• Hallo zusammen,

    nachdem gerade mein gesamter Beitrag verschwunden ist, als ich was im Profil ändern wollte, fasse ich mich jetzt etwas kürzer, bzw. dehne auf zwei Beiträge aus.
    Zunächst habe ich hier ganz viel gelesen, nun möchte ich mich Euch aber endlich vorstellen.

    Ich war vor knapp 5 Jahren schon einmal hier; war seither immer mal wieder alkoholfrei, aber nie mehr als 9 Monate. Habe hier auch immer mal wieder gelesen, hab mich aber nie getraut auch was zu schreiben...sicher ein Fehler!

    Eine Zusammenfassung meiner Suchtgeschichte: Vater Alkoholiker, gestorben 1987. Eltern bereits lange vorher geschieden, seit 1976.
    Bereits im späten Teenager-Alter hatte ich den Drang, Probleme im Alk zu ertränken. Anfang 20 dann Führerschein weg: 1,2 Promille. Das saß; ca. 10 Jahre lang gab es keine Probleme mit Alkohol (auch nicht ohne!). Vor ca. 10 Jahren dann kam der Alk wieder ins Spiel: ich konnte mich zwischen zwei Männern nicht entscheiden (ich war verheiratet), entschied mich letztlich für den "Falschen". Unser Sohn wurde Ende 2002 geboren; mein Partner hat ihn wohl von Anfang an nicht gewollt (gesagt hat er mir dies dann vor ca. 2 Jahren, gemerkt habe ich es bereits viel früher). Trennung Anfang 2005, zu dem Zeitpunkt saß ich schon tief im Alkohol-Sumpf. Entzug mit ärztlicher Hilfe und mit Hilfe dieses Forums dann im September 2005. Ein halbes Jahr nach der Trennung warb mein Ex-Partner wieder um mich; ich zog nach einem Jahr wieder zu ihm. Das ging ein Jahr lang gut, ca. bis zum Ende meiner ambulanten Therapie, die ich nebenher noch machte. Dann Rückfall; alles wie gehabt: heimliches Trinken, Flaschen verstecken, etc.

    Ende letzten Sommers ging ich dann zur Diakonie in der nächsten größeren Stadt. Dort hieß es, eine ambulante Therapie käme für mich nicht mehr in Frage, ich müsste eigentlich stationär was machen... Entzug, Therapie. :shock: Mein Sohn kam im September in die 1. Klasse, ich hatte gerade entsprechend bei meiner Chefin neue Arbeitszeiten erkämpft. Dazu die Beziehung - "natürlich" - erneut in der Krise. So wollte ich zunächst nichts ändern, außer am Status der "Partnerschaft". Dachte, wenn der erst mal weg ist, wird es besser... Tja, heute sag ich: nasses Denken!
    - Fortsetzung folgt.

    Vielleicht bis später; ansonsten Euch allen einen geruhsamen restlichen Feiertag!

    Viele Grüße
    Abafazi 2010

  • ...Fortsetzung:
    Ich wollte nicht ins Krankenhaus; ich wollte keine Therapie machen. Heute weiß ich: alle Gründe waren nur vorgeschoben. Ich wollte mein Kind nicht anderen überlassen, ich wollte in der Firma nicht fehlen, ich wollte der Familie "keinen reinen Wein einschenken".... - ich wollte nicht trocken werden!!!
    So setzte ich also meinen Konsum fort. Mal mehr, mal weniger auffällig. Mein Partner wusste längst davon, sagte aber nichts mehr seit der ersten Bemerkung: sag mal trinkst du wieder?
    Also dachte ich: ok, es kümmert ja keinen. Meine Güte, wie egoistisch!!! :oops:
    Anfang dieses Jahres - man glaubt es kaum - gewann ich ein Candlelight Dinner über die Firma. Drinks inclusive. Ich also hin mit meinem Noch-Partner; ich betrachtete es als Abschieds-Essen, meine kleine Schwester war Sitter bei meinem Sohn. Mein Partner fuhr im Anschluss meine Schwester zum Bahnhof und sagte ihr dann Bescheid über mein Befinden... Das war Ende Februar. Danach ging alles ganz schnell. Schon in derselben Woche standen meine Geschwister samt Partnern (immerhin 4 davon im Krankenhauswesen angestellt) auf der Matte, mit Info-Blättern etc. und sagten, wenn ich nicht ganz schnell was unternehme, würden sie mich piesacken und täglich anrufen....bis ich endlich etwas gegen meinen Alkoholkonsum mache. Da erst habe ich begonnen mich erneut zu informieren; bin in die Klinik zur Suchtambulanz gegangen und habe in der Firma vorgefühlt... gar nicht so einfach.
    Schon gar nicht, darüber zu berichten. Meine Erfahrungen in Entgiftung und Tagesklinik folgen!

