HeuteEinfachLeben

  • glück auf manfred

    Zitat von Manfred

    Hallo Matthias,
    ich habe ein wenig den Eindruck, dass Du Dir Sorgen um mich machst. Das brauchst Du nicht (vielleicht brauchst Du es für Dich, aber das weiß ich selbstverständlich nicht).

    nönönö - das täuscht. sicher hab ich n bissl n "helfersyndrom", aber das is weit weg von "bemutteln müssen","retten wollen" oder "sorgen machen". ich bin auch üüüberhauptgaaarnich neugierig, ich will nur alles genau wissen - vor allem bei leuten die mir sympatisch sind. :wink:

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Melanie und Uwe,
    vielen Dank für Eure Beiträge.

    Melanie, mir gefällt Dein Beitrag ausgesprochen gut.
    Für mich klingt er sehr „bodenständig“. Und das ist für mich Träumer und Illusionisten eine gute Ergänzung. :D

    Es stimmt: Mein (das) Leben ist nicht einfach bzw. es fällt mir häufiger schwer, es anzunehmen, mit allen alten Prägungen und neuen Herausforderungen.
    Es ist etwa so, wie Uwe schrieb: gelingt mir, gelingt mir nicht, gelingt mir …

    Hallo Matthias,

    Zitat

    ich bin auch üüüberhauptgaaarnich neugierig, ich will nur alles genau wissen - vor allem bei leuten die mir sympatisch sind.

    Dann ist ja gut. :D

    Es gibt Momente bei mir, in denen lasse ich mich ungern „interviewen“.

    Das ist wie bei Kindern, die wollen auch nicht ständig die vielen Fragen der Erwachsenen beantworten (ist so meine Erfahrung).
    Sie (die Kinder) haben ja ihre Wahrnehmung und das was ihnen im Moment wichtig erscheint. Und das unterscheidet sich schon mal von der Welt der Erwachsenen.

    Ich bin auch immer wieder mal im Modus meines „inneren Kindes“. D.h., dass ich darauf achte, welche Bedürfnisse sich da gerade melden, und wie ich damit als Erwachsener umgehe.

    Das hat jetzt nicht direkt etwas mit Deiner Frage zu tun, sondern es fiel mir gerade ganz grundsätzlich zur Kommunikation (hier und anderswo) ein.

    Ich höre häufig in der Kommunikation die „inneren Kinder“ mitsprechen. Mein „inneres Kind“ ruft beispielsweise häufiger: „Hallo, hier bin ich. Sieht mich jemand. Ich brauche mal eine Streicheleinheit.“

    LG Manfred

  • mit umärmelungen bin ich bei dir vorsichtig. einen daumen (den beruflichen) hab ich immernoch für dich gedrückt (ich schreib s mal zur erinnerung) - und dein inneres kind darf sich mal von mir gestreichelt fühlen. du darfst dir auch sicher sein, dass jedes deiner worte meine volle aufmerksamkeit bekommt.

    glück auf

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Matthias,
    mein letzter Beitrag war jetzt keine "Streichelaufforderung".

    Ich bin ja für die Streicheleinheiten meines "inneren Kindes" verantwortlich.

    Trotzdem freue ich mich, wenn meine Worte Deine volle Aufmerksamkeit haben. :D

    Schöne Grüße nach Chemnitz.
    Manfred

    PS.:
    Solltest Du mal wieder in den hohen Norden fahren, dann können wir ja mal ein Treffen hier in Hamburg vereinbaren, sofern Du Zeit und Lust hast.

