diese permanenten Schuldgefühle

  • Guten Abend :) ,

    geht es Euch auch so, dass Ihr Eurer Mutter und/oder Vater ständig ein schlechtes Gewissen gegenüber habt oder so wie ich, von Schuldgefühlen geplagt seid...
    Ich habe versucht, mich bei meiner Mutter 1 Woche mal nicht zu melden, weil ich gelernt habe, dass ich mich von ihr lösen muss, was ich bisher emotional noch nicht geschafft habe.
    Wenn ich mich also mal nicht gemeldet habe, ich dann mit ihr telefoniere oder sie sehe habe ich sofort ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Wenn ich mal motzig zu ihr bin, weil ich mir nicht mehr alles gefallen lassen möchte habe ich Schuldgefühle. Dann denke ich daran, dass sie mir oft sagt, ich sei für sie immer noch die 5jährige Kleine und würde es immer bleiben und ZACK, hat sie mich wieder!
    Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, da herauszukommen!
    Ich WILL aber nicht mehr die 5jährige sein, ich will, dass sie mich so akzeptiert, wie ich bin...
    Ein mal habe ich es geschafft, mich gegen ihre "Angriffe" zu wehren, es wurde immer schlimmer. Sie hat mich mit Sachen konfrontiert, bei denen sie genau weiß, sie verletzt mich brutal! Warum macht eine Mutter sowas, die so tut, als sei ich ihr ein und alles. Aus Angst, mich zu verlieren?
    Ich verstehe es nicht, es macht mich wütend und verzweifelt, weil ich einerseits den Abstand möchte und brauche, andererseits ich permanent dieses schlechte Gewissen habe, sie zu verletzen!
    Wie oder welche Erfahrungen habt Ihr so mit Eurer Mutter gemacht?
    Wäre schön, wenn die/der ein oder andere dazu etwas schreiben würde!
    Fände ich sehr interessant!
    Dankeschön und einen schönen Abend,

    Akka :wink:

  • Zitat

    Ich WILL aber nicht mehr die 5jährige sein

    Das liegt in deiner Hand

    Zitat

    , ich will, dass sie mich so akzeptiert, wie ich bin..

    .

    und genau damit hat sie dich in der Hand. Das ist die Strippe, an der sie dich zieht und tanzen lässt

    Zitat

    Ein mal habe ich es geschafft, mich gegen ihre "Angriffe" zu wehren, es wurde immer schlimmer.

    Hör auf zu kämpfen. Solange du kämpfst, machst du ihr Machtspiel mit

    Zitat

    Sie hat mich mit Sachen konfrontiert, bei denen sie genau weiß, sie verletzt mich brutal!

    So sind viele nasse Alkis nunmal. Viele Cos auch. Ist halt so.

    Zitat

    Warum macht eine Mutter sowas, die so tut, als sei ich ihr ein und alles. Aus Angst, mich zu verlieren?

    Unter anderem auch deshalb.

    Zitat

    Ich verstehe es nicht, es macht mich wütend und verzweifelt, weil ich einerseits den Abstand möchte und brauche, andererseits ich permanent dieses schlechte Gewissen habe, sie zu verletzen!

    Das habe ich dir in dem anderen Thread schon erklärt. Das ist die normale Mutter-Kind-Bindung. Du kannst da absolut nichts dafür, das ist von der Natur genau so vorgesehen, dass das Kind sich den Eltern gegenüber schuldig fühlt. Allerdings war das nur für eine bestimmte Lebensphase geplant und sollte kein Dauerzustand werden. Das ist eben eine Folge dieser Familienkrankheit Alkoholismus.

    Zitat


    Wie oder welche Erfahrungen habt Ihr so mit Eurer Mutter gemacht?

    Schwester, exakt die Gleichen. Aber bis aufs i-Tüpfelchen und obendrauf den Affentanz mit dem Coabhängigen Vater und weils so schön war, auch noch mit 4 coabhängigen und therapieresistenten Geschwistern.

