Am Anfang war das Ende. Oder: Wie gut, dass das vorbei ist!

  • Hallo liebe Gemeinde,

    auf Anregung von Linde eröffne ich hier mal meinen eigenen Thread. Vor dem Hintergrund, dass ich mich aus meiner Co-Abhängigkeit gelöst habe, bin ich auf Umwegen und mehr zufällig auf dieses Forum gestoßen.

    Ursprünglich hatte ich nämlich nach ausführlichen Informationen über die Alkohol-Krankheit gesucht und bin so über mehrere Links immer weiter in die Materie über Co-Abhängigkeit gelangt. Das fand ich sehr interessant, denn ich habe entdeckt, dass ich eine Co bin. Ups! Ich hatte doch gedacht, ich wäre damit durch...

    Aber: Es soll ja mit Co-Abhängigen so sein wie mit Alkoholikern, nämlich dass es trockene und nasse Phasen gibt...

    Die Geschichten, die ich hier lese, die Hilferufe und die Erfolgsstories gleichermaßen, bestätigen, dass ich den richtigen Schritt gemacht habe. Diesem Schritt ging eine langjährige Erfahrung als Co voraus. Und nicht nur in einer Beziehung. Nein! Ich kenne praktisch keine "normale" Partnerschaft. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich jemals eine Beziehung hatte, in der ich nicht der Geber war und der jeweils andere nur genommen und gefordert hat. So oder so: Zuletzt konnte ich einfach nicht mehr.

    Meine letzte Beziehung hatte ich mit einem Alkoholiker vom Typ Delta, also einem Trinker, der einen bestimmten Promillewert braucht, um zu funktionieren und deshalb täglich sein Quantum Alkohol zu sich nehmen muss. "Funktioniert" hat er insofern, dass er täglich zur Arbeit gegangen ist. Das dürfte aber auch so ziemlich der einzige Unterschied zu den meisten anderen Geschichten hier sein.

    Ansonsten hatte ich das volle Programm: Abende und ganze Nächte allein zuhause verbracht, voller Sorge, xy könnte im Suff etwas passiert sein. Fremd gegangen ist er auch. Oft sogar. Trotzdem er gearbeitet hat, fehlte an allen Ecken und Enden das Geld. Doppelverdiener die sich nichts leisten können??? Weiter: Zig Mal an Wochenenden Anrufe vom Krankenhaus, ich könne den Herrn Vollsoffski jetzt abholen... et cetera p.p.

    Irgendwann habe ich ihn beim Schlafen beobachtet. Da lag ein Häufchen Elend, sturzbetrunken, schnarchend, stinkend... irgendwie unmenschlich.

    Ich glaube, das war der Anfang vom Ende. Ich habe nichts mehr gefühlt. Nach über zehn Jahren war plötzlich alles weg.

    Kurz danach ging es aber erst so richtig los....

    (Aber für heute war es das mal vorerst. Fortsetzung folgt.)

    "Beleidigungen sind die Argumente jener, die über keine Argumente verfügen." (Jean-Jacques Rousseau)

  • hallo Mrs. Pickwick,

    willkommen im forum. freut ich dich in deinem thread begrüssen zu können.

    ja es ist schon erstaunlich wei sehr ich als co selbst mit eingebunden war mit meinem verhalten. ich die stütze war die dem mann doch ermöglicht hatte weiter zu machen. wie ich begonnen hatte ihm den rücken frei zu halten und er dieses dafür nutzte das saufen noch mehr zu praktizieren. ich selbst lange zeit nicht verstanden hatte was ich tat, im glauben daran ihm ein schönes leben zu ermöglichen damit es ihm besser geht und er damit aufhört.

    es sind die eigenen wünsche gewesen. ich wollte ihm das was mich betrifft überstülpen, dachte was mir gut tut tut auch ihm gut. bis ich verstand er ist er und ich bin ich. ich bin gegengen als ich merkte es geht nicht mehr.

    in dem moment für mich das wichtigste zu erkennen, ich bin ich und kann keinen anderen meins aufdrängen oder überstülpen. natürlich ist es legitim zu sagen das was du tust macht dich kaputt. nur dabei sollte es dann auch bleiben. jahrzentelanges daran rum experimentieren und ewige zeit zu glauben man habe die kontrolle über das was passiert ist ermüdend, kräfteraubend, zehrend und schlussendlich schmerzhaft zu erkennen das all diese jahre an und für sich vollkommen verschwendet waren.

    nun nachdem jetzt die erkenntnis für dich da ist, wie solls denn bei dir weiter gehen?

    gruß
    melanie

  • Hallo Melinak,

    vielen Dank für deine lieben Worte. :)

    Es stimmt. Ich wollte lange Zeit überhaupt nicht (ein)sehen, dass es keinen Sinn macht, mich in der Angelegenheit total aufzureiben, psychisch und physisch gleichermaßen. Insgeheim wusste ich, dass ich rein gar nichts bewegen würde, egal wie sehr ich mich anstrenge. Die einzige Lösung war die Trennung. Aber das war aus verschiedenen Gründen komplizierter als ich mir das gewünscht hätte.

