Rückfall. Weg. Und jetzt?

  • Hallo Superunknown

    Ich verstehe Dein getipper sehr gut.

    Ich habe selbst die Therapie hinter mir, und kenne Deine Gefühle.
    Auch kommt mir der Satz (sorry, weiss nicht wer das geschrieben hat) "was micht trifft, betrifft mich"

    Ich glaube, Du solltest darüber nachdenken, warum es solche Schuldgefühle diese Frage bei Dir aufwirft.
    Nur, wenn Du Dich mit diesem Thema beschäftigst, die Gefühle zulässt (was nicht einfach ist) kannst Du sie auch verarbeiten.

    Also, wenn Dich eine Frage in die Ecke drängt, ist sie gut. Da berührt sie was schmerzhaftes in Dir. Da musst Du ran.

    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Servus superunknown,

    Dein Therapeut fragt schon ganz klar und ganz zurecht...

    Warum, meinst Du, kann eine Sucht überhaupt "gedeihen"?

    Ganz einfach: weil alle Beteiligten schweigen.

    Sie schweigen aus Unkenntnis.
    Sie schweigen aus Scham.
    Sie schweigen aus Angst.
    Sie schweigen aus Wut.
    Sie schweigen aus Verzweiflung.
    Sie schweigen, weil sie schon immer geschwiegen haben.
    Sie schweigen.

    Das Schweigen ist ein elementarer Bestandteil der Familienkrankheit Alkoholismus.

    Wenn Dir das einmal bewusst ist, und wenn Du merkst, wie ein Aussprechen von Dingen andere Dinge in Bewegung bringen kann, dann hast Du für Dich ein weiteres Mittel erobert, um Dich aus diesem krank machenden Kreislauf herauszuhalten.

    Dabei geht es nicht darum, dass Deine Eltern Dir gegenüber ihr Leid klagen, ihre Sorgen mitteilen, Dich zutexten. Nein. Es geht darum, dass Du Dinge beim Namen nennen kannst, die Dich stören. Ohne zu werten, ohne eine Antwort darauf bekommen zu müssen.

    Manchmal reicht es ja schon, sagen zu können: "ich möchte eure Heimlichkeiten und euer Schweigen beim Thema Alkoholabhängigkeit von XY nicht mehr teilen. Holt euch Hilfe, jeder für sich."

    Wenn Du für Dich also erkennst, dass Du nicht schweigen musst, dass Du alles aussprechen darfst, ohne für in jedem Fall "verantwortlich" sein zu müssen (Du bist ja nicht für die Sucht von XY verantwortlich), dann kann das nur zu Deinem Vorteil sein.

    Und Dein Therapeut wird immer auf Deinen Vorteil bedacht sein, wenn er/sie verantwortungsvoll in dem Beruf unterwegs ist.

    LG
    Spedi

  • hallo superunknow,

    was glaubst du wie oft mich meine therapeutin mit ihren fragen aus der bahn geworfen hat? soooo oft ich kanns nicht mehr sagen....und weisst du was? ich bin froh das sie das getan hat!!!!

    denn auf der bahn auf der ich unterwegs war hätte es wirklich nicht weiter gehen können, ohne das ich daran kaputt gegangen wäre.

    sei froh, das du nen therapeut gefunden hast der dich ab und an mal aus der bahn wirft. :wink:

    lieben gruß melanie

  • vielen dank für eure antworten! sie haben mich sehr bestärkt in meinem weg.
    ich werde noch viel lernen müssen, das sehen ich. aber ich fühl mich in meinem denken und mit diesen schweigenden schuldgefühlen gerade in diesem moment nicht mehr so alleine. scheint euch ja ähnlich gegangen zu sein. irgendwie traurig, zu wissen, dass man da nicht alleine ist, aber auch beruhigend.
    na, mein schweigen habe ich ja einmal gebrochen und so hart das war, es tat gut. jetzt fühl ich mich durch die steine im weg manchmal ganz schön durchgeschüttelt, aber besser, als vorher.
    jetzt muss ich nur noch lernen, dinge auch ohne "ausraster" anzusprechen. aber wie macht man das? sie tun doch jetzt was. sie haben hilfe. muss ich das jetzt? will ich das alles wissen? aaah, ich trau mich nicht, noch nicht mal wirklich in die richtung zu denken!
    naja, nächste woche, nächster schritt. einer nach dem anderen. und schöön klein und langsam bitte! ;)

  • liebe superunknow,

    lass laufen, egal wie du das auslebst. so ein psychologe kennt das auch und kann damit umgehen. auf ihn musst du da nicht schauen. wichtig ist es raus zu lassen..... :wink: ich hab gehäult und das war mir echt peinlich am anfang. bis ich merkte das diese traurigkeit echt ganz wichtig war zu spüren. diese tränen waren alles angestaute in mir. ich weinte monatelang in der therapiesitzung. bis es aufhörte. es hat mir gut getan einfach ich selbst sein zu dürfen.

