Als wenn wir chinesisch reden

  • Hallo,
    ich hatte gestern Abend wieder einen Streit mit meinem Freund, denn ich habe versucht ihm klar zu machen dass ich sein Problem nicht länger als meines behandle und dass ich in aller erster linie für mich da sein will, ihn aber gerne unterstütze und weiterhelfe wenn es denn tatsächlich Hilfe ist. Daraufhin will er jetzt gar ncihts mehr von mir erwarten und denkt dass er sich nicht mehr auf mich verlassen kann wenn er in ein paar Wochen die Klinik verlässt. Was soll ich dazu sagen? Ich habe ihm versucht klar zu machen wie sehr mich das verletzt, denn wenn man nichts mehr von jemandem erwartet dann heißt das für mich irgendwie dass man der Person auch nciht mehr vertraut bzw. es einem egal ist was nun passiert. Ich weiß nciht mehr weiter, ich verstehe nicht was er sagt und er versteht nicht was ich sage, als wenn wir in einer anderen Sprache reden. Wir versuchen es und am anderen Tag noch mal und immer kommen neue Missverständnisse. Aber ich will doch ehrlich sein, und habe ihm gesagt dass ich daran arbeite von der Co Abhängigkeit wezukommen und deshalb meine Probleme an erster STelle stehen, ich ihn aber trotzdem weiterhin unterstützen werde, und das auch immer getan habe. Ich bemühe mich so sehr um ihn, informiere mich was ich richtig machen kann, bzw. dass Co Abhängigkeit KEINE Hilfe ist. Wird man in der Klinik denn nciht auch darüber informiert was das ist? Bzw. dass Angehörige dieses Verhalten ablegen müssen? Ich hab das Gefühl er sieht das als Egoismus oder Boshaftigkeit was ich grad tue, obwohl ich ihm schon erkläre wieso ich das mache und dass ich weiter für ihn da bin wenn er mir sagt wie ich ihm helfen kann.

    Wäre euch sehr dankbar wenn ihr mir Antworten geben könnt, ich weiß langsam keine mehr..

    liebe Grüße, Sarah

    Manches, was zerbrechlich wirkt, ist stärker als man glaubt.

  • Hallo Sarah,

    diese endlosen Diskussionen kenne ich auch.
    Man redet ständig aneinander vorbei. Dabei fallen dann of auch verletztende Worte, die wiederum zu Ängsten und Vertrauensbruch führen.

    Nur bei uns ist es etwas anders. Mein Freund will mir ständig erklären, dass er unabhängig sein möchte, redet von Ausziehen, aber letztendlich tut er es dann doch nicht. Und ich will es ja eigentlich auch nicht.

    Als wir dann an dem Punkt waren, dass wir eigentlich nicht mehr als eine Wohngemeinschaft führen würden, kam es zum großen Eklat, wo ich ihm sagte, dass ich das so nicht möchte und er sich endlich mal überlegen soll, was er wirklich will.
    Ich kam mir richtig missbraucht vor, ob das nun richtig war oder nicht, ich weiß es nicht. Es hat mich tief getroffen, als er mir sagte, ich sei eigentlich keine Bezugsperson für ihn, schließlich sei er ja "wohnungs- suchend".

    Au der anderen Seite stellte er mir am Valentinstag eine großen Strauß Rosen auf den Tisch. So wie er es imme so oft getan hatte.

    Es gab dann viele Tränen auch von seiner Seite. Er meinte dann, die ganze Therapie würde ihn völlig durcheinander bringen und er wisse langsam selbst nicht mehr, was er will.

    Danach haben wir erst einmal ein paar Tage nur noch das Nötigste geredet, schon gar nicht über uns.
    Dies hat jetzt aber dazu geführt, dass wir beide uns noch einmal ernsthaft Gedanken über unsere Beziehung gemacht haben.

    Ich habe begriffen, dass noch ein riesiges Stück Arbeit auch vor mir liegt, wirklich loszulassen, ohne verletzt zu sein.
    Und er hat wohl auch bemerkt, dass unsere Partnerschaft und der ehrliche Umgang damit auch eine Rolle spielt . Zwei Baustellen zu bearbeiten, macht ihm riesige Probleme, aber er hat sich seitdem verändert und nimmt etwas mehr auf meine Gefühle Rücksicht.

    Ich weiß nicht, ob ich dauerhaft mit ihm in einer Beziehung leben möchte, wenn ich doch vieles im Alleingang tue.
    Oft frage ich mich, ob es noch Gemeinsamkeiten gibt, ob wir noch irgendwo zusammen hingehen können, Urlaub machen. Alles so Gedanken, die mir auch Angst machen.

