Wie habt ihr es geschafft?

  • Hallo zusammen :wink:
    Es tut mir Leid, hier schon wieder zu schreiben, in einem neuen Thema aber ich bin fix und fertig mit meinen Nerven.

    Wie habt ihr es geschafft, die Endphase eines alkoholkranken Enternteils zu überstehen? Wie seid ihr mit dieser Ungewissheit um gegangen, was als nächstes kommt, wie lange der Mensch noch lebt? Ich schwanke immer zwischen Hoffnung und Abschied, zwischen Liebe und Wut, zwischen mir und meinem Vater.

    Ich weiß nicht mehr weiter, es ist so ambivalent, manchmal bin ich so verzweifelt, da wünsche ich mir, dass er endlich stirbt(auch wenn sich das hart anhört) und manchmal träume ich von der Beziehung die wir hatten, als er noch trocken war und naja, alles gut war. Diese Ungewissheit frisst mich auf. Ich sehe ja wie er leidet und kann nichts tun.

    Mein Leben dreht sich nur um ihn, um seine Krankheit und um seinen Abbau, wo ich einfach nicht raus komme.Ich versuche schon, etwas Abstand zu gewinnen aber so richtig klappt das nicht. Es tut so weh, zu sehen wie ein Mensch, den man doch so lieb hat so kaputt geht. Wie kann man DAS aushalten?

  • Ach Du,

    professionelle Hilfe, also Therapie. Und viel Geduld und Nachsicht mit sich selbst.

    Eltern sollten für ihre Kinder da sein und nicht umgekehrt. Schmerzhaft zu erleben, wenn die Rollen vertauscht sind. Schmerzhaft auch loszulassen, sich nicht zu kümmern, das eigene Leben zu leben.

    Ich kam an einen Punkt, wo ich mich fragte, nicht wen, sondern an was meine scheinbare Liebe gebunden war. Es war nicht der destruktive und gemeine, mich belügende, betrügende Mensch, sondern die Idee, wie es hätte sein können und in kurzen Zeiten auch war.

    Meine Liebe war keine, sondern nur die Hoffnung darauf.

    Ich wünsche dir Gutes
    Regina

  • Hi Honest,

    ich bin mit 17 von meiner Mutter weg und sorge mich immer noch. Mal mehr, mal weniger. Ich sehe sie sehr selten, aber beim letzten Mal (vor mehr als 2 Jahren) musste ich auch wieder fest stellen, wie sehr sie abgebaut hat. Es ist erschreckend, wie hochintelligente Menschen die einfachsten Zusammenhänge nicht verstehen, einfach Absprachen o.Ä. vergessen, obwohl sie noch nicht in dem Alter sind in dem man das erwarten würde.
    Wir telefonieren alle 2 Wochen bis 1x im Monat miteinander. Sobald ich sie nicht erreichen kann mache ich mich auf das schlimmste gefasst. Warte regelrecht auf den Anruf, der mir sagt, dass sie nicht mehr ist. In den letzten 10 Jahren ist mir bewusst geworden, dass meine Mutter das deutsche Durchschnittsalter von Frauen nicht erreichen wird und eigenartiger Weiser habe ich es akzeptiert. Aber da spielt der frühe Auszug und der nun wenige Kontakt sicher auch eine große Rolle. Das einzige was mir noch etwas Angst macht ist die Tatsache, dass ich mich höchstwarscheinlich nicht richtig verabschieden kann. Das ist komisch und ich mache mir ab und an Vorwürfe, dass ich sie nicht häufiger besuche, aber auf der anderen Seite möchte ich sie gar nicht sehen, weil ich das nicht ertragen kann.
    Im Sommer wird sie wohl für ein paar Tage zu uns kommen. Mal schauen wie das wird. Ich freu mich drauf, aber ich habe auch Angst vor dem, was mich erwartet. Naja, das is ja noch ein bisschen hin. Wir werden sehen.
    LG
    Hope

    PS. Ich halte das nicht aus, ich mache dicht. Mit Sicherheit nicht richtig, für mich aber der momentan einzige Weg. Sonst wäre ich noch kaputter als ich eh schon bin.

  • Hallo,
    erst einmal vielen Dank, dass jemand geantwortet hat, ich bin in Therapie, wo ich auch schon einiges gelernt habe, ich denke, ich setze mich da evtl zu sehr unter Druck. Naja.
    Ich sehe meinen Vater im Moment ca alle 2 Tage, ich fahre zu ihm um nach ihm zu sehen, immer in der Hoffnung, dass dort ein gesunder Mann sitzt, der mich versteht doch ich weiß ja selber, wie unmöglich das ist. :?
    Weniger Kontakt? Ja, das wäre vieleicht auch für mich ein Weg, aus dem Rollentausch raus zu kommen aber es ist soo schwer oder? Ich habe es 3 Monate geschafft doch dann ist er fast gestorben, das macht mir jetzt Angst.
    Regina55...hmm ich muss schon echt darüber nachdenken, was ich eigendlich suche oder warum ich mich so an meinen Vater binde, vieleicht es es auch die Hoffnung auf die Liebe, die ich bis jetzt immer für unendliche Liebe gehalten habe...hmm
    noch einmal vielen Dank , liebe Grüße Honest :wink:

