Der gerade Weg...

  • Hallo liebe BC,

    Du bist noch zur Arbeit gefahren? :shock:

    Bin selbst auch nicht so zimperlich,aber bei einem Magen-Darm Virus geht gar nichts mehr.

    Ich wünsche Dir und dem Großen schnelle Genesung.

    Lieben Gruß
    Krabbe

  • Hallo Yvonne, hallo Krabbe,

    danke für die Genesungswünsche.

    Der großen Fellnase geht es wieder besser - die Therapie hat gegriffen und er hat auch schon feste Ergebnisse geliefert.

    Ich schlage mich aber immer noch mit meiner Magen-Darm-Geschichte rum - zwar sind die Magenkrämpfe besser geworden, aber ich bin ziemlich lätschert und könnte den ganzen Tag dösen, zudem rumort es ziemlich im Bauch :-(. Das morgendliche Schneeschieben war schon recht anstrengend.

    So couche ich momentan.... zwischendurch kam mir mal in den Sinn, die Fenster zu putzen und die Gardinen zu waschen, was ich nach und nach erledigt habe. Für mehr fehlt mir heute der Elan. Gut, dass ich morgen erst wieder arbeiten muß.

    Ansonsten zehre ich noch von meiner Therapie-Stunde am vergangenen Mittwoch, die recht lustig war. Wir hatten das Thema Abgrenzung - gerade im Job fällt es mir zwischenzeitlich immer noch schwer, NEIN zu sagen. So konstruierte der Therapeut ein Gespräch, wo er mich doch tatsächlich dran kriegte - ich mußte richtig lachen. Aber Recht hat er - auch wenn´s lustig war. Ich muß immer wieder aufpassen und gut überlegen, ob ich mir nicht Verantwortung aufdrücken lassen, die ich gar nicht zu tragen habe. Ein einfaches NEIN, ohne Rechtfertigungen oder Begründungen. Er meinte, dass es Menschen gibt, die genau auf diese Begründungen abzielen und sich darin ihr Schlupfloch suchen, um doch noch an ihr Ziel zu kommen - jeder möchte es sich ja so bequem und billig wie möglich machen im Leben. Manipulation halt.... Es war aber wieder sehr lehrreich!


    Gruß

    BC

  • liebe BC

    was hällst du denn dafon mal NEIN zu sagen zum gardienenwaschen, fensterputzen schneeschieben und schaffen gehen wenn du krank bist und eigendlich ruhe brauchst?

    ich für meinen teil empfinde ein solches verhalten dinge zu tun obwohl man offensichtlich nicht in der lage dazu ist, weil krank, als eine eigenschaft des sich selbst nicht wahrnehmens und dieses handeln auch nicht sonderlich führsorglich mit sich umgegangen so das es gesund ist.

    eine grippe brauch in der regel gute drei bis sieben tage ausruhzeit.manchmal auch bis zu drei wochen. da heisst sich ein buch in die hand zu nehmen, aufs sofa zu legen, evtl mal mit dem hund raus zu gehen und dann wieder danach zu schauen das du dich ausruhs.

    das bundesverdienstkreuz für solche leistungen wirst du nicht bekommen, nicht vom arbeitgeber, vor allem dann nicht, wenn du auf arbeit deine kollegen mit nem magen darm virus ansteckst.das hilf keinem.

    ich geh NICHT krank auf arbeit, keinen tag!und im haus bleibt alles liegen bis ich wieder gesund bin.

    gruß melanie

  • Hallo Melanie,

    prinizpiell gebe ich Dir absolut Recht - wer krank ist, sollte zu Hause bleiben.

    Kollegen kann ich aber nicht anstecken, weil ich gar keine habe und die Idee zum Fenster putzen kam mir auch erst, als ich auf der Couch lag und bemerkte, dass die Fenster echt dreckig waren und das störte mich in dem Moment so ungemein.

