Mein S.O.S.-Ruf als Co-Abhängige

  • Liebe Foris,

    Euch bzw. dieses Forum schickt der Himmel. Seit knapp 4 Stunden lese ich Eure Beiträge und habe mich schon in so vielem wiedergefunden. Erst hatte ich Angst, mich hier einzureihen, aber mein Wunsch, mir selbst zu helfen, war nun zum Glück stärker, und nun bin ich angemeldet.

    Ich bin, wie ich seit heute weiß, ein EKA und co-abhängig. Mein Vater ist Alkoholiker, meine Mutter hat es immer gehasst und führt bis heute erfolglos Krieg dagegen. Sie hat mir immer gesagt "Lass dich nie mit einem Alkoholiker ein!", und genau das ist mir passiert. Aber der Reihe nach.

    Meine Kindheit war nicht schlecht.. mein Vater hat uns nie verprügelt oder so. Er hat nur immer bis zum Abwinken getrunken, auf jeder Feier, zu der er ging. Meist kam er kaum noch die Treppe hoch. Ich liebe meine Eltern.
    Mit 19 bin ich ausgezogen (aber nicht deswegen), habe eine Ausbildung angefangen nach dem Abi. Ich hatte selbst mit Alkohol nie was am Hut. Hab zwar auch gefeiert, auch mal gut mitgebechert, hatte aber nie selbst Probleme damit. Heute trinke ich gar keinen Alkohol, weil ich total schnell betrunken werde und ich es vom Magen her auch einfach nicht vertrage. Er schmeckt mir auch nicht. Und diese Kopfschmerzen...

    Meine erste Ehe (1996-2000) ging auseinander, es passte einfach nicht, er hat hin und wieder aus Genuss getrunken.
    Danach war ich 9 Jahre mit einem Mann zusammen, der Alkoholiker ist, aber es selbst nicht erkennt. Anfangs hab ich mich nur gewundert, warum er jeden Abend Bier trinkt und ihn gefragt, ob er das nicht mal lassen kann. Während der ganzen Jahre hat er es nie länger als max. 4 Tage ohne Alk geschafft. Vom Pegel her war es immer so, dass er so gerade angetrunken war, um seinen Bewusstseinszustand zu verändern und eine Art von Humor zu entwickeln, die ich gar nicht lustig fand. Dann wurde er aggressiv und beleidigend. Und s*x gab es nur, wenn er getrunken hat. Ich führte nun den gleichen Krieg wie meine Mutter und merkte nichts.

    Ich habe sehr lange gebraucht, um mich zu trennen. Das war im April dieses Jahres und ich bin total froh und erleichtert. Ich habe verstanden, dass es nicht meine Aufgabe sein kann, ihm zu helfen. Denn das klappte nicht.

    Nun hat die nächste Falle zugeschnappt: im Oktober habe ich einen Mann kennengelernt und mich quasi sofort verliebt. Wir haben ein paar Mal gemailt und uns ins Kino verabredet, danach noch was essen gegangen. Wir redeten über dies und das, und er sagte mir, als ich in einem Nebensatz das Alk-Problem meines Ex´ erwähnte, dass er das gleiche Problem hat.
    Ich wechselte die Gesichtsfarbe wohl von weiß zu grau und dachte, ich fall vom Stuhl.
    Was folgte, waren viele Diskussionen über das Thema, wie er und ich damit umgehen usw, kurze Kontaktunterbrechung, dann Wiedersehen.
    Er macht seit einem Jahr eine Therapie mit dem Ziel, kontrolliert trinken zu können. M.E. geht das nicht. Er ist so ein wunderbarer Mann, weswegen es mir unendlich schwer fällt, hier eine Entscheidung zu treffen.
    Ich weiß, dass mich das total fertig machen wird, ich habe es ja 9 Jahre lang mitgemacht. Andererseits ist die Hoffnung da, dass er gesund wird. Er trinkt täglich alkoholfreies Bier. Als er vorgestern für uns gekocht hat, wollte er allen Ernstes mit mir ein Glas Wein trinken, und ich war total geschockt. Er auch, weil ich so heftig ablehnend reagiert habe.

    Ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein Verstand sagt "Hau ab", mein Gefühl sagt "Bleib".

    Dann hab ich hier Eure Beiträge gelesen und muss mir eingestehen, dass ich co-abhängig war und nun Gefahr laufe, es wieder zu werden. Ich habe so viele Merkmale dazu gefunden, die zu mir passen.. das wußte ich alles gar nicht....
    Das will ich nicht, co-abhängig sein, und suche daher Hilfe. Hier bei Euch.

    Ist der erste Schritt nun, meinem Verstand zu folgen? Abzuhauen?

    Soweit die Kurzform meiner Situation mit meinem S.O.S.-Ruf.

    Danke an Euch für´s Zuhören... hab so viel geschrieben...

    LG.. Pedi

  • Hallo Pedi

    Schön ,das du dich getraut hast...hier zu schreiben.
    Herzlich Willkommen!
    "Nimm' die Beine in die Hand und renne weit weg"..das fiel mir als erstes ein,als ich deinen Beitrag gelesen habe.
    Du kommst "vom Regen in die Traufe".
    ..und NEIN ,ein Alkoholiker kann nicht kontrolliert trinken..vielleicht eine kurze Zeit..dann ist alles wieder egal und zu spät und die Suchtspirale dreht sich ... Was ist das für eine Therapie,die es einem Alkoholiker vorgaukelt,er könne kontrolliert trinken!:-( ?
    Rette DICH ,bevor noch mehr Gefühle eine Rolle spielen und der Abschied immer schwerer fällt.


    Ich wünsche dir von Herzen eine gesunde Beziehung! Paß' auf dich auf...

    Liebe Grüße von
    Backmaus (3,5 Jahre trocken)

  • hi,
    um ganz ehrlich zu sein......Tue es dir nich an....Nimm die Beine in die Hand und lauf weg. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Ende ohne Schrecken........ Tut mir Leid,dass ich das so schreibe,aber ich sehe bei ihm kein Wollen seine Situation zu ändern......lg

  • Hallo liebe Pedi,

    auch von mir ein herzliches Willkommen hier.

    Schau dich um, lese viel, mach es dir hier so richtig gemütlich,
    so wie es gut und richtig für dich ist.

    Vielleicht schaust Du einmal für dich hin, was
    dich wieder zu einem Alkoholiker zieht?

    Irgendwie sucht sich doch jeder Mensch immer wieder das, womit er
    sich auskennt, auch unterbewusst.
    Dabei ist es dann egal ob es dem Menschen gut tut oder dich
    wieder genau dahin bringt, wo Du doch gerade herkommst
    und sicher nie wieder hinwillst, oder?

    Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft und Mut
    auf deinem Weg.

    Herzliche Grüße
    Gesche

  • Liebe Pedi,

    danke für Deine Zeilen und willkommen im Club, auch wenn der Anlass ein schönerer sein könnte, nee und Du bist nicht alleine :-). Ich bin mal eben zu Dir ins Threat gerutscht.

    Vorhin habe ich schon bei Dir gelesen und hab gedacht, ich fass es nicht, was Dir passiert. Ich merke, wie mir die Worte fehlen. Ich kann mir Deine Ratlosigkeit und Hilflosigkeit regelrecht vorstellen, wahrscheinlich wirst Du auch total fassungslos sein, oder?

    Tja, was tun? Ich denke Du weißt was zu tun ist......... Ich schließe mich Gesches Worten an.

    Mir kommt es vor, als sei es eine echte Probe von OBEN, was anderes fällt mir dazu gar nicht ein.

    Mein Mitgefühl und ganz viel Mut Dich abzugrenzen.

