Hallo Zusammen,
Ich habe schon sehr viel hier gelesen, und möchte jetzt doch versuchen mitzumachen.
Ich besuche seit zwei Jahren eine Selbsthilfegruppe, die mir sehr gut tut!
Ich habe einen alkoholfreien Lebensraum.
Zu meinem ehemaligen Trinkverhalten:
Ich bin gut behütet in einem nicht alkoholträchtigen Umfeld aufgewachsen.
In meiner Jugendzeit habe ich, wie viele hier, den Alkohol an Wochenenden kennen gelernt:
Freund im Fussballverein - reichlich Bier auf den vielen Feiern...
Freund bei der Bundeswehr - viel Bier an jedem Wochenende ...
Studium - schön zusammen kochen, mit ordentlich Rotwein vorglühen, da die Preise in der Disco, zu späterer Stunde, nicht unserem Geldbeutel entsprachen, ...
Alles in Allem ein durchaus in der Gesellschaft anerkanntes und "normales" Trinkverhalten.
Dann meine Berufstätigkeit. Umzug in eine andere Stadt, und den festen Willen "es zu schaffen"!
Als Ausgleich habe ich gleich wieder eine alternative und nette Truppe gefunden. Dort waren wir alle immer sehr trinkfreudig.
Die Jahre zogen ins Land und der ein oder andere wurde auch schon mal mit "aua-Bauch" zur Entgiftung ins Krankenhaus befördert ...
Auch ich habe den Alkohol missbraucht.
Die täglichen Feierabendbierchen im Sommer mit Grillen, die fetten Geburtstags-, Anlass- und Mottofeiern mit Reinfeiern am Freitag und mit "Reparaturbierchen" am nächsten Morgen ...
Böses Erwachen dann am Montag Morgen - Schweißausbrüche und Tatterich inclusive ...
Kein Wunder - Feiern konnten wir!!
"Reparaturbierchen" was für ein Eigentor, aus heutiger Betrachtung ...
Irgendwann 2006 habe ich dann als Lösung für mich, das Pegeltrinken entdeckt. Wenn mir Bier zum Halse raus hing, habe ich regelmäßig auf Wein umgeswitscht.
Rot oder Weiß, oft gemischt mit Wasser oder O-Saft ... rein musste es ...
Recht schnell ließ die aufheiternde Phase nach und es begann eine zusätzliche Belastung zu werden, der Sauferei die nötige Zeit einzuräumen.
Kaufen - Saufen - Entsorgen - Spuren verwischen - das alles nahm dann einen gehörigen Stellenwert in meinem auch so schon gut gefüllten Arbeitsalltag ein!
Zusätzlich hatte ich eigentlich durchgehend Sodbrennen und Durchfall ...
Das ging dann ungefähr ein Jahr so, dann flog ich auf und musste zum 2. mal zum Chef ins Büro:
"Sie machen jetzt etwas dagegen, oder ... und Sie bekommen einen Aktenvermerk!"
Ich habe nix abgestritten und bin am nächsten Tag zum Hausarzt.
Der war etwas unbeholfen, fragte mich, was ich denn möchte und verschrieb mir, nach Absprache, ein leichtes Mittel gegen die innere Unruhe und die Angst, nicht schlafen zu können.
Die habe ich dann ungefähr 10 Wochen lang genommen.
Ausserdem gab er mir die Adresse meiner heutigen Selbsthilfegruppe!
Dort habe ich viel gelernt und einen anderen Blick für den Alkoholmissbrauch in unserer Gesellschaft entwickelt ...
Wie Ihr hier auch! Seit fast einem Jahr lese ich doch regelmäßig hier bei Euch rein und kann viele Übereinstimmungen mit meiner Gruppenarbeit feststellen.
Auch die Angehörigenseite finde ich hier sehr spannend - ist doch heftig wie wir "nass" auf unsere Mitmenschen gewirkt haben ... Puh!
Und Sie können nichts machen ... aber wir können aufhören!!
Wir setzten den Punkt der Veränderung, auch für deren Leben ... unglaublich, aber wahr!
Dort versuche ich eine ZUFRIEDENE Abstinenz zu ereichen.
Ich wusste bei meinem 1.Besuch in der Gruppe, gleich ein paar Tage nach meinem Arztbesuch -- und da hab ich mich wie ein Häufchen Elend gefühlt-- das diese Angelegenheit hier nicht mal eben mit einer "Zehnerkarte" zu erledigen ist!
Das ist meiner Meinung nach ein Prozess und kein einzelner Wendepunkt. Zumindest ist das bei mir so!
Heute gehe ich gerne in "Meine Gruppe" habe dort viele nette und sehr unterschiedliche Menschen kennen gelernt und uns verbindet alle ein Faktor unserer Vergangenheit.
Bei uns wird viel gelacht, viel gefeiert und gesungen und es tut mir gut, immer wieder zu erleben und daran mitzuwirken, dass wir das alle ganz selbstverständlich ohne Alkohol oder überhaupt nur den Gedanken daran, können!!
So, ... viel geworden.
Soweit, ...so gut?
Mal sehen was Ihr dazu sagt?
Pittchen