    Wenn ich jetzt arg auf Krücken gegangen wäre, dann wäre ich auch sicherlich zu Hause geblieben oder wenn die Arbeit in argem Streß ausgeartet wäre oder ich hätte kochen müssen. Aber es war noch überschaubar und dauerte ja nicht allzu lange, zumal ich wirklich nur das Nötigste in langsamen Tempo gemacht habe. Ist schon eine Steigerung für mich :-).

    Gestern konnte ich mich trotzdem gut erholen, meine Magenkrämpfe sind weg und mein Darm hat wieder seine Tätigkeit aufgenommen. Der großen Fellnase geht es auch wieder gut und er hat heute Nacht durchgeschlafen. Wir nehmen gerade beide Heilerde, was bei mir anscheinend den Durchbruch gebracht hat.


    Gruß

    BC

  • Erfölgchen

    Gestern habe ich ein Erfölgchen in Sachen Co.-Verhalten verzeichnet, worauf ich ehrlich gesagt etwas stolz bin - ich habe meinem Arbeitgeber gegenüber NEIN gesagt, ohne mich zu rechtfertigen oder es zu begründen.

    Mein Arbeitgeber hat von mir quasi eine Leistung eingefordert, bei der mir Benzinkosten und Fahrzeit entstehen, die mir nicht bezahlt werden und es dabei auch noch halb auf die private Ebene gezogen. Da es für mich aber eine Arbeitsleistung darstellt, die ich erbringe und ich es nicht als Kaffeeklatsch sehe, habe ich mir überlegt, zu wieviel ich bereit bin, mit was ich mich wohlfühle und dies dann auch mitgeteilt - ohne zu sagen, dass es mir leid tut oder irgendwelche Beschwichtigungsausreden zu suchen. Ich schlug einen Kompromiß vor, mit dem ich absolut leben kann. Ich habe quasi die Verantwortung wieder zurück gegeben. Wenn mir angeboten wird, dass ich Benzinkosten ersetzt bekomme und mir auch die Zeit bezahlt wird, dann ist es für mich etwas anderes und darauf sollte mein Arbeitgeber aber auch selber kommen. Auch habe ich das Gespräch nicht auf die lange Bank geschoben, sondern recht zeitnah reagieren können. Damit war das Thema für mich aus der Welt.

    Vorher wäre ich nicht auf die Idee gekommen, einfach mitzuteilen, zu wieviel ich bereit bin, da wäre ich knurrend gefahren und hätte mich hinterher geärgert, dass ich auf meinen Kosten sitzen bleiben. Da ich aber ja jetzt weiß, dass ich meinen Arbeitgeber dahingehend nicht ändern kann, habe ich meine Position bezogen und einfach mitgeteilt: bis hier hin und nicht weiter.


    Gruß

    BC

  • Väterchen Frost

    ... ist zu Besuch. Hier herrschen sibirische Temperaturen, die Straßen sind nur noch Pisten.

    In den letzten Tagen ging mir viel durch den Kopf. Ich mußte altes Wissen ausgraben. Unterbewußt habe ich vieles davon blockiert und weit nach unten gestampft, einfach weil ich zu meinen Trinkzeiten dieses Wissen teilweise erworben habe. Es kam mir vor, als seien die Erinnerungen an dieses Wissen klebrig am Boden meines Ichs und ziehen Fäden beim Hochholen. Dies kostete mich sehr viel Hirnkraft und ließ mich schnell erschöpfen.

    Rückenmäßig ist die Behandlung jetzt erst einmal abgeschlossen, d. h. ich konnte verschiedene seelische belastende Dinge für mich annehmen. Der Schock der damaligen Botschaft des Arztes über mein berufliches AUS konnte ad acta gelegt werden. Die Rückenschmerzen waren ein Rudiment aus Druck und Last - der Druck auf die Wirbelsäule ist nun nicht mehr zu spüren. Ich bewege mich durchaus lockerer als vorher. Diese Therapieform hat mir u. a. geholfen, meine Alkoholsucht als Krankheit anzunehmen und sie ins richtige Fach zu sortieren. Sie schwebt jetzt nicht mehr als Damokles-Schwert über mir, sondern ist Teil von mir geworden. Ein befreiendes Gefühl.