    LG
    Abafazi2010

  • Hallo Abafazi!

    Willkommen im Forum!
    Danke für Deine Vorstellung,werde den Rest morgen mit Interesse lesen.

    Du kennst uns ja schon siet längerem. :wink:

    Jetzt wünsche ich Dir viel Mut und Kraft für Deinen Weg in die Trockenheit.

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo zusammen,
    hallo Yvonne,

    vielen Dank fürs Interesse!

    Ich war heute mit dem Sohnemann erst einkaufen und dann im Freibad und musste jetzt erstmal warten, bis er auch eingeschlafen ist. -

    Ja, also mein Ex-Partner begab sich bereits ab Februar auf Wohnungssuche; ich ebenfalls, nur um sicherzugehen (wobei ich schon wollte, dass mein Sohn nicht wieder umziehen muss). Er sagte aber, er würde mich keinesfalls in diesem Zustand, der ja nun schon alltäglich war, mit unserem Kind allein lassen. Wenn ich wollte, dass er auszieht, müsste ich unbedingt eine Entziehungskur machen. Mir leuchtete das vom Verstand her schon ein - und natürlich nicht erst ab Februar - aber wie das so ist: vom Wollen bis zum Tun geht so mancher Monat ins Land.
    Nun war ich aber zum Vorgespräch in dieser Uniklinik, sehr nette Leute dort, verständnisvoll auch meiner privaten Situation gegenüber. Ich glaube, wenn es dort geheißen hätte, kommen Sie gleich morgen und stellen Sie sich nicht so an, dann wäre ich geflüchtet und nicht wieder hingegangen!
    Stattdessen begann ich, meine für 3 Wochen angelegte Abwesenheit akribisch zu planen. Erste Woche: Kind zum Papa. Zweite Woche: Schwester teilt sich die Zeit mit meiner Mutter auf. Letzte Woche: schauen wir von Tag zu Tag, da Schwester in Urlaub. Meine Chefin war nicht da, so informierte ich sie per Mail über die geplante Kur (ohne einen Grund anzugeben; ich wollte dies spontan gestalten: hätte sie direkt gefragt, hätte ich evtl. die Wahrheit gesagt). Zudem habe ich 3 Kolleginnen direkt ehrlich aufgeklärt; zum Teil kannten sie mein Problem, und alle reagierten ganz toll, sehr positiv.
    Mein Ex war inzwischen ausgezogen (am 10. April), hat insofern auch Vertrauen bewiesen.
    Am 04. Mai rückte ich dann ein - bewaffnet mit kleinem Köfferchen, und sehr gespannt und auch ängstlich, was mich wohl erwartet. Geplant war eine Woche Entgiftung mit anschließender zweiwöchiger Tagesklinik (tagsüber in der Klinik, abends zu Hause). Ein früherer Kollege, selbst Betroffener, aber seit vielen Jahren trocken, brachte mich hin und informierte mich unterwegs ein wenig darüber, was mich erwartet. - Aufgenommen wurde ich sehr freundlich, mit dem üblichen Prozedere. Offenbar ist der Dienstag der allgemeine Aufnahmetag, so fand an dem Tag ein reger Bettenwechsel statt und ich wurde immer mal wieder zu einer Untersuchung oder einem Gespräch gerufen, das ging den ganzen Tag lang. Gegen 16 Uhr (ups!!!) hatte ich den 0,0 Promille-Status erreicht und hatte dann auch eigentlich so meinen Tiefpunkt. Psychisch war ich down- dachte an meinen Sohn, wie es zu Hause läuft. An alles, was ich angerichtet habe in den letzten Monaten oder gar Jahren, naja so eine innerliche Einkehr halt, die wohl jeder, der hier ist, auch kennt. Dazu die Angst, es könnten sich doch Entzugserscheinungen zeigen. Zum Glück war letzteres nicht der Fall; auch meine sonstigen Werte waren echt ok. Medis brauchte ich nicht, habe nur Vitamine bekommen über die gesamte Zeit.
    - So, ich merke gerade, dass das wieder lange wird ;-). Mache später oder morgen weiter!
    Euch noch einen schönen trockenen Abend!