  • Hallo Manfred
    Das „innere Kind“ – ein lästiges Thema. Meist meldet sich das „abgelehnte“ in mir. Das ist dann jener Aspekt, der mich trotzig und wütend macht. Dass, was nach Anerkennung lechzt, zumindest Aufmerksamkeit verlangt. Das mit vermeintlichen Ungerechtigkeiten nicht umgehen will und kann. Es ist dabei fordernd und selbst ohne Rücksichtnahme.
    So ärgerlich fürs persönliche Ego es auch ist, so wichtig erscheint es mir. Es zeigt: „So unangenehm bin ich auch!“ Mir diese Wahrheit einzugestehen, ist halt misslich. Da hilft auch wenig, zu wissen: es geht nicht m „Gut und Böse“, „Richtig und Falsch“ und das Bedürfnisse keinen Verstand besitzen – unangenehm bleibt unangenehm.
    Doch ist der „Nörgelnde Balg“ nicht der einzige (wenn auch spürbarste) überlebende. Der spontane, kreative und unkomplizierte „Naseweis“ bekommt nunmehr auch wieder seinen Raum. Der braucht nicht gestreichelt zu werden – der streichelt den Erwachsenen Uwe.
    Ich bin dabei, mich mit allen Aspekten anzufreunden. Multiple Persönlichkeit auf gemeinsamer Wanderschaft. Mit dem Bild geh ich jetzt ins Bett – na toll!
    Gute Zeit – Uwe.

  • Hallo kleiner Uwe,
    schön, Dich kennen zu lernen.

    Schlaf gut und träum was Schönes.

    Und Morgen entdecken wir dann die Welt auf ein Neues. :D

    LG Manfred

    PS.:
    Bei genauem Hinschauen ist mein "inneres Kind" (der kleine Manfred) wohl mein bester "Ratgeber", auch wenn er/es manchmal ganz schön anstrengend ist. :D

  • hallo manfred,

    danke für deine worte.

    bodenständiger bin ich geworden. ja, durch viele auf die nase fallen und wieder aufstehen hab ich schon bodenhaftung bekommen. heisst ja nicht das ich nich auch mal träumen kann. dann sinds träume, das weiss ich dann aber auch.

    zum inneren kind das geliebt werden will hab ich noch eine erfahrung. das möchte gestreichelt werden, anerkennung, liebe und zuwendung. da es sicher schwieriger war, in meinem fall zumindest mal das zu tun, hat es lange zeit nicht mal von mir das bekommen was es dringend brauchte. als ich ihm das geben konnte war es erst total traurig und durch den wind. wusste es nicht mal mehr was ihm fehlte. erst als es das bekahm wurde ihm das bewusst was fehlte. das ist dann erst mal ne ziemliche hürde zu nehmen, weils sich , bei mir wars halt so, erst mal traurig machte, anstelle der erwarteten glückseeligkeit. erst lange zeit später spürte ich erleichterung in mir. durch eben auch achtsamkeit das nicht zu vergessen, es zu tun trotz allem.

    doch die erwachsene frau hat genau so viel bedürfnis nach nähe zund zuwendung und aufmerksamkeit. weils doch so normal ist, zum mensch sein dazu gehört. da häng ich noch ziemlich in alten mustern fest. das wird sicher auch noch werden. das innere kind zeigt sich ja glücklich und zufrieden. dadurch wird das was ich als erwachsene lebe nach und nach auch offener für sowas.

    ich denke jehr offener und bewusster ich mich um mich kümmere und vertrauen zu mir habe, das es schon ok ist wie ich bin um so leichter wird das annehmen alter gelebter muster als was was ein mal war und heute nicht mehr so sein muss, weil ich es in der hand habe anderst zu handeln wie damals.erst brauchtre ich die aufarbeitung, inzwischen lass ichs sein. es ist gewesen und gott sei dank vorbei!

    lieben gruß melanie

  • Hallo Melanie,
    Danke für Deine Erfahrungen.

    Die Frage „Was brauche ich?“ ist für mich nicht immer leicht bzw. sofort zu beantworten.

    Ich brauche häufig erstmal ein wenig (innerer) Ruhe und Distanz um herauszufinden, was da gerade auf mich einwirkt.
    Sind es alte Botschaften, Prägungen und Konditionierungen oder sind es aktuelle Botschaften, Wünsche und Bedürfnisse.
    Für dieses Sortieren der gesamten Einflüsse brauche ich Zeit.