    Liebe Grüße Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Hallo Ihr Lieben,

    1000 Dank für Eure Anteilnahme und Mitgefühl. Hier bei Euch fühle ich mich sehr verstanden.

    Noch gestern Abend habe ich telefonisch die Beziehung beendet.
    Ich habe seine Tel.nummern im Handy gelöscht und den Brief verbrannt, den er mir vor zwei Wochen geschrieben hatte. Ein sehr schöner Brief war das.
    Ich kann nicht sagen, dass ich heute nicht doch ab und zu zum Handy geschielt habe, ob er sich gemeldet hat... hat er aber nicht. Nun will ich standhaft bleiben, falls er sich doch nochmal melden sollte (glaub ich aber nicht, denn er hat gesagt, dass mir meine Einstellung zu krass ist und der Alk schließlich Teil von ihm ist. Na denn...).

    Gestern Abend war ich noch voller Wut und Zorn, dass er den Alk mir vorzieht, aber heute wandelt sich das Gefühl langsam in Dankbarkeit. Denn ohne diese Begegnung hätte ich das Problem, was ich selbst habe, nicht erkannt. Und es würde mir immer wieder passieren. Und da ich nicht an Zufälle glaube, sollte das wohl alles so sein.

    Nun gilt es zu erkennen, welche Muster in mir arbeiten, welche Teile in mir solche Männer noch brauchen. Die Arbeit fängt jetzt erst an, glaube ich. Danke, Lilli, für den Buchtip.

    Ich bin sicher, dass ich hier durch Euch viel Unterstützung, Rat und Begleitung bekommen werde und hoffe, Euch das Gleiche geben zu können.

    Lieben Dank Euch...
    Pedi

  • Liebe Pedi,

    feier Dich für Deine Entscheidung, ich feier mit Dir :)

    Ja, die Wut und den Zorn kann ich verstehen und schön dass Du es schon heute anders sehen kannst.

    Bleib ganz stark

    Liebe Grüße Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Liebe Pedi!

    Willkommen im Forum!

    Alle Achtung,Du zeigst Entschlossenheit! Dass Du Deine Beziehung gleich gestern beendigt hast ist Klasse.

    Jetzt Standhaft bleiben! Das ist nicht immer einfach.

    Aber Du bist ja im Forum und willst Deinen Weg in die Unabhängigkeit erlernen.

    Ich wünsche Dir viel Kraft.

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo Pedi,

    auch von mir einen Glückwunsch zu deinem mutigen Entschluss.
    Ich finde Du bist eine starke Frau.

    Viel Erfolg und Kraft auf deinem Weg.
    Schreib hier ruhig alles auf, was dich bewegt.

    Mir hilft das sehr und gute Tipps, Ratschläge und Trost kann ja jeder von uns gebrauchen.

    Herzliche Grüße

    Gesche

  • Hallo Pedi,

    ich rutsch mal wieder in Deinen Thread bezüglich Deiner Frage nach Erfahrung mit Selbsthilfegruppen.

    Ich bin einmal bei einem offenen Meeting der AA´s und deren Angehörigen gewesen, was ich sehr interessant fand. Ich musste nichts sagen, durfte dabei sein. Ich fand die Form der Kommunikation sehr interessant. Jeder durfte mit dem, was gerade lebendig in ihm ist sein, alle hören emphatisch zu, Ratschläge gibt es keine. Jeder bleibt bei sich und seinen Erfahrungen.

    Für mich war das Aufarbeiten meiner Dinge in therapeutischen Einzelsitzungen wichtig, ich brauchte diesen geschützten Raum für mich.

    Ich hoffe, Du kannst mit meiner Antwort etwas anfangen.

    Wie geht es Dir heute?

    Liebe Grüße Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Hi Ihr Lieben,

    so geht es mir inzwischen:
    ich bin sehr standhaft, kein Kontakt mehr zum "Ex". Er hat sich aber auch nicht mehr gemeldet.