    LG
    Abafazi

  • ...schnell weiter im Text, bevor ich mich nachher gleich in die Sonne begebe! Ist das nicht herrlich, endlich wieder schönes Wetter??
    Mein Sohn ist beim Papa, so habe ich hier wieder mal Zeit für mich.

    Mir fällt beim Durchlesen meiner bisherigen Beiträge auf, dass ich nur die Fakten berichte, nicht aber die Gefühle, die mich beim Erleben begleiteten. Die gehören aber unbedingt dazu... Tja, womöglich lerne ich das jetzt gerade erst. Mir wurde in der Klinik auch gesagt, dass es viele Monate dauern kann, bis man wieder richtig "klar" ist, es kann sich noch viel verändern - zum Positiven.

    Jedenfalls waren die ersten Tage im KKH für mich ziemlich schrecklich. In ein Zweibettzimmer hatte man aus Platznot ein drittes Bett geschoben, ich habe es trotz der beengten Verhältnisse nicht geschafft, mich - was eigentlich gewollte wurde - anderen anzuschließen und mich auszutauschen. Dies geschah immer nur nebenbei, nicht in der Tiefe. Heute sehe ich ganz deutlich, dass irgendwas in mir sich immer noch verweigert hat. Zwar habe ich alle Aktivitäten mitgemacht, soweit erlaubt (den Sport z.B. durfte ich erst ab dem 4. Tag mitmachen), ansonsten habe ich auf dem Bett gesessen und gelesen... 4 (!) dicke Krimis in 7 Tagen. Musste mir sogar Nachschub bringen lassen.
    Immerhin ging es genau ab dem 4. Tag bei mir auch gefühlsmäßig bergauf. Just an diesem Tag war nämlich auch das Wetter schön, und ich konnte mit meinem Buch in den Klinikpark. Mit staunenden Augen und Ohren öffnete ich mich dem Frühling: singende Vögel, grünende Bäume, eine herrliche Aussicht auf die Stadt und das Schloss. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich dann auch offener auf die Mitpatienten zugehen und merkte z.B. an der Bemerkung meiner einen Schwester "oh je wie schrecklich dich HIER zu besuchen, du gehörst doch gar nicht hierher!", dass ich mich endlich in der Psychiatrischen Klinik nicht mehr als Außenseiter sah. Bei Zahnschmerzen geh ich zum Zahnarzt, mit gebrochenem Arm zum Chirurgen. So what? Bei psychischen Problemen gibt es also zum Glück auch Hilfe; und wer weiß wieviele Leute diese auch nötig hätten, die sie nicht suchen...
    Diese vier Tage hatten mich also dazu gebracht, einiges mit anderen Augen zu sehen. Ich schämte mich nicht mehr! Und erst diese Tatsache machte es dann möglich, dass ich Heilung zuließ. Solange man nämlich innerlich noch überzeugt ist, diese gar nicht zu "verdienen", verschließt man sich allen Möglichkeiten. Und ich begriff auch das Konzept der Entgiftungsstation: viel freie Zeit, um zu sich selbst zu finden und sich mit anderen auszutauschen. Die ersten Tage rigorose Überwachung, Messen der Vitalwerte alle 2-4 Stunden. Gespräche, Gruppenarbeit, immer wieder die Frage: wie soll es für Sie danach weitergehen? Natürlich gab es auch bei uns Leute, die damit prahlten, es sei ihre 41. (!) Entgiftung und sie würden so schnell wie möglich wieder abhauen... Glaubt mir, dort beginnt man ganz rasch, dieses deutsche Gesundheitssystem mit anderen Augen zu sehen!
    Und nach 7 Tagen war ich in jedem Fall froh, diese Station verlassen zu können. Auch wenn es speziell nichts gab, worüber ich zu "meckern" gehabt hätte (nicht mal das Essen; es war wirklich lecker!), wollte ich doch sehr gerne wieder nach Hause, mein Kind sehen und umsorgen und vor allem: mein eigenes Bett!
    Ich wurde an einem Montagvormittag entlassen, ab Dienstag begann dann meine Zeit in der Tagesklinik. Über die ich heute Abend berichten möchte, denn jetzt lockt der Sommer!