    **********************

    "Ich bin keiner von den Menschen, die sich saufen lassen, noch habe ich es umgekehrt nötig."

    Dieser Satz von OF beschäftigt mich noch.
    Auch hier geht es ja um das „brauchen“ bzw. „missbrauchen“.

    Die Fragen, die sich für mich daraus stellen, sind:
    In welchem Maße und auf welche Weise brauche ich in der Selbsthilfe ein Gegenüber?
    Welche Bedürfnisse erfülle ich mir in der Selbsthilfe?

    Da ist individuell sicher sehr unterschiedlich, und verändert sich möglicherweise auch im Laufe der Zeit.

    Wie ist es bei mir?
    Was hilft mir?

    Mir hilft es, wenn ich vor anderen Menschen aussprechen kann/darf, was mich im Inneren beschäftigt.
    Mir hilft das Aussprechen bzw. Schreiben beim Sortieren (siehe oben).
    Wenn ich etwas vor anderen Menschen ausspreche bzw. schreibe, dann hat es für mich ein höheres Maß an Verbindlichkeit, als wenn ich es „nur“ in meinem Kopf sortiere oder in ein persönliches Tagebuch schreibe.

    Und: In dem Moment, in dem ich etwas anderen Menschen mitteile, teile ich es auch mit ihnen.
    In welcher Weise es geteilt wird, dass weiß ich in einem schriftlichen Medium allerdings erst, wenn ich ein Feedback erhalte.

    Mir hilft es beispielsweise, wenn jemand mir von seinen Erfahrungen erzählt, wenn mir jemand das anvertraut, was ihn im Innersten beschäftigt.
    Weil ich dann nicht mehr mit dem Gefühl unterwegs bin, dass ich der Einzige bin, der seelische Verknotungen hat, auch wenn sie sich in ihrer Ausprägung unterscheiden.

    Jetzt ist mit dem Aussprechen/Schreiben der inneren Konflikte vor anderen Menschen auch immer ein Risiko verbunden.
    Da, wo Fragen, Ratschläge, Kommentare, etc. möglich sind, da muss ich auch mit diesen rechnen und einen Umgang damit finden.

    Mir hilft eine Selbsthilfegruppe auch dadurch, dass ich sie wie einen Spiegel lese/höre.
    Bei allem, was ich lese/höre, frage ich mich: In welchem Maße kenne ich das auch von mir, und wie gehe ich damit um bzw. bin ich damit umgegangen?

    Um auf den Satz von OF zurückzukommen, frage ich mich also:
    In welchem Maße gebrauche, benutze, missbrauche ich Menschen?
    Oder anders gefragt: In welchem Maße genüge ich mir selbst? In welchem Maße kann ich mich selbst aushalten?

    Einen schönen, trockenen Sonntag allerseits!
    Manfred

  • Hallo Manfred,

    ich bin der Meinung, dass Austausch immer etwas mit Benutzen zu tun hat. Ich lese einen Beitrag und nehme mir das, was mir wichtig und wertvoll ist, was ich verwenden, gebrauchen kann, einfach mit. Und wenn das dann auch noch auf Gegenseitigkeit läuft, ist es so, wie ich es mir wünsche. Leider besteht nicht selten Schräglage, nämlich dann, wenn Menschen beispielsweise von ihren Erfahrungen nichts oder kaum etwas einbringen, sondern nur nehmen.

    Es geht wohl auch darum, dass das Nehmen im Austausch nicht zum schnöden Konsum und zu einer Art Ramsch-Situation verkommt.

    Wenn hier jemand beispielsweise Einblicke in die Tiefen seiner Seele, in sein Innerstes gewährt, dann habe ich großen Respekt davor und bin dankbar, diese tiefen Einblicke bekommen zu haben, lasse sie so stehen, wie sie da stehen und auf mich wirken. Und eben diese Wirkung kann für mich sehr wichtig und wertvoll sein, bringt mich vielleicht weiter, bringt mir etwas Neues, ein Detail vielleicht, das mir in meinem Mosaik gefehlt hatte, bringt mir den Moment, wo es Klick macht...

