• Hallo Mella,
    ich durchlebe im Moment ähnliches wie du, meine Mutter ist auch trocken, Vertrauen meinerseits ist gleich Null und ich will sie auch nicht im Stich lassen, denn ich hänge wahrsinnig an ihr und es gibt schöne Zeiten, die ich nicht missen möchte. Ich bin schon lange in Therapie und muss sagen, dass diese mir sehr hilft. Ich kann nur sagen, dass mit dem die Eltern aus der Sch... ziehen, kenne ich und ich werde aber in dieser Hinsicht zunehmend härter. Ich kann meiner Mutter nicht helfen, dass kann sie nur selber und auch bei deinem Vater ist es so, er kann sich nur selber helfen. Wenn die ganze Sache in der Privatinsolvenz endet, dann sicher nicht wegen dir, dein Vater hat die Schulden gemacht und sich anscheinend nicht um seine Finanzen gekümmert, dass ist nicht dein Problem. Ich finde es sowieso schon Klasse, dass du dich darum kümmerst, damit er seine Entgiftung machen kann. Setze dich nicht unter Druck, ich weiß leichter gesagt als getan, aber ich spreche aus Erfahrung, wenn du selber kaputt gehst, womöglich deine Beziehung daran zerbricht, dann ist keinem geholfen. Denk an erster Stelle an dich und wenn es dir zu viel ist, dann lass die ganze Sache. Ich weiß wieviel Herzschmerz daran hängt, aber ich merke auch bei meiner Mutter, dass ist eine Sucht, die verändert sie, ich kann nichts tun.
    Sicherlich gibt es auch in der Klinik Ansprechpartner für deinen Vater, die ihm auch in finanzieller Hinsicht helfen können, die sich auskennen oder einen Schuldnerberater für ihn finden. Eingestehen das es einem zu viel ist, ist keine Niederlage, sondern ein Sieg...
    Ich wünsche dir alles Liebe Tinka

  • Hallo Mella,

    Zitat von Mella86

    Seit drei Wochen gestaltet sich meine Beziehung schwierig, weil ich zum einen ständig mies drauf bin oder praktisch in einem Loch sitze, zum anderen kann ich mit meinem Freund nicht darüber reden, weil er kein Verständnis dafür hat, warum ich ihm helfe.

    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich kann deinen Freund verstehen.
    Ich verstehe auch dich, immerhin geht es um deinen Vater, aber richtig finde ich nicht, was du für ihn tust und durchmachst. Daher verstehe ich, wenn dein Freund gnatschig ist, dass du dich da so reinziehen lässt, obwohl du es besser wissen müsstest.
    Im Grunde verhälst du dich deinem Vater gegenüber genauso, wie dein Vater sich gegenüber dem Alk verhält, finde ich.

    Zitat

    Er hat doch aber sonst niemanden außer mich.

    Und an wem liegt das?
    Ganz ehrlich, das hat er sich doch selber zuzuschreiben.

    Zitat

    Wenn ich ihn jetzt im Stich lasse, rutscht er ganz ab...

    Naja, in meinen Augen kann ein Vater, der seine Tochter dazu bringt, sich zu verletzen, ständig zu weinen und unglücklich zu sein, kaum noch tiefer sinken...was meinst du denn, was ihm passiert? Und wieso glaubst du, das aufhalten zu können? Das kann nur ER allein. Wenn ER aufhören WILL, schafft er es, wenn nicht, dann nicht. Wenn er etwas Anderes behauptet, erpresst er dich, so einfach ist das. Mit Liebe hat das nicht viel zu tun...denn wenn er dich so sehr liebt, dass er behauptet, nur mit deiner Hilfe aufhören zu können, macht er es sich schön einfach. Er kann seinen ganzen Mist bei dir abladen, dich verantwortlich machen, wenn er rückfällig wird (dann warst du nicht gut genug für ihn da), schön alle Verantwortung von sich wegschieben.

    Zitat

    Ich weiß nicht, wie ich mich gegenüber meinen Vater verhalten soll

    Weißt du das wirklich nicht? Wenn du ehrlich zu dir selbst bist?
    Ich glaube, du weißt, was du eigentlich tun solltest, hast aber Angst davor es durchzuziehen. Diese Angst versteh ich...aber sie darf uns nicht davon abhalten, das richtige zu tun.
    Man kratzt sich, wenn es juckt, weil einen das sonst wahnsinnig macht, weil man den juckenden Zustand nicht aushält. Dass du dich nun wieder kratzen willst, zeigt doch, dass deine Seele diesen Zustand nicht aushält und du sonst wahnsinnig wirst. Hör auf dieses Signal und tu, was du tun musst, damit das "jucken deiner Seele" aufhört. *umärmel*

    Zitat

    oder wie ich ihn aus den Schulden rauskriegen soll.