    Danke fürs Lesen,
    Abafazi

  • Dachte ich zuerst, die Tagesklinik sei inhaltlich mehr oder weniger die Fortsetzung meiner Zeit auf der Entgiftungsstation, so sah ich mich recht schnell - positiv - enttäuscht! Der Tag war voll mit Programm, aber immer so, dass man auch mal wieder verschnaufen und nachdenken konnte. Um 8.30h musste man da sein, es ging dann bis 16.30h. Morgens habe ich wie sonst auch mein Kind schulbereit gemacht, Vesperbrot geschmiert etc., und kaum war er mit seinem Freund um die Ecke, bin ich ins Auto gestiegen und losgefahren. Insofern doch auch wieder eine Umstellung - wieder um alles selbst kümmern. Ich war aber, wie schon erwähnt, froh darum. Eine Woche gepampert werden war schon ok - danach war ich wieder fit für alle Erledigungen. Morgens wenn ich kam musste ich ins Röhrchen pusten und bekam meine Vitamine. Dann gab es die Morgenrunde - jeder erzählte, wie sein Abend verlaufen war, ob man Saufdruck hatte etc. Anfangs waren wir nur zu dritt (!!!) auf der Station, bei meiner Entlassung waren es schon 7. Wir waren gemischt, Drogis und Alkis (mal so salopp abgekürzt, ist keineswegs despektierlich gemeint). Bereits an meinem zweiten Tag durfte ich mitgehen zum Einkaufen fürs Kochen und Backen später in der Woche. Meine Pasta wurde sehr gelobt, ebenso die Muffins zwei Tage später - hat man sonst ja leider auch nicht oft. :wink: Gerade weil wir anfangs so wenig waren, konnte ich mich sehr gut den anderen beiden anschließen, mich austauschen. Es gab Gruppengespräche, Sport, Infogespräche durch die Psychologin oder den Arzt, mehrmals wöchentlich Einzelgespräche und/oder Visiten. SHGs stellten sich vor, und immer wieder gab es auch "Hausaufgaben". Besonderes Augenmerk wurde auch hier auf das "Danach" gelegt. Wie geht es danach weiter? Behält man den alten Tagesablauf bei, was will man konkret ändern, wo sieht man Gefahren des Rückfalls und wie kann man ihnen begegnen? Antworten darauf kann jeder nur für sich selbst finden, man kann aber durchaus durch die anderen Teilnehmer Anregungen erhalten. Z.B. was das Kreative angeht; wir hatten immer samstags Ergotherapie, dort konnte man sich entsprechend betätigen. Ich habe schon immer gerne gemalt, gestaltet etc. Dieses Hobby werde ich auf jeden Fall auch wieder aktivieren. - Die Einzelgespräche gingen durchaus ans Eingemachte, und ich muss sagen, dort waren gut ausgebildete aber eben auch menschliche Leute am Werk. Ein Beispiel: die Psychologin sagte nie "das und das ist so" (sie kann das ja als Nichtbetroffene gar nicht wissen, hat es höchstens gehört oder gelesen), sie formulierte "die meisten Patienten berichten...können Sie das bestätigen" oder "mir wurde mehrmals gesagt, man fühlt sich dann so und so, wie ist das bei Ihnen?" Das gab mir dann auch das Vertrauen, mitzuarbeiten und 100% ehrlich zu sein.
    Ca. nach halber Zeit hatte ich ein Gespräch mit einer Kollegin/Freundin, das mir auch zeigte, dass man immer wachsam sein muss und nie überheblich werden darf. Diese Kollegin sagte nämlich, als ich sagte es gehe mir gut und ich hätte auch in der Entgiftung keine körperlichen Symptome gezeigt: na das hättste dir ja sparen können, hab ich gleich gesagt! mit Kanonen auf Spatzen schießen etc....
    Das ist supergefährlich, so ein Gespräch. Zum Glück hab ich das für mich sofort durchschaut und ihr auch vehement wiedersprochen.
    Ich bin sehr wohl der Meinung, dass diese Maßnahme für mich absolut das Richtige war und ich würde genau das auch nochmal machen. Es geht gar nicht darum, ob es wirklich "nötig" war - es war gut so, und das reicht mir!!!
    Mein Ex-Partner war in dieser Zeit zum Glück sehr verlässlich, er hat in den zwei Wochen Tagesklinik die Termine koordiniert und zum Teil halbtags Urlaub genommen, damit für meinen Sohn die Tage wenigstens halbwegs so waren wie sonst auch. Sprich ordentliches Mittagessen, Hausaufgaben überwachen etc., denn das konnte ich tagsüber ja nicht übernehmen. Auch wochenends - ich war samstags halbtags in der Klinik, an Sonn- und Feiertagen nur zur Alk-Kontrolle - habe ich meinen Sohn nur einmal mitgenommen, ansonsten war er gut versorgt.
    Mein Fazit nach drei Wochen: es war für mich die "perfekte" Maßnahme, da ich nicht zu lange von zu Hause und vom Job weg war. Nach ein paar Tagen ist es mir gelungen, mich auf mich zu konzentrieren und das Bestmögliche für mich aus dieser Zeit zu ziehen. Dies wäre allerdings nicht oder nur schwer möglich gewesen ohne meine Familie im Hintergrund.
    Wer Kinder hat, sollte also am besten gar nicht trinken... :lol:

    Hoffe Ihr hattet auch alle so einen fröhlichen und sonnigen Tag!!!

    Grüßle
    Abafazi

  • Hallo abafazi,auch ich bin neu hier und habe eben deine Kurzgeschichte gelesen.Eindeutig der richtige Weg.Vorerst zumindest.Ich habe zu viele kennengelernt,die trotz TK wieder in der Entgiftung gelandet sind,mich schließe ich da ein.Es ist,wie gesagt,ein guter Anfang und ich wünsche dir,dass du das schaffst.Ich würde an deiner Stelle noch einen draufsetzen, sprich stat. Langzeittherapie,sofort hinterher.Sie wird dein Leben entscheidend verändern,all diese Dinge aufzuzählen,würde hier den Rahmen sprengen.Seit Januar diesen Jahres lebe ich abstinent,zum ersten Mal zufrieden dabei.Es hat 13 Entgiftungen gebraucht um eine Entscheidung pro Therapie zu fällen,heute sage ich Gott sei Dank,ohne hätte ich mit Sicherheit wieder angefangen zu saufen.Da du ja im Moment einen Lauf hast,lohnt es sich sicher darüber nachzudenken.
    Weiterhin alles Gute und einen trockenen Lauf.

    Gruß von Michael

    Meine Worte klingen hart? Ich darf das.

  • Hallo Michael,

    danke Dir für Deinen Beitrag. Es stimmt, in gewisser Weise war auch für mich die TK nur eine Kompromisslösung. Und tatsächlich habe ich dort Leute getroffen, die nicht zum ersten Mal dort waren.

    Natürlich gibt es hierzu viele Meinungen, und ich halte prinzipiell die längere Lösung auch immer für die beste. Ich habe keine Zweifel, dass eine Langzeit mir - wäre ich nur für mich allein verantwortlich - viel bringen würde. Auch ich habe letztlich die 2 Wochen TK als sehr kurz empfunden, allerdings hatte ich zumindest nach der ersten der 3 Wochen in der Klinik keinen Zweifel mehr, es schaffen zu können. Es war nicht mehr diese Euphorie, die ich 2005 empfunden habe, als ich bereits einmal aufhörte zu trinken. Ich habe für mich das Gefühl, diesmal ging es einfach "tiefer", wenn auch zunächst nicht so positiv und fröhlich wie damals. Ich habe es vielmehr als Arbeit empfunden - und empfinde es noch immer so -, und das finde ich auch gut so.

    Die Entscheidung für die Tagesklinik fiel nicht nur nach Beratung mit der Klinik, sondern auch mit der ambulanten Suchtberatung, mit dem Leiter meiner realen SHG, und nicht zuletzt nach Rücksprache mit meiner Familie. Auch bei der Erziehungsberatungsstelle war man der Meinung, zumindest für meinen kleinen Sohn sei es so kurz nach der Trennung vom Papa doch besser, wenn die Mutter nicht gleich für Monate in der "Versenkung" verschwindet.

    Ich habe mir jedenfalls gedacht, eine solche Maßnahme setzt irgendwie voraus, dass man sich komplett auf sich selbst konzentriert, ohne sich Sorgen zu machen, was zu Hause aus Kind und Job wird. Da für mich weder sicher war, dass mein Kind keinen seelischen Schaden nimmt, noch ob ich meine Arbeit behalte - in Zeiten der Kurzarbeit bis in unsere Abteilung - habe ich mich eben für diese Variante entschieden.

