Viele Fragen sind offen

  • Hallo liebe Forenuser,
    vor einiger Zeit habe ich hier im Forum meine Biographie beschrieben und viele interessante Meinungen dazu gelesen!
    Danke dafür!
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…pic20362-0.html

    Nun hab ich mich lange nicht gemeldet, weil es mir unheimlich schwer fällt mich mit mir zu beschäftigen, bzw. mit meiner Vergangenheit.
    Viele Fragen sind offen, und ich möchte heute mal eine davon hier stellen.
    Mein Vater hat unsere Familie verlassen als ich ca. 10 Jahre alt war. Die Gründe hierfür waren mehrere, andere Frauen aber auch der Alkoholkonsum meiner Mutter! Und da sind wir an einem schmerzhaften Punkt für mich. Ich bin mittlerweile selber Vater von 2 Kindern und vor ein paar Monaten kam in mir eine Frage hoch:
    Verläßt ein Vater seine 2 Söhne obwohl er weiß, das die Mutter trinkt?

    Zum Hintergrund muß ich sagen, das er damals einfach ging, von jetzt auf gleich war er weg, ohne eine Erklärung und meldete sich dann wochenlang nicht und danach nur selten. Ab und zu traf ich ihn durch Zufall.
    Meine Mutter war die Art von Trinkerin, die imme rein gewisses Level brauchte, dann aber so aussah als ob alles i.O. wäre. Also sah man es nach aussen nicht und auch wir Kinder verstanden es damals nicht.
    Sie hat uns auch nie vernachlässigt, wir waren immer sauber und ordentlich. Also nach aussen gings uns gut.

    Und trotzdem brennt die Frage in mir, wieso ist er gegangen ohne nach seinen Kindern zu schauen.

    Es macht mich wütend!

    Bitte lasst mir eure Meinungen da, vielleicht irre ich mich ja auch!

    LG

    zampano

    In der Stunde der Hoffnungslosigkeit
    sollte man die Träume nicht vergessen,
    denn nur der Träume Hoffnung
    bringen einen in das Leben zurück!!!

  • hallo zampano,

    ich kenne deine geschichte nur zu gut... auch mein vater verliess mich und meine trinkende mam so um 10/11 jahre. aus denselben gründen. ich denke er war einfach mit der situation überfordert. er hatte sich wohl das leben anders, "einfacher" vorgestellt. enttäuschungen, lügen, hilflosigkeit-all das wird vermutlich zur situation geführt haben. aber das schreckliche ist ja tatsächlich, dass man wissend zwei (in meinem fall 1!) kind mit ner trinkenden mutter zurücklässt, mit der man es als mann schon nicht ausgehalten hatte. wie sollen denn kinder mit sowas zurecht kommen? das verhalten schein mit im nachhinein sehr kindisch und egozentrisch. und doch musste er sich wohl selber schützen. aber die schützungsbedürftigsten hat er dabei vergessen. mein vater hat mich auch nie unterstützt und meine mutter war eine rechte kommatrinkerin, hat mich vernachlässigt, bewz. ich hab halt früh sehr viel selber gemacht (wäsche, kochen, haushalten)... mein vater wurde also zu keine verantwortung gezwungen! mich macht es auch noch immer wütend, wenn ich checke, dass er als erwachsener sich aus einer schlimmen situation "retten" kann, aber mich als kind allein damit liess!unglaublich. darüber reden lässt mein vater nicht mit sich. er trinkt ja auch munter seinen täglichen pegel :?
    wie ist dein verhältnis heute zu deinem vater? hast du angst, dass dir das gleiche passieren könnte? oder holt dich einfach die erinnerung ein, da du jetzt selber als vater die verantwortung für kinder hast?gell, ist unvorstellbar, dass man zwei hilflose, bedürftige kinder in einer solchen situation alleine lässt?!? ich kann mir nur vorstellen, dass die not oder der egoismus deines vaters so gross war. schade. einer frau passiert das wahrscheinlich seltener. war dein vater in den 10 jahren, die er zuahsue war, für euch da? so wirklich vorhanden? oder ht er mehr gearbeitet oder sich sonst aus der verantwortung gezogen?
    hmm, könnte sehr viel erzählen oder fragen, aber ich mach mal schluss und bin gespannt was noch kommt.

    ...wende dein gesicht der sonne zu und der schatten fällt hinter dich..