    Du? Gar nicht!!!! Das sind SEINE Schulden, soll er sehen, wie er sich da rauskriegt. Kein ABER, so ist es und nicht anders...

    Zitat

    Ich kann nicht mehr!
    Ich brauche einen Rat! Vielleicht kann mir ja jemand helfen!

    Das glaube ich dir aus tiefstem Herzen, dass du nicht mehr kannst *tröst*, aber du MUSST auch nicht, im Gegenteil, du solltest auch nicht. Aber da kannst nur du dir raushelfen, indem du Grenzen ziehst. Was deinen Vater angeht, tu nur das, was DIR gut tut, womit DU dich noch wohl fühlst.

    LG
    Riona

  • Hallo Mella,
    ich mache eine Verhaltenstherapie, bin schon länger in Behandlung, anfänglich wegen meiner Essstörung stationär und jetzt ambulant. Ich erfülle bzw. erfüllte auch die Kriterien der Co-Abhängigkeit.
    Ich muss sagen, dass ich dein Verhalten absolut nachvollziehen kann, dass du deinem Papa helfen willst, bei Dingen die er im Moment nicht selber regeln kann. Ich finde es schwierig, immer konkret zu sagen, "die müssen es selber hinkriegen". Was die Sucht angeht, stimme ich dem absolut zu, aber jeder braucht mal Hilfe und das er im Moment aufgrund seines Klinikaufenthalts nichts tuen kann, ist nachzuvollziehen. Es sollte einfach nicht die Regel sein, dass er alles gegen die Wand fährt, denn DU regelst das schon wieder...
    Ich finde du solltest klar abgrenzen, wenn es dir zu viel wird. Ich denke es ist kein Verbrechen, wenn du deinem Vater was abnimmst, aber wenn es auf deine Kosten geht, solltest du ehrlich zu ihm sein und sagen das es dir zu viel wird.
    Dein Vater kann es ja sonst auch nicht wissen, wie es dir dabei geht.
    Wie hier bereits gesagt, hör auf dich und versuch auch deinem Vater gegenüber ehrlich zu sein, denn du hilfst ihm nicht, wenn du die Starke spielst und selber kaputt gehst.
    Liebe Grüße Tinka

  • Hallo Mella,

    DU könntest doch verschwinden, wegziehen... :wink:

    Und dafür bräuchtest du dich auch nicht zu schämen, denn die Natur hat das so vorgesehen, daß Kinder flügge werden und ihr eigenes Leben leben.


    Die Co-Krankheit ist in der Gesellschaft weit verbreitet. Sie verläuft ja meistens unerkannt und funktioniert ja deswegen so gut, weil es Lob gibt und Selbstaufopferung und all sowas so hoch angesehen ist. Ganze Berufssparten funktionieren, weil die Mitarbeiter dort ihre Co-Abhängigkeit austoben können.

    Du kannst mit 40 oder 60 immer noch die Co deines Vaters sein. Du kannst ihm aber auch die Verantwortung für SEIN Leben überlassen und die Verantwortung für DEIN Leben übernehmen. Einfach mal sortieren, was ist Seins, was ist Deins.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Neue Handynummer? :wink:

    Du kannst den Abstand wählen, der DIR gut tut.

    Und er kann sich professionelle Hilfe holen.


