Negative Gedankengänge

  • Hallo Ihr Lieben

    Seit einigen Tagen oder wohl eher Wochen stecke ich in negativen Gedankenschleifen fest.

    Ich mache zurzeit aus jeder sich bietenden Gelegenheit ein Drama, für das ich mich verantwortlich fühle. Obwohl ich weiss, dass es entweder überhaupt nicht tragisch ist oder ich das was ich tun konnte in dieser Sache, auch getan habe. Es sind meist Kleinigkeiten, in die ich mich aber schrecklich gut hineinsteigern kann. Und ich denke dann oft auch ich bin Schuld an dieser Misere.

    Zurzeit komme ich einfach nicht aus dieser Gedankenschleife heraus. Und es kostet sehr viel Energie und Lebensfreude. Es war schon immer so, dass ich ein gesteigertes Verantwortungsgefühl hatte. Vermutlich auch weil ich zuhause immer dafür gesorgt habe, dass es allen gut ging. Und Schuldgefühle kommen womöglich daher, dass ich meine Eltern, im besonderen meinen alkoholkranken Vater nicht retten konnte und kann. Er trinkt immer noch fleissig. (auch wenn ich weiss, dass dies nie meine Aufgabe war).

    OK, ich weiss, woher diese Dinge zurückzuführen sind. Und warum ich sie damals entwickelte. Und doch stecke ich heute immer noch in dieser antrainierten Verhaltensweise fest. Kennt ihr das auch? Ich würde gerne daran arbeiten, dass ich gewisse Verhaltensweisen loslassen kann. Aber wie? Ich denke, ich muss mir z.Bsp. immer wieder bestimmt sagen, dass es an der Zeit ist, diese Ängste und Gefühle loszulassen. Kennt ihr noch andere "Dinge" die helfen, diese Gedankengänge zu verändern? Vielleicht kennt ihr das auch und habt eine ganz eigene Taktik entwickelt, die hilft?

    Ich danke Euch sehr fürs lesen und für Ideen, Gedanken, Tipps Eurerseits.

    Liebe Grüsse
    Mia

  • Hallo Mia,

    Zitat

    dieser antrainierten Verhaltensweise


    Du kannst dir Schritt für Schritt andere Verhaltensweisen antrainieren. Vielleicht hilft es dir, die Situationen und deine Bewertungen und Gefühle dazu aufzuschreiben. Anschließend kannst du dir alternative Bewertungen überlegen. Also ganz bewusst gegen die negativen Gedankenschleifen steuern.

    Viele Grüße
    Fleur

  • Zitat von Mia

    Es war schon immer so, dass ich ein gesteigertes Verantwortungsgefühl hatte. Vermutlich auch weil ich zuhause immer dafür gesorgt habe, dass es allen gut ging. Und Schuldgefühle kommen womöglich daher, dass ich meine Eltern, im besonderen meinen alkoholkranken Vater nicht retten konnte und kann. Er trinkt immer noch fleissig. (auch wenn ich weiss, dass dies nie meine Aufgabe war).

    OK, ich weiss, woher diese Dinge zurückzuführen sind.
    Mia

    Grüß dich Mia!

    "Vermutlich auch", "womöglich"

    Wissen, also wirklich wissen, mit Kopf, Herz, Seele, Körper, wenn man weiß, schleicht sich da kein vermutlich, womöglich in die Worte die man spricht, schreibt, denkt.

    Formuliere das mal um ohne diese Unsicherheiten. Um Gedankenspiralen zu entkommen, braucht es Klarheit!

    Liebe Grüße!

  • Hallo Mia,

    mit Schuldgefühlen kenne ich mich aus. Sie überrollen mich manchmal wie aus dem Nichts. Ich fühle mich dann wieder für alles und jeden verantwortlich.

    Besonders schlimm war es vor einem Monat. Ich habe mich dann um einen Therapieplatz gekümmert. Einfach weil ich was für mich machen wollte. Ich habe einfach, alles von mir weggewiesen. Und wirklich nur Sachen gemacht, die mir wichtig waren. Alles andere war mir egal.

    Dann habe ich alles was ich in den letzten Jahren gemacht habe, für mich zusammengefasst. Und bin dann zum Entschluss gekommen, dass ich genug für meinen Vater getan habe.

    Ich will einfach nicht mehr. Ich will nicht mehr an ihn denken. Ich will ihn nicht mehr in meinem Leben. Da es nicht möglich ist, dass er sich an Absprachen und Regeln hält.