    Und da gibt es dann auch mal nichts dran zu deuteln an einem Beitrag. Nein. Ich bin dankbar für das, was ich bekommen habe und weiß den Wert eines solchen Beitrags zu schätzen. Wertschätzung.

    Klar, ich kann und darf auch nachfragen, wenn mir etwas unverständlich bleibt, vielleicht geht es auch "nur" um ein kleines Detail, doch das ist eben wichtig und wird mir durch Nachfragen erst klar, ich frage nach, damit mir etwas Unklares klar wird, es mir hilft, es mir nutzt, um es gebrauchen, verwenden zu können. Aber ich frage nicht um des Fragens willen.

    Ein anderer Punkt ist vielleicht noch die Anspruchshaltung, sich ganz bequem und dann noch ohne eigene Beteiligung mit Erfahrungs- und Gedankengut versorgen zu lassen. Dann noch in dieser schon weiter oben angedeuteten Konsum-Mentalität.

    Das Wort "Missbrauch" möchte ich in diesen Zusammenhängen gar nicht so gerne verwenden.


    Dies sind so meine Gedanken auf Deinen Beitrag, ich hoffe, dass Du damit etwas anfangen kannst.

    Gute Nacht, zerfreila

    PS: Ein weiteres Thema, mit dem ich mich schon seit längerer Zeit beschäftige, ist übrigens *Wie benutze ich mich selbst?*. Dies ist mir eine spannende Frage und bedeutendes Thema, aber eben wieder ein anderes...

  • Hallo Manfred
    Viele Fragen, die dich da beschäftigen. (und nun mich auch!)
    Dabei bin ich mir nicht sicher, ob es überall eine eindeutige Antwort für mich notwendig ist. Ich denke zum Beispiel, dass ich mir nicht ausschließlich selbst genügen kann. Da ist immer irgendein Ideal oder auch Vorbild, was mich antreibt.
    Es ist lediglich nicht mehr so ein selbstzerstörerisches Streben und eine Enttäuschung ist eben auch erlaubt.
    Zum anderen ist mein Wesen darauf angelegt, dass ich mir ganz gut alleine ausreiche. Ohne dabei einsiedlerhaft zu erscheinen. Der Preis dafür ist: nicht jedesmal, wenn das Alleinsein gerade mal seine Erträglichkeit verliert, ist jemand da, der dies ausgleicht.
    Ich forsche nicht mehr jeder Unpässlichkeit hinterher. Manchmal fliehe ich aber auch ganz bewusst in die Stadt (alleine unter Menschen).
    Das hat nichts mit den „Schlagworten“: Einlassen; Loslassen; Zulassen und Aushalten zu tun. Auch Gelassenheit ist es nicht wirklich. Dazu bin ich in diesen Situationen zu ungeduldig. Vielleicht ist es einfach das Wissen, dass es vorbei geht. Und dann ist es auch gut so.
    Heute Abend haben wir zu zweit unsere SHG in einer Klinik vorgestellt. Auf die direkte Frage, was bringt mir die Selbsthilfe allgemein, habe ich spontan geantwortet: „Die Menschen dort ertragen mich, auch wenn ich nicht von mir und meiner Art gerade begeistert bin. Ich kann mich diesen Personen nicht nur anvertrauen, sondern auch zumuten! Umgekehrt gilt das Gleiche.“ Da musste ich an dich und deine Fragen denken. Wer benutzt da wen, wenn jeder einen Nutzen hat? Keiner wird missbraucht, wenn man einander braucht.
    Gute Woche – Uwe.

