..Zurück im alten Zuhause-wie komm ich da durch?

  • Hallo ihr Lieben,

    vor einer Weile habe ich das letzte mal hier geschrieben und erzählt, dass ich bald wieder für ein halbes Jahr bei meinen Eltern wohne. Selbiges tu ich jetzt seit 2 1/2 Monaten.
    Zu Beginn sah alles ganz toll aus, bin ich doch mit dem festen Vorhaben, alte, schlechte Erfahrung mithilfe meiner durch das Älter werden gewonnenen Reife mit neuen, guten zu ersetzen. Das gelang mir zunächst auch und gelingt mir immernoch.
    Leider funktioniert das nicht für die Dinge, die wirklich belastend sind.

    Meine Großmutter mütterlicherseits war/ist tablettenabhängig. Mein Vater trinkt jeden Abend "heimlich" allein in seinem Zimmer, obwohl er weiß das mich das belastet. Das bedeutet doch, dass er süchtig ist, oder? Mein Kopf sagt mir hartnäckig "nein, du übertreibst. Das stimmt nicht."

    Meine Mutter verhält sich, so weit ich das beurteilen kann, co-abhängig gegenüber meiner Oma, die im Haushalt lebt und gepflegt werden muss, und gegenüber meinem Vater.

    Ich stehe irgendwo dazwischen und muss meiner Mutter in den Kram passen wann immer wir uns gegenüberstehen. Wenn nicht, gibt es Streit, in dem ich zu hören bekomme,wie überheblich ich bin - sobald ich die Bedürfnisse ausdrücke, die meiner Mutter wiedersprechen. Das sind immer Bedürfnisse nach Ruhe und Abgrenzung. Diese bringen mit sich, dass meine Mutter ihre Last allein tragen muss, und das macht sie wütend. Dann redet sie mir ein schlechtes Gewissen ein, von dem ich nicht loskomme. Ich glaube dann, der schlechteste Mensch der Welt zu sein.

    Wenn meine Oma stirbt, wird meine Mutter niemanden mehr haben, auf den sie sich konzentrieren kann, niemanden mehr zum reden, weil sie keine Freunde hat. Dann muss ich ganz schnell ganz weit weg gehen.

    Ich verstehe nicht - sind das Suchtstrukturen in meiner Familie? Bilde ich mir das nur ein und bin zu empfindlich? Wie komm ich da durch? Ich muss noch bis Januar weiter hierbleiben. Meine Kraft geht mir langsam aus. Was kann ich tun?

  • Liebe Anima

    Lass dich erstmal drücken :).
    Ich kann dir sehr gut nachempfinden, da ich zurzeit ähnliches erlebe. Als ich vor Jahren den Absprung schaffte, war ich mir zu hundertprozent und mehr sicher, dass ich mich nie wieder in dieses Suchtgedöns begebe. Aber kaum ist man wieder näher am Geschehen, nimmt man irgendwie wieder fast automatisch den alten Platz ein, zumindest in gewissen Situationen. Es ist wie ein Strudel, der einen erfasst und man muss wie verrückt schwimmen, dass man nicht (wieder) hineingeratet. So fühlt es sich für mich an.

    Das Wichtigste in deiner Situation, so denke ich darüber, ist so oft es geht, dich um dich selbst zu kümmern. So oft es geht ablenken. Deine Sachen machen. Dir gutes tun. Dich abgrenzen so gut es geht. Auch wenn dann Kritik von deiner Mutter kommt. Du hast dich entschieden, die Last nicht mehr länger zu tragen - und das ist gut so. Das ist sogar super! Lass dir kein schlechtes Gewissen einreden. Es ist nicht deine Aufgabe die Last der Familie zu tragen. Wenn deine Mutter das tun möchte, ist es ihre Entscheidung. Aber Du bist Du!

    Und diese Gedanken die du hast, wie "ist das so oder bilde ich mir das nur ein?", "bin ich zu sensibel?", oder "du übertreibst doch völlig!", auch das kenne ich gut. Ich glaube das kommt von früher und ist eine Art Überlebensstrategie. Vielleicht haben wir uns früher oft einreden wollen, dass es nicht so schlimm ist. Vertraue darauf was dein Herz fühlt. Ich denke du durchschaust die Sache sehr klar.

    Und bitte sei dir eines bewusst: Du bist alles andere als schlecht!!!

    Ich drück dich nochmal (wenn ich darf?!)
    Mia

  • Liebe anima,

    oh ich kann mir vorstellen, wie schwer deine Situation im Moment ist. Du hast das Problem erkannt und willst dich ändern. Aber für deine Familie funktioniert das Leben so wie es ist. Nur weil du dich änderst, heißt es nicht, dass sich alle ändern.

    Für mich war es schwer zu ertragen, dass mein Vater weitertrinkt. Ihm scheinen die Gefühle seiner Familie egal zu sein. Aber er ist süchtig und er kann nicht anders. Uns wurde zwar immer eingeredet, dass es nicht so schlimm ist. Aber wenn du so fühlst, dann ist es schlimm. Warum sollten die eigenen Gefühle falsch sein?

    Was würde passieren, wenn du einfach das machst, was du willst? Wenn du einfach nicht mehr in den Kram passt. Meine Mutter sagt auch immer gern, ich muss alles allein machen. Früher habe ich darauf nicht reagiert, hatte natürlich auch ein schlechtes Gewissen. Irgendwann hat es mir gereicht, und ich habe ihr gesagt was ich denke. Sie versucht nun weniger zu jaulen, aber ein angelerntes Verhalten kann man nicht von heute auf morgen ändern.

