Der Weg in (m)ein unabhängiges Leben

  • Hallo,

    ich habe hier bereits in vorigen Beiträgen ansatzweise meine Geschichte erzählt und auch zu anderen Beiträgen etwas geschrieben. Da ich keine reale SHG besuche, es aber ohne schwierig finde, eröffne ich diesen Thread zwecks Austausch und Information darüber, was ich tue, um nach einer schmerzhaften und energieraubenden Beziehung zu mir selbst zu finden. Ich werde mir ab heute alles von der Seele schreiben, weil es sonst in meinem Kopf und ich selbst in meiner Gefühlswelt stecken bleibe.

    Für alle, die mich noch nicht kennen, meine Geschichte in Kurzform: Ich war 2,5 Jahre in einer On- and Off-Beziehung mit einem alkoholabhängigen Mann, von dem ich mich getrennt habe, weil mich sein Alkoholkonsum und die Folgen zu stark belastet und mein eigenes Leben bedroht haben. Obwohl ich Tochter eines Alkoholikers bin, habe ich seinen Konsum (ist wahrscheinlich typisch) zu anfangs nicht registriert und mittels Erklärungen mir selbst gegenüber heruntergespielt. Meine innere Stimme hat irgendwann so laut gesprochen, dass es mir unmöglich war, wegzusehen. Ich habe Vergangenes neu gedeutet und musste mich trennen.

    Mein Problem ist, er lässt nicht von mir ab und meldet sich nach ein paar Wochen/ Tagen wieder. Ich merke, dass ich einfach noch Zeit und Abstand brauche, um das Geschehene für mich zu verarbeiten und wieder meinen eigenen Lebenskurs einzuschlagen. Irgendwann bin ich darüber hinweg, doch ich brauche Zeit. Diese Zeit gibt er (weil er um meine emtionel Instabilität weiß) mir aber nicht und es reicht schon, seine Nummer auf dem Display zu sehen und ich fühle mich unwohl. Mein Therapeut hat gesagt, dass er genauso wenig an mir loslassen wird, wie an seiner Trinkgewohnheit und dass, das Loslassen an mir ist inkl. nicht ans Telefon gehen, keine SMS oder Emails lesen, da schon die Worte in mir als Co-Abhängiger erst Wut und dann Klärungsbedarf auslösen – ich habe ein Problem damit, Dinge so stehen zu lassen, wie sie sind. Dadurch bin ich leicht aus der Fassung zu bringen. Eine weitere Erkenntnis sowie ein Punkt auf meiner Ego-Arbeitsliste.

    Ich habe mir zudem angewöhnt, sobald mir meine emotionale Seite die schönen Momente vorspielt, ich gleich ein Schockbild (mein Ex mit Flasche + lallender Stimme) dagegen setze. Das hilft mir vor allem dabei die Realität zu sehen.

    Heute fühle ich mich wohl in meiner Haut.

    Liebe Grüße Kopfmensch

  • Es sind wieder einige Tage vergangen. Tage, in denen ich viel für mich selbst gemacht habe. Neben den Therapiegesprächen, die mich an die Knackpunkte meiner eigenen emotionalen Sucht heranführen, habe ich schöne Dinge unternommen. Während ich tagsüber, wenn ich beschäftigt bin, weniger an meinen Ex denke, wache ich nachts manchmal auf mit Bildern aus vergangenen Tagen und denke, denke, denke. Ich habe für mich beschlossen, nichts mehr zu verdrängen, sondern mir die Zeit zu geben – auch nachts - um damit weiter abzuschließen. Irgendwann schlafe ich auch wieder ein.

    Mein Ex hat letzten Freitag angerufen. Bin gerade von einem wichtigen Geschäftstermin zurückgekommen, hatte zuvor eine Freundin getroffen, war zwar erschöpft, aber auch zufrieden mit mir und dem Tag. 2 x hintereinander, sprach mir auf den AB. Meine Strategie ist hier, löschen ohne es mir anzuhören - anzutun. Weil, was ich nicht weiß... Trotzdem hat dieses Telefonat ein paar Stunden später Panik ausgelöst.