    Nun aber erst einmal die versprochene Fortsetzung (wobei es nicht gerade einfach ist, das Geschehene so unverfänglich auszudrücken, dass die Identität der Beteiligten gewahrt bleibt), denn es folgten noch viele, viele Tage in der "Gefangenschaft":

    Nachdem ich feststellen musste, dass mir dieses Wesen, das da seinen Rausch ausschlief, nicht einmal mehr Mitleid entlocken konnte, hat sich natürlich auch mein Verhalten geändert.
    Ich habe mehr gearbeitet, mich mit Freunden getroffen (ja, ich hatte und habe welche, die sich nicht abschrecken ließen), neue Kontakte geknüpft, habe nicht mehr zuhause gewartet, ob xy sich heute wohl sehen lässt - und überhaupt habe ich fast alles anders gemacht als die ganzen Jahre vorher. Jede Stunde, die ich nicht in seiner Nähe war, konnte ich richtig genießen. Das hätte ich echt nicht gedacht!

    Anfangs war das schwierig, denn ich tendierte teilweise noch dazu, rechtzeitig das Essen auf den Tisch zu bringen oder zumindest zuhause zu sein, wenn "er" Feierabend hatte. Das war so eine Gewohnheit geworden, dass es mir nicht einmal bewusst wurde, wie automatisch ich doch handelte. Meine Freundin hat mir geraten, ich sollte mich mal selber beobachten: Wenn ich xy doch nicht mehr will, dann darf ich mich auch nicht an seinen Wünschen orientieren! Abgesehen davon, dass das sowieso nie gut sein kann. Ich sei schließlich mein eigener Mensch! Recht hat sie!

    Durch diese Änderungen in meinem Verhalten offenbar misstrauisch geworden, fing xy jetzt an, mir nachzuspionieren. Kontrollanrufe und Vorwürfe, wo ich sei und warum ich ihn warten lasse - bis hin zu Drohungen, ich könne etwas erleben, wenn ich nicht sofort nach Hause komme, daheim dann die Verdächtigungen und Anschuldigungen, ich müsse einen Anderen haben...

    Eifersuchtsszenen vom Feinsten, kombiniert mit nächtlichen Weckaktionen, bevorzugt dann, wenn ich am nächsten Tag besonders früh raus musste, Geschrei, Gezänk und haltlose Vorwürfe. Eben das Übliche, was in Co-Abhängigkeits-Geschichten so oft vorkommt, dass wohl die meisten jetzt wissend nicken werden.

    Ich war nur noch genervt. Der Schlafmangel zeigte Folgen. Und ich bekam langsam Angst. Es wurde mir nach und nach klar, dass die finanzielle Seite noch die geringste Schwierigkeit sein dürfte.

    Nahezu zeitgleich stellten sich bei mir auch gesundheitliche Probleme ein. Rückenschmerzen ohne Ende, teilweise konnte ich tagelang nicht aufrecht gehen (Quasimodo hatte eine vergleichsweise gute Haltung), meine sämtlichen Gelenke schmerzten, was mich nachts ebenfalls aufweckte, wobei ich mich allerdings langsam an die permanente Migräne gewöhnte...

    Bei mir hat sich also der Körper erst gemeldet, als es mir bewusst geworden war, dass ich so und mit diesem xy nicht mehr leben wollte. Sicher hatte ich vorher auch zeitweise Beschwerden, aber nie so massiv!

    (Fortsetzung folgt...)

    "Beleidigungen sind die Argumente jener, die über keine Argumente verfügen." (Jean-Jacques Rousseau)

  • Bevor ich mich an die Fortsetzung mache:

    Dass ich hier mal alles aufschreibe, hat für mich gleich mehrere gute Gründe.
    Einerseits werde ich die Geschichte mal langsam los. Dazu hatte ich bisher noch keine Gelegenheit, finde es aber für mich persönlich sehr wichtig. Klar, ich habe mit Freunden gesprochen, aber eben immer "nur" im Akutfall. Das war sehr hilfreich und ich mag mir nicht ausdenken, was ohne den Zuspruch und die moralische Unterstützung aus mir noch geworden wäre.