  • Hallo tareco,
    ich kann nur sagen, du sprichst mir aus der Seele....
    Ich habe heute Kontakt zu meinem Vater, aus einem Grund:
    Ich möchte das meine Kinder mit ihrem Opa groß werden, wenn sie nicht wären könnte er bleiben wo der Pfeffer wächst.
    Ich finde mich in deinen Worten wieder, sicher war er damals hilflos und überfordert, aber das kann ich als Ausrede nicht gelten lassen. Ich kann mich persönlich an kein Erlebnis erinnern, das mich an meinen Vater erinnert, wo wir noch Kinder waren. Ob er dann arbeiten war oder bei anderen Aktivitäten weiss ich nicht.
    Ich denke du hast recht, er hat sich das Leben einfacher vorgestellt und ist deshalb auch gegangen.
    Er hatte neue Freundinnen, Geld, Urlaub und für uns hat er immer nur das bezahlt was er musste. Ein Vater war er nie. Es tut mir weh wenn ich darüber nachdenke. das ist übrigens heute nicht anders, er fährt mit seiner 3. Frau mehrmals im Jahr in Urlaub, macht dies und das aber uns besuchen kommt er nur selten. Helfen in der Familie tut er nicht. Was heißt Familie, die habe ich von daher nicht mehr. ABER auf meine kleine Familie bin ich stolz.
    Ich habe keine Angst das ich so werde wie er oder meine Mutter. Zum einen habe ich eine gute Ehefrau, die, wenn es sein muss, mich auch mal wieder zurück ins Leben holt und dafür bin ich unendlich dankbar. Zum anderen bin ich ein gebranntes Kind und wünsche mir für meine Kinder ein anderes Leben weil ICH bin dafür verantwortlich.

    Ich merke schon wie sich wieder einiges in mir löst!

    LG

    In der Stunde der Hoffnungslosigkeit
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    bringen einen in das Leben zurück!!!

  • und du kannst sowas von stolz auf dich und deine familie sein! :D
    du gehst das thema an, hinterfragst dich zu eingiem und machst dir deine gedanken für dich. schön, dass du deine kinder an ihrem opa "teilhaben" lässt. sie können da ja nichts dafür und irgendwann werden sie älter sein und du wirst mit ihnen über gewisse themen sprechen können. wie und woher sie udn ihre familie kommen, etc. du wirst dein leben erklären können und sie haben ein bild von ihrem opa.
    ja, gell, eine ausrede ist das nicht. aber ich denke an die wahren gründe, würde nur er mit seiner geschichte kommen. wir können nur mutmassen. ist einfach traurig, dass die verantwortung einfach nicht wahrgenommen wird. seit ich selber kinder habe und sehe wie "bedürftig" sie sind. wie verletzlich oder wie schnell man sie verunsichern kann, wird mir fast schlecht bei der vorstellung, dass man sie einfach im "elend" sitzen lässt... aaaaber wie du ja auch an dir selber siehst: wir erwachsene kinder sind eben auch sehr stark :wink:

    ...wende dein gesicht der sonne zu und der schatten fällt hinter dich..

  • Hallo miteinander,

    ich möchte mal als Vater, der seine saufende Ehefrau verlassen hat. Meine beiden Söhne habe ich dort gelassen- wobei mir jetzt, beim Lesen der Zeilen von Zampano, bewußt wird wie sich meine beiden Jungs fühlen müsse.

    Doch zunächst etwas weiter zurück in die Vergangenheit: meine Frau hat immer gesoffen, mal mehr, mal weniger. Ich auch- aber ich habe die Kurve gekriegt. Die Kinder, insgesamt drei, haben davon weniger mitbekommen. Wir konnten das immer irgendwie so hinbiegen, dass es für die Kinder nicht allzusehr belastend war. Das glaubte ich jedenfalls; vor etwa vier Jahren ist die Situation dann eskaliert. Meine Frau war täglich dicht, so ab dem späten Nachmittag hatte sie ihren Pegel erreicht. Nun war sie angetrunken alles andere als friedlich, Streit und Gezänk sind ihre Lieblingsbeschäftigung. Unsere Tochter (geb. 1986) ist vor drei Jahren ausgezogen, um sich aus dieser Situation zu retten.

    Der beiden Jungs wegen habe ich noch einige Zeit ausgehalten; der Ältere ist jetzt 20 Jahre alt, der Jüngste 14. Seit letztem November hat sich die Situation dramatisch zugespitzt, die Mutter der beiden ist nicht nur Alkoholikerin, sondern darüber hinaus noch ernsthaft psychisch krank. Dieser Zustand ist dokumentiert; Anfang diesen Jahres war sie 9 Wochen in einer psychosomatischen Fachklinik, leider ohne Besserung.

    Wer nun glaubt, in Deutschland reiche dies aus, um im Trennungsfalle (bin im September ausgezogen) das Sorgerecht für die Kinder zu bekommen, ist naiv. Die (sachlich zuständigen) Jugendämter sind, aus welchen Gründen auch immer, nicht davon abzubringen das der Aufenthalt bei der Mutter dem Kindeswohl dienlicher sei als der Aufenthalt beim Vater.