    Er hat sich total zurückgezogen, konzentriert sich voll auf seinen neuen Job.

    Ich denke an eine Paartherapie, aber das müsste dann schon von ihm kommen.

    Auf jeden Fall machen wir alle ob Alkoholoker oder Co. eine komplette Wandlung durch. Unsere Gefühle fahren ständig Achterbahn.

    Du strebst nach mehr Unabhängigkeit, ich möchte mehr Nähe und Wärme.
    Unabhängig bin ich schon lange, ich konnte immer tun und lassen was ich wollte. Hauptsache, er konnte in Ruhe trinken. Dadurch hat auch zwangsläufig eine Entfremdung zwischen uns stattgefunden

    Nähe kann ich nicht erzwingen, aber Deine Unabhängigkeit, die kannst Du Dir selbst bewahren.
    Du sagst Deinem Freund, was Du willst oder nicht willst, das ist auch in Ordnung so. Aber besser als nur reden ist, wenn Du es ihm tatsächlich auch zeigst.
    Im Grunde genommen, ist es ja bei uns auch so, er redet zwar davon, dass er sich lösen will, aber tut es nicht wirklich.
    Mir wäre es lieber, wenn er das was er sagt, auch wirklich tun würde. Alles andere verunsichert mich nur.
    Daher habe ich ihm auch gesagt, dass er mit sagen soll, wenn er mal etwas mit mir gemeinsam unternehmen möchte, außer sich mit mir gemeinsam in unserer Wohnung aufzuhalten, zu essen und zu schlafen.

    Bisher kam noch nichts von seiner Seite.

    Und bei Deinem Freund ist es wohl genauso, denke ich.

  • Hallo Sarah,

    du hast ja nun deinem Partner da klare Ansagen gemacht. Du hast ihm erklärt, dass du auch für dich selbst Veränderungen machen musst, hast ihm aber signalisiert, dass du ihn und seine Dinge durchaus auch ernst nimmst und ihn da unterstützen willst.

    Das finde ich toll, und mehr musst du doch nun garnicht sagen oder dich rechtfertigen. Für ihn ist es auch alles eine riesige Umstellung, er will nun lernen, seine Dinge, seinen Alltag alkoholfrei zu bewältigen, dazu muss er auch ziemliche Veränderungen machen. Und sich sehr auf sich konzentrieren.

    Nun wirst du für ihn auch noch ungreifbarer, weil du auch nicht mehr wie gewohnt für ihn funktionierst. Damit muss er auch erstmal klar kommen, vielleicht macht ihm das alles auch Angst. Der Mensch liebt auch nicht Veränderungen, das kommt noch dazu.

    Lass dich also nicht von ihm verunsichern. Er soll seinen Weg machen und du deinen. Dass es dabei zu Konflikten kommt, wenn ihr nun beide für euch ernsthaft unterwegs seid, gehört dazu!

    Es ist auf alle Fälle dein gutes Recht, nun für dich zu sehen, wie es dir gut gehen kann. Und dabei musst du dich nicht dauernd erklären oder rechtfertigen. Und auch nicht diskutieren. Ihr könnt darüber reden, aber wenn es dir zu dicke dabei wird, darfst du ein Stopp-Schild setzen und das Gespräch beenden. Du musst dich da nicht in die Ecke drängen lassen, die Verantwortung oder Schuld einreden lassen.

    Das ist mal meine Meinung dazu, ich hoffe, du kannst was damit anfangen.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo,
    danke für eure lieben Antworten, es hilft mir sehr zu lesen, dass ihr das auch kennt bzw. das schon durchgestanden habt. Ja, ich bin nun wirklich dabei die Co Abhängigkeit an den Nagel zu hängen.. stimmt schon dass ihm das auch alles Angst machen könnte. Ist nur so ungewohnt, weil ich immer diejenige war die viel Nähe wollte, und nun braucht er mich so sehr. Nähe will ich ja auch haben, ich vermiss ihn sehr und freue mich auf ihn. Ich glaube dass versteht er noch nicht so ganz oder hat Angst davor, dass ich ihn unterstützen möchte OBWOHL ich die Co Abhängigkeit nicht mehr will. Ist vielleicht auch seltsam für ihn dass ich grad so viel für mich erreiche und eine ganz andere und stärkere Persönlichkeit bin als vor der Klinik. Aber das hat er sich eigentlich auch immer gewünscht. Ich hoffe das beruhigt sich bald und wir wissen beide zu schätzen was der andere grad durchsteht bzw. geschafft hat.
    Danke für die Antworten :) Liebe Grüße, Sarah

    Manches, was zerbrechlich wirkt, ist stärker als man glaubt.

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