• Hallo Ihr Lieben,

    lange nichts mehr von mir hören lassen. Mein Vater ist Alkoholiker und das schon länger als ich denken kann. Es haben sich viele Dinge geändert, seit meiner Erkenntnis Familienkrankheit Alkoholismus im letzten Jahr. Ich fing mit diesem Forum an und suchte mir eine reale SHG, sowie auch professionelle Hilfe. Vor einiger Zeit dachte ich, ich könnte alles schaffen, auch mit der Familie, da ich in dem Chaos schon mein Leben lang lebte. Mit der Zeit habe ich eingesehen, dass es nicht mehr ging und meine Ausbildung wurde durch diverse Gründe abrupt beendet. Also suchte ich nach einer Wohnung, was sehr schwer war, aber schlussendlich mit Hartnäckigkeit irgendwann klappte. Habe Freudentränen geweint, als ich endlich eine Zusage hatte. Der Umzug selbst dauerte eine kleine Ewigkeit, aber ich band den Rest der Familie auch mit ein, damit für sie das ablösen nicht zu abrupt ist.

    Seit dem Umzug merke ich Schritt für Schritt wie sich so einiges in mir an aufgestauten Blockaden löst. Und merke, wenn ich meine Familie besuche, wie verstrickt und wie anstrengend sie eigentlich sind. Brauche dann immer ein Stück Zeit, bis ich mich wieder gefangen habe je nach dem was dort gerade los ist. Aber das Verhältnis hat sich seit dem Umzug gebessert, was für mich ungewohnt ist, dass sie auch mal nett sein können. So gerne ich die Vergangenheit immer anders haben wollte es ging nie, aber mit der Zukunft klappt das bestimmt Prima.

    und im Grunde genommen wollte ich viel mehr schreiben, nur fällt mir gerade nichts ein, ausser das es mir so ohne täglich Familie um mich herum richtig gut geht :lol:

    Alles Liebe!

    Wärme

  • Hallo Wärme,

    das Heraustreten aus dem Chaos hat eine sehr heilende Wirkung, so habe ich das auch erfahren. Obwohl es bei meinem Auszug erstmal noch viele Jahre dauerte, bis ich mich wirklich von der alk.kranken Mutter lösen konnte. Zwischendurch habe ich meine Kunstschule, meine Ausbildung und mein Studium 'erledigt' - danach habe ich mich um das familiäre gekümmert. Schon eigenartig, wie einen die Verstrickungen beeinflussen können!
    Im Nachhinein bin ich nur froh, direkt nach dem Abi ausgezogen zu sein, auch wenn ich immer viel Seelsorger bei meiner Mutter spielen musste und mir wortlose Vorwürfe von meinem Vater 'angehört' bzw. angeschaut habe... Letzten Endes fühle ich mich wie erlöst. Auch wenn es manchmal unendlich traurig ist, keine Eltern zu haben, obwohl sie noch leben. Um das zu akzeptieren und zu verarbeiten, brauche ich immer wieder neuen Mut und neue kleine Rituale und Freiräume.
    Manchmal habe ich solche Angst, selbst nie eine gesunde eigene Familie haben zu können!
    Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf!! Und arbeite dran :)

    LG,
    Lavandula

    P.S.: Es tut soso gut, hier schreiben zu können, lieben Dank an alle!!!

  • Dann bin ich mal wieder kurz da. Weihnachten und Neujahr verliefen wirklich klasse mit einigen Ausnahmen, aber Ok. War das schönste Weihnachtsfest in meinen Leben, es gab Rücksicht, Frieden und sogar Harmonie. Trotz alle dem es ist stellenweise wahsinnig schwer an mir selbst zu arbeiten, weil man immer wieder in alte Muster zurück rutscht. Bin häufig am reflektieren, versuche den Tag zu reflektieren, um dann immer zu gucken was war gut, was war schlecht und wie kann ich das ändern.

    Aber ich merke für meinen Umkreis bin ich ständig da, Ansprechpartner in allen Lagen und vernachlässige mich dann schnell selbst. Mein Umfeld weiß gar nicht mit welchen Problemen ich momentan kämpfe, einfach um sie nicht zu belasten. Daran muss ich auch arbeiten, an meiner Offenheit. Was den Rest der Familie betrifft, sie fangen endlich an ihr eigenes Leben zu leben und lassen mich nach und nach los, dass macht mich irgendwie auch stolz, dass sie angefangen haben zu respektieren, dass ich auch ein eigenes Leben führe und sie das auch können.

    Mein Vater hat auch endlich angefangen etwas für sich selbst zu tun, aber weg wird er von dem Zeug wohl nie kommen.