    Macht Euren Väter Vorwürfe, wenn sie es verdient haben. Wenn aber die deutsche Bürokratie an eurer Situation schuld ist, weil nämlich eine alkoholabhängige, verrückte Mutter angeblich dem Kindeswohl zuträglicher ist als ein Vollzeit berufstätiger Vater (weil die Mutter ja auch noch Geld zieht ....), dann sieht das schon wieder anders aus.

    Und wenn es so war, dass euch eure Väter nicht aus der Situation befreien konnten, weil man sie nicht ließ (eine Alkoholikerin braucht jemanden, der das Geld für den Stoff ranschafft - deshalb werden unterhaltsberechtigte Kinder zur eigenen Suchtbefriedigung mißbraucht. Es gibt hierfür in diesem Lande aber keinen Paragraphen, der dieses Verhalten unter Strafe stellen würde....), dann lasst sie nicht dafür büssen.

    idS Daniel

    Angehöriger

  • hmm, ja daniel, das ist in der tat ein seeeehr grosses problem. das verstehe ich! hast du die jungs wenigstens oft bei dir zuhause? oder lässt deine frau das auch nicht zu? "braucht" sie die jungs? oder wär sie froh um entlastung?
    ich glaube, dass die kinder nichts oder nur wenig davon mitkriegen stimmt leider nicht... liest du ja genug in diesem forum.du kannst wohl nur bei deinen jungs versuchen, sie ein wenig aufzufangen und nicht mit der situation alleine zu lassen. sie werden in jedem fall die verantwortung dafür übernehmen versuchen. und das ist sie einfach nicht!
    aber, so ein mist, dass die behörden so schräg drauf sind!

    edit bitte keine Beschreibungen vom Arbeitsplatz bzw. über unbeteiligte Dritte, danke - Linde

    in meinem falls, weiss ich gings nicht um das. leider. hätte heute noch freunde, wenn mein vater bloss sagen würde, er hätte mich da gerne "rausgeholt"... und ich hätte mir gewünscht, dass mich das gericht bei der scheidung gefragt hätte, wo ich wohnen wolle. ist dein älteterer sohn nicht eigenverantwortlich?

    ...wende dein gesicht der sonne zu und der schatten fällt hinter dich..

  • Hi Zampano,

    Zitat

    Verläßt ein Vater seine 2 Söhne obwohl er weiß, das die Mutter trinkt?


    Scheints.... sonst hätts dein Vater nicht gemacht und meiner wohl auch net :roll:

    Das irgendwann ne Trennung zwischen Eltern kommen kann, is nachvollziehbar, ganz egal aus welchen gründun... aber das für mein Vater keine Option war, meine kleinen Brüder überhaupt zu fragen, ob sie mitwollen würden, das versteh ich net. Auch net als er mitkriegte, das schlimmer wird mit der Trinkerei, auch da net...

    Ich kann dir keine Gründe dafür nennen, er is halt so. Erst er, dann dies und jenes und weiter hinten auf der Prioritätenliste seine Kinder. Aber wie gesagt, verstehen tu ichs net und ich denk, das werd ich auch nie wirklich. Muss ich auch Gott sei Dank net.

    lg dani

  • Zitat von summerdream

    Hi Zampano,


    Scheints.... sonst hätts dein Vater nicht gemacht und meiner wohl auch net

    lg dani

    Vielleicht hat er es versucht und konnte nicht?

    In meinem Fall wußte die trinkende Kindesmutter, dass sie ohne Kinder keinen Unterhaltsanspruch würde geltend machen können - und selber einen Job finden als Alki über 40 oder 50 ?

    Also wird die Behörde (Jugendamt) besch... und belogen, was das Zeug hält. Und die Mitarbeiter dieser Behörden neigen dazu, einem Menschen besondere Fähigkeiten bez. Kindeswohl zuzubilligen alleine aufgrund des Geschlechts. Will sagen: Frau hat immer Recht beim Jugendamt. Und so lange sie nicht besoffen durch die Tür des Jugendamtes torkelt, wird das auch so bleiben.

    idS Daniel

    Angehöriger

  • Hallo Daniel,

    es mag dich ehren, das du jeden Vater der Welt in Schutz nehmen willst. Aber nur weil es bei dir so war, heißt das nicht das jeder Vater so ist. Das ganze ist auch nicht als Angriff auf dich gemeint.

    Glaub mir einfach mal, wenn ich sage er wollte nicht. Näher möchte ich im offenen Bereich nicht drauf eingehn.

    lg Dani

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