Hallo,
ich bin sowohl geisteswissenschaftlich als auch naturwissenschaftlich bewandert, was mich grundsätzlich immer in die Situation bringt, jedes Problem lösen zu wollen. Naja, kommt ja schonmal vor, dass ein EKA eine Problemlösungskompetenz hervorbringt, ne?
Jedenfalls lese ich hier immer wieder die gleiche Frage: Mama trinkt - was kann ICH tun? Und das nicht von 8jährigen sondern von Ü30ern, die es "eigentlich" wissen müssten, dass man da von aussen eben nichts machen kann. Aber hartnäckig ist da die Vorstellung, dass es da irgendwas geben muss, wie das Kind die Mutter/Vater retten kann.
Die Crux liegt glaube ich darin, dass ein Kind sich immer selbst die Schuld gibt, wenn es die Eltern leiden sieht. "Ich mache was falsch" ist da die natürliche Reaktion. Alle Kinder reagieren so. Was aber auch natürlich ist, denn so können uns die Eltern idealerweise subtil und einfühlsam erziehen, nach dem Motto "Mach die Mama nicht traurig".
Indem es aber mit einer permanent leidenden Mutter konfrontiert wird und keinen Ausweg daraus erkennen, egal wie sich das Kind auch dreht und wendet, wächst dieser riesige Schuldkomplex - der wieder irgendwie abgebaut werden will. Es ist also eine Spirale, die sich immer weiter hochschraubt: Mama leidet - ich bin schuld - ich strenge mich an - Mama leidet immer noch - meine Schuld ist also NOCH größer - ich strenge mich NOCH mehr an...usw...
Meine Theorie lautet also: Ein EKA versucht nicht die Mutter zu retten, sondern sich selbst. Wenn es die Mutter retten kann, legitimiert es seine eigene Existenz. Denn solange die Mutter leidet, kann das Kind nicht sicher sein, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn es überhaupt nicht geboren worden wäre. Und irgendwann (so ging es mir) wurde jeder Blick, jeder Suff, jeder Ausfall der Mutter als Vorwurf für das eigene Dasein interpretiert. Und nicht nur das - genügend von uns habens ja auch schon gesagt bekommen "Du bist schuld, dass es mir schlecht geht".
Es ist enorm schwer, da raus zu kommen. Aber es geht. Ich entschuldige mich jedenfalls nicht mehr für meine Existenz. Ich bin, und das ist gut so.