    Bei mir kommt z.Zt. ganz viel hoch, ich fühl mich wie in einem Strudel, als würde ich darin untergehen.
    Ganz viele Szenen aus meiner Kindheit tauchen wie "Flashs" auf... z.B. dass meine Mutter mich und meine Schwester mal mit auf einer Feier genommen hat, vermutlich damit wir unseren Vater vom Trinken abhalten (das habe ich erst heute begriffen, dass es so war). Hat natürlich nicht geklappt und er hat uns zudem noch ausgeschimpft, warum wir nicht mal einen Abend alleine Zuhause bleiben können?!! Wir waren ca. 6-8 Jahre alt, weiß nicht mehr genau.
    Gestern habe ich mit einer Freundin telefoniert, die ich seit 10 Jahren kenne und die nichts von all dem wußte. Hab ihr alles erzählt, was mich gerade so umtreibt. Sie war ganz erschrocken, aber mir tat es gut, darüber zu reden. Sie hat mir auch vieles von sich erzählt, was ich auch nicht wußte... das war schon recht vertraut.

    Ich lese gerade "Familienkrankheit Alkoholismus - Im Sog der Abhängigkeit". Ein super Buch, was aber ganz viel in mir aufwirbelt. Finde mich dort an so vielen Stellen wieder, was mich sehr erschreckt. Und ich frage mich, ob ich je "normal" werden bzw. eine normale Beziehung führen kann?! Der Berg vor mir türmt sich immer höher auf, habe ich das Gefühl...

    Mein Selbstwert ist auch auf körperlicher Ebene gleich Null. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass ich immer denke, andere finden mich häßlich. Obwohl nie jemand sowas zu mir gesagt hat. Aber das Vertrauen fehlt.
    In meiner letzten kurzen "Episode", von der ich ja hier berichtet habe, war es in körperlicher Hinsicht übrigens sehr schön... er war da sehr unkompliziert und hat mir meine Zweifel genommen. Ein Grund, warum es so schade ist, dass es nichts geworden ist dank dem Alk.

    Was mich noch interessiert:
    ist es bei Euch auch so, dass Ihr Probleme mit körperlicher Nähe habt? Also, bei mir ist das so... in meiner letzten 9-jährigen Beziehung lief nachher gar nichts mehr, es hat mich total angewidert. Er kam auch nur an, wenn er getrunken hatte. Schon bei dem Geruch verging mir alles, und später ging da gar nichts mehr, auch wenn er nüchtern war in dem Moment.
    Meine Mutter hat mir als Kind/ Jugendliche schon erzählt, dass mein Vater immer nur was von ihr wollte, wenn er getrunken hatte. Und ich solle mich niemals mit einem Mann einlassen, der Alkoholiker ist. Das war einer ihrer ersten Ratschläge an mich, als ich anfing, mich für Jungs bzw. Männer zu interessieren.

    Das war schwer für mich aufzuschreiben... puuhh... jetzt besser.

    Wie geht es Euch damit? Habt Ihr auch solche Probleme?

    Danke Euch!

    LG.. Pedi

  • Liebe Martha,

    danke für Deinen Erfahrungsbericht mit der SHG.

    Das habe ich jetzt oft gehört, dass die Gruppen gut dafür sind, alles zu erzählen... aber das keine Diskussion oder Ratschläge stattfinden.
    Ich denke, ich werde es einfach mal ausprobieren. Vielleicht ist es gut, einfach mal alles "dazulassen", bei Gleichgesinnten, die auch betroffen sind.

    Der nächste Termin in meiner Nähe ist nächsten Di., den peile ich mal an.
    Werde weiter berichten.

    LG.. Pedi

  • Liebe Pedi,

    ich lese ja immer gerne, was Du schreibst und kommentierst und ich finde es sehr schön und auch mutig, wie offen Du bist. Ich wertschätze es sehr, wenn sich Menschen zeigen, wie sie sind und was sie denken :)

    Ich lese aus Deinen Zeilen ein großes Bedürfnis, Dich aufzuräumen, Dich zu reflektieren und zu verstehen,oder? Ja und da kommen Fragen, Selbstzweifel und Unsicherheiten hoch. Alles möchte erst mal wieder neu geordnet werden.

    Hier ein paar Gedanken von mir, ich hoffe, es ist Dir recht.

    Pedi, was ist normal??????????? Wer legt das fest?
    "Es gibt einen Ort zwischen Richtig und Falsch und dort treffen wir uns".