    Ob die Schuldgefühle nun weg sind, weiß ich nicht. Aber ich habe kein Mitleid mehr mit ihm. Weil wenn ich das habe, habe ich auch wieder Schuldgefühle, weil ich ihm nicht helfe.

    Ich weiß nicht, ob das anders möglich ist. Aber bei meinem Vater geht das nicht anders.

    liebe Grüße
    Laura

  • Hallo Ihr Lieben

    Danke, Fleur. Ja, es macht Sinn, sich die Sachen aufzuschreiben. Grad wenn ich mal wieder in so Gedankengängen stecke, dann tut es gut, sich etwas das ganze von der Seele zu schreiben.

    Hallo schnuffig. Hast mich erwischt :D . Es ist mir gar nicht aufgefallen, wie ich die Zeilen formuliert habe. Ich habe einen starken Verstand, der mir dann sagst: Hey, bist du wirklich sicher, dass du deswegen so bist wie du bist. Und vielleicht ist es auch ein schlechtes Gewissen, dass hochkommt. Warum auch immer.

    Aber Fakt ist: Ich habe als Kind viel Verantwortung getragen und dafür gesorgt, dass Harmonie herrscht. Und ja, mich plagen von Zeit zu Zeit immer noch Schuldgefühle, weil ich meinen trinkenden Vater nicht retten kann. Auch wenn es nie meine Aufgabe war.

    Ich habe inzwischen herausgespürt, dass es bei mir auch viel mit Kontrolle loslassen zu tun hat. Es ist ganz schlimm für mich, wenn ich keine Kontrolle habe. Aber es kostet auch viel Energie und deshalb ist es gut und an der Zeit lernen loszulassen. Fragt mich einfach nicht, wie ich das bewerkstellige.

    Auch merke ich, dass diese Negativität in Wellen kommt. Mal ist für ne ganze Weile Ruhe und dann kommen wieder ohne Vorwarnung Ängste und negative Gedankengänge. Und selbst wenn ich mittendrin bin, so ist es mir auf der Verstandesebene bewusst, dass es Schwachsinn ist. Aber mein Herz reagiert dann trotzdem sehr intensiv darauf.

    Immergrün , es scheint dir wohl genau so zu gehen, wenn du schreibst, sie überrollen dich wie aus dem Nichts. Schön, dass du dich für dich entschieden hast. Ich habe ziemlich viel Abstand zu meinem Vater und sehe ihn nicht so oft. Das tut mir gut und ist mir wichtig. Und auch wenn mich trotzdem ab und an mal noch Schuldgefühle plagen - offensichtlich - so ist mir mein Leben doch viel wichtiger.

    Deshalb ist es mir wichtig, für mich herauszufinden, was ich tun kann, wenn wieder so ne Welle kommt. Mein Verstand sagt grad: Schwimmen lernen :;o))))).

    Habt vielen Dank für Eure Antworten. Der Austausch tut mir gut.

    Liebe Grüsse
    Mia

  • Hallo Mia und hallo auch Immergrün!

    Klar habe ich dich erwischt :) , ich habe auch jahrelang wirklich exzellente Unterstützung auf meinem Weg erfahren.

    So wie du habe ich auch lange Zeit auf meinen Verstand gesetzt - versucht mich mithilfe meiner Intelligenz und meines Denkens zu befreien.
    Geht nicht - apropos loslassen.
    Und er tröstet dich auch nicht, wenn es dir schlecht geht - Schwachsinn sagt er und nicht - ich verstehe dich, ich bin bei dir, wir schaffen das. Er schimpft eher mit dem Herz, weil es in seinem Fühlen falsch liegt. Ohne ihm wirklich zu helfen.
    Man kann sich nicht durch Denken zwingen, das "richtige" zu fühlen.
    Das was wir alle hier erlebt haben, hat furchtbar weh getan. Über viele Jahre.
    Sowas wie Gerechtigkeit als Ausgleich dafür gibt es auch nicht.
    Meistens kommen diese Wellen auch nicht ohne Vorwarnung oder wie aus dem Nichts heraus.
    Man ist zumindest verspannt oder hat Kopfweh - der Körper weiß das vor dem Kopf.
    Man muss sehr freundlich zu sich sein und sich das Mitgefühl geben, dass man sich selbst so lange verwährt hat und das man auch von den Eltern nicht bekommen hat.