    Als ich 7 Jahre alt war, ist mein Vater abgehauen. Ich wusste wo er wohnt und bin zu ihm gelaufen. Dann kam sturzbetrunken meine Mutter an, prügelte mich durch das ganze Dorf, ging in die nächstbeste Kneipe und soff vor meinen Augen weiter, immer mit den Worten "dU BÖSES kIND; DU BÖSES Kind, du bist schuld, dass ich trinke!"

    Und bis letztes Weihnachten war die Chance bei ca. 85% dass sie betrunken war, wenn wir verabredet waren. Ist halt so.

    Mein Rat an dich ist folgender: Übernimm die Verantwortung und entferne alles, was dir weh tut. Das bedeutet nunmal, den Kontakt zu deiner Mutter radikal zu beenden. Da kommt nichts mehr, da passiert kein Wunder. Die Worte, die du dir so wünscht, werden niemals gesagt werden. Akzeptier das...und fang an DIR SELBST die Liebe zu geben, die du als Kind nicht bekommen hast. Und lass die alte Frau weitersaufen, es ist ihr Leben. Du bist keine fünfjährige mehr...ABER da ist immer noch das fünfjärige Mädchen, das getröstet und liebgehabt werden will. DU bist heute eine erwachsene Frau, die sehr gut traurige fünfjährige Mädchen trösten kann. Fang damit an.

    Am Ende ist alles gut
    Und ist es nicht gut
    ist es auch nicht zu Ende.

  • Hallo AKKA,

    auch ich rate Dir - nehme Abstand ! Das ist das beste was Du für Dich tun kannst. Ich habe vor 2 1/2 Jahren den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen und mir geht es seitdem wesentlich besser. Es gibt öfter mal "schwarze Tage" aber im Gro0en und Ganzen bin ich froh, mich diesem Terror nicht mehr aussetzen zu müssen.

  • Hallo Ihr beiden,

    vielen Danke für die Antworten...

    zu Ganymed28: puhhh, erst mal musste ich schlucken, Deine Worte sind knallhart und offen, vielen Dank, denn das kann ich gebrauchen, weil ich sonst mein Leben Lang der Illusion hinter her laufe, meine Mutter wird die Sätze, die ich so gerne hören möchte( damit hast Du absolut recht) irgendwann vielleicht doch einmal sagen :cry:
    Es fällt mir so schwer, den Kontakt zu reduzieren oder sogar abzubrechen, sie ist nicht diejenige , die gesoffen hat, mein Vater war/ist es. Von dem hat sie sich aber nach vielen Höllen Jahren getrennt, als wirklich nichts mehr ging...es gab keinen Ausweg mehr sonst wären meine Mutter, mein Bruder und ich vor die Hunde gegangen. Sie hat dann aber relativ schnell wieder geheiratet und wenig Zeit für uns gehabt. Warum ich so eine schlechte Meinung von ihr habe ist, sie hat mich als Kind nicht wahrgenommen. Ich habe mit 7 Jahren die ersten Hilfeschreie in der Grundschule versucht, zu kommunizieren...keine Reaktion ihrerseits. Sie hat mich angeschnauzt, mich nicht verstanden, hat nicht gesehen, dass mich mein Bruder missbraucht hat, hat nicht gesehen, dass ich HILFE benötigte. Ich hatte Essstörungen und meinen ersten Selbstmordgedanken mit 9 Jahren. Sie hat NICHTS gemacht, es kam immer nur der Spruch, was hast du denn, es geht dir doch gut, stell dich nicht so an.
    Als ich mit 19 versucht habe, mich umzubringen und ich ihr dies hinterher erzählte, meinte sie bloß, wenn ich sowas noch mal höre verhaue ich dir den Hintern...das war es! Ich bin heute noch sprachlos von dieser Reaktion...ich habe selber 2 Kinder, ich weiß nicht, wie man so herzlos sein kann!
    Das ist auch einer der Gründe weshalb es mir schwer fällt, den Kontakt abzubrechen, meine Kinder LIEBEN ihre Oma...es bricht mir das Herz, wenn sie sie nicht mehr sehen könne. Denn ein "dazwischen" gibt es für mich nicht. Das ich etwa sage, ich breche den Kontakt ab, aber sie dürfen ihre Oma noch sehen. Sie sind erst 5 und 7 Jahre alt, d.h. sie können gar nicht alleine dorthin fahren oder sie besuchen!