    Du schreibst ja richtig, dass es die Last deiner Mutter ist. Nicht deine. Es ist ihre Mutter die sie pflegt, und wenn sie es alleine nicht schafft, gibt es genug Hilfe die man bekommen kann. Sie tut es vermutlich aus Pflichtbewusstsein und das will sie dir nun als ihre Tochter auch einreden. Lass das nicht zu, mach nur das was du willst. Bis Januar ist zwar noch eine Weile, aber du weißt, dass du wieder ausziehst. Sowas hilft mir immer. Und vielleicht gibt es doch irgendwo WGs, die für kurze Zeit jemanden aufnehmen, falls es gar nicht mehr gibt.

    Liebe Grüße, Laura

  • Servus anima,

    was ermöglicht denn in sehr vielen Fällen erst das Abrutschen vom Alkoholmissbrauch in die Sucht?

    Richtig, eine dysfunktionale Familie. Die ist immer noch "der" klassische Ort des Gedeihens.

    Verbunden mit allem, was dazu gehört: verschweigen, lügen, schönreden, ignorieren, sich-seine-eigene-Wahrheit-bsteln... auf allen Seiten: der des Suchtkranken, und der des Comorbiden.

    Du hast für Dich erkannt, dass dies kein Ort ist, an dem Du Dich wohl fühlst. Du wirst einen Weg finden, für Dich an anderen Orten leben zu dürfen, um aus diesem Teufelskreis aussteigen zu können.

    Führe Dir nur immer wieder vor Augen, ob es sich für Dich "gut" anfühlt - und Du kommst auf den richtigen Weg.

    LG
    Spedi

  • Vielen Dank ihr alle!!!!

    Ja Mia, du darfst mich gerne drücken. Selbst wenns "von Weitem" ist merk ich was davon und freu mich sehr! :) Drück dich zurück! *drück*

    Es beruhigt mich sehr, von euch unterstützt zu werden. Ich habe Anfangs getan was für mich gut war, aber mit der Zeit hab ich immer weniger darauf geachtet und mich immer ausgelaugter gefühlt...jetzt fang ich wieder an auf mich zu achten. Immer wieder, egal wie oft ich wieder ins alte Muster verfalle, möchte und werde ich mich aufraffen.

    Gestern habe ich meiner Mutter das alles gesagt. Sie versteht das Meiste und versucht mir zu helfen und sich zu ändern, aber manchmal steckt auch sie in der Falle und ist plötzlich wieder ganz anders und fängt an das an mir auszulassen, und ich kriegs nicht jedes Mal hin mich doch anders zu verhalten als früher... Das ist glaube ich das Anstrengende. Es fühlt sich wirklich an, als ob man dagegen anschwimmen müsste. Oder strampeln oder so irgendwas!

    Gestern habe ich meinem Dad gesagt, dass ich nicht mit ihm reden möchte, wenn er getrunken hat. Das hat ihn sehr traurig gemacht und mich auch. Aber ich musste das tun. Ich fang an mich und meine Bedürfnisse wahrzunehmen und sie zu verteidigen. Der Widerstand, den ich dafür von überall bekomme, ensteht glaub ich daraus, dass man mich so nicht kennt. Sondern als das Mädchen, dass sich überall diszipliniert einfügt und macht was man ihr sagt und verschwindet.

    Ich hör auf mein Gefühl und versuch dem zu vertrauen. Habt ihr damit auch Schwierigkeiten? Darauf zu vertrauen, dass das eigene Gefühl richtig ist? Woher weiß man das?

  • Liebe Anima

    Ja, ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn du schreibst, dass mit der Zeit die Achtsamkeit nachlässt. Man kann ja nicht dauerhaft voll konzentriert und achtsam sein. Und dann irgendwann merkt man wieder, wie sehr man schon wieder in diesem ganzen Suchtnetz eingewoben ist. Deshalb ist es glaube ich auch so wichtig, mehr für sich zu schauen, Distanz zu suchen, auch wenn man das ja eigentlich gar nicht möchte, weil man die Familie ja liebt. Aber wenn das beisammen sein mehr Schaden anrichtet, dann ist es halt doch besser. Natürlich ist so was viel einfacher, wenn man auch räumlichen Abstand haben kann. Aber so lange dauert es ja bei dir auch nicht mehr!

    Ich finde es gut, dass du mit deiner Mutter das Gespräch gesucht hast. Und es hat bestimmt gut getan, dass sie dir offen zugehört hat. Sich zu ändern ist denke ich sehr schwer, wenn man noch im alltäglichen Zusammenleben drinsteckt. Aber es ist ja schlussendlich ganz allein die Entscheidung unserer Eltern wie sie leben möchten.

    Ja, gegen anschwimmen und strampeln oder nach Luft schnappen, als ob zuwenig da ist. So fühle ich es auch. Ich bewundere dich, deinen Mut, dass du so offen mit deinem Vater gesprochen hat. Mein Vater trinkt täglich um seinen Pegel zu halten. So hat er immer ein gewisses Mass an Alkohol intus. Ich suche extrem Abstand. Manchmal denke ich, ich sollte mit ihm reden. Aber das gabs alles schon in der Vergangenheit und gebracht hat es nichts. Also lass ich es. Suche so viel Abstand wie nur möglich. Interesse seinerseits ist eh nicht wirklich da.