  • hallo manfred,

    ja das kenn ich. zeit brauch ich auch. inzwischen weiss ich auch warum. ich bin hypersensibel. dadurch werfen sich in meinem kopf fragen über fragen auf, die andere, die das nicht sind überhaupt niemals haben werden. das braucht viel zeit die alle zu beantworten. dadurch das aber unsere gesellschaft heute viel zu schnelllebig ist hinke ich so oft hinterher, weil ich verstehen will und nicht nur einscannen und ausspucken wie ein pc.

    gut, nun bin ich inzwischen ja auch reflektierter und weiss das ich einige viele dieser fragen nicht dringend beantworten muss. andere dagegen sind wichtig. so heisst es das wichtige vom weniger wichtigen zu filtern. das für sich heraus zu finden ist nicht immer leicht. wird aber immer leichter jeh bewusster ich damit umgegangen bin.

    ich weiss heute das ich mir nicht mehr über alles und jedes nen kopf machen muss. damit lebt sichs auch wesendlich freier und leichter. ich hau mir ganz klar nen stop rein, wenn ich mich beim grübeln einer frage erwische, dei im endeffekt für mich und mein leben momentan nicht wichtig ist. so wird der kopf frei für das wichtige im leben.das wichtige ist: ich, meine kidds, mein job. essen, schlafen,zudem das wohnen, die möglichkeit meine grundbedürfnisse an hygiene durch zu führen, menschen treffen.genau in der reihenfolge.allles andere an fragen über sinn und unsinn im leben haben pylosophen, sternegucker, wissenschaftler oder psychologen schon seit jahrtausenden gemacht und kein einziger ist heute in der lage den wahren sinn des menschseins raus zu finden. warum also den kopf machen. mein sinn ist das ich da bin und danach schaue das ich das leben das ich jetzt noch habe so gut wie es mir möglich ist so gestalte, das ich mich wohl fühlen kann mit mir.das ich mich nicht in die gefahren begebe, von denen ich weiss das sie da sind. das ich das so einrichte das ich gesund leben kann. mehr ist das nicht.seit ich das so handhabe bin ich mitten drin im leben, lebe, mal gut mal schlecht gelaunt. mal mit mehr, mal mit weniger frust oder freude. mal zurück gezogener, dann wieder offen. ich lebe, das ist wichtig. den sinn dafür zu hinterfragen warum ich gerade auf dieser welt bin, das ist mir inzwischen nicht mehr wichtig. ich bin da, das zählt.ich bin ich, so wie ich bin.

    ich grüße dich
    melanie

  • Hallo Manfred,

    danke für Deine Seiten, mit denen ich immer wieder viel anfangen kann.

    Zitat

    „Jetzt ist mit dem Aussprechen/Schreiben der inneren Konflikte vor anderen Menschen auch immer ein Risiko verbunden.
    Da, wo Fragen, Ratschläge, Kommentare, etc. möglich sind, da muss ich auch mit diesen rechnen und einen Umgang damit finden.“


    Das ist für mich ankommen, Mitte sein, die eigene Toleranz im Umgang mit Brauchen, gebrauchen und missbrauchen. Wenn ich monatelang ein Karnickel füttere, das gehäutet im Topf landet und von den Gästen wohlwollend mit Geschmatze und Gerülpse begutachtet wird, wird sich niemand daran erinnern, wie viel Löwenzahn liebevoll von den Kindern gezupft und gefüttert wurde. Ich werde auch nicht jammernd am Herd stehen und die Kinder trösten, auch nicht die verdauten Überreste am Folgetag aus dem Gully fischen, um daraus Gedenkfiguren zu formen, sondern mein Häufchen einfach obendrauf setzen, meinen Umgang finden.

    Danke Zerfreila:

    Zitat

    Und da gibt es dann auch mal nichts dran zu deuteln an einem Beitrag. Nein. Ich bin dankbar für das, was ich bekommen habe und weiß den Wert eines solchen Beitrags zu schätzen. Wertschätzung...

    ...Ein anderer Punkt ist vielleicht noch die Anspruchshaltung, sich ganz bequem und dann noch ohne eigene Beteiligung mit Erfahrungs- und Gedankengut versorgen zu lassen. Dann noch in dieser schon weiter oben angedeuteten Konsum-Mentalität.