    Wenn ich die letzten Wochen passieren lasse, so habe ich wieder unheimlich viel geschafft. Ich konnte meine Angst besiegen, bei diesem Wetter Auto zu fahren, ich habe die Mitteilung erhalten, dass mein Bandscheibenvorfall, den ich mit 35 Jahren hatte, Geschichte ist und dass mein Körper sich selber heilen kann, ich habe die Ursache der Rückenschmerzen gefunden und daran gearbeitet - mit Erfolg. Das nenne ich Verantwortung für mein eigenes Leben übernehmen. Ein Meditationskärtchen, welches ich von der Heilpraktikerin bekommen habe, trägt folgende Aufschrift: Ich bin hoffnungsfroh. Diesen Satz sage ich mir jetzt immer, wenn ich aus der Haustüre gehe. Damit öffne ich mir auch wieder Türen, die ich längst verschlossen habe und weite meine Möglichkeiten Stück für Stück wieder aus.

    Gruß

    BC

  • Alles im Leben hat seine Zeit....

    ich frage mich öfters in letzter Zeit, warum ich nicht eher meinen Weg gefunden habe. Dann denke ich zurück und komme zu dem Ergebnis, dass ich früher gar nicht bereit gewesen bin, näher hinzuschauen und ich deshalb auch einmal rückfällig werden mußte.

    Ich habe in der Vergangenheit immer nur Episoden betrachtet und nicht, welchen Anteil ich daran hatte. Deshalb bin ich mehr oder weniger davon abgekommen, diese Episoden immer wieder vor- und zurück zu spulen. Denn an den geschehenen Episoden lag es nicht, dass ich getrunken habe - eher an meinem Verhalten während dieser Episoden. Das wird mir, wenn ich bestimmte Threads hier lese, immer klarer und ich bin froh, dass ich davon abgekommen bin. Ich selber bin meines Glückes Schmied.

    So hat jede Erkenntnis seine Zeit.


    Gruß

    BC

  • Selbsthilfe oder ?

    Seit ein paar Tagen fällt mir besonders hier auf, dass Threads eröffnet werden und dann darin selbstgefällig und teilweise recht manipulativ über das Verhalten oder die Meinung Dritter geschrieben, geurteilt und gewertet wird - alles hinter dem Deckmäntelchen von geheucheltem Interesse.

    Da wundert sich Karsten, dass die Leute wegbleiben. Ist das der Frust über die Ermangelung von Anerkennung? Ich orientiere mich eher an Menschen, wo ich merke, dahinter ist einiges an Substanz vorhanden ist und nicht an denjenigen, die nur mit dem Finger auf andere zeigen. Wenn mich etwas stört, dann versuche ich es direkt bei der betreffenden Person zu lassen oder ich lasse es ganz.

    Selbsthilfe ist für mich ein Pool aus Erfahrungen. Wenn ein Schreiber nie selber schlechte Erfahrungen gemacht hat, wieso warnt und verurteilt er dann andere und traut anderen weniger zu als sich selber? Nämlich, dass ich trotz gemachter Fehler, den richtigen Weg für mich einschlage. Selbst wenn dann wieder gesoffen wird - ich kann es doch nicht im Vorfeld durch wüste Anfeidungen verhindern. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es eher im Interesse ist, die Statistik und Rückfallquote hoch zu halten, als dass es um den Menschen selber geht. Selbsthilfe als Wettbewerb? Niemand geht hier falsche Wege - sowas gibt es gar nicht. Jeder geht den Weg, den er für sich als richtig empfindet - ob er damit hier am richtigen Platz ist, wäre eher die Frage. Ich kann vielleicht einen Impuls setzen - mehr aber nicht, selbst wenn es in einem Rückfall endet. Sollte nicht eher das Gefühl vermittelt werden, dass ich jederzeit wieder willkommen bin, auch wenn ich einen Fehler gemacht habe? Ich meine, davon lebt doch die Selbsthilfe - aus gemachten Fehlern, die Beschreibung davon und im Endergebnis die Erkenntnis, die ich aus meinem Fehler gewonnen habe. Da kann sich ein Anderer vielleicht dann was raus ziehen - muß er aber nicht zwingend.

    Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehen soll. Der erste Impuls ist bei mir erst einmal Rückzug und Konzentration auf mich selber. Auf meinen bisher gegangenen Weg schauen und mir selber zu vertrauen, dass alles für mich stimmig ist. Den Rahmen dazu kann ich selber wählen.

    Gruß

    BC

  • Besinnung auf mich selber

    Gestern habe ich meine Gelassenheit überprüfen können und es war recht interessant, mich selber dabei zu beobachten.

    Vormittags war ich bei meiner anderen Stelle arbeiten und habe erst einmal ein Lob über meine verrichtete Arbeit bekommen. Was besonders ist, da die andere Chefin immer sehr hart mit sich selber ins Gericht geht, gleichzeitig aber auch offen für meine Erfahrung ist und sehr interessiert daran ist, wie ich die Dinge löse. D. h. sie fragt mich und wir probieren auch einmal meinen Weg aus. Ich bin nicht regelmäßig da, deshalb wird immer erst ein Feedback vorgebracht, was ich sehr gut finde. Gestern bestätigte sie meine Lösung vom vorigen Mal mit einem gleichzeitigen Lob. Sie schätzt meine Gewissenhaftigkeit und auch meine Eigenverantwortung, läßt mir aber auch meinen Spleen, meine Arbeit mit meinen Gerätschaften zu machen, für sie zählt das Ergebnis.

    Danach machte ich 2 Stunden Pause. Ich hatte nach längerer Winterpause gestern das erste mal wieder Hundetraining. Bei der Kälte schon echt hart. Kurz bevor ich aufbrechen wollte, kam ein Anruf von der anderen Arbeitsstelle - dort war etwas aufgebraucht worden, was ich nicht innerhalb einer Stunde hätte besorgen können. Der Anruf kam kurz vor 16.00 Uhr. Der erste Impuls: Ärger! Ich ärgerte mich erst über den Kunden, der sich hätte auch am Morgen melden können und nicht erst dann, wenn´s zu spät ist. Dann ärgerte ich mich über mich, dass ich nicht so vorausschauend war, zu sehen, dass der Stoff aufgebraucht wird und letztendlich ärgerte ich mich über meine Chefin, die weiß, dass der Stoff knapp war. Aller Ärger nutzte nix. Ich hatte nur noch wenig Zeit und mir fiel ein, dass ich einen Erstatzstoff beschaffen kann, was ich auch tat. Ich lud den Hund ins Auto, kaufte die Sache schnell ein, fuhr an meiner Arbeit vorbei - immer noch recht ärgerlich und lud ihn ab. Dann fuhr ich weiter zum Hundetraining und kam fast zu spät. Angenervt von der Hetzerei und von meinem Ärger. Da ich mittlerweile weiß, dass ich in angenervten und ärgerlichen Zustand kein Training mit dem Großen machen kann, schraubte ich meine Erwartungen erst einmal ganz runter. Wenn ich nämlich nicht gelassen bin, ist er es auch nicht - ein recht guter Spiegel. Passend zu meiner Stimmung machten wir dann tatsächlich Gelassenheitstraining. D. h. wir gingen in der Gruppe zu einem recht bevölkerten Skigebiet. Ich bin überhaupt kein Skifahrer und somit war es das erste Mal, dass ich überhaupt mit der Szene in Berührung kam. Viele Eindrücke, viele Menschen. Sowas liebe ich ja. Wir gingen aber langsam, so dass jeder die Zeit hatte, in seinem Tempo zu arbeiten. Ziel war es, die Hunde auf sich zu konzentrieren, was eher schlecht als recht ging. Trotzdem stellten sich ab und zu kleine Erfoge ein. Ich konnte zeitweise die Leute ausblenden. Selbst als wir an einer Hütte vorbei gingen, wo gerade Apres-Ski zelebriert wurde und die betrunkenen Menschen laut johlten und nicht mehr so ganz geradeaus laufen konnten. Für mich natürlich Ablenkung hoch 10, da ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, auf eine betrunkene Horde Menschen zu stoßen, die feucht fröhlich dort um 16.30 Uhr bereits halb im Koma lagen. Ich kann meine Gefühle gar nicht beschreiben. Zuerst war der Fluchtinstinkt da - bloß weg hier - nur gab es keinen schnellen Rückweg. Nicht, dass ich Angst gehabt hätte, schwach zu werden. Mehr hatte ich Angst vor den betrunkenen Menschen an sich, vor deren Unberechenbarkeit und herunter gesetzter Hemmschwelle. Dann aber hielt ich inne. Was kümmern mich die Anderen? Ich war ja nicht alleine da, sondern in der Gruppe, die mich schützt. Ich kontaktierte schnell die Hundetrainerin mit einem hilflosen Blick, die ihn auch schnell zu deuten wußte und sich zu mir gesellte, um mir den Rücken frei zu halten. Sie weiß um meine Krankheit und auch, dass ich mich in Gegenwart von Betrunkenen sehr unsicher fühle. So konnte ich mich auf mich und meinen Hund konzentrieren und den Pulk durchqueren - sie schlug sich derweil mit den Besoffenen rum, die nichts besseres zu tun hatten, als sich durch pseudo-mutiges Verhalten - a la Stierkampfarena - zu profilieren, als wir zügig aber gelassen vorbei gingen. So gab ich auch einmal die Verantwortung ab, was mir sehr gut tat. Das war ja der Sinn der Übung - wie schnell komme ich in Situationen, die ich vorher nicht berechnen oder ahnen kann oder gar nicht mit Alkohol verbinde.