    Möge der Erfolg mir Recht geben! :)

    Viele Grüße
    Abafazi

  • Nachtrag: beim Nachgespräch letzten Freitag mit der Suchtambulanz fragte mich der Doc auch genau danach, ob ich mit den 3 Wochen zufrieden sei oder eher mehr oder eher weniger besser gefunden hätte. Ich sagte, ich fand es genau passend so (beim Vorgespräch hatte er mir gesagt entweder diese 3 Wochen oder lieber noch gleich 6 Wochen). Darauf meinte er, er hätte mir zugetraut, dass ich es auch ohne Entgiftung und nur mit TK schaffe. Darauf ich, leicht empört: das haben Sie mir damals aber nicht gesagt! - Darauf er: wissen Sie, es geht ja nicht nur ums Zutrauen. Es geht darum, dass ich mich fragen muss: was würde ich denn für mich selbst das Beste finden? Und genau dazu habe ich Ihnen dann geraten.
    - Die Antwort fand ich klasse, hat mir sehr imponiert.

  • Hallo nochmal,natürlich schaffen es viele mithilfe der TK.Ich will ja deine Motivation nicht infrage stellen,ich kenne eben nur die vielen Negativbeispiele und wollte dir nur einen möglichen Weg aufzeigen.Ich wünsche dir von ganzem Herzen,dass du es so schaffst.

    Gute Nacht wünscht Michael

    Meine Worte klingen hart? Ich darf das.

  • glück auf abafazi

    ich mei das es egal is wie du trocken wirst - wichtig is das du weist wofür (für dich - für dein leben) + zum trocken bleiben darfst du dir merken was du nich nochmal erlenen willst + außerden isses gut wenn du paar ansprechpartner (forum - shg - familie + + +) hast falls dich der saufdruck überfällt

    ich wünsch dir n trockenen donnerstag

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo abafazi,

    ich sehe es ähnlich wie Silberkralle. Ich habe weder TK noch LZT und habe es auch geschafft. Eine LZT ist genau so keine Garantie wie eine ambulante Therapie oder ähnliches.
    Wenn es passt, dann passt es. Wichtig sind die Einstellung und die Nachsorge.


    Gruß

    Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • Vielen Dank für Eure Beiträge!
    Heute war es bei mir, zum ersten Mal, sehr haarig. Hatte mit meinem Sohn ein sehr unschönes Erlebnis im Freibad, als er partout nicht nach Hause gehen wollte. Ich hatte ihn direkt nach der Arbeit von der Tagesmutter ins Freibad abgeholt, und er musste nun noch seine Hausaufgaben erledigen. Wir schrien uns an, und als Krönung heulte er, er sucht sich eine neue Mama und ich soll zurück in die Kur... Das war schon heftig. Dann stellte ich fest, dass in dem bisher kostenlosen Parkhaus nun eine Schranke installiert ist, Gebühr 4 EUR... Toll. Da hatte ich so einen Moment, da fing ich fast an zu zittern (ob noch vor Wut oder vielmehr vor lauter Saufdruck, konnte ich nicht feststellen) und wäre am liebsten in den nächsten Laden gefahren...irgendwas Kaltes, Prickelndes besorgen, das mich ruckzuck beruhigt. Ich suchte nach einem Mantra, das mir hilft und sagte mir dann auf dem ganzen Heimweg vor: "Heute trinke ich nicht, heute trinke ich nicht...". Abends war ich in meiner Gruppe, das hat sehr geholfen. Mein Ex passte so lange auf unseren Sohn auf.
    Den Rest des Abends hab ich allein vor dem TV verbracht - Saufdruck weg!!
    Daraus hab ich viel gelernt. Sowas hab ich in dieser Form noch nie erlebt, und es flößt mir wahrlich Respekt ein.
    Tja, und an Geduld und Gelassenheit in Erziehungsfragen muss ich definitiv arbeiten...

    Ich bin aber sehr, sehr froh, dass ich dem Druck standgehalten habe! Von Stolz will ich in diesem Zusammenhang nicht sprechen, aber ich habe mir zumindest selbst bewiesen, dass es machbar ist. Und dass der Druck verschwindet, wenn man nur lang genug wartet und vor allem: nichts alkhaltiges trinkt!!!