    Ich arbeite weiter an meinem eigenen inneren Abstand. Hinsichtlich der Trennung kann ich nur sagen, dass ich das Gefühl für mich und meine Selbstbestimmung schrittweise wiedergewinne. Ich hatte mal geglaubt, das schlimmste wäre, wenn er mich mit einer anderen Frau betrügt. Mittlerweile sehe ich es anders. Es wäre schlimmer gewesen, das Leben mit dem Dämon Alkohol und seinen Fratzen inkl. Abstiegsgarantie und Selbstbetrug fortzusetzen.

    Ich war einsam in der Beziehung mit meinem Ex, jetzt bin ich allein, aber ich fühle mich nicht einsam. Je weiter man sich aus einer krankmachenden Beziehung (Eltern, Partner, Freunde) entfernt, umso näher kommt man sich selbst.

    Kopfmensch

  • Hallo Kopfmensch,

    Zitat


    Ich war einsam in der Beziehung mit meinem Ex, jetzt bin ich allein, aber ich fühle mich nicht einsam. Je weiter man sich aus einer krankmachenden Beziehung (Eltern, Partner, Freunde) entfernt, umso näher kommt man sich selbst.

    das ist ein Satz mit sehr viel Wahrheit
    ich sehe es genauso manchmal muß man einfach Balast abwerfen!

    LG
    Marina

  • Hallo Kopfmensch,

    habe deine Beiträge verfolgt und möchte dir sagen das du sehr wahr schreibst.
    Deinen Nick hast du auch zu Recht gewählt "Kopfmensch" 8) ,passt gut zu deinen Beiträgen.
    Toll wie du deinen Weg gehst,ohne Haken zu schlagen.
    Das hofft wohl fast jeder Co, es so durchzuziehen.Aber wie du schon schreibst, man ist auch süchtig und das Suchtmittel loszulassen braucht Aufarbeitung mit sich selber.
    Vielleicht komme ich auch mal soweit ,bin auf dem Weg. :)

  • Habe für mich entschieden, dass ich erstmal die Therapie, die ca. 2 Jahre dauern wird, durchziehen werde. Bevor ich einem neuen Mann begegne, will ich mir erstmal selbst begegnen und für mich eine klarere Haltung gewinnen. Im Umgang mit gegenwärtigen Verehrern, die alle irgendwo auch beschädigt sind und daher auf meine inneren Muster reagieren, habe ich schon deutliche Fortschritte gemacht. Mein Problem ist nämlich u.a. konsequent bei meinen Entscheidungen zu bleiben ohne Rechtfertigung und mich nicht wieder durch Gesprächsverwicklungen umstimmen zu lassen. Ein Kandidat, zu dem ich meinerseits den Kontakt abgebrochen habe, da er mir unangenehm ist, versucht immer wieder an mich heranzukommen, da er hofft, dass vielleicht doch etwas geht. Eine Falle, in die ich als Co gern tappe, ist mein Erklärungswunsch, praktisch die Portion mehr an Informationen, durch die ich dann wieder emotional kippe und in meine alte Rolle verfalle. Wie gesagt, daran arbeite ich momentan. NEIN heißt NEIN.
    Kopfmensch

  • Hallo, Kopfmensch -
    in dir habe ich mich wieder erkannt, und hoffe auch mal auf einem ähnlichen Weg zu landen ...
    Ich bin noch mit ihm zusammen und lerne gerade meine Standpunkte zu vertreten. Ich habe auch eine psychologische Betreuung die mich stärkt. Habe aber z. Z. Panikattaken und schlaflose Nächte, weil ich erfahren habe, dass er so wie er sagt wieder 1 x im Monat Bier trinkt. Der Dämon Alkohol also wiedermal seine Schatten auf uns wirft und in mir Weinkrämpfe, Herzrasen und Panik auslöst. Ich merke, dass er mir körperlich nicht gut tut, habe aber noch nicht die Kraft für eine Trennung, weil die vergangenen Monate mir "Normalität" vorgegaukelt haben.
    Ich möchte mehr von dir lesen können. Danke!

    Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht.

  • Ich lese derzeit ein Buch: "Die Liebesfalle - Spielregeln für eine neue Beziehungskultur". Es hilft mir, meinen kranken Anteil und die früheren Verletzungen verbunden mit der Hoffnung auf Erlösung, die ich bisher in all meinen Beziehungen auf den Partner übertragen, aber nicht gefunden habe, zu verstehen. Es setzt in mir alte aufgestaute Gefühle frei. Und schafft ein neues Bewusstsein - ein weiteres Werkzeug auf meinem Weg...Kopfmensch

  • :D Danke für den Tipp - da ich solche Bücher sowieso gern lese ... hab grad gegoogelt und werd es mir kaufen ... hab in der Weihnachtszeit Gelegenheit zum Lesen - das wird mein Wohlfühlgeschenk an mich!!!

    Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht.

  • Heute ist der Xte Tag nach Beendigung dieser Beziehung und ich bin glücklich. Wie bereits erwähnt, lese ich parallel in dem Buch Die Liebesfalle und erkenne mich und meine Störungen darin wieder. Zwischendurch fließen Tränen, aber diese bringt mich näher zu mir selbst und ich erkenne, wie meine frühkindlichen Störungen in meinem Erwachsenenleben wirken und was ich für meinen Teil meinen Beziehungspartnern im Namen des "Deckmäntelchens Liebe" angetan habe. Unbewusst habe ich von allen verlangt, dass sie mir endlich das geben, was meine Eltern nicht konnten. Ich sehe jetzt auch, wie wichtig es ist, dass ich mir Dinge wieder und wieder bewusst mache und hinterfrage, ist das eine alte Wunde (ist es meistens) oder stammt das Unwohlsein aus der Gegenwart. Der Kopfmensch

  • Ich hatte vor ein paar Tagen das Bedürfnis, meinem Ex mitzuteilen, dass ich unsere guten Gespräche vermisse. Mir war einfach danach. Es entsprach der Wahrheit. Ich habe nicht darüber nachgedacht. Nach einer SMS, in der er mir mitteilte, dass meine SMS unpersönlich gewesen wäre, habe ich ihn angerufen. Wir haben uns hauptsächlich über berufliche Dinge unterhalten. Dann kam eine SMS mit der Frage, ob wir uns am Samstag zum Quatschen treffen wollen. Das habe ich nicht beantwortet. Ich hatte Donnerstag einen wichtigen Jobtermin in Berlin, den ich erfolgreich gemeistert habe. Komischerweise hatte ich das Bedürfnis ihn (? wieso weiß ich nicht) anzurufen, um ihm von dem erfolgreichen Termin zu erzählen. Wir haben eine halbe Stunde lang nur über Berufliches gequatscht. Das tat gut. Freitag war Funkstille. Ich hatte jedoch seine SMS noch im Kopf. Samstag habe ich dann ein Treffen vorgeschlagen. Er schrieb zurück „habe noch einige Dinge zu erledigen, komme heute Abend in Deine Stadt“. Er ist nicht erschienen. Es kam weder eine Absage noch irgendetwas. Jetzt ist Funkstille und mir ist wieder bewusst geworden, dass jeglicher Kontakt und nicht Eingehaltenes die alte Unruhe in mir erneut erzeugt und ich ganz weit von mir entfernt bin. Ich habe mich so elendig gefühlt gestern Abend, weil mir wieder deutlich wurde, dass Worte nichts bedeuten. Ich bin einfach noch nicht weit genug entfernt und stabilisiert, um es neutral zu sehen. Ich frage mich jetzt, warum habe ich ihn angerufen, was ist da in mir, dass ich ausgerechnet ihn und keinen anderen Menschen kontaktiere?

    Wer versteht das und kann mir helfen, mein Verhalten zu reflektieren?

    Ein grübelnder Kopfmensch

  • Ich werde das Thema in der nächsten Therapiesitzung ansprechen, obwohl mich mein Therapeut vor Behandlungsbeginn vor die Wahl zwischen meinem Ex und der Therapie (Psychoanalyse) ohne Ex gestellt hat. Mir ist klar, dass ich die Beziehung nicht fortsetzen will, dennoch passieren mir auf meinem Weg gewisse Ausfallschritte, die mir auf der anderen Seite auch wieder etwas bringen. Mir werden gerade zwei meiner Co-Knöpfe deutlich:

    1. Das Gefühl mich andauernd zu erklären zu müssen
    2. Das Gefühl keine Fehler machen zu dürfen aus Angst vor Bestrafung oder Ablehnung, weil mein Gegenüber mich nicht versteht

    Ok, werde jetzt bei einem Spaziergang am Meer meine Seele erfrischen - einen schönen Adventssonntag - Kopfmensch