    Und auch in dem Punkt sind wir uns sehr ähnlich. Ich war und bin es zum Teil immer noch. Die Gute, die Fleissige, die Liebe, die Pflichtbewusste, die Verantwortungsbewusste, die Vorzeigetochter. Und wenn wir mal ausflippen und laut werden, kommt eine ganz neue und für die anderen unbekannte Seite zum Vorschein. Und logisch, wenn jemand immer alles macht, was er gesagt bekommt, dann ist das eh viel bequemer und einfacher für das Gegenüber. Wenn mal ein Nein kommt, dann wirds unbequem. Bloss geht es nicht von heute auf morgen, zu lernen, nein zu sagen. Das geht Schritt für Schritt. Da bin ich manchmal zu ungeduldig. Klingt krass, aber es geht drum sich selber vertrauen zu lernen. Das Vertrauen ging zumindest bei mir auf voller Ebene flöten. Ich frag mich grad warum das Vertrauen verloren ging? Aber wenn das da ist, dann können wir wieder unseren Gefühlen vertrauen. Woher weiss man, dass das eigene Gefühl richtig ist? Gute Frage. Kann das eigene Gefühl denn falsch sein? Fühlt man nicht so wie man fühlt! Kann man denn falsch fühlen???

    Anima, danke für deine Zeilen. Ich merke, darüber nachzudenken, tut mir gut und bringt wieder einiges in mir in Bewegung.

    Ich drück dich! :D:D

    Mia

  • Liebe anima,

    ich glaube, ich habe meine Gefühle noch nie in Frage gestellt. Liegt aber auch daran, dass ich sie gelernt habe zu unterdrücken. Gefühle können eigentlich nicht falsch sein. Sowie Mia schon geschrieben hat. Aus unseren Gefühlen resultieren aber Taten, und diese könnten falsch sein. Aber das entscheiden auch nur wir selber. Du hast das Recht, deine eigenen Werte für dich aufzustellen. Für mich ist es richtig kein Fleisch zu essen, für meinen Vater undenkbar. Aber nur weil er es nicht gutheißt, esse ich weiterhin Fleisch.

    In der Vergangenheit konnte ich meine Gefühle nicht zu lassen, weil ich wusste, dass ich eigentlich was anderes will, als alle anderen von mir wollten. In den Augen der anderen waren meine Ziele im Leben falsch. Dadurch bin ich zu einem Kopfmensch geworden, wobei ich glaube, dass ich eigentlich mehr der Gefühlsmensch bin. Aber ich finde es auch sehr schwer, Vertrauen in mir selber zu haben. Vertrauen in das, was ich mir vorgenommen habe. Ich wünsche mir immer noch, dass meine Eltern sagen, ja das schaffst du. Aber das werden sie nicht, weil sie an ihrem alten Leben festhalten. Also muss ich lernen, mir das selber zu sagen. Dabei sage ich es ständig zu meinen Geschwistern…

    Ich habe in den letzten Monaten viel mit meinen Eltern geredet, mehr mit meiner Mutter. Bei meinem Vater kommt nichts an, deshalb lasse ich mich auf keine tiefen Gespräche mehr mit ihm ein. Dadurch ist mir klar geworden, dass ich auf keine Unterstützung hoffen kann. Natürlich rede ich noch mit meiner Mutter, weil sie mir auch ohne ihren Zuspruch, hilft. Zudem will ich nicht wieder ins Schweigen verfallen. Ich will endlich lernen, wie man Probleme löst und nicht wie früher totschweigt…

    Bei den ersten Gesprächen mit meinem Vater war ich auch immer traurig, dass ich meinem Vater sowas sagen wollte. Wurde mir doch immer eingetrichtert, dass man seinen Vater respektieren muss. Zudem tat er mir auch leid, der arme Vater, alle seine Kinder stellen sich gegen ihn. Ich habe ihm Tipps gegeben, wie er mit wem reden soll. Und habe dabei gar nicht gemerkt, dass es wieder nur um ihn ging. Das will ich nicht mehr, und immer, wenn ich Mitleid für ihn empfinde, muss ich daran denken. Es ist mein Vater, die Gefühle die ich für ihn habe, sind nicht abzustellen. Dennoch weiß ich, wie oft er meine Gefühle verletzt hat, und das ihm meine Gefühle nicht wichtig sind.

    Liebe Grüße, Laura

  • Hallo Ihr,

    mein Vater trinkt jeden Abend. Aber er macht das so geschickt "heimlich", dass ich nicht weiß wie viel das ist. Gehört das auch schon zum Pegeltrinken?

    Ich mag meinen Vater sehr, wir haben viele Gemeinsamkeiten und viele Interessen über die wir sprechen können bzw könnten. Das macht es mir sehr schwer, Abstand zu halten.
    Bis jetzt habe ich, denke ich, sehr gut gelernt, nein zu sagen und für meine Bedürfnisse einzustehen. Was mir aber sehr große Schwierigkeiten macht, sind die Reaktionen darauf. Von den Menschen die mich anders kennen, aber auch von Menschen, die mich jetzt erst kennenlernen. Ständig meine ich, mich wehren zu müssen, weil ich auf einmal nicht mehr nur freundliche Antworten bekomme. Und ich meine dann, alles falsch gemacht zu haben, sobald ich etwas sage, was anderen Leuten vielleicht nicht in den Kram passt. Dann find ich mich selbst voll schlimm und will gar nicht mehr mit anderen in Kontakt treten.

