Liebe Foris,
Euch bzw. dieses Forum schickt der Himmel. Seit knapp 4 Stunden lese ich Eure Beiträge und habe mich schon in so vielem wiedergefunden. Erst hatte ich Angst, mich hier einzureihen, aber mein Wunsch, mir selbst zu helfen, war nun zum Glück stärker, und nun bin ich angemeldet.
Ich bin, wie ich seit heute weiß, ein EKA und co-abhängig. Mein Vater ist Alkoholiker, meine Mutter hat es immer gehasst und führt bis heute erfolglos Krieg dagegen. Sie hat mir immer gesagt "Lass dich nie mit einem Alkoholiker ein!", und genau das ist mir passiert. Aber der Reihe nach.
Meine Kindheit war nicht schlecht.. mein Vater hat uns nie verprügelt oder so. Er hat nur immer bis zum Abwinken getrunken, auf jeder Feier, zu der er ging. Meist kam er kaum noch die Treppe hoch. Ich liebe meine Eltern.
Mit 19 bin ich ausgezogen (aber nicht deswegen), habe eine Ausbildung angefangen nach dem Abi. Ich hatte selbst mit Alkohol nie was am Hut. Hab zwar auch gefeiert, auch mal gut mitgebechert, hatte aber nie selbst Probleme damit. Heute trinke ich gar keinen Alkohol, weil ich total schnell betrunken werde und ich es vom Magen her auch einfach nicht vertrage. Er schmeckt mir auch nicht. Und diese Kopfschmerzen...
Meine erste Ehe (1996-2000) ging auseinander, es passte einfach nicht, er hat hin und wieder aus Genuss getrunken.
Danach war ich 9 Jahre mit einem Mann zusammen, der Alkoholiker ist, aber es selbst nicht erkennt. Anfangs hab ich mich nur gewundert, warum er jeden Abend Bier trinkt und ihn gefragt, ob er das nicht mal lassen kann. Während der ganzen Jahre hat er es nie länger als max. 4 Tage ohne Alk geschafft. Vom Pegel her war es immer so, dass er so gerade angetrunken war, um seinen Bewusstseinszustand zu verändern und eine Art von Humor zu entwickeln, die ich gar nicht lustig fand. Dann wurde er aggressiv und beleidigend. Und s*x gab es nur, wenn er getrunken hat. Ich führte nun den gleichen Krieg wie meine Mutter und merkte nichts.
Ich habe sehr lange gebraucht, um mich zu trennen. Das war im April dieses Jahres und ich bin total froh und erleichtert. Ich habe verstanden, dass es nicht meine Aufgabe sein kann, ihm zu helfen. Denn das klappte nicht.
Nun hat die nächste Falle zugeschnappt: im Oktober habe ich einen Mann kennengelernt und mich quasi sofort verliebt. Wir haben ein paar Mal gemailt und uns ins Kino verabredet, danach noch was essen gegangen. Wir redeten über dies und das, und er sagte mir, als ich in einem Nebensatz das Alk-Problem meines Ex´ erwähnte, dass er das gleiche Problem hat.
Ich wechselte die Gesichtsfarbe wohl von weiß zu grau und dachte, ich fall vom Stuhl.
Was folgte, waren viele Diskussionen über das Thema, wie er und ich damit umgehen usw, kurze Kontaktunterbrechung, dann Wiedersehen.
Er macht seit einem Jahr eine Therapie mit dem Ziel, kontrolliert trinken zu können. M.E. geht das nicht. Er ist so ein wunderbarer Mann, weswegen es mir unendlich schwer fällt, hier eine Entscheidung zu treffen.
Ich weiß, dass mich das total fertig machen wird, ich habe es ja 9 Jahre lang mitgemacht. Andererseits ist die Hoffnung da, dass er gesund wird. Er trinkt täglich alkoholfreies Bier. Als er vorgestern für uns gekocht hat, wollte er allen Ernstes mit mir ein Glas Wein trinken, und ich war total geschockt. Er auch, weil ich so heftig ablehnend reagiert habe.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein Verstand sagt "Hau ab", mein Gefühl sagt "Bleib".
Dann hab ich hier Eure Beiträge gelesen und muss mir eingestehen, dass ich co-abhängig war und nun Gefahr laufe, es wieder zu werden. Ich habe so viele Merkmale dazu gefunden, die zu mir passen.. das wußte ich alles gar nicht....
Das will ich nicht, co-abhängig sein, und suche daher Hilfe. Hier bei Euch.
Ist der erste Schritt nun, meinem Verstand zu folgen? Abzuhauen?
Soweit die Kurzform meiner Situation mit meinem S.O.S.-Ruf.
Danke an Euch für´s Zuhören... hab so viel geschrieben...
LG.. Pedi