Hallo liebe Leute in diesem Forum.
( Ich kopiere den Text aus dem Vorstellungsbereich hier rein )
Ich bin 49, seit 5 1/2 Monaten trocken.
Dieser Entschluss, nicht mehr zu trinken, ist der x-te Anlauf.
Jedoch steigt mit jedem Hinfallen und Wiederaufstehen ( wenn man noch in der glücklichen Lage ist aufstehen zu können) die Ernsthaftigkeit des Vorhabens und Überlegung, was man denn schon wieder falsch gemacht hat, dass es zu einem Rückfall kam. Kapitulation und lösungsorientiertes Denken musste endlich in meinen Alkoholschädel. Runter vom hohen Ross, Schauspielklamotten aus, nackt ( im übertragenen Sinn)mit hochrotem Gesicht, Schweiß auf der Stirn, und kalten Händen zugeben, dass ich Alkoholiker bin. Vor mir und einer Hand voll Menschen denen ich vertraue.
Mein Weg zum Alkoholiker ist leicht erklärt. Ich war schon immer etwas feinfühliger. Eventuelle Disharmonie in mir/mit mir, und mit der Umwelt, war kaum zu ertragen. Also kam mit 18-20 Lebensjahren schleichend das " Allheilmittel" Alkohol zum Zuge. Jede Medizin schmeckt anfänglich nicht besonders, so war es auch mit Alkohol. Aber er half. Zwar nicht an der Wurzel, aber an der Oberfläche. Mein Gefühl? Ich war plötzlich frei, stark, unverwundbar, intelligent, allwissend, ohne Probleme, ein Hans Dampf in allen Gassen,...usw. Dann gings weiter mit heiraten, Kinder, Hausbau, total abgeschieden am Lande leben ( für mich als Städter unerträglich), Scheidung. Natürlich alles mit Alkohol in steigender Tendenz durchzogen.
Es gab doch sooooviele Gründe um zu saufen. Die brauch ich hier gar nicht aufzählen, die kennt jeder zur Genüge. Nach 10 Jahren bechern kamen die ersten Bedenken, dass da bei mir was im Argen liegt. Also begann ich erstmal einen Tag nichts zu trinken. Oh,...das kann ich. Irgendwann probierte ich mal 4 Wochen aus, denn ich las, wenn man es schafft 4 Wochen nichts zu trinken kann man kein Alkoholiker sein. Ich habs geschafft, und wie mit einer Trophäe ging ich mit rum, und erzählte allen was ich vollbrachte. Jetzt gings los. Der Startschuss kam gleich danach, und ich soff alles das nach, was ich in den letzten 4 Wochen "versäumte". Mit reinem Gewissen ! Irgendwann schaffte ich mal ein Jahr Abstinenz, und versuchte nun kontrolliertes Trinken. Fazit: nach einem halben Jahr war ich mindestens wieder dort wo ich aufhörte. Ich wollts halt einfach nicht wahrhaben ! Irgendwann war ich dann bei 1 bis 1 1/2 Liter Wein täglich in Form von Weinschorle. Ich hatte und habe meine Arbeit, auch meine Wohnung blieb auf Vordermann, und ich pflegte mich regelmäßig. Aber ich merkte, dass ich mir immer öfters freinahm, ab und zu dann schon in der Früh was trank ( wenn ich frei hatte), alles schönredete, und mich und alle anderen belog, Hobbys vernachlässigte, zum depressiven und gleichzeitig aggressiven A... wurde ( die böse böse Welt ist an allem schuld war meine Denke). Mein Verfall wurde langsam spürbar, und an manchem Verhalten auch sichtbar. Ich hatte das Gefühl,... jetzt noch einen Schritt weiter, und ich hätte alle meine Chancen auf Leben verspielt. Also muss VON MIR SELBST AUS, FREIWILLIG, etwas geschehen. Arzt davon erzählt, Freunden erzählt, Verwandtschaft erzählt, hier ab 02.02.2012 ins Forum. Bis heute täglich hier in der Online SHG, Bücher gelesen. Das Umfeld verändert. Es gibt seitdem nicht den geringsten Alkohol hier im Haus, Treffen wo Alkohol der Mittelpunkt des Treffens ist wurden und werden gemieden, mich mit den schmackhaftesten alkoholfreien Getränke eingedeckt. Tonnenweise Süßkram, vorzugsweise Gummibärli und Eis gemampft Viel viel raus. Fast täglich. Heute das erstemal hier als Schreiberling. Meines Erachtens muss ich jetzt besonders aufpassen. Das Eis wird dünner, die Euphorie verflogen. Die Gedanken an Alkohol werden zwar weniger, und auch der Druck lässt nach. Aber genau da liegt für mich die Falle. Denn Abstinenz ist kein Selbstläufer. Ich bin mir im klaren dass Abstinenz ein Weg und Ziel zugleich ist. Ich werde immer auf dem Weg sein, und der Weg ist das Ziel.
Ich danke euch allen für eure Hilfe, denn euch zu lesen ist Lebensgold wert.
Ich werde in unregelmäßigen Abständen berichten, denn aus meinen früheren Saufzeiten sind Löcher entstanden, die habe ich mit den Dingen gefüllt die ich mir nass erträumt habe. Nur sind sie jetzt Realität, und ich trocken.
Ich wünsche uns allen eine trockene und schöne Zeit.
Lito