    Das Vertrauen in mich selbst ist bei mir genauso flöten gegangen wie bei dir, Mia. Die haben bestimmt schon ne Band aufgemacht :D

    Dazu denke ich, dass zumindest ich einfach nie gelernt habe, wie das geht. Mir war nie klar, ob ich mich gerade richtig, normal oder schlecht verhalte. Grundsätzlich war mein Verhalten unangebracht, sobald es Schwierigkeiten verursachte, egal wie klein die waren. Entweder es wurde als Nervosität abgetan, wenn ich nicht gut drauf war, oder ich hab nen Anschiss kassiert. Das hat mir gezeigt, dass ich entweder in den Kram passe oder wertlos bin. Und dass ich meinen Gefühlen nicht vertrauen kann, die mir sagen "Ich möchte jetzt nicht in den Kram passen" oder "es geht mir grade nicht gut". Die waren nämlich eben immer falsch und unangebracht.

    Ob man falsch fühlen kann...ich denke nicht. Man hat ein Gefühl eben und darauf kann man keinen Einfluss nehmen. Mit falsch meine ich, glaube ich, unangebracht. Ich finde meine Gefühle fast immer unangebracht, bzw glaube dass sie es sind. Und ich kann nicht richtig beurteilen, ob das was ich sage oder tu jetzt irgendwie seltsam wirkt oder ist oder ob die Leute das als völlig normal ansehen. Damit komm ich absolut nicht klar. Und das verwirrt mich und verunsichert mich und schmälert mein Selbstvertrauen sehr.

    Mia, ich freue mich sehr darüber, dass es dir hilft, was ich aufschreibe! Ich drück dich auch!!! :D

    Und Laura, ja, ein Kopfmensch bin ich auch. Ich analysiere meine Situation ständig und ununterbrochen, kann das nicht abschalten. Ständig weiß ich genau, was andere Menschen um mich herum tun und denke darüber nach warum, finde Zusammenhänge, Lösungen für deren Probleme, weiß aber auch zu jeder Zeit wer gerade schlecht drauf ist und was man demjenigen dann nicht sagen sollte bzw sagen muss, damit sich dessen Stimmung sich wieder aufhellt. Und ich verwende darauf den größten Teil meiner Energie.

    Meine Eltern sagen mir auch nie "Das schaffst du", die lassen mich schon mein ganzes Leben machen und sagen mir höchstens mal, wann ich etwas besser machen könnte. Ich bin ja "schon immer sooo selbstständig gewesen."


    Wie ich mit meinem Vater umgehen soll weiß ich absolut nicht. Er geht mir jetzt total aus dem Weg. Verschwindet viel früher in seinem Zimmer als bevor ich ihm sagte, ich will nicht mit ihm reden wenn er betrunken ist.

    Im Moment habe ich genug von mir selber. Ob ich wohl irgendwann mal ein ruhiges Leben führen kann, dass sich nicht mehr nach rohem "Überleben" anfühlt?

  • Hallo anima,

    also es ist so, als ob du mir aus der Seele spricht. Ich denke ständig, ich bin auf einen guten Weg. Hör mehr auf mich selber, mach was ich wirklich will. Habe dann aber wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich denke, dass ich die anderen mehr unterstützen muss.

    Ich komm mir vor, als ob ich vor einem Berg von Problemen stehe, die ich lösen muss. Weil ich das nicht will, schau ich bei den anderen. Dann habe ich keine Zeit mich mit mir zu beschäftigen, weil ich den anderen helfen muss. Ich versuche seit einiger Zeit immer zu sagen, tut mir leid, kann dir nicht helfen, das ist dein Problem nicht meins. Aber gerade habe mich in ein anderes Problem reinziehen lassen. Erst habe ich versucht, bei mir zu bleiben, aber irgendwie wurde ich überrumpelt, nun ist es mir zu viel. Und jetzt nein sagen, finde ich schwer. Ich stell mich gerade stumm. Tja und schon bin ich enttäuscht oder wütend, sauer, dass man nicht fragt, warum ich mich nicht melde. Und dann denke ich wieder, wie kann ich nur sowas fühlen, ist doch klar, hat selber genug Probleme, da kann man nicht auf mich Rücksicht nehmen. Tja was ist richtig und was ist falsch? :?

    Ach ich kann gerade nicht fassen, wie schwer das Leben im Moment ist. Ich hoffe auch, dass es leichter wird. Und es wird bestimmt besser, ein Beinbruch heilt auch nicht sofort. Am Wochenende hatte ich wieder einen Gefühlsausbruch. Dieses Mal bin ich für mich geblieben, ich wollte niemanden an mich ran lassen. Ich weiß ja eigentlich, was ich machen muss. Nur irgendwie geht mir das alles zu langsam. Ja und eigentlich weiß ich, dass ich es schaffen werde. Aber am Wochenende habe ich mir wirklich gewünscht, dass meine Mutter sagt, ja mach das, du schaffst es. Tja ich habe mir dann meinen Hund geschnappt und bin fast drei Stunden durch den Wald. Seitdem geht es mir besser… :D