    Ich finde das Wichtigste in solchen eigenen "Aufräumphasen" damit aufzuhören, sich selber zu pathalogisieren oder selbst zu bezweifeln. Weisst Du, alles was wir in unserem Leben tun, tun wir, um ein Bedürfnis in uns zu erfüllen. Manchmal ist es uns mit unseren Strategien, die wir gewählt haben, nicht gelungen unsere Bedürfnis zu erfüllen und wenn wir das bedauern und uns selbst verzeihen, haben wir die Möglichkeit, es das nächste Mal anders zu machen.

    Ich habe noch Gedanken zur "CoAbhängigkeit
    Ich tue mich schwer damit mir zu sagen ich bin CoAbhängig. Ich katapultiere mich selber in eine Schublade und es lässt mir keinen Handlungsspielraum, ich fühle mich unfrei und mir Entwicklung und Wachstum ganz wichtig. Für mich ist es einfacher zu sagen, ein Teil von mir ist CoAbhängig.....ich bin VIELE. Meinem CoAnteil habe ich übrigens den Namen Martha gegeben und mit dem bin ich hier in diesem Forum :-).

    Außerdem hat mein helfender Anteil nicht nur schlechte Seiten, nein ganz und gar nicht. Es ist doch eine sehr schöne Eigenschaft, für andere da zu sein, Mitgefühl zu haben und Empathiefähig zu sein. Wichtig ist nur, dass ich mir genau überlege, wem ich meine Energie gebe....

    Ach ja, diese körperlichen Themen habe ich nicht, da kann ich nicht mitreden....

    Dir einen schönen Abend, ganz liebe Grüße Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Hallo Pedi,
    grad habe ich noch einen Rat von dir bei mir gelesen und bin eigentlich zufällig nun bei dir gelandet. Du hast mir geschrieben: "er tut mir nicht gut" und für dich die Konsequenz direkt umgesetzt. Ich habe mal gelesen- ich glaube es war sogar in "Wenn Frauen zu sehr lieben" das wir immer wieder auf solche Männer eingehen weil uns die Handlungsweisen vertraut und bekannt sind und man sich im Umgang, so doff das auch klingt, gewissermaßen sicher sind. Ich habe beim lesen auch teilweise weinen müssen, da ich mich häufig identivizieren können. Ich sage auch häufig zu Freundinnen: "stell´mir 10 Männer da hin und ich wähle immer den Falschen" Sehr häufig stelle ich in Beziehungen dann fest das es entweder Paralelen zu meinem Vater gibt oder irgendwelche Suchtprobleme. Manchmal übersehe ich die Anzeichen, aus ähnlichen Gründen, wie du sie Anfangs beschrieben hast: er ist doch so nett, humorvoll, nimmt mich so, wie ich bin ect. bis ich nicht mehr drüber hinwegsehen kann. Bei meinem Ex- Freund habe ich die Beziehung nach drei Monaten beendet und trotzdem hat er ein komplettes Jahr in Anspruch genommen. Er hat mich belogen und hintergangen, nie Ruhe gegeben, wurde gemein usw. Trotzdem habe ich mich entschieden ihm zu helfen, was ja auch erst gut aussah. Man geht als co- Abhängige bestimmt auch oft bis zu Selbstaufgabe... zumindest hatte ich die letzten 3 Monate oftmals das Gefühl, als ich ihm beistand. Betrunken ist er penetrant, egoistisch, selbstbemitleident und rücksichtslos- nüchtern war er sensibel, liebevoll, einfühlsam, humorvoll, kreativ... ich denke immer wieder es ist eine Schande: er wird sich aufgegeben haben! Ich habe kein gutes Gefühl, habe es aber auch nicht in der Hand. Ich habe immer wieder so einen Satz im Kopf, den ich mal gehört habe "Ich liebe dich; aber ich liebe mich noch mehr- deshalb muß ich gehen" Daher sei stolz auf dich das du die Notbremse früh genug gezogen hast. Gerade wenn er sagt, der Alkohol sei ein Teil von ihm, kannst du dir nicht sicher sein, dass er ihn nicht irgendwann wieder beherrscht und du dich in der gleichen Spirale befindest. Wenn du dich gerade in einem solchen Verarbeitungprozess befindest, hilft dir vielleicht auch eine Therapie? Noch viele hilfreiche Erkenntnisse und alles Gute

