• Liebe Waltraud!

    Gar keine Erwartungen haben ist das Beste.So denke ich.
    Versuche,Dich auf Dich selber zu konzentrieren,Deinen eigenen Weg zu gehen.

    Ich bin trockene Alkoholikerin.Seit bald drei Jahren.
    Mein Vater und meine Mutter sind gestorben.Mit ihnen hätte ich mich gerne ausgetauscht.Besonders weil mein Vater auch Alkoholiker war.

    Ich glaube,das allerbeste ist sich auf uns selber ,auf die Arbeit an uns zu konzentrieren.

    Wohnst Du bei Deinen Eltern?Dann wäre es schon schwierig für Dich.

    Von wegen Therapie:Es gibt Solche die eine Therapie machen ,andere (wie ich z.B.)beginnen mal mit dem Weg in die Trockenheit.Das ist von Fall zu Fall verschieden.

    Schön ,dass Du jetzt auch bei uns im Forum bist!

    Bis bald
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo Waltraud,

    mein Vater hat leider nie aufgehört, zu saufen. Er tut es immer noch und er wird sich wohl ins Grab saufen.

    Seine massive und negative Persönlichkeitsveränderung in diesen mehr als 40 Jahren halte ich für unumkehrbar.

    Es reicht halt einfach nicht, nur den Alkohol weg zu lassen, man muss auch an sich arbeiten (wollen).

    Das ist wie bei uns EKAs: es reicht nicht, von daheim weg zu gehen - man muss seine Kindheit auf verarbeiten, sich und seine Verhaltensweisen reflektieren und dann an sich selber arbeiten.

    Lieben Gruss,
    Heidi

  • Hallo Waltraud,

    ich kann gut verstehen, was du meinst.
    Was die Gründe / Auslöser für den Alkoholkonsum waren, verändert sich halt auch nicht von selbst :?

    Mein Vater ist schon sehr lange trocken. Er hat immer noch keinerlei Einsicht darein, dass er Gift für meine Kindheit war. Er ist einfach nur stolz, dass er es geschafft hat, andere hingegen nicht.

    Nun auch noch die Verantwortung dafür zu übernehmen, was er für Scheiss gemacht hat, ist anscheinend zu viel verlangt.

    Schlimm für das Kind, denn nun muss ich / müssen wir selber loslassen lernen. Ich finde das immer noch sehr schwer und habe daher auch nur wenig Kontakt zu meinen Eltern (die inzwischen ein sehr 'normales' Leben mit normalen Beziehungen führen, für mich ist es aber immer noch vergiftet!).

    liebe Grüße
    Mikesch

    liebe Grüße,
    Mikesch


    - Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist, als ein Stück Brot! - (R.M. Rilke)

  • Hallo Waltraud,

    kennst du sie denn anders von Früher?

    liebe Grüße,
    Mikesch


    - Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist, als ein Stück Brot! - (R.M. Rilke)

  • Servus Waltraud,

    ich möchte dir nur ein paar Gedanken mit auf den Weg geben.

    Wie lange ist Deine Mutter abstinent im Verhältnis zu ihrer gesamten Trinkzeit?
    Ist Deine Mutter zufrieden trocken oder mit der Faust in der Tasche abstinent?
    Kennst Du ihre möglicherweise vorhandenen pathologischen Einschränkungen durch den Alkoholmissbrauch und die Sucht?

    All das und noch viel mehr kann die Psyche Deiner Mutter beeinflussen und damit auch ihre Verhaltensweisen Dir und Anderen gegenüber.

    Viel wichtiger erscheint mir die Frage, warum Du Deinen Grad der Zufriedenheit von ihr so abhängig machst?
    Ich habe z.B. die Erfahrung gemacht, dass meine Eltern mir heute nicht das geben können, was ich vielleicht als Kind gebraucht hätte. Und selbst wenn sie es mir heute geben könnten - heute brauche ich es nicht mehr, ich bin heute kein Kind mehr, ich habe keine kindlichen Erwartungen mehr, ich bin heute als erwachsener Mensch selbst dazu in der Lage, für meine Bedürfnisse so zu sorgen und diese so wahrzunehmen, dass ich mit mir zufrieden leben kann.

