ich bin für mich verantwortlich und niemand anders..

  • hallo zusammen

    ich habe noch von zeit zu zeit kontakt mit meinen mitpatienten, die mich in meiner entwöhnungstherapie begleitet haben. einige haben es bis jetzt geschafft und viele sind in der zwischenzeit rückfällig geworden.

    wenn ich mir die geschichten und die leute dahinter anschaue, dann fällt mir auf, dass die jenigen welche rückfällig geworden sind, oft die schuld bei den anderen suchen. sei es dass arbeitsumfeld, die familie, die freunden welche nicht so mitgespielt haben wie sie es sich gewünscht hätten. bei denen die es bis geschafft haben, sieht es im umfeld manches mal nicht viel besser aus, aber sie haben gelernt nicht zu jammern und das was sie ändern konnten, haben sie geändert und welches nicht, gelernt es zu akzeptieren.

    was will ich damit sagen:
    unterstützung ist sicher gut, aber laufen muss man selber.
    eine therapie, eine selbsthilfegruppe, ein psychologe..ist nur so gut, wie ich das gelernte auch selber umsetze.

    die lebensgeschichte kann erklären wieso und warum ich in die sucht abgerutscht bin.. aber entschuldigen kann ich dies damit nicht. nicht jeder welcher eine schwere jugend, eine schwierige ehe..oder sonstwas erlebt wird zum trinker.

    ich bin nicht gegen die aufarbeitung des vergangenes um daraus für die zukunft zu lernen..aber dagegen sich hinter dem vergangenen zu verstecken und zu entschuldigen.

    ich denke vielen würde es gut tun aus der opferrolle rauszuspringen und die verantwortung für das geschehene anzunehmen, nicht um in schuldgefühlen zu balgen, sondern um auch die verantwortung für das kommende zu übernehmen.

    nach dem motto "nur die harten kommen in den garten" :)

    gruss jamor

    wahre stärke ist seine schwächen zu erkennen

  • Gruezi Jamor

    Nur die Harten kommen in den Garten.
    Hab nicht mehr damit gerechnet in meinem Leben
    noch einmal auf diese alte Junkieweisheit zu stossen.
    Vielen Dank dafür.
    Eine echte Alternative zu Jesus Christus.
    Selig sind die Sanftmütigen. Ihnen gehört die Erde.

    Alaaf und Helau

    OF

  • hallo jamor,

    *jeder ist für sich selbst verantwortlich*, das sehe ich genauso.

    Und Eigenverantwortung beinhaltet für mich u.a. Achtsamkeit, Selbstfürsorge, Selbstschutz, aber eben auch, sich Hilfe zu holen. Umgekehrt ausgedrückt bedeutet Eigenverantwortung eben nicht, alles auf eigene Faust und mit sich selbst auszumachen, zu meinen, ich muss es alleine und ohne Hilfe schaffen. Und deshalb ist ja auch Austausch so wichtig.

    Ich wünsche Dir einen guten Weg. LG zefreila

  • Hallo Jamor,

    Zitat

    ich denke vielen würde es gut tun aus der opferrolle rauszuspringen und die verantwortung für das geschehene anzunehmen, nicht um in schuldgefühlen zu balgen, sondern um auch die verantwortung für das kommende zu übernehmen.

    Na - das wäre ja perfekt, wenn es so laufen würde! Nur sind wir nicht alle gleich und es menschelt halt auch sehr.

    Ich kenne z. B. auch abstinente Alkoholiker/innen, die nie aus der Opferrolle rausgekommen sind, nie ihr inneres Kind erwachsen werden lassen ließen und immer noch in süchtigen Strukturen leben - aber was soll´s - sie sind abstinent und da ich nicht in die Zukunft schauen kann, vermag ich nicht mehr darüber urteilen, ob nicht gerade das für diese Menschen einfach nur ausreicht, um auch abstinent zu bleiben Ich kann ja immer nur den IST-Zustand sehen und nicht das, was mal aus ihnen wird.

    Und wenn ich mich mal so umschaue, ist es nicht nur eine Schwäche von rückfälligen Alkoholikern - die Schuld für ihre Probleme anderen Menschen zu geben - ich denke, es ist generell in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Warum? Weil´s bequem ist und man sich nicht mit sich selber auseinander setzen muß und vielleicht auch gar nicht sehen kann, wieveil Anteil man selber an seinem Schicksal und Entscheidungen hat.

    Gruß

    BC

  • jamor ,

    bei dem Titel musste ich ein wenig schmunzeln :D
    Das ist ja mal eine Neuigkeit. :roll:
    Wenn nur die Umsetzung nicht so vielen Probleme bereiten würde.

    LG Jürgen
    ------------------------------------------------
    Meine Meinung. Keine Suchtberatung.

  • vielen dank für die rückmeldungen

    zerfreila
    ich sehe das auch so..die gebotene hilfe annehmen und auch manches mal sicher den falschen stolz dabei abzulegen.

    @BlueCloud
    ja..diese einstellung ist sehr verbreitet und so wie du sagst auch bei vielen nicht alkoholiker. ist wirklich einfacher bei allen anderen den fehler zu suchen und nicht bei sich selber.

    Jürgen
    es freut mich, dass ich dich zum schmunzeln gebracht habe..und es ist wirklich nicht eine neuigkeit..aber manchmal habe ich das gefühl, dass die alten weisheiten immer noch gültigkeit haben.