    Alles in allem - gestern ein Tag der Gelassenheitsübungen.


    Gruß

    BC

  • Hallo Hans,

    ich war eher froh, dass mir so schnell eine Lösung eingefallen ist, nicht dass ich die Situation "durchgestanden" habe. Durchstehen setzte ich mit Aushalten gleich - Aushalten bringt mir nur Druck und der Wunsch wird immer größer, etwas hinter mir zu lassen - was eigentlich ein altes Trinkmuster von mir wäre.

    Früher hätte ich den Kopf eingezogen und wäre irgendwie in so einer Situation erstarrt. Da ging es ersteinmal darum, so eine Situation zu bewerten und ihr eine Note zu geben - jetzt konnte ich mein Gelerntes aus der Therapie umsetzen: die Situation als gegeben hin nehmen, sie eben nicht bewerten und das Beste daraus zu machen. Ich kann nicht alles vorher wissen, nicht alles vorher einkalkulieren - wäre es so, dann dürfte ich nicht mehr vor die Türe gehen. Selbst dann könnten Situationen entstehen, die mich triggern könnten oder ich würde wegen Vereinsamung zu Grunde gehen. Ich bin eher dafür, mit therapeutischer Hilfe die Bewältigung der für mich gefährlichen Situationen zu erlernen. Nichts anders mache ich seit 2,5 Jahren und die harte Arbeit trägt langsam Früchte.

    Gruß

    BC

  • Trocken vs. Nass

    Mir ist gestern in den Sinn gekommen, dass ich bereits länger trocken bin, als ich je in meinem Leben getrunken habe. Das gab mir das Gefühl, dass ich nicht mein ganzes Leben sinnlos dem Alkohol gewidmet habe und darüber bin ich ehrlich gesagt erleichtert und kann es demütig als Chance annehmen, dass ich alles dafür tuen kann, es nicht wieder so weit kommen zu lassen.

    Gruß

    BC

  • Schlimme Dinge geschehen immer nebenan....

    Gestern habe ich erleben müssen, wie hilf- und machtlos man bei gewissen Geisteskrankheiten sein kann, wenn der Betroffene keine Hilfe annehmen will und sich keiner so recht verantwortlich fühlt und nur schulterzuckend die Verantwortlichkeit weit von sich wegschiebt - nach dem Motto: Was geht es mich an?