    Ich muss das nicht mehr von meinen Eltern abhängig machen und kann sie so sich selbst überlassen. Sie leben ihr leben, ich meines.

    LG
    Spedi

  • Hallo Waltraud,

    oft gibt es ein sowohl - als auch.
    Sie war früher 'strukturiert', wenn dein Vater dabei war (wahr) und anders, wenn er nicht da war (auch wahr).

    Du hast Sehnsucht nach damals wie ein Kind (wahr) und bist zugleich auch die erwachsene Mutter (auch wahr).

    Gerade bei Traumafolgen (die wir haben, vielleicht auch deine Mutter) sind solche unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile ausgeprägt vorhanden.

    Ich lerne, mit mir selber gnädiger zu sein (mit allem, was da ist) - bei meinen Eltern kann ich das immer noch nicht :?

    liebe Grüße,
    Mikesch


    - Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist, als ein Stück Brot! - (R.M. Rilke)

  • Guten Morgen, Waltraud,

    auch ich "knapperte" lange an diesem Thema in meiner "Herkunftsfamilie". Die Verhaltensweisen und der Umgang miteinander sind sicherlich auch mit ein Grund für meinen Alkoholismus, den ich 2005 gestoppt habe.

    Ich will hier nicht näher drauf eingehen, ich könnte einiges unterstreichen, das du auch schreibst.

    Jedenfalls begab ich mich damals, 2005, in professionelle Hände, heißt, stationäre Therapie, Nachbetreuung, etc.

    Im Zuge dieses Prozesses konnte ich meine Vergangenheit (besser gesagt, ich wollte es) aufarbeiten, mit vielen Therapeutenstunden, Teilnahme an Familienaufstellungen, etc.

    Dabei bin ich eben mit der Zeit draufgekommen, daß ich auch drauf und dran war, damals, in meiner Trinkerzeit, mich gleich zu verhalten, wie meine Vorgänger in der Familie, sprich, es hätte sich weiter wie ein roter Faden in der Familie weitergezogen.

    Ich konnte dies, nicht nur durch das Nichttrinken, stoppen, dafür bin ich auch nicht zuletzt meiner Krankheit "Alkoholismus" dankbar.

    Was ich dabei aber auch gelernt habe, und dies war ein langer Prozess, nämlich, dass ich heute die Verhaltensweisen meiner "Vorgänger" in der Familie in einem anderen Licht sehe, nicht akzeptiere, aber ich kann leichter damit umgehen.

    Dies war eine Folge daraus, daß ich mich für deren Vergangenheit interessierte, denn auch mir ließ es nicht in Ruhe, "warum sind meine Eltern so,..." Schließlich, das kann ich ja auch inzwischen mit Sicherheit sagen, kommt keiner mit derartigem Verhalten auf die Welt, vielmehr (so war es bei meinen "Vorgängern") prägt einen das Leben, vor allem die Anfangsjahre.

    Lange Rede, kurzer Sinn dieser Antwort an dich, ich für meinen Teil habe gelernt, ihr Verhalten zu akzeptieren, indem ich mich inzwischen gut abgrenzen kann, indem ich etwas in der deren Vergangenheit kramste, und die wirkungsvollste Beschäftigung, wenns gar nicht mehr anders geht, sich einige Stunden mit einem Psychotherapeuten zu "gönnen" :)

    Denn, auch eine Distanz von so und so vielen km hilft meiner Meinung nach nicht wirklich, man ist innerlich immer in gewisser Weise mit den Eltern - der Mutter, dem Vater - verbunden.

    Ich wünsch dir einen schönen Sonntag

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Hallo Waltraud,

    jeder Mensch hat seine Geschichte die ihn u. a. zu dem Menschen macht, der er ist. So wird auch Deine Mutter ihre Geschichte haben. Nicht jeder Mensch kann oder will sich allen Facetten seines Wesens stellen, nicht jeder kann oder will den Finger auf wunde Punkte legen.

