Ihr Lieben,
als neue Teilnehmerin möchte ich mir ein wenig von meinem Schmerz und meiner Hilflosigkeit von der Seele schreiben.
Ich habe mich nach einem 4jährigen Verhältnis zu einem bindungsgestörten und hochintelligenten Mann nach etlichen Kämpfen, einem Meer von Tränen und zerschellten Träumen von der Idee einer gemeinsamen Zukunft gelöst. Die Sexsucht meines Ex-Partners war nicht mehr zu übersehen und gewann immer mehr die Oberhand, sowohl über ihn, als auch über mich. Sie kontrollierte unsere gesamte Beziehung.
Heute erst ist mir bewusst, dass mein Kampf um die Liebe meines Partners vollkommen aussichtslos war, aber ich stieg in den Ring, ich wollte stark sein für ihn, ich wollte an diesen schönen und romantischen Traum glauben, der schließlich zerschellte wie eine dünnhäutige Muschel an einer Felsklippe.
Natürlich war es meinem Drang zur "Hilfeleistung" zuzuschreiben, dass ich überhaupt an ihm hängenblieb. Ich dachte, ein Mann, der so viel Potenzial in sich trägt, der kann doch nicht Opfer einer so "niederen" Sucht werden; ein Mann, der anderen ein Mentor, ein Vorbild sein sollte, ein Wissenschaftler, zur Morallosigkeit verkommen. Ich habe es lange Zeit verleugnet. Ich wollte nicht wahrhaben, nicht hinschauen, was da passiert mit ihm, mit mir.
Ich wollte ihm irgendwann nur noch gefallen, ihn halten, bloss nicht verlieren, und verlor mich selbst um so mehr, zahlte den Preis in Form von Erniedrigung, Demütigung und Hörigkeit.
Menschen, die mich oberflächlich kennen, würden jetzt kopfschüttelnd vor mir stehen, mir keinen Glauben schenken: eine toughe, im Leben stehende Frau, beruflich selbständig, gewohnt zu leiten, zu coachen, in die Seele anderer zu schauen, deren Probleme zu lösen.
Aber meine eigenen? An denen scheitere ich selbst. Nach einer Trennung 2008 ging es mit mir körperlich und psychisch bergab, ich nahm 13 kilo ab (bis auf 45 Kilo runter), erlitt einen Bandscheibenvorfall, erholte mich nur langsam. Nach einem Jahr ging ich zu meinem "Suchtmittel" zurück, ließ mich wieder belügen, betrügen, musste mit ansehen, wie die Sucht nach Frauen, nach Sex, die Gier nach Anerkennung, Bestätigung, der Triumph der Eroberung ihn immer gleichgültiger für mich machten.
Nach einem Chrash vor zwei Monaten kündigte ich ihm die Freundschaft, bzw. die Beziehung, die er im nachhinein sogar relativierte.
Ich bezeichnete ihn (nachdem ich feststellte, dass er seit Monaten wieder in Seitensprung.de, Affäre.com, Frienscout und wie sie alle heißen, aktiv war) als verlogenes Schwein (was für mich nicht üblich ist.). Dieser Mann hat mich so spürbar an meine Grenzen gebracht, dass ich mir selbst in meinen Reaktionen fremd geworden bin, er mich zu Handlungen provoziert, die eigentlich nicht typisch für mich sind.
Und ich gebe mir die Schuld. Ich schäme mich für meinen verbalen Ausfall. Manchen Abend sitze ich wie jetzt hier allein vor dem Computer, wünsche ihn mir zurück, so wie es mal war vor langer Zeit, kann alles nicht glauben, bin unendlich traurig, denke an ihn, vermisse ihn - und weiß, dass sein Bett schon längst wieder mit einer anderen besetzt ist.
Bin ich eine Masochistin? Bin ich krank? Verrückt?
Was ich weiß ist, dass er mich dort zu Packen bekommen hat, wo ich ohnehin instabil bin: an meinem Selbstwert. Ich hatte ihn mir mühselig aufgebaut in den Jahren zuvor, konnte ihm viel von meiner Stärke, meiner Zuversicht, meinem Mut geben als ich ihn kennenlernte. Viel zu spät erkannte ich, dass er mir nach und nach meine Kraft raubte, während die seine immer mehr zunahm.
Ich stehe wieder kurz vor einem Rückfall - und will nicht, will nicht schon wieder fallen, will nicht schon wieder meiner Selbstachtung beraubt werden. Warum kann ich ihn innerlich nicht zum Teufel jagen? Warum sehnt ich mich nach einem Peiniger, nach einem Menschen, der mich zerstört - nicht, weil er so ein schlechter Mensch ist, sondern weil die Sucht ihn beherrscht, ihn kontrolliert und damit alles weitere in einem Umfeld.
Traurg.
Ich hoffe, ich habe euch nicht gelangweilt.