    Wir hatten zu Hause noch die blöde Angewohnheit beim Essen nicht zu reden. Essen, wenn gegessen wurde. Reden, wenn geredet werden durfte. Hier kann ich lesen, schreiben, glotzen, essen, Kinder versorgen, Karnickel füttern und sogar den Läppi mit auf den Eipott nehmen- alles gleichzeitig und mich multiple befriedigen. Geteilter Wert bleibt geteilter Wert.

    Ändern wollen, was andere nicht wollen senkt die Quoten. Die Einschaltquoten einer unterhaltsamen Soap liegen solange höher als die bei einer lebenswichtigen Information, bis sich im Naturell des Menschen etwas ändert. Das dauert gewöhnlich Jahrtausende, gelegentlich fungieren Krankheiten als vorübergehende Brandbeschleuniger. Rutschig und flutschich ist eben angenehmer als knall und hart.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo zerfreila, Uwe, Melanie und Karl,
    vielen Dank für Eure Beiträge.
    Das Thema „benutzen, brauchen, missbrauchen“ wird mich weiter beschäftigen.

    Je länger und je tiefer ich in mich hineinhorche, desto spürbarer wird für mich die Quelle meiner „seelischen Verknotungen“:
    Es ist das frühe Gefühl der Verlassenheit.

    Von Beginn an hatte ich dieses Gefühl: „Ich bin allein auf der Welt“.
    Wenn ich von Anfang an gewusst hätte wer „Ich“ ist, dann wäre das ja o.k. gewesen, konnte ich aber nicht wissen, und weiß ich auch heute nur zum Teil.

    Seit ich trocken bin, bin ich dabei die „Verknotungen“ zu ent-wickeln. Ich befinde mich also in einem stetigen Ent-wicklungsprozess.

    Vieles von dem, was ich in den letzten 20 Jahren getan habe, waren „Schutzmaßnahmen“, wie auch meine Alkoholsucht letztlich eine Schutzmaßnahme war.
    Es war der Schutz vor dem Spüren der Wunde, die die frühe Verlassenheit hinterlassen hat.
    Und Vieles, was ich in meinem Leben getan habe, dass waren, bei genauerem Hinspüren und Hinsehen, Abwehr- und Verdrängungsmaßnahmen, die offenbar notwendig waren um überhaupt weiterleben zu können; um nicht von diesem Schmerz (und auch der Wut) überwältigt zu werden, um nicht diese Fragmentierung, dieses nicht vorhandene „Ich“ spüren zu müssen.

    Dass es diese früh verlassene Kind in mir gibt, das habe ich zwar immer irgendwie gespürt, aber ich hatte häufig keine entsprechende Antwort darauf.
    Lange Zeit habe ich unbewusst immer auf eine Antwort von „Außen“ gewartet bzw. hatte einen idealisierten Anspruch an meine Gegenüber (Menschen und Institutionen).
    Diese „Gegenüber“ sollten mir endlich, endlich das geben, was meine Mutter mir nicht geben konnte.

    Ich bin derweil mit meiner Verwundung eher vaterspezifisch heroisch umgegangen. Im Sinne von: Ich kann Alles aushalten. Mir ist keine Aufgabe, Herausforderung zu viel, etc.

    Mir selbst eine gute „Mutter“ sein, das fällt mir immer noch schwer.

    In diesem Zusammenhang fällt mir übrigens auf, dass, in der Summe, die hier schreibenden Frauen (im Alkoholikerbereich) dieses „sich selbst eine gute Mutter sein“ etwas besser hinbekommen als die Männer.
    Mag auch sein, dass das nur meine Wahrnehmung ist, weil ich für Beiträge dieser Art (des sich selbst eine gute Mutter sein) besonders sensibilisiert bin.

    Nochmal zurück zum „benutzen, brauchen, missbrauchen“:
    Meine Sensibilität auch für dieses Thema, hat auch mit der fehlenden „guten Mutter“ zu tun.
    Für mich hat sich der Kontakt mit meiner Mutter immer so angefühlt, dass ich für ihr Wohlbefinden verantwortlich bin.
    Heute weiß ich, dass sie es nicht getan hat um mir bewusst zu schaden. Sie hat es aus ihrer Lebensgeschichte heraus nicht besser hinbekommen.