    Immergrün hat recht. Ohne Mitleid keine Schuldgefühle, ohne Schuldgefühle kein schlechtes Gewissen und irgendwann dann Frieden.
    Letzterer ist das Ziel.

    Das zu erreichen steht uns auch zu!


    Liebe Grüße

  • Hallo,
    Ich mache wegen dem gleichen Thema im Moment eine Therapie.am Anfang hab ich mir auch immer wieder gesagt ich. Bin nicht dafür verantwortlich,leider blieb ich den ganzen Tag in diesem Thema haengen.mittlerweile lenke ich meine Gedanken wenn Sie negativ sind in positive bahnen indem ich bewusst Sachen in mein Leben integriere die mir Freude machen,gute Musik hoeren,mir Ne schöne Kleinigkeit goennen oder einfach nur an Menschen denken die mir gut tun.das bringt unheimlich viel weil du ja damit die negative schleife unterbrichst damit.am Anfang wars schwer,weil ich ja gar nicht mehr wusste was mir gut tut und wenn ich was gefunden hatte dann kam das schlechte Gewissen durch Weils mir ja dann gut ging.aber dabei hat mir meine Therapie sehr gut geholfen das schlechte Gewissen los zu werden.machst du eine Therapie?wenn nicht Waere es nicht schlecht mal darueber nach zu denken.dadurch findet man die Lebensfreude wieder.lg

  • Hallo Ihr lieben
    Es tut gut deinen Beitrag zu lesen schnuffig . Und ich tu es wohl immer noch. Auf meinen Verstand setzen. Mit Logik versuchen mich zu befreien. Obwohl ich eigentlich schon längst frei bin.
    Wie soll der Verstand etwas heilen, was dem Herzen widerfahren ist?

    Zitat

    Meistens kommen diese Wellen auch nicht ohne Vorwarnung oder wie aus dem Nichts heraus. Man ist zumindest verspannt oder hat Kopfweh - der Körper weiß das vor dem Kopf. Man muss sehr freundlich zu sich sein und sich das Mitgefühl geben, dass man sich selbst so lange verwährt hat und das man auch von den Eltern nicht bekommen hat.

    Es mag sein, dass die Wellen nicht ohne Vorwarnung kommen. Ich muss noch lernen auf diese Vorzeichen zu hören. Aber die Welle kommt so oder so und sie erwischt mich immer mit voller Wucht. Das stresst mich. Da weiss ich noch nicht wirklich wie damit umgehen.

    Freundlichkeit und Mitgefühl sich selbst gegenüber ist sehr wichtig. Danke, dass du mich daran erinnerst.

    Zitat

    Immergrün hat recht. Ohne Mitleid keine Schuldgefühle, ohne Schuldgefühle kein schlechtes Gewissen und irgendwann dann Frieden.
    Letzterer ist das Ziel.

    Das ist das Ziel, richtig. Ich finde es manchmal ganz schön schräg, dass man ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle für etwas hat, wo man genau weiss, dass man gar nichts dafür hat. Und doch habe ich offensichtlich immer noch zu nagen, dass ich nichts anrichten konnte. Ich habe versagt!!! Das ist ein Gefühl das tief in mir gespeichert ist. Und ich bin dran das aufzulösen, Stück für Stück.

    Zitat

    ... auch immer wieder gesagt ich. Bin nicht dafür verantwortlich,leider blieb ich den ganzen Tag in diesem Thema haengen.mittlerweile lenke ich meine Gedanken wenn Sie negativ sind in positive bahnen .....
    machst du eine Therapie?wenn nicht Waere es nicht schlecht mal darueber nach zu denken.dadurch findet man die Lebensfreude wieder

    Hallo Gartenblume. Danke für deine Zeilen. Ich kann mich sehr gut ablenken und beschäftigen, so dass meine “Geschichte” nicht die ganze Zeit präsent ist. Sie ist vielmehr ein Schatten, den ich mal stärker mal weniger stark wahrnehme. Doch ich habe mich ganz bewusst gegen eine Therapie entschieden (war mir nicht immer so klar darüber). Ich habe keine Lust meine Geschichte von Anfang an aufzurollen und darüber zu reden. Ich möchte die Vergangenheit ruhen lassen. Und ich denke, ich weiss sehr klar 'wo' ich grad bin. Und 'worum' es jetzt gerade geht... nämlich das Herz heile werden zu lassen. Und das braucht viel Zeit...

