Hallo Terea,
ich beschreibe kurz meine Situation: Lebe seit 26 Jahren mit der Tatsache, dass meine Mutter Alkoholikerin ist. Kam wegen Eßstörung in eine Reha und es kam raus, dass ich nicht eßgestört bin wegen essen sondern als Überdruckreaktion auf meine Mutter. Ich habe mich immer vor sie gestellt um sie zu beschützen und bin fast selber drauf gegangen.
Bin die jüngste von drei Kindern und die anderen sind viel älter und haben die alkoholkranke Mutter so nicht kennen gelernt. Aufgrund von Ausbildung waren sie schnell aus dem Haus. Wenn wir unsere Mutter beschreiben, dann kommen zwei verschiedene Personen raus.
Ich kann nicht lieb und freundlich zu der Frau sein, die mich so seelisch missbraucht hat. Als Kind bekam ich Liebe wenn sie Alk bekam und wenn sie "durst" hatte und nicht trinken konnte, dann bekam ich Backpfeife. Mein Vater hat immer versucht für uns da zu sein, aber mit seinem Tod wurde alles viel schlimmer.
Durch Therapie habe ich gelernt die Person zu unterscheiden. Es gibt eine Mutter, an die ich mich kaum erinnere und die Frau, die mit mir in einem Haus wohnt und sich gerade zu Tode säuft. Nach Leberversagen und Intensivstation will sie nur schnellst möglich an Alkohol.
Ich sage mir jeden Tag, dass sie krank ist. Die epiletischen Anfälle haben soviel Gehirn zerstört, dass sie kaum noch schreiben kann. Niveau von 2. Klasse...
Wie oft frage ich mich: Warum kann ich nicht die Liebe zu ihr empfinden, die andere zu ihrer Mutter aufbringen? Aber dann kommt auch gleich die Frage, warum liebt sie Alkohol mehr als mich? Wie kann eine Mutter ihrem Kind so viel Leid antun? -
Immer wieder will ich ausziehen, weil ich es nicht mehr ertrage. Jede Nacht das hinfallen hören, dann aufstehen - sie wieder ins Bett bringen. Dann morgens übernächtigt ins Büro, weil kaum Schlaf bekommen. Sie selber schlummert selig im Bett bis mittags.
Aber ich habe Angst, dass sie stirbt und keiner sie morgens findet. Aber lange halte ich es nicht mehr aus.
Ich suche jetzt eine EKA-Gruppe in meiner Nähe um Hilfe für die nächste Zeit zu bekommen. Meine Mutter ist noch im Pflegeheim nach Leberversagen - aber kommt in 14 Tagen wieder zurück und dann heißt es für sie wieder: TRINKEN - Endlich.
Ach, ich besuche sie nur 1 bis 2 mal kurz im Pflegeheim. Abstand hilft mir weiter---
Ob es Dir geholfen hat? Ich weiß es nicht. Aber vielleicht fragst Du Dich ja auch manchmal wieviel Liebe empfindet man manchmal noch oder wie oft ist es ein Pflichtgefühl???
Viele Grüße sendet Dir Lillemann