    Andererseits bin ich ja schließlich so ähnlich rückfallgefährdet wie ein trockener Alkoholiker. Im Moment kann ich mir zwar beim besten Willen nicht vorstellen, wieder in das alte Verhaltensmuster zurück zu fallen, aber dazu muss ich mir stets vor Augen halten, was ich in der Vergangenheit erlebt habe. Im Gegensatz zu vielen Alkoholikern gebe ich aber niemand anderem die Schuld, denn es war und ist meine Verantwortung, was ich aus meinem Leben mache.

    Jedenfalls tut es mir gut, die Threads im Forum zu lesen, denn so reduziere ich meine Rückfallgefahr auf ein Minimum.

    :)

    "Beleidigungen sind die Argumente jener, die über keine Argumente verfügen." (Jean-Jacques Rousseau)

  • @ Die Frau: ;) Tut mir auch gut.

    Mache ich mich also mal an die Fortsetzung. Die nächsten zwei Tage werde ich vielleicht nicht dazu kommen, denn ich habe ja auch noch einen Job. Einen der mir Spaß macht noch dazu!

    ...

    Arztbesuche. Alle möglichen Mediziner haben mich untersucht. Keiner konnte etwas feststellen. Aus Verlegenheit haben sie mir halt diverse Schmerzmittel verschrieben, die ich mir aber auch ohne Rezept in jeder Apotheke hätte kaufen können. Also bildete ich mir die Schmerzen nur ein, oder was?! Dann war das aber eine sehr plastische Einbildung. Ich konnte manchmal nicht einmal Butter auf ein Brot schmieren, ohne fast loszuheulen, weil mir die Hände so weh taten... An Arbeit brauchte ich jedenfalls vorerst nicht einmal zu denken.

    Nach ein paar Monaten bekam ich dann auch noch Unterleibsschmerzen. Die Frauenärztin hat letztendlich etwas gefunden; nämlich Krebs im Frühstadium. Na toll. Wenigstens konnte ich mir das nicht einfach nur einbilden.

    Aus Frust und Angst, nein, aus purer Verzweiflung habe ich mich an diesem Tag vorsätzlich gnadenlos betrunken. Es war ja genügend Alk im Haus. Das hat zwar im Endeffekt auch nicht geholfen, aber wenigstens habe ich einmal eine ganze Nacht lang durchgeschlafen. Von xy kam dann der gefühlvolle Kommentar, ich solle mir eben "alles rausschneiden lassen, damit Ruhe ist". (Ich glaube, ich muss an dieser Stelle jetzt nicht näher erläutern, wie ich mich in diesem Moment gefühlt habe.)

    Aha. Das war also sein wahres Gesicht! Mir geht es dreckig und ich habe Angst - und er will seine Ruhe haben. Sehr charmant! (Ein paar Stunden nach der OP hat er mich dann noch gefragt, wie lange es dauern würde, bis wir wieder intim werden könnten. Ich hätte ihn am liebsten angeschrieen, dass er bis zum Sankt Nimmerleinstag darauf warten kann, habe es mir aber dann aus taktischen Gründen verkniffen, das laut auszusprechen.) Etwa eine Woche später fing er wieder damit an, mir ein Verhältnis zu unterstellen. Die gleiche Leier wie schon Monate vorher...

    Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, kam dann nach weiteren sechs Wochen. Da hat er mich zum ersten Mal geschlagen.

    (Fortsetzung folgt.)

    "Beleidigungen sind die Argumente jener, die über keine Argumente verfügen." (Jean-Jacques Rousseau)

  • Geschlagen...... Und dann angekrochen kommen, als wäre xxx selbst das Opfer...... Das ist wie in einem schlechten Film, und löst auch einen Co Knopf aus, oder? Ich werde wütend bei dem Gedanken. Welch ein Mist und was fuer Gemeinheiten, verbale Gewalt kommt da so ungerechtfertigt zu Tage...


    Ich bin leider auch eine, die den Dackelblickflucher, der mich so eben noch als Schlampe betitelte, um des guten Willens verziehen hat. Ich arbeite daran.