    So passiert es gerade in meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Bei - 15 Grad, nur in Pantoffeln und leichtem Jäckchen bekleidet steht ein Mensch weinend vor meiner Tür und bittet mich, die Polizei zu rufen, weil jemand ihn angeblich umbringen will. Verfolgungswahn. Ist hier bekannt und dieses Mal schien ich an der Reihe zu sein. Aber keiner macht was. So stand das zitternde Elend in meiner Wohnung und faselte immer wieder, mit eingezogenem Kopf und hektischem Blick, wie ein Kanninchen, was in der Falle sitzt, was von:".. die wollen mich umbringen, ich habe es gehört - 3 x Mal schon, rufen Sie die Polizei, hier bleibe ich nicht..."

    Ich rief nicht die Poizei - die war wohl schon am Sonntag da und auch schon ein paar Wochen vorher. Ich rief den Vermieter an, wo ich nur die Antwort mit dem Konsens bekam:"Schmeiß sie doch wieder raus." Ist es so einfach? Ich machte es mir nicht so einfach, weil ich irgendwo auch ein Gewissen habe und einen Menschen, der nicht mehr Herr über seine Gedanken ist, nicht wieder in Hausschuhen der Kälte überlasse. Ich meinte, ich kümmere mich darum, dass jemand vorbei kommt, der hilft und brachte den Menschen wieder nach Hause. Danach rief ich den Sozialpsychatrischen Dienst an, wo leider die betreffende Person ausgerechnet krank war, man versprach mir aber, sich dem Fall anzunehmen und gab mir den Rat, falls ich vermute, der Mensch gefährdet sich selber, ich doch den Hausarzt anrufen solle. Was ich dann auch machte. Das Problem ist auch dort bekannt - die Schübe werden wohl schlimmer und häufiger - aber für eine Einweisung ist es noch nicht schlimm genug. Der Arzt versprach sich aber darum zu kümmern und schickte eine Kollegin, die sich zuerst bei mir meldete und sich von mir schildern ließ, was genau jetzt vorgefallen sei. Danach bat sie mich, mit zu kommen, damit ich ihr den Weg ebne. Ich ließ mich drauf ein und wir sprachen mit der Person. Ins Krankenhaus wollte sie aber nicht - trotz der "drohenden Todesgefahr", weil sie ja hier jemand im Haus umbringen will. So zogen wir wieder ab und die Ärztin kam noch mit zu mir, wo sie die Nummer des Sozialpsychatrischen Dienst haben wollte - sie möchte mit den Mitarbeitern sprechen - da wir zumindest die Zusage bekamen, dass sich ein "Sozialarbeiter" bei der Person vorstellen darf.

    Wie ging es mir damit? Ich finde es schlimm, so was so hautnah erleben zu müssen. Ich finde es aber auch schlimm, dass keiner was macht und diese kranke Person sich selber überläßt. Und ganz schlimm finde ich, dass man so machtlos daneben steht, wenn jemand sich sowas wirklich einbildet und ganz detailliert von irgendwelchen Plänen berichtet, die gegen einen im Gange sind.

    Das hat mich gestern beschäftigt und ich habe mich öfters gefragt, warum diese Person ausgerechnet bei mir klingelte. Vielleicht sollte es auch so sein, weil ich ein Mensch bin, der nicht weg schaut und im Nachhinein betrachtet, wenn dieses hilflose und auch teilweise wütende Gefühl schwindet, bin ich der Überzeugung, das Richtige getan zu haben. Es arbeitet aber noch in mir, warum andere, wo die Person wohl auch schon desöfteren vor der Türe gestanden ist, nichts in der Richtung unternommen haben.

    Ist es heute die Mentalität - es geht mich nichts an?

    Schlimm ....


