Mut - Meine Geschichte...

  • Hallo Ophelia,

    meine Mutter war auch Alkoholikerin. Sie ist Ende Januar in einem Hozpitz verstorgen (Leberkrebs). Ich selbst dachte immer ich hätte keinen "Schaden" durch meine Kindheit genommen.
    Doch das stimmt nicht. Ich bin sehr traurig über den Tod meiner Mutter denn ich habe meine Mutter sehr geliebt. Im nüchternen Zustand war sie die beste Mutter der Welt.

    Das mit dem Sofa kenne ich auch und auch die Ungewissheit wenn ich aus der Schule nach Hause ging. Ich wußte nie was mich erwartete.

    Nach dem Tod meiner Mutter versuchte ich mit meinem Vater darüber zu reden aber er kann das nicht. Ich erkläre ihm das er Co-Abhänging sei und ich auch. Er meinte dann nur: "Dann habe ich wohl alles falsch gemacht".
    Er versteht das alles nicht, ich glaube er ist zu alt für die Wahrheit. Es ist ihm alles viel zu kompliziert.
    Mir wurde immer erklärt es sei alles in Ordnung und mein Vater versuchte alles zu vertuschen.
    Einmal ging meine Mutter angesoffen zum Elternabend. Mir war das sehr peinlich und ich versuchte diesen Zustand mit angemessener Kleidung und etwas Lippenstift zu kaschieren.

    Meine Vater versteht das alles nicht.
    Er hat doch alles für uns getan.
    Er wäre besser gewesen, er hätte uns mitgenommen und meine Mutter verlassen.
    Mein Vater will über die Vergangenheit nicht sprechen und jetzt erst recht nicht wo meine Mutter tod ist.

    Gruß
    Klarheit

  • Hallo Ophelia!

    Wir sind auch anders als die, die eine geschützte Kindheit hatten. Diese Erfahrungen und das früh auserlegte Verantwortungsbewusstsein klaut einem das wichtigste, und einzigartigste, was ein Kind haben kann: Unbeschwertheit. Und so werden wir all das bis an unser Lebensende mit uns tragen. Das einzige, was wir erreichen können ist, dass wir es annehmen und die Erinnerungen uns nicht mehr weh tun, uns nicht mehr vollkommen aus der Bahn werfen. Und das kann auch in therapeutischer Begleitung lange dauern.
    Was dein Vater im übrigen vergisst: Es ist nicht nur Vergangenheit, es ist auch dein Leben. Nämlich dein ganzes. Weil dein ganzes Leben von der Alkoholsucht deiner Mutter und seiner Gewalt oder Abwesenheit bestimmt war. Das hat dich geprägt, dich zu dem Menschen gemacht, der du nun bist. Wenn du dir darüber keine Gedanken mehr machen sollst, dann verlangt er von dir, dein gesamtes Leben zu vergessen. Und das wird wohl äußerst schwierig. Aber ich glaube auch, die ganze Familienkonstellation ermöglicht es dem "gesunden" Elternteil einfach oft nicht, sich einzugestehen, dass man ebenfalls krankhaft gehandelt hat. Und ich denke auch es ist sehr schwer sich einzugestehen, dass man sein Kind vor dem ganzen seelischen Leid nicht beschützen konnte.

    Liebe Grüße

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