An die Vergangenheit erinnern...

  • Hallo liebe EKA´s...

    sagt mal...wie kam bei euch die Erinnerung an die Kindheit wieder?
    Ich würde mich gerne (das gerne, wisst Ihr sicher wie es gemeint ist)
    an vieles erinnern was früher passiert ist...aber da ist so gut wie nichts!

    Und wie war es für euch, als Ihr eines Tages, vll auch durch
    eine Therapie auf etwas Erschreckendes gestoßen seit?

    Man muss hier im offenen Bereich sicher keine Details & Lebensgeschichten
    aufschlüsseln, aber der Weg zur Erinnerung beschäftigt mich...

    Merci Euch & ein schönes baldiges Wochenende

    Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken. © Ernst Ferstl, (*1955)

  • Hallo so anders,

    bei mir war es so, daß ich mit etwa 25 mich anfing zu erinnern. Ich weiß noch, daß ich in der Zeit viel mit einer Freundin telefonierte und sie immer wieder fragte: Kann es sein, daß...? Ich war so fassungslos und durcheinander. Ich begann dann auch eine Therapie.

    Letztes Jahr, also fast 20 Jahre später, stöberte ich durch eine Schachtel mit alten Briefen und Postkarten, die ich von meinen Brieffreundinnen als Kind bekommen habe. Und ich konnte es nicht glauben, aber schon mit 10, 12 Jahren habe ich wohl den Alkoholismus der Mutter bei Freundinnen thematisiert! Ich bekam einfühlsame Antworten, das berührt mich im Nachhinein sehr. Ich hatte diese Briefwechsel völlig vergessen...

    Nach dem "Aufwachen", also dem Beginn der bewußten Erinnerungen mit etwa 25, kamen immer wieder neue Erinnerungsfetzen zum Vorschein. In der Therapie wurde da nichts herausgezerrt, sondern behutsam das begleitet, was sich zeigen wollte. Dieser Prozeß dauert noch immer an und ja, es gibt auch erschreckende Erinnerungen, die heute erst hochkommen. Vielleicht brauchte es Jahre des Abstandes und der Stabilisierung.

    Ich forciere das Erinnern nicht. Lange Zeiten meiner Kindheit sind im Nebel verschwunden. Und das ist vielleicht gut so. Das ist ja auch ein Schutz.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe so_anders

    Ich habe jahrelang alles erfolgreich verdrängt... ich habe mir mein Leben schöngeredet.... meine Ausbildung gemacht, Geld verdient, eine Beziehung gehabt, mir eingeredet, dass ich glücklich bin, mit einem Mann der mir keine Liebe geben konnte, ich hab mich nach Halt gesehnt, wie nach einem Strohhalm..... wurde sitzen gelassen...... eines Tages hatte ich solche Verspannungen, Kopfschmerzen... ich wusste nicht mehr weiter, wollte nur noch meine körperlichen Verspannungen los werden....

    Ich habe mich von einer Osteopathin behandeln lassen, sowie Akkupunktur gemacht. Meine Verspannungen verschwanden und ich fühlte mich gelöst.... eines Tages, ich sass am Abend vor dem Fernseher, da hatte ich in meinem Kopf plötzlich einen eigenen Film laufen.... ich sah vor meinem geistigen Auge Bilder über mich, Szenen aus meiner Kindheit, ich konnte mir selbst als Kind zuschauen, wie ich weinte, weil Mutter betrunken war, und alles solche Szenen kamen hoch, wie ein selbständiger Film ohne den "Stecker ziehen zu können". Der Film verselbständigte sich insofern, dass als ich bei den Eltern zu Besuch war, und in meinem ehemaligen Kinderzimmer stand, ich mich selbst sah, wie ich weinte..... irgendwie war ich total hinüber, da ich diese Bilder nun täglich schwallweise hatte, sie erschienen mir einfach so, irgendwann am Tag ohne "Vorwarnung". Ich habe dies dann meiner Osteopathin mitgeteilt und sie hat mir dann nahe gelegt, mir psychologische Hilfe zu suchen.... zu diesem Zeitpunkt war mir alles recht und ich ging dann zu einer Psychiaterin..... ich denke, ich hätte diesen Schritt nie nie getan, wenn ich nicht diese Bilder gehabt hätte..... mir wurden mittelschwere Depressionen diagnostiziert... ich selbst habe mich aber nie depressiv gefühlt irgendwie, gestört haben mich nur meine Schlafstörungen, ich bin ein Mensch, der gerne und viel lacht, es ist etwas, dass ich für mich als überlebensnotwendig erachte.... meine Bilder, die erscheinen mir noch heute vor den Augen, aber mit meinen schlafanstossenden Antidepressiva lassen die mich "abstumpfen"... ich wandle teils wie eine schläfrige Mumie herum und die Bilder machen mich nicht traurig, es ist eher so, dass mir diese Bilder nichts mehr anhaben, sie sind mir egal, ich hab mich daran gewöhnt..... an dem Tag, als mir diese Bilder erschienen, hat sich mein Leben geändert. Meine Scheinwelt ist wie ein Kartenhaus zusammengebrochen und ich musste der Realität ins Auge sehen und mich diesen Bildern "stellen". Dies hat mich unheimlich viel Kraft gekostet, da ich das alles gar nie wollte... ich wollte weiterleben, wie bis anhin, aber ich konnte nicht mehr... ich hatte keine Wahl, denn ich wäre durchgedreht, ich musste handeln, meine Seele hat mich in die Knie gezwungen sozusagen... Heute, 1,5 Jahre später bin ich froh darum, ich weiss nicht, ob ich mich sonst meinem Problem je gestellt hätte oder ob ich jahrelang weiter eine Lüge gelebt hätte....

    Hakuna Matata

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