• Hallo ihr lieben.

    Ich habe mich ganz schön lange nicht mehr hier sehen lassen. Ich hatte lange Zeit, kein Internet und war oft in Kliniken, weil es mir nicht gut ging.
    Ich möchte euch einen kleinen Teil, meiner und Papas Geschichte anvertrauen.

    Seid meinem 11. Lebensjahr hat mein Vater sehr stark getrunken. Da war die Kindheit für mich vorbei. Ich wurde co abhängig, habe seine Aufgaben übernommen und war mit meinen Gedanken nur noch bei ihm. Er hat nicht mehr bei uns gewohnt. Also habe ich ihn bestimmt 10-15 mal am Tag angerufen um immer wieder zu gucken, ob er jetzt ein bisschen mehr betrunken ist, als vor ein paar Minuten.

    Ich bin in der Schule ab gerutscht, hab mich zurück gezogen und bin Stück für Stück selber ab gerutscht.

    In den Jahren, hat mein Vater immer mehr ab gebaut. Manchmal hat er 2 Flaschen Wodka am Tag getrunken, die Wohnung war vergammelt. Überall waren Fliegen und Maden in der Küche. Er wurde vergesslicher und hat mich ausgenutzt.

    Im letzten Jahr bin ich nach einem Suizidversuch für 4 Monate in eine Klinik gegangen und habe seid dem keinen Kontakt mehr zu ihm.

    Papa wohnt jetzt in einem Wohnheim für abhängige Menschen. Er hat das Korsakoff Syndrom und kann nur noch ganz schlecht laufen.

    Wenn ich darüber nachdenke bricht es mir das Herz, keinen Kontakt mehr zu haben aber ich schaffe es einfach nicht.

    In der Klinik kamen verdrängte Erinnerungen aus der Kindheit wieder hoch. Mein Vater war nicht nur lieb... er hat mich auch als kind schon für seine Zwecke benutzt.

    So, dass musste mal raus.

    Danke fürs lesen. Liebe Grüße

  • Du schaffst sehr viel, honest, nämlich dich um dich zu kümmern jetzt. Das ist gut. Hab Vertrauen.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Honest!

    Linde hat recht, du machst das gut.

    Bei mir war es lange so, dass ich meine Kindheit an einzelnen, unangenehmen Erlebnissen festgemacht habe.
    Außerhalb dieser Erlebnisse glaubte ich, meine Eltern als liebende Eltern erlebt zu haben.
    Und hatte oft Mitleid mit meinem Alkoholiker Vater, meiner Co Mutter und jedesmal ein schlechtes Gewissen, wenn ich etwas Negatives sagte.
    Und auch das Gefühl, es bräche mir das Herz, sobald ich genauer über meinen Vater nachdachte.

    Ich musste lernen, mich der Wahrheit zu stellen. Zum Glück musste ich diesen Weg nicht ganz alleine gehen.
    Denn es tut schon sehr weh, draufzukommen, dass man eigentlich immer nur gestört hat. Außer wenn ein Elternteil durch sein Tagesgeschehen am Verzweifeln und einsam war, dann war es praktisch ein Kind zu haben, eines dem man von Anbeginn alles erzählt hat oder sich körperliche Nähe verschafft hat - natürlich egal, ob mir danach war oder nicht - ich diente einzig dazu, die Bedürfnisse meiner Eltern zu befriedigen.

    Seit ich das nicht nur mit dem Kopf wahrnehmen konnte, sondern spüren konnte, dass das einfach die Wahrheit ist, dass man mich nie geliebt, sondern nur benutzt hatte, habe ich auch kein Mitleid mehr.
    Das ist wohl so an die zehn Jahre her.
    Ich war ein ganz verschlossener, stiller, beinahe unsichtbarer Mensch mit schlechten Schulleistungen und dem ständigen Gefühl mit mir stimme etwas nicht. Und ich bin es auch gar nicht wert, dass ich am leben bleibe.

    Inzwischen bin ich meistens heiter, ausgeglichen, habe mich wieder sichtbar gemacht und richte die Sachen, sofern ich sie verbockt habe auch wieder gerade ohne das Gefühl zu haben, ich wäre allem, was mir so zustößt hilflos ausgeliefert. Der Dauerzustand Ohnmacht hat sich aufgelöst.

    Deine Erkenntnis, dass dein Vater nicht nur lieb war, die wird dir helfen, sie weist dir die Richtung zu der Tür hinter der eine Welt liegt, in der du Dein Leben leben kannst ohne in der Geschichte anderer gefangen zu sein.

    Liebe Grüße

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