    Nicht jede Frau hat den Wunsch Mutter zu werden. Manche werden es trotzdem, sei es aufgrund eines „Unfalls“, gesellschaftlichen Drucks oder warum auch immer. Auch nicht jede Frau die ein Kind bekommt, tut es aus, sagen wir mal, selbstlosen Gründen. Für manche ist ein Kind irgendein Mittel zum Zweck, sie bekommen es weil es irgendetwas ändern soll. Manche wünschen sich Kinder und kommen dann mit der Tatsache das es da ist nicht klar. Das ist alles nicht immer etwas, das therapierbar ist.
    Am Ende kommt dann eben nicht die Mutter heraus, die sich liebevoll und aufopfernd um ihre Kinder kümmert. Das ist es aber, was von einer Mutter automatisch erwartet wird. Das wird als vollkommen natürlich angesehen, als selbstverständlich. Das ist die Regel, aber wie überall in der Natur gibt es Ausnahmen. Manchmal kommt am Ende eine Mutter heraus die sich gefangen fühlt und auch so reagiert. Da wird aber gern nach dem Motto, es kann nicht sein, was nicht sein darf, drüber hinweg gesehen. Sicherlich auch weil jeder der Kinder hat, der sie liebt und sie umsorgt und behütet, sich absolut nicht vorstellen kann, dass das jemand bei seinen Kindern nicht kann.

    Ich will nicht sagen, dass es bei Deiner Mutter so ist. Das sind nur mal meine allgemeinen Gedanken zu dem Thema Mutter-Kind. Ich habe sie aber insofern hier gelassen, als das ich einfach mal in den Raum werfen will: Was ist wenn das Wesen, dass jetzt bei Deiner Mutter sichtbar ist, ihr wirkliches Wesen ist? Was ist, wenn sie den Alkohol gebraucht hat um eine Maske zu tragen, von der sie geglaubt hat, ihre Umwelt wollte sie sehen?

    Zitat

    Vollständige Ignoranz Deiner Person, Liebesentzug, emotionaler Missbrauch und all das... wie konntest Du diese "Symptome" in einem anderen Licht sehen?

    Ich habe meine Mutter als ganz normale Frau gesehen. So wie ich nicht nur Tochter bin, war meine Mutter nicht nur Mutter. Meine Mutter war ein ganz normaler Mensch wie jeder andere auch, mit Stärken und mit Schwächen, mit guten und schlechten Seiten. Sie hatte ihre Probleme, wie jeder andere auch. Wieso sollte sie nur weil sie meine Mutter war ein Übermensch sein, der da drüber stehen konnte?
    Geholfen hat mir sicherlich auch, dass ich mich immer und zu jeder Zeit, egal was sie gesagt oder getan hat, geliebt gefühlt habe. Egal wie sehr ich enttäuscht war, wie sehr sie mich verletzt hat, tief in mir war immer dieses unverrückbare Wissen, dass sie mich geliebt hat. Dieses Wissen war nicht an Bedingungen oder Handlungen geknüpft, es war einfach da.

    Was mit lange im Weg gestanden hat, war das gesellschaftlich geschaffene Bild wie eine Mutter zu sein hat. Ich wollte auch so was. Ich wollte eine Mutter die sich kümmert, die immer da ist, die mir zuhört, die mich egal was war auffängt, die mich umsorgt, hegt und pflegt. Ich wollte einen Übermenschen, keine Mutter kann das ständig und immer leisten. Als ich anfing sie als ganz normalen, fehlbaren Menschen zu sehen, sah ich auch, dass ich eine Menge von dem hatte, was ich mir wünschte. Nicht so wie es angepriesen wird, sondern in einem normalen Maß.
    Meine Mutter war ganz einfach nur ein Mensch, einzigartig wie jeder Mensch, fehlbar wie jeder Mensch.

    Gruß
    Skye

  • Hallo Syke und Waltraud,

    ich gebe dir recht, dass Mütter / Eltern so sein können, wie du beschreibst. Für mich fällt das aber ganz und gar nicht unter 'Pech gehabt'. Ich weiß, dass wir Menschen schon Eltern sein können auf eine Art, die 'ausreicht' um gesunde, halbwegs glückliche Menschen hervor zu bringen.