  • Mein Therapeut hat meinen Kontakt zum Ex als Rückfall deklariert und mich mit einem Alkoholabhängigen verglichen, der versucht dem Stoff zu widerstehen und plötzlich doch wieder trinkt. Ich fange in puncto Abstinenz und Loslassen also wieder bei 0 an. Dennoch frage ich mich, was ist das in mir? Im Gespräch mit einer Freundin haben wir festgestellt, dass es nach jedem Beziehungsende etwas Schönes gibt, das man vermisst. Daran denkt man aber meistens nur, wenn man gerade Solo ist. Dann empfindet man es doppelt so stark und es entwickelt sich eine SehnSUCHT nach Gewohntem. Darin besteht die Versuchung und die Rückfall-Gefahr.

    Bekannte empfehlen mir die Ablenkung mit einem neuen Mann. Permanent werde ich nach einer neuen Liebe gefragt. Dazu bin ich aber noch nicht bereit, weil ich emotional noch nicht clean bin.

    Fühle mich heute mies und unsicher. Kopfmensch

  • Man vermisst etwas in Situationen, in denen gemeinsam genossen wurde. In dem Fall ganz gleich ob ein Mensch, geliebtes Tier oder Suchtmittel. Was ich aber selbst gemekt habe - Ablenkung hilft - muss aber nicht immer eine neue Beziehung sein - wenn man noch nicht den gewünschten Abstand hat, fängt am eh an zu vergleichen ...
    Ich stürze mich in Arbeit oder betütel dann meine Kinder, geh raus und sorge so für mich, dass mein Tag durchgeplant ist, damit ich abends in´s Bett falle und gleich schlafen kann. Für mich finde ich´s schön, wenn am abend etwas auf meinem Plan steht, worauf ich mich den ganzen Tag freuen kann.
    Ich habe aber genau aus dem Grund, im Moment noch Angst ihn zuverlassen, weil ich weiß, dann muss es so endgültig sein, dass ich mir solchen einen "Rückfall" nicht mehr leisten kann. Ich nehme mir immer vor, die "schlechten Gefühle" nicht zu vergessen, die ich an den schlechten Tagen durchleben musste. Ich weiß, wenn Trennung ein Thema wird, dann ist es meine Entscheidung, mit der ich leben und klar kommen muss - so wie er, der mit seiner Entscheidung zu trinken den Grund für die Trennung geliefert hat.
    Diese Konsequenzen haben wir bereits im nüchternen Zustand besprochen. Und ich kann kein konsequentes Handeln von ihm verlangen, wenn ich selbst nicht danach leben kann.

    LG Silke

    Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht.

  • Liebe Silke,

    ich danke Dir für Deine Gedanken. Ich sehe das auch so, ich kann von einem anderen nichts verlangen, dass ich selbst nicht geben kann. Ich habe an mir selbst beobachtet, dass ich in den vergangenen Monaten immer Panikgefühle hatte, wenn er sich wieder gemeldet hat und ich verlangte von ihm (da ich mich getrennt habe), mich endlich in Ruhe zu lassen. Dabei bin ich es, die ihn in Ruhe lassen muss. Das habe ich nicht getan. Und es fühlt sich wieder gut an, weil ICH damit etwas für mich bewegen kann.

    Es geht mir heute Abend schon bedeutend besser. LG Tanja

  • Eine Freundin (die sich verändert hat u. beim letzten Treffen viel offener u. entspannter war) hat im Gespräch von einem Buch erzählt, dass ihre Sicht auf ihr Leben verändert hat, weil es zeigt, wie gefangen wir doch alle in unserer Gedankenwelt sind - in Gedanken, die nichts mit der Realität zu tun haben, diese aber beeinflussen, weil wir den Gedanken glauben. Ich habe es mir gekauft und allein Vorwort und Einleitung haben bereits etwas bewegt. Es heißt: "Ich brauche deine Liebe - stimmt das?" Der Leser wird aufgefordert alles, was ihn negativ bewegt (mittels 4 Fragen/ Perspektiven) zu hinterfragen - so erhält er eine andere Sichtweise auf oftmals festgefahrene u. schmerzliche Themen und Stationen in seinem Leben.