    Gruß

    BC

  • ... nur noch wenig Lust

    Zur Zeit habe ich nur noch wenig Lust, hier zu schreiben, was auch mit mangelndem Feedback zu tun hat, glaube ich. Die länger Trockenen, die hier ihr Fädchen führen, kann man an einer Hand abzählen und ich finde, dass sich eine weite Kluft auf tut. Wäre dies meine einzige SHG, würde es mir nicht genügen, da die Themen hier eher für die Frischlinge und Rückfällige ausgerichtet sind, was ich eigentlich schade finde. Wo verstecken sich die länger Trockenen?


    Gruß

    BC

  • Guten Morgen liebe BC,

    mir ist es auch aufgefallen ,dass Du in Deinem Fädchen wenig Feedback bekommst.
    Ich gehe jetzt mal von mir aus, wenn es um den intensiveren Austausch geht und stelle immer wieder fest, im offenen Bereich haben viele Dinge meines Lebens nichts zu suchen. Deshalb auch vor 3 Jahren die Entscheidung, im geschützten Bereich zu schreiben.

    Du warst ja auch dort und hattest immer ein gut besuchtes Tagebuch. :)
    Nach wie vor ist dort der Austausch intensiver.

    Vielleicht ist es doch noch mal eine Überlegung wert zu wechseln?
    Der Gesprächsbedarf ist Dir ja wichtig und natürlich enttäuschend, wenn da kein Feedback kommt.

    Zitat

    Wo verstecken sich die länger Trockenen?

    Zum großen Teil in der Villa :wink:

    Lieben Gruß
    Krabbe

  • Hallo Bc

    Zitat

    Schlimme Dinge geschehen immer nebenan....


    Es ist so,jeder ist nur noch auf sich getriggert,keiner hat mehr Zeit den Anderen zuzuhören,keiner will auch nur eine Minute abgeben.
    Aber dann.....
    Wenn es einem Schlecht geht,dann reden die Gleichen Menschen davon,
    keiner hilft mir Keiner hat Zeit Für mich,usw.....
    Was du gemacht hast Hochachtung,du siehst es doch an dem Beisiel mit dem Vermieter.....
    Aber du hast die Initative ergriffen und gehandelt.
    Das das Natürlich auch belastend ist,ist auch klar.
    Aber wenn alles vorüber ist,und du für dich sagen kannst,ich habe diesem Menschen etwas gutes getan,dann ist das auch für dich gut,und wenn es nur in deinem Unterbewustsein ist.

    Du schreibst,das du zu wenig Antworten bekommst,hab doch nachsicht :D
    Ich bin ja auch noch nicht so lange hier schreibe zwar auch,aber bei mir schreiben auch nicht viele.
    Sei froh,das du anderen Helfen kannst,du bist ja schon weiter..
    Auch ich musste erst mal vor die Wand Laufen,bis mir Klar wurde so nicht.
    Heute gehe ich anders ran,aber lasse auch Dinge die mir nicht gefallen nicht mehr zu.
    Kopf hoch das wird schon.
    LG Hans

  • Hallo Krabbe,

    um den total intensiven Austausch geht es mir noch nichtmals. Vieles, was ich bearbeitet habe, brauche ich nicht mehr haarklein aufzuschreiben.

    Ich denke halt öfters, wenn ich lese, dass man auf die Erfahrungen der Langzeittrockenen hören soll - wo diese sind und wo sie ihre Erfahrungen weiter geben? In meiner realen SHG sitzen Menschen die 10, 15 oder gar 20 Jahre trocken sind und die gehen nicht in den Nebenraum hinter verschlossene Türen, um ein Feedback oder ihre Erfahrungen ab- bzw. weiterzugeben.

    Das macht mich halt stutzig. Wenn hier im Offenen keine länger Trockenen mehr sind - wie soll dann ein Erfahrungsaustausch funktionieren - wenn alle auf dem selben Stand sind?