    Bei mir hat es in jedem Fall deutliche und langfristige Spuren hinterlassen, die sich u.a. darin äußern, dass ich oft sehr schnell bereit bin etwas für andere zu tun, in der Hoffnung ich würde dafür etwas „Gutes“ zurückbekommen.
    Zusätzlich hat sich das noch noch mit meiner „Schuld“ vermengt, Alkoholiker geworden zu sein. Ich hatte von Beginn meiner Trockenheit an das Gefühl, dass ich etwas wieder gut machen muss.
    Für die Arbeitgeber beispielsweise, die ich nach meiner Trockenheit hatte, war diese Disposition nahezu ideal.
    Rückblickend betrachtet habe ich mich dort zu oft benutzen und missbrauchen lassen. Es war auch dort immer mit der Hoffnung verknüpft, dass ich doch endlich, endlich das „Gute“ bekomme, das meine Mutter mir nicht geben konnte, und ich mir selbst auch nicht.

    Ich schrieb oben etwas von der „Quelle meiner seelischen Verknotungen“.
    Heute spüre ich so langsam, dass genau diese „Quelle“ auch der Ausgangspunkt für etwas Neues, etwas Klares, etwas Ursprüngliches, etwas Kostbares ist.
    Es klingt möglicherweise etwas befremdlich, aber wäre ich nicht süchtig geworden, und hätte ich mir meine Alkoholkrankheit nicht eingestanden, dann wäre mir dieser Zugang zu meiner Quelle möglicherweise verborgen geblieben.

    Es war ein weiter und langer Weg bisher, und er war und ist häufiger auch beschwerlich. Und aus der entdeckten Quelle sprudelt auch nicht jeden Tag frisches, klares Quellwasser.
    Aber ich bin froh, dass ich die Quelle entdeckt habe. Hierhin kann ich jeden Tag gehen und dafür sorgen, dass sie möglichst klar und kostbar wird, dass sie fließend bleibt, dass sie mich im guten Sinne nährt.

    Ich weiß, dass es paradox klingt, aber:
    Die Quelle meiner seelischen Verknotungen ist das Kostbarste was ich habe.

    LG Manfred

  • glück auf manfred

    Zitat von Manfred

    Ich weiß, dass es paradox klingt, aber:
    Die Quelle meiner seelischen Verknotungen ist das Kostbarste was ich habe.

    nur auf n ersten blick.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen,

    ich weiss was du meinst Manfred und das hat mich zu dem Statement in meinem Thema bewegt, das da heisst.

    "Ich bin froh Alkoholikerin zu sein".

    Glückliche Grüße von Marion

  • hallo manfred,

    nun, ich weiss nicht ob es so toll sein soll, das was ich erlebte als leid und schmerzhaften erfahrungen dann noch dazu zu nehmen, zu sagen ich bin froh das erlebt zu haben. im gegenteil. darüber bin ich in keinster weise froh. leid ist leid und schmerz ist schmerz. das bleibt es ein leben lang.schön reden gild also nicht für mich.

    ich hab auch schon zu mir gesagt: hättest nicht das erleben gehabt, wärst nicht die die du jetzt bist. die die du jetzt bist die ist gut und liebenswert.

    das sind aber, wenn ich dann genauer hinschaue nur versuche mich zu trösten.mich in den arm zu nehmen und zu sagen bist trotzdem nen toller mensch geworden.

    ich könnte mir allerdings vorstellen, das ich, auch ohne dieses leid und diesen schmerz, die erfahrungen nicht mehr und nicht weniger ein toller mensch geworden wäre.