    Einen schönen + angenehmen Wochenausklang - Kopfmensch

  • Eine Freundin (die sich verändert hat u. beim letzten Treffen viel offener u. entspannter war) hat im Gespräch von einem Buch erzählt, dass ihre Sicht auf ihr Leben verändert hat, weil es zeigt, wie gefangen wir doch alle in unserer Gedankenwelt sind - in Gedanken, die nichts mit der Realität zu tun haben, diese aber beeinflussen, weil wir den Gedanken glauben. Ich habe es mir gekauft und allein Vorwort und Einleitung haben bereits etwas bewegt. Es heißt: "Ich brauche deine Liebe - stimmt das?" Der Leser wird aufgefordert alles, was ihn negativ bewegt (mittels 4 Fragen/ Perspektiven) zu hinterfragen - so erhält er eine andere Sichtweise auf oftmals festgefahrene u. schmerzliche Themen und Stationen in seinem Leben.

    Einen schönen + angenehmen Wochenausklang - Kopfmensch

  • Hallo Kopfmensch,

    Zitat

    Bekannte empfehlen mir die Ablenkung mit einem neuen Mann. Permanent werde ich nach einer neuen Liebe gefragt. Dazu bin ich aber noch nicht bereit, weil ich emotional noch nicht clean bin.

    Schön, daß ich dir mal schreiben kann. Ich bin eine heimliche Mitleserin deiner interessanten Posts. Auch vielen Dank für den Buchtip.
    Da mir die oben genannte Meldung aus dem Familienkreis auch des öfteren passiert, möchte ich gerne meine Einstellung dazu äußern.

    Bin ja auch wieder ein Single nach einer traurigen Liebesgeschichte.
    Und trotzdem bin ich darüber jetzt nicht mehr gar so unglücklich, weil ich dadurch viel über mich selbst erfahren und über mich lernen konnte/mußte.
    Hätte mir natürlich gewunschen, daß meine Beziehung gut ausgehen würde. Ist ja auch nicht gar so leicht, sie überhaupt mal aufgebaut zu haben.
    Dennoch werde ich mit einer neuerlichen Beziehung nicht zu lange abwarten. Ich meine, solange die alten Gefühle nicht durch ein neues Gefühl, hoffentlich mit den gewünschten Folgen, abgelöst werden,
    sind wir emotional noch sehr lange an den Ex-Mann gebunden.

    Mir hilft deshalb allein schon der Gedanke, geistig offen und flexible zu bleiben auch in Bezug auf eine neue Partnerschaft. Das soll nicht heißen, daß ich jetzt von einer B... in die andere flüchte, sicher nicht, aber ich suche trotzdem neue Kontakte.
    So werde ich z.B. nächste Woche mal mit einen netten Mann durch den Adventmarkt schlendern. Ich erwarte mir nichts Besonderes, ... oder doch wer weiß, eine vlt. sympathische Unterhaltung.

    Oder, was meinst Du lieber Kopfmensch.
    Verlaufe ich mich schon wieder?

    Herzliche Grüße und einen frohen Advent
    wünscht Dir Emma

  • Hallo Emma,

    ich danke Dir für Deine Sichtweise. Ob Du Dich verläufst, das weißt Du erst hinterher...also traue Dich ruhig und genieße;-) zumal sind gute Gespräche eine Bereicherung.

    Ich habe mich dem männlichen Geschlecht auch nicht gänzlich entsagt - ich flirte hier und da und gehe sehend durch den Tag. Dennoch weiß ich für mich, dass ich erstmal diese Stabilität in mir finden und zur Ruhe kommen möchte. Noch bin ich viel zu unruhig und nicht klar. Das ist nicht gut und würde mich eher dahin bringen, mich auf mein Gegenüber zu fixieren.

    Es wird der Tag kommen, wo dies ein Ende hat. Das sagt mir meine innere Stimme. Sie ist meine Stärke und hat damals auch dafür gesorgt, dass ich das Alkoholproblem meines Freundes gesehen und für mich als (lebens)bedrohlich eingestuft hat. Sie hat mich dazu bewegt, diese Beziehung sehend zu beenden und zu gehen.