    Liebe Grüße, Laura

  • Zitat von Immergrün

    Am Wochenende hatte ich wieder einen Gefühlsausbruch. Dieses Mal bin ich für mich geblieben, ich wollte niemanden an mich ran lassen. Ich weiß ja eigentlich, was ich machen muss. Nur irgendwie geht mir das alles zu langsam. Ja und eigentlich weiß ich, dass ich es schaffen werde. Aber am Wochenende habe ich mir wirklich gewünscht, dass meine Mutter sagt, ja mach das, du schaffst es. Tja ich habe mir dann meinen Hund geschnappt und bin fast drei Stunden durch den Wald. Seitdem geht es mir besser… :D

    Hallo Laura
    Ich schreibe grad auch meine Gedanken zu den Zeilen von Anima. Hab grad deine Zeilen gelesen. Hatte heute meinen Gefühlsausbruch (einen kleinen). Es hat ewig lange gedauert, bis ich nun endlich wieder mal meinen Tränen freien Lauf lassen konnte. Meine Emotionen loslassen fällt mir sehr schwer.

    Ich lebe mein Leben mit meinen Aufs und Abs. Eine ganze Weile ist es ok. Wenn auch mit nicht sehr vielen Emotionen. Und dann kommt mal wieder der Punkt, wo das Fass überläuft. Am liebsten würde ich grad einfach nur Koffer packen und irgendwo neu anfangen. Kennst du das?

    Fühl dich gedrückt.
    Mia

  • Liebe Anima

    Zitat

    mein Vater trinkt jeden Abend. Aber er macht das so geschickt "heimlich", dass ich nicht weiß wie viel das ist.

    Mein Vater trinkt jeden Tag, nicht (nur) heimlich. Und man merkt es relativ schnell, wenn er zuviel bzw. zuwenig getrunken hat. Ich liebe ihn, er ist schliesslich mein Vater. Aber zurzeit tut es so weh, dass ich Abstand nehmen muss. Man weiss nie woran man bei ihm ist. Die Stimmung kann mir nichts dir nichts umschlagen. Das überrascht mich immer noch nach all den Jahren. Und manchmal bin ich einfach nur so wütend, dass ich denke, er hat jetzt meine Aufmerksamkeit gar nicht verdient.


    Zitat

    Bis jetzt habe ich, denke ich, sehr gut gelernt, nein zu sagen und für meine Bedürfnisse einzustehen. Was mir aber sehr große Schwierigkeiten macht, sind die Reaktionen darauf. Von den Menschen die mich anders kennen, aber auch von Menschen, die mich jetzt erst kennenlernen. Ständig meine ich, mich wehren zu müssen, weil ich auf einmal nicht mehr nur freundliche Antworten bekomme. Und ich meine dann, alles falsch gemacht zu haben, sobald ich etwas sage, was anderen Leuten vielleicht nicht in den Kram passt. Dann find ich mich selbst voll schlimm und will gar nicht mehr mit anderen in Kontakt treten.

    Kenn ich auch. Wir wurden so erzogen. Wir haben immer alles gut und korrekt erledigt im Sinne der anderen. Durch Anerkennung kam wenigstens so was wie Liebe zurück. Wenn wir mal nein sagen, haben wir Angst, dass die Person uns nicht mehr mag. Streit und Auseinandersetzungen sind für mich eine Katastrophe. Für andere die anders aufwuchsen, gehört das dazu und ist vermutlich was völlig „normales“. Deshalb ist es eine grosse Anstrengung für mich wütend zu sein oder nein zu sagen, ohne dass ich mich gleich wieder in die andere Person hineinversetze und mitfühle. Und dann ein schlechtes Gewissen bekomme.

    Zitat

    Das Vertrauen in mich selbst ist bei mir genauso flöten gegangen wie bei dir, Mia. Die haben bestimmt schon ne Band aufgemacht

    :D Ja vermutlich. Vertrauen ist ein riesiges Thema für mich. Es fällt mir schwer jemandem zu vertrauen. Deshalb hab ich vermutlich auch so grosse Probleme mich für eine Partnerschaft zu öffnen.

    Zitat

    Dazu denke ich, dass zumindest ich einfach nie gelernt habe, wie das geht. Mir war nie klar, ob ich mich gerade richtig, normal oder schlecht verhalte. Grundsätzlich war mein Verhalten unangebracht, sobald es Schwierigkeiten verursachte, egal wie klein die waren. Entweder es wurde als Nervosität abgetan, wenn ich nicht gut drauf war, oder ich hab nen Anschiss kassiert. Das hat mir gezeigt, dass ich entweder in den Kram passe oder wertlos bin. Und dass ich meinen Gefühlen nicht vertrauen kann, die mir sagen "Ich möchte jetzt nicht in den Kram passen" oder "es geht mir grade nicht gut". Die waren nämlich eben immer falsch und unangebracht.

    Genau. Wir wuchsen in einem Haushalt auf, der nicht den „normalen“ Bedingungen entsprach. Um zu überleben, haben wir uns angepasst. Wir haben von klein auf gelernt, wie wir sein müssen, um unseren Part in diesem Suchtnetz zu übernehmen. Ich empfinde meine Kindheit keineswegs als grausam oder schlimm. Aber einige Dinge haben wohl doch gefehlt. Und jetzt wo wir erwachsen sind und aus dem Netz steigen, begreifen wir, dass das war wir gelernt haben in der Kindheit nicht mehr funktioniert. Und das verwirrt immer noch. Mich zumindest sehr. So dass ich manchmal nicht weiss, was ich denn überhaupt fühle (fühlen sollte).