    Die die Hilfe und Rat braucht

  • Nun, verziehen habe ich nicht mehr. DAS auf keinen Fall. Zwar habe ich früher über alle möglichen Aktionen hinweg gesehen und mir eine Gemeinheiten gefallen lassen, aber da war es dann so richtig vorbei.

    Von da an habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich ihn schnellstmöglich los werde. Weil ich ihn ja kenne (der hat sich garantiert bis heute nicht geändert, deshalb "kenne" und nicht "kannte"), musste ich mich sehr zurückhalten und vorsichtig sein, denn ich wollte solche Ausbrüche seinerseits ja nicht täglich erleben.

    Nach diesem Abend habe ich jedenfalls erst einmal nicht mehr mit ihm gesprochen. Er hat zwar öfter angesetzt, mir Erklärungen geben zu wollen, letztendlich waren aber wieder Schuldzuweisungen an mich dabei. Ich hätte es zugelassen, dass er Schnaps trinkt und ich hätte ihn provoziert... - Was sollte ich dazu noch sagen? Kann man darüber mit einem Kranken noch diskutieren? Wegen meines blauen Auges hat er gemeint, ich sei doch in meiner Dummheit gegen die Tür gelaufen (wie einfallsreich!) - die annähernd schwarz geprügelte Seite, so von der Schulter bis zum Knie, hat er ja nicht gesehen. War wohl eine Dreh-, Schwing- und Falltür, oder was?!

    Aber mein Arzt hat die Hämatome alle gesehen!!! Beim Röntgen war ich auch und überhaupt habe ich alles dokumentieren lassen. Nur für alle Fälle...

    Dann kam meine Chance, ihn mir für immer von der Pelle zu halten: Er hat mich nochmal geschlagen und ich habe ihn angezeigt.

    Na ja, die Polizei wollte zuerst auf meinen Hilferuf nicht reagieren. Deshalb bin ich mitten in der Nacht auf die Wache geflüchtet und habe vor Ort einen Bericht abgegeben. Auf meine Frage, warum denn kein Streifenwagen kam, wurde ich darüber informiert, dass die "Steithähne" sich meistens bei Eintreffen der Polizei schon wieder vertragen. Das sei fast immer so, wenn Alkohol im Spiel ist. (Ich hatte 0,00 Promille!!!)

    Noch während ich auf der Wache saß, wurde xy von zwei Beamten in Zivil aus der Wohnung geholt - und war seither nie mehr drin!

    Ich hatte in den kommenden Tagen eben viel zu tun... musste schnell ein Unterlassungsurteil erwirken, dass er nicht mehr in meine Nähe kommen darf und eine richterliche Verfügung, dass ich in der Wohnung bleibe. Dafür hat man aber 10 Tage Zeit, was meiner Meinung nach ausreicht.

    "Beleidigungen sind die Argumente jener, die über keine Argumente verfügen." (Jean-Jacques Rousseau)

  • Ohwei, so weit ist es zum Glück nie gewesen. Und so weit kommt es hoffe ich auch nicht mehr. Ich war heute unterwegs, und er fragte eben am telefon wie mein plan für heute noch ist... Wir wohnen noch zusammen und haben ein Kind, aber ich will garnicht Antworten. Wie umgeht man so was geschickt?

    Die die Hilfe und Rat braucht

  • Hallo Mrs.Pickwick,

    schön bei Dir zu lesen. Ich lese bei Dir raus, dass Du sehr auf Dich schaust.
    Das ist bei den meisten hier, die hier landen, nicht so. Meist wird der Blick immer noch auf den Partner gerichtet (kam bei mir auch leider immer wieder durch).
    Toll. Bist schon auf dem richtigen Weg, denk ich.
    LG nici

  • @ Die_Frau:
    Wichtig ist, dass du möglichst ruhig bleibst. Deine "Pläne" für die einzelnen Tage sollten sich nicht großartig davon unterscheiden, was du üblicher Weise sonst auch machst. Dann kannst du entsprechend antworten. Einkaufsbummel, Kaffee mit Freundin(nen), Mutter besuchen, mit dem Kind Schlitten fahren oder ins Schwimmbad - irgend sowas halt. Das solltest du dann aber auch in dein Programm einbauen, damit du was zu erzählen hast, erst recht falls "er" fragen sollte. Mach etwas, was dir gefällt und gut tut! Die "Nebentätigkeiten" kannst du ja ganz aus Versehen "vergessen" zu erwähnen. Wenn du dich dann zuhause noch benimmst wie sonst auch, sollte das eigentlich kein Problem sein. (Andererseits frage ich mich, ob das schon immer so war, dass dein xy wissen wollte, was du so treibst... )

    @ Alle: Eine weise Frau hat mal gesagt:
    "Männer dürfen alles essen, aber noch lange nicht alles wissen!" :D Meiner Meinung nach sowieso ein guter Tipp, denn man will die Guten ja nicht unnötig belasten, und in einer Co-Ab-Beziehung gilt das ganz besonders!