  • Liebe Pedi
    Ich bin bei der SHG beim Diakonischen Werk . Treffen ist leider nur zwei mal im Monat aber dafür findet ein reger Austausch statt . Wir erzählen uns gegenseitig wie es uns gerade geht und es werden auch Meinungen ausgetauscht . Es tut wirklich gut dahin zu gehen , was ich vorher niemals gedacht hätte .
    Wünsch dir alles Gute und ganz viel Kraft.
    Liebe Grüße Ulrike

  • Liebe Martha,

    klar sind mir Deine Gedanken recht! Danke dafür! :)
    Ich lese auch sehr gerne Deine Beiträge *gleiche Wellenlänge*.

    Ja, was ist normal?! Ich tue mich mit diesem Wort selbst schwer, denn wer legt "normal" fest? Da ich aber im Moment so durcheinander, fertig und depressiv bin, ist der Begriff irgendwie ein Anker für mich... so, als würde ich einen Punkt finden können, an dem ich festhalten kann. Es hilft beim Ordnen.

    Bei mir ist es so, dass ich mehr und mehr das Gefühl habe, ich bin nur co-abhängig, nicht nur ein Teil von mir. Diese Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag, denn dadurch, dass ich mich jetzt so intensiv damit beschäftige (Forum, Bücher), erkenne ich mich mehr und mehr wieder und kann das mit mit meinem bisherigen (Beziehungs-)leben in Zusammenhang bringen. Das erschreckt mich total. Bis vor einer Woche wußte ich nicht mal, was co ist!!

    Wenn ich mir hier im Forum die Liste der Eigenschaften von Co´s durchlese, kann ich fast überall ein Häkchen machen. Das schockt dann schon. Aber: ich kann auch schon Häkchen bei den Sachen machen, die wichtig sind, um da raus zu kommen. Damit fange ich jetzt an, bzw. ich habe ein paar Dinge vorher schon getan, bevor mir dies alles bewußt wurde. Das läßt hoffen...

    Ja, es ist schön, Mitgefühl empfinden zu können, da hast Du recht. Das ist eine meiner guten Eigenschaften, die ich viel nutze. Es kommen auch viele zu mir, um sich ihr Herz auszuschütten. Ich werde, wie Du schreibst, in Zukunft auch mehr darauf achten, wohin ich meine Energie lenke bzw. zu wem. Und im Zweifel auf mein Wohl achten, nicht auf das des anderen.

    Danke für Deine Zeilen, bis zum nächsten Mal...

    LG.. Pedi

  • Liebe Marina,

    das Buch "Wenn Frauen zu sehr lieben" habe ich mir auch gekauft, aber noch nicht angefangen. Lese noch "Familienkrankheit Alkoholismus". Das ist auch eine große Bereicherung, wenn auch schockierend für mich, dass ich mich da fast überall wiederfinde.

    Ich schaffe es inzwischen ganz gut, keinen Kontakt mehr zu meinem "Verflossenen" zu haben. Klar denke ich an ihn, aber dann frage ich mich auch, ob und wieviel er wieder am Abend zuvor getrunken hat, dann fällt mir meine Kontrollsucht wieder auf, und ich bin total froh, dass es vorbei ist. Er hat sich ja auch nicht mehr gemeldet, so dass auch sehr seine Entscheidung zugunsten des Alk getroffen hat. Sein Problem.
    "Ich liebe dich; aber ich liebe mich noch mehr- deshalb muß ich gehen" - ein super Satz, finde ich. Danke dafür!

    Wie ist das eigentlich mit einer Therapie? Bezahlt das die Krankenkasse? Und wie komme ich da ran? Über den Hausarzt?
    Ein paar körperliche Probleme bringe ich schon mit (Rückenschmerzen, Tinnitus). Seit Sommer bin ich bei einer Geistheilerin in Behandlung (wegen anderer Sachen), das bezahle ich aber alles selbst.