    Bis bald und lieben Dank für Eure Posts, habe mich total über Eure Posts gefreut.

    Alles Liebe!

    Wärme

  • Selbstzweifel wer kennt sie nicht?
    weil man nie gut genug war
    weil man nie so gut wie andere Kinder war
    weil man immer alles falsch machte

    Erfolglosigkeit, wenn man einen sich durch das Leben gezeichnete Lebenslauf hat, fängt man an zu zweifeln. Erfolge und Misserfolge dicht aneinander gedrängt. Nach aussen hin trotzdem "perfekt". Keiner versteht die Misserfolge, weil man doch so kompetent und offen wirkt.

    Aber eins lernt man authentisch genug in der Aussenwelt zu sein, auch wenn man es manchmal nur spielt um unangenehmen Fragen nach Gefühlszuständen zu umgehen.

    Liebe grundsätzlich nur schwierige Geschichten? Weil man es nicht anders kennt? wird es mit der zeit einfacher?

    liebe grüße

  • Liebe Wärme,

    irgendwie schreibst Du auch mir aus der Seele...
    Die Themen sind bei mir auch sehr wichtig - aber es geht weiter, immer ein Stückchen weiter und besser und schöner!

    Liebe Lavendelgrüße

  • Danke Lavendel!

    Ein Schritt nach dem anderen und manchmal gerät man einfach wieder ins stolpern, weil man versucht zu schnell zu laufen wie normale Menschen und vergisst, dass das einem die vorherige Lebzeit geprägt hat, auch nur langsam abgebaut werden kann. Manchmal nehme ich die Dinge so präzise, dass daraus ein Strick wird. Weil ich meinen Gegenüber höflich genug sein möchte, um bloß nichts zu vergessen. Genau so etwas wird mir dann vorgeworfen.

    Ich führe mein eigenes Leben, eigene Wohnung, aber irgendwie führe ich einen Teil der Verhaltensmuster weiter, kämpfe hart um das abzubauen. Es ist schwer meine Familie zu besuchen, es ist wie ein Sumpf. Und ich spüre eine riesen Ablehnung. Mir fällt die Umstellung auf mein eigenes Leben danach immer noch schwer. Mir geht das Gerede manchmal total auf die Nerven, dieses ewige rumgeheule wie schlimm doch die anderen sind. Sie sehen vor lauter Sumpf überhaupt nicht, was sie eigentlich trotz dieses Sumpfes haben, den sie sich künstlich am Leben halten. Bin immer noch auf Arbeitssuche... Manchmal macht sich Frustration und Depression breit. Aber ich kämpfe, richte mich immer wieder auf.

    Ich liebe diese glücklichen Momente die es gibt und freue mich je länger sie anhalten. Ich freu mich auf jedes positive Feedback von aussen und im Gegensatz zu früher, nehme ich es an und hinterfrage nicht mehr ob das ironisch gemeint ist. Nach wie vor bin ich stimmungsmässig ein Wackelkandidat und verstecke mich am liebsten, wenn es mir nicht gut geht, anstatt zu reden raus zu gehen und den negativen Gefühlen die A-Karte zu zeigen.

    Mein Vater trinkt immer noch und ich bin froh dort nicht mehr zu wohnen und alles hautnah mit zu bekommen. Wenn ich meine Eltern besuche, habe ich immer noch das Gefühl ich würde "meine" Kinder besuchen, weil sie von ihren Verhalten her sehr infantil sind. Meine Mutter möchte mich nach wie vor immer von A-Z schicken, damit ich ihr etwas mitbringen kann. Dem habe ich einen Dämpfer verpasst und ihr auch mitgeteilt, dass ich kein Auto besitze und für mich die rumfahrerei mit den Öffentlichen und dem was sie möchte zu anstrengend ist. Sie ein Auto besitzt und eigentlich nur selbst fahren muss. Gut sie war mal wieder beleidigt, aber das mal nur als Beispiel.

    Habe kürzlich auch wieder eine kleinere Reise in die Vergangenheit gemacht und meine alten Kunstsachen hervor gekrammt es ist schon faszinierend, wie ausdruckstark einige Skizzen und Malereien geworden sind. Spüre zum ersten Mal beim betrachten die schmerzhafte Energie, in der ich damals gefangen war. Andererseits war das für mich eine Art Flucht aus der damaligen Realität und ein wenig dem Schmerz Gestalt zu geben.

    Ich wünsche Euch was und vor allem alles gute auf Eurem Weg der Genesung!

    Alles Liebe! bis demnächst

    Wärme

  • Hi Wärme

    Zitat

    Gut sie war mal wieder beleidigt,


    Wie ging's dir dabei?