    @ n i c i :
    Danke. Du solltest aber wissen, dass ich in der Vergangenheit ganz genau die gleichen "Fehler" gemacht habe, wie die meisten hier. Sonst hätte ich mir das sicher nicht so lange reingetan. Ich habe nämlich blödsinniger Weise tatsächlich geglaubt, dass ich froh sein kann, wenn es jemand mit mir aushält! Wer mir das eingetrichtert hat, kannst du dir ja sicher denken...

    Wie bereits erwähnt, nutze ich in diesem Forum die Chance, meine Geschichte zu verarbeiten. Was gesund für mich ist, weiß ich inzwischen sehr gut und ich hoffe, dass ich nie mehr wieder vergesse, wie ungesund Co-Ab-Beziehungen sind. Lange genug habe ich mich klein gemacht und klein halten lassen. Gebracht hat es mir nur Sorgen, Kummer, Leid, Schulden und zum Schluss auch noch jede Menge Hämatome und Schmerzen. Es reicht einfach! Zurzeit geht es mir sehr gut - und ich arbeite weiterhin daran, dass es noch viel, viel besser wird.

    Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr!

    "Beleidigungen sind die Argumente jener, die über keine Argumente verfügen." (Jean-Jacques Rousseau)

  • Wie oben schon angedeutet, habe ich Pläne für meine Zukunft.

    Im Grunde hatte ich so etwas schon immer. Als kleines Mädchen hatte ich schon Vorstellungen davon, was ich einmal werden wollte. Damals brachte meine Mutter meine Traumblasen der Reihe nach zum Platzen, denn meine Ideen passten wohl irgendwie nicht so recht mit ihren eigenen zusammen. In ihrer Welt musste eine Frau einfach eine gute Hausfrau und Mutter werden, einen Mann haben, der arbeitet und ein Haus. Mir hat sie weisgemacht, dass das sowieso meine einzige Chance wäre, denn ein Studium käme aus finanziellen Gründen nicht infrage und obendrein würde ich das ohnehin nicht packen. (Na ja, das war jetzt die komprimierte Kurzfassung. In Wirklichkeit hat sich das über Jahre hin ausgedehnt. Es war auch egal, welche Idee ich hatte, denn es war alles Mist, was ich mir einfallen ließ.)

    Wenn ich heute zurück blicke, sehe ich darin den Grundstein für mein Suchtverhalten. Ich wollte Anerkennung! Lob für gute Leistungen hätte ich auch brauchen können. Gekommen ist davon ungefähr nichts. Ich war die Ältere von zwei Schwestern und schon früh dazu auserkoren worden, mich um die Kleinere zu kümmern. (Die stellte sich als regelrechte Terroristin heraus und war mit Vorliebe besonders gemein zu mir. Dass sie ein Eifersuchtsproblem hatte, wurde mir erst viel, viel später klar.)

    Erschwerend kam hinzu, dass ich nicht besonders hübsch war. Auch das durfte ich mir bei allen möglichen passenden und unpassenden Gelegenheiten anhören. (Die logische Schlussfolgerung, mir zu einer Karriere zu verhelfen, wäre demnach schon eher ein Studium als ein Ehemann gewesen. Aber Logik hat ja selten etwas mit Wunschvorstellungen von Müttern zu tun...) Kurzum: Meine Familie hat zahlreiche sehr wertvolle Beiträge zur Verminderung meines Selbstwertgefühls geleistet.

    Jetzt, Jahre später, finde ich darin die Erklärung, warum ich immer nur "Partner" hatte, die selber offenbar viel schlimmere Probleme hatten als ich. In meinen Co-Beziehungen konnte ich zeigen, wie toll ich bin. Und es hat mir sooo gut getan, wenn der jeweilige Kandidat mir einen von Liebe erzählt hat (auch wenn ich das nicht automatisch immer geglaubt habe, aber es hörte sich super an).

    So. Pause...

    "Beleidigungen sind die Argumente jener, die über keine Argumente verfügen." (Jean-Jacques Rousseau)

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