    Danke fürs Lesen!

    Abafazi

  • Hallo abafazi,doch,du kannst stolz sein.Du hattest eine höchst kritische Situation und hast dich richtig entschieden.Jeder dieser Erfolge lässt dich stärker werden,auch kleine Schritte führen bekanntlich zum Ziel.

    Die Aussage deines Sohnes klingt nur für einen Erwachsenen ziemlich hart.Aus seiner Sicht hat er das gesagt,was er denkt,nämlich einfach nur die Wahrheit.Sie eleganter auszudrücken oder manche Sätze nicht zu sagen,wird er erst noch lernen.

    Jeder alkoholfreie Tag wird dich ein Stück weiter in die Nähe deines Sohnes bringen,Kinder haben sehr feine Antennen.

    Schönen und starken Donnerstag wünscht dir

    Michael

    P.S. Nicht ins Parkhaus fahren

    Meine Worte klingen hart? Ich darf das.

  • michael : vielen Dank! Mit dem Verhalten meines Sohnes hast Du sicher recht. Das kam aus dem spontanen Frust, und zur Wahrheit habe ich ihn selbst erzogen... Nachdem ich mich dann beruhigt hatte (20 Minuten hat das aber sicherlich gedauert!), ist mir das dann auch klar geworden. Erschreckend fand ich meine eigene Tunnelsicht in dem Moment. Das muss definitiv noch besser werden! Tatsächlich möchte ich sehr gerne schnell wieder in die Nähe meines Sohnes...
    Das P.S. bringt mich natürlich zum Schmunzeln - nee, da fahre ich bestimmt nicht mehr rein!

    @all: heute war es anstrengend. Der bisher heißeste Tag, und ich war nach der Arbeit bei einem Bekannten, dem ich seit Wochen versprochen habe, mal im Sekretariat zu helfen (Ablage, Schreiben etc.). Wie war das mit dem Nein-Sagen?? - Nächsten Freitag geh ich wieder hin...

    Habt Ihr eigentlich auch festgestellt, dass ihr nach einer Weile merkwürdige ... naja, ich nenne es mal "Anwandlungen" hattet, fast so wie aus der Teenie-Zeit? Also ich hab mich z.B. vor kurzem verknallt, völlig aussichtslos und unpassend. Außerdem liebe ich plötzlich Süßigkeiten, die ich vorher überhaupt nicht mehr mochte (Fruchtgummi vor allem, aber auch Milchschokolade :shock: oder gar Marmelade zum Frühstück)...
    Kann das damit zusammenhängen, dass ich praktisch mit 18 angefangen habe zu rauchen und Alk zu konsumieren und erst jetzt wieder ganz suchtmittelfrei bin? Boah, wenn man das zu Ende denkt, hat man sich irgendwo doch um die schönste Zeit des Lebens gebracht, auch kulinarisch... Oder wäre ich dann jetzt extrem fett, wegen der ganzen Schoki der letzten 20 Jahre??

    Ok, man merkt ich bin kaputt. Ich warte gerade auf meine Eltern, die meinen Sohn netterweise zurückbringen (bin heute genug gefahren, einkaufen war ich auch noch).

    Ich gucke später nochmal rein.

    Abafazi

  • Zitat von Abafazi2010

    Tatsächlich möchte ich sehr gerne schnell wieder in die Nähe meines Sohnes...


    Das wirst du ganz schnell haben können.
    Meine kleine Tochter ist 13,schläft (wieder)jedes WE bei mir und sie kommt gern.Ihr letzter Satz am Telefon lautet immer:Hab dich lieb.Das war nicht immer so.

    Zitat

    Habt Ihr eigentlich auch festgestellt, dass ihr nach einer Weile merkwürdige ... naja, ich nenne es mal "Anwandlungen" hattet, fast so wie aus der Teenie-Zeit? Also ich hab mich z.B. vor kurzem verknallt, völlig aussichtslos und unpassend


    Deine Gefühle werden in der nassen Zeit unterdrückt.Mit Gefühlen meine ich nicht nur Liebe,auch Trauer, Angst,Scham,Euphorie gehören dazu.Freue dich doch darüber,es tut sich was,du merkst die ersten Veränderungen.

    Zitat

    Außerdem liebe ich plötzlich Süßigkeiten...