    Und wie gehts dir, wenn du deine Familie über einen längeren Zeitraum mal nicht besuchst?

    Für deine arbeitssuche drück ich dir feste die Daumen, genauso auch das es noch viele weiteren schönen Momente gibt!

    lg Dani

  • Hi Dani,

    wenn ich sie mal längere Zeit nicht besuche gehts mir eigentlich gut.


    Nur ich merke, wie fest ich meine Familie verinnerlicht habe und ich irgendwie gespalten bin, wenn ich wie gelernt reagieren möchte. Es ist ein Kampf und versuche mich gleichzeitig analysieren, ob die Reaktion jetzt meine ist und was ich eigentlich möchte. Es tut wirklich gut die Energievampiere eine Zeit lang nicht sehen. Mein Fokus richtet sich dann auf mich. Sozialumfeld aufbauen ist auch schwer, wenn man merkt wieviele Personen da nicht rein passen.

    Das mit der Arbeit hatte eine Zeit lang sogar geklappt, es war schön. Nur leider stehe ich wieder ohne da und es traf nicht nur mich. Einer der blödsten Kommentare war bei der Bekanntgabe, jetzt gehst aber einen Saufen um das zu vergessen :cry: Der Verlust ist unglaublich schmerzhaft und ich reagiere empfindlich darauf. Die Suche ist anstrengend.

    Auch die Geschehnisse der letzten Zeit sind sehr unschön. Bin einige Zeit etwas traumatisiert gewesen, weil ich merke wie sehr mich ein Ereignis noch mehr aus der Bahn geworfen hat. Glücklicherweise traf ich per Zufall auf Personen, die ähnliches durchgemacht haben. Und konnte dann zumindest wieder durchschlafen. Echt bescheiden, wenn alles auf einmal kommt. Aber ich lerne damit umzugehen, eigentlich reagiere ich wie ein normaler Mensch auf sowas. Vor meiner Familie zeigte ich mich natürlich stark und zog das Ganze ins Lächerliche. Warum das so ist? Ein Schutzmechanismus. Wenn mein Vater früher sah, es geht mir schlecht, war das auch ein "Grund" zu trinken. Und auch war es der Anlass der Familie mich mit ihren imaginären Problem zu zumüllen und ich hatte eh keine Chance mein Problem zu bereden.

    Ich würde wieder gerne etwas mehr Gelassenheit haben. Manchmal bin ich zu verbissen. Manchmal kann ich aber auch einfach mal den Moment genießen, wenn es ein schöner ist. Trotzdem merke ich, da klopft ein altes Verhaltensmuster an und frei nach dem Motto ich darf nicht glücklich sein.

    lg
    Wärme

  • Job gefunden der viel zu anstrengend war, dann Job gewechselt der auch anstrengend ist und das unbequeme Thema bleibt. ER trinkt und trinkt und trinkt... Und meine Mutter fängt an zu erkennen, dass da was nicht normal ist. Kleiner Fortschritt?
    Erkenntnis meiner Mutter? Oder mal wieder nur eine Phase zu hinterfragen und dann doch wieder zu vergessen das das nicht normal ist?


    lg
    Wärme

  • Hallo Wärme,

    ist es denn wichtig, ob deine Mutter eine Erkenntnis hat?

    Ich finde, es ist viel wichtiger, dass du weißt, dass das Verhalten nicht normal ist. Aber auch das Verhalten deiner Mutter ist nicht normal. Dennoch ist es ihr Leben und sie hat ein Recht, es so zu leben, wie sie möchte.

    Du bist erwachsen, schau auf dich und deine Fortschritte.

    liebe Grüße
    Laura

  • Hallo Wärme,

    bei mir ist die Konstellation genau gleich. Vater trinkt, Mama ist Co - seit ich denken kann.

    Ich habe meiner Mutter Weihnachten vor 2 Jahren ein Buch über die Familienkrankheit Alkoholismus geschenkt, in dem das Thema Co-Abhängigkeit auch gut angesprochen wird.

    Seither konnte sie sich zumindest emotional mehr von ihm lösen und hat dieses "Ich bin schuld, dass ER trinkt" ablegen können.

    Sie hat es bestimmt 20 Mal gelesen und mir mindestens ebenso oft gesagt, dass das das Beste war, was ich ihr jemals geschenkt habe.

    Ansonsten versuche ich mich so weit wie möglich, abzugrenzen. Weil mich seine immer wiederkehrenden Versprechungen, die er ebenso wiederkehrend nicht einhält, krank machen.

    Lieben Gruss,
    Heidi

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