Ist outen wirklich notwendig?

  • Hallo,

    ich bin erst seit 1 1/2 Monaten trocken, und mache meine ersten Erfahrungen damit. Jetzt habe ich ein Problem:

    Ich bin zu Weihnachten bei meiner Mutter eingeladen, die nichts von meiner Alkoholsucht weiß. Und es wäre mir auch lieb, wenn das so bleiben würde.

    Jetzt wird sie zu Weihnachten sicher Kuchen backen. Also habe ich mir überlegt, sie zu bitten, auf Alkohol im Kuchen zu verzichten.

    Das ist auch gut begründbar, da ich zur Zeit Medikamente nehme, bei denen man keinen Alkohol trinken soll.

    Jetzt möchte ich aber auch, dass da keine Rumaromen, oder soetwas drin sind.

    Wenn ich jetzt sage, dass sie bitte darauf auch verzichten möchte, dann ist doch klar, dass ich Alkoholiker bin.

    Wie würdet ihr mit so einer Situation umgehen? Ist es wirklich notwendig, dass ich mich vor meiner Mutter als Alkoholiker oute?

    Ich habe auch noch nicht so viel Vertrauen in mich selbst, da dies mein erster Anlauf ist, abstinent zu leben, und es jetzt gerade mal 1 1/2 Monate sind.

  • Hallo cduck,

    von mir wissen es alle die es wissen sollten.

    Das sind Freunde, Bekannte, Ärzte......., denn sie können mir eine große Hilfe sein.

    Mir wird niemand von ihnen ein alkoholisches Essen/Getränk anbieten wenn bekannt ist dass ich Alkoholiker bin.

    Es fällt am Anfang nicht leicht, geht dann aber bei jedem mal einfacher.

    Gerade in der eigenen Familie sollte das doch nicht soooo schwer sein, evtl. weiß deine Mutter sogar dass du getrunken hast.

    LG Martin

  • Hallo


    Wieso sagst Du denn nicht einfach Deiner Mutter, daß Du keinen Alkohol mehr trinkst und auch keinen Kuchen mit Rumgeschmack essen willst, weil er Dich an Alkohol erinnert?

    Du mußt ja nicht das Wort Alkoholiker in den Mund nehmen. Bei nahestehenden Menschen, besonders mit denen ich esse und trinke, ist es mir wichtig, daß sie Bescheid wissen. Ich binde es nicht jedem auf die Nase, aber wenn es sein muß, muß es sein. Zu meinem Schutz. Alkoholismus ist eine krankheit und es ist keine Schande krank zu sein und dafür zu sorgen, daß man gesund wird/bleibt

  • Hallo cduck,

    Outen oder bekennen zur Krankheit ist mein Schutzschild.

    nicht herum reden und sich direkt Outen, in den Situationen ,bei denen die Gefahr eines Rückfall besteht. Du bist nun auf dem Weg trocken zu werden und da brauchst du nicht mehr lügen , beschönigen , dich anders ausdrücken. Denn das sind für mich alles Eigenschaften aus der nassen Zeit und dem verbundenen Denken dazu.

    Es werden einige überrascht sein und du selbst wirst auch überrascht werden. Denn es wissen mehr von deinem Problem ,wie du dir im ersten Moment vorstellen kannst. ;)

    Ich geh offen und offensiv mit der Krankheit um und den Rest überträgt sich durch die Mund Propaganda.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat von Xenica

    Wieso sagst Du denn nicht einfach Deiner Mutter, daß Du keinen Alkohol mehr trinkst und auch keinen Kuchen mit Rumgeschmack essen willst, weil er Dich an Alkohol erinnert?

    Du mußt ja nicht das Wort Alkoholiker in den Mund nehmen.

    Ja, ich denke so werde ich es machen. Ich habe halt noch große Hemmungen, mich als Alkoholiker zu bezeichnen.

    Vielleicht wird das ja mit der Zeit besser, wenn ich ein bisschen mehr Selbstvertrauen habe.

    Vielen Dank für die Antworten.

  • Zitat von cduck

    Ja, ich denke so werde ich es machen. Ich habe halt noch große Hemmungen, mich als Alkoholiker zu bezeichnen.


    Hallo,

    ich glaube aber auch nicht, dass der einfachste Weg immer der beste ist.
    Von mir wissen es auch alle wichtigen Leute, wie Hartmut und Martin es schon beschrieben haben. Hausieren gehe ich aber nicht mit meiner Krankheit. Aber wenn ich noch nicht mal in der Lage bin, meinen engsten Verwandten mitzuteilen, wie es mir geht, belüge ich mich dann nicht auch selbst?

    Schönen Tag

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Zitat

    Ich habe halt noch große Hemmungen, mich als Alkoholiker zu bezeichnen.

    vielleicht wäre es gut, Dir mal Gedanken zu machen, warum es Dir so schwerfällt dich als Alkoholiker zu bezeichnen..?

    Sind es eigene Vorurteile gegen Alkoholiker oder ist es noch die mangelnden Akzeptanz der eigenen Krankheit..?

    Die eigene Krankheit zu akzeptieren ist überlebenswichtig

  • Zitat von Xenica


    vielleicht wäre es gut, Dir mal Gedanken zu machen, warum es Dir so schwerfällt dich als Alkoholiker zu bezeichnen..?

    Ich glaube, es ist vor allem die Angst vor Vorurteilen und auch die Angst vor den Enttäuschungen, falls es doch einmal zu einem Rückfall kommt.

  • ich binde es nicht jedem auf die Nase, daß ich Alkoholikerin bin.