    @Old Flatterhand
    muss dich leider enttäuschen..der spruch "nur die harten kommen in den garten" hat leider nichts mit der junkie-szene zu tun..ne ne..ist ein alter deutscher spruch..und mit garten im eigentlichen sinn hat es auch nicht zu tun..
    aufs heutige deutsch übersetzt würde es etwa das bedeuten:
    Nur wer besonders hart ist, kommt später ins Paradies (Garten="Garten Eden").

    und mit hart meine ich.. die fähigkeit zu seinen schwächen stehen, die verantwortung für sein handeln zu übernehmen..

    glaub nicht, dass das unbedingt die allgemeinen junkie richtlinien sind.. ;)

    wahre stärke ist seine schwächen zu erkennen

  • Hallo Jamor,


    Zitat

    die gebotene hilfe annehmen und auch manches mal sicher den falschen stolz dabei abzulegen.

    Für mich ist es zu einfach, es als falschen Stolz anzusehen, wenn man nicht bereit ist, Hilfe anzunehmen. Ich schrieb es schon anderer Stelle hier im Forum: Stolz und Krankheit passen für mich nicht zusammen. Wir wissen doch gar nicht, warum ein süchtiger Mensch Hilfe ablehnt - ich kann nur von mir sprechen, aber ich hatte einfach nur Angst aus bekannten Strukturen zu fallen, mein gewohntes Lebensgerüst zu verlassen und schließlich hatte ich auch kaum Vertrauen zu anderen Menschen und letztendlich habe ich nicht gesehen, dass ich eine Erkrankung habe. Ich trank halt - wie Millionen Andere dies auch taten (so dachte ich jedenfalls).

    Jede Alkoholwerbung im Fernsehen habe ich schon als Entschuldigung für mein Trinkverhalten hergenommen: was beworben wird, kann doch nicht zu einer Krankheit führen, sonst wäre es doch gar nicht erlaubt. Der einsame Cowboy aus der Kinowerbung darf ja schließlich auch nicht mehr über die Leinwand in den Sonnenuntergang reiten, weil Rauchen der Gesundheit schadet.

    Erst als ich für mich die Entscheidung traf, dass ich ein Problem mit meinem krankhaften Alkoholkonsum habe, erst da konnte ich auch Hilfe annehmen. Wobei ich persönlich der Meinung bin, dass das Trinken nur ein Symptom für eine andere seelische Erkrankung ist. Ich konnte so unheimlich viel damit deckeln.

    Zitat

    und mit hart meine ich.. die fähigkeit zu seinen schwächen stehen, die verantwortung für sein handeln zu übernehmen..

    Ich denke, dass diese Fähigkeit zu seinen Schwächen zu stehen und daran zu arbeiten mit zunehmender Trockenheitsarbeit erlernbar ist. Aber auch da sage ich: jeder hält es anders - manche machen überhaupt keine Trockenheitsarbeit, verbleiben in ihren süchtigen Strukturen und bleiben trotzdem über Jahrzehnte abstinent. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Für mich stellt sich dann einfach nur die Frage: möchte ich mit solchen Menschen weiterhin verkehren.


    Gruß

    BC

  • hallo BlueCloud

    ja, ich kann nur von mir und meiner sicht reden. bei mir war es stolz, ich wollte lange zeit die fassade gegen aussen wahren. ich habe oft den fehler bei den anderen gesucht. auch als ich hilfe in anspruch genommen habe, habe ich mich in der anfangszeit der therapie über meine mit patienten, therapeuten, familie aufgeregt. bis ich gemerkt habe, dass ich der einzige bin der mein leben entscheidend ändern kann. klar die unterstützung von aussen hat mir geholfen, aber trotzdem habe ich gelernt mich nicht nur auf diese zu stützen.

    und du sprichst etwas entscheidendes an.. man kann abstinent sein und trotzdem abhängig sein.

    gruss jamor

    wahre stärke ist seine schwächen zu erkennen

  • Hallo Jamor

    ich finde es gut das du für dich sprichst und nicht der Wir Form. Das zeigt doch eigenverantwortlich sich zu betrachten. Ich kenne es auch mit dem Stolz und kann es nachempfinden .

    Mit der zeit der Trockenheit änderte sich aber auch teilweise meine Sichtweise, auf verschiedenes süchtiges Verhalten ( Tarnen ,Täuschen usw. )und bemaß es immer weniger Bedeutung dazu.

    Zitat

    man kann abstinent sein und trotzdem abhängig sein.

    ich bin immer abhängig und das ist gut so.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • hallo hartmut

    danke für deine antwort. mit abhängigkeit, meine ich, dass sich die gedanken und das handeln um die sucht rundum bewegen.

    ich weiss von meiner schwäche, dass ich mit alk nicht umgehen kann..aber immer wie mehr spielt es für mich gedanklich keine rolle mehr. ich habe mich von dem verabschiedet.

    klar manchmal denke ich auch noch daran..aber ich denke auch an meine ex frau.. aber würde trotzdem nicht mehr zurück gehen.

    wenn ich beim beispiel exfrau bleibe..am anfang tat es mir weh wenn ich sie gesehen habe und ich hätte mühe gehabt sie mit jemandem anderem zusammen zu sehen. mitlerweile ist das mir egal..würde mich sogar für sie freuen. beim alk genau so.. am anfang waren die gedanken und das verlangen da..aber mittlerweile kann sich der alk mit anderen vergnügen und es macht mir nichts.. brauche ihn nicht um spass zu haben ;)

    gruss jamor

    wahre stärke ist seine schwächen zu erkennen

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