    Leider ist das heute nur noch bei ca. 60 % der Kinder so. Ich empfinde es als (gesellschaftliche) Aufgabe für uns, das zu verbessern.

    Durch die Bindungsforschung wissen wir recht gut, was ein Kind braucht: gelingende Interaktion / Kommunikation mit der Mutter, zeitnahe Erfüllung der Bedürfnisse. Das ist kein Hexenwerk. Da kann man auch ansetzen bei der nächsten Generation.

    Bei allen von uns, die in dem Bereich ernstere Schäden haben (unsichere Bindungstypen bzw. desorientierte Bindung), ist da schon deutlich was schief gelaufen. Ursachen bei der Mutter könnten sein: psychische Erkrankung / Sucht, eigenes unverarbeitetes Trauma.

    Natürlich ist es gut, irgendwann zu verstehen, warum die Mutter so ist / war. Für mich muss sich aber auch was ändern: wer psychisch nicht gut drauf ist, braucht Unterstützung, Mütter brauchen Unterstützung, Gewaltopfer brauchen Unterstützung etc.

    Hui, jetzt hab ich mich in 'Rage' geredet. Sorry. Ihr merkt, hier ist meine Kindheit auch mein Motor für meine Arbeit, meine Haltung und mein gesellschaftliches Engagement.

    Also mein Fazit: dass Menschen auf eine bestimmte Weise 'krank' werden durch ihre Erfahrungen, ist normal.
    Nicht hinnehmen muss man, dass immer wieder Menschen schlechte, krankmachende Erfahrungen sammeln und keine Hilfe bekommen.

    Krankmachende Erfahrungen sind nicht das Selbe, wie Enttäuschungen oder Frust im Leben.

    Es gibt genug Wissen darüber, worauf es ankommt - ich möchte, dass 'Wir' als Gesellschaft das wieder ernst nehmen!

    liebe Grüße
    Mikesch

    liebe Grüße,
    Mikesch


    - Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist, als ein Stück Brot! - (R.M. Rilke)

  • Hallo Mikesch,

    Zitat

    Nicht hinnehmen muss man, dass immer wieder Menschen schlechte, krankmachende Erfahrungen sammeln und keine Hilfe bekommen.

    Hilfe bekommen ist weniger das Problem, Hilfe wollen schon. Wenn jemand, warum auch immer, keine Hilfe will, dann ist das etwas, dass man nicht hinnehmen muss, aber um der eigenen Gesundheit Willen, hinnehmen sollte. Ich kann andere nicht ändern.

    Zitat

    ich möchte, dass 'Wir' als Gesellschaft das wieder ernst nehmen!

    Die Gesellschaft sind wir alle. Aber auch hier gilt für mich nach wie vor, ich kann andere nicht ändern. Ich kann nur beim kleinsten Teil der Gesellschaft etwas ändern, bei mir.

    Gruß
    Skye

  • Genau, man kann selber etwas tun: sagen, was richtig ist und was falsch. Die Eltern, die ihre Kinder gefährden ansprechen und das Jugendamt einschalten. Denen die deutlich Hilfe brauchen, Hilfe anbieten. Ihnen sagen, wo sie fachliche Unterstützung bekommen können.

    Nicht verurteilen, aber auch nicht weggucken.

    Haltung zeigen.

    Daran mitarbeiten, wie unsere Gemeinschaft aussehen soll: selber gesund werden und gesunde Beziehungen leben - das ist doch schon sehr viel Veränderung finde ich!

    Natürlich ist das ein grosse Sa*erei, wenn Mütter ihren Kindern keine sichere Basis ins Leben mitgeben (können).
    Das sollte auch benannt werden, finde ich!
    Das ist nicht 'Pech', dagegen hätte man was tun können und sollen!

    liebe Grüße,
    Mikesch


    - Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist, als ein Stück Brot! - (R.M. Rilke)

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