    Ich glaub,dass es hier vielen ähnlich geht.Der Appetit kehrt zurück,auch sich etwas zu gönnen,spielt eine Rolle.Mit Alk und einer Zunge voller Pelz war das ja nicht so prickelnd.

    Meine Worte klingen hart? Ich darf das.

  • Hallo zusammen,

    jetzt möchte ich mich auch mal wieder melden, bevor mein Thread komplett auf die zweite Seite verschwindet :shock:. Habe gerade viel Arbeit und auch privates Schreibzeug zu erledigen (Jugendamt wegen Zuschuss Tagesmutter, Anmeldung Ferienprogramm etc.), dazu noch mein Nebenjob und und und. Da mag ich spätabends nicht auch noch am PC sitzen.

    Was meine "seltsamen" Gefühle betrifft, bin ich noch unsicher, ob ich es toll finde oder nicht. Einerseits habe ich ja sooooo lange alle Gefühle tatsächlich unterdrückt und wollte am liebsten gar nichts mehr fühlen... so konnten solche "Wallungen" ja auch nicht entstehen. (leider auch nicht für den Partner - seinerzeit dann doch eher gegen ihn... :oops:) Andererseits werde ich diesen Sommer noch 40, fühle mich aber zeitweise wie eine beleidigte 16-jährige, es fällt mir noch etwas schwer, das unter Kontrolle zu bekommen bzw. angemessen damit umzugehen. Habe auch noch niemanden gefunden, der das nachvollziehen könnte :x . Aber im Großen und Ganzen bin ich einfach froh und dankbar, dass ich überhaupt noch Gefühle habe...

    Ich lese Euch oft, schreibe derzeit nur selten, das wird auch wieder anders.

    Viele Grüße und noch einen schönen lauen Abend,
    Abafazi

  • Hallo zusammen, ich möchte mich endlich auch mal wieder melden. Bei mir ist viel passiert, erst musste ich auf ein Seminar, währenddessen war mein Sohn wieder mal beim Papa. Dann ist mein PC kaputt gegangen - und keine Zeit, für Ersatz oder Reparatur zu sorgen.

    Seit ca. 1 Monat habe ich einen "Nebenjob", eigentlich unbezahlt, ich mache das für einen alten Freund. Er hat sich vor kurzem selbständig gemacht, und ich soll das Büro so managen, dass es in ein paar Monaten entweder von selbst läuft oder dass jemand richtig eingestellt wird. Das ist neben meiner normalen Arbeit und dem Kind echt stressig. Bisher kam auch finanziell noch nichts rüber...muss ich wohl demnächst ansprechen.

    Dazu noch hab ich mich heftig und total neu verliebt; bin völlig neben der Spur und von mir selbst überrascht. Kennt das vielleicht noch jemand? Ich weiß schon, ich habe bisher meine Gefühle sozusagen "totgesoffen", und bin daher jetzt in der Lage, wieder schöne Gefühle zu empfinden. Kenne mich so eigentlich gar nicht, habe aber wohl eine solch positive Ausstrahlung, dass es noch weitere Verehrer gibt. Sogar mein Ex klopft wieder an; aber den Fehler begehe ich sicher nicht ein drittes Mal. Dazu ist mir meine Trockenheit zu wichtig.

    Meinem neuen Freund habe ich gleich beim ersten Rendezvous gesagt, dass ich inzwischen Alki bin (wir haben uns vor 22 Jahren kennengelernt, dann aus den Augen verloren und jetzt übers Internet wiedergefunden). Für den war das voll ok, er hat schon Fragen gestellt, aber insgesamt hat er positiv reagiert.

    Wie auch immer, die von mir anfangs doch etwas vermisste Euphorie ist jetzt da :D. Hat diesmal etwas gedauert, aber egal. Dazu noch hab ich inzwischen - gerechnet ab vor der Kur - ca. 6 kg abgenommen, und das kann sich wahrlich sehen lassen. :lol:

    Ich hoffe, nachdem ich jetzt einen neuen Rechner habe, komme ich wieder öfter vorbei. Hab Euch vermisst! :wink:

    Schönen Abend noch
    Abafazi

  • Hallo,das hört sich sehr,sehr gut an.Ich schrieb ja weiter oben was von Gefühlen und Trockenheit,jetzt siehste,was du davon hast.Mach nur weiter so,dann bekommste noch mehr davon.
    Trockenen Gruß und alles Gute,wünscht Michael.

    Meine Worte klingen hart? Ich darf das.

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