dass ein Reagieren typisch für die Co-Krankheit ist. Ich freue mich daher über meinen Schritt zu lernen, ihr gegenüber nicht zu reagieren.

    Gruß Kopfmensch

    Merci für Dein Feedback. Ich stimme Dir zu, dass andere Menschen mit meiner Geschichte überfordert sind. Und das mit dem Herz auf der Zunge tragen, ist mir ebenso bekannt. Wie bist Du dahin gekommen, damit aufzuhören?

    Hallo AKKA,

    ich danke für Deine Antwort und Deine Sicht. Meine Schwester, ebenfalls EKA, hat zwei Kinder im Alter von 9 und 15 Jahren. Ihre Ängste hat sie teilweise auf ihre älteste Tochter übertragen. Im Gegensatz zu mir hat meine Schwester nie eine Therapie gemacht. Dafür verurteile ich sie keineswegs, sondern schätze ihren Mut oder die Unbedachtheit, Mutter zu werden.

    Gruß Kopfmensch

    Ich habe gerade einer Freundin Einblicke in mein Seelenleben gegeben, inkl. der Aussage, dass ich eine bedrückende Kindheit mit einem Alkoholiker als Vater hatte. Wir hatten uns heute auf ein Eis verabredet und wie immer kam die Frage, und was macht der Beziehungsstatus? Hatte ihr gesagt, dass ich erst mal mit mir ins Reine kommen will. Gerade im Telefonat, musste ich plötzlich weinen und es kam Einiges an Gefühlen hoch. Sie schien perplex und sagte nur, sie weiß nicht wirklich, was sie mir raten soll. Ich soll in die Welt hinaus ziehen und leben. Jetzt bereue ich meine Offenheit bereits.

    Kopfmensch

    Was mir noch einfällt: ich bin selten authentisch aus der Mitte heraus, sondern verstelle mich oft. Habe Probleme auf die Frage, wie es mir geht, ehrlich zu antworten. Meistere mein Leben größtenteils als Schauspielerin (überspiele z. B. Berührungsangst). Habe oft Schuldgefühle, wenn ich glaube, zuviel erzählt zu haben. Bewundere Menschen, die sie selbst sind und reden, wie ihnen Herz & Schnabel gewachsen sind.

    Gruß Kopfmensch

    Hallo EKAs,

    ich bin jetzt 40 Jahre alt (Tochter eines Alkoholikers) und habe mich bis heute bewusst gegen ein Kind entschieden, obwohl ich in meinem Leben mehrmals die Chance hatte und Kinder als etwas Wunderbares und Wertvolles empfinde. Ich hatte einfach zuviel Angst, meinem Kind durch meine eigenen erlittenen Wunden und Macken zu schaden. Ich will erstmal mit mir selbst ins Reine kommen, bevor ich für ein Kind Verantwortung übernehme. Auch, wenn das möglicherweise bedeutet, dass meine biologische Uhr vorher abläuft. Gleichzeitig empfinde ich manchmal auch Schmerz, weil ich keine Mutter bin und diese Erfahrung nicht teilen kann. Ich befinde mich seit zwei Jahren in Therapie und habe rein gefühlsmäßig noch Einiges aufzuarbeiten.

    Bei der Frage des Umfeldes nach meiner Kinderlosigkeit würde ich am liebsten die Wahrheit darüber sagen. Dann wiederum sage ich mir, warum sollte ich mich erklären. Neulich hat eine Frau zu mir gesagt: "Es tut mir leid für Dich, dass Du diese Erfahrung nicht machen konntest." Irgendwie hat mich das innerlich angekratzt.

    Wie geht Ihr damit um?

    Abendgrüße - Kopfmensch

    Hallo Linde,

    einen Co-Rückfall hatte ich vor zwei Wochen. Mein Ex-Freund hat sich nach langer Zeit telefonisch gemeldet und ich bin ans Telefon gegangen. Obwohl ich mich während des Telefonats unwohl gefühlt habe, konnte ich das nicht zum Ausdruck bringen und habe fast eine Stunde still gehalten und mir seine Gelalle angehört inkl. Versuche seinerseits, mir ein schlechtes Gewissen wg. Beendigung der Beziehung meinserseits zu machen. Im Gespräch folgten auch Vorwürfe, dass ich mich nicht melde. Seit dem Telefonat ist er gedanklich wieder präsent. Um nicht darin zu verfallen, die Vergangenheit Co-schöner zu malen, mache ich mir Erlebtes (unbefriedigendes Miteinander, Streits, Stress, Lügen u. Chaos) wieder bewusst. Das hilft mir, zu mir zu kommen und bei mir zu bleiben.