    Doch ich habe die Erfahrung gemacht, daß meine Ängste vor Ablehnung durch das "Outen" gar nicht begründet waren und im Grunde nur "kopfkino" waren. Bis jetzt habe ich noch keine negative Reaktion abbekommen, wenn ich mich geoutet habe ...

    Nahestehende Menschen wissen von meiner Alkoholkrankheit, nicht so nahestehende Menschen mit denen ich aber öfters zu tun habe, bekommen von mir bei Bedarf gesagt: ich trinke keinen Alkohol mehr. Da wird auch gar nicht nachgefragt..

  • Hallo Hartmut

    Zitat

    Es werden einige überrascht sein und du selbst wirst auch überrascht werden. Denn es wissen mehr von deinem Problem ,wie du dir im ersten Moment vorstellen kannst.

    woher weißt Du das?
    *neugierigfrag*

    ..oder besitzen Moderatoren einfach mehr informationen als der "normaluser"?

  • Zitat von cduck

    falls es doch einmal zu einem Rückfall kommt.


    Na da isses doch. Wenn ich mich anderen mitteile, lasse ich mir kein Hintertürchen offen, "falls ich doch noch mal trinke". So habe ich das früher auch gemacht, aber jedes Mal bin ich damit auf die Schnauze gefallen. Erst als ich gegenüber mir selbst und gegenüber anderen zugegeben habe, dass ich süchtig bin, hat es mit der "Trockenheit für immer" geklappt. Also kann das sich mitteilen nur gut sein.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Zitat von Hartmut

    Es werden einige überrascht sein und du selbst wirst auch überrascht werden. Denn es wissen mehr von deinem Problem ,wie du dir im ersten Moment vorstellen kannst.


    Das ist auch meine Erfahrung.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Zitat

    Wenn ich mich anderen mitteile, lasse ich mir kein Hintertürchen offen, "falls ich doch noch mal trinke". So habe ich das früher auch gemacht, aber jedes Mal bin ich damit auf die Schnauze gefallen.

    es kann aber genau das Gegenteil passieren. Daß man denkt, man hätte versagt, andere enttäuscht und zieht sich zurück und nimmt aus Scham und Schuldgefühle keine Hilfe an. ..

  • Ich denke, ich muss mich da erstmal langsam rantasten. Hier im Forum, bei meinem Suchtberater und in der Selbsthilfegruppe fällt es mir nicht schwer. Nur mit Außenstehenden habe ich noch keine Erfahrung gemacht.

    Erstmal schauen, wie sie darauf reagiert, wenn ich ihr sage, dass ich nicht mehr trinke. Angst habe ich eher vor übertriebener Freude, denn ich persönlich betrachte das alles nicht als "durchgestanden".

  • Bei mir hat es nur mein Mann gewußt. obwohl ich versucht habe, es vor ihm zu verheimlichen. Das geht nicht, wenn man so eng mit jemanden zusammen ist. In Gesellschaft habe ich nur moderat bis gar nichts getrunken.

    Als ich mich dann geoutet habe- sind einige echt aus allen Wolken gefallen.

  • Hallo Xenica,

    Zitat

    woher weißt Du das?
    *neugierigfrag*

    ..oder besitzen Moderatoren einfach mehr informationen als der "normaluser"?


    es war eine Erfahrung die ich selber machte. Du hast recht , es liest sich als Verallgemeinerung. Ich habe auch durch den Austasuch hier viel erfahren , die das auch bestätigen..

    ich bin auch ein "normaluser" und Moderatoren haben nicht mehr Informationen der Hilfesuchende , wie die User im erweiterten Bereich. Und da ist der Unterschied, das der Vorstellungsbereich ein zusehen ist.

    Übrigens, meine ganze Familie, einige Arbeitskollegen , Freunde , Nichtfreunde wussten das ich Probleme hatte, auch bevor ich trocken wurde. Es wurde in der nassen Zeit genauso wenig angesprochen. Wenn ,dann halbherzig ,da ich es nicht zugelassen hatte. Da wollte ich es ja nicht wahrhaben.

    übrigens, meine ganze Familie, einige Arbeitskollegen , Freunde , Nichtfreunde wussten das ich Probleme hatte, auch bevor ich trocken wurde. Es wurde in der nassen Zeit es genauso wenig angesprochen. Wenn ,dann halbherzig ,da ich es nicht zugelassen hatte. Da wollte ich es ja nicht wahrhaben.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Einmal editiert, zuletzt von Hartmut (28. Oktober 2010 um 13:33)

  • lieber cduck

    Bitte begehe nicht den Fehler, Dein Selbstwertgefühl und Dein Befinden von den Reaktionen anderer abhängig zu machen. Das ist das, was ich als erstes gelernt habe. nein zu sagen. nein zu sagen zum Alkohol und ich habe gelernt mich meiner Angst vor Ablehnung zu stellen und sie auszuhalten

  • Zitat

    Dann warst du vielleicht etwas Besonderes oder eine beondere Ausnahme.

    hat man mir hier im Forum nicht immer gesagt, Ausnahmen gäbe es nicht, und alle Süchtige seien gleich?

  • Hallo Xenica,

    Zitat

    hat man mir hier im Forum nicht immer gesagt, Ausnahmen gäbe es nicht, und alle Süchtige seien gleich?

    da hast du was falsch verstanden. Der Mensch ist individuell die Sucht nicht. Du hast doch gesoffen um deine Sucht zu befriedigen. Ob zu Hause oder wo anders.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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