    Ihr habt beide recht, im Grunde weiß ich es auch, dass dies passieren muss...mir fehlt nur noch der Mut dazu....vielleicht bin ich masochistisch veranlagt, dass ich mich immer wieder in diese Situationen begebe, in denen sie mich schlecht machen kann :?

    Deine letzten Worte, Ganymed, haben mich sehr berührt und das ist es wohl, womit ich anfangen muss.
    Bist Du denn schon soweit??? Sind Deine Wunden geheilt??? Wie hast Du die Kraft gefunden???

    Ganz liebe Grüße!

  • Zitat von AKKA

    dass mich mein Bruder missbraucht hat, Ihr habt beide recht, im Grunde weiß ich es auch, dass dies passieren muss...mir fehlt nur noch der Mut dazu....vielleicht bin ich masochistisch veranlagt, dass ich mich immer wieder in diese Situationen begebe, in denen sie mich schlecht machen kann :?

    Deine letzten Worte, Ganymed, haben mich sehr berührt und das ist es wohl, womit ich anfangen muss.
    Bist Du denn schon soweit??? Sind Deine Wunden geheilt??? Wie hast Du die Kraft gefunden???

    Ganz liebe Grüße!

    oha, das volle Programm also. Sexueller Missbrauch ist auch in unserer Familie ein Thema, gottseidank nicht bei mir, dieser Kelch ist an mir vorbeigegangen.

    Ich habe hier schon mehrfach geschrieben, dass die Co´s (also die nicht trinkenden Elternteile) oftmals genauso oder noch viel schlimmer zu den Kindern sind als die eigentlichen Säufer. Dieses Rätsel habe ich bis heute auch noch nicht geknackt bekommen aber es interessiert mich auch nicht mehr. Der Oberhammer war bei mir folgende Situation:

    Ich habe nach neun Jahren selbstfinanziertem Studium endlich mein Diplom in der Tasche. Mein Vater hat lieber eine Eigentumswohnung nach der anderen gekauft oder sein Geld in dämlichen Spekulationsgeschäften verbrannt. Jedenfalls präsentiere ich im das Diplom UND sofort eine Stelle (in der ABH) und bekomme als Kommentar:

    "UNd wann hast du endlich mal einen richtigen Job?"

    Jau, da bin ich durch die Decke gegangen und es herrschte echter Krieg zwischen uns - bis ER aufgegeben hat und er um ein Gespräch bei der Familienberatungsstelle gebeten hat. Da habe ich dann alles präsentiert, was mich an ihm so dermaßen ankot*t: Die permanente Abwerterei, die Geringschätzung, das permanente im Stich lassen, die Ignorierung des Passierten....jaja, großes Geheule aber dann...

    Zum Abschluss stelle ich im Beisein der Therapeutin diese Frage: "Jetzt, Vater, wo du weisst, womit du mich verletzt, kann ich dann davon ausgehen, dass du da in zukunft mal ein bisschen darauf achtest?"

    Und ich bekomme die Antwort:

    "Ich lasse mir von dir nicht sagen, wie ich mich dir gegenüber zu verhalten habe."

    und dann

    "Das hat deine Mutter auch immer gewollt aber das lasse ich nicht zu."

    Wow. Rechter Haken, Linker Haken, Magengrube und schlussendlich noch ein ordentlicher Tritt in die Klö*en. Ich bin da raus und hab nur noch gedacht: Okay, irgendjemand ist hier vollkommen wahnsinnig und das bin nicht ich.

    Das ist aber auch schon wieder 5 Jahre her.

    Wie es mir heute geht? Naja: Ich hab eine fantastische Frau, eine tolle Wohnung mit supernetten Nachbarn, mit denen wir dauernd grillen, ich habe endlich einen richtig geilen Job mit supernetten Chefs. Ich gehe endlich konsequent trainieren und beobachte fasziniert, wie stark und gesund ich werde. Ich habe tolle Freunde, ordentliches Einkommen, kann mich endlich auf die Sachen konzentrieren, die mir Spaß´machen und mich weiter bringen anstatt ewig diese Klötze am Bein zu haben. Meine Mutter ist im Pflegeheim, mein Vater ist auch gut versorgt, meine Geschwister können mich mal. Es geht mir so gut, ich strotze dermaßen vor Energie und Selbstbewusstsein, dass mir meine Erfolge schon Angst machen. Vor einem halben Jahr habe ich noch in einer Zeitarbeitsfirma Dreck aufgefegt, jetzt hebele ich Millionenbeträge. Ich genieße mein neues Selbstvertrauen in vollen Zügen und ernte all das, was ich mit den 5% meiner Kraft in den letzten 20 Jahren gesät habe.