  • Hallo Honest,

    mein Vater ist bereits vor einigen Jahren gestorben. Mit angesehen habe ich mir das nicht, ich habe ein paar Jahre vor seinem Tod den Kontakt abgebrochen. Hart war es, aber es ging nicht mehr anders. Sein Tod hat mich dennoch bewegt, auch da ich dann erfahren habe wie es ihm die letzten Jahre so ergangen ist. Der Tod war wirklich eine Erlösung.
    Im Moment ist es meine Mutter die mit schnellen Schritten aufs Grab zusteuert. Ich bin kurz davor auch hier den Kontakt abzubrechen, denn ich will mir nicht mit ansehen wie sie sich selbst zugrunde richtet. Sie ist selbst verantwortlich für ihren Zustand und mag daran nichts ändern, daher kann ich nichts für sie tun. Wen Sie sich entschließt ihre Sucht zu bekämpfen werde ich sie so gut es geht unterstützen, aber solange sie das nicht tut wahreich soviel Distanz wie möglich.

    Liebe kannst du von deinem Vater in seinem Zustand nicht mehr erwarten. Er ist dazu gar nicht mehr in der Lage, es würde mich wundern wenn er dich überhaupt noch als eigenständige Persönlichkeit wahrnimmt. Du kannst sein Schicksal nicht aufhalten, im Gegenteil. Durch deine Hilfe, die sicherlich gut gemeint ist, erleichterst du ihm die Sucht noch.

  • Guten Tag zusammen,
    dass ihr es geschafft habt euch ein Stück weit, bis ganz abzugrenzen ist echt ne gute Leistung.
    Ich denke auch, dass mein Vater mich nicht mehr als eigenständige Persönlichkeit wahrnehmen kann, doch was macht den Kontaktabbruch so schwer? Seid 7 Jahren denkt er nur an sich, seine Krankheit hat sich immer weiter verschlimmert, er war in den Jahren nicht mehr für mich greifbar oder stand mir zur Seite, er war egoistisch, hat mich unter Druck gesetzt so nach dem Motto...wenn ich dich noch verliere werde ich mich umbringen...das erste mal sagte er sowas als ich 13 war...

    Er vergammelt in seiner Wohnung, doch ich gehe immer wieder hin, gucke immer wieder wie es ihm geht usw. Im Moment hält es sich auch in Grenzen mit der Verschlechterung...sein Zustand hat sich so eingependelt..ich hoffe es bleibt so!

    Ich bin emotional sowas von abhängig von ihm und weiß nicht, warum es so gekommen ist! Ich habe eine tolle Mutter, gute Freunde und jetzt bin ich auch noch krank geworden, wegen dem ganzen Stress?! So wie es aussieht werde ich bald in eine Klinik gehen, für Psychotherapie..vieleicht lerne ich da ja ein wenig Abstand zu bekommen, ich weiß es nicht!

    An die die sich von ihrem Elternteil gelöst haben, war es nicht total schwer, nicht jede Minute daran zu denken wie es weiter geht? Ob Mutter oder Vater noch leben? Ob sich der Zustand wieder verändert hat? Hach man, ich hätte früher nie gedacht dass es mal soweit kommt...

    Lieben Dank euch allen und liebe Grüße Honest

  • Hallo Honest2211,

    ich suche auch noch das Rezept. Haben heute vom Arzt erfahren, dass meine Mutter mit voller Geschwindigkeit in den Tod rast und wir stehen daneben und rufen STOP - aber sie will uns nicht hören.

    Er hat nur gesagt, dass die Zeit jetzt endlich ist.

    Ich weiss nicht, wie ich die nächste Zeit erleben werde.

    Freunde sind Menschen die uns kennen und uns trotzdem mögen.... und echte Freunde fangen einen immer wieder auf - auch da, wo die Familie nicht da ist

  • Zitat von mini88

    jetzt denke ich nur noch "Ein Mensch, der an seiner Krankheit zugrunde geht" ...Für mich ist sie nicht mehr die Mutter, die sie war...sie hat sich so verändert..ich habe keine emotionale Beziehung mehr zu ihr.

    Er hat sich selbst so weit gebracht und nur er kann sich helfen!

    Liebe Mini88,

    vielen Dank für diesen Satz. Ja, dass ist es genau bei mir: Ich habe keine emotionale Bindung mehr zu meiner Mutter.

    Ich wusste nie, wie ich es ausdrücken sollte - diese Gefühlskälte in mir wenn ich die heutige Frau sehe. Ja, die emotionale Bindung ist durch sie und die Sucht zerstört.

    Freunde sind Menschen die uns kennen und uns trotzdem mögen.... und echte Freunde fangen einen immer wieder auf - auch da, wo die Familie nicht da ist

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