    für mich liegt da eher die lösung drin das ganze als solches was es ist an zu nehmen und zu akzeptieren. es waren zeiten in meinem leben die waren so leidvoll, das langt für 10 leben.ich hab dinge erleben müssen, die kaum ein mensch erlebt hat , ja und das prägt. das tut weh. schmerz ist teil unseres lebens, unseres da seins. sich traurig zu fühlen gehört eben genau so dazu wie alles andere. ich habe lange zeit geweint darüber, als das alles hoch gekommen ist. geweint, geweint und noch mal geweint. auch heute noch weine ich über dieses leid, wenn ich mir anschaue, was passiert war.doch ich bin inzwischen nicht mehr unglücklich darüber das ich diese gefühle habe. ich wehre mich auch nicht mehr dagegen. ich lass da los und lass sie laufen.auch heute noch. manchmal weine ich, doch ich weiss inzwischen warum und erlaube mir das zu tun.denn damit nehm ich das ganze gelebte an und akzeptiere es als das was es ist: ein leben das aus vielen momenten von schmerz und leid geprägt ist. das trotz all dem heute sehr wohl lebbar ist und gut, in dem ich zufrieden bin mit mir und genauso glücklich sein kann wie ich auch traurig sein kann. es ist ausgewogen geworden, ausgeglichen und nicht mehr in solchen extremen gelebt wie es schon war. :lol:

    gruß
    melanie

  • Hallo Melanie
    Hi Manfred
    Sicher ist es nicht toll, all das Leid zu erfahren. Wenn ich meinen Weg betrachte, sind diese Erfahrungen, jetzt im Nachhinein, jedoch die wertvollen.
    Eine meiner Einsichten ist, dass mir ab einen Zeitpunkt die Alternativen ausgingen, und die „Flucht in die Sucht“ einer gewissen Zwangsläufigkeit geschuldet war. Aus meiner Lebensgeschichte heraus, für mich und meine Konstruktion vom Erlebtem, kein anderes „Lösungsmittel“ zur Verfügung stand.
    Mein Zwillingsbruder, mit ähnlichen Voraussetzungen, hat seine Historie anders interpretiert – und einen ganz anderen Lebensentwurf entwickelt. Ohne Suchtstruktur.
    Das zeigt mir lediglich, dass ich für meine Lebensentscheidungengen selbst verantwortlich war.
    Ich würde es vielleicht nicht als Dankbarkeit bezeichnen, um über den (Um)-Weg Alkoholismus, zu einer zufriedenen Lebensweise gefunden zu haben. Was ich aber aus der Situation letztendlich gemacht habe, die Einsichten die mir dadurch erst ermöglicht wurden, entbehren nicht einer unstrittigen Befriedigung und Genugtuung. Ich beweine meine Geschichte nicht mehr, die Trauerarbeit ist bewältigt.
    Das „Hätte, Wäre, Wenn“ hat keinen Einfluss mehr auf meine Befindlichkeit.
    Lieben Gruß – Uwe.

  • Hallo Matthias, Marion, Melanie und Uwe,
    vielen Dank für Eure Beiträge.

    Nochmal zu folgendem Satz:

    Die Quelle meiner seelischen Verknotungen ist das Kostbarste, was ich habe.

    Mit „kostbar“ meine ich, dass ich einen für mich verstehbaren, fühlbaren und benennbaren Ausgangspunkt habe, der für mich vor allem auch sinnstiftend ist.

    Wenn ich die inneren Schatten ein wenig aufhellen und integrieren kann, dann ist das für mich schon o.k.
    Je weniger ich sie „weg“ haben will, desto kleiner werden sie.
    In dem Maße wie ich gegen bestimmte innere (und auch äußere) „negative Gestalten“ kämpfe desto präsenter werden sie.
    Hoffentlich fällt mir das auch beim nächsten Kampf ein ... :wink:

    Ich werde mir mal wieder meine Ressourcen genauer ansehen … :D

    LG Manfred

  • glück auf manfred

    Zitat von Manfred

    Je weniger ich sie „weg“ haben will, desto kleiner werden sie.

    s gehört dazu - zu dir - is aber weniger wichtig/gewichtig? weniger beachtenswert? und also auch weniger "schmerzhaft"? weniger "belastend"?

    übrigens mein:

    Zitat

    nur auf n ersten blick.

    bezog sich selbstverständlich nur auf das "paradox"

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

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