    alles liebe melanie

  • geheult, geflucht und mich kaputt gelacht, alles schon dagewesen ;) "schonen" tu ich den therapeuten sicher nicht. er kriegt auch völlig ungefilterte antworten und reaktionen.
    ich hab ihm dann auch mal meine gedanken mirgeteilt bezüglich meiner wahrnehmung des : wieso haben sie denn nicht geredet. seine reaktion war faszinierend. er hatte es tatsächlich nicht so gemeint oder gesagt, fand meine gedanken aber völlig normal (für ein eka) und hat mir erklärt, welche punkte er wirklich wichtig fand in dem gespräch.

    aber davon mal abgesehen: ich muss das hier mal festhalten, mal wieder für mich, damit ich's nicht vergesse ...
    eltern getroffen, kurz mit dem vater gesprochen. er ist tatsächlich seit 10 Wochen nüchtern. er geht (noch) zur therapie mit der mutter. aber er hat wohl doch immer noch nicht begriffen, warum. sieht sich nicht als alkoholiker. und findet die therapie natürlich lediglich ne laberei, die nichts bringt. puh, war das schwer. wirklich reden kann ich noch nicht. ob ich das will oder muss weiss ich noch nicht. es wurmt mich aber, dass er es nicht begriffen hat. die eltern bekriegen sich anscheinend gegenseitig und ich muss regelmässig stopp schreien, damit ich mir nicht alles anhören muss. da werd ich aber besser drin! ;)
    ich setze mich immer wieder mit alkoholismus auseinander. es ist eine krankheit, er ist krank, er kann nicht einfach mal so entscheiden, dass er dauerhaft aufhört und und und. theoretisch weiss ich das ja alles. nur es steckt noch in einer hirnwindung fest ;) es ist sozusagen noch nicht angekommen.
    ich kämpfe gerade um das nächste stück boden. das akzeptieren und hinnehmen der tatsachen ohne zu grübeln und das ansprechen und festlegen meiner grenzen. und endlich diesen unterbewusten hilfewunsch abzustellen. na, immerhin erkenn ich jetzt punkte klarer. ist doch auch was, ne?
    leider habe ich dadurch keinen "nerv" auch hier mal bei anderen einen kommentar zu hinterlassen. aber vielleicht hilft es ja, wenn man mal lesen kann, dass man nicht alleine kämpft. ...

  • gedankentralala...
    es kommt nicht an. es will sich nicht festsetzen. ich könnte schreien! ich trete auf der stelle. auf der einen seite der wunsch, sich mit dieser verfluchten krankheit auseinanderzusetzen, auf der anderen seite ein völliges unvermögen. mein therapeut sagt mir zwar, sämtliche gefühle sind ok, es ist normal, es dauert. aber ich sehe die gründe, ich kenne die geschichte, ich lese es, ich "verstehe" es ... bei anderen. bei mir schreit immer wieder dieses "warum" im kopf herum. dieses "Nein, dass ist nicht meine geschichte, das hat nichts mit mir zu tun". dieses: aber es muss doch gründe geben. es muss doch einer schuld sein. dieses: "warum" halt. da kann ich mir tausendmal sagen, es bringt nichts, darüber nachzudenken. da kann ich mir immer wieder sagen, akzeptiere es. ich will diesen schritt gehen, ich sehe die gelassenheit, den frieden, das akzeptieren regelrecht vor mir liegen. aber diesen schritt kann ich gerade nicht gehen. es will nicht. dabei will ich es doch!
    ich merke, wie ich mich wieder regelrecht vom leben und bindungen zurückziehe, wie ich verletzt bin, wenn mal jemand bei kleinigkeiten minimal danebentritt, was ja jeder mal tut und es auch nicht schlimm ist. wie ich mich unverstanden fühle, wie ich mich in ecken gedrängt fühle. manoman, die pubertät ist doch schon lang vorbei, oder?

    wie macht man denn diesen schritt? wie lange dauert das? und warum ist es so schwer, wenn man doch genau weiss, das man den schritt tun will?

  • wieder was gelernt.
    Zeit und Geduld. Die braucht man, wenn man was an seiner eigenen Haltung ändern will. Jemanden, der einem auch mal die Hand hält, eine schwierige Situation durchkaut und Alternativen zeigt.
    Und dann den Mut, offen etwas anzusprechen. Die Situation kam nun etwas spontan. Hat mich überfordert. Ich hatte aber Hilfe, habe mich vorbereitet, konnte alles ansprechen, was ich sagen wollte. Es ist raus, der Schritt gemacht. Es fühlt sich gut an. Ein wenig Annehmen, ein wenig Loslassen, ein wenig Gelassenheit. Und gelernt: Ich kann mein Verhalten langsam und Schritt für Schritt ändern. Dann kann ich mit dem gesamten Bild besser umgehen und das tut mir gut. Ich kann andere nicht ändern. Das kann ich aber nun annehmen. Ich kann aber auch loslassen, gehen, wenn ich was nicht möchte. Genauso kann ich auch etwas ansprechen. Es gibt Alternativen, ich muss sie nur kennen und die finden, die am besten zu mir passt.
    Gerade geht es wirklich gut. Das nehme ich jetzt mit bis ins Wochenende mindestens :)
    Ich wollt auch mal die Vorwärtsschritte aufschreiben, die guten Gefühle. Die gibt es schliesslich auch!

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