    Hast Du (oder habt Ihr) gute Erfahrungen mit einer Therapie gemacht?
    Ich habe schon oft gehört, dass es vielen nichts bringt... sie sagen, dass sie jeden Woche "die gleiche Sosse" wieder umrühren, aber nichts passiert, sie können die Erkenntnisse nicht für sich umsetzen, es verändert sich nichts. Das hält mich z.Zt. noch davon ab, denn nach Besuchen bei meiner Heilerin verändert sich immer eine Menge...

    LG.. Pedi

  • Liebe Pedi
    Ich mache meine Therapie bei der Diakonie . Habe viele Therapeuten in meinem Leben ausprobiert und hatte echt die Nase voll , weil keiner wußte wie er mir helfen soll und was mein Problem ist . Mein Therapeut bei der Diakonie hat sofort erkannt das ich eine co. bin und er kennt sich damit sehr gut aus , genauso wie in Sachen Sucht . Desweiteren kostet mich die Therapie überhaupt nichts und ich hatte auch keinerlei Wartezeit . Ich für meinen Teil , kann nur sagen es ist das beste was mir je passiert ist .
    Ich wünsch dir ganz viel Kraft das alles zu verarbeiten und durch zu stehen .
    Alles Liebe Ulrike

  • Liebe Pedi

    schön von Dir zu hören, ich habe mir jetzt einen Tee gekocht und schreib Dir ein paar Zeilen als Gleichgesinnte :)

    Den Zustand den Du beschreibst kenne ich nur als zu gut. Und dann diese ganzen Bücher, die sich bei mir getürmt haben, ich könnte eine Bücherei aufmachen... Doch haben sie mich teilweise auch sehr verwirrt. Auf eimal taten sich in mir so viel Baustellen auf; ich fühlte mich immer verkehrter, wußte nicht mehr wo ich anfangen und aufhören sollte. Meine positiven Seiten habe ich kaum noch wahr genommen und ich hatte schlimme depressive Phasen für mich.

    Schließlich landete ein Buch von Marshall B. Rosenberg in meinen Händen "Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation" und es war für mich, als würden sich Türen öffnen. Das erste Mal hatte ich etwas in der Hand, was mir geholfen hat, mich zu finden, ein "Handwerkszeug" mit dem ich etwas für mich tun kann.

    In der Gewaltfreien Kommunikation geht es darum, dass unser ganzes Leben darauf ausgerichtet ist, dass wir Bedürfnisse haben und diese erfüllt bekommen wollen. Werden Bedürfnisse nicht erfüllt, werden wir z.B. wütend. ärgerlich, traurig etc.. Oft wissen wir aber nicht, was gerade unser Bedürfnis ist, welches nicht erfüllt ist und weswegen wir z.B. traurig sind. Mittels GFK kann man das sehr schön lernen in sich zu schauen, bei sich zu bleiben und mit sich in Frieden zu kommen.Vielleicht hast Du schon mal von der "Giraffen - und Wolfssprache" gehört, wie es auch genannt wird :)

    Ich praktiziere GFK jetzt seit ca. 9 Monaten und es ist mir ein täglicher Begleiter geworden. Ich möchte sagen, dass mir die GFK sehr dabei hilft, aus meinen alten Strukturen zu kommen, Schritt für Schritt und dafür bin ich unendlich dankbar. Ich habe dadurch gelernt, an meine Gefühle und Bedürfnisse zu kommen, von denen ich komplett abgespalten war und ich lerne es, mich nicht mehr schlecht zu machen.

    Zu diesen Thema gibt es diverse Bücher und ich kann Dir die "Gewaltfrei Kommunikation" nur ans Herz legen.

    So Pedi, nun höre ich auf sonst ist Dein ganzer Thread voll :-).........

    Ich wünsche Dir einen schönen Sonnabend, lass es Dir gut gehen, bis ganz bald

    Herzlichst Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

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