    Danke für Eure Zeilen.
    Liebe Grüsse
    Mia

  • Liebe Mia!

    Ohne ein Gegenüber ist es sicher viel schwieriger, von daher ist es gut, dass du hier schreibst - das ist schon mal was!

    Bei mir dauerte das mit dem auf den Verstand setzen eine gefühlte Ewigkeit und einen Tag und als auch der vorbei war, war ich in der Lage mich ernst zu nehmen, mich nicht mehr zu verurteilen, aber dass ich mich nicht mehr verrate, das ist noch keine sieben Monate her.
    Ich weiß auch trotz der ungefähr eine Tonne schweren Bücher die ich alle konsumiert habe, nicht genau wer ich bin, nur vergesse ich nicht mehr, dass ich wer bin und das reicht.
    Zu wissen wo ich herkomme und das auch zu akzeptieren, hat die Sicherheit meiner Schritte in dieser Welt aber schon erheblich erhöht.
    Malst du?
    Bei hohem Wellengang ist das meiner Erfahrung nach zielführender als schreiben - denn der Verstand malt nicht mit. Buntstifte und ein Blatt reichen auch völlig.
    Ich gehöre auch ganz sicher nicht zu denen, bei denen das Ziel, der innere Frieden, über Verzeihen hergestellt wird.
    Denn das geht echt voll in die Hose. Sämtliche Versuche multiplizierten nur das schlechte Gewissen.
    Das trennt auch Psychologen untereinander. Ich fand welche, die auf der Seite der Eltern standen, die sind Gift, die reden auch nicht über ihre eigene Kindheit und wenn, dann in einem ganz eigenen Slang - Marke: Dankbarkeit, Verzeihen, Gott, natürliche Ordnung.
    Aber jemand, der deine Empörung teilt, der auf deiner Seite steht - mächtiger ist als deine Eltern ist natürlich schon eine gute Hilfe.
    Falls du da draußen auf so jemanden triffst, ist das fein!
    Schließlich kann man die Folgeschäden deiner und auch meiner Kindheit beseitigen. Nicht vielleicht, oder nur fast, oder gar nicht wirklich, oder nicht für immer - sondern nachhaltig und wirklich!
    Klug sein, und du klingst klug, schadet da auch kein bisschen!

    Liebe Grüße

  • Hallo schnuffig,

    ich sage mal danke für diesen Satz.

    Zitat von schnuffig


    Ich weiß auch trotz der ungefähr eine Tonne schweren Bücher die ich alle konsumiert habe, nicht genau wer ich bin, nur vergesse ich nicht mehr, dass ich wer bin und das reicht.

    Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, ob ich rausfinden muss, wer ich bin. Nur ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Aber vielleicht sollte ich das mal so sehen. Danke, ich glaube, das habe ich grad gebraucht.

    liebe Grüße
    Laura

  • Sag mal Immergrün, quält dich Frage "zwei" eigentlich auch: "Bin ich die, die ich bin zu einem Großteil deswegen, weil mich andere zu der gemacht haben, die ich bin? Bin ich im Grunde nur das Produkt einer langen Kette an Misshandlungen?

    Ich glaube, das Ja auf diese Frage, war meine größte Angst.
    Ich bin nur die, zu der sie mich gemacht haben.
    Kein Selbst weit und breit.

    PFFFFFFFFFFF! Da mache ich nicht mehr mit!

    Liebe Grüße! :)

  • Hallo schnuffig,

    ja darüber habe ich auch schon nachgedacht, besonders als ich dieses Forum gefunden und die Merkmale gelesen habe. Aber ab da, habe ich mich nicht mehr alleine gefühlt. Das gab mir eigentlich ein gutes Gefühl. Und ich bin auch wütend geworden.

    Wütend, weil mir meine Eltern die Möglichkeit genommen haben, mich frei zu entwickeln. Ich hatte immer Angst, wie meine Mutter zu werden. Es wurde mir seit ich klein bin eingetrichtert, du bist wie deine Mutter.

    Ich versuche mich aber auf diese Frage nicht mehr zu konzentrieren. Ich verfalle dann immer wieder in die selben Denkschleifen und finde keinen Ausweg.

    Ich denke aber, jeder wird sehr durch seine Eltern beeinflusst. Eigentlich ist doch jeder das Produkt seiner Eltern. Deshalb kann ich damit leichter umgehen.

    liebe Grüße,
    Laura

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