    Und das macht mich auch sehr wütend. Es fühlt sich an, als ob ich nun im stürmischen Ozean paddle und niemand hat mir so richtig beigebracht, wie ich rudern kann.


    Zitat

    Im Moment habe ich genug von mir selber. Ob ich wohl irgendwann mal ein ruhiges Leben führen kann, dass sich nicht mehr nach rohem "Überleben" anfühlt?

    Wenn du erstmal wieder deinen Weg gehen kannst und mehr Abstand hast, wird es schon um einiges ruhiger werden. Glaube ich.

    Ich drück dich
    Mia

  • Hallo Mia,

    danke für deine Worte. Ich war im Oktober im Urlaub und konnte richtig loslassen, und dann wieder in den Alltag, das ist dieses Mal nicht so einfach. Und dieses Mitfühlen mit anderen Menschen, macht mir das Leben gerade noch schwerer. Es passiert gerade auch so viel, jeder in meiner Familie macht eine schwere Zeit durch. Jeder geht damit anders um. Und da ist es für mich manchmal wirklich schwer als ältere Schwester, mich abzugrenzen.

    Bei mir sieht die Situation ein wenig anders aus. Mein Vater hat Lieblingskinder und das sagt er auch. Und ich gehöre nicht dazu. Ich weiß, dass er mich liebt. Aber er kann nichts mit mir anfangen und ich kann nichts mit ihm anfangen. Daran hatte ich die letzten Jahre zu knabbern, aber ich habe das nun akzeptiert. Ich verwende deshalb so wenig Energie wie möglich auf ihn. Ich frage mich zwar noch, was wird er davon denken. Aber auch wenn ich weiß, es gefällt ihm nicht, mach ich es, Anfang des Jahres war es noch anders.

    Durch diese Ablehnung habe ich auch wenig Vertrauen in mich. Das versuche ich gerade aufzubauen. Aber mal ganz ehrlich, je mehr ich mich umsehe, desto mehr sehe ich „kaputte“ Menschen. Ich glaube, es gibt gar kein „normal“. Jeder versucht sein sicheres Zuhause aufzubauen und zu viel Normalität in sein Leben zu bekommen wie Möglich. Aber Dinge von außen lassen das doch immer scheitern.

    Das mit dem Ozean gefällt mir. Ich komme mir auch so vor, als ob meine Eltern mich in die große Welt raus gelassen haben, ohne mich darauf vorzubereiten. Wobei sie mich ja nicht raus gelassen haben, sondern mich festhalten.

    Ich bin wirklich froh, dass ich das Forum gefunden habe und ich den Mut hatte, auch zu schreiben… Irgendwo habe ich das Gefühl, was richtig sein sollte, nur ich brauche immer so lange um Dinge zu ändern. Und es tut gut zu wissen, dass ich damit nicht allein bin.

    Liebe Grüße, Laura

  • Hallo Laura, Hallo Anima
    Hallo in die Runde :)

    Zitat

    ... Ich war im Oktober im Urlaub und konnte richtig loslassen, und dann wieder in den Alltag, das ist dieses Mal nicht so einfach. Und dieses Mitfühlen mit anderen Menschen, macht mir das Leben gerade noch schwerer. ...... Und da ist es für mich manchmal wirklich schwer als ältere Schwester, mich abzugrenzen.

    Also erstens fällt es mir immer sehr schwer, wieder in den Alltag einzusteigen. Das zeigt sich schon oftmals am Sonntag Abend, wenn ich weiss, dass ich Montags wieder ran muss und nach dem Urlaub ist das alles noch viel intensiver. Sich abzugrenzen, ist etwas, dass ich gerade versuche zu lernen. Ich fühle immer mit jedem mit, überlege mir, was ich positives zur Situation beitragen kann, wenn die Stimmung mal nicht perfekt ist.

    Zitat

    Durch diese Ablehnung habe ich auch wenig Vertrauen in mich. Das versuche ich gerade aufzubauen. Aber mal ganz ehrlich, je mehr ich mich umsehe, desto mehr sehe ich „kaputte“ Menschen. Ich glaube, es gibt gar kein „normal“. Jeder versucht sein sicheres Zuhause aufzubauen und zu viel Normalität in sein Leben zu bekommen wie Möglich. Aber Dinge von außen lassen das doch immer scheitern.

    Ich erlebe zurzeit gerade eher die gegenteilige Situation. Ich habe das Gefühl, dass die Leben der anderen um mich herum perfekt sind (obwohl ich weiss, dass niemandes Leben perfekt ist). Aber es scheint den Menschen in meinem Umfeld richtig gut zu gehen. Sie sind glücklich und haben Spass. Während es mir gerade nicht wirklich gut geht. Aber ich zeig das natürlich nicht.

    Zitat

    Irgendwo habe ich das Gefühl, was richtig sein sollte, nur ich brauche immer so lange um Dinge zu ändern. Und es tut gut zu wissen, dass ich damit nicht allein bin.

    So oft habe ich das Gefühl, die Zeilen könnten von mir sein. Ja, es tut gut zu wissen, dass es anderen auch so ergeht. Und ich weiss eigentlich auch, was richtig sein sollte. Ich weiss, was für ein Leben ich leben möchte, was ich tun möchte, wie ich sein möchte. Und zwar sehr detailliert. Aber es kommt mir so vor, als sei ich (noch) gefangen. Und so lebe ich ein Leben, dass für mein Umfeld stimmt, aber für mich nicht wirklich erfüllend ist. Ich glaube, das ist grad der Kernpunkt, worum es bei mir zurzeit geht.