    Gruß Kopfmensch

    Guten Morgen Nancy,

    auch ich habe für mich herausgefunden, dass ich in gewisserweise ausgehungert war und einen Defizit hatte - der bei mir aus meiner Kindheit kommt. Ich habe in der Beziehung mit meinem Ex gedacht, wenn ich mich nur genug anstrenge, dann wird Alles gut. Gelernt habe ich, dass ich Angst davor hatte, mich selbst unter die Lupe zu nehmen. Ich bin dabei, schrittweise Frieden mit mir selbst zu schließen und mich nicht dauernd selbst zu beschuldigen. Kein anderer Mensch hat Macht über mich, wenn ich mit mir im Reinen bin. Es gibt Tage, da spüre ich das ganz deutlich.

    Ich erinnere mich an meine Anfänge hier im Forum. Da hattest Du mir mal geschrieben. Uns verbindet in gewisserweise die berufliche Selbständigkeit. Ich bin jetzt, nach der Trennung, wieder auf einem guten Weg. Und setze die Energie, die ich in dieser Beziehung gelassen habe, u.a. für meine Selbständigkeit - (m)ein Stück Freiheit ein.

    Gruß Kopfmensch

    Hallo Maschinchen,

    ich kennen diesen mitleidigen, hilflosen Blick von meinem Umfeld auch. Deshalb wähle ich heute auch mit Bedacht aus, wem ich was erzähle. Mir ist es in der Vergangenheit schon einmal passiert, das mich jemand analysieren wollte, weil ich ihm erzählt habe, dass ich Kind eines Alkoholikers bin. "Ach, deshalb bist Du so". Er schob plötzlich alles darauf. Ich fühlte mich als Mensch reduziert.

    Schlechte Noten hatte ich teilweise auch, weil ich Nächte mit meinem Vater durchdiskutiert habe und nur wenige Stunden Schlaf hatte. In der Schule war ich gleichzeitig Außenseiterin und Idol, weil ich so eigenartig war. Es wusste jedoch niemand von meinen Verhältnissen zu Hause. Erzählt habe ich es aus Scham nicht.

    Naja - heute bin ich erwachsen und ich bin, wie ich bin - egal, was meine Eltern sind.

    Gruß - Kopfmensch

    Hallo Melanie,

    ich beobachte das in meinem Umfeld und der Berufswelt auch. Neulich hat bei einem Kundenmeeting sagte einer der Geschäftsführer, dass beim Saufen halt Geschäfte gemacht werden. Ich fand das abstoßend. Zumal er in Richtung eines Anderen sprach, der eher der Bodenständige ist. Ich wundere mich darüber, das an manchen Ecken, das Bild ein Mann ist ein Mann, wenn er ordentlich bechern kann, stark vertreten ist. Ich bin der Meinung, das ist ein völlig falsches Bild, das von Generation zu Generation weiter transportiert wird.

    In früheren Jobs habe ich diese Trinklust u.a. während der Arbeitszeit (Geburtstag, Jubiläum, Weihnachtsfeier etc.) auch erlebt und mich dezent zurückgehalten. Auf Gruppendruck reagiere ich mit einer eigenen Meinung. Auch, wenn mir dadurch der Stempel „arrogant“ oder „Zicke“ aufgedrückt wurde. Ich bleibe bei mir und vertrete meins, auch wenn ich damit manchmal gegen den Strom schwimme.

    Einen schönen Tag. Gruß Kopfmensch

    Hallo Ayki,

    meiner Meinung nach verwendest Du zuviele Worte, verfällst in Erklärungen, schaffst Nebenschauplätze für etwas, das mit Ja oder Nein zu beantworten ist. Hattest Du einen Rückfall - Ja oder Nein? Beantworten kannst/ musst Du das nur Dir selbst. Ebenso die Konsequenzen, die Du daraus ziehst.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass für ein emotionales Loslassen u.a. Abstand ein wichtiger Schritt ist.