    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Mella,
    ja, meine Therapie zahlt die Krankenkasse. Für mich ist es kein harter Weg, ich kann selber bestimmen was ich sagen will, über was ich reden will und das ist ein gutes Gefühl. Ich bin froh das ich die Chance habe, denn am Ende werde ich belohnt ;). Nein Quatsch, es ist sicherlich nicht leicht sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, aber ich habe jetzt einen Vorteil, ich bin erwachsen und dieser Situation nicht hilflos ausgeliefert.
    Ich kann dir nur den Tipp geben, kümmere dich um DICH, du wirst sehen, dass kann auch richtig Spaß machen und du hast einen positiven Nebenefekt, du hast weniger Zeit dich um andere zu kümmer (sprich deinen Vater).
    Ich muss auch hart an mir arbeiten und ich merke auch immer noch wie sehr das Befinden meiner Mutter Auswirkungen auf mich hat, aber ich ziehe mehr und mehr Grenzen. Mir hat es sehr geholfen mit ihr darüber zu sehen und auch sie konnte daraus lernen (soll jetzt keine Versuchung werden, das für deinen Vater zu tun). Sie kann verstehen was in mir vorgeht, dass ich darunter leide, dass sie mich verletzt.
    Du hast Angst das dein Vater wieder anfangen könnte zu trinken, deswegen? Sag mal ehrlich, wenn er deshalb zu trinken anfängt, wollte er dann wirklich was ändern? Er trinkt nicht wegen dir oder sonst jemanden, habe ich auch lange nicht verstehen können, ich dachte ich müsste meiner Mutter alles abnehmen, bloß keine Belastung, immer gut zureden, ich habe mir den Mund fusslig geredet, aber sie hat trotzdem getrunken, sie hat immer einen Grund gefunden, wenn nicht hat sie einen gesucht. Wenn er aufhören will, dann tut er es, wenn er trinken will tut er es auch.
    Wie willst du das in Zukunft machen? Du kannst nicht 24 Stunden bei ihm bleiben und dich um ihn kümmern, es werden immer wieder Schwierigkeiten auf ihn zukommen, aber er selbst muss lernen sich darum zu kümmern, denn nur so bekommt er auch seine Bestätigung für sich.
    Es ist kein leichter Weg, denn das alte Verhalten sitzt tief, aber jeder Tag bietet die Chance etwas neues zu wagen.
    Liebe Grüße Tinka

  • Hallo Mella,

    schön, dass du meinen Satz noch verstanden hast :D

    Was mir bei dir ganz stark auffällt ist, dass du dich ganz doll um die Anderen kümmerst.
    Du merkst scheinbar schon, was dir gut täte (zum Beispiel drüber sprechen), aber dann kommt das große ABER, weil du meinst, dass du das den Anderen nicht antun kannst.

    Du musst unbedingt lernen, auf deine Bedürfnisse zu achten. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber vom Gefühl her würde ich sagen, du kommst aus diesem Teufelskreis nicht raus, wenn du nicht lernst, DICH an erste Stelle zu setzen.

    Z.B. deine Mutter. Natürlich ist es traurig und unfair, dass sie nun schon wieder an einen süchtigen Lebenspartner geraten ist. Aber das ist IHR Problem, nicht deins. Dass sie vielleicht Momente hat, in denen ihr die Kraft fehlt, dir zuzuhören, für dich da zu sein, find ich legitim. Aber eben nicht permanent. Sie sollte für dich da sein, wenn es dir schlecht geht! Andersrum ist es ja auch so, du bist ja auch für sie da und das ist auch gut so. Aber es darf dich nicht mit runterziehen! Wenn sie über dieses und jenes klagt, weil ihr neuer LG spielt, gut, da kann man sie trösten, ihr zuhören, aber du musst auch klare Grenzen ziehen! Du darfst nicht vergessen, dass SIE es ist, die diese Sucht aushalten will, in der Hoffnung dass er davon los kommt. Also muss SIE auch mit den Konsequenzen leben. Du darfst zuhören, trösten, helfen, aber nur solange es DIR dabei noch gut geht!!!

    Und genauso ist es auch bei deinem Vater. Hilf ihm und sei für ihn da, solange es DIR dabei gut geht und wenn er dich wirklich z.B. mit Anrufen nervt, dann befolge den Rat, dir eine neue Nummer zuzulegen. Alles ist ok, solange es DIR gut tut. Und ganz ehrlich, wenn er deshalb wieder trinkt, dann weil ER sich dafür entscheidet.
    Rede mit ihm oder schreib ihm. Schreib ihm ganz klare Regeln auf, wie er sich verhalten soll, z.B. nicht unangemeldet bei dir auftauchen. Sag ihm klipp und klar, wie er sich zu verhalten hat, damit du bei ihm bleibst, dann wird er vielleicht sehen, dass er dich nicht damit erpressen kann, zu drohen, wieder zu trinken, wenn du nicht die brave, kuschende Tochter bist. Sondern er wird (hoffentlich) erkennen, wenn er etwas von dir will, dann zu deinen Bedingungen und nicht zu seinen.

    LG
    Riona

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