    Vielleicht beschäftige ich mich auch viel zu sehr mit der ganzen Thematik. Ich sollte nach Timbuktu auswandern und das Familienthema Alkoholismus hinter mir lassen!!! Jawoll. 8) Macht es Sinn, sich intensiv damit zu beschäftigen? Wäre es nicht vielleicht besser, das Thema auf die Seite zu stellen? Begebe ich mich zu sehr in die Opfer-Rolle? Manchmal kann ich nicht anders, ich muss mich damit auseinander setzen. Weil mich das Aufwachsen in einer Alkoholikerfamilie nun mal - und das nicht wenig - beeinflusst hat und es immer noch tut. Sorry, jetzt hab ich mich ziemlich vom Thread-Thema entfernt.

    Eine Seite in mir fragt sich zurzeit grad sehr sehr intensiv, wie lange es wohl noch dauern wird, bis ich endlich ausbreche! Bis ich endlich soviel Klarheit, soviel Mut, soviel Kraft besitze, dass ich ausbrechen kann, die alten Ketten (auch Ängste) loslassen kann, um endlich mein selbstbestimmtes Leben zu leben.

    Ich wünsche Euch eine gute Nacht.
    Mia

    PS: Ich bin auch froh, dieses Forum und Menschen wie euch zwei gefunden zu haben! :)

  • Hallo an euch,

    ja aber passt das nicht auch zum Thema? Auch wenn wir nicht Zuhause wohnen, dennoch fühlen wir uns irgendwie gefangen. An einigen Tagen ist dieses Gefühl was weg und an anderen ist es so intensiv, dass es mich fast umhaut. Meine Mutter ist doch nach ihrer Trennung zu mir gezogen. Wir können zwar unsere Bereiche relativ gut abgrenzen. Aber gerade ist mir das schon zu viel. Ich bin sehr kurz angebunden zu ihr. Weil bei ihr kann ich nicht sagen, ich rede nicht mit dir, wenn du getrunken hast. Irgendwie versuchen wir gerade einen Weg zu finden, wie wir miteinander umgehen können. Tja Koffer packen und nur weg…

    Ich komme mir aber auch zurzeit wie ein Opfer vor. Ich nerve mich damit schon selbst… Ich kenne das gar nicht von mir. Ich weiß nicht, wie ich das finden soll. Ich habe einfach auch das Gefühl, dass ich mich damit zu viel beschäftige. Andererseits bin ich so froh darüber, einfach weil ich denke, dass ich mich weiterentwickel. Ich sehe Sachen einfach klarer. Plötzlich sind meine Eltern auch nur noch Menschen und nicht Götter, die unantastbar sind…

    Liebe Grüße, Laura

  • Hallo ihr :)


    Zitat

    Irgendwo habe ich das Gefühl, was richtig sein sollte, nur ich brauche immer so lange um Dinge zu ändern. Und es tut gut zu wissen, dass ich damit nicht allein bin.

    Jep, das kenn ich auch. Ich brauch ewig. Und wenn ich dann das Gefühl hab "Jetzt hab ich mich geändert!" Dann kommt plötzlich eine Art "Rückschlag", und ich merke, dass ich nich von heute auf morgen eine andere Verhaltensweise annehmen kann, egal ob ich das will oder weiß was ich tun muss. Da kommt eine althergebrachte Situation, ich bin sowieso gestresst von irgendwas, und tadaaaaa! Alles wieder so wie früher. Und dann muss man wieder anfangen das anders zu machen. Geht zwar immer schneller, aber anstrengend find ich das trotzdem voll.


    Zitat

    Vielleicht beschäftige ich mich auch viel zu sehr mit der ganzen Thematik. Ich sollte nach Timbuktu auswandern und das Familienthema Alkoholismus hinter mir lassen!!! Jawoll. Macht es Sinn, sich intensiv damit zu beschäftigen? Wäre es nicht vielleicht besser, das Thema auf die Seite zu stellen? Begebe ich mich zu sehr in die Opfer-Rolle? Manchmal kann ich nicht anders, ich muss mich damit auseinander setzen. Weil mich das Aufwachsen in einer Alkoholikerfamilie nun mal - und das nicht wenig - beeinflusst hat und es immer noch tut. Sorry, jetzt hab ich mich ziemlich vom Thread-Thema entfernt.

    Ich finde nicht, dass du dich da entfernt hast - im Gegenteil!!! Dasselbe frage ich mich auch sehr oft. Und nicht ständig darüber nachzudenken würde mir sicher auch helfen, während ich noch hier zuhause wohne. Dabei meine ich nicht verdrängen...sondern das Drama nicht heraufzubeschwören, wenn es sich grade gar nicht abspielt. Ich merke in letzter Zeit sehr oft: Mir könnte es grade echt gut gehen, aber ich bin das nicht gewohnt. Das verunsichert mich, und ich suche nach irgendwas, das grade nicht in Ordnung ist. Wenn mir das nicht bewusst ist, erschaffe ich sogar meine eigene blöde Situation. Nicht sehr oft, aber auch selten find ich schon irgendwie echt unnötig.
    Das kommt, denke ich, daher, dass wir nicht richtig wissen, wie wir uns ohne "Drama" verhalten sollen... Und im "Drama" fühlen wir uns dann weniger unsicher. Das haben wir ja gelernt.