    Gruß Kopfmensch

    Hallo Kiwipresse,

    ich differenziere hinsichtlich Offenheit in puncto Alkoholkrankheit meines Vaters. Ich habe die Beziehung zu meinem alkoholkranken Vater mit Mitte Zwanzig beendet und keinen Kontakt mehr. Je weiter ich mich von ihm entfernt habe, umso mehr bin ich zu mir selbst gekommen und meinen Weg gegangen. Auf diesem Weg komme ich hin und wieder in Situationen, wo nach dem Elternhaus gefragt wird. Ich differenziere und wäge vorher ab, was es mir bringt, offen mit dem Thema umzugehen. Ich will nicht auf meine Vergangenheit reduziert, sondern als Mensch gesehen werden, der ich hier und heute bin - erwachsen und ohne Eltern.

    Gruß Kopfmensch

    Hallo Hartmut,

    im Prinzip kann ein Mensch in jede Krankheit fliehen und sich darauf stützen, um sich aus der Verantwortung zu ziehen.

    Ich war mal in einer realen SHG für Partner von Alkoholikern. Ich hatte den Eindruck, die Co-Krankheit wurde gepflegt, indem sich gegenseitig betüdelt und bemitleidet wurde. Ich, mit meinem Ziel aus der Co-Rolle auszusteigen und für mich weiter zu kommen, kam mir wie ein Eindringling vor. Da es sich für mich nicht gut anfühlte und die alkoholabhängigen Partner die Bösen waren und ja alles so schrecklich ist, bin ich nach kurzer Zeit wieder ausgestiegen. Ich war auch mal bei einem Treffen der AA und es hat mir dort besser gefallen, weil oberstes Ziel das trocken bleiben war und die Arbeit daran.

    Ich selbst, sehe meinen Ex-Freund (alkoholkrank) heute als Chance, bei mir selbst anzufangen. Pflege aber den Begriff Co-abhängig nicht in dem Sinne, dass ich es als Entschuldigung für "wollen", aber "nicht können" verwende. Ich weiß, dass ich Schwachpunkte habe, an denen arbeite ich.

    Gruß Kopfmensch

    Hallo Melinak,

    der Ex-Partner testet meiner Meinung nach aus, ob er noch Macht über den Co-Abhängigen Partner hat - dieser evtl. noch zur Verfügung steht. Nach einigen damaligen Rückfällen in die Beziehung habe ich imgrunde gezeigt, dass ich noch wanke. Mein Ex versucht es im Abstand von 4-6 Wochen. Er quatscht mir auf den AB. Ich lösche es ungehört. Vor einigen Wochen habe ich per Post ein Nachthemd erhalten, das ich nach Beendigung bei ihm vergessen und bereits damals abgehakt habe. Es ist für mich eine gute Messmöglichkeit, wie weit ich mich von ihm distanziert habe. Noch schöner wäre es, wenn er seine Kontaktversuche komplett einstellen würde. Ich habe schließlich eine Entscheidung getroffen und die Beziehung beendet.

    Abendgrüße - Kopfmensch

    Hallo Dobby,

    ich habe für mich festgestellt, dass ich vor jeder Beziehung, die ich in meinem Leben eingegangen bin, eine gewisse Leere in mir gespürt habe. Die Defizite meiner Kindheit. Der andere hatte den Auftrag, die Leere zu füllen. Ich war eine Vampirin, die zwar ein wirtschaftlich unabhängiges Leben aber kein glückerfülltes Leben mit sich geführt hat.

    Da ich in den letzten Monaten, nach Trennung von meinem alkoholäbhängigen Partner inkl. Rückfälle, schon wieder eine Menge Männer mit gleicher Leere kennen gelernt habe, ist mein Entschluss, jetzt erstmal das Vakuum in mir durch mich und mein Leben zu füllen. Ich bleibe erstmal bei mir, auch wenn mein Umfeld mir jedes Mal einsuggeriert, ein solch entzückendes Wesen müsse unbedingt einen Mann haben. Es gibt sogar zwei Bekannte, die immer für mich nach Männern Ausschau halten. Im Umkehrschluss können diese Menschen selbst ihr Alleinsein nicht aushalten oder stellen sich dies grausam vor.

    Allein dieser Entschluss füllt schon einen Teil meines Vakkuums.

    Gruß Kopfmensch