    Ich kriege momentan am Wochenende häufig Panikattacken und mein Ziel ist es, diesen auf den Grund zu gehen, sie auszuhalten. Das heißt nicht, dass ich mich in mein stilles Kämmerlein zurückziehe. Dafür bin ich viel zu neugierig auf das Leben und unternehme mit anderen die unterschiedlichsten Dinge. Aber es heißt nicht mehr wegzulaufen und das Bewusstsein zu erweitern - den Moment als höchstes zu genießen. Dabei hilft mir schon jetzt das zuletzt empfohlene Buch, z. B. wenn ich sage: ich bin allein und keiner unterstützt mich. Die Autorin empfiehlt, sich selbst die Frage zu stellen "Stimmt das?" und genauer hinzusehen. Das stimmt nicht: da draußen sind Menschen, die mich jeden Tag unterstützen und sei es der Straßenreiniger, der dafür sorgt, dass die Innenstadt schön ist oder der Bäcker, der dafür sorgt, dass ich ein leckeres Frühstück habe. So kennen wir viele Menschen zwar nicht persönlich, aber sie sind für uns da. Das hilft bei der Bewusstseinsveränderung und hilft öfter zu lächeln und sich nicht einsam zu fühlen.

    Einen schönen besinnlichen 2. Advent mit netten Menchen um Euch herum - Tanja

  • Ich weiß nicht, was mich geritten hat. Wahrscheinlich die Co-Abhängigkeit. Ich habe mich erneut auf meinen Ex eingelassen. Anscheinend habe ich ihn bis heute nur verbal, aber nicht innerlich losgelassen. Wir sind uns auch körperlich nahe gekommen. Danach ist er mitten in der Nacht (5 Uhr morgens) aufgesprungen und hat gesagt, er muss gehen. Ich war total perplex und habe ihn gefragt, ob das etwas mit mir zu tun hätte. Er hat nein gesagt. Ich habe nochmals gefragt, was los sei und da hat er mir gesagt, dass mittlerweile eine Untermieterin in sein Haus eingezogen sei und sie Sex hatten. Er müsse mir das sagen, weil ich ihm mit Wärme begegnet wäre an dem Abend.

    Sie hätte sich von ihrem Ex getrennt, aber sie wären nicht zusammen, wären eine WG. Mein Magen hat sich total verkrampft. Dann ist er gegangen. Wir haben anschließend noch 1,5 Std. telefoniert als er zu Hause angekommen ist. Er hat mir erzählt, wie er sich gefühlt hat, nachdem ich 1000 Mal Schluss gemacht habe. Und mir gesagt, dass wir es langsam angehen sollten. Ich war wieder total "drauf" und gefangen in meiner emotionalen Co-Abhängigkeit. Ich habe mich gewunden wie ein Aal und einen auf Lieb-Mensch/ Lieb-Kind gemacht. Bin abgerückt von allem, was ich bis dato für mich errungen habe. Habe ihn wie ein Psycho mit Anrufen und SMS-Nachrichten bombadiert und das ganze Register an Manipulationsvarianten gezogen. Weil ich jetzt eine leibhafte Konkurrentin hatte. Das Alkproblem geriet völlig in den Hintergrund. Seit Montag, wo es passiert ist, hatte ich nur quälende Gedanken an die Beiden, die sich jetzt gefunden haben. Mir geht es total schrecklich. Es fühlt sich an, als werde ich zerrissen. Bin völlig hilflos, obwohl ich schon die Notbremse gezogen und die Sache beendet habe. Er hat mir ein Spiel angeboten, das nicht meins ist. "Mal abwarten wie Du Dich verhälst, ob Du gefügig bist und ich entscheide, ob es mit uns weitergeht." Ich habe 1.000 Vorwürfe erhalten. Fühle mich schuldig, gleichzeitig verletzt und bin stinkwütend auf mich selbst, auf ihn auch eifersüchtig, weil ich allein bin und er, wenn er nach Hause kommt, diese Frau hat zum Reden, körperliches Vergnügen etc.

    HILFE!!!!Ich bin krank, meine Kraft lässt nach und finde noch keinen Weg daraus. Warum tut das so weh?

    Kopfmensch

  • Es ist erstaunlich, wie schnell sich Dinge und Gefühlslagen ändern, wenn man den Blick auf die Dinge verändert. Heute Abend geht es mir schon bedeutend besser. Habe mich mit einer Freundin unterhalten und alles nochmal reflektiert und neu geordnet. Ich habe mit dem Geschehenen endlich den Punkt erreicht, um abzuschließen. Der anderen Frau sei Dank. Ich setze meinen Weg nach vorn fort. "ICH schaffe das". Gute Nacht, Kopfmensch

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!