    Aber ich, für mich, muss hier klar und deutlich sagen: Ohne Gott hätte ich das niemals geschafft sondern wäre schon längst tot geblieben. Es macht mich furchtbar wütend und traurig, dass alles, was mit Glauben zu tun hat so dermaßen verraten und verdreht wurde. Aber ich habe meinen Glauben gefunden und pflege ihn auch, unter anderem durch regelmäßige Kirchgänge - aber in der ev. Landeskirche und nicht in so einem evangelikal-entrücktem Schwätzerverein.

    Ja. Mir geht es gut. Ich liebe mein Leben. Ich bin dankbar für alles.

    Am Ende ist alles gut
    Und ist es nicht gut
    ist es auch nicht zu Ende.

  • Zitat von Ganymed28

    Aber ich, für mich, muss hier klar und deutlich sagen:
    Ohne Gott hätte ich das niemals geschafft sondern wäre schon längst tot geblieben.

    So genial, dieser Satz in sich! :-)))

    Danke dafür, lieber ... weiß jetzt nicht, wie Du gern angesprochen werden möchtest.
    Mir gefiel xy gut, weil der ohne Zahl hintendran ist.

    An eine Höhere Macht glaube ich auch, aber der Kontakt ist wackelig.
    Ich finde, das gehört zum Lernprozess (Vertrauen muss ich auch lernen) dazu.

    Und ich finde es macht Mut, wo immer jemand Kraft und Hoffnung teilt.

    Danke dafür!

    Und liebe Grüße
    von der Wolfsfrau

  • Also ich bin auch katholisch, mit allem was dazu gehört. Ich glaube auch an Gott zumindest an etwas Höheres, ich glaube nicht, dass alles, was passiert einfach so passiert sondern es gibt meiner Meinung nach, für alles einen Sinn und einen Plan.
    Ich denke, Gott hilft nur, wenn man selber etwas für sich tut...also rumsitzen und drauf warten, dass einem geholfen wird funktioniert nicht. Setzt man sich in Bewegung und "tut etwas" für sich, schlägt eine Richtung ein, fängt an, seinen Weg zu gehen, dann glaube ich, ist Gott ganz nah bei uns und begleitet uns auf unserem Weg. Nur muss jeder diesen Weg für sich selber herausfinden, auch, wenn es manchmal Jahre dauert!
    Irgendwann ist es soweit, dann haben auch wir unseren Weg und die innere Ruhe gefunden...und können glücklich sein, daran glaube ich!

  • Zitat von Jessie1983

    @ Ganymed :
    Nur mal am Rande gefragt... Glaubst Du schon immer an Gott, von klein auf...oder wie hast Du zu ihm gefunden ?
    Würd mich mal interessieren :D

    Das brauchst du nicht am Rande zu fragen. Ich hab dafür extra einen Thread aufgemacht aber scheinbar traut sich da keiner.

    Aber du hast recht: DIe Existenz eines Gottes stand nie in Frage bei mir. Ich habe von kleinauf geglaubt und bete jeden Abend ein Vater UNser seit ich 6 Jahre alt bin.

    Klingt unglaublich dämlich ich weiss. Aber so halte ich mir den Kontakt mit ihm warm. Manchmal ist es nur ein Ritual aber vor allem die Passage


    Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

    hat mich durch manche finstere Höhle gerettet, wenn Wut und Hass in mir sich schon leise zu Mordplänen entwickeln wollten. Das hat mich immer wieder runtergebracht und mir ein STOP! gegeben, wenn der Kopf allzu dolle Amok laufen wollte.

    Am Ende ist alles gut
    Und ist es nicht gut
    ist es auch nicht zu Ende.

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