    @ Trocken Bleiben

    Ein gutes Gefühl, weil ich der Dame geholfen habe, stellt sich bislang leider noch nicht ein. Was ich aber gelernt habe: wenn die Türen verschlossen sind, dann einfach an andere Türen klopfen. Ich selber habe noch Probleme damit, mir selber auf die Schulter zu klopfen. Es hat sich aber noch eine andere Nachbarin bei mir gemeldet, die auch in "Mitleidenschaft" gezogen wurde und auch helfen möchte. Sie fragte mich, wenn es wieder schlimmer wird, ob wir nicht alle gemeinsam bei der Tochter (die sich überhaupt nicht kümmert und ein zerrüttetes Verhältnis zur Mutter hat) vorstellig werden und sie gemeinsam aufsuchen sollen, um mit ihr zu reden. Am Dienstag kommt auf alle Fälle der Sozialpsychatrische Dienst und besucht die Dame - ich hoffe nur - sie läßt sich darauf ein. Mehr kann ich nicht machen.


    Gruß

    BC

  • Hallo Bc

    Zitat

    Vieles, was ich bearbeitet habe, brauche ich nicht mehr haarklein aufzuschreiben.


    Da du ja schon länger Trocken bist,ist es da nicht Verständlich,das du den Austausch mit Leuten die auf dem Gleichen Stand sind suchst.
    Aber bei längerem Hinschauen wirst du auch Fesstellen,geht es da nicht mehr in erster Linie um Alkohol sondern um ganz Andere Dinge.
    Ich freue mich,das du eine Reale SHG Gefunden hast.
    Beim durchlesen deiner Zeilen, meine ich gelesen zu haben,das du keine gefunden hast.
    Das ist nicht so.Schön :D
    Ich habe auch in meiner SHG Leute die von 10-37 Jahre trocken sind.
    Und ich habe auch festgestellt,das wenn neue Leute kommen diese Alten
    Hasen nur Fietback geben,aber nicht mehr in der Ersten Reihe Stehen.
    Ich finde das ist auch gut,jeder kann sich bei uns Melden,der etwas hat und bekommt auch die Möglichen Hilfen.
    Auf der Anderen Seite wenn diese Jungen Leute nicht da sind ,
    Ist unser Treffen innerhalb von einer STD Abgeschlossen.
    Und ich glaube nicht alleine der Austausch der Alten ist wichtig,sondern gerade für die Alten Hasen ist es wichtig die Erinnerung wach zu halten.
    Und das bei jedem Einzelnen.
    Ich habe es ja selber bei mir festgestellt. diese Wöchentliche erinnerung bring dann auch die Nachhaltigkeit.
    Drum sei nicht Traurig gehe mal bei OF vorbei,da stehen öfter Witze
    die dich dann aufheitern.....
    Hier ist es doch so,wenn länger Trockene es nicht mehr nötig haben,gehen sie teilweise weg,das heist aber auf der Andern Seite nicht das sie daneben nicht noch eine Reale SHG Besuchen,
    wo dann auch Freundschaften entstehen.

    Ist es nicht so,das unser Gehirn vergisst,und da liegt doch die Grösste Gefahr,so meine ich zumindest,dieses Verblassen durch Erlebnisse Aufrecht zu erhalten.
    Spich besuch einer Reale,oder aber hier SHG.

    Du schreibst:

    Ein gutes Gefühl, weil ich der Dame geholfen habe ,stellt sich bislang leider noch nicht ein.

    Es ist doch schon schön wenn du dir keine Gedanken machen brauchst was wäre wenn ich nichts getan hätte.
    Das wäre doch viel schlimmer.
    Wenn jeder so Handeln würde wie du in der Situation wären wir auf der Welt schon viel weiter.
    Ich bin über 35 Jahre im Rettungsdienst Ehrenamtlich tätig.
    In der ganzen Zeit ist einmal ein Mann vorbeigekommen,der sich bedankt hat.(Für seinen Kleinen Sohn)
    Und die Anderen?
    Es muss sich nicht immer jemand Bedanken,wenn es schon ein Zufriedenheitsgefühl auslöst ist das für mich schon OK.
    Schönes Wochenende wünsche ich trotz allem
    LG Hans

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