    Damit meine ich nicht, dass ich eine Drama-Queen bin! Ich habe extra meine Freunde gefragt, die meinten "Hä, wieso? So bist du gar nicht."

    Aber für mich selbst, in mir selbst, erschaffe ich trotzdem immer wieder solche Situationen.

    Zitat

    Ich komme mir aber auch zurzeit wie ein Opfer vor. Ich nerve mich damit schon selbst…

    Ich mich auch! Total!!!!

    Zitat

    Plötzlich sind meine Eltern auch nur noch Menschen und nicht Götter, die unantastbar sind…

    Das finde ich sehr wichtig...dadurch, dass ich das begriffen habe, kann ich aufhören, wütend zu sein, oder mich zu ärgern. Dadurch fühle ich mich sehr erleichtert.

    Zitat

    PS: Ich bin auch froh, dieses Forum und Menschen wie euch zwei gefunden zu haben!

    Seh ich genauso! Ich empfinde es als sehr beruhigend, mich mit euch austauschen zu können. Das freut mich! =)

  • Hallo Ihr :)

    Zitat

    An einigen Tagen ist dieses Gefühl was weg und an anderen ist es so intensiv, dass es mich fast umhaut.

    Kenn ich auch. Ich lebe mein Leben und alles ist soweit ok. Und dann, manchmal aus heiterem Himmel, ist plötzlich wieder alles so präsent und so intensiv, dass es mich auch fast umhaut.


    Zitat

    Ich komme mir aber auch zurzeit wie ein Opfer vor. Ich nerve mich damit schon selbst… Ich kenne das gar nicht von mir. Ich weiß nicht, wie ich das finden soll. Ich habe einfach auch das Gefühl, dass ich mich damit zu viel beschäftige. Andererseits bin ich so froh darüber, einfach weil ich denke, dass ich mich weiterentwickel. Ich sehe Sachen einfach klarer. Plötzlich sind meine Eltern auch nur noch Menschen und nicht Götter, die unantastbar sind…

    Ich habe zurzeit so gar nicht das Gefühl, dass ich mich weiterentwickle. Ich hänge fest, wie die Fliege im Netz. Und es ist mir grad nicht möglich, mich nicht damit zu beschäftigen. Es ist grad so präsent.


    Zitat

    ...das Drama nicht heraufzubeschwören, wenn es sich grade gar nicht abspielt. Ich merke in letzter Zeit sehr oft: Mir könnte es grade echt gut gehen, aber ich bin das nicht gewohnt. Das verunsichert mich, und ich suche nach irgendwas, das grade nicht in Ordnung ist. Wenn mir das nicht bewusst ist, erschaffe ich sogar meine eigene blöde Situation. Nicht sehr oft, aber auch selten find ich schon irgendwie echt unnötig.
    Das kommt, denke ich, daher, dass wir nicht richtig wissen, wie wir uns ohne "Drama" verhalten sollen... Und im "Drama" fühlen wir uns dann weniger unsicher. Das haben wir ja gelernt.

    Ist nicht einfach, das Glück anzunehmen, ich weiss. Fehlt mir auch sehr schwer. Ich kann noch nicht abschliessen mit meiner Vergangenheit.

    Zitat

    Plötzlich sind meine Eltern auch nur noch Menschen und nicht Götter, die unantastbar sind…

    Das finde ich sehr wichtig...dadurch, dass ich das begriffen habe, kann ich aufhören, wütend zu sein, oder mich zu ärgern. Dadurch fühle ich mich sehr erleichtert.

    Es ist mir bewusst, dass meine Eltern auch nur Menschen sind, aber ich kann nicht aufhören wütend zu sein.

    Ich wünsche Euch einen schönen Abend.
    Mia (die heute sehr nachdenklich ist.)

  • Hab heute zum ersten mal mit meinem vater und meiner mutter an einem tisch über den alkoholismus gesprochen. Meine eltern begannen nach dem selben schema zu streiten wie immer, und ich habe die rolle des eheberaters inne gehabt. Ne halbe stunde lang vermittelt und ach keine ahnung. Ich bins sogar leid davon zu reden. Ich fühl mich miserabel, es war schlimm für mich als kind in dieser rolle.
    Ich merke, dass irgedwo in mir drin ich gerne heulen würde, aber ich bin allein. Es geht nicht. Ich sitze emotionslos in meinem zimmer. Ich will das alles nicht mehr. Ich kann nicht davor weglaufen, und ich kann auch nicht hier bleiben. Ich gehör nirgendwo hin. Mag das nicht mehr :(

  • Hallo Anima,

    ich habe gerade zum ersten Mal deinen Thread durchgelesen und mich ein paar mal in deinen Worten wiedererkannt.

    Blöd, dass das heute so gelaufen ist bei dem Gespräch.

    Zitat

    Ich fühl mich miserabel, es war schlimm für mich als kind in dieser rolle.


    Vielleicht wurde da noch zusätzlich was angestupst, das du auch aus deiner Kindheit schon kennst: Du bist der ausgleichende Pol, die Vermittlung zwischen den Eltern.
    Das war bei mir zumindest immer so. Kleine Kinder machen das ganz unbewusst, weil sie sehr sensibel für Spannungen sind.

    Hör Musik, lies etwas, lenk dich ab. Vielleicht kannst du einen guten Freund/ Freundin anrufen?

    Liebe Grüße
    Fleur

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